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10. April 2019
Säulenübergreifendes Rentenportal soll stufenweise kommen

Säulenübergreifendes Rentenportal soll stufenweise kommen

Im Auftrag von Bundessozial- und Bundesfinanzministerium haben Aon und die Universität Ulm beleuchtet, wie sich eine säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation umsetzen lässt. Der Weg sei nicht einfach, aber machbar, so das Fazit. Die Experten empfehlen, stufenweise vorzugehen und zügig zu starten. Denn der Informationsbedarf steige. Die Daten aus dem Rentencockpit könnten als Grundlage für die Altersvorsorgeberatung dienen.

Wie viel Rente werde ich einmal bekommen? Ein Rentencockpit soll diese Frage beantworten und Bürgern regelmäßig vollständige, verlässliche und vergleichbare Informationen zum Stand ihrer Altersvorsorge bieten. Dieser Überblick soll gesetzliche Rente, Betriebsrente oder Privatvorsorge umfassen. Die Einführung einer solchen säulenübergreifenden Altersvorsorgeinformation unter Aufsicht des Bundes ist auch im aktuellen Koalitionsvertrag bekräftigt. Diskutiert wird über ein solches Vorhaben ja inzwischen schon einige Jahre. Im Rahmen eines Forschungsprojekts für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und das Bundesministerium der Finanzen (BMF) haben das Beratungsunternehmen Aon und die Universität Ulm untersucht, wie sich ein solches Informationssystem realisieren lässt. Nun liegt der Bericht „Konzeptionelle Grundlagen für eine säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation“ vor. Darin kommen die Experten zu folgendem Schluss: Der Weg dorthin ist nicht einfach, aber machbar.

Experten empfehlen stufenweises Vorgehen

In der Zusammenfassung des Berichts machen die Experten deutlich: Es sei unbedingt anzustreben, die Altersvorsorgeinformationen für den Bürger möglichst zeitnah bereitszustellen. Um schnell starten zu können, empfehlen die Experten daher, stufenweise zu beginnen. So sollen in einer ersten Stufe Informationen der Vorsorgeeinrichtungen zusammengefasst werden, die schon regelmäßig sogenannte Standmitteilungen versenden. Dazu zählen neben der gesetzlichen Rentenversicherung und den Versicherern insbesondere große Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung. Andere Leistungen, etwa aus der Beamtenversorgung, berufsständischen Versorgungswerken und der weiteren betrieblichen und privaten Vorsorge, können sukzessive hinzukommen.

Nicht warten, bis alles unter einem Hut ist

„Wir haben in Deutschland eine sehr heterogene Landschaft in der Altersvorsorge. Hier die richtigen Daten auf einer Plattform zusammenzufassen, ist deshalb eine sehr herausfordernde Aufgabe,“ betonen Gundula Dietrich und Dr. André Geilenkotheng von Aon, die gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Joachim Zwiesler von der Universität Ulm die Studie verantworten. Es sei nicht sinnvoll zu warten, bis alles unter einem Hut sei, so die Studienautoren weiter.

Pilotprojekt könnte bald starten

Wenn die gesetzlichen Voraussetzungen zügig realisiert werden, könnte aus Sicht der Experten der Startschuss für ein Pilotprojekt in den kommenden zwei bis drei Jahren fallen. Bei einem solchen Pilotprojekt gehe es darum, alle Informationen der verschiedenen Vorsorgeeinrichtungen zu sammeln, zu filtern und aggregiert auf einer Plattform abzubilden. Allerdings sei es hierfür nicht notwendig, alle Daten an einer Stelle zu speichern. Erst die Nutzer sollen die jeweiligen Informationen abrufen, was auch im Hinblick auf den Datenschutz zweckmäßig wäre.

Gesetzliche Verpflichtung für Anbieter

Auch was die Art der Informationen betrifft, raten die Studienautoren zu einem stufenweisen Vorgehen. Denn ein vollständiger Überblick für alle die zu erwartenden Rentenleistungen erfordere Zeit. Aber schon ein reiner Überblick über vorhandene Altersvorsorgeprodukte an einer zentralen Stelle würde die gegenwärtige Situation deutlich verbessern“, ist Zwiesler überzeugt. Anbieter sollten daher gesetzlich verpflichtet werden, die Daten auf Anfrage zur Verfügung zu stellen. Zugleich warnt die Studie aber auch vor zu detaillierten Regelungen. Man solle eine Übergangsfrist für bereits bestehende Verträge vorsehen, so die Experten.

Daten als Grundlage für Altersvorsorgeberatung

Zum aufgezeigten Zielbild des Rentencockpits gehört für die Experten auch eine einfache Exportmöglichkeit der Daten für Bürger, etwa auch in Beratungsplattformen. Das sei gerade auch im Hinblick auf eine fundierte Altersvorsorgeberatung wichtig, für die die Daten die Grundlage bilden könnten. Für den Vertrieb würde dies neue Ansätze in der Beratung eröffnen. Denn wie es in der Studie heißt, soll die persönliche Beratung auch künftig ein wichtiger Bestandteil bei der Planung der Altersvorsorge sein. Eine säulenübergreifende Altersvorsorgeinformation könne und solle keine Beratung leisten.

Zur Frage der Trägerschaft

Was die Trägerschaft angeht, halten die Studienautoren eine staatlich initiierte, aber unter Einbindung aller Altersvorsorgeeinrichtungen organisierte Trägerschaft von Vorteil. Denn es gelte, die notwendige Akzeptanz insbesondere auch bei den Vorsorgeeinrichtungen zu gewährleisten. Es sei darauf zu achten, dass Entscheidungen schnell und neutral getroffen werden können. (tk)