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Warum in passiven Investments aktive Entscheidungen stecken

Das Investmentunternehmen Dimensional Fund Advisors ist auf die Zusammenarbeit mit Honorarberatern spezialisiert und verfolgt einen wissenschaftlichen Ansatz. Warum in passiven Investments auch aktive Entscheidungen stecken, erklären Thomas Meinke und Lukas Schneider von Dimensional Fund Advisors.

Interview mit Thomas Meinke, Investment Direktor, und Lukas Schneider, Niederlassungsleiter und Vizepräsident bei Dimensional Fund Advisors Deutschland
Die Zinswende „nach unten“ steht nun bevor. Was sagt der wissenschaftliche Investmentansatz zur bevorstehenden Phase der Zinssenkungen (wahrscheinlich ohne kommende Nullzinsperiode) am Markt?

Thomas Meinke: Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut der Kapitalmarkt in der Lage ist, Geschehnisse wie erste Zinssenkungen vorab in den Anleihekursen einzupreisen. Selbst wenn man eine Kristallkugel hat und weiß, dass die Zinsen am nächsten Tag gesenkt werden, heißt das noch lange nicht, dass man daraus einen Vorteil erzielen kann. So sind die deutschen Zinsen bspw. kürzlich sogar leicht gestiegen, als die EZB den Leitzins senkte. Aber auch längerfristig preisen Märkte zukünftige Entwicklungen effektiv ein.

Das zeigt sich etwa an zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen, deren Renditen seit 1983 Dimensional untersucht hat. Diese sind seitdem bei jeder dritten Leitzinssenkung sogar gestiegen. Das zeigt die vorausschauende, zukunftsgerichtete Perspektive des Kapitalmarkts.

Die Finanzwissenschaft versucht schon lange, hier eine verlässliche Kristallkugel zu finden, die man aber noch nicht gefunden hat. Es gibt aber auch verlässliche Ansätze, die wissenschaftlich fundiert sind und bei denen man im Anleihen- und Aktienbereich Renditen verdienen kann, ohne seine Investmentstrategie auf die Zinswette auszurichten – und auf diese setzen wir.

Der Markt ist zunehmend abhängig von geopolitischen Ereignissen. Beschäftigen auch Sie sich inhouse mit geopolitischen Risiken?

Thomas Meinke: Nicht explizit in unserer Forschung. Wir sehen, dass geopolitische Ereignisse und Risiken als globaler Investor dazugehören, denken aber, dass man auch hier nicht wirklich schlauer sein kann als der Markt, geschweige denn schlauer sein muss als der Markt. Es ist nahezu unmöglich, den Zeitpunkt solcher Krisen vorherzusagen und jetzt diejenigen Unternehmen oder Bereiche im Kapitalmarkt zu identifizieren, die von solchen Krisen betroffen sein können – schon alleine, weil viele Unternehmen international tätig sind.

Lukas Schneider: Wir stellen fest, dass sich viele Finanzberater von Themen wie geopolitischen Risiken sehr stark beeinflussen lassen und angesichts solcher Prognosen selbst den Drang verspüren, Portfolioanpassungen vorzunehmen wie Regionen auszuschließen oder Timing-basierte Entscheidungen zu treffen.

Tatsache ist aber: Strategische Asset-Allokation und Buy-and-Hold sind nach wie vor der verlässlichste Weg, um Renditen einzusammeln.

Wie lässt sich der wissenschaftliche Ansatz, in dem auch vergangene Performance untersucht wird, mit dem Grundsatz vereinbaren, dass sie nichts über zukünftige Kursverläufe aussagt?

Thomas Meinke: Wichtig ist zu wissen, wie eigentlich gute Forschung durchgeführt wird. Die Empirie spielt natürlich eine wichtige Rolle. Aber gute Forschung zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass man sie auf einem robusten theoretischen Fundament aufsetzt. In der Empirie kann man vieles über Data Mining herausfinden, u. a. über mehr als 300 Faktoren, die in irgendeiner Form Rendite erklären. Man sollte jedoch zunächst auf theoretischer Basis überlegen, warum eine bestimmte Faktorprämie mehr Rendite liefern sollte. Und diese Überlegungen müssen sinnhaft und schlüssig sein.

Ein Beispiel: Ergibt es Sinn, dass Small Caps langfristig Large Caps outperformen? Wir sagen: Ja, weil es dort gewisse unternehmerische Risiken gibt, die höher und nicht diversifizierbar über diese breite Small-Cap-Asset-Klasse sind. Und auf Basis solcher theoretischer Fundamente kann man derartige Faktorprämien erkennen.

Apropos: Dimensional wies kürzlich selbst auf die enorme Renditevarianz bei Small-Cap-Investments hin. Woher kommen die großen Renditeunterschiede?

Thomas Meinke: Zum einen haben wir bei der Untersuchung verschiedener Small-Cap-Indizes festgestellt, dass die jeweiligen Indexregeln zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen. Dies wird durch die breitere Renditeverteilung innerhalb der Small Caps verstärkt.

Zum anderen gibt es im Small-Cap-Markt diverse Segmente, die in den letzten knapp 50 Jahren eine starke Underperformance zu verzeichnen hatten und die es entsprechend zu vermeiden gilt. Das sind dann Unternehmen, die unprofitabel, aber teuer bewertet sind. Auch handelt es sich um Unternehmen, die ein aggressives Bilanzwachstum haben, etwa um das Doppelte pro Jahr. Das Problem hierbei: Wenn ein Unternehmen viel in sich selbst investierst, bleibt weniger für den Aktionär übrig. Und diese beiden Segmente sollte man ausschließen, weil sie den gesamten Small-Cap-Markt bei der Rendite nach unten ziehen – obwohl er grundsätzlich eine höhere Renditeerwartung haben sollte.

