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13. Juni 2016
Frauen in der Finanzbranche: Deutschland hat Nachholbedarf

Frauen in der Finanzbranche: Deutschland hat Nachholbedarf

Trotz der 2015 gesetzlich festgelegten Frauenquote bleibt der Frauenanteil in Führungspositionen der Finanz- und Versicherungsbranche niedrig. In den größten deutschen Finanzunternehmen ist nur jede zehnte Vorstandsposition weiblich besetzt. Beschränkt man den Vergleich auf die DAX-30-Unternehmen, so erfüllen allerdings über die Hälfte die geforderte 30%-Quote bei Aufsichtratspositionen.

Frauen sind in Führungspositionen der Finanzbranche nach wie vor rar. Im internationalen Vergleich kommt Deutschland nicht aus einer hinteren Position heraus. Einer internationalen Studie von Oliver Wyman zufolge liegt die Bundesrepublik beim Frauenanteil in Vorständen nur auf Platz 24 von 32. Dafür ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 30 größten börsennotieren Unternehmen des Landes seit Einführung der Geschlechterquote 2015 um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. Anfang Juni lag er bei 30,2%. Im Gegensatz zur Oliver Wyman-Studie sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die deutsche Wirtschaft auf einem guten Weg in Richtung Frauenquote.

Frauenanteil in der deutschen Finanz- und Versicherungsbranche

Der Anteil von Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der zehn größten deutschen Finanzorganisationen verharrt laut Oliver Wyman auf niedrigem Niveau. Lediglich jedes fünfte Aufsichtsratsmitglied sei hierzulande weiblich, in den Vorständen liege der Frauenanteil bei nur 10%. Seit 2003 habe sich der Frauenanteil von einer niedrigen Ausgangsbasis ausgehend in den Aufsichtsräten zwar verdoppelt und in den Vorständen verdreifacht — doch seit 2013 sei er nahezu unverändert. Das DIW hält dagegen, dass die DAX-30-Unternehmen Munich RE und der Allianz Konzern ihren Frauenanteil im Aufsichtsrat auf 40% (Munich RE) bzw. 33,3% (Allianz SE) gesteigert hätten; der Frauenanteil im Aufsichtsrat der Deutschen Bank AG ist auf 36,8% gestiegen. Man sehe deshalb die Entwicklung als einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung und als eventuelles Anzeichen für die Wirksamkeit der gesetzlich verabschiedeten Frauenquote.

International schneidet Deutschland schlecht ab 

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland der Oliver Wyman-Studie zufolge bei den Aufsichtsräten mit Platz 15 von 32 untersuchten Ländern im Mittelfeld und bei den Vorstandsmitgliedern mit Platz 24 im unteren Drittel. Im Durchschnitt aller betrachteten Finanzunternehmen beträgt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten 20% und in den Vorständen 16%. Doch die Spanne ist groß und an der Spitze stehen Länder wie Norwegen, Schweden und Thailand mit über 30% Frauenanteil in den Vorständen im Gegensatz zu den Schlusslichtern wie Japan und Südkorea mit weniger als 5%. Bliebe es bei dem derzeit langsamen Zuwachs an weiblichen Führungskräften in der Finanzbranche, würde weltweit erst 2048 ein Frauenanteil von 30% in den Vorständen erreicht, so die Studie. (sg)