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Mehrheit der Anleger hält Private Equity für zukunftsfähig

Die Anlageklasse Private Equity dürfte in den nächsten Jahren mehr Zuspruch erfahren. Das lässt sich aus dem „Marktcheck“ des Asset-Managers Wealthcap schließen, der unter mehr als 500 vermögenden Privatinvestoren durchgeführt wurde.

Der Real-Asset- und Investmentmanager Wealthcap hat zum siebten Mal seine Research-Serie „Marktcheck“ veröffentlicht. Darin geht es diesmal um Investments in Private Equity und wie bedeutsam diese in Krisenzeiten sind. Wie die Befragung unter mehr als 500 vermögenden Privatinvestoren, die bereits in Private Equity investiert haben, zeigt, werden Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen trotz eines kontroversen Meinungsbildes grundsätzlich weiterhin positiv eingeschätzt.

Umfrage zu Private Equity

Laut der Mitteilung Wealthcaps zur Umfrage gaben vier von fünf Befragten (79%) an, dass sie Private-Equity-Investments für zukunftsfähig halten, was einem leichten Anstieg gegenüber der Erstbefragung aus 2021 (78%) entspricht. Bei der Antwortoption „eher zukunftsfähig“ gab es ein Wachstum von 24%, während sich die Zustimmung für „sehr zukunftsfähig“ um 23% verringerte. Obwohl die entschiedene Festlegung einiger Investoren einer vorsichtigeren Zustimmung gewichen ist, nimmt eine deutliche Mehrheit der Anleger Private Equity auch im neuen Zinsumfeld unverändert als attraktive Anlagemöglichkeit für die Zukunft wahr.

Die Umfrageteilnehmer befinden Private Equity außerdem mehrheitlich für widerstandsfähig. Rund 60% halten die Anlageklasse für resilient in Krisenzeiten. Insgesamt zeige sich jedoch ein Trend zur Unentschlossenheit, denn bei der Frage ob Private-Equity-Investitionen resilient sind, haben die differenzierten Optionen aus dem mittleren Spektrum „eher ja“ (48%) und „eher nein“ (23%) im Vergleich zu 2021 deutlich hinzugewonnen.

Im direkten Renditevergleich mit Aktienanlagen zeige sich in der Krise weiterhin eine leichte Präferenz für nicht börsennotierte Investments. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53%) hält Private Equity demnach in Krisenzeiten für rentabler als Aktien.

Im Spannungsfeld der Zinsentwicklung geht etwas mehr als die Hälfte der Befragten davon aus, dass die Bedeutung von Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen zunehmen wird. 14% der Befragten stimmten dieser Prognose „auf jeden Fall“ zu, während 16% „auf keinen Fall“ an eine steigende Bedeutung glauben.

Die Studie wurde von Wealthcap gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey erstellt. (mki)

Bild: © ra2 studio – stock.adobe.com

 

Small und Mid Caps: ESG-Perlen mit großem Entwicklungspotenzial

Bei der Geldanlage stehen oft die großen Player im Fokus. Auch große Unternehmen positionieren sich mehr in Richtung Nachhaltigkeit. Wie groß muss man hierbei eigentlich denken? Es gibt da ja noch KMU, die gerne als gute Investitionschancen gesehen werden. Warum eigentlich?

Ein Artikel von Marian Klemm, Geschäftsführer der Green Growth Futura GmbH

Steckt die nachhaltige Transformation der Wirtschaft in der Krise? Zunehmende geopolitische Krisenherde, ein neuer Rüstungswettlauf und die boomenden Rohstoffmärkte haben die globale Nachhaltigkeitsagenda in den Hintergrund gedrängt. Die Weltbank warnte jüngst vor einem „verlorenen Jahrzehnt“ für die nachhaltige Transformation, da aufgrund der lahmenden Weltkonjunktur notwendige Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zur Erreichung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zurückgefahren würden.

Doch auch wenn das Tempo der Transformation scheinbar zu erlahmen droht, kann man nicht von einer Kehrtwende sprechen. Allein das von vielen Wirtschaftsnationen und -regionen wiederholt ausgesprochene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 hat zu einem globalen Wettbewerb um die Führungsrolle innerhalb dieses Prozesses geführt.

Der European Green Deal und die Corporate Sustainability Reporting Directive

Die Europäische Union hat mit dem European Green Deal ein besonders ambitioniertes und umfassendes Maßnahmenpaket aufgelegt, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Ein Element davon ist die seit 2023 geltende EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen je nach Größe, Umsatz und Bilanzsumme in den kommenden Jahren schrittweise dazu verpflichtet, einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht innerhalb ihres Geschäftsberichts zu veröffentlichen. Ab 2027 greift die Richtlinie auch für kleine und mittelgroße börsennotierte Unternehmen (KMU), wobei diese durch ein „Opt-out“ die Möglichkeit haben, den Einstieg auf 2029 zu verschieben.

Small und Mid Caps rücken ins Rampenlicht von nachhaltigen Investoren

Für KMU ist die CSRD ein zweischneidiges Schwert: Zwar entwirft die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) aktuell Berichtsstandards, die sich explizit an KMU richten und entsprechend weniger komplex sind als die derzeitigen Vorgaben, doch nichtsdestotrotz wird die Einführung zu einer großen Herausforderung für die Unternehmen, da Nachhaltigkeitsabteilungen, sofern sie überhaupt schon bestehen, in diesem Segment mehrheitlich weder über die finanziellen noch über die personellen Ressourcen verfügen, um die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen.

Auf der anderen Seite haben KMU aber auch Grund zum Optimismus, denn viele von ihnen werden erheblich von den neuen Pflichten profitieren. Beispielsweise ist davon auszugehen, dass schon allein die Erhebung und systematische Darstellung von Nachhaltigkeitsdaten sich positiv auf die Geschäftsentwicklung und die Bewertungen der KMU auswirken werden. Aber noch viel entscheidender: Die Umsetzung der CSRD wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass sich infolge einer verbesserten Verfügbarkeit von ESG-Daten kleinerer Unternehmen die Vergleichbarkeit von Unternehmen unterschiedlicher Gewichtsklassen signifikant erhöhen wird, sodass KMU mittelfristig einen besseren Zugang zu Investoren und damit nachhaltigen Portfolios erhalten und sie seltener oder gar nicht mehr aufgrund fehlender Nachhaltigkeitsinformationen benachteiligt werden.