Wie sollte man als Anleger hier am besten fahren? Sollten Berater sich ob der Komplexität überhaupt mit Small Caps befassen?

Lukas Schneider: Grundsätzlich will ich als Anleger eine konsequente, breite Streuung haben, das heißt: Ich will die Small Caps mit im Portfolio haben. Es gibt auch aus wissenschaftlicher Sicht gute Gründe, eine Renditeprämie davon zu erwarten. Berater nutzen unserer Erfahrung nach bereits Small-Cap-Strategien – oft sind das aktive, konzentrierte und teure Strategien.

Wenn man diese Small-Cap-Prämie haben möchte, würden wir dazu raten, die Anlage sehr viel breiter und global zu streuen. Bei Dimensional hat eine solche Strategie 6.000 bis 7.000 Einzelaktien, wir heben also den gesamten Small-Cap-Markt, können die Prämie verlässlicher erfassen und unsere Strategie ist außerdem kosteneffizient mit einer Kostenquote von rund 0,4% p. a.

Ein klassisches Beispiel für breit gestreute Investments sind passive ETFs. Laut Dimensional beinhalten aber auch passive Investments aktive Entscheidungen. Was heißt das? Welche?

Thomas Meinke: Passive ETFs lassen durch aktive Entscheidungen des Indexanbieters eine gewisse Rendite auf der Strecke. Zum einen geht es da um aktive Entscheidungen bei der Indexkonstruktion sowie bei der Rebalancierungsmethodik des Indexes. Diese Entscheidungen sind nicht „gottgegeben“, sondern sind bewusst von Menschen getroffen worden. Und da sollte man schon die Frage stellen, warum sie so getroffen wurden. Beim S&P 500 sollte man denken, dass es sich um die 500 größten Titel in den USA handelt. Aktuell befinden sich aber rund 80 der 500 größten US-Unternehmen gar nicht in dem Index. Hintergrund ist, dass es neben der Größe noch weitere Kriterien gibt, bspw. ob das Unternehmen über vier Quartale hinweg Gewinne erzielt hat. So müssen Unternehmen, die neu in die Top 500 aufsteigen, oft warten, bis sie tatsächlich aufgenommen werden. In diesem Zeitraum würden jene Unternehmen Rendite für den Anleger erzielen. Da sie aber noch nicht im Index sind, „verpasst“ er diese Rendite.

Was sind denn die aktiven Entscheidungen, die Berater und Anleger treffen können, auch bei passiven Investments?

Thomas Meinke: Für den Berater ist es entscheidend zu berücksichtigen, dass es zusätzliche Kosten gibt, die nicht in der Gesamtkostenquote, auftauchen. Oft fällt die Entscheidung auf einen ETF, weil er auf dem Papier vielleicht „15 Basispunkte günstiger“ ist als ein Dimensional-Fonds, weil wir eben eine Mehrrendite versprechen. Worauf wir Wert legen, ist, dass Berater die Kosten und Methodiken der Produkte genau betrachten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Lukas Schneider: Prinzipiell ist ein klassischer, breit gestreuter ETF für einen Anleger eine gute, robuste Lösung. Der Berater kann hier jedoch noch Mehrwerte liefern, bspw. über das Anbieten unserer wissenschaftlich fundierten Prämien. Auch stellt sich die Frage, ob sich denn jeder Kunde mit einem 100%-Aktien-Portfolio wohlfühlt. Hier kann der Berater mit einem gut durchdachten Portfolio, mit Rebalancing, mit einer zum Kunden passenden Aktienquote, einer strategischen Allokation etc. helfen. Und da geht es auch darum zu verstehen, was die Indexanbieter und die Produktanbieter eigentlich genau tun.

Gerade in der Vermittlerbranche werden ETFs oft etwas kritischer gesehen, da keine Provisionen ausgezahlt werden. Wie bewerten Sie dies?

Lukas Schneider: Wir sind vor zehn Jahren in Deutschland gestartet und haben noch nie Provisionen ausgezahlt. Der Start damals war anspruchsvoll, weil es noch nicht so viele Honorarberater gab. Wir bemerken aber durchaus eine Trendumkehr. Viele Berater hinterfragen ihr Geschäftsmodell und möchten sich nicht mehr zu 100% auf das Provisionsmodell verlassen und sich davon loslösen. Das dann „neue“, transparente Gebührenmodell sorgt auch dafür, dass sich die Berater freier fühlen und „das Beste für den Kunden“ suchen können – und dann haben sie auch keine Probleme mehr mit ETFs und landen in der Regel bei Low-Cost-Solutions. Damit holen wir viele Berater ab und können eine Brücke bauen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 09/2024 und in unserem ePaper.

Bild oben: © Olivier Le Moal – stock.adobe.com; Porträtfotos: © Dimensional Fund Advisors Deutschland

 
Interview mit
Lukas Schneider
Thomas Meinke

US-Wahlen beeinflussen Anleger nicht

Das Meinungsforschungsinstitut Verian hat für Deutsche Börse Commodities eine repräsentative Befragung zum Anlageverhalten der Deutschen veröffentlicht. Der in der Finanzbranche viel diskutierte US-Wahlkampf scheint die Anleger kaum bei ihren Entscheidungen zu bewegen.

