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9. Oktober 2020
Naturgefahrenreport: Kfz-Versicherer 2019 schwer getroffen

Naturgefahrenreport: Kfz-Versicherer 2019 schwer getroffen

Der aktuelle GDV-Naturgefahrenreport bezeichnet das Jahr 2019 als ein glimpflich verlaufenes Schadenjahr für Deutschland. Dennoch gab es einzelne heftige Unwetter, die vor allem den Kfz-Versicherern die Bilanzen verhagelt haben. Im Zuge der Reportveröffentlichung weist der Branchenverband auch auf die noch ausbaufähige Verbreitung der Elementarschadenversicherung hin.

Die finale Schadenbilanz 2019 des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) e.V., die der Branchenverband im Naturgefahrenreport 2020 veröffentlicht hat, verdeutlicht einen relativ glimpflichen Verlauf des Schadenjahres für Deutschland: Mit 3 Mrd. Euro lagen die versicherten Schäden aus Naturgefahren knapp 10% unter dem Vorjahr 2018 und fast 20% unter dem langjährigen Mittelwert von 3,7 Mrd. Euro. Vom Gesamtschaden entstanden 2,7 Mrd. Euro durch Sturm und Hagel an Gebäuden, Kraftfahrzeugen, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft. Weitere 300 Mio. Euro entfielen auf Elementargefahren wie Hochwasser, Starkregen oder Erdrutsch.

Kfz: Pfingstunwetter 2019 unter den zehn schwersten Naturkatastrophen seit 1984

Doch trotz geringerer Schäden war das Jahr 2019 geprägt von einzelnen heftigen Unwettern, die sich vor allem in der ersten Jahreshälfte ereigneten und dabei ganz besonders der Kfz-Versicherungsbranche zu schaffen machten. Im März wüteten die Sturmtiefs Dragi und Eberhard und sorgten für Beschädigungen in Höhe von rund 500 Mio. Euro – fast ein Viertel des gesamten Sachschadens (ohne Kfz). Und im Juni brachten mehrere Tiefs in kurzer Folge heftige Hagelschauer. Die Bilanz: 300 Mio. Euro an Sachschäden und weitere 400 Mio. Euro an Fahrzeugen. Innerhalb von drei Tagen beschädigen Naturgewalten 115.000 kaskoversicherte Fahrzeuge und führten zu dieser immensen Schadenhöhe, die knapp die Hälfte der gesamten Kfz-Jahresschadensumme von rund 900 Mio. Euro ausmacht. Damit gehören die Hagelstürme Jörn und Klaus im Juni 2019 zu den zehn schwersten Naturkatastrophen seit 1984 in der Langzeitbilanz der Kfz-Versicherungsunternehmen. Vom 10. bis 12. Juni zogen sie über das südliche Deutschland nach Norden und Osten. Mit bis zu sechseinhalb Zentimeter großen Hagelkörnern und starken Sturmböen schädigen sie Fahrzeuge vor allem im Alpenvorland, im Harz und im Erzgebirge. Als besonders bemerkenswert stellt Dr. Jörg Schult, Leiter der Kraftfahrt-Statistik beim GDV, heraus, dass dieses Pfingstunwetter sich fast auf den Tag genau 35 Jahre nach der bisher verheerendsten Naturkatastrophe in der Kfz-Schadenhistorie, dem Münchner Hagel, ereignet hat. Damals, 1984, entstanden an kaskoversicherten Fahrzeugen Schäden im Wert von 3 Mrd. Euro – hochgerechnet auf Bestand und Preise 2019. „2019 liegt der Schwerpunkt der Schäden nur wenige Kilometer entfernt“, so Schult. Es traf 2019 die Region um Starnberg südwestlich von München mit ungeheurer Wucht. Jedes 9. kaskoversicherte Fahrzeug war beschädigt.

Schadenhäufigkeit: Saarland besonders betroffen

Auch allgemein betrachtet war Bayern laut GDV-Naturgefahrenreport im Jahr 2019 am schwersten betroffen. Dort verursachen Stürme, Hagel und Starkregen versicherte Sachschäden in Höhe von 675 Mio. Euro. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit rund 348 Mio. Euro und Hessen mit rund 208 Mio. Euro. Gemessen an der Schadenhäufigkeit war jedoch das Saarland 2019 am schwersten von Sturm und Hagel betroffen: Auf 1.000 Sachversicherungsverträge kamen 51,2 Schäden. Auf den weiteren Plätzen folgen Sachsen (43,4 Schäden) und Rheinland-Pfalz (32,3 Schäden). Überschwemmung und Starkregen machten hingegen Berlin im Jahr 2019 am schlimmsten zu schaffen: 12,6 Schäden gab es pro 1.000 Versicherungsverträge, vor Mecklenburg-Vorpommern (10,9 Schäden) und Hamburg (8,7 Schäden).

Elementarschadenversicherung: Noch Luft nach oben

Im Zusammenhang mit der Präsentation des Naturgefahrenreports 2020 weist der GDV darauf hin, dass bundesweit mittlerweile zwar fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel abgesichert seien, hingegen jedoch rund zehn Millionen Hausbesitzern der Schutz gegen Elementarrisiken wie Starkregen und Hochwasser fehle. Ende 2019 hatten laut GDV erst 45% aller Gebäude den dafür nötigen Zusatzbaustein „erweiterte Naturgefahrenversicherung (Elementarschäden)“, was immerhin einen Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich mit Ende 2018 bedeutet. Dennoch gibt es hier noch viel Luft nach oben und einen wichtigen Ansatzpunkt für Makler und Mehrfachagenten in der Kundenansprache.

Über den Naturgefahrenreport

Der Report bilanziert die Naturgefahrenschäden an Gebäuden, Gewerbe, Industrie und Fahrzeugen im Jahr 2019. In einem Schwerpunkt geht es auch um das Corona-Katastrophenmanagement und was Versicherer daraus für den Umgang mit dem Klimawandel ableiten können. Zum GDV-Naturgefahrenreport geht es hier.

Bild: © trendobjects – stock.adobe.com