Kleinere Unternehmen profi­tieren in Sachen Nachhaltigkeit von strukturellen Vorteilen

Für Investoren, die an Nachhaltigkeit interessiert sind, ist diese Entwicklung gleich in mehrfacher Hinsicht begrüßenswert. Der offensichtliche Vorteil besteht darin, dass sich grundsätzlich die Anzahl investierbarer Unternehmen erhöht. Darüber hinaus profitieren sie aber auch aus qualitativer Perspektive, da KMU oftmals eine bessere Nachhaltigkeitsperformance aufweisen als große Unternehmen. Sie bringen zudem inhärente strukturelle Eigenschaften mit, die sie für eine nachhaltige Transformation prädestinieren.

So verfügen kleinere Unternehmen oftmals über ein deutlich fokussierteres Geschäftsmodell bei gleichzeitig übersichtlicheren Strukturen. Infolgedessen kann Nachhaltigkeit einfacher in der Unternehmensstrategie und zentral bei der Geschäftsführung verankert werden, die damit auch die Verantwortung für dieses Thema trägt. Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie die Umstellung auf ressourcenschonendere Produktionsprozesse oder erneuerbare Energien können auf dieser Basis meist einfacher und schneller umgesetzt werden. Auch auf Ebene der Governance sind übersichtlichere Unternehmensstrukturen ein Plus, da sie Korruption und weitere „White Collar Crimes“ erschweren.

Einen Sonderfall unter den mittelständischen Unternehmen stellen die sogenannten Hidden Champions dar. Diese vor allem in der DACH-Region vertretenen Unternehmen sind oftmals Weltmarktführer im eigenen Nischensegment und in der Öffentlichkeit eher unbekannt. Zudem sind sie häufig inhaber- bzw. familiengeführt und zeichnen sich dadurch aus, dass sie traditionelle Werte pflegen und gleichzeitig eine hohe Innovationskraft aufweisen. Die Hidden Champions können vor allem im Hinblick auf soziale Nachhaltigkeit glänzen. So legen sie oftmals großen Wert auf eine starke Mitarbeiterbindung und fördern diese durch eine arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur, die sich durch flache Hierarchien, gute Aufstiegschancen und die frühzeitige Übertragung von verantwortungsvollen Aufgaben ausdrückt.

Ob groß oder klein: Nachhaltigkeitsprüfungen sollten mehrdimensional sein

Ob ein kleineres Unternehmen dann auch tatsächlich eine grüne Perle für ein nachhaltiges Portfolio ist, kann – und in diesem Punkt unterscheiden sie sich nicht von Unternehmen anderer Größenordnungen – nur durch eine umfassende Analyse und ein laufendes Monitoring im Rahmen eines aktiven Asset-Management-Ansatzes sichergestellt werden. Neben quantitativen Kriterien müssen dabei auch qualitative Merkmale berücksichtigt werden. So sollte neben dem Check der Standard-KPIs auch die Überprüfung vergangener und laufender Kontroversen sowie der Umgang mit diesen zu einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsanalyse gehören. Ebenso ist der direkte und regelmäßige Dialog mit den Unternehmen, das sogenannte Engagement, aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Und das aus gutem Grund: Engagement-Dialoge geben Investoren nicht nur wertvolle Einblicke in den Maschinenraum eines Unternehmens und führen zu einem Abbau von Informationsasymmetrien. Sie ermöglichen darüber hinaus auch – und das gilt wiederum insbesondere für KMU – das Aufzeigen von Optimierungspotenzialen sowie die Möglichkeit der positiven Einflussnahme auf ein Unternehmen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © SK – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Marian Klemm

So viel Greenwashing gibt es in Europa bei ESG-Fonds

Das Analysehaus Morningstar hat zusammen mit dem Handelsblatt recherchiert, wie viel „ESG“ bei europäischen ESG-Fonds tatsächlich bedeutet. Das Resultat: wohl nicht so viel, wie man denken würde. Die europäische Finanzaufsicht will hier nun nachhelfen.

Nachhaltigkeit: für manche nur ein Trend, für einige Schund und wieder für andere das Gelbe vom Ei – zumindest bei der Geldanlage, um mit ruhigem Gewissen vom Wirtschaftswachstum zu profitieren. Bei nachhaltigen Kapitalanlagen gibt es auch viele Richtlinien und Klassifizierungen, um einzustufen, wie nachhaltig die Investmentangebote tatsächlich sind. Manche davon sind strenger, andere weniger streng.

Und fraglich ist dann auch: Ist überall, wo ESG steht, auch ESG drin? Wer sich schon länger mit dem Thema befasst, wird die Antwort wahrscheinlich kennen. Eine Studie vom Analysehaus Morningstar, die in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt erstellt wurde, bestätigt diese Antwort nun in größerem Maße für Europa: Nein, reines ESG ist nicht überall drin – demnach gibt es an vielerlei Stelle das sogenannte „Greenwashing“.

Greenwashing an der Tagesordnung?

Die Zahlen aus der Morningstar-Untersuchung scheinen eine deutliche Sprache zu sprechen. In Europa haben Anleger über 525 Mrd. Euro in ESG-Fonds investiert. 60% aller Fonds sortieren sich in die Kategorie nachhaltige Geldanlage ein, so das Handelsblatt. Aber: Bei einem gehörigen Anteil jener Fonds sind auch Investments in Kohle-, Öl- oder Gas-Unternehmen vertreten. Der Auswertung zufolge hätten etwa 40% der rund 1.300 in Europa als „sauber“ deklarierten Fonds ihr Geld zum Jahreswechsel 2023/2024 in Firmen investiert, die CO2 produzieren. In Deutschland sind es sogar mehr: 46,6% der 693 angebotenen Fonds hätten fossile Investments getätigt.