Für das Anlage-Barometer 2024 der Deutsche Börse Commodities GmbH hat das Meinungsforschungsinstitut Verian (vorher Kantar Public) vom 2. bis 9. September eine repräsentative Umfrage unter Anlegern durchgeführt, um herauszufinden, welche Faktoren ihr Anlageverhalten beeinflussen. Festzuhalten ist zunächst, dass rund zwei Drittel der Befragten die Finanzmärkte als eher unsicher ansehen und sich gleichzeitig um ihr privates Vermögen sorgen. Am meisten wird das Anlageverhalten der Deutschen dabei von den aktuellen Kriegen und der Teuerungsrate beeinflusst, so Deutsche Börse Commodities.

Bemerkenswert ist, dass Ereignisse wie die bei vielen Prognosen von Börsenexperten zitierte bevorstehende US-Wahl, aber auch die anhaltenden Umweltkatastrophen keine Rolle spielen.

Stimmung steigt

Konkret schätzen 68% der Deutschen die Finanzmärkte als unsicher ein. Noch vor zwei Jahren trieben Inflation und Energiekrise diesen Wert jedoch auf 88% – die Stimmung scheint sich also zu bessern. Immerhin 28% sehen die Lage an den Finanzmärkten wieder als stabil an. Bei der letzten Befragung waren es lediglich 9%. Vor dem Hintergrund, dass die Inflationsrate zuletzt weiter gesunken ist und die Europäische Zentralbank erst im September den Leitzins erneut angepasst hat, dürfte laut Deutsche Börse Commodities die Situation dynamisch bleiben.

Jeder Fünfte wird in Gold investieren

Das größte Vertrauen der Deutschen genießen aktuell die eher herkömmlichen Anlageklassen. Tagesgeldkonten und Sparbücher liegen mit 27% uneinholbar vorne – Anlagemöglichkeiten, die eine im Vergleich zu anderen Anlageklassen eher geringe Rendite erzielen. Das lasse vermuten, dass der negative Blick auf die Finanzmärkte die Spekulationsfreude bremst. Auf Platz 2 folgen die ebenfalls eher konservativen Festgeldkonten „weit abgeschlagen“ mit 13%.

Den Befragten wurde auch die finanzielle „Sonntagsfrage“ gestellt, wie sie 25.000 Euro anlegen. Hier landen Tagesgeldkonten und Sparbücher mit 34% auf Platz 1, Festgeldkonten mit 27% auf Platz 2, gefolgt von Fonds/ETF mit 26% auf Platz 3. Gold belegt mit 21% den 4. Rang. Immobilien verlieren seit Beginn der Befragung 2018 an Beliebtheit und teilen sich jetzt mit Aktien den 5. Platz (13%). Kryptowährungen (4%) und Anleihen (3%) spielen bei der Frage, in welche Anlageklasse die Deutschen 25.000 Euro investieren würden, kaum eine Rolle.

45% der Deutschen können sich generell vorstellen, in Gold zu investieren, so die Studie. Bei einer frei verfügbaren Summe von 25.000 Euro würde das auch jeder Fünfte aktuell in die Tat umsetzen. Vor dem Hintergrund der Entwicklung des Goldpreises in den vergangenen Jahren, u. a. getrieben durch Krieg und Inflation, verwundere das nicht, heißt es von Deutsche Börse Commodities. (mki)

Bild: © Copper – stock.adobe.com

 

Carmignac stellt erstes Private-Equity-Produkt vor

Der französische Vermögensverwalter Carmignac nimmt nun auch die Anlageklasse Private Equity in Angriff. Das Unternehmen gibt die Auflage seines ersten Private-Equity-Fonds bekannt.

Der Begriff „Private Equity“ taucht immer häufiger auch in Produktbeschreibungen auf, die sich an Privat- bzw. Kleinanleger richten. Carmignac aus Frankreich nimmt sich der außerbörslichen Anlageklasse nun ebenfalls an – mit seinem ersten Private-Equity-Produkt, wie das Unternehmen nun bekannt gegeben hat.

Mehr Diversifikation durch Private Equity

Die Auflage des Produkts sei ein wichtiger Meilenstein für die Erweiterung der Fondspalette von Carmignac, heißt es in der Unternehmensmitteilung, da die bestehenden Publikumsfonds somit um einen Private-Equity-Fonds ergänzt werden. Der Schritt spiegle die Strategie von Carmignac wider, optimal abgestimmte Lösungen der aktiven und alternativen Vermögensverwaltung zu bieten, mit denen Anleger dank differenzierter Produkte von starken Diversifikationsvorteilen profitieren können.

Die Strategie wird verantwortet von einem engagierten Team aus vier erfahrenen Private-Equity-Spezialisten unter der Leitung von Edouard Boscher, der im Oktober 2023 als Leiter der Private-Equity-Abteilung zu Carmignac kam. Das Team verfügt zusammen über fast 70 Jahre Erfahrung und hat bei mehreren führenden Unternehmen der Private-Equity-Branche gearbeitet.

Weiterhin wird das Private-Equity-Team die operativen Fähigkeiten der anderen Unternehmenseinheiten nutzen und deren Wissen über die Public Markets in die Private Markets einbringen, so Carmignac. Dazu gehören ein solides Risiko- und Liquiditätsmanagement sowie Research von Sektoranalysten und dem Team für nachhaltige Investitionen. Kombiniert mit den Vorteilen, die sich aus der strategischen Partnerschaft mit Clipway, einem Spezialsten für Secondaries ergeben, ist das Ergebnis „eine schlüsselfertige Private-Equity-Lösung auf hohem Niveau, die normalerweise institutionellen Anlegern vorbehalten ist“, so der Vermögensverwalter. (mki)

Bild: © Coloures-Pic – stock.adobe.com

 

Diese Asset-Manager haben die besten Aktienfonds

Das Analysehaus Scope hat eine Großuntersuchung unter Anbietern von Aktienfonds durchgeführt und dabei die größten Gewinner und Verlierer der letzten zwölf Monate ausgewertet. Über viele gute Aktienfonds verfügen u. a. Janus Henderson und Flossbach von Storch.

