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30. September 2016
Von Drohnen und Öko-Tarifen – Trends in der Sachversicherung

Von Drohnen und Öko-Tarifen – Trends in der Sachversicherung

In den privaten Sachversicherungen dreht sich das Produktkarussell. Einerseits weil sich der Wettbewerb verschärft, andererseits weil die Gesellschaft neue Verhaltensweisen an den Tag legt. Die MORGEN & MORGEN GmbH betrachtet die Bereiche Privathaftpflicht, Hausrat und Wohngebäude näher.

Sachversicherungen werden immer interessanter für Vermittler, denn hier verbirgt sich ein großes Potenzial. Doch was tut sich in den Kompositsparten? Die Tarife werden modularer, das bedeutet deutlich mehr Individualität und die Chance, den perfekt passenden Tarif für den Kunden zu finden bzw. zusammenzustellen. Das wachsende Baukastenprinzip erschwert allerdings eine klare Übersicht und schränkt die Transparenz ein.

Gleichzeitig versuchen die Produktgeber, die Kunden fortlaufend mit zusätzlichen Argumenten und Leistungseinschlüssen von ihrem Tarif zu überzeugen. Immer häufiger bieten Versicherer eine Garantie an, die in den Bedingungen meist unter „Best-Leistungs-Garantie“ oder aber auch „Marktgarantie“ zu finden ist. Sofern ein anderer in Deutschland zum Betrieb zugelassener Versicherer eine Versicherung mit weitergehendem Leistungsspektrum anbietet, leistet der eigene Versicherer bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungssumme auch für Schäden, die im vorliegenden Vertrag nicht eingeschlossen sind und deren Einschluss tariflich auch nicht angeboten wurde. Voraussetzung ist hierbei, dass dieser andere Versicherer diesen Schadenfall inkludiert hat. So hoffen Versicherer, einen Wechsel der Versicherung attraktiv gestalten zu können.

Privathaftpflicht – Drohnen erobern den Markt

Neben den allgemeinen Entwicklungen gibt es in den einzelnen Bereichen natürlich Besonderheiten, und die sollen nachfolgend betrachtet werden – beginnend mit der Privathaftpflicht. Hier machen immer mehr Gesellschaften deutlich, dass Ehrenämter mitversichert sind. Versicherer setzen klare Statements und unterstützen Kunden, die auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. In den Bedingungen wird festgehalten, dass eine ehrenamtliche Tätigkeit oder freiwilliges soziales Engagement versichert sind. Gerne nennen Versicherer hier konkrete Beispiele wie Mitarbeit in der Kirchenarbeit, aber neuerdings auch als Helfer von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Dieser Passus ist dem aktuellen Flüchtlingsaufkommen in Deutschland zuzuschreiben.

Haftpflicht für Drohnen

2016 ist das Jahr der Drohne. Immer häufiger findet die Drohne in Fernsehberichten oder in den sozialen Medien Erwähnung. Drohne steht für unbemanntes Luftfahrzeug. Aktuell testen verschiedene Versandhäuser, ob Drohnen zukünftig Pakete ausliefern können. Die Faszination ist auch in Deutschland groß. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt knapp 300.000 Fluggeräte verkauft. So extrem vielseitig Drohnen einsetzbar sind, umso riskanter sind sie. Doch die Gefahren werden insbesondere von privaten Nutzern deutlich unterschätzt. Zum einen dringen die kleinen Fluggeräte in den Luftraum, zum anderen besteht die Gefahr, Personen oder Gegenstände zu schädigen. Für mögliche Schäden ist der Pilot der Drohne verantwortlich, das heißt, er kann hierfür haftbar gemacht werden. Für unbemannte Flugobjekte muss zwingend eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden. Da das vielen Laien nicht bewusst ist, versuchen Versicherer aktuell, das Bewusstsein der Halter zu schärfen. Neben Flugmodellen und unbemannten Flugobjekten (wie Drachen und Ballonen) werden jetzt auch Drohnen explizit in den Versicherungsbedingungen aufgeführt. Private Luftfahrzeuge bis maximal 5 kg Fluggewicht, ob mit oder ohne Motor, werden beispielsweise bei verschiedenen Produktgebern mitversichert.

