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Sind passive Anlagen gefährlich für die Finanzmärkte?

Passive Anlagestrategien gelten als kosteneffizient und neutral – doch der Schein trügt, findet Thorsten Fischer von Moventum AM. Denn die großen Indexanbieter würden durch ihre wachsende Marktmacht für Verzerrungen bei der Kapitalallokation und systemische Risiken sorgen.

Passive Investmentstrategien, die sich an Börsenindizes orientieren, gewinnen seit Jahren an Bedeutung, schreibt Moventum AM in einem aktuellen Kommentar seines Managing Directors und Head of Portfolio Management, Thorsten Fischer. Zahlen verschiedener Studien bestätigen, dass vor allem junge Anleger verstärkt in börsengehandelte Indexfonds, also ETFs, investieren.

Der Erfolg dieser passiven Strategien basiert auf dem Versprechen geringer Kosten, hoher Transparenz und langfristiger Performance, so Moventum AM. Was viele Anleger hierbei jedoch übersehen würden: Die wachsende Kapitalmacht der großen Indexanbieter wie MSCI oder S&P berge tiefgreifende Risiken für die Stabilität der globalen Finanzmärkte. „Was auf den ersten Blick nach Neutralität aussieht, ist in Wahrheit hochgradig regelbasiert und unterliegt weitreichenden Annahmen, die oft nicht hinreichend reflektiert sind“, heißt es von dem Vermögensverwalter.

Zusammensetzung durch Marktkapitalisierung

Die Zusammensetzung gängiger Indizes richte sich nicht nach betriebswirtschaftlicher Substanz, sondern nach Marktkapitalisierung, Börsenumsätzen oder Sektorzugehörigkeiten. So entstünden strukturelle Verzerrungen in der Kapitalallokation. Ein Beispiel seien Technologieriesen wie Nvidia, Microsoft oder Apple, deren Marktkapitalisierung zwischen 3 und 4 Bio. US-Dollar liege. Hier seien selbstverstärkende Mechanismen am Werk: Ein hohes Gewicht der Aktie im Index treibe passive Investments in diesen Wert. Das lasse den Kurs steigen, was die Überbewertung verschärfe und damit auch das Indexgewicht weiter erhöhe – ein Mechanismus ohne Bezug zur realwirtschaftlichen Entwicklung.

Problematische Klassifizierungen

Ein weiteres Problem liege laut Thorsten Fischer in den Klassifizierungen durch Indexanbieter. Südkorea werde trotz modernster Infrastruktur und wirtschaftlicher Stärke weiter als Schwellenland eingestuft. Griechenland wiederum – EU- und Eurozonen-Mitglied – firmiere in einigen Indizes als Emerging Market. Solche Urteile würden Milliardensummen an Kapitalbewegungen beeinflussen.

Während aktive Manager eigene Entscheidungen treffen würden und in Phasen erhöhter Volatilität gegensteuern könnten, fehle passiven Strategien genau diese Flexibilität. Bei starken Marktkorrekturen würden massive Kapitalabflüsse drohen, nicht aufgrund fundamentaler Faktoren, sondern allein durch indexgetriebenes Rebalancing. Damit fehle den Märkten ein stabilisierender Anker. „Wenn alle passiven Anleger gleichzeitig verkaufen, kann das zu abrupten Preisverfällen führen“, so Fischer. Die starke Marktkonzentration verstärke diesen Effekt zusätzlich. Passive Produkte würden zunehmend identisch reagieren und damit systematisch dieselben Fehler machen.

Problem im Bereich ESG

Ein weiteres Defizit liege im Bereich ESG, so Moventum. Klassische Indizes würden Nachhaltigkeitsaspekte vielfach nicht berücksichtigen, obwohl die Nachfrage nach ethischen, ökologischen und sozial verantwortlichen Investments stark wachse. Zwar existierten ESG-Varianten vieler Indizes, doch deren Methodiken seien intransparent und uneinheitlich. Das sei ein „klarer Nachteil“ gegenüber gezielter Titelauswahl in aktiv gemanagten Portfolios.

Fischer zufolge müsse man nun umdenken: „Die systemischen Schwächen passiver Strategien öffnen die Tür für eine Renaissance aktiver Ansätze. Besonders in Multi-Asset-Strategien und diversifizierten Portfolios kommt der taktischen Allokation eine wachsende Bedeutung zu.“ Qualitätskriterien, fundamentale Bewertungen, ESG-Faktoren und regionale Einschätzungen könnten dabei helfen, das Passivrisiko gezielt zu reduzieren und die Performance zu verbessern.

Dass passives Investieren risikoneutral und letztlich immer lukrativer ist, sei laut Fischer „schlicht falsch“. In einem Umfeld geopolitischer Spannungen, technologischer Umbrüche und hoher Aktienbewertungen zahle sich aktives Management wieder aus. (mki)

Lesen Sie auch: Europavergleich: Deutsche investieren am meisten in ETFs
 

Quo vadis, Honorarberatung?

Dienstleistungen in der Finanzbranche gehen meistens mit der Provisionsvergütung einher. Doch auch eine Finanzberatung ist auf Honorarbasis möglich und bietet Beratenden zahlreiche Vorteile, aber auch Herausforderungen. Vanguard stellt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung vor.

Ein Artikel von Moritz Schüßler, Head of Intermediated Retail bei Vanguard Deutschland, und Davor Horvat, Honorar-Anlageberater und Vorstand der Honorarfinanz AG

In der Finanzbranche gibt es verschiedene Modelle, wie Finanzberatung angeboten wird. Zwei der bekanntesten Modelle sind die Honorarberatung und die Provisionsberatung. Während Provisionsmodelle lange Zeit vorherrschend waren, gewinnt die Honorarberatung zunehmend an Bedeutung. Doch wie kann eine unabhängige und provisionsfreie Beratung die finanziellen Ziele der Kundinnen und Kunden effizienter erreichen?

Wieso Honorarberatung?

Die Honorarberatung bietet Strukturen für eine unabhängige und vertrauenswürdige Beratung. Im Gegensatz zu Provisionsmodellen, bei denen die Beratenden durch die Verkaufsziele von Finanzprodukten beeinflusst werden können, sind Honorarberatende nicht an die Interessen der Produktanbieter gebunden. Dies ermöglicht eine unverzerrte Beratung, die ganzheitlich auf die Bedürfnisse und Interessen der Kundinnen und Kunden ausgerichtet ist. Die Unabhängigkeit der Beratenden schafft ein Vertrauensverhältnis, das für eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit entscheidend ist.

