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Jahresendrallye zur Adventszeit: Kommt sie oder nicht?

Am Dax ging es im elften Monat des Jahres ordentlich bergauf – viele glauben, dass die Jahresendrallye an der Börse bereits gestartet ist. Woher kommt der Anstieg? Wie wird der Dezember 2023 verlaufen? Und gibt es so etwas wie eine Jahresendrallye überhaupt? Die Geister scheiden sich.

Adventszeit ist… Börsenzeit? Der erste Advent steht vor der Tür und damit auch eine Zeit an der Börse, die für gewöhnlich zu den besseren des Jahres zählt. Doch der Deutsche Aktienindex hat mit den Kurssteigerungen nach dem eher mauen Oktober bereits im gesamten November zugelegt. An Allerheiligen saß der Dax mit 14.923 Punkten noch unter der 15.000er-Marke. Am frühen Nachmittag des 30. Novembers, an dem dieser Artikel entsteht, liegt er dagegen nach kontinuierlichem Wachstum im Bereich zwischen stolzen 16.200 und 16.250 Punkten – etwa 300 Punkte entfernt von seinem Rekordwert, den er im Juli 2023 erreichte.

Und nicht nur in Deutschland geht es seit rund vier Wochen bergauf: Auch die New Yorker Indizes S&P 500 und Dow Jones verzeichnen seit Ende Oktober gehörige Anstiege, genauso der EURO STOXX 50 (mit ein paar Startschwierigkeiten am 07. und 10.11.). Ist das diese „Jahresendrallye“, von der alle sprechen? Was steckt dahinter? Und auch wenn der berühmte Blick in die Glaskugel am Kapitalmarkt keinem vergönnt ist: Geht es im Dezember so weiter oder ist das Gros des Pulvers bereits verfeuert?

Dezember: ein stärkerer Monat des Jahres

Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, hat die Renditen aller Börsenjahre am S&P 500 seit 1872, stattliche 150 an der Zahl, untersucht. Dabei kommt er zunächst zu dem Schluss, dass der Dezember einer der besseren Monate des Jahres ist, denn im Schnitt legte der S&P 500 in den vergangenen 150 Jahren um rund 1,3% zu. Besser waren im Mittel nur Januar, April und Juli. Und auch die Hoffnung, dass der Markt dieses Jahr im Dezember weiter zulegt, kann Dörr befeuern, denn: „Je stärker die Performance in den ersten elf Monaten eines Börsenjahrs, desto besser fiel in der Tendenz auch der letzte Monat des Jahres aus“, so Dörr. Und um diese These noch weiter zu unterstreichen: „Nur in einem Fall endete der Dezember im Schnitt im Minus: Wenn die Aktienkurse von Januar bis November bereits Verluste von mehr als 6,7% eingefahren hatten.“

Im Mittel das beste Ergebnis erreichte der Dezember in Jahren, in denen die Performance in den ersten elf Monaten zwischen 14% und 23% lag. In diesen Dezembermonaten legte der S&P 500 im Schnitt um 2,4% zu – eine Bandbreite, in der er sich auch aktuell befinde, so Dörr. Der Analyst weist allerdings ebenso darauf hin, dass es sich dabei „natürlich trotzdem“ nicht um eine „Jahresendrallyegarantie“ handle. Denn auch hier gebe es eine Bandbreite: Im besten Fall, im Dezember 1991, gewann der Index über 11% hinzu, im Dezember 1899 verlor er allerdings auch mehr als 6%.

Ist die Jahresendrallye ein Mythos?

Doch einmal abseits der Zahlen: Inwiefern ist die Jahresendrallye nur eine selbst erfüllende Prophezeiung? Woher kommt das Phänomen überhaupt? Dieser Frage geht die Volkswirtin und Journalistin Christiane von Hardenberg in ihrer Kolumne für die „Zeit“ auf den Grund. Demnach hieß die Jahresendrallye ursprünglich „Santa Claus Rallye“, nach einer Studie von 1972, in der der US-Wissenschaftler Yale Hirsch die Kursbewegungen an den letzten fünf Handelstagen des Jahres und den ersten zwei Handelstagen des Folgejahres betrachtet hatte – und zwischen 1952 und 1972 hier in 17 von 20 Jahren eine positive Entwicklung wahrgenommen hatte.