Die europäische Ratingagentur Scope hat in einer großen Auswertung die Anbieter von Aktienfonds, Aktienfonds mit einer konstant ausgezeichneten Entwicklung und die größten Gewinner und Verlierer der vergangenen zwölf Monate analysiert. Das Analysehaus versuchte, in der Anlageklasse Aktien die Stärke der verschiedenen Fondsgesellschaften herauszuarbeiten, indem sie die sogenannte Top-Rating-Quote ermittelte.

Für jeden Anbieter wurde dazu die Zahl der Fonds mit einem A- oder B-Rating ins Verhältnis zur Gesamtzahl der von Scope bewerteten Portfolios gesetzt. A und B erhalten dabei die Produkte, die in den vergangenen Jahren eine (weit) überdurchschnittliche Leistung gezeigt haben. Die Rating-Skala von Scope reicht bis E. Der Fokus der Analyse liegt auf der Managementleistung, weswegen passive ETFs und Indexfonds nicht berücksichtigt wurden.

In die Rangliste aufgenommen wurden Fondshäuser mit mindestens acht von Scope gerateten Produkten. Liegt die Zahl der Fonds mit Rating zwischen 8 und 24, so betrachtet Scope den Anbieter dann als „kleine“ Gesellschaft. Wenn 25 Fonds und mehr ein Scope-Rating tragen, dann gilt es als „große“ Gesellschaft. Bei der Bestimmung, ob es sich um einen großen oder kleinen Anbieter handelt, werden die Fonds aller Anlageklassen berücksichtigt. Für die Ermittlung der Top-Rating-Quote in der Studie wurden jedoch lediglich Aktienfonds betrachtet.

Anbieter mit vielen überdurchschnittlichen Produkten

Sieger unter den großen Fondsgesellschaften im Bereich Aktienfonds ist Scope zufolge Janus Henderson mit einer Top-Rating-Quote von 65,4%. Dort wurden 17 von 26 gerateten Aktienfonds mit A oder B bewertet. Das ist beinahe doppelt so hoch wie der durchschnittliche Wettbewerber. Die Plätze 2 und 3 nehmen Union Investment (63,6%) und BlackRock (58,5%) ein, die ebenfalls einen hohen Anteil (sehr) gut bewerteter Aktienfonds haben. Bei den kleinen Gesellschaften teilen sich Flossbach von Storch und PGIM Investments den 1. Platz, die beide auf eine makellose Top-Rating-Quote von 100% kommen. Alle vier bzw. sechs Aktienfonds dieser Anbieter sind mit A oder B bewertet. Dimensional Fund Advisors erreicht Rang 3 mit einem Anteil von 81,8%. Den kleineren Anbietern fällt es laut Scope aufgrund ihres überschaubaren Produktangebots (in Deutschland) im Regelfall leichter, auf hohe Top-Rating-Quoten zu kommen.

Dauerbrenner unter den Fonds

Nur wenige Fonds schaffen es, eine konstante Spitzenleistung zu erzielen. Um diese zu bestimmten, hat Scope sämtliche Aktienfonds mit einem Mindestvolumen von 50 Mio. Euro betrachtet, die aktuell mit der Bestnote A bewertet sind, also zu den absoluten Top-Produkten ihrer Peergroup zählen (191 Fonds).

Am längsten durchgängig mit A bewertet ist der Columbia Threadneedle Global Focus Fund. Der weltweit anlegende Aktienfonds trägt die Höchstnote bereits seit sieben Jahren – seit Mai 2017. In den letzten fünf Jahren erzielte eine annualisierte Rendite von 12,6%. Weitere drei Fonds tragen seit 2018 ununterbrochen ein A-Rating: der AB International Health Care (Aktien Gesundheitswesen Welt), der Polar Capital Biotechnology (Aktien Biotechnologie) und der Schroder Global Sustainable Growth (Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt).

Auffällige Auf- und Absteiger

Neben diesen Vorbildern an Beständigkeit gibt es auch Fonds, die starke Veränderungen durchmachen. Scope hat Aktienfonds ermittelt, deren Rating binnen eines Jahres einen großen Sprung gemacht hat – nach oben oder auch nach unten. Entscheidend bei der Auswertung war die Veränderung der Rating-Punktzahl, die bestimmt, in welche Rating-Kategorie A bis E ein Fonds eingruppiert wird.

Auf einem guten Weg befinden sich der KBC Equity New Asia und der AB Asia ex-Japan Equity, die beide in Asien ohne Japan investieren und seit August 2023 von einem unterdurchschnittlichen D-Rating auf ein überdurchschnittliches B-Rating gestiegen sind. Den gleichen Sprung machte auch der Mirabaud – Discovery Europe, der sich in europäischen Nebenwerten engagiert.

Bei den Absteigern hat sich die Leistung des BGF Emerging Markets, der binnen zwölf Monaten von B auf D rutschte. Merklich schlechter steht auch der Fidelity Sustainable Emerging Markets Equity da. Er trug vor einem Jahr ein A-Rating, momentan reicht es nur auf Note C. Besonders viele Rating-Punkte verloren hat zudem der Ossiam ESG Low Carbon Shiller Barclays CAPE US Sector ETC, dessen Rating von B auf D gefallen ist. (mki)

Bild: © 2D_Jungle – stock.adobe.com

 

Flossbach von Storch wird europäisch und plant Nachfolge

Flossbach von Storch wird im Zuge seiner Internationalisierung und Nachfolgeplanung im vierten Quartal 2024 die Rechtsform wechseln – von einer AG zu einer SE, einer europäischen Gesellschaft. Das Unternehmen könne somit auch eine generationenübergreifende Institution schaffen.

