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26. Oktober 2020
Nach Corona: Zukunftsforscher Horx sieht die Branche auf der Sonnenseite

Nach Corona: Zukunftsforscher Horx sieht die Branche auf der Sonnenseite

Was sind Krisen? Wie reagieren Menschen auf Krisen? Und wie wird es speziell der Versicherungsbranche in einer Welt „nach Corona“ ergehen? Mit diesen und weiteren Fragen eröffnete der Zukunftsforscher Matthias Horx den Vortragsreigen in der Speaker’s Corner der DKM 2020 digital.persönlich.

Die digitale DKM ist gestartet. Nach der Begrüßung von Messechef Konrad Schmidt gibt der Zukunftsforscher Matthias Horx (Zukunftsinstitut GmbH Deutschland) in seinem gleichnamigen Vortrag einen Ausblick auf „Die Zukunft nach Corona“. Corona, so Horx, gehe nie vorbei, weil sich durch die Krise die Welt verändere. Man könne „das Alte“ nach der Krise nicht einfach weiterleben wie in Zeiten vor Corona. Es komme darauf an, wie man sich in der Krise verhalte und welche Konsequenzen man daraus ziehe. Pandemien, so Horx, hätten bisher auch immer starke Innovationsschübe nach sich gezogen.

Mobilisierung oder Angst

Das menschliche Gehirn ist laut Horx auf Gefahren geeicht. Die Natur habe die Angst als Mobilisierung erschaffen, damit man kämpfe. Angst könne im Gegenzug dazu allerdings auch lähmen. Im Zusammenhang mit Corona seien bislang beide Reaktionen zu beobachten: Menschen, die aktiv würden, Dinge anpackten und an die veränderten Gegebenheiten anpassten und andere, die eher in die Regression gingen und sich von der Angst „plattmachen“ ließen. Zudem gebe es auch solche, die sich bildlich gesprochen aufs Trapez begeben und sich herumschleudern lassen würden.

„Crisis“ aus dem Griechischen bedeute so viel wie Entscheidung, Beleuchtung oder auch Wendepunkt. Krisen führten also zu Wandlungsprozessen, weil man sich plötzlich mit einigen Dingen ganz konkret auseinandersetzen müsse. Dies erweitere die Wahrnehmung. Vor diesem Hintergrund finde auch eine Sichtwinkelverschiebung statt. Dinge würden neu bewertet, erhielten neue Wertzuschreibungen: Matthias Horx verdeutlichte dies anhand von Bildern fröhlich feiernder Ärzte in Ischgl, die sich im Winter 2019 unter dem Motto „Feiern bis der Arzt kommt“ getroffen hatten – aus heutiger Sicht sind diese Bilder nicht mehr lustig.

Anhand einer Megatrend-Map die einem Metrofahrplan gleicht, zeigte Matthias Horx im Rahmen seines DKM-Vortrags verschiedene bereits existierende Megatrends auf und erklärte, dass jeder Megatrend irgendwann einen Gegentrend erzeuge. So führe die Globalisierung beispielsweise mehr und mehr zum Gegentrend Nationalismus/Neonationalismus.

Krise macht aus der Verbindung von Megatrends sogenannte Metatrends

Eine Krise kann laut Horx allerdings auch zu Metatrends, also zu Verbindungen verschiedener Megatrends, führen und erläuterte anhand der Entwicklungen durch die Corona-Krise vier verschiedene Metatrends: Die Glokalisierung als Verbindung von global und lokal. Die Corona-Krise führe zu einer Disruption der globalen Wertschöpfungsketten, es sei wieder neu ins Bewusstsein gerückt, dass wichtige (beispielsweise medizinische) Produkte wieder vermehrt zuhause vor Ot hergestellt werden müssten. Der Metatrend der Rurbanisierung als Verstädterung des Ländlichen oder Verdörflichung des Städtischen bringe es mit sich, dass Menschen sich in Zeiten von Epidemien aus Ballungszentren zurückzögen bzw. dass man auch in der Stadt wie in der Provinz („progressive Provinz“) leben wollen würde. Unter dem dritten Metatrend-Begrifff „Re:Generations“ fasste Horx die Entwicklung zusammen, dass eine neue Generationsstrukturierung dazu führe, dass Jugendliche den Älteren beim Überleben helfen müssten und man sich – besonders im Hinblick auf Klimawandel und Erderwärmung – fragen müsste, wie man gemeinsam weitermachen könne. Und der letzte von Horx vorgestellte Metatrend „Real:Digital“ habe das Bewusstsein dafür gestärkt, dass der Megatrend der Digitalisierung nicht nur gut sei. Nun beginne die „Aneignung durch die menschliche Kultur, das „Internet als Wilder Westen“ müsse überwunden werden, damit es nicht noch zerstörerischer werde. Es brauche eine Zivilisierung der Digitalisierung, also bessere, intelligentere, menschlichere Systeme.

Sicherheitsbedürfnis steigt an, aber Produkte werden digitalisiert

In der anschließenden Fragerunde wollte sich der Zukunftsforscher nicht zum Business Consultant wandeln lassen. Aber für die Versicherungsbranche hatte er einen positiven Ausblick parat: Gewinner nutzten die Krise, um mit den aktuellen Veränderungen innovativ umzugehen. Aber: Das, was nicht mehr gehe, werde auch umso mehr ersehnt, beispielsweise der persönliche Kontakt. So gesehen stehe die Versicherungsbranche auf der Sonnenseite, da das Bedürfnis nach Sicherheit ansteigen werde. Gleichzeitig würden in Zukunft aber auch viele Versicherungsprodukte massiv digitalisiert, so würde beispielsweise das Auto wohl zukünftig gleich beim Kauf im Autohaus mitversichert werden können. (ad)

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