Unter den betreffenden Unternehmen, in die Fondsgelder fließen, befinden sich u. a. RWE, die Ölkonzerne Conoco Phillips und OMV sowie Energiefirmen aus China und Russland.

Neue Regularien der ESMA

Derartiges Greenwashing ist seit jeher umstritten. Werden Anleger in die Irre geführt, wenn als nachhaltig gebrandete Anlageprodukte zu einem gewissen Prozentsatz dennoch in umweltschädliche Branchen investieren? Verbraucherschützer sagen „ja“. Doch bislang gab es lediglich von diesen den größten Gegenwind, nicht aber von den betreffenden Aufsichtsbehörden. Das könnte sich jedoch schon bald ändern.

Das Handelsblatt berichtet von einem Schreiben, das die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) an diverse Aufsichtsbehörden verschickt hat. Dieses zeige, dass die ESMA das Regelwerk zu nachhaltigen Kapitalanlagen verschärfen möchte. Begriffe wie „nachhaltig“, „sauber“ und „ESG“ soll demnach bei Fonds, die in CO2-intensive Industrien investiert sind, keine Verwendung mehr finden dürfen. Gelten sollen die Regeln ab der ersten Hälfte des Jahres 2025. Ein ESMA-Sprecher sagte dem Handelsblatt lediglich, dass Fonds mit einem nachhaltigen Begriff im Namen, die in fossile Brennstoffe investieren, ihre Verbraucher in die Irre führen würden.

Auswirkungen in Deutschland

In den Fonds von deutschen Anbietern erwarte das Handelsblatt, sofern die Pläne der ESMA in Kraft treten, einige Bewegungen. Bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) seien den Morningstar-Daten zufolge sechs Fonds betroffen, bei Union Investment elf und bei der Deka 13. Bei der DWS sind es gleich 22 Fonds, die als „sauber“ deklariert sind, aber zum Beispiel am amerikanischen Ölkonzern Schlumberger oder Exxon Mobile beteiligt sind. (mki)

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Zinswende im Fokus der Robo-Advisor

Das FinTech EVERGREEN hat zum dritten Mal eine Studie zur Performance von Robo-Advisors angefertigt. Diese konnten 2023 trotz schwieriger Bedingungen von den starken Aktienmärkten profitieren. Ein Schwerpunkt der Studie ist auch das Angebot an Zinsprodukten.

Das vergangene Jahr war von geopolitischen Verwerfungen, wirtschaftlichen Herausforderungen und kontinuierlich steigenden Leitzinsen gezeichnet, so leitet EVERGREEN seine Mitteilung zur neuen Studie „Asset-Management im Robo-Advisory“ ein. Denn diese Themen stehen im Fokus der Studie, die nun ihre dritte Auflage erhielt.

Während sich der Markt weiterhin konsolidiert – erkennbar u. a. am Rückzug des erst 2022 gestarteten Vanguard-Robo-Advisors – haben viele Anbieter ihre Produktpalette erweitert. Besonderes Augenmerk der Studie lag erstmals neben der Methodik im Asset-Management und den Gebühren auf den Produktinnovationen der Robo-Berater im Bereich der Zinsprodukte.

Kernpunkte der Studie

Die wichtigsten Erkenntnisse der EVERGREEN-Studie sind laut der Mitteilung des FinTechs sechs wesentliche Punkte:

  • Positive Performance trotz Marktschwierigkeiten: Deutsche Robo-Advisor wiesen laut EVERGREEN analog zum weltweiten Aktienmarkt trotz der anhaltend hohen geopolitischen Unruhen und einem herausfordernden Wirtschaftsklima eine bemerkenswert positive Performance im Jahr 2023 auf.
  • Zinswende als Chance und Herausforderung: Während einige Anbieter wie Vanguard und DKB sich aus dem Markt zurückzogen, haben andere durch die Integration von Zinsprodukten ihre Geschäftsmodelle erfolgreich diversifiziert und neue Kundengruppen angesprochen.
  • Knapp die Hälfte bietet Zinsprodukte an: Von den 25 untersuchten Robo-Advisor bieten zwölf ein Zinsprodukt an, davon vermitteln acht Anbieter klassische Tagesgelder und vier nutzen Geldmarktfonds (oder Fonds-Mischprodukte) als Vehikel.
  • Abhängig oder unabhängig ist keine Frage: Die Analyse zeigt, dass bankunabhängige Robo-Advisor ohne direkten Zugang zu Einlagenkonten bei der EZB auf innovative Kooperationen und Strukturen setzen müssen, um Zinsprodukte anbieten zu können.
  • Veränderung des Anlegerverhaltens: Ein auffälliger Trend ist EVERGREEN zufolge die Verschiebung im Suchverhalten der potenziellen Nutzer. Seit der Zinswende ist ein gestiegenes Interesse an Zinsen und ein Rückgang bei den Suchbegriffen für Geldanlage und Robo-Advisor festzustellen. Dies könnte auf ein wachsendes Bewusstsein für die Vorteile von Zinsprodukten im aktuellen Wirtschaftsumfeld hinweisen.
  • Bedeutung von Transparenz und Risikoaufklärung: Die Studie betont die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation über die tatsächlichen Risiken und Kosten der angebotenen Zinsprodukte. Robo-Advisor, die in dieser Hinsicht punkten, gewinnen an Vertrauen bei den Anlegern.
Die Trends

Die Studie geht auch auf absehbare Trends für Robo-Advisor ein. Einer davon werde laut EVERGREEN die zunehmende Konkurrenz durch Neobanken sein. Der kürzlich erfolgte Launch des Revolut Robo-Advisors markiere dabei nur den Anfang einer Reihe von Anbietern, die ähnliche Dienstleistungen einführen. Trading habe sich mittlerweile als ein unverzichtbares Feature für Neobanken etabliert. Mit eigener Banklizenz, digitaler Plattform und Zugang zu einer breiten Kundenbasis, von denen nicht alle aktiv handeln, biete die digitale Vermögensverwaltung vielen Neobanken eine attraktive Möglichkeit, Banking-Kunden zu Investment-Kunden zu machen. Auch Trade Republic, die durch das Trading-Feature im Markt bekannt wurden und mit ihrer Banklizenz nun verstärkt ins Bankengeschäft einsteigen möchten, sei ein potenzieller Kandidat für einen ETF-basierten Robo-Advisor.