Der größte unabhängige Vermögensverwalter Deutschlands, Flossbach von Storch, wechselt seine Rechtsform. Aus der Aktiengesellschaft (AG) wird die Europäische Gesellschaft, die „Societas Europaea“ (SE). Damit lautet der vollständige Name des Kölner Unternehmens Flossbach von Storch SE. Vollzogen werden soll der Wechsel im vierten Quartal dieses Jahres, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Nachhaltige Ausrichtung der Firma

Durch den Wechsel der Rechtsform will Flossbach von Storch mehrere strategische Prozesse unterstützen. Zum einen sei eine frühzeitige Nachfolgeregelung ein essenzielles Thema, so Gründer und Eigentümer Kurt von Storch. Die SE gebe ihnen die Möglichkeit, „eine generationenübergreifende Institution zu schaffen“. Der größere Gestaltungsraum, den der Verwaltungsrat einer SE im Vergleich zum Aufsichtsrat der AG habe, helfe mittelständischen Unternehmen bei einer nachhaltigen Ausrichtung der Firma.

In den Verwaltungsrat werden die beiden Unternehmensgründer Dr. Bert Flossbach und Kurt von Storch einziehen sowie Prof. Dr. Johanna Hey, die bislang Aufsichtsrätin war. Die bisherigen Vorstände Dr. Tobias Schafföner, Dr. Till Schmidt und Marcus Stollenwerk bilden die Geschäftsführung.

Zukunftsplanung bei Flossbach von Storch

Weiterhin weist das Unternehmen darauf hin, dass man in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen habe, um sich zukunftstauglich zu machen. Beispielsweise wurde ein Partnerschaftsmodell implementiert, das Führungskräfte langfristig an das Unternehmen bindet. Auch wurde der Vorstand um jüngere Kollegen erweitert und gewachsene Verantwortung auf mehreren Schultern verurteilt.

Hinzu komme, dass Flossbach von Storch in den vergangenen Jahren „sehr erfreulich gewachsen“ und immer europäischer geworden sei. Mittlerweile arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Italien, Spanien, der Schweiz, in Österreich, Luxemburg und Belgien für Flossbach von Storch. Der Rechtsformwechsel spiegle nicht zuletzt die zunehmende Internationalisierung des Unternehmens wider, die sich künftig fortsetzen dürfte, so die Mitteilung von Flossbach von Storch.

Der Sitz und die Hauptverwaltung werden in Köln verbleiben. (mki)

Bild: © ty – stock.adobe.com

 

94% der Investoren schließen Rüstungsaktien bei ESG nicht aus

Eine aktuelle Umfrage von HANetf behandelt die Frage, wie vereinbar Investoren Rüstungsaktien und nachhaltige Geldanlagen finden. Das Ergebnis ist eindeutig: Für über 90% der Investoren schließen sich Rüstungsinvestitionen und ESG nicht aus.

Der britische Vermögensverwalter HANetf veröffentlicht zweimal im Jahr seinen „Thematic & Digital Assets Review“, in dem aktuelle Anlagethemen behandelt werden und auch eine Umfrage unter Vermögensverwaltern durchgeführt wird. In der vor einigen Tagen erschienenen Ausgabe zeigt sich, dass 94% der Befragten Investitionen in Rüstungsaktien mit ökologischen, sozialen und Governance-Grundsätzen (ESG) für vereinbar halten. Ein Begleitartikel von HANetf Head of Research, Tom Bailey, schildert, dass es durch den Ukraine-Krieg ein Umdenken hinsichtlich der ESG-Kompatibilität von der Verteidigungsindustrie gebe.

Ebenfalls wichtig ist für 98% der Vermögensverwalter die geografische Lage der Unternehmen, in die sie innerhalb der Verteidigungsbranche investieren. Bailey legt dar, dass ein Screening des geopolitischen Risikos bei entsprechenden Investitionen wichtig sei.

Weitere Ergebnisse aus der HANetf-Umfrage

Auch hatte die Umfrage ergeben, dass 94% der Vermögensverwalter wahrscheinlich (72%) oder sehr wahrscheinlich (22%) einen ETF für ein aktiven Engagement in Betracht ziehen würden. Jake Coulson, Investment Writer bei HANetf, kommentiert, dass aktive ETFs in Europa auf dem Vormarsch seien und ihren Ruf als Hülle für passive Strategien ablegen würden. Das Wachstum des aktiven ETF-Marktes unterstreiche das. Denn in den vergangenen drei Jahren hätte dieser die ETF-Emissionen in den USA dominiert. HANetf sehe den Beginn eines ähnlichen Trends in Europa.

Außerdem setzen 70% der Anleger auf den Verteidigungssektor, 66% auf das Thema Dekarbonisierung und nur 30% auf künstliche Intelligenz. Von den großen Energiequellen sind die Anleger am stärksten in Öl und Gas investiert, nur 10% in die Kernenergie. Bei Gold-ETCs halten 74% der Anleger Nachhaltigkeit für wichtig und 36% glauben, dass aktive ETFs in den nächsten fünf Jahren in Europa am stärksten wachsen werden, so HANetf. 94% der Anleger würden wahrscheinlich eine Investition in einen aktiven ETF in Betracht ziehen. (mki)

Bild: © Your Hand Please – stock.adobe.com

 

Privatmarkt: Fondsdepot Bank und Privatize starten Kooperation

Der Zugang zu Privatmarktfonds wird auch für Privatanleger immer einfacher, wie nun mit einer Partnerschaft der Fondsdepot Bank und Privatize. Beratern und institutionellen Anlegern stehen ein Wissensangebot und die digitale Zeichnung von Privatmarktfonds in bestehende Depots bereit.