Ein wesentlicher Vorteil der Honorarberatung ist die Kosteneffizienz. Durch den Einsatz kostengünstiger Lösungen und effizienter Finanzprodukte wie Indexfonds (z. B. ETFs) können erhebliche Kosten gespart werden. Diese Kosteneinsparungen tragen dazu bei, dass die Kundinnen und Kunden langfristig mehr Kapital aufbauen können. Im Provisionsmodell hingegen werden oft teurere und komplexere Produkte empfohlen, um höhere Provisionen zu erzielen. Dies kann zu unnötigen Kosten und einer geringeren Rendite führen, was das Vertrauen zum Berater schmälert und schlimmstenfalls zur Beendigung der Zusammenarbeit führt.

Zudem können sich Honorarberatende auf einzelne Kernthemen spezialisieren, was die Beratungsqualität erheblich erhöht. Diese Fokussierung ermöglicht es, tiefgreifende Kenntnisse und Expertise in spezifischen Bereichen zu entwickeln, die den Kundinnen und Kunden direkt zugutekommen. Im Provisionsmodell hingegen müssen Beratende oft eine breite Palette von Produkten anbieten, was die Tiefe der Beratung einschränken kann.

Die Honorarberatung bietet Kundinnen und Kunden ein klares Leistungsversprechen und einen konkreten Nutzen. Die Transparenz der Gebührenstruktur und die klare Kommunikation der erwarteten Ergebnisse sind dabei entscheidend für ein erfolgreiches Vertrauensverhältnis. Kunden lernen, realistische Ziele langfristig zu verfolgen, und werden nicht von versteckten Kosten überrascht. Dies macht die Beratung zu einem wertvollen Erlebnis, das einen klaren Mehrwert bietet.

Einblicke aus der Praxis: Das „Wie“

Eine besondere Herausforderung stellt sich für Beratende bei der Umstellung ihres Modells auf eine honorarbasierte Alternative. Im ersten Schritt sollten Beratende hier festlegen, welche Dienstleistungen sie ihren Kundinnen und Kunden anbieten wollen. Welchen Nutzen soll die Beratung haben, welches Ergebnis soll sie erzielen?

Bauchläden, die alles anbieten, sind schon lange nicht mehr attraktiv und nicht einfach darzustellen: Wer etwa Beratung zur Kfz-Versicherung, privaten Krankenversicherung, Geldanlage und Immobilienfinanzierung anbietet, benötigt dafür jeweils umfangreiches Fachwissen. Der Weg zum Erfolg liegt daher in der Spezialisierung auf wenige Kernthemen. Beratende sollten sich in ihren Kernthemen perfekt auskennen und fundiertes Expertenwissen aufbauen. Und genau das werden Kundinnen und Kunden nachher angemessen honorieren.

Beispiel Anlageberatung

Hat ein Honorarberater entschieden, sich auf die Altersvorsorge- und Anlageberatung zu fokussieren, werden den Kunden in der Regel konkrete Produktlösungen aus der Versicherungs- und Investmentwelt angeboten. Die Nutzung von kosteneffizienten Indexfonds und ETFs, die auf jahrzehntelanger Kapitalmarktforschung basieren, kann zu höherer Transparenz und besseren Anlageentscheidungen führen. Beides trägt dazu bei, dass die Kundinnen und Kunden langfristig mehr Kapital aufbauen und ihre finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge sichern können. Nur bekommen Beratende dafür keine Provisionszahlungen. Sie müssen sich somit ein eigenes Produktportfolio schnüren, das sich aus Beratungsmodulen, Dienstleistungen und Produktbeschaffung zusammensetzt.

Der Beratende kann hier beispielsweise individuelle Finanzpläne, die auf den persönlichen Risikoprofilen der Kunden basieren, anbieten. Diese personalisierten Pläne berücksichtigen die spezifischen Lebensumstände und Ziele. Daneben kann Beratung zur Funktionsweise von Kapitalmärkten, Aufklärung über die wichtigsten Regeln des Investierens oder der Nachlassplanung angeboten werden.

Wer die Kerndienstleistungen definiert und zu Produktpaketen ausgearbeitet hat, muss diese im nächsten Schritt bepreisen. In der Honorarberatung setzt sich die Vergütung aus mehreren Bestandteilen zusammen. Zum einen vergütet der Kunde den tatsächlichen Zeitaufwand für die Beratungsleistung. Doch das ist nur ein Teil des Ganzen. Kunden sollten verstehen, dass sie zum anderen auch für das Expertenwissen sowie die daraus erzielte Wertschöpfung bezahlen. Durch den Einsatz effizienter Finanzprodukte sparen Kunden enorme Kosten und erzielen dadurch dauerhaft einen enormen monetären Mehrwert gegenüber Standardlösungen.

Zusammenfassend bietet die Honorarberatung entscheidende Vorteile im Vergleich zu Provisionsmodellen. Sie gewährleistet Unabhängigkeit, Kosteneffizienz, hohe Beratungsqualität und klare Leistungsversprechen. Durch eine unabhängige und provisionsfreie Beratung können die finanziellen Ziele der Kundinnen und Kunden effizienter erreicht werden. Individuelle Finanzpläne, kosteneffiziente Anlagestrategien und langfristige Ersparnisse tragen dazu bei, dass die Kundinnen und Kunden ihre finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge sicherstellen können.

Lesen Sie auch: „Kunden sind bereit, für Honorarberatung zu zahlen“

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 

 

 

 
Ein Artikel von
Davor Horvat
Moritz Schüßler

Neuberger Berman startet Private Markets Academy

Der unabhängige Vermögensverwalter Neuberger Berman hat eine Weiterbildungsplattform für Private Markets gelauncht. Damit will das Unternehmen Finanzberatern und Anlegern den Zugang zu Private Markets erleichtern.

Neuberger Berman hat die NB Private Markets Academy ins Leben gerufen. Die Plattform soll Finanzberatern und Anlegern bei der Navigation durch eine breite Palette von Private-Markets-Anlagemöglichkeiten helfen und sie entsprechend weiterbilden, u. a. mit CFA- und CPD-zertifizierten Kursen.

Die Private Markets gelten auch für viele Finanzberater als wenig zugänglich, schlichtweg weil sie sich nicht genug damit auskennen, so Neuberger Berman. Doch die Nachfrage von Investoren nach ausgefeilteren Strategien und Lösungen im dynamischen globalen Marktumfeld scheint zu steigen, sodass der Vermögensverwalter den Zugang auf die privaten Märkte verbessern will.

Was kann die Private Markets Academy?

Die Plattform stellt einschlägige On-Demand-Weiterbildung, Experteneinblicke und downloadfähige Ressourcen bereit und soll stetig ausgebaut werden und die bereits vorhandenen Angebote von Neuberger Berman ergänzen.

Zum Start stehen Beratern u. a. diverse CFA- und CPD-zertifizierte On-Demand-Kurse zu bspw. den Themen Private Equity oder Wertschöpfung in privaten Unternehmen sowie eine zentrale, vollständig indexierte Bibliothek mit Markteinblicken und Whitepapers, Videos, Experteneinblicke und mehr zur Verfügung.

