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Altersvorsorge
21. Dezember 2017
Mission digitale Altersvorsorge: So will fairr.de Kunden überzeugen

Mission digitale Altersvorsorge: So will fairr.de Kunden überzeugen

Mit der Idee, dass künftig jeder Kunde seine Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen kann, ist fairr.de 2014 mit einem Riester-Fondssparplan mit ETFs und garantierten Rentenkonditionen gestartet. Weitere Vorsorgeprodukte sind hinzugekommen. Wie fairr.de Kunden fürs Riestern gewinnt und ob sich das BRSG positiv auf die Riester-Förderung auswirkt, erläutert fairr.de-Geschäftsführer Jens Jennissen im Interview.

Herr Jennissen, Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, nur Altersvorsorgelösungen auf den Markt zu bringen, die Sie auch selbst nutzen würden. Auf welche Produkte setzen Sie?

Zunächst einmal habe ich mir die Frage gestellt, wie viel ich überhaupt sparen muss. Zur Beantwortung der Frage haben wir die „Rentist-App“ entwickelt, mit der auch ich meine Rentenlücke berechnet habe. Auf der Grundlage optimiere ich meine Rentenansprüche in unserem Renten-Cockpit über alle Säulen hinweg. Dafür habe ich einen „fairrürup“ abgeschlossen, unseren Rürup-Fondssparplan mit ETFs, sowie unser bekanntestes Produkt, den „fairriester“, ein Riester-Fondssparplan mit Dimensional Funds und ETFs. Für die betriebliche Altersversorgung haben wir dieses Jahr die „fairrbav“ gelauncht. Meine Sparbeiträge und die aller Angestellten bei fairr.de fließen über eine Netto-Direktversicherung zu 100% in den ARERO Weltfonds.

Die Riester-Produkte stehen ja sehr in der Kritik. Was antworten Sie Kunden auf die Frage, ob sich Riestern noch lohnt?

Wer erstmal auf uns aufmerksam geworden ist, findet schnell heraus, dass wir fairr.de gegründet haben, um genau diese Kritikpunkte aufzulösen. Selten erreicht uns pauschale Kritik. Falls doch, geht es im ersten Schritt meist darum, die Schwächen in der Konstruktion von den Kritikpunkten an einzelnen Produkten und Produktkategorien zu trennen. Durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz wurden nun einige Mängel in der Konstruktion der Förderung behoben. Mit unseren Sparplänen haben wir auf der Produktebene etliche der branchenüblichen Probleme gelöst. Das betrifft zum Beispiel hohe Abschlussprovisionen, unklare Rentenkonditionen und mangelnde Transparenz. Dennoch empfehlen wir jedem einzelnen Interessenten, selbst mit spitzen Bleistift nachzurechnen, ob die Riester-Förderung mit unseren Produkten für ihn lohnenswert ist. Die Antwort darauf fällt meist positiv aus.

Wodurch zeichnet sich „fairriester“ aus und welche Zielgruppen erreichen Sie damit?

Wir haben es geschafft, die Vorteile eines Anlageproduktes mit denen eines Versicherungsproduktes zu verknüpfen: eine renditestarke und effiziente Ansparphase mit der Planungssicherheit einer sonst wesentlich teureren Versicherungspolice. Der fairriester ist der einzige Riester-Fondssparplan mit ETFs und garantierten Rentenkonditionen. Unsere Kunden berechnen sich ein Angebot direkt online und können den Vertrag unmittelbar abschließen. Durch unser Renten-Cockpit wird jede einzelne Transaktion im fairriester nachvollziehbar. Also wann und zu welchem Kurs Fondsanteile ge- oder verkauft und wann dem Vertrag Kosten entnommen oder Zulagen gutgeschrieben wurden. Die Sparrate ändern unsere Kunden ebenfalls online und gebührenfrei. Damit überzeugen wir in gleichem Maße Wechselkunden mit herkömmlichen Produkten sowie Neukunden, die bei fairr.de endlich das passende Riester-Angebot gefunden haben.

Ist es nicht dennoch gewagt, sich als Start-up ausgerechnet bei Riester zu engagieren?

Wir haben unabhängig vom schlechten Ruf staatlich geförderter Produkte nach der sinnvollsten Möglichkeit zum langfristigen Vermögensaufbau gesucht. Dabei hat sich ein ETF-Sparplan mit Riester-Förderung durchgesetzt. Mit der Riester-Rente sind wir 2014 gestartet, heute bieten wir Sparpläne für alle Säulen der Altersvorsorge. Da wir die staatlichen Förderungen mit einer Geldanlage kombinieren, wie wir sie auch ohne die Zulagen und Steuervorteile nutzen würden, liegt der Vorteil unserer Produkte für überzeugte ETF-Anleger schnell auf der Hand.

