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9. August 2018
Auf dem Weg zur bAV ohne Garantien?

Auf dem Weg zur bAV ohne Garantien?

Der aktuelle Niedrigzins macht fondsgebundene Absicherungsvarianten oft wenig lukrativ. Und klassische Tarife mit hoher Kapital und Renditegarantie sind am Markt kaum zu finden. Helvetia hält an seiner klassischen Lösung fest und entspricht damit dem Wunsch vieler Unternehmer und Arbeitnehmer. Ein Artikel von Simson Heiß.

Kapital- und Rentengarantien sind angesichts des Niedrigzinses heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Aktuell liegt der Zins zehnjähriger Bundesanleihen bei ca. 0,5%. Selbst für dieses Zinsniveau müssen Anleger noch ein gewisses Ausfallrisiko der Anleihen in Kauf nehmen. Das wirkt wenig verlockend. Institutionelle Anleger wie Lebensversicherer sind durch den Niedrigzins vor Probleme gestellt, den Garantiezins für ihre Bestände zu erwirtschaften. Dieser Garantiezins liegt im Branchendurchschnitt über alle Bestände hinweg laut Assekurata zum Ende des Jahres 2017 bei immerhin 2,77%, also vielfach höher als die Verzinsung der Bundesanleihen. Selbst im klassischen Neugeschäft ist er mit 0,9% noch annähernd doppelt so hoch. Auch für die meisten Privatanleger ist das Zinsniveau äußerst problematisch, da sie in der Regel deutlich höhere Renditen benötigen, um ihre Altersvorsorgeziele mit dem zur Verfügung stehenden Budget zu erreichen.

Herausforderung Garantie

Die Herausforderung liegt folglich darin, Garantien mit der Chance auf höhere Renditen zu kombinieren. Doch ist das überhaupt möglich, wenn der Spielraum aufgrund des Zinsniveaus sehr gering ist?

Rechenbeispiel

Die Problematik verdeutlicht ein einfaches Rechenbeispiel. Zahlt ein Kunde einen Monatsbeitrag in Höhe von 100 Euro, so müssten beim aktuellen Garantiezins von 0,9% und einer Laufzeit von 30 Jahren vom ersten Beitrag immerhin 76 Euro sicher angelegt werden, um durch die Verzinsung zum Ende der Laufzeit die 100 Euro Bruttobeitrag zu garantieren. Da in den ersten fünf Jahren Abschlusskosten von zum Beispiel 15 Euro vom Beitrag abzuziehen sind, bleiben gerade noch 9 Euro abzüglich der Verwaltungskosten, um sie frei anzulegen. Nach fünf Jahren entfallen zwar die Abschlusskosten, jedoch wird die Restlaufzeit immer kürzer, sodass beispielsweise zehn Jahre vor Ablauf bereits über 91 Euro notwendig sind, um mittels des aktuellen Garantiezinses zum Ablauf auf die 100 Euro zu kommen. Auch von den nun wiederum verbleibenden 9 Euro sind noch Verwaltungskosten abzuziehen. Angesichts dieser geringen Investitionsquote erscheinen für Hochrechnungen gerne verwendete Wertentwicklungen von 5% oder 6% utopisch. Entsprechend zeigt die aktuelle Praxis, dass von den in den letzten Jahren entwickelten Produktansätzen der Lebensversicherer keine wundersam hohen Renditen erwartet werden können.

3-Topf-Hybride und iCPPI-Produkte

Die dynamischen 3-Topf-Hybride und iCPPI-Produkte verursachen inzwischen sowohl bei den Kunden als auch den Versicherern selbst gewisse Bauchschmerzen: Ihr zyklisches Produktverhalten kostet die Kunden Rendite und zwingt gleichzeitig die Versicherer, die vorhandenen Kundenguthaben nach Kurseinbrüchen in den Deckungsstock umzuschichten, was den gesamten klassischen Bestand belastet. Bei Indexpolicen liegen die Kundengelder gänzlich im Deckungsstock. In der Regel werden ausschließlich die Überschüsse in Indexzertifikate investiert. Letztlich geht der Kunde eine Wette am Aktienmarkt ein, deren Wettgewinne und -verluste sich bei fairen Konditionen auf längere Sicht im Durchschnitt ausgleichen dürften. Unter dem Strich bieten Indexpolicen also kaum höhere Rendite­erwartungen als klassische Tarife.