Doch um etwas neuere Zahlen zu betrachten, zitiert von Hardenberg auch den Wirtschaftswissenschaftler Jayden Patel, der den S&P 500, den Dow Jones und den Nasdaq zwischen 2000 und 2021 näher beobachtete und in dieser Zeit keine Jahresendrallye feststellte. Dabei war es egal, ob diese Jahre im Ganzen oder getrennt – von 2000 bis 2009 und von 2010 bis 2021 – betrachtet wurden.

Die möglichen Gründe für eine Jahresendrallye, die von Hardenberg in ihrer Kolumne nennt, findet sie selbst zweifelhaft. Der „Tax-Harvesting-Effekt“, bei dem viele Investoren ihre Aktien verkaufen, um Gewinne bzw. Verluste auszugleichen und dadurch Steuern zu sparen, und wodurch die Kurse dann fallen, um anschließend stärker zu steigen, werfe eigentlich nur die Frage auf, warum die Kurse dann, so wie dieses Jahr, schon ab November nach oben gehen.

Und auch die Theorie, dass Arbeitnehmer ihre Boni in der Weihnachtszeit am Markt anlegen, erscheint ihr zweifelhaft. Denn Boni werden in verschiedenen Monaten ausgezahlt – mal abgesehen davon, dass die Anlage des Jahresbonus in Aktien ganz im Gegensatz zum Klischee des gemeinen, risikoaversen Deutschen steht. Vielleicht also, so Hardenberg, steckt auch einfach die Psychologie dahinter: „Weil alle an die Jahresendrallye glauben, kaufen alle Aktien.“

Kommt sie oder kommt sie nicht?

Die Zeit der Besinnlichkeit will genutzt sein – und die noch bevorstehende Rush Hour beim Weihnachtsgeschäft wird dazu wohl kaum einen Teil beitragen. Zur Beruhigung aber: Ob die Jahresendrallye als jährliches Phänomen wirklich existiert oder nicht und woher sie kommt, wird man wohl auch in diesem Jahr nicht herausfinden. Vielleicht aber ist das Christkind großzügig und beschert den Anlegern nicht nur unter dem Baum, sondern auch im Depot ein kleines Präsent. (mki)

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Kommt ein gutes Jahr für Aktien und Anleihen?

2024 steht vor der Tür und die Finanz- und Investmentbranche blickt gespannter und gespannter auf das kommende Jahr. So hat die Deutsche Bank nun ihren Kapitalmarktausblick für 2024 veröffentlicht und rechnet mit einem herausfordernden, aber unterm Strich guten Jahr.

Die Entwicklung des Konstrukts Kapitalmarkt ist von so vielen Faktoren abhängig, dass es wohl utopisch wäre, diese in nur wenigen Seiten aufzulisten und zu analysieren. Und wenn man ehrlich ist: Die magische Glaskugel, mit der man die Entwicklung vorhersehen kann, wurde auch noch nicht erfunden.

Trotzdem schadet es nicht, gelegentlich Schätzungen zu Rate zu ziehen. Und eine solcher Schätzungen haben nun die Experten der Deutschen Bank veröffentlicht, mit ihrem Kapitalmarktausblick 2024. Der Ausblick gehen auf die wesentlichen Fragestellungen der Finanzwelt ein: Zinssenkungen, Inflation, Geopolitik, Konjunktur und die Renditeerwartungen der verschiedenen Anlageklassen.

Schwache Konjunktur

Die globale Wirtschaftsleistung dürfte im kommenden Jahr weiter ihr Wachstum verlangsamen, erwartet Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland bei Deutsche Bank Research. In der Eurozone erwarte die Deutsche Bank ein kleines Plus, in den USA hält die Deutsche Bank als Basisszenario an einer leichten Rezession im ersten Halbjahr 2024 fest. Das zuletzt stärker als erwartete Wachstum China werde nicht von Dauer sein, so Schneider.