Wie handeln Sie bei den Zulagen? Erinnern Sie Ihre Kunden daran? Viele Riester-Kunden holen ihre Zulagen ja gar nicht ab.

Laut Zahlen des Bundesfinanzministeriums wird nur bei rund einem Viertel aller Riester-Verträge die volle Zulage ausgeschöpft. Damit das nicht auch auf unsere Kunden zutrifft, erinnern wir diese regelmäßig an das Einreichen und die Aktualisierung ihres Dauerzulageantrages. Mit der Weiterentwicklung unseres Renten-Cockpits werden Änderungen an zulagenrelevanten Daten automatisch dazu führen, dass der Zulagenantrag stets aktuell gehalten wird.

Findet bei Ihnen tatsächlich eine Beratung statt? Umfänglich? Ganzheitlich?

An der Stelle trennen wir zwischen dem Teil, der rechtlich als Beratung definiert ist, und der tatsächlichen Erwartung unserer Kunden an eine ehrliche Beratung. Nach unserer Überzeugung muss eine Beratung nicht nur ganzheitlich und umfänglich, sondern insbesondere auch unabhängig erfolgen. Im Direktvertrieb stellen wir alle Informationen so dar, dass für Selbstentscheider keine Fragen mehr offenbleiben. Für Rückfragen steht unser Kundenservice per Live-Chat, Mail und Telefon zur Verfügung. Für den Wunsch nach ganzheitlicher Beratung haben wir ein Netzwerk aus Honorarberatern in ganz Deutschland aufgebaut.

Sie erwähnten bereits, dass das BRSG Mängel bei Riester beheben wird. Welche Aspekte spielen hier eine Rolle?

Die Verkürzung von Fristen für die Überprüfung des Zulageanspruches wird sich positiv auf die Riester-Förderung auswirken, ebenso beispielsweise die Erleichterung bei der Besteuerung der Abfindungen von Kleinbetragsrenten. Diese drei Auswirkungen werden sich auch positiv bemerkbar machen: 1. Die Grundzulage wird 2018 von 154 Euro auf 175 Euro erhöht. 2. Die Einnahmen aus freiwilliger Altersvorsorge werden nur noch anteilig auf die Grundsicherung angerechnet. Ein Sockelbeitrag von 100 Euro bleibt vollständig anrechnungsfrei. 3. Für über Arbeitgeber abgeschlossene Riester-Verträge fallen in der Auszahlphase keine Beiträge mehr für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung an. Die Doppelverbeitragung wurde damit abgeschafft.

Lassen Sie uns kurz zurückblicken: Sie haben Ihr Unternehmen im Jahr 2013 gegründet. Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Entwicklung?

Wenn ich mir die Entwicklungen der vergangenen Jahre ansehe, bin ich sehr zufrieden. Besonders freut mich die hohe Zufriedenheit unserer Kunden, die uns häufig weiterempfehlen. Auch die Testsiege und Empfehlungen durch den Verbraucherschutz haben maßgeblich dazu beigetragen, dass unser Kundenstamm stetig wächst.

Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit Honorarberatern?

Honorarberater waren Kunden der ersten Stunde. Wenige Wochen nach dem Start unseres Riester-Fondssparplans sind die ersten Verbände auf uns zugekommen. Neben den Pools und Verbänden sind viele Berater auch direkt bei uns angebunden. Etwa ein Fünftel unserer Kunden kommt über die Honorarberatung. Für einige Provisionsberater waren unsere Produkte der Einstieg in die Honorarberatung. Das macht uns stolz.

Welche Tendenzen erwarten Sie im Bereich der Altersvorsorge und wie sehen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens?

In Deutschland wird die kapitalgedeckte Altersvorsorge eine tragende Rolle einnehmen. Die Kosten im Vertrieb und in der Geldanlage werden weiter sinken, die Nachfrage nach effizienten Produkten und der Wunsch nach säulenübergreifenden Renteninformationen wird zunehmen. Mit unserem Renten-Cockpit und den geförderten Produkten haben wir uns frühzeitig für diese Trends positioniert und streben für diese Nachfrage eine führende Rolle an.

Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge bieten wir neben unserer Netto-Direktversicherung mit ETF-Portfolios auch unsere Expertise bei der Entwicklung von Rentenplattformen, auf denen Arbeitnehmer ihre Rentenansprüche einsehen können. Dazu werden wir die Zusammenarbeit mit bAV-Beratern intensivieren.  

 
Ein Artikel von
Jens Jennissen