Europäisches Parlament und Ministerrat haben sich auf einen Kompromiss für die Klassifizierung nachhaltiger Investments (Taxonomie) geeinigt. Die Verordnung definiert europaweit, welche wirtschaftlichen Aktivitäten sich nachhaltig nennen und damit in einem als nachhaltig beworbenen Finanzprodukt stecken dürfen.
„do no harm“-Prinzip
Als nachhaltig gilt laut dem Kompromiss, wer einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet ohne gleichzeitig in anderen Bereichen der Umwelt zu schaden („do no harm“-Prinzip). Die Klassifizierung soll prinzipiell für alle Finanzprodukte gelten. Anbieter, die sie nicht anwenden, müssen das in einem Hinweis angeben. Kohle wird explizit aus nachhaltigen Finanzprodukten ausgeschlossen.
Einigung in Sachen Atomkraft
Der strittige Punkt der Atomkraft war bis zuletzt eine der größten Hürden einer europaweiten Definition von Nachhaltigkeit von Finanzanlagen. Das Europaparlament und eine Koalition aus Deutschland, Österreich und Luxemburg sprachen sich gegen Atomkraft in nachhaltigen Finanzprodukten aus, Frankreich setzte sich hingegen dafür ein. Nun wird sie de-facto aus nachhaltigen Finanzprodukten ausgeschlossen, da sie sich nicht klassifizieren lassen wird.
So geht es jetzt weiter
Im nächsten Schritt muss nun die EU-Kommission die genauen Schwellenwerte für die Definition von Nachhaltigkeit noch ausarbeiten. Diesem Vorschlag müssen dann Ministerrat und EU-Parlament zustimmen, bevor die Klassifizierung zum Einsatz kommen kann. Sven Giegold, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Europäischen Parlament, begrüßt den aktuellen Beschluss. „Dies ist ein Meilenstein für nachhaltige Finanzmärkte. Das heutige Ergebnis ist ein riesiger grüner Erfolg unserer langjährigen Arbeit für nachhaltige Finanzmärkte“, so Giegold.
Eindeutigkeit schiebt Greenwashing einen Riegel vor
Viele Christdemokraten in Berlin und Brüssel hätten sich lange grundsätzlich skeptisch gegenüber den europäischen Regeln für nachhaltige Finanzprodukte gezeigt. Die neuen Regeln würden aber private Investitionen in eine grüne Ökonomie freisetzen und verbilligen. Zudem schaffe Europa endlich Eindeutigkeit bei der Frage, welche Finanzprodukte sich nachhaltig nennen dürfen und schiebe so Greenwashing einen Riegel vor. (mh)
Bild: © peshkov – stock.adobe.ocm
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