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2. Oktober 2020
CRIFBÜRGEL prognostiziert Insolvenzwelle bis 2021

CRIFBÜRGEL prognostiziert Insolvenzwelle bis 2021

Die Wirtschaftsauskunftei CRIFBÜRGEL erwartet einen starken Anstieg der Firmen- wie auch der Privatinsolvenzen erwartet. Die Insolvenzwelle dürfte den Experten zufolge ins Jahr 2021 hineinreichen.

Die Firmen- und Privatinsolvenzen sind in Deutschland trotz der Rezession aufgrund der Corona-Pandemie in den ersten neun Monaten des Jahres auf ein historisches Tief gesunken. Bis zum 30.9.2020 haben in Deutschland knapp 12.200 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet. Das sind 15% weniger als im Vorjahreszeitraum. Einen Grund dafür sieht CRIFBÜRGEN darin, dass die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen seit dem 01.03.2020 ausgesetzt ist. Hinzu kommen die unterschiedlichen Rettungspakete für Unternehmen, die entwickelt wurden, um im Jahr 2020 ein historisches Ausmaß an Firmeninsolvenzen zu verhindern.

Hilfszahlungen verschleiern Finanzprobleme

„Die wirtschaftlichen Probleme vieler Unternehmen durch die Corona-Krise zeigen sich bislang nicht in einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Die Hilfszahlungen verschleiern derzeit die wahre finanzielle Struktur einiger Unternehmen. Derzeit haben über 300.000 Unternehmen in Deutschland finanzielle Probleme“, sagt CRIFBÜRGEL Geschäftsführer Dr. Frank Schlein.

Bis zu 18.000 Insolvenzen im Gesamtjahr

Ab dem 01.10.2020 rechnet CRIFBÜRGEL in Deutschland mit einem Anstieg der Firmeninsolvenzen, da seither wieder die Insolvenzantragspflicht gilt, zumindest für zahlungsunfähige Unternehmen. Für das Gesamtjahr geht die Auskunftei von bis zu 18.000 Insolvenzen aus. Somit dürften in den letzten drei Monaten rund 6.000 Insolvenzen anstehen.

Corona-Auswirkungen vor allem 2021 ablesbar

Da die Insolvenzstatistik stets die Vergangenheit abbildet und damit gewissermaßen einen Blick in den Rückspiegel darstellt, werden die genauen Auswirkungen der Corona-Krise laut CRIFBÜRGEL verstärkt im kommenden Jahr sichtbar werden. Die Insolvenz-Welle wird auch noch weit ins Jahr 2021 hineinreichen. Die negativen Folgen des Corona-Lockdowns und der anhaltenden Weltwirtschaftskrise seien somit lediglich verschoben worden. Geschädigte sieht CRIFBÜRGEL vor allem in Lieferanten oder auch Vermietern, die befürchten müssen, durch eine Insolvenz auf ihren Forderungen sitzen zu bleiben und so ihr Geld nicht zu bekommen. Derzeit seien Unternehmen aus den Branchen Gastronomie, Touristik, Entertainment und Messebauer besonders insolvenzgefährdet.

Privatinsolvenzen ebenfalls betroffen

Auch bei den Privatinsolvenzen erwartet CRIFBÜRGEL einen starken Anstieg im Jahr 2021. Die Privatpleiten sind von Januar bis September im Vergleich zu den letzten drei Quartalen 2019 zwar um 19% auf 53.000 Fälle zurückgegangen. Das läge aber zum einen in der längeren Bearbeitungszeit der Insolvenzgerichte während der Corona-Pandemie. Zum anderen hätten viele Privatpersonen den Zeitpunkt ihres Insolvenzantrages zeitlich nach hinten verschoben, da sie auf den Stichtag zur verkürzten Restschuldbefreiung warten. Die Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens auf drei Jahre soll für alle Insolvenzverfahren gelten, die ab dem 01.10.2020 beantragt werden.

Private Verschuldung dürfte deutlich zunehmen

„Auch haben Kurzarbeit und eigene finanzielle Ersparnisse zunächst die finanzielle Schieflage vieler Bundesbürger abgemildert. In einigen Fällen helfen auch weitere Kredite“, erklärt Schlein. Durch die aktuelle Wirtschaftskrise werde die private Verschuldung aber deutlich zunehmen. Für die Monate Oktober bis Dezember und auch im Jahr 2021 erwartet CRIFBÜRGEL deutlich mehr Privatinsolvenzen in Deutschland. „Für das laufende Jahr gehen wir von bis zu 85.000 Privatinsolvenzen aus – 2021 könnten es über 100.000 werden“, so Schlein. (mh)

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