„Viele Berater sehen die Vorteile von Private-Markets-Strategien für ihre Kunden, aber nur wenige bieten tatsächlich entsprechende Lösungen an. Ein Haupthindernis ist unserer Ansicht nach die geringe Vertrautheit der Investoren mit dieser Anlageklasse und die damit verbundene Unsicherheit. Die NB Private Markets Academy soll dabei helfen, die Wissenslücke zu schließen“, erklärt Jesco Schwarz, Head of Intermediary Client Group für Deutschland und Österreich bei Neuberger Berman. Man wolle mit der zentralen Bündelung der eigenen Private-Markets-Expertise und den Zugang zu hochwertigen Weiterbildungsangeboten die Beziehungen zwischen Beratern und Kunden stärken, so Schwarz. (mki)

 

„Wir stehen an einem Kipppunkt, ökologisch und gesellschaftlich“

Grüne Geldanlagen und allgemein grünes Handeln standen für mehrere Jahre hoch im Kurs – und dann kamen diverse Krisen. Jennifer Brockerhoff im Austausch mit AssCompact zur aktuellen Lage beim nachhaltigen Investieren.

Interview mit Jennifer Brockerhoff von Brockerhoff Finanzberatung
Hi, Jennifer, die Nachhaltigkeit hat es aktuell gesellschaftlich schwer – aus verschiedenen Gründen. Merkst du das in deiner Beratung?

Ja, das spüre ich natürlich. Viele Menschen sind zunehmend verunsichert, sei es durch politische Diskussionen, Greenwashing-Vorwürfe oder die Sorge, ob nachhaltige Geldanlagen überhaupt noch rentabel sind. Gleichzeitig spüre ich aber auch eine wachsende Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit, gerade in Zeiten multipler Krisen. Meine Aufgabe sehe ich darin, in den Dialog zu gehen und genau über diese Auswirkungen zu sprechen und aufzuklären.

Stellst du unterschiedliche Nachhaltigkeitsbedürfnisse je nach z. B. Geschlecht oder Altersgruppe bei deinen Kundinnen und Kunden fest?

Ja, ganz klar. Jüngere Kunden fragen häufiger explizit nach Impact Investing und wollen wissen, welchen tatsächlichen Unterschied ihr Geld macht. Frauen bringen oft sehr reflektierte Fragen mit, auch zur Wirkung auf soziale Aspekte. Männer dagegen stellen eher die Performance in den Vordergrund, wobei das auch nicht pauschalisiert werden kann. Ich finde diese Vielfalt spannend, denn sie zeigt, dass nachhaltiges Investieren keine Einheitslösung braucht, sondern individuelle Strategien.

Woher kommen diese Unterschiede?

Es sind soziale Prägungen, persönliche Erfahrungen und natürlich auch die jeweilige Lebensphase. Frauen kümmern sich heute früher und intensiver um die eigene finanzielle Bildung und bringen dann ein starkes Bedürfnis nach Transparenz mit. Jüngere Generationen wachsen mit dem Wissen um Klimakrise, Genderfragen und systemische Ungleichheit auf und sind deutlich kritischer zum Beispiel in Bezug auf Greenwashing oder Impactwashing.

Wie definierst du nachhaltiges Investieren in deiner Beratung konkret?

Für mich bedeutet nachhaltiges Investieren, Geld in Einklang mit den eigenen Werten zu bringen unter Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien. Es geht nicht nur darum, bestimmte Ausschlusskriterien anzuwenden, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung: Was bewirkt mein Geld? Wie transparent ist die Wirkung nachvollziehbar? Welche strukturellen Veränderungen werden angestoßen? Und wie fühlt sich das Investment an: im Herzen und im Kopf? Ich verbinde klassische Finanzanalyse mit Geldpsychologie, und das macht den Unterschied zur klassischen Finanzberatung.

Oft wird bei ESG hauptsächlich über das „E“ gesprochen. Werden das „S“ und das „G“ irgendwann stärker in den Fokus rücken?

Im Moment bleibt das eher eine Wunschvorstellung. Das „S“ steht für das soziale Gefüge: faire Löhne, Diversität, Gleichstellung, Bildung – zentrale Themen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten und leider derzeit teilweise auf dem Rückzug sind. Und „G“, also Governance, betrifft die Frage: Wer trifft Entscheidungen? Wie transparent, divers und verantwortlich ist ein Unternehmen geführt? Ich wünsche mir, dass wir ESG nicht als Checkliste, sondern als Haltung begreifen. Denn gute Führung und soziale Gerechtigkeit sind kein Beiwerk, sondern die Basis zukunftsfähiger Wirtschaft.

Aktuell wird viel über die Vereinbarkeit von Rüstung und Nachhaltigkeit diskutiert. Wie stehst du dazu?

Persönlich sehe ich nachhaltige Geldanlagen als einen Beitrag zu einer regenerativen Wirtschaft, Ressourcenschonung und sozialer Gerechtigkeit – Rüstung ist damit schwer vereinbar. Gleichzeitig verstehe ich den politischen Diskurs über Verteidigungsfähigkeit. Jeder Kunde soll dies persönlich entscheiden. Es bedarf meines Erachtens dafür keines Nachhaltigkeitslabels für Rüstung.

Hast du besondere Wünsche an Produktanbieter und Regulatoren, die dir bei der Beratung zu nachhaltigen Geldanlagen helfen könnten?

Na ja, die Regulatoren bestimmen darüber, was die Produktanbieter erstellen. Und bisher war das Ergebnis wenig praktikabel in der Beratung. Daher wünsche ich mir, dass die regulatorischen Anpassungen mehr auf die Realität von Kunden und Berater zugeschnitten werden, damit die Überforderung nachlässt.

Wie siehst du die Zukunft der nachhaltigen Kapitalanlagen?

Wir befinden uns in einer weiteren Bereinigungsphase. Nachhaltige Kapitalanlagen werden nicht verschwinden, im Gegenteil: Sie entwickeln sich laufend weiter. Weg von Marketing-Labels hin zu Transformation und echtem Impact. Wir stehen an einem Kipppunkt, sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich. Mein Beitrag ist, weiter Aufklärungsarbeit zu leisten, damit Menschen ihr Geld als Werkzeug für Veränderung verstehen.

Lesen Sie auch: Vor allem junge Menschen an grünen Investments interessiert

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 

 
Ein Interview mit
Jennifer Brockerhoff

Sind 30% bis zum Jahr 2030 erreichbar?

Die Zahl 30 steht beim deutschen Ableger des 30% Club im Mittelpunkt. Sein Anliegen: Bis 2030 sollen rund 30% der Vorstandspositionen in Dax-Unternehmen mit qualifizierten Frauen besetzt sein. Halten die Co-Chairs der Initiative das Ziel für machbar? Und wie gehen sie das an?

