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21. Dezember 2018
Versicherungskunden liebäugeln mit neuen Bezahlverfahren wie PayPal & Co.

Versicherungskunden liebäugeln mit neuen Bezahlverfahren wie PayPal & Co.

Welche Verfahren Kunden beim Zahlen ihrer Versicherungsprämien bevorzugen, hat eine Studie untersucht. Derzeit werden rund 90% der Versicherungen per Lastschrift oder Überweisung bezahlt. Doch die Kunden wünschen sich Alternativen wie Karten- oder Online-Bezahlverfahren. Insbesondere jüngere Kunden kehren der Lastschrift den Rücken. Für Versicherer gilt es, die Zahlungspräferenzen der Kunden im Auge zu behalten.

Neben klassischen Bezahlverfahren wie Lastschrift oder Überweisung haben inzwischen Kartenzahlungen und Online-Verfahren wie etwa PayPal an Bedeutung gewonnen. Ob sich Vorlieben Kunden aus dem E-Commerce auch auf die Bezahlung von Versicherungsprodukten übertragen lassen, hat die Studie „Bezahlverhalten von Versicherungskunden – heute und morgen“ beleuchtet“ von ibi research an der Universität Regensburg beleuchtet. Im Rahmen von rund 2.000 Interviews wurde untersucht, wie Versicherungskunden etablierten und neuen Zahlungsverfahren gegenüberstehen und welche sie im Versicherungsumfeld bevorzugen. Dabei wurde insbesondere auch der Abschlusskanal, der Zahlungsrhythmus und das abgeschlossene Versicherungsprodukt berücksichtigt.

Die meisten zahlen noch per Lastschriftverfahren

Bei der Bezahlung der Versicherungsprämie sind die Deutschen eher konservativ. Die aus dem E-Commerce bekannten Zahlungsverfahren haben im Versicherungsbereich noch nicht die Bedeutung wie im Online-Handel. Vorherrschende Zahlform ist nach wie vor die Lastschrift, daneben besitzt die Zahlung per Rechnung noch einen signifikanten Anteil. Rund neun von zehn Versicherungen werden aktuell per Lastschrift oder per Überweisung bezahlt. Andere im Online-Handel wichtige Zahlformen wie PayPal oder die Kreditkarte besitzen laut Studie nur in Einzelfällen Relevanz.

Kunden wünschen sich Alternativen

Laut Studie wünschen sich Kunden aber durchaus Alternativen zur Lastschrift. So würden 9% der Befragten gerne mit Karte bezahlen. 14% würden gerne typische Online-Verfahren nutzen. Hier liegt PayPal mit 63% vorne, zieht man das Bezahlverhalten der Befragten im Online-Einzelhandel heran, gefolgt von der Sofortüberweisung.

Online-Bezahlung bei Online-Abschluss bevorzugt

Je online-affiner ein Kunde ist, desto häufiger äußert er den Wunsch nach PayPal & Co., wie die Umfrage zeigt. Beim Online-Abschluss von Versicherungen werden auch Online-Zahlverfahren bevorzugt. „In diesem Kontext sollten Versicherungsunternehmen sich mittelfristig überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, einige der Online-Bezahlverfahren für ausgewählte Produkte anzubieten,“ erklärt Dr. Georg Wittmann von ibi research. Dabei gelte es für die Versicherer, neben der Erhöhung der Conversion Rate durch neue Bezahlverfahren aber auch die direkten und indirekten Kosten sowie die Risiken in die Überlegungen einzubeziehen, so Wittmann weiter. Der Studie zufolge spielt es für die Wahl des Bezahlverfahrens dabei kaum eine Rolle, welche Versicherung abgeschlossen werden.

Lastschrift vor allem bei Jüngeren out

Insbesondere bei einmalig fälligen Versicherungen möchten Kunden ein anderes Bezahlverfahren als die Lastschrift. Jeder Fünfte würde bei Auszahlungen ein anderes Verfahren als die Überweisung auf das eigene Bankkonto bevorzugen, und zwar unabhängig von Betrag und Auszahlrhythmus. Insbesondere bei jüngeren Kunden kehren tendenziell der Lastschrift den Rücken. Wie die Altersauswertung ergab, wünschen bei den Befragten von 18 bis 25 Jahren rund 10 Prozentpunkte weniger Rechnung bzw. Lastschrift wünschen als der Durchschnitt.

Drohen Versicherern künftig höhere Abwicklungskosten?

Wie die Studienautoren warnen, sollten Versicherungen diese Veränderungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mittelfristig sollten die Gesellschaften die Zahlungsgewohnheiten ihrer Kunden im Blick haben, um den Online-Absatz ihrer Produkte sowie die Kosten der Bezahlverfahren nicht zu gefährden. Zwar haben die Verschiebungen derzeit kaum Auswirkung auf die Kostensituation der Versicherer, doch könnten künftig deutlich höhere Abwicklungskosten auf sie zukommen. Werden Teile der effizienten und meist sehr kostengünstigen Lastschrift- und Rechnungsprozesse durch Online-Bezahlverfahren ersetzt, die in der Regel mit höheren Kosten verbunden sind, kann dies deutliche Kostensteigerungen und Prozessveränderungen nach sich ziehen.

Kunden würden mitunter fürs Bezahlen zahlen

Einen Teil der Kosten könnten Versicherer laut Studie aber an die Kunden weitergeben, denn 22% der Befragten zeigen sich bereit, bei einem „etwas teureren“ Versicherer abzuschließen, sofern sie dort mit ihrem bevorzugten Verfahren zahlen könnten. (tk)