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21. April 2015
Selbstständigkeit als Männerdomäne

Selbstständigkeit als Männerdomäne

Laut dem aktuellen „Global Entrepreneurship Monitor“ liegt die Gründungsquote bei den Frauen noch immer deutlich unter derjenigen der Männer. Auch die Motive, warum man sich selbstständig macht, variieren geschlechterspezifisch.

Unternehmensgründungen sind nach wie vor eine Männerdomäne. 2014 lag die Quote der 18- bis 64-jährigen Männer, die in den letzten dreieinhalb Jahren gegründet haben oder aktuell planen, ein Unternehmen zu gründen, in Deutschland bei 6,5%. Die Gründungsquote der Frauen betrug lediglich 4%. Dies zeigen neue Ergebnisse aus dem „Global Entrepreneurship Monitor“, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jüngst veröffentlichte.

Männer wollen Unabhängigkeit

Auch die Motive für Selbstständigkeit bei Männern und Frauen unterscheiden sich. Ergebnisse des Monitors aus den Jahren 2009 bis 2014 zeigen, dass sich 60% der Männer, aber nur 50% der Frauen selbstständig machen, weil sie eine Gelegenheit nutzen möchten und damit Ziele wie Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und ein hohes Einkommen verfolgen. Frauen machen sich dagegen häufiger aus Ermangelung einer geeigneten Stelle in abhängiger Beschäftigung selbstständig. Ostdeutsche Gründerinnen nennen diese Aspekt dabei mit 43% öfter als Gründerinnen in Westdeutschland mit 23%.

„Für die Entscheidung zur Selbstständigkeit sind Rollenvorbilder sehr wichtig“, erläutern die Arbeitsmarktexperten. So erhöhen beispielsweise unternehmerisch tätige Eltern die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Unternehmen zu gründen. Die durchschnittliche Gründungsquote von Personen mit Eltern, die selbstständig sind oder waren, lag im Zeitraum 2009 bis 2014 bei 7,1% gegenüber 3,5% bei Personen mit abhängig beschäftigten Eltern. Trotz der Vorbildrolle der selbstständig tätigen Eltern war die durchschnittliche Gründungsquote bei Töchtern niedriger als bei Söhnen: bei Frauen betrug sie 5,6%, bei Männern 8,6%.

Vorbilder erhöhen Gründungswahrscheinlichkeit

Auch Vorbilder im Bekanntenkreis erhöhen die Wahrscheinlichkeit, ein Unternehmen zu gründen. 55% der Gründerinnen und 66% der Gründer kennen Personen, die sich in jüngster Vergangenheit selbstständig gemacht haben. Die geringere Verbreitung von unternehmerischen Vorbildern bei Frauen könnte bei der Vermittlung von gründungsrelevantem Wissen eine Rolle spielen, so die Autoren. 32% der Frauen im Vergleich zu 47% der Männer sind der Meinung, dass sie über die Kenntnisse verfügen, die sie für eine Gründung als nötig erachten.

Die Analyse der Gründungsaktivitäten zeigt auch, dass ostdeutsche Frauen seltener als westdeutsche Frauen unternehmerisch aktiv sind. Dies lasse sich vor allem durch strukturelle Unterschiede erklären. So sind Frauen und Männer, die in einem städtischen Umfeld leben, häufiger selbstständig tätig als Personen, die in ländlichen Gebieten leben. Gründe hierfür seien vor allem die bessere städtische Infrastruktur und die Alters- und Qualifikationsstruktur in städtischen Gebieten. Mit 68% gibt es diese ländlichen Regionen in Ostdeutschland häufiger als in Westdeutschland, wo nur 30% der Regionen als ländlich gelten. (ad)