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14. Oktober 2020
Börse: „Es gibt genügend Themen, die gerade dem Berater auf den Nägeln brennen“

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Börse: „Es gibt genügend Themen, die gerade dem Berater auf den Nägeln brennen“

2020 ist ein äußerst turbulentes Börsenjahr – und eine Bewährungsprobe für Fondsmanager, Vermögensverwalter und Finanzberater. Entsprechend groß ist der Informationsbedarf. Austausch und hochwertige Informationen sind daher wichtiger denn je – und mit dem richtigen Konzept auch auf digitalem Wege möglich. Interview mit Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence GmbH.

Herr Erdmann, 2020 ist zwar noch nicht zu Ende. Dennoch kann man bereits jetzt festhalten, dass es ein äußerst turbulentes Börsenjahr ist. War es vielleicht sogar das herausforderndste Anlagejahr der letzten Jahrzehnte?

Das kommt darauf an, aus welcher Perspektive man es sieht. Die Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt war vermutlich noch herausfordernder. Für die Anleger, die in den letzten Jahren in die Märkte und insbesondere in die Aktienmärkte investiert haben, lag die große Herausforderung diesmal darin, im März die Nerven zu behalten, als die Märkte infolge der Corona-Krise weltweit im Sinkflug waren. Ruhe wurde belohnt, weil sich die Kurse schnell erholt haben und zum Teil sogar wieder über dem Niveau zum Jahresanfang liegen. Wenn man andererseits die Nachrichten verfolgt, sieht man, dass die Krise durchaus massive wirtschaftliche Folgen hat und noch haben wird – auch wenn wir es im Detail noch nicht abschätzen können. Ich glaube daher, dass auch der Rest des Jahres noch eine Herausforderung wird: Vermutlich werden sogar noch einige herausfordernde Jahre vor uns liegen.

Welche Rolle spielt dabei das anhaltende Zinsdilemma?

Wir haben vor Jahren über Niedrigzinsen gesprochen. Jetzt haben wir Nullzinsen bzw. sogar Negativzinsen auf Sparguthaben. Hatte man das vor Corona vielleicht noch für ein vorübergehendes Phänomen gehalten, ist aus dem Niedrigzins für länger heute ein Niedrigzins für immer geworden. Renditen können nur noch erzielt werden, wenn man bereit ist, ins Risiko zu gehen.

Was bedeutet das konkret für Anleger?

Risiko bedeutet, Schwankungen auszuhalten und nicht die Nerven zu verlieren, wenn es nach unten geht. Insofern ist dieses Jahr vielleicht auch ein gutes für Anleger. Es hat gezeigt, dass es sich lohnt, die Nerven zu behalten. Und wir haben gespürt, dass die meisten Kunden tatsächlich die Nerven behalten haben. Schließlich wird es auch eine Zeit nach Corona geben. Das vorhin erwähnte Zinsdilemma stellt die Anleger wie auch professionelle Investoren, allen voran die Versicherer, vor große Herausforderungen. Wir erhalten zahlreiche Fragen – von Sparern wie auch von Versicherungsnehmern – dazu, was sie mit ihrem Ersparten tun sollen und wie man in diesen Zeiten noch sinnvoll fürs Alter vorsorgen kann.

Wie kann man denn noch sinnvoll fürs Alter vorsorgen?

Wenn ich daran glaube, dass die Welt nicht untergeht – und bisher ist die Welt aus Krisen fast immer sogar gestärkt hervorgegangen –, geht es darum, an dem erwarteten Wachstum teilzuhaben. Das kann ich nur, wenn ich mich am Produktivkapital beteilige, zum Beispiel in Form von Aktien oder anderen Sachwerten, die nicht unendlich vorhanden sind.

Gerade ein turbulentes Jahr wie 2020 ist in der Theorie ein Jahr der aktiven Fondsmanager und der professionellen Vermögensverwalter ...

Das ist richtig. In der Phase, in der das Risiko kommt, geht es darum, das Risiko zu begrenzen, Absicherungen ins Portfolio zu holen und anschließend wieder dabei zu sein, wenn es wieder nach oben geht. Das ist die Kunst und die Aufgabe von Vermögensverwaltung.

Wie gut ist das in der Praxis gelungen?

Wenn man sich den Schnitt ansieht, ist es in der Summe gelungen. Allerdings ist der Durchschnitt wenig aussagekräftig. 2020 hat erneut gezeigt, dass es große Unterschiede gibt. Es gibt Fondsmanager, die auch schon in den Vorjahren bewiesen haben, dass sie ihr Handwerk verstehen und auch die Krise in diesem Jahr wieder gut gemeistert haben. Einige Robo-Advisor, die nur mit Algorithmen arbeiten, sind zum Teil noch zweistellig im Minus. Gute aktive Manager haben es hingegen geschafft, das Risiko um die Hälfte zu begrenzen und bereits zum Ende des Halbjahres wieder deutlich positive Ergebnisse zu erzielen. Das zeigt, dass sich gutes aktives Management nach wie vor auszahlt.

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Ein Artikel von
Klaus-Dieter Erdmann