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28. Februar 2019
Kommt jetzt Bewegung in den Markt der Pflegeversicherung?

Kommt jetzt Bewegung in den Markt der Pflegeversicherung?

Noch immer liegt die Zahl der vermittelten Pflegezusatzversicherungen unter den allgemeinen Erwartungen. Dabei hatte sich der Gesetzgeber von der Einführung einer staatlichen Förderung neue Impulse erhofft, auch wenn die Versicherungswirtschaft hierzu verhalten reagierte. Nun scheint die Allianz aber mit einer neuen Pflege-Kampagne die Initiative zu ergreifen. Währenddessen wird im Bundestag wieder über die Pflege diskutiert – mit Ideologien, die weit auseinandergehen.

2019 könnte nun vielleicht doch das Jahr der Pflege werden. Für die Bundesregierung ist es das ja schon. Dazu beitragen könnte nun auch eine Medienkampagne der Allianz, die den Schauspieler und Theaterleiter Dieter Hallervorden als Pflegebotschafter einspannen soll. Laut Berichten und ersten Presseinformationen im Internet bereite man sich bei Allianz-Vermittlern auf eine große Nachfrage vor, was die Beratung zur Pflegeversicherung angehe.

Zuversicht für die Vermittlung von Pflegezusatzversicherungen steigt

Die Initiative des Marktführers könnte das Thema Pflege in der Tat nach vorne bringen. Schon lange wird die Pflegezusatzversicherung als Wachstumsmarkt gesehen, doch bisher ist die Durchdringung in der Gegenwart noch eher gering. Seit über die Pflegeversicherung wieder im Bundestag diskutiert wird und sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für Verbesserungen in der Pflege stark macht, gewinnen aber auch Versicherungsmakler ihre Zuversicht zurück. Laut einer Stichproben-Befragung von AssCompact rechnet über die Hälfte der Befragten damit, dass sich ihre Pflege-Courtageeinnahmen 2019 eher oder sogar viel besser entwickeln werden als im Vorjahr. Und über zwei Drittel der unabhängigen Vermittler sagen, dass das Pflegegeschäft in den kommenden fünf Jahren für ihr eigenes Unternehmen eine große, wenn nicht sogar sehr große Rolle spielen wird.

Zweiklassensystem – oder nicht?

Während also Bewegung in den Markt kommt, positionieren sich im Bundestag die politischen Parteien. Am jeweils anderen Ende der Skala stehen dabei die Forderungen der Links- und der FDP-Fraktion.

Die Linke lehnt das „Zweiklassensystem in der Pflegeversicherung“ ab. Sie argumentiert, dass in der privaten Pflegeversicherung Menschen mit geringerem Pflegerisiko versichert seien als in der sozialen Pflegeversicherung. Die Folge: Die Ausgaben pro Person seien in der sozialen Pflegeversicherung mehr als dreieinhalb Mal so hoch wie in der privaten. Die Linke will deshalb an die Rücklagen der privaten Pflegeversicherung und fordert einen Finanzausgleich zwischen beiden Systemen. Perspektivisch solle die private Pflegeversicherung dann in die soziale Pflegeversicherung überführt werden. Die FDP will dagegen eine Stärkung der privaten Pflegevorsorge.

PKV-Verband: Forderung der Linken führt in die Irre

Die Forderung der Linken führe in die Irre, meint dazu der PKV-Verband und hofft im Einklang mit der FDP auf einen Ausbau der kapitalgedeckten Vorsorge. Dafür spreche, dass die Beiträge in der privaten Pflegepflichtversicherung seit Einführung 1995 weniger stark gestiegen seien als in der sozialen Pflegeversicherung, seit 2012 lägen sie im Schnitt sogar niedriger als in der sozialen Pflegepflichtversicherung.

Der Argumentation der Linken setzt der Verband zudem weitere Zahlen entgegen: Das Durchschnittsalter der privat Pflegeversicherten sei mit 46 Jahren schon jetzt höher als das Durchschnittsalter in der sozialen Pflegeversicherung mit knapp 44 Jahren. Und der Anteil schwer Pflegebedürftiger in den höheren Pflegegraden 4 und 5 sei deutlich höher. Das zeige sich auch an den Ausgaben für Pflegeleistungen: Sie lagen 2017 in der private Pflegeversicherung mit 1.016 Euro je Pflegefall und Monat deutlich über den Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung von 896 Euro. (bh)

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