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3. September 2015
Telematik: Faire Tarife oder gläserner Kunde?

Telematik: Faire Tarife oder gläserner Kunde?

Die sozialen Kanäle brodeln: Immer mehr Versicherer beschreiten den Weg der Telematik, um digital mehr über ihre Kunden zu erfahren. Mehr Informationen sind laut Versicherungsunternehmen gleichbedeutend mit maßgeschneiderten Angeboten und mehr Präventionsmöglichkeiten. Datenschützer hingegen reden von Entsolidarisierung und elektronischer Überwachung.

Schrittzähler, Pulsmesser, Apple Watch: Viele gesundheitsbewusste Menschen tracken ihre Fitness durch moderne Gadgets. Die AOK Nordost hat als erste Krankenkasse vor Kurzem bekannt gegeben, solche Geräte bezuschussen zu wollen – andere Krankenkassen wie die Techniker wollen ihrem Beispiel folgen. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Wieland Dietrich, Vorsitzender der Freien Ärzteschaft (FÄ), spricht sich in einer Pressemitteilung vehement gegen eine Bezuschussung aus. Er sehe dies als eine reine Verschwendung der Krankenkassenbeiträge unter dem Deckmantel der Prävention. Der FÄ-Vorsitzende fordert die Krankenkassen vielmehr dazu auf, die Beiträge der Krankenkassen für die Behandlung Kranker zu nutzen.

Zwei Lager auch in der PKV

Uneins sind sich auch die Marktteilnehmer der privaten Krankenversicherung: Die Süddeutsche Krankenversicherung vertritt eine ausgesprochene Anti-Telematik-Haltung und warnt vor der Datensammelwut ihrer Konkurrenten. SDK-Chef Dr. Ralf Kantak ist überzeugt, der Trend stehe dem Solidarprinzip einer Versicherung entgegen. In einem Interview mit dem Versicherungsboten schwört Kantak als Folge sogar eine regelrechte Misstrauenskultur infolge der elektronischen Überwachung herauf und verspricht, die SDK werde andere Wege verfolgen als die Mitbewerber am Markt. Auch die Debeka hat sich bereits offiziell gegen Telemonitoring-Tarife positioniert.

Die Generali geht indes ihren begonnenen Weg in Richtung „Vitality“-App unbeirrt weiter. In einem Interview mit „Technology Review“ hat Vorstandsvorsitzender Giovanni Liverani das Gesundheitsprogramm detailliert vorgestellt und verteidigt. App-Verweigerer würden nicht bestraft, stellte der Generali-Chef klar. Statt um Spionage gehe es darum, Menschen dazu zu motivieren, ihre Gesundheit zu verbessern, so Liverani. Zur gleichen Zeit gab die Generali Gruppe bekannt, mit Obi Worldphones™ ein exklusives Pionierabkommen geschlossen zu haben, mit dem das Unternehmen bis zum Jahr 2017 in 20 Märkten im Mobilkanal tätig werden will. Die Apps der Generali sollen in die Obi Worldphones eingebettet werden und eine Basis von mehr als 10 Millionen potenziellen Kunden erreichen. (sg)