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14. März 2014
Zu viel Augenmerk auf Neugeschäft verursacht Interessenkonflikte

Zu viel Augenmerk auf Neugeschäft verursacht Interessenkonflikte

Ethikbasierte Vertriebsteuerung in einer Versicherungsgesellschaft erfordert, an vielen Stellschrauben zu drehen. Ganz unterschiedliche Absatzziele, Qualitätsansprüche, Compliance-Regeln und Kundenanforderungen müssen unter einen Hut gebracht werden. Wie der Vorstand einer Gesellschaft diesen Spagat schafft, stellte Markus Drews, Vorstandsvorsitzender der HDI Vertriebs AG, Heidenheimer Studenten in einer Vorlesung vor.

In den Mittelpunkt stellte Drews dabei den Verhaltenskodex für den Vertrieb, initiiert vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Die Vertriebsteuerung bei einem Versicherer wie HDI muss sich traditionell ganz unterschiedlichen Anforderungen stellen: Absatzziele, Produktivität, Stornovermeidung, Beschwerdemanagement, Kontrolle der Vermittlervergütung, Beitragsstabilität, ausgewogene Produktpalette sind nur einige Beispiele. Hinzu kommt seit einigen Jahren mit wachsendem Gewicht, maßgeblich getrieben durch den Markt und die gesetzliche Regulierung, die Forderung nach einem ethisch korrekten und verantwortungsvollen Verhalten eines Unternehmens und seiner Repräsentanten im Markt. Ein solches Verhalten kommt auch dem Image des Versicherers zugute. Die Vermittler vor Ort, die persönlich im Kontakt mit dem Kunden stehen, hätten oft ein durchweg positives Image als Problemlöser und Vertrauensperson, stellt Drews fest. Für die Versicherer selbst gelte dies leider oft noch nicht. „Daran wird die Branche arbeiten müssen“, fordert der Vorstand der HDI Vertriebs AG. Das Bewusstsein, dass ethisches Verhalten wichtig ist, sei zwar auf Leitungsebene vorhanden. So werde beispielsweise bei HDI darauf geachtet, dass Riester-Umdeckungen, die zu Lasten des Kunden gehen, vermieden werden. Provision gebe es bei gefördertem Geschäft wie Riester nur ein Mal, nicht jedoch bei Umdeckung. „Generell“, so Drews, „wird dem Neugeschäft zu viel Beachtung geschenkt. Ebenso wichtig ist meiner Meinung nach die konsequente Bestandspflege.“ Hier gebe es noch Nachholbedarf.

GDV-Verhaltenskodex als gemeinsame Linie

Um möglichst viele Anbieter hierbei auf eine gemeinsame Linie zu bringen, hat der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bereits 2010 einen Verhaltenskodex für den Vertrieb initiiert und seinen Mitgliedsunternehmen empfohlen, dem Kodex beizutreten. Erreicht werden sollte über diesen Kodex eine höhere Qualität im Versicherungsvertrieb. Das Bewusstsein der Unternehmen und Vermittler sollte geschärft werden, um Vertriebspraktiken zu unterbinden, die den Belangen der Kunden widersprechen. Diese Verhaltensmaßstäbe sollten transparent dargestellt werden. Der Kodex wurde 2012 novelliert und um einen Punkt ergänzt: Die Einhaltung des Kodex ist durch einen Wirtschaftsprüfer zu testieren. Damit werden strenge Regeln eingeführt, die die Versicherer zwingen, den Kodex entsprechend seinen Zielsetzungen zu befolgen. Noch weiter als der Kodex gehen zum großen Teil die Compliance-Richtlinien, die sich viele Versicherungsunternehmen selbst auferlegen. So wird auch bei HDI genau auf die Vermeidung jeglicher Einflussnahme auf Marktpartner geachtet.

Zur Vorlesungsreihe

Die Vorlesung war Teil der Vorlesungsreihe „Ethik und Verantwortung im Versicherungs- und Finanzvertrieb“. Angeboten wird die Reihe vom vertriebsorientierten Studiengang BWL-Versicherung an der Dualen Hochschule (DHBW) Heidenheim. Anerkannte Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Versicherungs- und Finanzbranche bringen den Studenten nahe, dass ethisches Verhalten im Vertrieb nicht etwa eine Erfolgsbremse, sondern wichtiger Erfolgsfaktor ist.

Siehe dazu auch: "Neutrale Klammer" um die zahlreichen Brancheninitiativen gefordert