Interview mit Dr. Antje Stobbe, Head of Stewardship bei Allianz Global Investors, und Sabrina Sanz, Senior ESG Analyst bei Amundi, beide Co-Chairs der Initiative „30% Club“
Frau Dr. Stobbe, Frau Sanz, was ist der 30% Club und welche Ziele verfolgt er?

Antje Stobbe Der 30% Club setzt sich in Deutschland für eine ausgewogenere Vertretung von Frauen und Männern in Aufsichtsräten, Vorständen und im oberen Management deutscher Unternehmen ein. Die Initiative wurde 2010 in Großbritannien ins Leben gerufen und hat inzwischen in vielen Ländern Ableger. Wir stehen im Dialog mit Unternehmen, um ihnen dabei zu helfen, bis 2030 rund ein Drittel der Vorstandspositionen mit qualifizierten Frauen zu besetzen. Wir setzen uns auch für eine stärkere Offenlegung der Zusammensetzung oberer Managements ein. Dabei geht es uns nicht um die Erfüllung einer Quote, sondern vielmehr darum, die vielen hochqualifizierten Frauen in der Wirtschaft als geeignete Kandidatinnen ins Spiel zu bringen.

Und schaffen wir die 30% bis 2030? Sind Sie optimistisch?

AS Im Herbst 2024 waren 24,7% der Vorstandspositionen bei Dax-40-Unternehmen weiblich besetzt. Dies sind 1,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Setzt sich dieser Trend fort, werden wir bis 2030 bei rund einem Drittel sein. Bis dahin bleibt allerdings dennoch viel zu tun, um die Pipeline weiblicher Führungskräfte zu stärken.

Warum eigentlich genau 30%?

Sabrina Sanz Studien zeigen, dass eine derartige Marke ein kritischer Wert ist, ab dem die Stimmen einer Minderheit wahrgenommen und beachtet werden, um Einfluss auf den Entscheidungsprozess in der Unternehmensleitung zu nehmen. Dabei geht es nicht um einen fixen Wert, sondern um den relevanten Anteil. Das Erreichen einer derartigen Marke im Vorstand ist daher ein wichtiger Meilenstein. Zudem sendet eine höhere Beteiligung von Frauen in Führungsgremien ein wichtiges Signal an die unteren Führungsebenen. Wir konzentrieren uns darauf, die Chancengleichheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu fördern.

Welche Hindernisse für die Berufung von Frauen in Vorstandspositionen können Sie denn ausmachen? Und wie können gezielt Möglichkeiten zum Aufstieg von Frauen in die höheren Ebenen geschaffen werden?

SaS In unseren Gesprächen mit Dax-Unternehmen haben wir festgestellt, dass Unternehmen oft keine systematische Auswertung vornehmen, was Beförderungen konkret hemmt. Das ist ein wesentliches Hindernis. Als fortschrittlich haben wir hingegen eine Transparenz bei Beförderungskriterien wahrgenommen.

Des Weiteren beobachten wir, dass das deutsche zweistufige Führungssystem die Beförderung von Frauen in den Vorstand erschweren kann. Aufsichtsräten mangelt es häufig an einem Überblick über mögliche weibliche Kandidaten. Wir empfehlen Dax-Unternehmen, einen regulären Dialog zwischen dem Aufsichtsrat und Führungskräften im Unternehmen zu etablieren, um die Sichtbarkeit von Talenten zu verbessern. Unter den beobachteten Best Practices haben wir identifiziert, dass weibliche und männliche Talente gleichermaßen regelmäßig auf Vorstandsebene und/oder der oberen Führungsebene präsentieren.

Schließlich ist die geschlechtsspezifische Versorgungslücke (Gender Care Gap) in Deutschland nach wie vor ein Karrierehindernis. Einige Unternehmen wirken dem durch den Ausbau unterstützender Initiativen wie Jobsharing, flexible Arbeitszeiten und gezielte Förderung von z. B. Vaterschaftsurlaub entgegen.

Sie gehen mit Unternehmen, in die investiert wird, ins Gespräch zum Thema Frauen in Führungspositionen. Was heißt das konkret? Werden z. B. feste Ziel­vorgaben gesteckt?

AS Wir haben einen vergleichenden Ansatz entwickelt, mit dessen Hilfe das Vorgehen der Unternehmen analysiert und verglichen werden kann. Dies diente zur Vorbereitung von Gesprächen mit Unternehmen. Dabei geht es uns vor allem um den Austausch über Strategien und Best Practices. Im kommenden Jahr werden wir die Fortschritte zu den Verbesserungsvorschlägen bewerten und weiterverfolgen. Wir verfolgen einen kooperativen Ansatz mit Unternehmen, diskutieren aktuelle Herangehensweisen und schaffen Anreize für Peer Learning.

Und wie wählen Sie die Unternehmen aus, auf die Sie zugehen?

SaS In erster Linie treten wir mit ausgewählten Unternehmen im Dax und MDax in Dialog, in denen wir ein Investment-Interesse haben. Darüber hinaus priorisieren wir Unternehmen innerhalb des Dax– und MDax-Universums, bei denen der Vorstand oder die Ebene darunter einen geringen Anteil an Frauen aufweisen. Im ersten Jahr standen wir aber auch mit Vorreiter-Unternehmen im Austausch, um Best-Practice-Beispiele zu sammeln und von deren Unternehmenspraktiken potenziell zu lernen.

Inwiefern verändern sich Unternehmen, wenn sie Frauen in Führungspositionen mehr unterstützen und ihnen allgemein Wege ebnen?

AS Der 30% Club Deutschland ist der Ansicht, dass ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in leitenden Positionen die Führung und Governance von Unternehmen verbessert. Denn eine inklusive Kultur sowie das Einbringen unterschiedlicher Perspektiven trägt zu einer besseren Leistung von Vorständen bei und schafft dadurch letztlich Mehrwert für Unternehmen und ihre Aktionäre. Studien zeigen, dass Unternehmen, die Wert auf eine ausgewogenere Vorstandszusammensetzung legen, aus einem größeren Kandidatenpool wählen können und somit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, die besten Talente für jede Position zu finden. Unternehmen, die an einer internen weiblichen Talent-Pipeline arbeiten, weisen häufig auch verbesserte Recruitment-Prozesse und ein breiteres Spektrum an Fähigkeiten und Perspektiven auf.

Treffen Sie denn in Ihrer Arbeit meistens auf offene Ohren und was sind die Konsequenzen für (Port­folio-)Unternehmen, wenn nicht?

