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13. August 2018
AXA erklärt Trennung von TwinStar-Verträgen und weitere Pläne

AXA erklärt Trennung von TwinStar-Verträgen und weitere Pläne

Die AXA Group verkauft ihre irische Tochter AXA Life Europe an Cinven. Damit wandern auch die deutschen TwinStar-Verträge an den britischen Finanzinvestor. Allerdings bleibt AXA Deutschland laut Kaufvertrag weiterhin Ansprechpartner für die deutschen Kunden und Vertriebspartner. Nachgefragt bei Dr. Thilo Schumacher, Vorstand Vertrieb der AXA Deutschland.

Herr Dr. Schumacher, für wie viel Aufregung sorgt der Verkauf der AXA Life Europe bei den Vertriebspartnern?

Eine solche Transaktion wirft zunächst einmal Fragen bei unseren Vertriebspartnern auf. Wir haben daher mit unseren Partnern das Gespräch gesucht, viele schriftlich informiert oder das Thema mündlich in diversen Telefonkonferenzen erörtert. Es war uns wichtig, die Beweggründe dieser Entscheidung der AXA Group in Paris und ihre Implikationen für Vertriebspartner und Kunden hier in Deutschland zu erläutern. Die meisten konnten die grundsätzliche Logik des Schritts nachvollziehen.

Sie haben bereits mitgeteilt, dass die deutschen Kunden und Vertriebspartner weiterhin von AXA Deutschland betreut werden. Was bringt der Deal dann der AXA? Einen Kostenvorteil ja eher nicht, oder?

Es stimmt, dass wir uns vertraglich verpflichtet haben, die nächsten 30 Jahre die Verträge weiter zu verwalten. Das war uns wichtig, damit wir Ansprechpartner für unsere Kunden und Vertriebspartner rund um die Verträge bleiben.

Die AXA Life Europe ist eine internationale, spezialisierte Plattform mit Sitz in Dublin, die für AXA Vorsorgeprodukte aus der Klasse der sogenannten „Variable Annuities“ managt. Vertrieben wurden die entsprechenden Policen in UK, Frankreich, Spanien, Italien und Portugal sowie unter dem Namen „TwinStar“ in Deutschland. Bei dem Produkt handelt es sich um eine besondere Form der fondsbasierten Rentenversicherung, bei der eine vereinbarte Garantieleistung über Finanzinstrumente am Kapitalmarkt abgesichert, also „gehedged“ wird.

Aus Sicht der AXA Group ergibt die Transaktion absolut Sinn, denn im Rahmen der Strategie Ambition 2020 will die AXA Group die Abhängigkeit von Kapitalmarktrisiken reduzieren.

Das Variable-Annuity-Produkt TwinStar wurde mal mit großem Marketing im deutschen Markt lanciert. Dann wurde es eingestellt, nun gehen die Verträge in den externen Run-off. Inwiefern profitieren die Kunden noch von den Produkten und inwieweit beruhigt das die Vermittler?

Vor der Finanzmarktkrise sah die Welt natürlich noch anders aus. „TwinStar“ ist und bleibt aber ein sehr attraktives Produkt mit einer Garantierente, die zu Zeiten des damaligen Produktverkaufs die höchste am Markt war. Basierend auf einem Zins von bis zu 3,5%. Heute wäre diese Höhe nicht mehr darstellbar. Der Kunde hat also alles richtig gemacht, zudem bleiben die Garantien und Bedingungen ja auch durch den Wechsel des Eigentümers der AXA Life Europe unverändert bestehen. Anders als bei Veräußerungen an sogenannte Run-off-Plattformen wird AXA Deutschland auch nach dem beabsichtigten Eigentümerwechsel weiterhin die deutschen Kunden der AXA Life Europe betreuen und die deutschen Versicherungsverträge verwalten. Auch für unsere Vertriebspartner bleibt die gewohnte Zusammenarbeit bestehen.

Wie viele Makler sind denn betroffen? Oder wurde TwinStar eher von der AO vermittelt?

Es geht um rund 260.000 Verträge, davon rund 35% im Maklermarkt. Auch wenn dies nur einen kleinen Anteil unseres Bestands darstellt, war es uns wichtig, sofort in den Austausch mit unseren Maklern zu gehen und sie zu informieren, nachdem die geplante Veräußerung in Frankreich kommuniziert wurde.

Rechnen Sie mit einem Vertrauensverlust, was Ihre anderen Altersvorsorgeprodukte angeht? Mit dem Verkauf der Pro bAV Pensionskasse gab es Anfang des Jahres bereits einen kleinen Run-off.

Das Vorsorgegeschäft bleibt in Deutschland ein wesentlicher Teil unseres Kerngeschäfts, daran hat sich nichts geändert. Wir investieren weiter in den Ausbau unseres modernen Bestandssystems, bisher schon mit über 100 Mio. Euro. Das würden wir nicht tun, wenn wir uns in Zukunft keine Steigerung des Geschäfts versprechen würden. Wir entwickeln unsere Produkte stetig weiter, auch damit diese sich den veränderten Marktbedingungen anpassen und veränderte Kundenanforderungen besser bedienen können. So wie unsere Relax Rente, die eine Bruttobeitragsgarantie über den konventionellen Deckungsstock darstellt und über Beteiligungen an Kapitalmarktentwicklungen Renditechancen eröffnet. Wir bieten sie in allen drei Schichten an und ermöglichen Maklern damit, ihren Kunden attraktive Vorsorgelösungen trotz Niedrigzins zu bieten. Apropos Niedrigzins: Die AXA Leben hat in diesem Jahr eine Überschussbeteiligung von 2,9%. Damit sind wir – wie schon in den letzten Jahren – im Marktvergleich ganz vorne dabei. Ich denke, dass viele Makler beim Betrachten der Faktenlage sehen, dass wir ihnen und ihren Kunden attraktive Lösungen in der Vorsorge und der Absicherung biometrischer Risiken bieten.

Mit dem Blick nach vorne: Worauf konzentrieren Sie sich in den nächsten Monaten?

Wir wollen im Jahresendgeschäft einen relevanten Anteil des Neugeschäfts unserer Makler zu uns holen – in der Biometrie, in den Vorsorgeprodukten, aber auch in Kranken und Komposit. Wir investieren weiter in unsere digitalen Prozesse und wollen damit den Maklern das Leben leichter machen. Hier sind wir zwar noch nicht da, wo wir sein möchten. Das Wichtigste ist für mich jedoch immer der Dialog miteinander, und das stetig. Nur wenn wir miteinander reden und die individuellen Anforderungen und Herausforderungen unserer Makler verstehen, werden wir ein relevanter Partner bleiben. Hier kann man nie zu viel machen. Ganz im Gegenteil!

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