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28. Februar 2019
Renteneintrittsalter: Nur jeder zehnte Babyboomer will bis zur Regelaltersgrenze arbeiten

Renteneintrittsalter: Nur jeder zehnte Babyboomer will bis zur Regelaltersgrenze arbeiten

Das persönliche gesetzliche Renteneintrittsalter ist unter anderem abhängig vom Geburtsjahr. Bei den sogenannten „Babyboomern“ – also den von 1959 bis 1965 Geborenen – liegt die Regelaltersgrenze zwischen 66 und 67 Jahren. Aber kaum einer von ihnen möchte diesen Geburtstag als Erwerbstätiger feiern, wie eine Studie herausgefunden hat.

Die sogenannte Babyboomer-Generation bildet heute die größte Erwerbsgruppe in der Bundesrepublik. 2025 erreichen die ersten Befragten das gesetzliche Renteneintrittsalter. Seit 2011 begleitet der Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft der Bergischen Universität Wuppertal die Babyboomer der Jahrgänge 1959 und 1965 auf ihrem Weg von der Arbeit in den Ruhestand. Die soeben erschienene Studie „lidA – leben in der Arbeit“ ist das Ergebnis dieser Forschung. Ziel der Studie ist es, sich verändernde Arbeitsbedingungen und Erwerbsverläufe, aber auch persönliche Motive zu ergründen, die darüber entscheiden, wie lange älter werdende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berufstätig sind.

 
 Nur jeder zehnte Babyboomer will bis zur Regelaltersgrenze arbeiten
Wer arbeitet wie lange und warum?

In der Antwort auf die Frage, wer warum wie lange arbeitet, liegen zahlreiche Erkenntnisse von gesellschaftlicher und betrieblicher Relevanz. Denn die Ergebnisse der Studie zeigen: Fast alle erwerbstätigen Babyboomer der untersuchten Jahrgänge sehen sich zwar noch fest im Arbeitsleben, über die Hälfte von ihnen möchte jedoch so früh wie möglich aus der Berufstätigkeit aussteigen. Typische Wunschzeitpunkte für den Erwerbsaustritt orientieren sich laut Studie an altbekannten Altersnormen: 60 Jahre (langjährige frühere Altersgrenze für Frauen), 63 Jahre (sog. „Rente ab 63“) und 65 Jahre (langjährige Altersgrenze). Bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter wollen weniger als 10% aller älteren Erwerbstätigen arbeiten. Diese Einstellung stellt eine Diskrepanz zu dem gesellschaftspolitischen Anliegen einer allgemeinen Verlängerung des Erwerbslebens dar.

Gutes Leben im Ruhestand

Die in lidA untersuchten erwerbstätigen Babyboomer blicken im Jahr 2018 (53 und 59 Jahre alt) in vielen Fällen positiv auf ihren Ruhestand. Fast die Hälfte von ihnen rechnen für diese Zeit mit einer Verbesserung ihres Lebens und nur 10% mit einer Verschlechterung. Über die Hälfte von ihnen wollen mehr Pläne im Ruhestand machen und Ideen verwirklichen als sie das derzeit im Erwerbsleben tun. 4 von 10 Befragte meinen, dass dann die Zeit gekommen sei, sich persönlich weiterzuentwickeln. Nur wenige rechnen mit negativen Veränderungen, beispielsweise damit, dass sie sich im Ruhestand einsamer fühlen werden. Inzwischen befinden sich etwa 160 Teilnehmende der lidA-Studie im Ruhestand, meistens mit einer gesundheitsbedingten Erwerbsminderungsrente. Für fast die Hälfte von ihnen (45%) ist das Leben heute besser als zuletzt im Arbeitsleben. Allerdings ist es immerhin bei einem Viertel auch schlechter. Die Ergebnisse legen nahe, dass die positiven Erwartungen an den Ruhestand, die erwerbstätige Babyboomer haben, sich selbst bei einem früheren Erwerbsausstieg nicht immer, aber doch oft erfüllen: So verwirklicht beispielsweise die Hälfte der Frührentner eigene Ideen in höherem Ausmaß als noch zuletzt im Berufsleben und 4 von 10 langweilen sich heute weniger.

lidA: „leben in der Arbeit“

Im Abstand von drei Jahren werden für die lidAStudien der Bergischen Universität Wuppertal ältere Erwerbstätige befragt. Im Rahmen der im Frühjahr durchgeführten dritten Erhebungswelle wurden 3.586 Babyboomer der Jahrgänge 1959 und 1965 deutschlandweit zu Hause interviewt. Für 2021 ist noch eine vierte Erhebungswelle geplant. (sg)