SaS Die Unternehmen, mit denen wir gesprochen haben, haben die Initiative sehr begrüßt, und wir haben konstruktive Gespräche geführt. Es gab nur vereinzelte Unternehmen, die auf unsere Anfrage nicht reagiert haben – hier werden wir in diesem Jahr nachfassen. Über die Konsequenzen entscheiden die Asset-Manager, nicht zuletzt aus regulatorischen Gründen, selbst.

Direkt gefragt: Heißen Sie ab 2030 dann 50% Club und setzen sich für 50% Frauen in Vorstands­positionen bis 2050 ein?

AS Wie gesagt, 30% im Jahr 2030 sind erreichbar, wenngleich ambitioniert. Wir werden uns die Entwicklung genau ansehen und dann über Weiteres entscheiden.

Lesen Sie auch: „Wer sich auf der DKM informiert, bleibt wettbewerbsfähig“

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Ein Interview mit
Dr. Antje Stobbe
Sabrina Sanz

Mit Technologie wird die Kapitalanlage so individuell wie die Lunch Bowl

Was bei vielen Lebensaspekten selbstverständlich ist, danach wird nun auch in der Geldanlage immer mehr verlangt: Individualisierung. Dank moderner Technologien werden maßgeschneiderte Investmentlösungen für alle Realität.

Ein Artikel von Stefan Vollmer, Leiter Wholesale Deutschland bei der DWS

Individualisierte Investmentlösungen gehören im institutionellen Segment und bei Privatkunden mit sehr hohen Vermögen zum Standard. Mit zunehmender finanzieller Bildung und digitaler Affinität – auch bei Finanzfragen – über alle Kundensegmente hinweg wird die Personalisierung und Individualisierung der Kapitalanlage auch bei Privatkunden im Retail- und Affluent-Segment ein immer wichtigeres und von den Kunden erwartetes Thema. Und warum auch nicht? Wir personalisieren heute auch unsere Sneaker, die Lunch Bowl und die Urlaubsreise. Die Finanzanlage sollte dann doch bitte auch personalisiert daherkommen und sich unserem nicht mehr ausschließlich linear verlaufenden Leben anpassen. Bisher war das allerdings noch sehr teuer und hatte hohe Eintrittsbarrieren. Dank technologischer Entwicklungen lassen sich Finanzanlagen für jeden Kunden – unabhängig vom Volumen – jetzt aber so maßschneidern, wie es bisher nur im gehobenen Privatkunden- und institutionellen Geschäft möglich war. Die Kunden entscheiden, ob sie das Ganze selbst gestalten wollen wie im Web­store eines schwedischen Möbelhauses oder durch die Inanspruchnahme von Beratung durch den Finanzberater des Vertrauens, bei der Hausbank, dem unabhängigen Beraternetzwerk oder der Versicherung.

Von der Maßanfertigung zum Massenphänomen

Hinzu kommt, dass infolge eines höheren Anteils an Selbstentscheidern, der vor allem in den vergangenen Jahren gestiegenen Nachfrage nach passiven Investmentbausteinen sowie regulatorischer Unsicherheiten bezüglich der Nachhaltigkeit aktueller Vergütungsmodelle viele Vertriebskanäle vermehrt ihre Geschäftsmodelle hinterfragen und nach neuen Absatzmöglichkeiten für ihre Lösungen Ausschau halten. Auch Neobroker und Neobanken werden ihre Angebotspalette verbreitern und mehr an der einzelnen Kundenbeziehung verdienen müssen, denn exponentielles Kundenwachstum ist und bleibt endlich.

Bausteine für individuelle Investmentlösungen

Die Kombination aus notwendiger Adaption vieler Vertriebsgesellschaften und dem verstärkten Wunsch der Kunden nach Individualisierung schafft also einen entsprechenden Trend. Und um diesem Trend gerecht zu werden, benötigen lösungsorientierte Asset-Manager neben moderner API-Technologie – so wie sie heute jedes Smartphone in der Kommunikation mit installierten Apps nutzt – verschiedene Komponenten, die im Zusammenspiel eine individualisierte Investmentlösung für den jeweiligen Kunden generieren. Die Kunden können sich dabei aus einer definierten Palette an Investment-Bausteinen bedienen:

  • die strategische Asset-Allokation, die auf das individuelle Chance-Risiko-Profil sowie das gewünschte Anlageuniversum abgestimmt werden kann,
  • die taktische Asset-Allokation, basierend auf dem DWS CIO View, um von kurzfristigen Opportunitäten am Markt zu profitieren, und mit der Möglichkeit, Themen je nach Kundenpräferenz zu individualisieren,
  • eine große Auswahl an Selektionsbausteinen wie aktive Fonds, ETFs oder, um einen noch höheren Grad an Individualisierung zu ermöglichen, Aktien- und Anleihen-Einzeltitelmodule.
  • Zu guter Letzt kann je nach Bedarf und mit Blick auf die persönlichen Lebensumstände und -ziele ein individueller Anlagelebenszyklus genau passend zur persönlichen Anspar- und Entsparphase zum Einsatz kommen.
Technologie als Enabler und Erfolgsfaktor

Diese individualisierten Investmentlösungen werden künftig über ein digitales Frontend zur Verfügung gestellt werden, das entweder bei den Vertriebspartnern selbst entwickelt oder zusammen mit einem Drittpartner integriert wird. Dabei wird auch das jeweilige Vertriebsmodell berücksichtigt, sodass entweder die jeweiligen Berater die Individualisierung für ihre Kundinnen und Kunden vornehmen oder die Kunden die Bausteine in Eigenregie zusammenstellen – ebenso wie bei Sneakern, Lunch-Bowls oder Urlaubsreisen.

Um ihre Kunden bei dieser wesentlichen Entwicklung zu unterstützen, hat die DWS als „One-Stop-Shop“ ein breites Spektrum an Lösungen etabliert. Diese umfassen neben aktiven, passiven und alternativen Anlagestrategien vor allem auch die Fähigkeit, individuelle Lösungen zu strukturieren. Hervorzuheben sind hier zum Beispiel komplexere Investment-Lebenszyklusmodelle. Bereits anlässlich des Kapitalmarkttags 2022 hat die DWS angekündigt, einen starken Fokus auf die Modularisierung der Investmentprozesse zu legen, um diese breiten Investmentkompetenzen noch besser und effizienter nutzen zu können. Was bisher vornehmlich eingesetzt wird, um im Fondsmantel maßgeschneiderte Investmentlösungen zum Beispiel für institutionelle Kunden zu produzieren, wird in Zukunft durch digitale modulare DPM-Lösungen, mit oder ohne Lebenszykluskomponenten, einem deutlich breiteren Publikum im Affluent- und Retail-Segment zugänglich gemacht werden können.

Diese Fähigkeiten und technologischen Komponenten werden zunehmend über APIs mit den Beratungsstrecken unserer Vertriebspartner verknüpft. Durch die Skalierbarkeit der dabei entstehenden Lösungen sind diese auch für kleinere Volumina vollständig digital oder im hybriden Beratungsmodell einsetzbar und bauen auf einer offenen Architektur auf.

