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24. Januar 2019
Frauen in Vorständen: Banken und Versicherer hinken weiter hinterher

Frauen in Vorständen: Banken und Versicherer hinken weiter hinterher

Vorstände von Banken und Versicherern bleiben eine Männerdomäne. Während der Frauenanteil in den Vorständen weiter unter 10% verharrt, stockt die Entwicklung laut DIW Berlin nun auch in den Aufsichtsräten. Banken und Versicherer hinken Firmen anderer Branchen weiterhin deutlich hinterher.

Das aktuelle Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat die Frauenanteile in Spitzengremien von über 500 großen Unternehmen in Deutschland beleuchtet. Seit 2016 gilt in Deutschland eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte. Diese Maßnahme scheint weiter zu wirken: In den 200 umsatzstärksten Unternehmen hat der Frauenanteil in den Kontrollgremien im vergangenen Jahr um mehr als zwei Prozentpunkte zugenommen und beträgt nun knapp 27%. In den 100 größten Unternehmen stieg der Anteil sogar auf gut 28%.

Dem DIW Berlin zufolge zeigen sich aber auch Anzeichen dafür, dass Unternehmen ihre Bemühungen für einen höheren Frauenanteil drosseln, sobald sie die Geschlechterquote von 30% für Aufsichtsräte erfüllen. Denn der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 30 größten börsennotierten Unternehmen, von denen ein Großteil an die Geschlechterquote gebunden ist und von denen viele diese Quote bereits erfüllen, stagniert bei einem Drittel. So lautet ein Fazit der Studie, dass mehr Frauen in Kontrollgremien zumindest kurzfristig nicht automatisch mehr weibliche Mitglieder in Vorständen nach sich ziehen.

Düsteres Bild bei Banken und Versicherungen

Eine separate Auswertung der 100 größten Banken und 60 größten Versicherungen in Deutschland zeigt eine frappierende Entwicklung. Wie schon in den Jahren zuvor kommt die Erhöhung des Frauenanteils in den Vorständen nicht in Schwung und die Frauenanteile bleiben auf einem Niveau unterhalb von 10%. Nun ist laut DIW Berlin auch die Entwicklung in den Aufsichtsräten ins Stocken geraten. Dabei würden Banken und Versicherungen mit jeweils rund 23% Frauenanteil im Kontrollgremium den Unternehmen außerhalb der Finanzbranche ohnehin schon deutlich hinterher hinken.

„Wenn man bedenkt, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Finanzsektor Frauen sind, die meisten davon gut ausgebildet, ist die Entwicklung der Frauenanteile in Vorständen und Aufsichtsräten von Banken und Versicherungen besonders frappierend“, erklärt Elke Holst, DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies.

Frauen bräuchten bis zum Jahr 2098, um gleichzuziehen

Von einer Parität der Geschlechter ist die Finanz- und Versicherungsbranche laut DIW Managerinnen-Barometer weit entfernt. Selbst bei einer – optimistischen – linearen Fortschreibung der Entwicklung der vergangenen Jahre würde es im Fall der Bankenvorstände bis zum Jahr 2098 dauern, bis Frauen und Männer zu gleichen Anteilen in Spitzengremien vertreten wären.

Alle Hierarchieebenen stärker mit Frauen besetzen

Den Unternehmen empfehlen die Studienautorinnen, sich in eigenem Interesse ehrgeizigere Ziele für mehr Frauen in Vorständen zu setzen. Anders sei den lauter werdenden Forderungen nach weiteren Quotenregelungen nicht beizukommen. „Die Wirtschaft hat es selbst in der Hand“, betont Katharina Wrohlich, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Gender Studies am DIW Berlin. „Solange sich jedoch viele große Unternehmen bewusst eine Zielgröße von null Frauen im Vorstand setzen, erscheint der Wille und die Kraft zu ambitionierten, nachhaltigen und freiwilligen Fortschritten mehr als fraglich.“ So sollten alle Hierarchieebenen, vor allem auch unterhalb des Vorstands, stärker mit Frauen besetzt werden und es gelte, die Arbeitsstrukturen für Führungskräfte zu flexibilisieren. Damit könnten Unternehmen den Pool möglicher Vorständinnen erweitern. (tk)