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8. Dezember 2014
Opting-Out und mehr Rendite für die bAV

Opting-Out und mehr Rendite für die bAV

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen befürwortet die Idee eines automatischen Abzugs eines Teils ihres Gehaltes, der direkt in eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) umgewandelt wird. Dennoch haben noch zu wenige Arbeitnehmer eine solche Vorsorge abgeschlossen – so eine aktuelle Studie des deutschen Investmentverbands. Dieser nutzt die Studie, um für ein Opting-Out-Modell zu plädieren und die bisherige Fokussierung auf versicherungsförmige Strukturen zu kritisieren.

Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger fänden es gut oder sehr gut, wenn ihr Arbeitgeber ihnen automatisch einen bestimmten Betrag des Gehalts direkt – und damit steuer- und sozialabgabefrei – für eine betriebliche Altersvorsorge abzieht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von TNS Infratest im Auftrag des deutschen Fondsverbandes BVI. Vor allem die jüngere Generation ist von dieser Idee begeistert. Bei den 18- bis 29-Jährigen unterstützen sogar 80% der Befragten die direkte Entgeltumwandlung.

Nur vier von zehn besitzen eine bAV

Dass die Arbeitnehmer die Idee gut finden, bedeutet allerdings noch lange nicht, dass die Befragten die Entgeltumwandlung auch in die Tat umsetzen. Der Umfrage zufolge haben sechs von zehn Bundesbürgern keine bAV. Dabei besteht für Arbeitnehmer im Rahmen der Entgeltumwandlung bereits seit 2002 die Möglichkeit, steuer- und sozialabgabenfrei fürs Alter vorzusorgen. Bisher geschieht das allerdings nicht automatisch, sondern wenn die Mitarbeiter diese Vorsorgemöglichkeit aktiv einfordern.

Rechtsanspruch allein reicht nicht aus

Der BVI macht sich vor diesem Hintergrund für eine Opting-Out-Praxis stark. Dann würde jeder neu eingestellte Arbeitnehmer automatisch eine bAV erhalten – es sei denn, er widerspricht ihr ausdrücklich. Arbeitgeber kleiner und mittlerer Unternehmen fürchten allerdings, dass auf sie dadurch zusätzliche bürokratische und finanzielle Belastungen zukommen. „Die positive Grundhaltung der Bevölkerung zum Opting-Out sollten Politik, Tarifparteien und Arbeitgeber nutzen, um die betriebliche Altersversorgung stärker zu verbreiten. Der 2002 eingeführte Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung hat dieses Ziel nicht erreicht. Die bAV als „zweite Säule“ des deutschen Altersvorsorgesystems ist ausbaufähig“, kommentiert dagegen BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter.

 

Opting-Out und mehr Rendite für die bAV

 

Falsche Ansichten verfestigt

Viele Bürger können der Umfrage zufolge mit der derzeitigen Ausgestaltung der bAV wenig anfangen. Zudem haben sich nach Ansicht des BVI falsche Ansichten verfestigt. 22% der Befragten lehnen eine bAV zum Beispiel ab, weil der Vertrag nicht übertragbar sei – was aber so nicht richtig ist. Dadurch entstehe das Dilemma, dass Arbeitgeber eine mangelnde Nachfrage seitens der Mitarbeiter beklagen und Arbeitnehmer wiederum ein fehlendes aktives Angebot ihres Unternehmens bemängeln. „Ein Opting-Out-Modell könnte diesem Missstand abhelfen. Es muss jedoch nicht zwangsläufig den Gesetzgeber auf den Plan rufen, sondern kann von den Tarifparteien forciert werden“, sagt Richter. „Wichtig ist dabei, Alternativen in der bAV zu schaffen. Sie muss einfacher, flexibler und renditestärker werden.“

Wettbewerb zwischen Versicherungs- und Fondslösungen gefordert

Laut BVI dominieren momentan versicherungsförmige Strukturen bei den externen bAV-Durchführungswegen. Es fehle daher ein gesunder Wettbewerb zwischen Versicherungs- und Fondslösungen. „Der Grund dafür ist eine geradezu aktienfeindliche, staatliche Vorsorgepolitik in Deutschland. Während in den USA große Teile der betrieblichen Altersvorsorge über Opting-Out-Modelle in Aktien stecken, wird diese Anlageform in der Vorsorge in Deutschland immer noch systematisch benachteiligt“, so Richter. Das belege auch die aktuelle Studie. Demnach sorgen die Bürger vor allem mit Bausparverträgen (45%) und Kapitallebensversicherungen (37%) fürs Alter vor. Festverzinslich gestaltete Versicherungsprodukte erwirtschaften laut dem Fondsverband allerdings in einer Niedrigzinsphase kaum Renditen. Zinsgarantien seien heute keine valide Option mehr für langfristiges Sparen. „Damit sich die Altersvorsorge rentiert, muss sie stärker Sachwerte einbeziehen und flexibler werden“, so Richter. (mh)