Erwartungen an die Zukunft

Die DWS geht davon aus, dass über die kommenden drei Jahre viele ihrer Vertriebspartner solche Lösungen umsetzen werden. Die dadurch gesammelten Erfahrungen werden weitere Entwicklungen ermöglichen und mittelfristig das Geschäftsmodell weiter unterstützen. Daher blickt das Unternehmen mit Interesse, Enthusiasmus und einer großen Portion Neugier auf diesen Trend. Dafür hat die DWS eigene Teams über alle Bereiche aufgestellt, die sich genau mit dieser Entwicklung beschäftigen. Deren Aufgabe ist, die entsprechenden Lösungen gemeinsam mit den Vertriebs- und Technologiepartnern zu entwickeln und umzusetzen sowie je nach Bedarf für die Kunden zu optimieren.

Lesen Sie auch: DWS steigert Konzerngewinn im Jahr 2024

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Ein Artikel von
Stefan Vollmer

BlackRock knackt 12-Billionen-Marke

Der größte Asset-Manager der Welt, BlackRock, hat zum Halbjahr 2025 ein Rekordvermögen von 12,53 Bio. US-Dollar zu verbuchen. Das entspricht rund 11,5 Bio. Euro und ist ein Anstieg von 18% zum Vorjahr. BlackRock überschreitet damit als erster Vermögensverwalter der Welt die 12-Billionen-Marke

Wie mehrere Medien berichten, teilte der Vermögensverwalter BlackRock am Dienstag in New York mit, verwaltet das Unternehmen mit dem Ende des zweiten Quartals 2025 12,53 Bio. US-Dollar (rund 11,5 Bio. Euro) – 18% mehr als im Vorjahr.

Die Nettozuflüsse im zweiten Quartal beliefen sich auf knapp 68 Mrd. US-Dollar, im Vorjahreszeitraum betrugen diese noch 81,6 Mrd. US-Dollar. Als Hauptgrund hierfür nannte BlackRock den teilweisen Rückzug eines institutionellen Kunden aus einem kostengünstigen Indexmandat in Höhe von 52 Mrd. US-Dollar.

Die meisten Zuflüsse bei ETFs

Das ETF-Geschäft trug mit fast 85 Mrd. US-Dollar erneut am stärksten zu den Zuflüssen bei, gefolgt von 22 Mrd. US-Dollar im Bereich Cash-Management. In den aktiven institutionellen Strategien flossen 6,7 Mrd. US-Dollar zu, während das Privatkundengeschäft knapp 2 Mrd. US-Dollar beisteuerte. Demgegenüber standen Indexabflüsse von insgesamt 47,8 Mrd. US-Dollar.

Regional verzeichnete BlackRock Zuflüsse von 69 Mrd. US-Dollar aus Amerika sowie 29 Mrd. US-Dollar aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika. In der Asien-Pazifik-Region kam es zu Nettoabflüssen von 52 Mrd. US-Dollar.

Anstieg bei privaten Märkten

Im Bereich der privaten Märkte stiegen die verwalteten Vermögen leicht auf 215,2 Mrd. US-Dollar. Auch die Übernahme der Private-Markets-Gesellschaft HPS Investment Partners, die am 01.07.2025 abgeschlossen wurde, sorgte für einen weiteren Schub in diesem Segment. Mit dem Deal kamen zusätzliche Kundenvermögen in Höhe von 165 Mrd. US-Dollar hinzu. In der zweiten Jahreshälfte rechne man mit einem saisonal bedingten Anstieg der Geschäftsdynamik, so BlackRock.

Zukunftspotenzial sieht das Unternehmen insbesondere im Bereich Altersvorsorge mit privaten Marktanlagen. Für das kommende Jahr plant man die Einführung sogenannter Zielaltersfonds (Target-Date-Funds) mit privaten Vermögenswerten. Weitere Wachstumschancen sieht BlackRock auch in aktiven ETFs, digitalen Vermögenswerten, tokenisierten Immobilienanlagen sowie beim Ausbau der Geschäftstätigkeit in Indien und in der Zusammenarbeit mit Versicherungen. (mki)

 

Interesse an nachhaltigen Geldanlagen lässt weiter nach

Laut einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox verlieren die Deutschen das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen. Vor allem bei den älteren Generationen ist der Anteil rückläufig. Insgesamt ist das Interesse in den letzten drei Jahren um 15 Prozentpunkte gesunken.

Die Nachhaltigkeit hat es in der Gesellschaft immer schwerer. Das bestätigt jetzt auch eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox. Nach eigenen Angaben investiert nur noch jeder Sechste in nachhaltige Finanzprodukte, 64% haben daran immerhin generelles Interesse. Damit ist die Beliebtheit nachhaltiger Investments das zweite Jahr in Folge deutlich rückläufig, so Verivox.

Interesse um 15 Prozentpunkte gesunken

Der Abwärtstrend aus den Vorjahren hat sich weiter verschärft. Im letzten Jahr interessierten sich nach eigenen Angaben noch 69% für sogenannte ESG-Anlagen, also für Anlageprodukte, die ökologischen, sozialen und ethischen Mindeststandards genügen. 2022 waren es sogar 79% – jetzt sind es lediglich noch 64%.

Und nicht nur das generelle Interesse schwindet, sondern auch die Nutzung nachhaltiger Finanzprodukte ist Verivox zufolge rückläufig. Vor drei Jahren hatte noch fast jeder vierte Befragte (24%) nach eigenen Angaben Geld in nachhaltigen Anlageprodukten investiert. Vor einem Jahr waren es noch 21% und in der aktuellen Umfrage sind es nur noch 16% – also rund jeder Sechste.

Junge haben das meiste Interesse an Nachhaltigkeit

Am größten ist die Aufgeschlossenheit gegenüber nachhaltigen Finanzprodukten bei jungen Erwachsenen unter 30 Jahren. In dieser Gruppe bekunden 81% der Befragten in der Verivox-Studie ein generelles Interesse an ökologisch und ethisch einwandfreien Geldanlagen. Mit zunehmendem Alter wird dieser Anteil immer geringer. In der höchsten Altersgruppe der Über-70-Jährigen interessiert sich nur noch die Hälfte aller Befragten für ESG-Anlagen.

Ebenfalls auffällig: Wer in kinderlosen Haushalten lebt, hat etwa doppelt so häufig (40%) kein Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wie Personen aus einer Familie mit Kindern (21%).

Viele würden Renditeabstriche in Kauf nehmen

Laut Verivox würde auch mehr als die Hälfte der Befragten (55%) mit Interesse an nachhaltigen Geldanlagen Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen, wenn ihr Geld dafür ausschließlich in Unternehmen und Projekte fließt, die wichtige Nachhaltigkeitsstandards einhalten. Für gut ein Drittel (34%) käme das hingegen nicht infrage.

