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14. Januar 2016
Was Lebensversicherer von den Schadenversicherern lernen können

Was Lebensversicherer von den Schadenversicherern lernen können

Es gibt eine Vielzahl von Rentenversicherungen in Deutschland. Innovationen haben dabei jedoch vorwiegend in der Ansparphase stattgefunden. Die eigentliche Renten­bezugsphase wird noch immer stiefmütterlich behandelt. Das betrifft auch die Art der Leistung. Ein Rentner – gerade in höherem Alter – braucht nicht nur jeden Monat Geld, sondern mitunter auch Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags.

Der demografische Wandel verändert nicht nur die Altersstruktur unserer Gesellschaft. Auch die Zahl der Single-Haushalte, in denen ein Rentner wohnt, hat stark zugenommen. Damit ändert sich auch der Bedarf in der Altersversorgung – zum Beispiel dann, wenn nach einem Unfall oder Krankenhausaufenthalt plötzlich die alltäglichen Dinge des Lebens wie Einkaufen, Wäsche waschen und Putzen vorübergehend nicht mehr alleine verrichtet werden können. In manchen Fällen sind keine Angehörigen vor Ort oder sie können nicht einspringen; manchmal möchten die Betroffenen ihren Angehörigen auch einfach nicht zur Last fallen.

Für solche Fälle bietet es sich an, sogenannte Assistance-­Leistungen in eine Rentenversicherung zu integrieren, die neben der monetären Leistung in Euro auch die Versorgung im Alltag gewährleisten. Das Wort Assistance leitet sich vom lateinischen „assistere“ ab und bedeutet „beistehen“ – und genau das geschieht: Bei Bedarf wird der Versicherte in organisatorischen Dingen unterstützt. Derartige Leistungen sind im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung bereits bekannt, bewährt und etabliert: Jeder kennt die Pannenhilfe oder die Organisation des Krankenrücktransports aus dem Ausland. In der Lebens- und Rentenversicherung kommen Assistance-Leistungen bisher jedoch nur relativ selten vor. Lediglich bei Pflegerenten werden sie häufiger angeboten, zum Beispiel in Form der Organisation eines Pflegedienstes und sonstiger pflegenaher Hilfe- und Dienstleistungen.

Erstklassige Altersversorgung leistet mehr als nur Geld

Ein Grundbestandteil bei Assistance-Leistungen ist, dass der Kunde eine Rufnummer bekommt, die 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr erreichbar ist. Schon das vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Diese Notrufzentrale nimmt im Namen des Versicherers das Anliegen auf und organisiert die erforderlichen Hilfeleistungen.

Damit der Kunde ein klares Verständnis über die versicherten Leistungen hat, ist es erforderlich, dass transparent erläutert wird, unter welchen Voraussetzungen welche Leistung erbracht wird. Insbesondere müssen Vermittler und Kunden sehr genau darauf zu achten, ob es sich um eine reine Organisationsleistung handelt (zum Beispiel Vermittlung einer Reinigungsfirma) oder ob die damit verbundenen Kosten auch übernommen werden (das heißt die Wohnungsreinigung wird auch bezahlt). Auf den ersten Blick scheinen Produkte, bei denen stets auch die Kostenübernahme erfolgt, für den Kunden attraktiver. Derartige Produkte sind aber natürlich auch teurer.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, unterschiedliche Assistance-Leistungen im Rahmen von Lebens- und Rentenver­sicherungen anzubieten. Ein geeignetes Leistungspaket kann insbesondere die Rentenbezugsphase einer Rentenver­sicherung deutlich attraktiver machen. Die im Beispiel genannten Leistungen sollen einen ersten Eindruck vermitteln, wie man eine Rentenversicherung mit Assistance-Leistungen aufwerten und so aus der Vielzahl von Versicherungsprodukten im Wettbewerb herausstechen kann. Und dies mit einem echten Mehrwert für die Kunden.

In dem Wort „Altersversorgung“ steckt „Versorgung“ drin. Assistance-Leistungen sind eine Möglichkeit, dies auch wirklich umzusetzen. Und was ganz wichtig ist: Assistance-Leistungen können bei jedem Zinsniveau angeboten werden.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2016, Seite 30f.

Jörg Adomeit ist Geschäftsführer von Adomeit & Partner Consulting; Dr. Sandra Blome ist Partner und apl. Prof. Dr. Jochen Ruß ist Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften.