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6. Mai 2016
Ungebremster Preisboom bei deutschen Wohnimmobilien

Ungebremster Preisboom bei deutschen Wohnimmobilien

Die Landesbausparkassen (LBS) erwarten für 2016 einen Anstieg der deutschen Immobilienpreise um 3 bis 4%. Dabei rechnen die Experten der Bausparkasse mit enormen regionalen Wohnungsmarktunterschieden. Auch der Preisunterschied zwischen neuem und gebrauchtem Wohneigentum bleibt immens.

Die Landesbausparkassen (LBS) rechnen auch in diesem Jahr mit Preissteigerungen. auf dem deutschen Immobilienmarkt. Die im vergangenen Jahr gesehenen Entspannungstendenzen setzen sich damit nicht fort. Vielmehr wird der aktuellen Frühjahrsumfrage unter 600 Immobilienmarktexperten von LBS und Sparkassen zufolge bis zum Jahresende ein spürbarer Preisanstieg zwischen 3 und 4% erwartet. Damit würde den Anstieg deutlich über der allgemeinen Preissteigerungsrate liegen, die nach der aktuellen Gemeinschaftsdiagnose im Jahr 2016 unter 1% bleiben dürfte.

Anhaltend hohe Nachfrage

Hauptgrund für den erwarteten Preisanstieg ist die anhaltend hohe Nachfrage. Nach Einschätzung der LBS-Experten wird die Nachfrage nach Wohnimmobilien vor allem von den außergewöhnlich attraktiven Finanzierungsbedingungen, der guten Einkommens- und Beschäftigungsentwicklung sowie dem weiter steigenden Wohnraumbedarf – auch aufgrund der deutlichen Zuwanderung – getrieben. Die Ausweitung des Angebots durch Neubau könne damit noch nicht Schritt halten. Bis die kräftig gestiegenen Baugenehmigungszahlen ankommen, werde es noch dauern. „Die gute Nachricht ist, die Bautätigkeit reagiert und verspricht perspektivisch Entlastung; allerdings müssen sich die Bundesbürger vorerst auf weiter steigende Preise einstellen“, resümierte LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann heute bei der Vorstellung der LBS-Analyse „Markt für Wohnimmobilien 2016“ in Berlin.

Massive regionale Unterschiede

Die regionalen Unterschiede sind weiterhin enorm. Bei gebraucht frei stehenden Einfamilienhäusern steht München zum Beispiel an der Preisspitze bundesdeutscher Großstädte. Mit 1 Mio. Euro ist die bayrische Landeshauptstadt mehr als zehnmal so teuer ist wie einzelne ostdeutsche Mittelstädte. Teils noch teurer sind Immobilien in attraktiven Umlandgemeinden. Der Münchener Nobel-Vorort Grünwald wies mit 1,55 Mio. Euro sogar den absoluten Rekord auf. Hinter der bayerischen Landeshauptstadt folgen bei den Großstädten der Süden und der Südwesten mit Regensburg (790.000 Euro) und Stuttgart (780.000 Euro) sowie Wiesbaden (750.000 Euro) und Freiburg im Breisgau (700.000 Euro). Spitzenpreise gibt es nach Aussage der LBS-Experten auch in Regionen mit besonders reizvoller Landschaft. in den Voralpen Starnberg mit 1,2 Millionen Euro, am Bodensee Konstanz und Lindau mit 800.000 bzw. 670.000 Euro.

Bezahlbare Städte nicht nur in Ostdeutschland

Auf der anderen Seite verzeichnet der Immobilienpreisspiegel der LBS auch Halbmillionen-Städte, bei denen relativ günstige gebrauchte Einfamilienhäuser verfügbar sind. Typische Preise bewegen sich in Leipzig, Hannover, Bremen, Dortmund und Dresden, aber auch in Berlin in einer Bandbreite zwischen 250.000 und 320.000 Euro. In manchen Großstädten liegt das Preisniveau noch einmal deutlich niedriger, nicht nur in den neuen Ländern mit Halle und Magdeburg (175.000 bzw. 200.000 Euro), sondern vereinzelt auch im Norden (Bremerhaven mit 130.000 Euro) und im Westen (Siegen mit 185.000 Euro). In den Mittelstädten markieren Eisleben und Annaberg mit 55.000 bzw. 60.000 Euro das untere Ende der Preisskala.

Gefragte Atmosphäre

Bei neuen Eigentumswohnungen registrieren die LBS-Experten fast überall merklich gestiegene Preise, insbesondere auch an touristisch interessanten Orten, in Ballungsräumen und Universitätsstädten. Hier erreicht laut LBS-Preisspiegel Grünwald mit 7.500 Euro pro Quadratmeter den Spitzenwert, gefolgt von München (6.500 Euro). Weit vor Frankfurt, Stuttgart (jeweils 4.600 Euro) und Hamburg (4.350 Euro) finden sich Gräfelfing (6.250 Euro), Gauting (5.800 Euro), Planegg und Poing (5.800 Eu-ro bzw. 5.700 Euro). Bei den Halbmillionenstädten liegen die Quadratmeterpreise in Dortmund, Hannover und Dresden sowie in Leipzig und Essen im moderaten Bereich von 3.000 Euro oder sogar darunter.

Unterschied zwischen neu und gebraucht

Bei gebrauchten Eigentumswohnungen stellen die LBS-Experten gleichfalls eine zunehmende Nachfrage und steigende Preise fest. Allerdings ist der Preisunterschied zu einem Neubau (mit meist höherem Standard) unverändert groß. Derzeit betrage der Abschlag für gebrauchtes Stockwerkseigentum im Vergleich zu Neubauten im Durchschnitt immer noch rund 40%.

Bauland bleibt Engpass

Bauland bleibt nach Experten-Einschätzung der größte Engpass auf dem Immobilienmarkt. In den süddeutschen Groß- und Mittelstädten seien Grundstücke mit mehr als 400 Euro pro Quadratmeter nochmals teurer als im Vorjahr. Das sei glatt dreimal so viel wie im Norden (130 Euro) und gar fünfmal so viel wie im Osten (80 Euro). Spitzenpreise würden in süd- und südwestdeutschen Großstädten wie München (1.550 Euro) samt einigen Umlandgemeinden, Stuttgart (900 Euro) oder Wies-baden (900 Euro) registriert. Laut LBS-Preisspiegel ist in vielen Mittel-städten und in mancher Großstadt (Bremerhaven, Chemnitz, Cottbus und Salzgitter) Bauland jedoch für unter 100 Euro pro Quadratmeter am Markt. (mh)