Besonders wichtig: Faire Arbeitsbedingungen und Tierschutz

Nach den drei wichtigsten von insgesamt zwölf vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien befragt, nennen jeweils 37% der Umfrageteilnehmer den Verzicht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Tierversuche. Darüber hinaus verteilt sich die Prioritätensetzung der Menschen recht regelmäßig: Immerhin für mehr als jeden Vierten sind ein schonender Umgang mit den natürlichen Ressourcen des Planeten (29%) und Investitionen in erneuerbare Energien (27%) besonders wichtig. Gut jeder Fünfte möchte kontroverse Wirtschaftszweige wie die Glücksspielbranche (22%) oder die Rüstungsindustrie (20%) ausgeschlossen wissen.

Für jeweils 16% der Befragten haben der Ausschluss von Produzenten gentechnisch veränderter Lebensmittel und Abfallvermeidung Priorität. Der Verzicht auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas ist für 15% besonders wichtig – ebenso viele wollen ausschließlich in Unternehmen investieren, die besonders CO2-sparsam oder sogar CO2-neutral wirtschaften. Investitionen in Atomkraft sind für 14% und Anlagen in der Alkohol- oder Tabak-Branche für 13% ein Tabu. (mki)

Über die Studie

Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im Mai 2025 insgesamt 1.012 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.

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ELTIF im Beratungsgespräch: Chancen nutzen, Hürden einordnen

Private Equity ist unter Investment-Geschulten eine häufig diskutierte Anlageklasse. Doch im Privatkundenbereich ist die Beratung dazu nicht die einfachste, auch weil es leichter verständliche und zugänglichere Asset-Klassen gibt. Mit der ELTIF-2.0-Regulierung tun sich jedoch auch für Berater Türen auf.

Ein Artikel von Nico Auel, Vorstand bei Munich Private Equity

Private Equity ist seit jeher ein wichtiger Baustein in Portfolios institutioneller Investoren. Was viele nicht wissen: Für Privatanleger gab es über spezialisierte Anbieter schon seit Jahren einen Zugang. Allerdings ist das Thema erst durch ELTIF 2.0 auch in der breiten Masse angekommen. Die Neuregulierung des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) bringt neue Anbieter und Produkte auf den Markt. Das öffnet nicht nur neue Anlagechancen, sondern bringt auch Bewegung in die Beratungslandschaft.

Denn mit wachsender Produktauswahl steigt zugleich der Anspruch an Beraterinnen und Berater: Welche Private-Equity-Strategie steckt hinter dem ELTIF? Welche Struktur passt zum jeweiligen Kundenprofil? Und wie lassen sich Laufzeit, Illiquidität und Rückgabeoptionen realistisch und verständlich erklären?

Was wirklich im Fonds steckt – und warum das entscheidend ist

Private Equity ist eine Anlageform mit langfristigem Charakter, aber eben keine homogene. Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Strategien, Märkte und Risikoprofile. Für die Beratung bedeutet das: Wer Private Equity empfehlen möchte, sollte genau schauen, welche Strategie zum Risiko-Rendite-Profil und zum Investmentziel des Kunden passt.

Für ein stabiles Basisinvestment etwa können sich Investitionen in den Mittelstand anbieten – genauer: den Lower Mid-Market (LMM). Dabei handelt es sich um etablierte, profitable Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, aber noch erhebliche Entwicklungspotenziale besitzen. Anders als bei Start-ups steht das Geschäftsmodell hier auf solider Grundlage. Gleichzeitig bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Wertsteigerung – etwa durch Internationalisierung, Digitalisierung oder Nachfolgekonzepte.

Für Privatanleger bietet dieses Segment eine attraktive Balance: weniger Risiko als im Venture-Bereich, aber mehr Wachstumspotenzial als bei großen, bereits internationalen Konzernen. Private-Equity-Fonds, die in diesem Marktsegment aktiv sind, agieren in der Regel sehr operativ, mit starker Einbindung in die Unternehmensführung. Damit ist der Wertzuwachs nicht nur eine Frage von Marktbewegungen, sondern auch von gezieltem Management – ein Vorteil, der sich langfristig in der Performance niederschlagen kann. In der Praxis bedeutet das: Der LMM ist kein Nischenmarkt, sondern ein wirtschaftlich tragfähiges Segment mit hoher Relevanz, gerade für Anleger, die Stabilität mit Entwicklungschancen verbinden möchten.

Für Berater ist wichtig, zu prüfen, ob ein ELTIF eine Strategie verfolgt, die zum jeweiligen Kunden passt. Je nach Sicherheitsbedürfnis spielt daher auch die Streuung eine wichtige Rolle. Wer nach einem Satelliten-Investment sucht, setzt vielleicht gezielt auf wenige Beteiligungen aus einer Branche. Das kann zu einer hohen Rendite führen, erhöht allerdings auch das Verlustrisiko. Ein stabilisierender Baustein hingegen streut mehrdimensional über eine Vielzahl von Investitionsobjekten über verschiedene Branchen, Länder, Investitionszeitpunkte und Manager hinweg.

Illiquidität als Merkmal, nicht als Mangel

Eine der häufigsten Hürden in der Beratung ist die lange Kapitalbindung. Private Equity ist keine täglich handelbare Anlageform. Das investierte Kapital ist über Jahre gebunden – Rückgaben während der Laufzeit sind in geschlossenen Fondsstrukturen ausgeschlossen. Für viele Berater stellt dies eine kommunikative Herausforderung dar.

Doch gerade hier liegt auch eine Stärke. Denn die Illiquidität ist kein Nachteil, sondern Ausdruck des unternehmerischen Charakters von Private Equity. Nur wer langfristig Kapital zur Verfügung hat, kann Unternehmen entwickeln – ohne Exit-Druck oder Marktzwang. Genau das schafft den Raum für gezielte Wertsteigerung und antizyklische Investitionen.

Wir empfehlen, dies im Beratungsgespräch offen anzusprechen – nicht als Einschränkung, sondern als bewusste Entscheidung für eine andere Logik. Weg vom Tageskurs hin zur langfristigen Beteiligung. Anleger, die dies verstehen, werden nicht nur geduldiger und vor Panikverkäufen geschützt, sie erreichen am Ende dadurch auch die Marktrenditen der Anlageklasse. Bei offenen Aktienfonds ist das nur wenigen sehr geduldigen und disziplinierten Privatanlegern vorbehalten.

