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17. November 2020
Beeinflusst die Corona-Pandemie den Digitalisierungselan der Versicherer?

Beeinflusst die Corona-Pandemie den Digitalisierungselan der Versicherer?

Die Versicherungswirtschaft hat in der Corona-Pandemie Handlungs- und Arbeitsfähigkeit bewiesen. Die Umstellung auf Home Office und Videoberatung sei aber noch lange keine Digitalisierung, so Dr. Torsten Oletzky am Dienstag anlässlich des virtuellen Guidewire Versicherungsforums.

Die Umstellung auf mobiles Arbeiten und auf digitale Kommunikation haben die Versicherer im Zuge der Corona-Beschränkungen relativ schnell geschafft. Die Rede ist von einem Digitalisierungsschub. Dr. Torsten Oletzky, ehemaliger ERGO-Vorstand und jetzt für Guidewire und an der TH Köln tätig, hob in seinem Eröffnungsvortrag des Guidewire Versicherungsforums 2020 am Dienstagmorgen denn auch hervor, dass die Versicherer ihre digitale Arbeitsfähigkeit bewiesen hätten. Er mahnt aber auch an, dass über die Freude an der gelungenen Umstellung der Ehrgeiz, mehr erreichen zu wollen, verloren gehen könnte. Zumal sich die Versicherer aktuell sowieso auf das Managen der Krise konzentrieren müssten.

Tempo macht den Unterschied

Das Arbeiten aus dem Home Office heraus, sei noch keine Digitalisierung, so Oletzky. Digitalisierung bedeute, neue Geschäftsmodelle und hohe Prozesseffizienz zu schaffen sowie Kunden und Vermittlern Self Services und mehrere Zugangskanäle zu ermöglichen. Big Data, KI und Dunkelverarbeitung sind weitere Stichwörter, um in Zukunft schneller agieren zu können. Geschwindigkeit werde künftig ein entscheidender Erfolgsfaktor sein.

Aus dem eigenen Haus heraus werden Versicherer dies nicht leisten können. An die Systeme müssen über Schnittstellen (APIs) digitale Tools angedockt werden. Guidewire steht hier für den Einsatz von Clouds und Software as a Service (SaaS). Denn in den Gesellschaften selbst, seien viele IT-Ressourcen in der Wartung von Altsystemen gebunden. Die Themen Cloud und SaaS würde es den Versicherern dagegen ermöglichen, neue Tools anzubinden, ohne diese selbst entwickeln zu müssen, erläutert Oletzky.

Ein langer Abschied von Altsystemen

Eine Ablösung der Altsystemen in nächster Zeit erwartet Oletzky allerdings nicht. Aber der Ausbau mit Standardsoftware werde die Systeme moderner machen. Eine kritische Entwicklung sieht der Digital-Experte darin, dass sich manche Häuser in Richtung „Halbstandards“ bewegen, weil zu viele Anpassungen an die bisherigen Prozesse gefordert werden. Die Fachbereiche und die IT-Abteilungen müssten sich auf Standards einlassen, so Oletzky, um die Digitalisierung tatsächlich voranzubringen. (bh)

Bild: © Serge Aubert – stock.adobe.com