Über die neue ELTIF-Verordnung der Europäischen Union, ELTIF 2.0, erhält der Privatmarktsektor mehr Aufmerksamkeit. Nun verkünden auch die Fondsdepot Bank und die auf den Privatmarkt spezialisierte Plattform Privatize eine Zusammenarbeit, um den mehr als eine Million Depotinhabern der Fondsdepot Bank den Zugang zu Privatmarktfonds zu ermöglichen – beginnend mit ELTIFs. Über die Zusammenarbeit stehen allen geeigneten Anlegern Privatmarktfonds zur Verfügung, so heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Zukunft in Privatmarktfonds?

Privatmarktfonds hätten sich in der Vergangenheit durch überdurchschnittliche Renditen ausgezeichnet und könnten wesentlich zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Bisher profitierten davon hauptsächlich institutionelle Investoren und hochvermögende Privatanleger, die i. d. R. signifikante Anteile ihrer Portfolios in diese Anlageklasse allokieren.

Die Fondsdepot Bank und Privatize bieten nun einen vollständig digitalen Zugang zu Privatmarktfonds und unterstützen dadurch bei der Aufstellung diversifizierter und zukunftsfähiger Portfolios. Über 200 Privatbanken, unabhängige Vermögensverwalter, Vertriebsorganisationen und Asset-Owner können so erstmals für ihre Kunden oder mit dem eigenen Portfolio in Private-Markets-Strategien führender Anbieter investieren, so melden die Unternehmen.

Während die Fondsdepot Bank die Abwicklung und Verwahrung von Privatmarktfonds in enger Zusammenarbeit mit Privatize eingeführt hat, bietet Privatize eine digitale Investment-Infrastruktur, welche die rechtskonforme Zeichnung von Privatmarktfonds in bestehende Depots ermöglicht und mit einem umfassenden Wissensportal sowie transparentem Reporting ergänzt.

Privatize-CEO Tim Henning betont, dass Privatmarktanlagen den größten Teil der weltweit investierbaren Anlagen darstellen. Die Partnerschaft mit der Fondsdepot Bank sei daher ein wichtiger Meilenstein, um Beratern und institutionellen Investoren von über einer Million Anlegern einen einfachen Zugang zu Privatmarktfonds zu ermöglichen. (mki)

Bild: © pingpao – stock.adobe.com

 

AllianzGI startet ersten ELTIF

Allianz Global Investors legt den ersten ELTIF auf. Privatanleger können über den „Allianz Global Infrastructure ELTIF“ in Infrastrukturanlagen mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Energiewende weltweit investieren. Die Mindestanlagesumme liegt bei 10.000 Euro.

Mit Allianz Global Investors (AllianzGI) legt ein weiterer Fondsanbieter einen so genannten European Long-Term Investment Funds (ELTIF) auf. Der „Allianz Global Infrastructure ELTIF“ wird global in Infrastruktureigen- und Infrastrukturfremdkapital investieren. Privatanleger erhalten durch ein breit diversifiziertes Portfolio direkter und indirekter Anlagen Zugang zu gesellschaftlichen Trends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie. Die Mindestanlagesumme beträgt 10.000 Euro.

Wie Allianz GI weiter mitteilt, kombiniert der Fonds einen renditeorientierten Ansatz mit einem starken Fokus auf Risiko- und Liquiditätsmanagement, indem er in ein breit diversifiziertes Portfolio von Infrastrukturanlagen über Equity und Debt, Regionen sowie Sektoren investiert. Einen größeren Anteil der Allokation machen Assets aus dem Bereich Energiewende aus. Hierfür werde der ELTIF laut Alllianz GI eigengesourcte Direktanlagen sowie Co-Investments und Zielfondsinvestments auf dem Primär- und Sekundärmarkt tätigen.

Der Fonds wendet sich an Investoren, die auf Vermögensaufbau und Portfoliodiversifizierung mit einem Engagement für Nachhaltigkeit setzen und keinen hohen kurzfristigen Liquiditätsbedarf haben. Angestrebt wird eine Offenlegung nach Artikel 8 SFDR (EU Sustainable Finance Disclosure Regulation). Potenzielle Investments bilden Projekte wie etwa Windparks, Anlagen für grünen Wasserstoff, Rechenzentren, Wasserwirtschaftsunternehmen oder Züge. (tik)

Bild: © TimSiegert-batcam – stock.adobe.com

 

KI kein Allheilmittel: Chancen und Risiken im Asset Management

Künstliche Intelligenz hat längst in fast allen Branchen Einzug gehalten. Auch im Asset Management geht es um die Frage, wie sich KI sinnvoll einsetzen lässt. Die neue Technologie bietet Chancen zur Optimierung von Investmentprozessen, birgt aber auch Risiken. Wie gelingt der Balanceakt?

Ein Gastbeitrag von Leo Willert, Gründer und Head of Trading bei ARTS Asset Management

Künstliche Intelligenz (KI) ist in vielen Branchen nicht mehr wegzudenken. Sie ist die kommende Technologie, die durch den Entwicklungssprung gerade bei generativer künstlicher Intelligenz neben vielen praktischen Einsatzmöglichkeiten auch zu einem Wachstumstreiber an der Börse geworden ist. Denn seit der Veröffentlichung des Textroboters ChatGPT Ende 2022 haben Technologieunternehmen, und darunter vor allem die als „Magnificent Seven“ bezeichneten großen Technologiewerte die Börse gestürmt und dafür gesorgt, dass führende US-Indizes wie der Nasdaq 100 ein Rekordhoch nach dem anderen erreicht haben.