Auch bestehe Unsicherheit bezüglich künftiger Zinssenkungen der Zentralbanken. Deutsche Robo-Advisor könnten asymmetrisch negativ von den bevorstehenden Zinssenkungen betroffen sein. Einerseits sei zu erwarten, dass das in Zinsprodukten angelegte Vermögen sinken wird. Andererseits sei es keineswegs gewiss, dass die Anlagen in risikoreichere Produkte entsprechend zunehmen werden. Ein Ausweg könnte die rechtzeitige Anpassung der Asset-Allokationen hin zu Anleihenfonds mit längerer Laufzeit sein, die von Zinssenkungen profitieren könnten. Die Diversifikation über Asset-Klassen werde an Bedeutung zunehmen.

Weiterhin sei der Fokus auf vermögende Privatpersonen verstärkt erkennbar, die von einer Kombination aus digitaler und persönlicher Beratung profitieren. Zudem dürfte die Neuregelung der ELTIF-Richtlinie Produktinnovationen fördern und den Einsatz von alternativen Anlageformen im Bereich des Robo-Advisory verstärken. (mki)

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BlackRock startet vier weitere iBonds-ETFs

BlackRock greift weiter den Markt der Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten an. Der US-Vermögensverwalter erweitert seine Palette der iBonds-ETFs um vier weitere Produkte auf nun 13 UCITS-ETFs.

Lange Zeit gab es in Deutschland keine Anleihen-ETFs mit einer festen Laufzeit – so, wie Anleihen eigentlich funktionieren. Doch im Sommer letzten Jahres blies BlackRock hierzulande zum Angriff und brachte ihre ersten iBonds-ETFs auf den Markt. Diese verhalten sich ähnlich zu Anleihen und werden zu einem bestimmten Datum fällig.

Jetzt erweitert der Asset-Manager seine Angebotspalette um vier weitere Produkte auf insgesamt 13 Fonds mit Endfälligkeiten von 2025 bis 2029. Die vier neuen iBonds-ETFs ermöglichen ein Exposure in Staatsanleihen. Sie bieten zusätzliche Laufzeiten zum bereits bestehenden iBonds-Angebot an US-Treasuries-ETF sowie ein neuartiges Produkt mit italienischen Staatsanleihen. Damit können zum ersten Mal iShares iBonds mit einem Exposure auf europäische Staatsanleihen erworben werden.

Höchste Rendite bei italienischen Staatsanleihen

Mit der Auflegung wird die iBonds-Palette um US-Staatsanleihen mit den Laufzeiten bis jeweils Dezember 2027 und 2029 respektive 2026 und 2028 für die italienischen Staatsanleihen erweitert, heißt es von BlackRock. Demnach weisen italienische Staatsanleihen derzeit die höchste Rendite unter den Anleihen der Eurozone auf.

Bei den neuen ETFs handelt es sich um den iShares iBonds Dec 2027 Term $ Treasury UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2029 Term $ Treasury UCITS ETF sowie den iShares iBonds Dec 2026 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2028 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF.

Seit ihrer Auflegung im August 2023 haben die in Europa domizilierten iShares iBonds-ETFs über 3 Mrd. US-Dollar an Assets under Management gesammelt, meldet BlackRock (Stand: 05.04.2024). (mki)

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So investieren 2024 die Versicherer

Der US-Vermögensverwalter Nuveen hat zum vierten Mal eine Umfrage unter Versicherern zu ihren Investmentportfolios durchgeführt. Die Untersuchung zeigt, dass die Unternehmen zunehmend taktische und strategische Anpassungen vornehmen würden.

In einem volatilen und schwer einzuschätzenden Umfeld müssen auch institutionelle Investoren sehen, welche Anlageentscheidungen sie treffen. Um von diesen ein Bild zu bekommen, hat der US-amerikanische Vermögensverwalter eine Umfrage unter 800 Unternehmen durchgeführt und zum vierten Mal unter dem Namen „Equilibrium“ veröffentlicht. Unter den Firmen befanden sich auch 224 Versicherer, die sich zu ihren Portfoliomanagements geäußert haben.

Portfoliomanagement der Versicherer

Im Vergleich zum Vorjahr nehmen Versicherer der Umfrage zufolge seltener wesentliche Änderungen an der Vermögensaufteilung vor (-10%), wohingegen es jedoch mehr Interesse gebe, taktische statt strategischer Anpassungen durchzuführen (+11%). Nach Auswertung der Umfrage würden sich Versicherer für Anleihen und außerbörsliche Kreditanlagen hoher Qualität interessieren.

Dabei würden sie ihre Möglichkeiten nutzen, um die Qualität ihrer Portfolios zu erhöhen, sich höhere Festzinsen zu sichern, die Duration zu verlängern und durch börsennotierte Anlagen die Liquidität zu erhöhen. In ihren Anleiheportfolios erhöht laut Equilibrium fast die Hälfte der Versicherer (47%) ihre Allokationen in Investment-Grade-Anleihen. 30% reduzierten ihr Engagement in Anleihen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade.

Über alle Teilsektoren hinweg ist die Zahl der Versicherer, die ihre Allokationen erhöhen, größer als die derjenigen, die sie reduzieren. Die Top-3-Teilklassen sind dabei Private Credit, private Infrastruktur und Private Equity. Private Credit und private Infrastruktur sind Nuveen zufolge erste Wahl für Versicherer, die ihre Allokationen in alternative Investments erhöhen wollen.

