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20. April 2017
Wirtschaftskriminalität in der Versicherungsbranche stark angestiegen

Wirtschaftskriminalität in der Versicherungsbranche stark angestiegen

Einer PwC-Sonderauswertung zufolge waren Versicherer in Deutschland in den vergangenen Jahren im Branchenvergleich überdurchschnittlich oft von Wirtschaftskriminalität betroffen. Es gibt aber auch positive Trends: Inzwischen verfügen die meisten Versicherer über ein internes IT-Sicherheitssystem.

Versicherer in Deutschland waren in den vergangenen Jahren im Branchenvergleich weit überdurchschnittlich von Wirtschaftskriminalität betroffen. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung zu Wirtschaftskriminalität und Compliance in der Versicherungswirtschaft, die Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg umgesetzt wurde. Während demnach im Durchschnitt aller Branchen 51 % der befragten Unternehmen Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden sind, waren es bei den Versicherern 70%. Dies bedeutet eine Zunahme von 17 bzw. 21 Prozentpunkten gegenüber den Studien 2013 und 2011 sowie die höchste Belastung seit 2007.

Der Anstieg beruht der Auswertung zufolge vor allem auf zunehmenden Vermögenskriminalitätsdelikten wie Betrug. Davon waren 61% der Versicherer betroffen (36% im Jahr 2013), während der Durchschnittswert aller Branchen nur 37% betrug. 88% der befragten Versicherer gaben an, durch Vermögenskriminalität auch am schwersten geschädigt worden zu sein. Der Durchschnitt aller Branchen lag hier bei 56%.

Betrügerische Geschäftspartner und Cybercrime

Ebenfalls wesentlich häufiger als im Durchschnitt aller Branchen wurden Versicherer durch externe Wirtschaftsstraftäter geschädigt. Drei Viertel davon wurden als Geschäftspartner und Dienstleister identifiziert– mehr als doppelt so viele wie im branchenübergreifenden Schnitt. Ein Drittel der befragten Versicherer berichtete zudem über mindestens einen Fall von Cybercrime und 39% über Cybercrime-Verdachtsfälle.

Die Sonderauswertung offenbart aber auch positive Trends: Die Versicherungsbranche nimmt die Bedrohung durch Cyberangriffe sehr ernst. Inzwischen verfügen 94% aller Versicherer, die sich zur Kritischen Infrastruktur (KRITIS) zählen, über ein internes IT-Sicherheitssystem. Aufgrund regulatorischer Vorgaben wie Solvency II musste die Versicherungswirtschaft ihre Compliance-Standards deutlich erhöhen – Compliance-Management-Systeme (CMS) sind daher nahezu selbstverständlich geworden. 87% der Versicherer verfügen über Compliance-Programme (Durchschnitt aller Branchen: 76%). Diese sind insbesondere darauf ausgerichtet, Datenschutzverletzungen (97%), Korruption (82%) und Geldwäsche (79%) zu verhindern. Nur 10% der befragten Versicherer haben in der Studie über Geldwäschedelikte berichtet. 2013 waren es noch doppelt so viele. (ad)