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27. Juni 2018
Vermögen oder Fußball: Die Aufstellung entscheidet

Vermögen oder Fußball: Die Aufstellung entscheidet

Die Fußball-WM ist in vollem Gange. Deutschland muss heute gegen Südkorea das Weiterkommen perfekt machen. Entscheidend dabei: die Aufstellung. Das gilt auch für den Vermögensaufbau. Dass zwischen Trainerarbeit und Vermögensaufbau mehrere Parallelen bestehen, zeigt Dr. Klaus Mühlbauer, Referent für Kapitalmarktseminare.

„Fußball ist ein einfacher Sport. 22 Mann jagen 90 Minuten einem Ball nach. Und am Ende gewinnen immer die Deutschen!“ Dieses Zitat des frustrierten englischen Stürmers Gary Linker bei der WM 1990 trifft zumindest in einem Punkt den „Nagel auf den Kopf“: Fußballtrainer haben ihre Mannschaften nach ganz einfachen Regeln aufzustellen:

  • Für jede Fußballmannschaft dürfen maximal elf Spieler auf dem Platz sein.
  • Einer von diesen elf Spielern ist der Torwart.

Die meisten weiteren Parameter obliegen der Spiel-Strategie und der Spiel-Taktik des Trainers. Soll er das Spielsystem eher defensiv oder eher offensiv ausrichten? Ist es sinnvoll, für die Mannschaftsaufstellung ein 4–3–2–1 System zu wählen oder ist doch ein 4–3–3 System erfolgsversprechender?

Die Mischung macht‘s

Das Vorgehen eines Fußballtrainers bei der Aufstellung seiner Mannschaft unterscheidet sich gar nicht so sehr von Anlegern, die ihr Vermögen „richtig“ – also für Ihre persönliche Lebenssituation passend – strukturieren wollen. Auch hierbei gilt es defensive, ausgewogene oder offensive „Spieler“ in der individuell passenden Art und Weise zusammen zu stellen. Beispielsweise lassen sich folgende Spielertypen für das Portfolio definieren:

Torwart
  • Tagesgeldkonto
Abwehr:
  • Rentenfonds (Kurzläufer)
  • Multi-Asset Fonds (defensiv)
  • offene Immobilienfonds
Mittelfeld:
  • Multi-Asset Fonds (ausgewogen und offensiv)
  • Aktienfonds (Value)
Angriff:
  • Aktienfonds (Growth)
  • Aktienfonds (Branchenfonds)
  • Aktienfonds (Länderfonds)

Auf dieser Definition aufbauend geht es im nächsten Schritt um die Spiel-Philosophie: defensiv, ausgewogen oder offensiv?

Richtige Gewichtungen im Vordergrund

Jeder Fußballtrainer fokussiert sich zunächst auf die Anzahl der Spieler in den einzelnen Bereichen Abwehr, Mittelfeld und Angriff. D.h. die Gewichtungen stehen klar im Vordergrund. Eine Fünferkette in der Abwehr bindet (den Torwart unberücksichtigt lassend) die halbe Mannschaft im hinteren Teil des Spielfeldes und erlaubt damit vor allem eine defensive Spielweise.

Drei Stürmer und zudem vielleicht zwei offensive Mittelfeldspieler lassen auf eine sehr offensive Herangehensweise schließen. Schließlich liegt ein fünfzigprozentiges Gewicht auf der Offensive. Kein Fußballtrainer würde jedoch ausschließlich Stürmer auf den Platz stellen. Zu groß wäre die Angst, durch gegnerische Konter ein Spiel zu verlieren. Und eine Mannschaft nur mit Abwehrspielern zu bestücken, scheint auch keine gute Idee. Das maximal erreichbare Ziel wäre ein 0:0. Ohne Stürmer wären im Liga-Alltag somit die Weichen auf Abstieg gestellt.

Wie offensiv oder defensiv darf es sein?

In Anlehnung daran kann man auch sein Vermögen strukturieren. Eine Fünfer-Abwehrkette mit hoher Gewichtung von Tagesgeld, offenen Immobilienfonds und defensiven Mischfonds, deutet klar auf eine defensive Portfolio-Strategie hin.

Spielt man neben dem Tagesgeld-Torwart jedoch mit einer Dreier-Abwehrkette aus Rentenfonds, Immobilienfonds und defensiven Mischfonds, dann können mehr Spieler (eine höhere Gewichtung) für die Offensive eingesetzt werden. Mehr offensive Mischfonds-Mittelfeldspieler und Aktienfonds-Angreifer deuten auf ein „Spiel auf Sieg“ hin. Mit allen Torchancen und Konterrisiken.

Die Deutsche Bundesbank ermittelte für das Geldvermögen der Deutschen für Ende 2017 den neuen Rekordwert von 5.857 Mrd. Euro. Der Bestand an Geldvermögen war demnach um 280 Mrd. Euro oder 5% höher als Ende 2016. Natürlich hat man bei diesen Zahlen gleich die Wertsteigerung des DAX vor Augen, der schließlich im Kalenderjahr 2017 um 12,5% nach oben ging.

Deutschland „spielt“ zu defensiv

Mit dieser Denke liegt man jedoch völlig falsch. Wir Deutschen sind kein Volk von Aktionären. Der größte Teil des Vermögenszuwachses geht auch 2017 nicht auf gestiegene Aktienkurse, sondern auf erhöhte Sparleistungen zurück. Und auch diese fließen laut Bundesbank vor allem auf Giro- und Tagesgeldkonten. Übersetzt in den Fußball-Zusammenhang bedeutet das: Die Deutschen haben 2017 noch mehr Torwarte eingewechselt. Offenbar wurden selbst Abwehrspieler kaum in den Kader berufen. Das erscheint deswegen bedenklich, weil die Zinserlöse und Bewertungsgewinne durch diese Mannschaftsaufstellung nur für einen mageren Vermögenszuwachs von 1,2% sorgten. Die Inflation – also der Gegner eines jeden Investors – lag 2017 jedoch bei 1,8%. Für Anleger in schlechtes, weil negatives Geschäft.

Mit Plan handeln

Wird man zum Fußballtrainer seines eigenen Vermögens, dann ist es sehr lohnend, sich erstens über die unterschiedlichen Spielertypen im Klaren zu sein. Und zweitens braucht man eine gute Vorstellung davon, ob man eher defensiv, ausgewogen oder offensiv spielen lassen möchte. Erst im dritten Schritt sollte man sich dann detailliert Gedanken um seine genaue Mannschaftsaufstellung machen.

Stellt man dabei fest, dass man nicht für alle angedachten Positionen die richtigen Spieler (Produkte) hat, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als über Verkäufe und Zukäufe nachzudenken. Jeder Fußballtrainer handelt genau nach solch einem Plan. Werden Sie also zum Fußballtrainer Ihrer Kunden und erarbeiten Sie einen guten – weil passenden – „Spielplan“ für ihr Vermögen!