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6. Dezember 2019
Fehltage wegen psychischer Erkrankungen haben sich verdoppelt

Fehltage wegen psychischer Erkrankungen haben sich verdoppelt

Im vergangenen Jahr haben die Fehlzeiten von Beschäftigten einen neuen Rekordwert erreicht, wie der aktuelle BKK Gesundheitsreport zeigt. Nahezu jeder sechste Fehltag ist auf psychische Erkrankung zurückzuführen. innerhalb von zehn Jahren haben sich psychisch bedingte Fehlzeiten mehr als verdoppelt.

Im vergangenen Jahr sind die Fehlzeiten von Arbeitnehmern mit einem Krankenstand von 5,1% auf eine neue Höchstmarke angestiegen. Dies geht aus dem BKK Gesundheitsreport 2019 hervor. Als Ursachen nennen die Betriebskrankenkassen insbesondere die stark ausgeprägte Grippewelle und das damit verbundene Anwachsen der Fehltage wegen Atemwegsinfektionen. Stark zugenommen gegenüber dem Vorjahr haben die psychisch bedingten Fehltage, und zwar um 5,4%.

Jeder sechste Fehltag wegen psychischer Leiden

So war im Jahr 2018 nahezu jeder sechste Fehltag auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Somit landen psychische Störungen hinter den Muskel-Skelett-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen als Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit auf Rang 3. Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, haben sich im Vergleich mit Werten aus dem Jahr 2008 die psychisch bedingten Fehltage mehr als verdoppelt (+129,4%). Laut BKK-Dachverband ist diese hohe Zunahme auch der Tatsache geschuldet, dass bei psychischen Störungen mit jedem Krankheitsfall überdurchschnittlich viele Fehltage (im Schnitt 37 Tage) einhergehen.

Die Zahl der Betroffenen ist nicht gestiegen

Dagegen ist der Anteil Betroffener mit einer psychischen Erkrankung unter den BKK-Versicherten hierzulande innerhalb der vergangenen zehn Jahre nicht gestiegen. Knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung erkrankt nach Angaben des Robert Koch-Instituts mindestens einmal im Leben an einer psychischen Störung.

Psychische Erkrankungen werden häufiger erkannt

Die Zunahme bei den Fehltagen sowie auch in anderen Leistungsbereichen resultiert vielmehr aus einer schnelleren und besseren Diagnostik und Therapie. So werden Betroffene häufiger als früher erkannt und behandelt. Laut BKK Dachverband leistet auch die öffentliche Diskussion des Themas einen Beitrag, dass psychisch Erkrankte weniger stigmatisiert werden und es zugleich mehr Maßnahmen und Initiativen zur Förderung psychischer Gesundheit gibt.

„Das eine ist, dass psychische Erkrankungen kein Tabuthema mehr sind. Es wird darüber in der Gesellschaft diskutiert, die Mediziner diskutieren offener darüber, aber auch die Menschen verstecken sich nicht mehr mit psychischen Erkrankungen. Ich gehe davon aus, dass früher viele Diagnosen psychische Erkrankungen verdeckt haben. Es wurden dann allgemeine Befindlichkeitsstörungen oder Ähnliches diagnostiziert. Es wurden die somatischen Folgen, Kopfschmerzen, Migräne, Unwohlsein festgestellt. Dahinter lagen aber psychische Erkrankungen“, erklärt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes.

Nicht jede Diagnose mündet in einer Arbeitsunfähigkeit

Doch nicht jede psychische Erkrankung hat automatisch eine krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit zur Folge. Der BKK-Dachverband führt hier als Beispiel die depressiven Episode (F32) an. Gemessen an den Beschäftigten, bei denen 2018 ein solches Leiden diagnostiziert wurde, mündete dies bei nicht einmal jedem achten (12,1%) zu einer Arbeitsunfähigkeit.

Auf den Job und die Arbeitsbelastung kommt es an

Welcher Arbeit Beschäftigte nachgehen und wie die Arbeitsbedingungen sind bedingt es in hohem Maße, wie stark Beschäftige von Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen betroffen sind. Vor allem Gesundheits- und Erziehungsberufe sowie Sicherheitsberufe weisen überdurchschnittlich viele AU-Fälle bzw. AU-Tage auf. Ganz vorn liegt die Altenpflege mit durchschnittlich 5,8 Fehltagen wegen psychischer Störungen. (tk)

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