Für 2024 prognostizieren die Experten ein Wachstum der US-Wirtschaft um 0,6%, die in der Eurozone soll um 0,2% wachsen. Und die Wachstumsprognose für Deutschland selbst? Die haben die Volkswirte nach dem Verfassungsgerichtsurteil nach unten korrigiert. Laut Schneider dürfte die wirtschaftspolitische Verunsicherung und Ausgabenkürzung das Wachstum 2024 um rund einen halben Prozentpunkt reduzieren, woraufhin das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr erneut leicht um 0,2% sinken dürfte.

Inflation und Zinsen sinken – allmählich

Noch eine „längere Zeit“ werde laut Deutsche Bank die Inflation von Sorge sein, warnt Schneider. Dauerhaft dürfte sie in den nächsten zwei Jahren nicht unter 2% sinken, trotz des zuletzt deutlichen Rückgangs. Dafür gebe es „viele Gründe“, darunter die langfristigen Folgen der expansiven Finanzpolitik, zu geringe Investitionen, der sich verschärfende Arbeitskräftemangel und die kostenintensive grüne Transformation der Wirtschaft.

Aufgrund der sinkenden Energiepreise gegenüber dem Vorjahr werde es kurzfristig noch Basiseffekte geben, von denen man profitieren könne. Die Deutsche Bank sehe daher die Inflationsrate Ende 2024 bei 1,8% in den USA und je 2,0% in der Eurozone und Deutschland. Und mit Zinssenkungen rechnet die Deutsche Bank etwa ab der Jahresmitte – anders als die Experten beim GDV-Chefökonomen-Talk (AssCompact berichtete: Konjunktur: Top-Ökonomen der Versicherer für 2024 skeptisch). In den USA würde der Leitzins 2024 um 175 Basispunkte von aktuell 5,25 bis 5,50% auf dann 3,50 bis 3,75% sinken, in der Eurozone werden Zinssenkungen um 100 Basispunkte erwartet. Der Einlagenzinssatz läge dann im Dezember 2024 bei 3,0%.

Hoffnung auf Aktien

In einem makroökonomischen Umfeld mit allgemein niedrigem Wirtschaftswachstum, einer sinkenden Inflation und niedrigeren Leitzinsen gehören Aktien zu den Anlageklassen, die 2024 gut laufen sollten, findet die Deutsche Bank. „Wir sehen ein Aufwärtspotenzial von knapp 10%, denn die Gewinne der Unternehmen dürften 2024 anziehen“, sagt Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Das Plus bei den Gewinnen dürfte in den USA, Europa und Japan im mittleren bis hohen einstelligen Bereich liegen, in den Schwellenländern sogar bei bis zu 10%. Es gebe aber Gegenwind durch weiter hohe Zinsen, Lohninflation und damit sinkenden Margen.

Neben US-Aktien, die u. a. durch die „Magnificent Seven“ weitere Gewinne versprechen, stehen auch Europa und Japan auf der Kaufliste. Europäische Aktien seien laut Stephan im historischen Vergleich und relativ zu anderen Märkten interessant bewertet. Sie dürften Kursgewinne und Dividenden bieten, die deutlich über den Anleiherenditen liegen. Der Dax im Speziellen dürfte Ende 2024 bei 16.600 Zählern stehen.

Gutes Jahr bei Anleihen voraus

Auch für festverzinsliche Wertpapiere dürfte es ein gutes Jahr werden, findet Stephan. Stabile oder leicht sinkende Zinsen böten attraktive Gesamtrenditeaussichten. „Wir erwarten eine mittlere bis hohe einstellige Rendite am Rentenmarkt. Die Experten der Deutschen Bank bevorzugen weiterhin europäische und amerikanische Unternehmensanleihen mit guter bis sehr guter Bonität („Investment Grade“) gegenüber Hochzinsanleihen („High Yield“) mit schwächerem Rating, deren Ausfallraten steigen dürften.

Geopolitische Krisen könnten derweil dazu führen, dass mehr Kapital in sichere Häfen fließt: „Das könnte bei US-Staats- und Bundesanleihen zu etwas niedrigeren Zinssätzen führen“, so Stephan. Insgesamt dürften die Renditen von Anleihen zurückgehen. Zwei- und zehnjährige Bundesanleihen sollten Ende 2024 mit 2,5% bzw. 2,7% verzinst sein, entsprechende US-Anleihen mit 3,95% und 4,20%. (mki)

Bild: © Supamit – stock.adobe.com

 

DWS startet Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten

Die DWS macht dem Vermögensverwalter BlackRock Konkurrenz: Nach den iBonds sind nun auch von der Deutsche-Bank-Tochter Anleihen-ETFs auf dem Markt, die in Euro-Unternehmensanleihen mit einer fixen Laufzeit investieren.