ELTIF: Regulierter Zugang mit neuen Möglichkeiten

Mit dem ELTIF wurde ein regulatorischer Rahmen auf europäischer Basis geschaffen, der Private Equity für Privatanleger EU-weit zugänglich macht. Die neue Version, oft als „ELTIF 2.0“ bezeichnet, erlaubt es Anbietern, unterschiedlichste Anlagestrategien in einem neu regulierten Rahmen zu bündeln – von Private Equity über Infrastruktur bis hin zu Private Debt.

Für Berater ist der ELTIF interessant, weil er viele Anforderungen erfüllt: Er ist als reguliertes Produkt mit EU-weitem Vertriebsrecht ausgestattet, hat klar definierte Vorgaben zur Diversifikation und wird von professionellen Kapitalverwaltungsgesellschaften gemanagt. Zudem ermöglichen viele ELTIFs einen Einstieg bereits ab 5.000 Euro, was die Schwelle zur Beteiligung deutlich senkt.

Neu hinzugekommen sind sogenannte semiliquide Varianten, die unter bestimmten Voraussetzungen Rückgabemöglichkeiten innerhalb der Laufzeit vorsehen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Die Rückgabe ist nicht garantiert, sondern hängt von verfügbaren Rückflüssen und der Liquidität des Fonds ab. Für Berater heißt das: genaue Prüfung der Struktur – und eine klare, ehrliche Kommunikation gegenüber dem Kunden.

Fazit: Ein strategischer Baustein für langfristige Kundenbeziehungen

Private Equity über einen ELTIF ist kein Produkt für den kurzfristigen Renditefokus. Es ist ein strategisches Investment – und genau darin liegt seine Stärke. Für Beraterinnen und Berater bietet es die Möglichkeit, Kunden auf einem neuen Niveau zu begleiten: mit einer Beteiligungsklasse, die langfristiges Denken belohnt, echte unternehmerische Substanz bietet und zugleich zu einer engeren Kundenbindung beiträgt.

Wer die Produkte versteht, die Zielgruppen sauber einordnet und transparent kommuniziert, wird mit Vertrauen belohnt – und mit einem Platz im wachsenden Markt der Private Markets. Denn eines ist klar: Die Nachfrage nach stabilen, langfristigen Anlageformen jenseits des Börsenparketts wird nicht weniger – im Gegenteil. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich als kompetenter Ansprechpartner dafür zu positionieren.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
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Nico Auel

Trumps Handelszölle auf EU-Waren: Was bedeuten sie für die Märkte?

Für den 01.08.2025 sind Handelszölle für EU-Waren in den Vereinigten Staaten angekündigt – dank Präsident Donald Trump. Wie könnte sich das auf die Kapitalmärkte und auf die Wirtschaft auswirken? Das sagen Experten.

Die 90-Tage-Frist, die US-Präsident Donald Trump nach seiner ursprünglichen Ankündigung Anfang April ausgesprochen hatte, ist vergangene Woche ausgelaufen. Jetzt schlägt es erneut 13 und der Mann im Weißen Haus hat neue Zölle für Waren aus der Europäischen Union (EU) angekündigt. 30% sollen diese betragen, Stichtag: 01.08.2025.

Generell hat man in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass derartige Ankündigungen vor allem kurzfristig ihre Wirkung am Kapitalmarkt hinterlassen. Längerfristig betrachtet aber erholte sich die Börse dann. Wie wird es diesmal laufen? Einmal ganz abgesehen davon, dass Trump morgen schließlich schon wieder ganz andere Vorstellungen für seine Außenpolitik haben könnte – soll ja gelegentlich vorkommen. Und auch wie die Europäische Union reagieren wird, steht noch aus.

Wie steht es um die Börse?

Schaut man sich die europäischen und die deutschen Börsen an, so ist am Montagnachmittag durchaus ein Absinken zu verzeichnen. Der Dax bspw. steht bei knapp über 24.000 Punkten, hat diese Grenze jedoch im Laufe des Tages schon unterschritten – insgesamt ein Minus von knapp 1% zum Freitag und noch etwas mehr Verlust, wenn man sich die Bestmarke von 24.639 Punkten vom Donnerstag vor Augen führt.

Etwas abgeschwächter sind die Rückgänge beim EURO STOXX 50 und beim STOXX Europe 600. Letzterer hat im Vergleich zum Freitag lediglich ein Minus von rund 0,4% einstecken müssen, der EURO STOXX 50 von etwa 0,7% (Stand: 15:33 Uhr am Montag).

Investmentexperten sehen Bedrohung für Wirtschaft

Matthias Hoppe von Franklin Templeton Investment Solutions sieht die Drohung der 30%-Zölle als eine harte Probe für die Widerstandsfähigkeit des Aktienmarkts. Trump hatte die Frist zunächst vom 09.07. auf den 01.08.2025 verschoben, wodurch es zu einer Erholung kam, in der Hoffnung auf ein Zollabkommen. Doch ein tatsächlicher Anstieg der Zölle auf 30% würde das Risiko eines Abschwungs beim Wirtschaftswachstum deutlich erhöhen, so Hoppe. Sollten die Verhandlungen keine besseren Bedingungen für die EU bringen, wären Vergeltungsmaßnahmen seitens der EU wahrscheinlich. Und ein umfassender Handelskrieg könnte die Finanzmärkte an die Entwicklungen unmittelbar nach dem „Liberation Day“ erinnern.

Dass Zölle dauerhaft auf diesem Niveau verharren, halte Hoppe jedoch für unwahrscheinlich. Die Toleranz der US-Regierung gegenüber Stress an den Aktien- und Anleihemärkten – und damit gegenüber wirtschaftlichem Schmerz in den USA – scheine begrenzt zu sein, zumindest gemessen an den jüngsten politischen Kehrtwendungen. Zudem signalisiere die EU mit der Verlängerung der Aussetzung eigener Gegenmaßnahmen ihre Verhandlungsbereitschaft und setze damit eher auf Deeskalation als auf Konfrontation.

„Ungemach“ an den Börsen?

Auch tagesschau.de hat einen Blick auf Expertenmeinung zu den Handelszöllen für EU-Waren geworfen und kam zu dem Fazit: „Knickt Trump nicht ein, droht den Börsen Ungemach.“ ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski kommentiert, dass der Brief von Donald Trump an die EU kein Liebes-, aber auch kein Hassbrief sei, sondern ein Brief, der den Druck in den laufenden Verhandlungen erhöhen soll. Und auch Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets ist überzeugt: „Die 30% werden sicherlich nicht das Ende der Diskussion sein.“ Kurzfristig solle man als Anleger keine falschen Entscheidungen treffen.

Die deutsche Wirtschaft sehen die Experten allerdings bei derartigen US-Zöllen durchaus in Gefahr. Laut Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer könnten die Zölle das deutsche BIP innerhalb von zwei Jahren um 0,7% reduzieren und ein Teil des durch die höheren staatlichen Investitionen erhofften Aufschwungs würde verpuffen. (mki)

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