Gedämpfte KI-Euphorie

In diesem Jahr scheint sich aber im zweiten Halbjahr die KI-Euphorie etwas gelegt zu haben. Bereits im Juli 2024 erfuhren die „Magnificent Seven“ signifikante Bewertungsverluste – so wie am 11.07.2024, als diese, getriggert durch sinkende US-Konjunkturdaten, mit einem summierten Börsenwert-Rückgang um 623 Mrd. US-Dollar den größten Tagesverlust aller Zeiten verzeichneten. Zudem war an den Märkten eine Rotation hin zu Small Caps und zu Papieren von Traditionsunternehmen zu beobachten. Auch im August verringerte sich der Börsenwert einiger Tech-Werte erheblich. Auch wenn dadurch vielleicht noch kein längerer Abwärtstrend bei den Tech-Werten ausgelöst wurde, treten nun vermehrt Stimmen auf den Plan, die vor dem Platzen einer möglichen KI-Blase warnen. So bemängelte kürzlich ein Analyst von Goldman Sachs, dass die KI noch nicht ausgereift sei, um die übertrieben hohen Bewertungen der Technologieunternehmen zu rechtfertigen.

KI im Asset Management

Angesichts des aktuell hohen Entwicklungstempos bei der generativen künstlichen Intelligenz stellt sich die Frage, wie KI im Asset Management genutzt werden kann und welche Chancen und Risiken daraus entstehen.

Die Finanzbranche als stark datenorientierte Branche verfügt bereits über Erfahrungswerte im Einsatz von computergestützter Datenanalyse und prädiktiver KI-Nutzung, d.h. der Prognose von Trends auf Basis der Analyse vorhandener Daten. Die Chancen generativer künstlicher Intelligenz liegen prinzipiell darin, dass diese neue Inhalte, meist Texte oder Bilder, kreieren und stetig hinzulernen kann. Dies dürfte im Asset Management genauso wie in anderen Bereichen, vor allem in administrativen Aufgabenbereichen wie im Kundenservice zur Erstellung maßgeschneiderter Angebote oder in der Finanzanalyse zur automatischen Erstellung von Marktberichten und Reports relevant sein.

Vorteile durch Einsatz künstlicher Intelligenz

Im eigentlichen Investmentmanagement-Prozess besteht die Herausforderung darin, KI gezielt einzusetzen und von deren Stärken zu profitieren, ohne KI zu einem unkontrollierbaren Risikofaktor werden zu lassen. So bietet KI die Möglichkeit, in Sekundenschnelle und rund um die Uhr Milliarden Daten zu analysieren und mithilfe von Algorithmen darin Muster zu erkennen. Asset Manager müssen dabei eine möglichst große und qualitativ hochwertige Datenbasis gewährleisten, um die KI nicht die falschen Schlüsse ziehen zu lassen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Investmentprozess bietet zudem den Vorteil, dass menschliche Fehler, kognitive Verzerrungen und Emotionen, die die Anlageentscheidung ebenso negativ beeinflussen können, systematisch ausgeschlossen werden können.

Risiken der Anwendung von KI

Auf der anderen Seite ist eine selbstlernende künstliche Intelligenz ein hochkomplexes System, das oft noch einer Blackbox gleichkommt, weil man nicht genau weiß, wie und warum Entscheidungen getroffen werden. Viele KI-Begeisterte erwarten, dass künstliche Intelligenz irgendwann in der Lage sein wird, komplett autonom zu arbeiten und damit den Menschen in gewissen Bereichen überflüssig zu machen. Dies würde im Investmentprozess jedoch das Risiko bergen, dass Anlageentscheidungen nicht mehr nachvollzogen werden können. Das aber würde das Ziel der Kundenorientierung mehr als konterkarieren, denn gegenüber dem Kunden sollte zu jedem Zeitpunkt erläutert werden können, auf welcher Basis Anlageentscheidungen getroffen wurden. Auch die stetige Selbstoptimierung der generativen KI kann sich im Anlageprozess als nachteilig erweisen. Eine Optimierung mag zwar kurzfristig von Vorteil sein, aber kann mittel- und langfristig sich negativ auf das Risiko und somit auf die Performance auswirken.

Der Investmentprozess bei ARTS Asset Management

ARTS Asset Management und deren regelbasiertes Handelssystem kann zwar als KI der ersten Stunde betrachtet werden. Aber es werden zur Entscheidungsfindung im Investmentprozess nur Algorithmen eingesetzt, die im Vorfeld getestet und festgelegt wurden. Somit werden ausschließlich bewusst ausgewählte Parameter verwendet, die die Analyse sowie den Auswahlprozess der geeigneten Portfoliobestandteile nachvollziehbar gestalten lassen. Mit Hilfe des Computers werden rund um die Uhr Millionen von Fondsdaten analysiert und diejenigen Fonds und ETFs identifiziert, die das stärkste Momentum aufweisen. Gemäß der wissenschaftlich belegten Momentum-Strategie haben eben Wertpapiere mit dem größten Kurszuwachs eine statistisch höhere Wahrscheinlichkeit, ihr Kurswachstum kurz- bis mittelfristig fortzusetzen. ARTS geht dabei nach klar nachvollziehbaren, quantitativen Regeln und vollständig prognosefrei vor. Emotionen und menschliche Fehlschlüsse können dadurch im Anlageprozess ausgeklammert werden.

