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10. Oktober 2022
Immobilienfinanzierer: Stimmung trübt sich weiter ein

Immobilienfinanzierer: Stimmung trübt sich weiter ein

Angesichts einer drohenden Rezession der deutschen Wirtschaft herrscht bei den Immobilienfinanzierern weiterhin Krisenstimmung. So ist der deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) von JLL und ZEW das dritte Quartal in Folge gesunken. Aktuell gebe es viel Schatten und wenig Licht.

Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) ist ein von JLL und dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) quartalsweise erhobener Stimmungsindikator für die gewerbliche Immobilienfinanzierung. Er bildet die Lage und die Erwartungen bezüglich des deutschen Immobilienfinanzierungsmarkts ab. Im zweiten Quartal 2022 war der Index im Vergleich zum Vorquartal drastisch eingebrochen (AssCompact berichtete). Eine drohende Rezession der deutschen Wirtschaft in den kommenden Quartalen sorgt nun für eine anhaltende Krisenstimmung auf den Finanzierungsmärkten, wie der Difi für das dritte Quartal zeigt. Der Index ist um sechs Punkte auf −50,5 Punkte gesunken. Immerhin hat sich der drastische Stimmungsabfall aus dem zweiten Quartal nun deutlich abgemildert. Im Vergleich zum Vorquartal ging es um 51,7 Punkte nach unten auf −44,5 Punkte.

Immobilienfinanzierer sehen viel Schatten und wenig Licht

Laut JLL und ZEW werde die aktuelle Lage nach wie vor schwächer eingeschätzt als der Ausblick. Der Situationsindikator büßt im Vergleich zum Vorquartal 6,4 Punkte ein und sinkt auf −59,7 Punkte. Der Erwartungsindikator fällt um 5,7 Punkte auf −41,2 Punkte. „Energiekrise, Zinserhöhungen und die schlechten wirtschaftlichen Aussichten drücken immer stärker auf die Stimmung der Immobilienfinanzierer. Aktuell gibt es viel Schatten und wenig Licht“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.

Aussichten für Logistikimmobilien noch am besten

Besonders schwach werden die aktuellen Finanzierungsbedingungen im Büro- und Hotelsektor eingestuft. Hier sackt der Teilindex auf einen Saldo von −76,9 (Büro) und −69,5 (Hotel) ab. Optimistischer als noch im zweiten Quartal geben sich die Marktteilnehmer im Bereich Wohnen, auch wenn hier die Gesamteinschätzung mit −55,6 Punkten deutlich negativ ausfällt. Am besten beurteilt der Finanzierungsmarkt derzeit noch die Aussichten für Logistikimmobilien mit −42,4 Punkten.

Ausblick auf Wohnungsmarkt positiver als zuletzt

Was den Ausblick auf die kommenden sechs Monate angeht, geben die befragten Finanzierungsexperten den Sektoren Wohnen und Logistik den Vorzug. So wird vor allem der Wohnungsmarkt deutlich positiver bewertet als im zweiten Quartal.

Laut JLL und ZEW dürften vor allem Bestandshalter bei anstehenden Refinanzierungen wegen gestiegener Kreditzinsen Probleme bekommen. „Viele werden das nicht aus freien Mitteln bewerkstelligen können. Entweder schießen sie Eigenkapital nach oder sie beschaffen sich frische Liquidität durch den Verkauf von Bestandsportfolios“, meint Timo Wagner, verantwortlich für Debt Advisory bei JLL in Deutschland. Letzteres dürfte seiner Ansicht nach die wahrscheinlichere Variante sein. „In den kommenden sechs bis zwölf Monaten rechne ich deshalb mit dem einen oder anderen Notverkauf.“ (tk)

Bild: © AVTG – stock.adobe.com