In der Privathaftpflicht wird also das aktuelle Konsumentenverhalten analysiert und in den Bedingungen integriert bzw. hervorgehoben. Oftmals waren die Punkte schon Teil der Bedingungen, wurden aber nicht explizit erwähnt. Der steigende Bedarf bietet aber natürlich an, diese Deckungserweiterungen besonders zu unterstreichen, da der Versicherungsnehmer gezielt auf diese Vorteile des Tarifs hingewiesen wird.

Hausratversicherung – Nachhaltigkeit als Trendthema

Für immer mehr Menschen spielt der Umweltgedanke eine große Rolle. Der Klimawandel findet mehr und mehr Zutritt zu den Köpfen der Verbraucher. Nachhaltig konsumieren und leben ist aktuell einer der größten Trends. Auch die Versicherer haben diese Entwicklungen beobachtet und ihre Tarife im Bereich der Hausratversicherung angepasst. So findet man in immer mehr Bedingungen die Übernahme von Mehrkosten für energieeffizientere Geräte. Versicherer übernehmen teilweise bis zu 30% Mehrkosten für die Wiederbeschaffung von Kühlschränken, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Ähnlichem, wenn diese Geräte der zu diesem Zeitpunkt verfügbaren höchsten Effizienzklasse entsprechen. Bis zu 60% Mehrkosten werden dann übernommen, wenn neben der höchsten Effizienzklasse auch die Nachhaltigkeit des Herstellers mittels Zertifikat belegt werden kann. Hier werden klare Anreize zum ökologischen Denken gesetzt.

Das Thema Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren klar durchgesetzt. Sowohl seitens der Produktgeber als auch bei den Verbrauchern ist hier ein positiver Wandel zu verzeichnen.

Zielgruppe 60plus

Deutschland wird zunehmend älter. Auch die Produktgeber erkennen die neue Zielgruppe 60 plus. Übersteigt ein entschädigungspflichtiger Schaden zum Beispiel 10.000 Euro und fallen für vom Schaden betroffene Sachen Mehrkosten für eine alters- oder behindertengerechte Umgestaltung an, werden diese von einigen Versicherern ersetzt.

Wohngebäudeversicherung – Wenn Sturmtief Elvira für Schäden in Millionenhöhe sorgt

Analysen des Vergleichsprogramms M&M Office haben ergeben, dass im Bereich Sachversicherungen die meisten Berechnungen auf die Wohngebäudeversicherung fallen. Das ist aktuell nicht verwunderlich, denn die Nachrichten haben in den letzten Monaten nahezu täglich von extremen Unwettern berichtet. Ein Eigenheim ist eine der teuersten Anschaffungen, die man zwingend absichern sollte. Schäden, die direkt am Gebäude entstanden sind, übernimmt die Wohngebäudeversicherung. Bei einer Überschwemmung des Kellers leistet der Versicherer aber nur, wenn eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen wurde. Gemäß GDV wurden vom 27.05. bis 09.06.2016 Sturmschäden in Höhe von 1,2 Mrd. Euro aufgezeichnet. Für das gesamte Jahr 2015 wurden um die 2 Mrd. Euro für Schäden aus Naturkatastrophen ausgezahlt. Innerhalb von 14 Tagen wurden 2016 also mehr als 50% der Schadensumme des Vorjahres erreicht. Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu höheren Prämien für Hausbesitzer. Die Unwetter lassen das Interesse im Allgemeinen steigen – insbesondere die Elementarschadenversicherung liegt hoch im Kurs. Allgemein denken Versicherer vermehrt über verschärfte Annahmerichtlinien nach bzw. überarbeiten die komplette Tarifgestaltung. Die Naturgewalten machen den Versicherern ordentlich zu schaffen. Auch zukünftig wird das Thema nicht an Prägnanz verlieren.

Aber auch in der Wohngebäudeversicherung greift der ökologische Gedanke. Mehrkosten für energetische Sanierungen, beispielsweise Dämmung, werden immer häufiger übernommen. Versicherer ersetzen bei der Wiederherstellung des versicherten und vom Schaden betroffenen Gebäudes Mehrkosten für behördlich nicht vorgeschriebene energetische und tatsächlich durchgeführte Modernisierungsmaßnahmen, soweit diese für Neubauten dem Stand der Technik entsprechen.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 09/2016, Seite 42 f.

 
Ein Artikel von
Von Peter Schneider