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5. Juli 2016
Telematik: Fahrtraining anstatt Preisbonus fürs Dauer-Datensammeln

Telematik: Fahrtraining anstatt Preisbonus fürs Dauer-Datensammeln

Die Offenheit für Telematiktarife wächst, allerdings führen solche Versicherungsangebote laut einer YouGov-Studie bei Kunden zu Konflikten: Schnelle Hilfe und Belohnung für risikoarmes Verhalten: ja – langfristige Überwachung und Kontrolle: nein. Besonders attraktiv seien daher Boni für befristete Verhaltensmaßnahmen anstatt für kontinuierliche Verhaltensmessung.

Deutsche Verbraucher werden durch die zunehmende Vernetzung ihres Alltags auch offener für Versicherungsangebote, die auf Telematik und Verhaltensmessung basieren. Dies ergibt die Studie „Produktinnovationen in der Assekuranz“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov. Den Studienverfassern zufolge wird Telematik im Versicherungskontext von den Verbrauchern vor allem dort akzeptiert und als nützlich erachtet, wo es um Schadenprävention, schnelle Hilfe im Schadenfall oder Hilfestellungen bei Beeinträchtigungen im Alltag geht. Beispiele hierfür sind automatische Unfallmeldedienste, Assistenzsysteme für chronisch Kranke oder Smart-Home-Lösungen.

Wird Telematik hingegen als Kontrolle des eigenen Verhaltens wahrgenommen, reagieren Konsumenten der Studie zufolge deutlich kritischer und legen insgesamt ein sehr ambivalentes und von Konflikten geprägtes Verhalten an den Tag: Grundsätzlich erscheint ihnen die Belohnung eines risikoarmen Verhaltens gerecht und stärkt den Glauben an eine kontrollierbare Welt – gleichzeitig suchen sie Versicherungsschutz aber gerade für die Fälle, die unkontrollierbar sind. Kurzfristig erscheinen ihnen Boni wie beispielsweise Beitragsrabatte reizvoll – langfristig befürchten die Befragten allerdings in Situationen zu kommen, in denen negative Folgen für sie unabwendbar sind.

Die Studienverfasser vermuten dahinter ein kundenseitiges mangelndes Vertrauen gegenüber dem Versicherer, sich selbst und der eigenen Zukunft, das sich auch durch detaillierte Information zu Datenschutz und -nutzung nicht vollständig auflösen ließe, zumal diese Informationen eher überfordernd und abstrakt erschienen. Neben ihrem Misstrauen in die Versicherungsbranche seien die Versicherten zudem skeptisch, ob das honorierte Verhalten langfristig aufrechterhalten werden könne. „Für die Akzeptanz verhaltensbasierter Tarife ist es wichtig, dass Versicherungsnehmer die Kontrolle über ihre Daten haben und aktiv darüber entscheiden können, welche Daten sie dem Versicherer wann bereitstellen“, sagt Jutta Rothmund, Senior Consultant bei YouGov und fügt an, dass laut der Studie die Angebote, die klar definierte und befristete Verhaltensmaßnahmen bonifizieren – beispielsweise die Teilnahme an Präventionskursen oder einer dreimonatigen Fahrstilanalyse – für Kunden deutlich attraktiver seien als Tarifmodelle, die auf eine kontinuierliche Verhaltensmessung und Bonifizierung angelegt seien. Eine schnellere, häufigere und über monetäre Vorteile hinausgehende Belohnung schaffe gerade auch bei jüngeren Kunden stärkere Anreize, als eine langfristige Bonifizierung. (ad)