Investments in Energiewende

Weiterhin investieren die Versicherer in die Energiewende. Die meisten Versicherer (84%) berücksichtigen die Energiewende bei ihren Anlageentscheidungen oder beabsichtigen, dies zu tun, und setzen ihr Kapital dementsprechend ein. Alternative Energie und neue Infrastrukturprojekte ziehen das größte Interesse auf sich. (mki)

Über die Studie

Es wurden 800 institutionelle Investoren aus aller Welt befragt, darunter 224 Versicherungsunternehmen. Befragt wurden im Zeitraum Oktober bis November 2023 Vertreter von Institutionen mit einem Vermögen von mindestens 500 Mio. US-Dollar. Es wurden nur Entscheidungsträger mit Verantwortung für Anlageentscheidungen befragt.

Bild: © ibreakstock – stock.adobe.com

 

Warum Versicherer flexibler werden müssen – und wie sie dies schaffen können

Hohe Zinsen sorgen für attraktive Bankprodukte, zugleich ist der Kapitalmarkt so zugänglich wie nie. Wie können die Versicherer hier konkurrenzfähig bleiben? Christian Eck leitet die Zusammenarbeit mit Versicherern bei BNP Paribas und erläutert, was diese im aktuellen Umfeld leisten müssen.

Interview mit Christian Eck, Leiter Versicherungen – Aktien und Cross-Asset-Lösungen bei BNP Paribas S.A., Niederlassung Deutschland
Herr Eck, Sie sind bei BNP Paribas für das Geschäft mit deutschen Versicherern verantwortlich. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage für Lebensversicherer ein?

Es gibt Druck von verschiedenen Seiten, das Geschäftsmodell der Lebensversicherer zu hinterfragen und zu justieren. Ein Kernthema ist die Zinswende, die vor allem das Geschäft mit Einmalbeiträgen hart getroffen hat. Da kommt der Vertriebsmotor schon mal ins Stottern. Ich glaube, dass die Versicherer insgesamt ihre Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen und verändertes Nachfrageverhalten erhöhen müssen. Und das passt natürlich nicht so recht zum traditionell langfristigen Fokus der Lebensversicherung.

Nach der langen Niedrigzinsphase folgte ein „Zinshammer“ mit zehn Zinserhöhungen in Folge durch die Europäische Zentralbank. Was bedeutet solch eine Zinswende für die Lebensversicherer?

Während der Niedrigzinsphase hatten Versicherer gegenüber Bankenprodukten einen kompetitiven Vorteil, da sie in der Eigenanlage von hochrentierlichen Altbeständen im Anleihebereich profitierten. Durch den rasanten Anstieg der Zinsen sind derzeit einfache Bankprodukte wieder attraktiver als Versicherungslösungen. Darauf können die Versicherer nicht schnell genug reagieren. Auch wenn die Deklarationen bereits angezogen haben und eine Anpassung des Rechnungszinses absehbar ist, fehlen aktuell einige Argumente für einen Versicherungsabschluss.

Langfristig ist die Zinswende aber auch für die Versicherer gut – schließlich haben sich alle wieder höhere Zinsen erhofft – nur nicht so schnell, wie es dann geschehen ist. Das nebenbei entstehende Problem der stillen Lasten ist sicher bilanziell nicht so dramatisch, aber es zeigt, dass die langen Zyklen der Kapitalanlage der Versicherer einige Herausforderungen mit sich bringen.

Und wie sieht es fortlaufend mit der Zinsentwicklung aus? Wie geht es hier für die Versicherungsgesellschaften weiter?

Der Umbau der Sicherungsvermögen braucht Zeit, aber auf der Produktseite zeigt sich, dass Garantien – auch 100%-ige Kapitalgarantien in Riester-Produkten – wieder darstellbar werden. Damit können die Unternehmen auch ihre Unique Selling Proposition (USP) der Garantien wieder besser ausspielen und sich im Markt von den Bank- und Investmentprodukten differenzieren.

Offen ist, ob die Zinsentwicklung ihren Höhepunkt bereits erreicht hat bzw. wie lange das Zinsniveau auf dem aktuellen Level bleibt. Davon hängt ab, ob auch die Deklarationen weiter steigen und damit auch längerfristige Produkte wieder attraktiv werden.

Sie mahnen gerne an, dass Versicherer „flexibler werden müssen“. Was heißt das und woran liegt das?

Die Versicherer stehen im direkten Wettbewerb mit Banken und Asset-Managern, die mit ihren Produkten deutlich schneller auf Marktanforderungen reagieren können. Diese Lücke müssen die Unternehmen schließen. Das betrifft im Übrigen nicht nur die Renditefrage, sondern auch die Umsetzungsgeschwindigkeit von Nachhaltigkeitsaspekten in der Kapitalanlage – ein Deckungsstock kann nur sehr langfristig umgebaut werden. Wenn man aber die Nachfrage nach höheren Zinsen oder ESG-konformen Anlagen bedienen will, müssen auch die Versicherer Kapitalmarktkomponenten nutzen, die sie schnell in ihre Produkte integrieren können.

Es gibt noch ein weiteres relevantes Thema in diesem Zusammenhang: Die Versicherer sind tendenziell schwach in der systematischen Bearbeitung von Abläufen und dem Angebot von Wiederanlageprodukten, um Kunden auch für die Verrentungsphase zu halten. Auch hierfür braucht es flexible, an aktuelle Marktgegebenheiten angepasste Produkte, und die müssen zugleich auch dem Vertrieb schmecken – leicht verständlich, mit klarem Kundennutzen und idealerweise kampagnenfähig.

Was können die Versicherer hier denn Ihrer Meinung nach tun, speziell bei Lebensversicherungen? Ist es schlichtweg eine Frage des Produktangebots?

Ein wettbewerbsfähiges Produkt – also mit Rendite auf Marktniveau und idealerweise Garantien als USP – ist nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig kommt es aber auch auf die Vertriebsfähigkeit an. Zielgruppengerechte Konzepte, die in klar definierten (zeitlichen) Tranchen angeboten werden können, erlauben eine bessere Vertriebssteuerung und reduzieren gleichzeitig Risiken.

