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23. Juli 2019
Assekurata: Branchenaussichten für Lebensversicherer hellen sich auf

Assekurata: Branchenaussichten für Lebensversicherer hellen sich auf

Hohe Solvenzquoten, solide Neugeschäftsbeiträge und die veränderten Modalitäten bei der Bildung der Zinszusatzreserve (ZZR) sieht Assekurata in ihrem aktuellen Marktausblick als die Hauptgründe dafür, dass sich die Aussichten für die Lebensversicherer im Moment nicht düster gestalten.

In ihrem Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2019/2020 zeichnet die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur untere anderem ein aktuelles Bild der Situation in der Lebensversicherung. Demnach hellten sich die Branchenaussichten für die Lebensversicherer auf, so die Rating-Agentur. Dazu trügen die hohen Solvenzquoten, solide Neugeschäftsbeiträge und die veränderten Modalitäten bei der Bildung der Zinszusatzreserve (ZZR) bei.

Mit dem Ziel, die langfristige Erfüllbarkeit der Garantieversprechen zu sichern, hat die Lebensversicherungsbranche der ZZR seit ihrer Einführung im Jahr 2011 bereits rund 65 Mrd. Euro zugeführt. Hierdurch konnten die Unternehmen die durchschnittliche Garantiezinsanforderung zum 31.12.2018 von nominell 2,75% auf effektiv 1,90% (nach ZZR) senken. In diesem Zusammenhang weist Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, aber darauf hin, dass trotz der beachtlichen Wirkung der ZZR nicht außer Acht gelassen werden dürfe, dass ihre Finanzierung in den vergangenen Jahren einen großen Kraftakt für die deutschen Lebensversicherer bedeutet habe: „Ohne massive Auflösungen von Bewertungsreserven aus der Kapitalanlage wäre dies vielfach nicht möglich gewesen.“

 Branchenaussichten für Lebensversicherer hellen sich auf

In der nebenstehenden Abbildung ist zu sehen, dass die ZZR-Zuführungen (grüne Rauten) mit umfangreichen Bewertungsreserveauflösungen (orange Balken) einher gingen. Hierzu wurden große Teilbestände an festverzinslichen Kapitalanlagen veräußert. Das entsprechende Umschlagsvolumen an Kapitalanlagen (graue Balken) beläuft sich von 2011 bis 2018 branchenweit auf rund 350 Mrd. Euro und damit auf knapp ein Drittel der gesamten Kapitalanlagen bzw. mehr als das Fünffache des eigentlichen ZZR-Bestands.

Im Zuge dieser Entwicklungen stellte sich bereits seit einigen Jahren die Frage, wie lange einzelne Lebensversicherer unter den schwierigen Zins- und Garantiebedingungen überhaupt noch bilanziell durchhalten können, zumal die ZZR-Zuführungen methodisch bedingt selbst bei steigenden Zinsen am Kapitalmarkt weiterhin neue Rekordbeträge abgefordert hätten.

ZZR-Korridormethode wirkt sich für die Anbieter unterschiedlich aus

Mit der Einführung der sogenannten Korridormethode hat der Gesetzgeber im Oktober 2018 in Sachen ZZR-Methodik neue Fakten geschaffen und den Unternehmen zugleich eine valide Planungsperspektive verschafft. Trotz der geänderten Modalitäten werden die meisten Versicherer laut Assekurata aber in den kommenden Jahren weitere Zuführungen zur ZZR leisten müssen. „Für 2019 rechnen wir in Anbetracht des abermals gesunkenen Zinsniveaus derzeit mit einer Netto-Zuführung von 9 Mrd. Euro“, konkretisiert Heermann. „Insgesamt wird die Branche bei anhaltendem Niedrigzins bis zum Jahr 2024 einen ZZR-Bestand von knapp 100 Mrd. Euro aufbauen, gegenüber mehr als 150 Mrd. Euro nach bisheriger Methodik.“

Die Rating-Agentur geht zudem davon aus, dass auf Branchenebene ab 2025 per Saldo ein ZZR-Abbau zu erkennen sein wird. Zwischen den einzelnen Lebensversicherern gebe es hier allerdings große bestandsindividuelle Unterschiede. Während einige Anbieter, insbesondere solche mit hohen Beständen der älteren Rechnungszinsgeneration 3,50% und 4,00%, ihren ZZR-Bedarf bereits weitgehend ausfinanziert hätten, müssten andere noch über viele Jahre der ZZR zusätzliche Mittel zuführen. Dies gelte insbesondere für solche Lebensversicherer, die nach der Jahrtausendwende große Neugeschäftsvolumina bei Rentenversicherungen mit Garantiezins ab 3,25% abwärts hätten vereinnahmen können, die im Niedrigzinsumfeld nicht zuletzt aufgrund ihrer langen Laufzeiten einen beträchtlichen ZZR-Aufbau nach sich zögen. Dies habe dann entsprechend unterschiedliche Auswirkungen auf die Höhe des Rohüberschusses und die Überschussbeteiligung der Versicherten.

Garantiefinanzierung weiter beobachten

Mit Blick auf die Kapitalanlagerenditen gehen die Assekurata-Experten davon aus, dass sich die Nettoverzinsung sukzessive der laufenden Durchschnittsverzinsung annähern wird, weil die außerordentlichen Erträge aus der Auflösung von Bewertungsreserven an Relevanz verlieren. Zugleich wird laut Assekurata auch die laufende Durchschnittsverzinsung durch den abschmelzenden Portfoliozins weiter sinken. Verglichen mit 2011 habe sich die laufende Durchschnittsverzinsung aus den Kapitalanlagen marktweit um rund einen Prozentpunkt verringert und rangiere derzeit nahe der 3%-Marke. „Da das Zinsniveau voraussichtlich niedrig bleibt und die Kapitalanlagen von Lebensversichern typischerweise eine geringere Laufzeit aufweisen als die Leistungsversprechen an die Kunden, sollte die Garantiefinanzierung auch künftig im Auge behalten werden“, schlussfolgert Lars Heermann.

Mehr zum Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2019/2020 gibt es unter www.assekurata.de. (ad)

Bild: © Akarawut – stock.adobe.com