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20. Mai 2019
„Zu häufig werden Maklerplattformen im Expertenmodus gebaut“

„Zu häufig werden Maklerplattformen im Expertenmodus gebaut“

sum.cumo versteht sich als digitaler Motor der Assekuranz und baut unter anderem Online-Plattformen für Versicherer. Wie das Geschäftsmodell des Start-ups konkret aussieht und was ein digitales Maklerportal können sollte, dazu hat AssCompact nachgefragt bei Ingolf Putzbach, Geschäftsführer von sum.cumo.

Herr Putzbach, Sie bezeichnen sum.cumo als „Digital-Maschine für Versicherungen“. Wie kann man sich Ihr Geschäftsmodell konkret vorstellen?

Viele Unternehmen der Versicherungsbranche sind bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle durch alte Technologie und fehlenden Zugang zu Experten aus den Bereichen UX, Technologie und Online-Marketing eingeschränkt. Hier unterstützt sum.cumo durch moderne Frontend- und Backend-Technologien und multidisziplinäre Teams. Oft gründen wir gemeinsam mit unseren Kunden neue Gesellschaften auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“. So können wir zusammen komplett neue Wege zu gehen.

Nun haben sich ja etliche Start-ups auf die Fahne geschrieben, die Assekuranz zu digitalisieren. Was machen Sie anders als andere InsurTechs?

Das Besondere an sum.cumo ist unser ganzheitlicher Ansatz. Wir können alle Kompetenzen, die für die Implementierung und den Betrieb digitaler Geschäftsmodelle notwendig sind, aus einer Hand liefern. In crossfunktionalen Teams, die wir gemeinsam mit unseren Kunden zusammenstellen, können wir so in sehr kurzer Zeit funktionierende Geschäftsmodelle aufbauen. Letztlich sprechen die vielen erfolgreichen Kundenprojekte für sum.cumo.

Welche Projekte tragen Ihren Stempel und welche Rolle nehmen Sie dabei ein? 

Bei sum.cumo sind alle Projekte nach wie vor Chefsache. Unser Gründer Björn Freter und ich stehen in engem Austausch mit dem jeweiligen CEO der Kunden, um die gemeinsamen Geschäftsmodelle kontinuierlich zu erweitern und zu verbessern. Besonders stolz sind wir auf die Digitalversicherer Dextra und nexible, die wir auf der grünen Wiese bauen durften. Aber auch die Projekte für etablierte Versicherer können sich sehen lassen. Die Bayerische verfügt heute über eine erfolgreiche Online-Verkaufsplattform und aktuell bauen wir für einen führenden Maklerversicherer eine neue Plattform zur vollständigen Automatisierung des Kfz-Geschäfts, die über das zugehörige Maklerportal eine ganz neue Servicequalität ermöglichen wird.

Was sollte ein digitales Kfz-Maklerportal denn standardmäßig heute bieten, wenn man überhaupt von „Standard“ sprechen kann? 

Für viele Makler ist die Autoversicherung weiter das Brot- und Buttergeschäft. Es dient ebenso der Kundengewinnung wie der Kundenbindung. Leider gibt es kaum eine zweite Sparte, die so arbeitsintensiv ist, da Vertragsänderungen und Schäden häufiger vorkommen als in anderen Sparten. Ein digitales Maklerportal sollte Makler daher in die Lage versetzen, alle Geschäftsvorfälle selbst in Echtzeit zu erledigen. Rückfragen beim Versicherer zum Status der Bearbeitung sollten der Vergangenheit angehören. Und natürlich muss das Portal Open Insurance unterstützen, also den Datenaustausch über offene Schnittstelle unter anderem mit Maklerverwaltungsprogrammen und Kundenportalen.

Was sind Ihrer Einschätzung nach die größten Vorteile solcher Portale für Vermittler? Und wie ist die Resonanz auf Ihre Entwicklungen seitens der Maklerschaft?

Wichtig ist, dass der Makler das Portal und seine Funktionen intuitiv bedienen kann. Zu häufig werden Maklerplattformen im Expertenmodus gebaut. Kunden sind heute auch daran gewöhnt, viele Dinge selbst zu erledigen. Daher muss das Portal dem Makler auch die Möglichkeit bieten, die eigenen Kunden in die Geschäftsprozesse einzubeziehen. So entsteht neben kommerzieller Effizienz vor allem eine gutes Kundenerlebnis. Schon während der Entwicklung beziehen wir Makler mit ein. Wir nennen dieses Vorgehen Open Innovation und können so sicherstellen, dass das Produkt die Anforderungen der Nutzer erfüllt und zum Marktstart auf positive Resonanz stößt.

Die Versicherungsbranche gilt in Sachen Digitalisierung eher als Nachzügler. Wie nehmen Sie die Situation wahr – sowohl in Bezug auf die Versicherer wie auch auf die Makler?

Die großen Versicherungen haben den technologischen Nachholbedarf erkannt und treiben heute die Digitalisierung vehement voran. Derzeit hat fast jeder große Versicherer die ein oder andere Komponente, die gerade vorbereitet wird oder an den Start geht. Leider kosten Transformationsprojekte nicht nur Geld sondern auch viel Zeit. Insofern haben wir die Befürchtung, dass sich die Schere zwischen den digitalen Playern und den Etablierten eher noch weiter öffnet. Und auch für Makler ist unsere Prognose nicht positiv, da viel zu wenig in Digitalisierung investiert wird. Wir sehen die große Gefahr, dass viele Makler in eine Abhängigkeit zu großen Softwareanbietern oder Pools geraten, wenn sie nicht bald die Zeichen der Zeit erkennen. Und das wäre nicht gut für den Markt, denn der unabhängige, dem best-advice-Prinzip verpflichtete Makler wird für die Kunden auch in Zukunft als Ansprechpartner für komplexere Produkte und Beratungssituationen unverzichtbar sein. Die Digitalisierung kann dabei helfen, die Effizienz des Maklerbetriebs zu erhöhen und das Kundenerlebnis zu verbessern.

Verraten Sie uns, welche Projekte demnächst anstehen und wie es mit sum.cumo weitergehen wird?

Die Branche macht sich fit für die Digitalisierung, unsere Kunden wachsen aufgrund ihrer Erfolge und wir wachsen mit ihnen. Das bietet uns viele Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung. Wir freuen uns auf neue und weiterführende Projekte mit unseren bestehenden Kunden wie Dextra oder nexible, die die Digitalisierung stetig vorantreiben und über eine IT-Plattform verfügen, die auf Wachstum über weitere Sparten und Länder optimiert wurde. Außerdem werden zwei komplett neu entwickelte Sachversicherungsplattformen noch in diesem Jahr in Deutschland an den Start gehen, die sicher für Aufmerksamkeit sorgen werden. Für sum.cumo bedeutet dies, dass wir weiter in unsere Mitarbeiter und Technologien investieren werden, um bei der Digitalisierung der Versicherungswirtschaft auch zukünftig eine prägende Rolle spielen zu können.