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4. September 2014
Trotz Halbjahresdefizit noch hohe Reserven in der GKV

Trotz Halbjahresdefizit noch hohe Reserven in der GKV

Deutschlands gesetzliche Krankenkassen haben im ersten Halbjahr 2014 ein Defizit von 630 Mio. Euro verbucht. Gefahr besteht dadurch laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) nicht, da vor allem drei Sonderfaktoren dafür verantwortlich waren. Zudem sei das Abschmelzen der teilweise hohen Finanzreserven politisch gewollt und im Interesse der Versicherten.

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben laut dem BMG im ersten Halbjahr 2014 rund 101,7 Mrd. Euro eingenommen. Dem standen Ausgaben von rund 102,3 Mrd. Euro gegenüber. Die Differenz von rund 630 Mio. Euro ist zum Großteil auf drei Sonderfaktoren zurückzuführen. 393 Mio. Euro zahlten die Kassen freiwillig als Prämie an ihre Mitglieder zurück, weitere 124 Mio. Euro gaben sie für freiwillige Leistungen aus. Zudem wurden 73 Mio. Euro im Zuge des Risikostrukturausgleichs zwischen den Krankenkassen einnahmemindernd ausgewiesen. Ohne diese Faktoren wäre das Finanzergebnis nahezu ausgeglichen gewesen.

Unterschiedliche Entwicklung

Insgesamt hat sich die Finanzsituation in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Nachdem die Krankenkassen im Jahr 2004 noch einen Rekord-Schuldenstand von 8,3 Mrd. Euro ausgewiesen hatten, verfügen sie nun über Reserven von 16,2 Mrd. Euro. Weitere 10,4 Mrd. Euro liegen beim Gesundheitsfonds. „Mit mehr als 16 Milliarden Reserven ist die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenkassen weiterhin stabil“, erläutert Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Die Entwicklung verlief im ersten Halbjahr allerdings recht unterschiedlich. So erzielten die AOKen und die Knappschaft-Bahn-See laut BMG jeweils Überschüsse im dreistelligen Millionenbereich. Bei den Ersatzkassen stand dagegen ein Minus von 681 Mio. Euro zu Buche, bei den Betriebskrankenkassen von 166 Mio. Euro. Diese Defizite sind laut BMG aber zu erheblichen Teilen auf freiwillige Prämienzahlungen zurückzuführen.

 

Trotz Halbjahresdefizit noch hohe Reserven in der GKV

 

Ausgabenzuwächse von durchschnittlich 5,2%

Die Ausgaben des Kassen sind von Januar bis Juni insgesamt um 5,2% gestiegen, wobei die Leistungsausgaben um 5,3% zugelegt haben, die Verwaltungskosten nur um 2,2%. Überdurchschnittlich gestiegen sind unter anderem die Arzneimittelausgaben mit Zuwächsen von 8,9%. Dabei habe die Bundesregierung diesbezüglich bereits mehrere ausgabenbegrenzende Regelungen umgesetzt, ohne die der Anstieg deutlich im zweistelligen Bereich gelegen hätte. „Dass der Kostenanstieg im Arzneimittelbereich gedämpft werden konnte, liegt daran, dass die Bundesregierung bereits Anfang des Jahres gehandelt hat. Das spart der gesetzlichen Krankenversicherung und damit den Beitragszahlern rund 650 Mio. Euro im Jahr“, erläutert Gröhe.

Optimistisch für das Gesamtjahr

Auf Basis der Halbjahreszahlen rechnet das BMG damit, dass die Zuweisung von voraussichtlich 199,6 Mrd. Euro ausreichen, um die Ausgaben des Gesamtjahres zu decken – auch wenn das nicht ausschließe, dass Krankenkassen etwa durch die Gewährung von Prämien oder freiwillige zusätzliche Satzungsleistungen ihre laufenden Ausgaben nicht nur durch die Einnahmen des laufenden Jahres decken, sondern auf Rücklagen zurückgreifen. Ein solches Abschmelzen von Finanzreserven sei bei Kassen mit hohen Reserven keine Gefahr, sondern politisch gewollt und im Interesse der Versicherten. (mh)