Ein weiterer Baustein im Anlageprozess ist das Risikomanagement: Schwächt sich das Momentum ab, vollzieht das technische Handelssystem automatisch, nach festgelegten Regeln, den Ausstieg aus dem Fonds. Stop-Loss-Orders verhindern zusätzlich größere Verluste. Der Faktor Mensch wurde bei ARTS aber nicht abgeschafft: Der menschliche Fondsmanager zeichnet sich für die Überwachung im Rahmen einer „Supervisor-Funktion“ des technischen Handelssystems verantwortlich. Denn auch eine Maschine kann Fehler machen, diese bei mangelnder Kontrolle stetig fortsetzen und damit den Schaden immer weiter vergrößern.

KI im Asset Management ist kein Allheilmittel

Auch wenn die Erwartungen an die weitere Entwicklung der generativen künstlichen Intelligenz sehr hoch sind, sollte der KI im Asset Management nicht blind vertraut werden. Um im Sinne des Kunden das Risiko beim Investieren im Auge zu behalten, sollten sich selbstlernende KI-Systeme nicht autonom weiterentwickeln, um nicht am Ende nicht-nachvollziehbare Ergebnisse zu erhalten. Die Konstanz im System sowie eine menschliche Kontrollfunktion sind daher unabdingbar, um für den Kunden das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

 

Provisionserlöse unabhängiger Vermögensverwalter sinken

Unabhängige Vermögensverwalter haben zuletzt einen deutlichen Rückgang der Provisionserlöse verzeichnet. Vom Börsenhype profitierten nicht sie, sondern große Asset Manager und ETF-Anbieter. Die drei Unternehmen - Flossbach von Storch, DJE und Acatis - stechen dennoch in ihrem Markt hervor.

Die Boomzeiten der unabhängige Vermögensverwalter scheint vorbei zu sein. Das gilt auch für den Branchenprimus Flossbach von Storch, auch wenn dieser weiterhin den Markt dominiert. Laut Audit des Wirtschaftsprüfers Jürgen App lagen im Jahr 2022 die Netto-Provisionseinnahmen von Flossbach von Storch bei 411 Mio. Euro. Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland dürfen ihre Geschäftszahlen mit großem Zeitverzug vorlegen. Insofern handelt es sich bei den Jahresabschlüssen zum Geschäftsjahr 2022 um die neuesten Zahlen.

Flossbach von Storch verdient also im Markt der unabhängigen Vermögensverwalter am meisten. Dem Unternehmen folgen wie einer Handelsblatt-Veröffentlichung zeigt DJE Kapital mit 69 Mio. Euro Provisionserlöse und ACATIS mit 57 Mio. Euro.

Vermögensverwalter wie Flossbach, DJE und Acatis fallen zurück

Im App-Audit werden die Top 3 der unabhängigen Vermögensverwalter – Flossbach von Storch, DJE und Acatis – mit den großen deutschen Anbietern – Allianz Global Investors, DWS, Union Investment und Deka – verglichen. Dabei wurde folgendes festgestellt: Während die vier großen deutschen Anbieter einen Rückgang zwischen 0 bis 11% verbuchen mussten, schlossen die Top 3 der unabhängigen Vermögensverwalter in der Summe mit einem überproportionalen Rückgang von 39% ab und verloren damit an Marktanteilen.

Das geringere Provisionsergebnis sei auf die insgesamt negative Kapitalmarktperformance und damit reduzierte Asset-Basis und bei einigen Instituten zusätzlich auf den Entfall von Performance Fees für die Asset Manager zurückzuführen, so die Analyse.

Spitzentrio hängt die „Next 50“ ab

Aus dem Audit ist ersichtlich, dass eine starke Konzentration der Ertragskraft bei dem Spitzentrio liegt. Aus dem Gesamtertragsvolumen wird demnach mehr als die Hälfte des Provisionsergebnisses von Flossbach von Storch, DJE und Acatis erwirtschaftet, die bezogen auf die Anzahl der Unternehmen gerade einmal 6% der Grundgesamtheit darstellen.

Wie sich die Gruppe von den anderen absetzt, zeigt sich auch daran, dass sie in dem App-Audit global als die „Next 50“ bezeichnet werden. Die Liste der Next 50 wird angeführt von Grüner Fisher Investments, Lupus alpha Asset Management und Scalable Capital.

Umsatzrentabilität gestiegen

Auffällig ist, dass die Umsatzrentabilität bei den Top 3 trotz des vergleichsweise schlechten Jahres gestiegen ist. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diverse Kostenpositionen zurückgegangen sind, aber auch andere Einnahmequellen neben den Provisionserträgen teilweise angestiegen sind. (bh)

Zur Studie

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft App Audit GmbH hat 2024 im zehnten Jahr eine Studie über Asset Manager im Segment der unabhängigen Vermögensverwalter durchgeführt. Die Studie analysiert Ertrags-, Vergütungs- und Kostenstrukturen bei unabhängigen Vermögensverwaltern für die bedeutenden Branchenvertreter und einen großen Teil des deutschen Gesamtmarkts. Im Rahmen der Studie wurden auch auf Basis verfügbarer historischer Daten Stresstests durchgeführt und erörtert. Unter verschiedenen Extremszenarien wurden Auswirkungen auf Jahresergebnisse, Eigenkapital und Kapitalquoten ermittelt. Untersucht wurde ferner, wie sich wesentliche Kennzahlen wie Provisionsergebnis, Umsatzrentabilität und Cost-Income-Ratio der unabhängigen Vermögensverwalter im Vergleich zu den vier großen deutschen Anbietern darstellen.

 

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