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Steuern & Recht
28. Juli 2016
Rechtsstreit über Kündigung wegen Adipositas durch Vergleich beigelegt

Rechtsstreit über Kündigung wegen Adipositas durch Vergleich beigelegt

Im Rechtsstreit um Kündigung wegen Adipositas haben sich der Kläger und seine Arbeitgeberin, eine Landschafts-, Kanal und Tiefbaufirma, in einem Vergleich geeinigt: Sowohl die streitbefangene Kündigung als auch der vom Kläger geltend gemachte Entschädigungsanspruch sind erledigt.

Die Beklagte, die in den Bereichen Landschafts-, Kanal- und Tiefbau, Pflanz- und Pflasterarbeiten sowie Grünflächenpflege tätig ist und mehr als zehn Arbeitnehmer hat, stellte den Kläger im Jahr 1985 ein. Er ist 1,94 m groß und wiegt ca. 200 kg. Im Hinblick auf die Einsatzfähigkeit des Klägers regte die Beklagte eine Gewichtsreduktion an, weshalb der Kläger ab Februar 2014 an dem Gesundheitsprogramm eines Adipositaszentrums teilnahm. Nach Abschluss des Programms konnte keine Gewichtsreduzierung festgestellt werden. Die Beklagte kündigte das Arbeitsverhältnis mit Schreiben vom 29.07.2015 ordentlich zum 28.02.2016.

Kläger fordert Entschädigung: Benachteiligung aufgrund Behinderung

Der Kläger wendet sich mit seiner Klage gegen die Kündigung. Dies sei unwirksam. Er sei aufgrund seiner Adipositas als (schwer-)behinderter Mensch anzusehen. Er behauptet, die Beklagte habe die Kündigung mündlich mit seiner Fettleibigkeit begründet, obwohl er tatsächlich in der Lage sei, seine vertraglich geschuldete Arbeitsleistung nach wie vor erbringen zu können. Er verlangt deshalb außerdem eine Entschädigung vom 6.000 Euro wegen Benachteiligung aufgrund einer Behinderung.

Beklagte: Kläger kann unabdingbare Tätigkeiten nicht mehr ausüben

Die Beklagte behauptet unter anderem, dass der Kläger aufgrund seines Körpergewichts eine Vielzahl von Tätigkeiten, die für seine Beschäftigung unabdingbar seien, nicht mehr ausüben könne. So sei er zum Beispiel nicht mehr in der Lage, den bei ihr eingesetzten Kleinlastwagen zu steuern. Er sei nicht mehr für Graben- und Kanalarbeiten einsetzbar, weil er aufgrund der nach der DIN 4124 vorgegebenen Grabenbreite in die Gräben nicht mehr hineinpasse. Er könne nicht auf Leitern stehen, denn deren Belastbarkeit sei auf 150 kg beschränkt. Ebenso gebe es keine passende Arbeits- und Schutzkleidung für ihn.

Nachdem das Arbeitsgericht der Kündigungsschutzklage stattgegeben hatte, einigten sich die Parteien in der Berufungsverhandlung am 27.07.2016 dahingehend, dass sowohl die streitbefangene Kündigung als auch der vom Kläger geltend gemachte Entschädigungsanspruch erledigt sind. Der Kläger sagte zu, weiterhin an seiner eingeleiteten Gewichtsreduzierung zu arbeiten. (ad)

AG Düsseldorf, Urteil vom 17.12.2015, Az.: 7 Ca 4616/15, LAG Düsseldorf, Az.: 7 Sa 120/16