Mit dem Fokus auf den Kundenbedarf beschäftigen sich die Versicherer zudem auch mit neuen Kombinationen von Teilgarantien und Renditechancen, die über Kapitalmarktbausteine abgedeckt werden. Das ist unser Spezialgebiet, in dem wir über viele Jahre Know-how und Umsetzungskapazität aufgebaut haben. Um schnell genug zu agieren, braucht es ein eingespieltes Team, das alle Aufgaben aus einer Hand umsetzen kann.

Inwiefern spielt Nachhaltigkeit bei dieser Problematik eine Rolle – oder wird sie spielen?

Die regulatorischen Anforderungen nehmen massiv zu. Ab dem Berichtsjahr 2024 müssen Versicherer nach CSRD und ESRS über ihre Kapitalanlagen Auskunft geben. Zugleich wächst die Sensibilität für Greenwashing sowohl bei den Nachfragern als auch bei den Anbietern. Zwar ist kundenseitig das Interesse an nachhaltigen Produkten aktuell noch eher gering, aber das entbindet die Versicherer nicht davon, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Dafür braucht es auch Produktkonzepte, die eine zügige Unterlegung mit nachhaltigen Anlagen ermöglichen. Und damit sind wir schon wieder bei den Kapitalmarktkomponenten als Lösung.

Wie viel Spielraum haben die Versicherer denn überhaupt – Stichwort Regulatorik?

Die Regeln bzw. Kriterien für die ESG-Qualifizierung werden zunehmend klarer, aber auch komplexer. Damit sinkt zwar das Risiko von „Fehlgriffen“ bei der Berichterstattung bzw. ESG-Deklaration, dafür steigt das Risiko, dass ältere Produkte mit neuen Maßstäben gemessen werden und es dann zu Problemen kommt.

Passen sich einige Versicherer denn schon an, bspw. im Fondspolicengeschäft oder auch woanders? Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ja, einige Versicherer setzen Kombiprodukte bereits um, meist mit Indexlösungen oder Garantiefonds. Mit zeitlich oder volumenmäßig befristeten Tranchenlösungen, die speziell auf die aktuelle Marktsituation zugeschnitten und mit einem klaren Vertriebskonzept ausgestattet sind, haben sich viele noch nicht beschäftigt. Das Interesse daran ist aber da. Solche Lösungen entstehen aber sehr individuell und im beratenden Dialog.

Wie positioniert sich denn Ihr Unternehmen, BNP Paribas, dazu?

Wir haben in diesem Segment einen langen Track Record und mit unserem Team eine eigene Kompetenz aufgebaut. Damit können wir alle notwendigen Leistungen aus einer Hand anbieten: die Konzeptionsleistung, Garantiekomponenten auf Basis der Bilanz einer Großbank und das laufende Management der unterliegenden Kapitalanlagen.

Können Berater bei dem Thema eine Rolle mitspielen? Diese sind ja stark abhängig von den Produkten, die die Gesellschaften liefern.

Tranchenprodukte sollen zum Kundenbedarf passen. Deshalb ist der Input der Berater wichtig, weil sie regelmäßig mit den Kunden sprechen. Und auch in der organisatorischen Umsetzung kommt es darauf an, dass die Lösungen ins vertriebliche Konzept passen. Schließlich sind unsere Angebote auch noch differenzierend, das heißt, die involvierten Berater können exklusive Konzepte anbieten, die es sonst am Markt nicht gibt. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die eingangs beschriebene Wettbewerbs­fähigkeit zu sichern.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Christian Eck, BNP Paribas S.A bzw. Nuthawut – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Christian Eck

So entwickeln sich die Märkte in den nächsten zehn Jahren

Der Asset-Manager Amundi hat seinen jährlichen Zehnjahresausblick veröffentlicht, in dem ein Blick auf die Renditen und möglichen Szenarien für das nächste Jahrzehnt geworfen wird. Die Erwartungen an die Renditen sind im Vergleich zur Vorjahresprognose leicht gesunken.

Kapitalmarktausblicke sind häufig eher kurz- bis mittelfristig angelegte Spekulationen – doch gelegentlich wagen sich Asset-Manager auch an eine langfristige Prognose. So auch die Experten von Amundi, einem der größten Vermögensverwalter der Welt, die Anfang der Woche ihren jährlichen Zehnjahresausblick veröffentlicht haben.

In dem Ausblick versuchen die Experten, die Zehnjahresrenditen verschiedener Anlageklassen und Regionen sowie denkbare makroökonomische Szenarien herauszuarbeiten. Die Kapitalmarktprognose beinhaltet aktualisierte Einschätzungen für 40 Anlageklassen. Die makroökonomischen Annahmen berücksichtigen auch Veränderungen bei der Energiewende und die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf das Produktivitätswachstum. Weiterhin bilden, so Amundi, die Zehnjahresrenditeerwartungen die Grundlage für die strategische Vermögensallokation, die einen besonderen Fokus auf wichtige Veränderungen bei den Risiko-Rendite-Erwartungen und der Rolle der verschiedenen Anlageklassen bei der Portfoliokonstruktion legt.

Verzögerungen bei Klimapolitik

Das überarbeitete, zentrale Szenario für 2024 im Zehnjahresausblick von Amundi bezieht Entwicklungen aufgrund des Klimawandels, geopolitische Spannungen und die möglichen Auswirkungen von KI auf die Weltwirtschaft ein. Auch sind die höhere Wahrscheinlichkeit von Verzögerungen in der Klimapolitik und die schrumpfenden Aussichten auf das Erreichen des 1,5 bis 2-Grad-Ziels bis 2050 berücksichtigt. Diese Anpassungen haben, so der Vermögensverwalter, wichtige makroökonomische Auswirkungen für das nächste Jahrzehnt.

