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19. Dezember 2018
„Der Franziskanerorden pflegte früh verantwortungsvollen Umgang mit Geld“

„Der Franziskanerorden pflegte früh verantwortungsvollen Umgang mit Geld“

Die Missionszentrale der Franziskaner setzt sich für Investments im franziskanischen Geist ein und hat hierzu eigene Produkte aufgelegt: die terrAssisi Fonds. Sie sollen den Einsatz der Franziskaner für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung widerspiegeln, erläutert Geschäftsführer David Reusch.

Herr Reusch, terrAssisi will mit seinen eigenen Fonds Geld im franziskanischen Geist mehren. Was bedeutet das?

Der Einsatz der Franziskaner für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung spiegelt sich in den TerrAssisi-Fonds im Rahmen der Auswahlkriterien für die einzelnen Anlagetitel wider, etwa in den Ausschlusskriterien Rüstung, Menschenrechtsverletzungen und Tierversuche.

Wie kam es zur Idee von Fonds im franziskanischen Geist?

Die Missionszentrale der Franziskaner begleitet und unterstützt seit über 25 Jahren wissenschaftliche und theoretische Studien zum Thema der ethischen, nachhaltigen Geldanlage. Aus den Arbeiten der Projektgruppe Ethisch-ökologisches Rating an der Universität Frankfurt wurde eine möglichst umfassende Kriteriologie zur ethischen Bewertung von Unternehmen entwickelt. Folgerichtig unterstützten wir auch die spätere Umsetzung in ein umfassendes Bewertungsverfahren. Zunächst nur für die Eigenanlage gedacht, haben wir uns 2009 dazu entschlossen, diese Bewertungskriterien im Rahmen der terrAssisi-Fonds einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Die Fonds sollen die Entwicklung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Marktwirtschaft fördern. Widerspricht das nicht per se dem franziskanischen Geist?

Betrachtet man die 800-jährige Geschichte des Franziskanerordens, so stellt man fest, dass die Nachfolger des Franz von Assisi schon früh die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Geld erkannt und gepflegt haben. Schon im 15. Jahrhundert begannen die Franziskaner in ihren Predigten den Zinswucher anzuprangern und nach Alternativen zu suchen. Die daraus entstandene bedeutendste und wohl weitestreichende Initiative sind die sogenannten Montes Pietatis, die Berge der Barmherzigkeit. Diese öffentlichen Pfandleihhäuser vergaben im Gegensatz zur damals üblichen Wucherzinspraxis Kredite gegen einen kostendeckenden Zins und stellten damit einen karitativ motivierten Gegenpool zur gewinnorientierten Kreditvergabe zu exorbitant hohen Zinsen dar. Das kommunale Sparkassenwesen lässt sich in seinen Ursprüngen auf franziskanische Initiativen zurückführen.

Wer überwacht, ob die Unternehmen die Nachhaltigkeitskriterien einhalten?

Seit Beginn unserer ersten Untersuchungen arbeiten wir mit ISS-oekom im Bereich des Researches zusammen. Regelmäßige Updates und Ad-hoc-Mitteilungen bei Besonderheiten sowie der Transparenzbericht von Rödl & Partner sollte sicherstellen, dass unsere Vorgaben eingehalten werden.

Nach welchen Kriterien – neben der Nachhaltigkeit – erfolgt die Auswahl der Einzeltitel der Fondsportfolios?

Wir verfolgen einen kombinierten Ansatz. Hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien kombinieren wir Positivkriterien in einem absoluten Best-in Class-Ansatz mit Ausschlusskriterien wie zum Beispiel kontroverse Geschäftspraktiken und Geschäftsfelder. In einem zweiten Schritt wird aus dem vorselektierten Anlageuniversum das Portfolio unter Berücksichtigung von Finanzkennzahlen gebildet.

Übernehmen Sie das Management und die Verwaltung der Fonds selbst?

Bei den terrAssisi-Fonds kooperieren wir seit vielen Jahren mit der Ampega, die als Kapitalverwaltungsgesellschaft das Fondsmanagement und die Fondsverwaltung übernimmt. Das Nachhaltigkeitsresearch stammt von ISS-oekom. Die Weiter­entwicklung der Kriterien erfolgt durch die Missionszentrale der Franziskaner in enger Absprache mit den Partnern.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 12/2018, Seite 52 f.

 
Ein Artikel von
David Reusch