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1. August 2018
Telemedizin: Revolution der betrieblichen Vorsorge

Telemedizin: Revolution der betrieblichen Vorsorge

Digitale Vorsorgeinstrumente können Betrieben Antworten auf Engpässe der gesundheitlichen Versorgung ihrer Mitarbeiter geben: Mithilfe eines telemedizinischen Angebots im Rahmen der bKV können sie die medizinische Versorgung langfristig verbessern. Ein Artikel von Daniel Schmalley, Leiter des Kompetenzcenters Firmenkunden bei der Barmenia.

Hohe Krankenstände haben sich in den vergangenen Jahren insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. Weil unsere Gesellschaft altert und Belastungen steigen, nehmen auch Fehlzeiten weiter zu. Schon jetzt bedeuten die rund 15 Fehltage pro Kopf und Jahr für einen durchschnittlichen Betrieb mit 1.000 Mitarbeitern Verluste von gut 4 Mio. Euro jährlich. Die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter wird damit für viele Unternehmen zum zentralen Wettbewerbsfaktor.

Gleichzeitig bestehen gerade auf dem Land Lücken in der medizinischen Versorgung: Aktuelle Statistiken der Bundesärztekammer belegen, dass der Behandlungsbedarf in Deutschland überproportional zur Anzahl der behandelnden Ärztinnen und Ärzte steigt – besonders in vielen ländlichen Regionen nähert sich die Mehrheit der niedergelassenen Ärzte dem Pensionsalter, ein Großteil des Personals arbeitet am Limit. So bleibt weniger Zeit für umfangreiche Sprechstunden mit den Patienten, längere Wartezeiten in der Praxis und im Krankenhaus sind längst zur Norm geworden: Tatsächlich dauert ein Arztbesuch im Schnitt mittlerweile rund 2,5 Stunden – während die eigentliche Beratung oft in unter zehn Minuten vorüber ist.

Telemedizin als Personalinstrument

Wie dieses Ungleichgewicht zwischen Versorgungsbedarf und -angebot langfristig zu lösen ist, das ist eine große Herausforderung für die deutsche Politik. Für Unternehmen kann eine digitale Versorgungslösung kurzfristig und einfach Entspannung bringen: die Telemedizin – eine Sprechstunde, die mittels moderner Telekommunikation die räumliche Distanz zwischen Arzt und Patienten überbrückt und aktuell in verschiedenen Modellprojekten in Deutschland getestet wird. Unternehmen können den Telemedizin-Service unkompliziert als Teil einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) buchen und ihren Mitarbeitern so einen schnelleren und direkten Zugang zu verschiedenen Fach- und Allgemeinärzten bieten.

Das telemedizinische Angebot zeigt, dass sich die bKV in den letzten Jahren zu einem hochmodernen Personalinstrument entwickelt hat. Lange sahen Arbeitgeber die Zusatzversicherung für Arbeitnehmer skeptisch – hatte sie doch den Ruf, ein starres Personalinstrument mit hohem Verwaltungsaufwand zu sein. Seitdem hat sich einiges getan: Die Lösungen sind deutlich flexibler geworden und moderne Versicherer bieten heute digitale Versorgungs- und Service-Möglichkeiten, bei denen sie auf die neuesten technologischen Standards setzen. Die Barmenia etwa bietet ihren telemedizinischen bKV-Gutschein exklusiv in Kooperation mit der TeleClinic an – und hat dafür im vergangenen Jahr Doppelgold beim Innovationspreis der Assekuranz gewonnen.

Kosten- und Aufwandsersparnis

Die Vorteile des digitalen bKV-Angebots für Unternehmen sind vielfältig: Zu oft verschleppen Beschäftigte ihre Krankheiten und fehlen dadurch noch länger auf der Arbeit. Oder aber sie nehmen den langen Weg zum Arzt auf sich, wobei sich dann herausstellt, dass der Aufwand gar nicht nötig gewesen wäre – und man zum Beispiel eine Verspannung auch mit einer Übung oder dem Griff zum Hausmittel hätte lindern können. Ein schneller Kontakt über die Telemedizin-App kann beides verhindern – und somit teure Fehlzeiten reduzieren.

Instrument zur Mitarbeiterbindung

Viele Unternehmen interessieren sich aber nicht nur wegen ihres Krankenstands für die bKV-Lösung – sondern auch, weil die neue Flexibilität bei ihren Arbeitnehmern gut ankommt. Bereits 2016 veröffentlichte der Digitalverband Bitkom eine Studie, die zeigte, dass mittlerweile jeder fünfte Deutsche im Krankheitsfall seinen eigenen Gesundheitszustand telemedizinisch überwachen lassen würde. Seitdem ist das Interesse der Deutschen an den neuen Möglichkeiten der Fernbehandlung für die Prävention, die Diagnose und die Heilung von Krankheiten stetig gewachsen.

Tatsächlich fühlen sich Belegschaften besonders dann wertgeschätzt, wenn es um ihr wichtigstes Gut geht – ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familien. So profitieren beispielsweise viel beschäftigte Eltern von der Telemedizin, die wegen Kinderarztbesuchen immer mal wieder auf der Arbeit fehlen müssen – und jetzt so manches Problem vorab per Video- oder Telefonanruf klären können. Durch die Fernbehandlung sind Allgemein- und Fachmediziner von überall und jederzeit erreichbar – sieben Tage die Woche, rund um die Uhr und auch nachts. Diese Flexibilität findet Anklang – und erlaubt es den Eltern, ihre Sorgen um die kranken Kinder schneller aus dem Weg zu räumen.

Telemedizin für Führungskräfte

Eine weitere typische Nutzergruppe des telemedizinischen Service in der bKV sind Führungskräfte: Sie wollen und können es sich meist gar nicht erlauben, unnötig bei der Arbeit zu fehlen. Doch gerade dieser Personenkreis ist besonders großen psychischen und körperlichen Belastungen ausgesetzt – durch Zeit- und Leistungsdruck. Umso wichtiger ist es, dass durch digitale Tools in ihre Gesundheit und Vorsorge investiert wird.

Und auch wer viel auf Reisen ist, profitiert von dem Service. Auf Dienstreisen sind Mitarbeiter quasi auf sich allein gestellt – und die Hemmung, in einem fremden Land zum Arzt zu gehen, ist oftmals hoch. Mit der Telemedizin haben Mitarbeiter den Arzt stets im Gepäck – egal wo die Reise hinführt.

Fazit

Was lange Zeit nach Zukunftsmusik klang, ist also Realität geworden: Die Digitalisierung des Gesundheitssektors, die in den USA und Großbritannien bereits seit Jahren Standard ist, ist nun auch in Deutschland angekommen – und revolutioniert die Möglichkeiten der betrieblichen Vorsorge. Mithilfe des telemedizinischen Angebots in der bKV können Unternehmen ihren Mitarbeitern schon heute einen schnelleren und direkten Zugang zu ärztlichem Rat bieten, Fehlzeiten reduzieren – und ihrer Belegschaft damit ganz klar signalisieren: „Auf Sie kommt es an!“

Der Artikel ist auch in der AssCompact Sonderedition „betriebliche Versorgung“ 2018 zu finden.