Die Zentralbanken werden ihre geldpolitischen Ziele, die hohe Verschuldung und die Notwendigkeit relativ niedriger langfristiger Zinsen zur Finanzierung des Übergangs miteinander in Einklang bringen müssen.

Die kurzfristigen Inflationsprognosen liegen bei Amundi im Vergleich zum letzten Jahr niedriger, da sich die Kosten der Energiewende über einen längeren Zeitraum verteilen. Mittel- bis langfristig würden der Produktivitätsanstieg, der durch KI ausgelöst wird, und allgemeine Kostensenkungen die Inflation in die Nähe der Zentralbankenziele drücken.

Mehr Wachstum erwartet

Die Zehnjahreswachstumsraten in den entwickelten Märkten korrigiert Amundi nach oben, da sich die Klimapolitik verzögert und die verstärkte Nutzung von KI positive Auswirkungen hat. Dies werde Schritt für Schritt erfolgen, da die sozialen Kosten und die Energiekosten der KI bewertet werden müssen. Bis 20250 dürften höhere physische Risiken durch extreme Wetterereignisse und die nachlassenden Auswirkungen der KI das Wachstum verringern.

Mehr Wachstum als die Industrieländer dürften laut Amundi die Schwellenländer verzeichnen – nämlich im Durchschnitt 2,3% mehr. In den beiden darauffolgenden Jahrzehnten dürfte sich dieser Wachstumsvorteil jedoch wieder verringern, da der Weg zum Netto-Nullwachstum viele Schwellenländer vor große Herausforderungen stellt. Einige Schwellenländer wie Chile oder Indonesien würden jedoch von der Umstellung profitieren, insbesondere also die Länder, die große Vorkommen an seltenen Erden haben.

Diversifikation mit neuen Vermögensklassen

Im Durchschnitt sind die erwarteten Zehnjahresrenditen etwas niedriger als im letzten Jahr. Amundi sieht allerdings eine Veränderung in den relativen Präferenzen der Anlageklassen. Die Renditen und die höhere Volatilität würden auch richtige Auswirkungen auf die strategische Vermögensallokation haben.

Positiver Blick auf Anleihen

Nach der starken Rückkehr im letzten Jahr bleibt Amundis langfristige Sicht auf Anleihen mit hoher Qualität positiv. Schwellenländeranleihen, Hedgefonds und Private Debts seien die Anlageklassen mit dem attraktivsten Renditepotenzial bei mittlerem Risiko. Bei den Aktien der Industrieländer dürfte der US-Markt aufgrund der bereits hohen Bewertungen insgesamt zurückbleiben (5,6% erwartete Renditen auf Jahresbasis für die nächsten zehn Jahre), während Aktien aus dem pazifischen Raum ohne Japan und Europa bessere Renditen bieten könnten (rund 6,5%). Indische Aktien, Schwellenländer ex China und Private Equity sind die Anlageklassen mit dem höchsten Renditepotenzial (mehr als 7%). Die Sektoren Gesundheitswesen, IT- und Kommunikationsdienste sowie Finanzwerte werden laut Amundi voraussichtlich zu den globalen Gewinnern gehören.

Die Portfolios müssen noch stärker diversifiziert werden, um die erwartete höhere Volatilität bei risikoreichen Anlagen zu bewältigen und das Renditepotenzial zu erhöhen, findet der Asset-Manager aus Frankreich. Festverzinsliche Anlagen bleiben weiterhin ein wichtiger Portfoliotreiber, hier insbesondere hochwertige Anlagen. Wegen der höheren Aktienvolatilität werden Anleger aber nach zusätzlichen Diversifizierungsquellen suchen, wie z. B. Anleihen aus Schwellenländern.

Sachwerte und Alternative Assets

Sachwerte und Alternative Assets könnten Amundi zufolge dazu beitragen, das langfristige Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios zu verbessern und sollten eine Allokation von rund 20% haben. Hedgefonds und Private Debt würden von Anlegern mit moderatem Risikoappetit bevorzugt, während Private Equity auch für Anleger mit einer höheren Risikobereitschaft sei. Infrastrukturthemen eignen sich für die Diversifikation, da sie von den erheblichen Investitionen in den Klimaschutz und die Klimaanpassung profitieren könnten. (mki)

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Rekorddividenden am Dax – trotz sinkender Gewinne

Wie eine aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsprüfers EY zeigt, sind die Dividendenausschüttungen der Dax-Konzerne auf Rekordniveau unterwegs – und das trotz einer negativen Gewinnentwicklung der am Dax gelisteten Unternehmen.

Die Investoren der Dax-Konzerne können sich freuen. Denn die am Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen schütten in Summe höhere Dividenden aus als je zuvor, so eine Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Die Angaben zu den Dividenden für das Geschäftsjahr 2023 gelten bei den meisten Unternehmen noch vorbehaltlich der Zustimmung der anstehenden Hauptversammlungen.

Insgesamt 53,8 Mrd. Euro zahlen die 40 Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr – 2,4% mehr als im Vorjahr. Die Hälfte der Dax-Konzerne schütte so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor, so EY.

Die großzügigsten Dividendenzahler

Größter Dividendenzahler Deutschlands ist mit 5,5 Mrd. Euro auch in diesem Jahr Mercedes-Benz. Allerdings ist hier die Dividendenausschüttung um 0,7% leicht zurückgegangen. Knapp dahinter folgt der Versicherungskonzern Allianz mit 5,4 Mrd. Euro (+18%). Volkswagen steigert die Ausschüttungssumme um 3% und belegt die 4,5 Mrd. Euro den 3. Rang.

Das stärkste Plus fahren die Aktionäre der Porsche AG ein: Der Autobauer erhöht seine Ausschüttung um 129% auf 2,1 Mrd. Euro. 23 Unternehmen zahlen in diesem Jahr mehr Geld an ihre Aktionäre, neun Unternehmen kürzen die Ausschüttung. Acht Unternehmen halten die Ausschüttungssumme auf dem Vorjahresniveau. Bei fünf Dax-Konzernen gehen die Aktionäre dieses Jahr leer aus.

