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22. April 2015
Sterbetafeln: Jungen werden 78, Mädchen 83 Jahre alt

Sterbetafeln: Jungen werden 78, Mädchen 83 Jahre alt

Das Statistische Bundesamt hat am Mittwoch die Sterbetafeln 2010/2012 veröffentlicht. Demnach beträgt die Lebenserwartung für neugeborene Jungen knapp 78 und für neugeborene Mädchen knapp 83 Jahre. Damit setzt sich der Trend einer steigenden Lebenserwartung fort. Für Versicherer haben diese Sterbetafeln aber nur wenig Aussagekraft.

Nach der allgemeinen Sterbetafel 2010/2012 für Deutschland beträgt die Lebenserwartung für neugeborene Jungen 77 Jahre und 9 Monate und für neugeborene Mädchen 82 Jahre und 10 Monate. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, ergibt sich für 65-jährige Männer eine noch verbleibende Lebenserwartung von 17 Jahren und 6 Monaten. 65-jährige Frauen können statistisch gesehen mit weiteren 20 Jahren und 9 Monaten rechnen.

Die Statistiker verweisen dabei auf leichte Veränderungen in der Berechnung, da der Zensus 2011 (Volkszählung) die Basis verändert hat. Demnach ist im kurzfristigen Vergleich zur vorherigen Sterbetafel 2009/2011, bei der der Zensus noch nicht berücksichtigt wurde, die Lebenserwartung 2010/2012 bei neugeborenen Jungen und 65-jährigen Männern unverändert geblieben, bei neugeborenen Mädchen und 65-jährigen Frauen hat sie um etwa 1 Monat zugenommen. Ohne die Verwendung der Zensusergebnisse wäre die Lebenserwartung zwischen den beiden Sterbetafeln bei den Frauen deutlicher angewachsen und bei den Männern ebenfalls angestiegen. Dieser Anstieg wurde aber durch die Umstellung auf zensusbasierte Ergebnisse nahezu kompensiert.

Im Langzeitvergleich ergibt sich allerdings ein deutliches Bild. Im Vergleich zu 1986/1988, dem Zeitpunkt der letzten allgemeinen Sterbetafel, zeigt sich die langfristige Zunahme der Lebenserwartung. Für neugeborene Jungen hat sie seitdem um 6 Jahre, für neugeborene Mädchen um 4 Jahre und 9 Monate zugenommen.

Versicherer kalkulieren anders

Die Sterbetafeln des Statistischen Bundesamts sind allerdings nicht die Grundlage, mit der die Versicherer rechnen. Der GDV verweist darauf, dass die Sterbetafeln keine Rückschlüsse darüber zulassen, wie sich die Lebenserwartung in den nächsten 25 Jahren tatsächlich entwickeln werde. Denn es handele sich um eine sogenannte Periodensterbetafel: Aus dieser ließe sich zwar ablesen, wie viele weitere Lebensjahre Menschen eines bestimmten Alters bei unveränderten Rahmenbedingungen im Durchschnitt noch vor sich haben. Versicherer dagegen müssten Annahmen über die weitere Entwicklung der Lebenserwartung treffen, da sie langfristige Leistungsversprechen geben. Eine Kalkulation auf Grundlage einer Periodensterbetafel wäre demnach zu riskant, da diese die langfristig steigende Lebenserwartung nicht berücksichtigt.

Deshalb kalkulieren Lebensversicherer auf Basis von Generationensterbetafeln der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Bei einer Generationensterbetafel werden die Sterbefälle eines Geburtenjahrgangs über die gesamte Lebenszeit hinweg betrachtet. Damit lassen sich Veränderungen der Lebenserwartung im Zeitverlauf aufzeigen, beispielsweise eine steigende Lebenserwartung durch den medizinischen Fortschritt. Zudem berücksichtigt die DAV, dass sich die Lebenserwartung der Durchschnittsbevölkerung erfahrungsgemäß von der Lebenserwartung im Versichertenkollektiv unterscheidet. Und schließlich müssten Versicherer zusätzlich einen „Sicherheitspuffer“ einkalkulieren, um das lebenslange Leistungsversprechen unter allen Umständen einhalten zu können. (bh)