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3. Juni 2019
Das können Vermittler vom Fall Nahles lernen

Das können Vermittler vom Fall Nahles lernen

Politikbeben in der Bundesrepublik: SPD-Chefin Andrea Nahles zieht sich vollständig aus der Politik zurück. Die Ursache dafür liegt deutlich tiefer als in schlechten Wahl- und Umfrageergebnissen – und ist auch für Finanz- und Versicherungsvermittler lehrreich. Ein Kommentar von AssCompact-Redakteur Michael Herrmann.

Alles neu macht der Mai – und offenbar auch der Juni. Kurz nachdem die österreichischen Nachbarn ein politisches Beben inklusive Regierungssturz erlebten, rumst es auch in Deutschlands Politik wieder. SPD-Chefin Andrea Nahles schmeißt hin. Hintergrund: das Wahlbeben bei den Europawahlen und eine anschließende Wahlumfrage, die die „Volkspartei“ SPD nur noch bei 12% sieht. Die eigentliche Ursache greift aber viel tiefer – und von ihr können auch Finanz- und Versicherungsvermittler lernen.

Die SPD – und gleichermaßen im Grunde auch die CDU/CSU – haben die jungen Generationen viel zu lange vernachlässigt und gehofft, dass es schon reichen wird, die alten Stammkunden wie gewohnt zu bedienen. Ein Zustand, der trotz lobenswerter Initiativen wie etwa dem Jungmakler-Award auch der Finanz- und Versicherungswirtschaft nicht fremd ist. Frische Köpfe, Methoden und Ansprachen sind Mangelware. Dabei sind sie notwendiger denn je.

Junge Menschen sind rund um die Uhr online. Wer sich diesem Verhalten nicht anpasst, hat sie verloren. Die Generationen der unter 30-Jährigen müssen auf ihren Kanälen und mit ihrer Sprache abgeholt werden. Sonst fischt sie ein hipper und frischer Konkurrent ab – und im digitalen Zeitalter wird es einen solchen immer geben.

Die digitale Bedrohung anzuprangern, hilft Vermittlern null. Auch Maulkörbe und Aussitzereien funktionieren nicht mehr, sondern tragen langfristig nur noch mehr zum Image der Ignoranz und Arroganz bei. Das gilt für politische YouTube-Videos wie auch für alle anderen Lebensbereiche. Ehrlichkeit, Schnelligkeit und vor allem eine Ansprache auf Augenhöhe sind der Schlüssel, um bei Digital Natives zu punkten.

Hoffnungslos ist die Lage keinesfalls. Schließlich sind Versicherungen nichts von Grund auf Böses oder Veraltetes. Ganz im Gegenteil. Eine Versicherung verteilt individuelle Risiken solidarisch auf eine große Gemeinschaft. Im Gegensatz zu Röhren-TVs oder Glühbirnen ist ihre Zeit auch nicht einfach technisch abgelaufen. Risiken wird es auch in 1.000 Jahren noch geben. Und deshalb wird es auch in 1.000 Jahren noch sinnvoll sein, sie abzusichern. Das verstehen auch die Generationen Y und Z. Und wenn sie das Gefühl haben, dass sie verstanden und ernst genommen werden, wird es auch bei ihnen wieder öfter heißen: Abschluss statt Abschuss.

Bild: © hawanafsu – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Michael Herrmann