Sinkende Gewinne am Dax

EY weist darauf hin, dass, während die Dividendenausschüttungen in Summe zwar leicht stiegen, die Gewinnentwicklung im vergangenen Jahr in die entgegengesetzte Richtung zeigte. Die Konzernergebnisse der Dax-Unternehmen (Jahresüberschuss nach Steuern) sanken in Summe um 6% auf 120,9 Mrd. Euro.

Mathieu Meyer, Partner bei EY, erläutert diesen Umstand: „Gewinne und Dividenden haben sich zuletzt leicht auseinanderentwickelt – die Unternehmen schütten für das vergangene Jahr mehr an ihre Aktionäre aus, obwohl sie unterm Strich weniger verdient haben. Allerdings liegt die Ausschüttungsquote – also der Anteil der Dividendenzahlungen am gesamten Gewinn – mit 44,5% immer noch unterhalb des Fünfjahresdurchschnitts von 47,6% und damit auf einem soliden und vertretbaren Niveau.“

Der Trend zeige längst nicht mehr bei allen Unternehmen nach oben: „Einige große Dividendenzahler haben in diesem Jahr ihre Zahlungen an die Aktionäre reduziert und damit der zunehmend schwierigen Geschäftsentwicklung und dem hohen Investitionsbedarf Tribut gezollt. Andererseits konnten etliche Unternehmen trotz der eingetrübten Konjunktur erneut Rekordergebnisse vorlegen – da ist es nur folgerichtig, die Aktionäre angemessen zu beteiligen“, sagt Meyer. Die Dax-Konzerne würden mit ihrer Dividendenpolitik versuchen, ihre Attraktivität als Investitionsziele zu untermauern. „Alte Tugenden“ wie berechenbare und angemessene Dividendenzahlungen würden aus Sicht der Aktionäre wieder stärker in den Fokus geraten, angesichts der hohen Volatilität in den vergangenen Jahren auch in Bezug auf die Aktienkursentwicklung. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 stieg laut EY die Ausschüttungssumme der Dax-Konzerne um 54% – und damit deutlich stärker als die Inflation.

Ende des Dividendenbooms?

Meyer ist skeptisch, ob sich der Dividendenboom im nächsten Jahr fortsetzen wird. Hintergrund hierfür ist die konjunkturelle Lage und die Tatsache, dass sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Risiken eher größer als kleiner würden. „Immer mehr Dax-Konzerne kündigen daher ambitionierte Sparprogramme an – sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden wohl auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden. Denn während die Gewinne unter Druck geraten, bleibt der Investitionsbedarf sehr hoch: Der Umbau der Geschäftsmodelle und neue technologische Entwicklungen wie etwa der Trend zu Elektromobilität erfordern hohe Investitionen“, prognostiziert Meyer. (mki)

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Angriff auf Israel: Märkte reagieren unsicher

Am vergangenen Wochenende griff der Iran Israel großflächig aus der Luft an. Wie reagieren hierauf die Kapitalmärkte? Die DZ Bank sieht in einem Kommentar zur Situation eine unsichere Reaktion – und Potenzial für eine Korrektur.

Es war die Nacht von Samstag, den 13., auf Sonntag, den 14.04.2024, als der Iran den Lfutangriff auf Israel startete, was eine weitere Verschärfung der Lage im Nahen Osten bedeutete. Weitere Angriffe sind laut der iranischen Regierung nicht geplant. Dies, und die Tatsache, dass keine der beiden Seiten ein Interesse an einem offenen Krieg zwischen Israel und dem Iran zu haben scheinen, machten Hoffnung, so die DZ Bank in einem aktuellen Kommentar zu der Eskalation. Wie sich die Lage nun weiterentwickelt, hänge von der Reaktions Israels ab.

Einfluss auf die Märkte

Solch ein Angriff hat auch eine Auswirkung auf die Märkte. Laut Dr. Jan Holthusen, Leiter Research und Volkswirtschaft bei der DZ Bank, dürfte der Rohölpreis in diesem Umfeld weiter zulegen. Preise von 100 US-Dollar und mehr je Barrel seien bei einer Beeinträchtigung der Handelsrouten in der Region nicht auszuschließen. Die ohnehin schon fragile konjunkturelle Lage in Europa könnte darunter ebenfalls leiden, wenn ein solcher Ölpreisanstieg länger andauern sollte.

Für die Kapitalmärkte bedeuten die Ereignisse des Wochenendes kurzfristig eine erneute Phase erhöhter Unsicherheit. Profitieren dürften laut Holthusen als sicher eingeschätzte Anlagen wie das ohnehin schon boomende. Und auch der US-Dollar sollte wie häufig bei zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten Rückenwind bekommen.

Differenzierter stelle sich das Bild bei den klassischen sicheren Häfen, den US-Treasuries und den Bundesanleihen, dar. Ein steigender Ölpreis könnte den Trend der sinkenden Inflationsraten aufhalten oder aber auch umkehren – zumindest für die kommenden Monate. Für die Zentralbanken stelle sich dann die Frage, ob sie wie in der Vergangenheit durch den Inflationseffekt steigender Ölpreise „hindurchschaut“ und somit den mit höheren Energiepreisen verbundenen Konjunkturrisiken Rechnung trägt. Wahrscheinlicher wäre es aber, dass die jüngsten Erfolge bei der Inflationsbekämpfung nicht aufs Spiel gesetzt werden sollen und die Notenbanken mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik zurückhaltender agieren, als das sonst der Fall wäre. Kurzum also: Es steht wieder zur Debatte, ob die erste Zinssenkung weiter auf sich warten lässt.

Anlass zur Korrektur?

Für die Aktienmärkte könnte eine andauernde Eskalation im Nahen Osten wiederum Anlass für eine Korrektur sein. Die Rallye der letzten Monate ließ die Aktienindizes bekanntlich stark in die Höhe steigen. Doch wie tief diese Korrektur ausfällt und wie lange sie anhält, wird von der weiteren politischen Entwicklung abhängen, so Holthusen. (mki)

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