Beitragsgarantien noch zeitgemäß?

Dass Garantien im aktuellen Zinsumfeld die Renditechancen besonders stark mindern, hat zwischenzeitlich auch die Politik erkannt. Entsprechend wird beispielsweise im Bereich der Riester-Renten über die Sinnhaftigkeit der bisher zertifizierungsrelevanten Beitragsgarantien diskutiert. In der betrieblichen Altersvorsorge wird dagegen bereits heute im neuen Sozialpartnermodell ausdrücklich auf Garantien verzichtet. Dieses Modell ist seit dem 01.01.2018 durch das in Kraft getretene Betriebsrentenstärkungsgesetz möglich, allerdings in der Praxis noch nicht umgesetzt. Zudem hat es andere gravierende Nachteile. In der alten bAV-Welt ist bisher noch kein konsequenter Verzicht auf Garantien gesetzlich verankert. Produktanbieter nutzen rechtliche Spielräume, um beispielsweise im Bereich der Direkt­versicherung in gewissen Konstellationen auf bis zu 50% der Beitragssumme abgesenkte Garantien anzubieten.

Direktversicherungstarife ohne Garantien von Helvetia

Da immer mehr Kunden ihre Beiträge zu schade sind, um sie langfristig in gering verzinste Altersvorsorgeprodukte zu investieren, besteht auch kundenseitig eine Nachfrage nach rein fondsgebundenen Tarifen. In speziellen Situationen kann dieser Nachfrage auch nachgekommen werden. Beispielsweise bietet Helvetia für Schweizer Grenzgänger Direktversicherungstarife ohne Garantien an, weil diese aufgrund ihrer Auslandstätigkeit nicht an das Betriebsrentengesetz gebunden sind, per Abkommen aber die Möglichkeit haben, in Form einer Direktversicherung gegen Entgeltumwandlung betrieblich vorzusorgen.

Ebenfalls ist es für beherrschende Gesellschafter-Geschäftsführer einer GmbH möglich, bei Helvetia Tarife ohne Garantien abzuschließen. Sie müssen dazu nur dokumentieren, dass sie ganz bewusst auf Garantien verzichtet haben. Grundsätzlich ist dies auch für andere Arbeitnehmer möglich. Dazu müssten dann jedoch sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer den bewussten Verzicht unterschreiben und mit ihrer Unterschrift zustimmen, dass gegebenenfalls vorhandene Differenzen nicht tariflich oder anderweitig vom Versicherer gedeckt sind. Der Arbeitgeber alleine trägt das Risiko der Nachschusspflicht, was auch der Arbeitnehmer mit seiner Unterschrift zur Kenntnis nimmt.

Fazit

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass bAV-Tarife ohne Garantien vielerseits gewünscht, jedoch bisher nicht konsequent gesetzlich verankert sind. Die angebotenen fondsgebundenen Varianten mit Garantien werden im momentanen Zinsumfeld kaum dauerhaft Renditen von 6% und mehr erzielen. Ganz im Gegenteil ist in der Regel höchstens eine geringfügig höhere Rendite zu erwarten als von Klassiktarifen. Helvetia bietet deshalb dem Wunsch vieler Arbeitgeber und -nehmer entsprechend weiterhin einen echten Klassiktarif an, Helvetia WorkLife Direct Classic. Dieser Tarif bietet im Marktvergleich der ohnehin nicht mehr bei vielen Versicherern erhältlichen Klassiktarife ein hohes garantiertes Kapital und eine hohe garantierte Rente. Für Spezialfälle wie Schweizer Grenzgänger oder beherrschende Gesellschafter-Geschäftsführer bietet Helvetia die Möglichkeit, chancenreiche Tarife ohne Garantie abzuschließen.

Dieser Artikel kann auch auf Seite 14 in der AssCompact Sonderedition 2018 „betriebliche Versorgung“ nachgelesen werden.