Im August dieses Jahres ergriff BlackRock unter der Marke iShares die Initiative und startete seine erste Anleihe-ETF-Produktreihe mit fester Laufzeit in Europa (AssCompact berichtete: BlackRock bringt iBonds-ETFs nach Deutschland) – und zeigte nur wenige Wochen später mit fünf weiteren iBonds-ETFs, dass der Vermögensverwalter es ernst meinte (AssCompact berichtete: BlackRock bringt weitere iBonds-ETFs auf den Markt).

Und jetzt steigt auch die DWS ins Geschäft ein. Denn diese hat eine Palette an Xtrackers-ETFs aufgelegt, die in Euro-Unternehmensanleihen mit jeweils ähnlichen Laufzeiten investieren. So seien für Anleger dann breit gestreute Investitionen in die Anlageklasse möglich. De Produkte seien so konstruiert, dass sie regelmäßige quartalsweise Ausschüttungen ermöglichen und zum Fälligkeitstermin das verbleibende Fondsvermögen ausschütten, so der Vermögensverwalter in einer Pressemitteilung.

Ziel der Produktpalette ist, die Vorteile festverzinslicher Wertpapiere mit Merkmalen von ETFs wie Diversifikation, Liquidität und einfache Handelbarkeit zu verbinden. Die vier Xtrackers II Target Maturity EUR Corporate Bond UCITS ETFs mit Laufzeit jeweils bis September 2027, 2029, 2031 und 2033 wurden am 21.11.2023 an der Deutschen Börse gelistet.

Anleihen-Investments wieder attraktiv

Mit den neuen Produkten reagiert die DWS auf das gestiegene Zinsniveau und die dadurch erhöhte Attraktivität von Anleihen-Investments. Die ETFs bieten Anlegern die Möglichkeit, über die kommenden Jahre von den derzeit hohen Zinsen zu profitieren. Konkret bilden die ETFs die Wertentwicklung von unterschiedlichen Bloomberg-MSCI-Indizes ab, in denen jeweils hunderte von Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status und ähnlichen Fälligkeitsterminen enthalten sind. Ausgenommen sind bei allen Produkten Anleihen, die keine spezifischen Umwelt-, Sozial oder Governance-Kriterien erfüllen.

Der XTrackers II Target Maturity EUR Corporate Bond September 2027 UCITS ETF beispielsweise beinhaltet Papiere mit Fälligkeitsterminen zwischen dem 01.10.2026 und dem 30.09.2027. In diesem Zeitraum werden die Barmittel aus fällig gewordenen Anleihen jeden Monat in risikoarme Euro-Geldmarktpapiere umgeschichtet. Sobald alle Anleihen fällig geworden sind, wird der ETF liquidiert und das gesamte verbleibende Fondsvermögen an die Anleger ausgezahlt.

Die vier Xtrackers II EUR Corporate Bond UCITS ETFs sind in ausschüttenden Anteilsklassen erhältlich, damit Investoren regelmäßig von dem erhöhten Zinsniveau profitieren können. Die Ausschüttungen erfolgen vierteljährlich. Die Gebühr der vier ETFs beträgt 0,12% p. a. (mki)

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Kappungsgrenze am Dax wird angehoben

Die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx hat in den letzten zwei Monaten eine Umfrage durchgeführt, ob die Kappungsgrenze am Dax erhöht werden soll. Die Ergebnisse wurden nun ausgewertet und die Regelungen werden angepasst: Eine Aktie im Dax darf bald schwerer gewichtet sein als vorher.

<p>Was sich schon längere Zeit angedeutet hatte, ist jetzt beschlossene Sache: Die Kappungsgrenze am Deutschen Aktienindex (Dax), die regelt, wie schwer eine Aktie im Dax gewichtet sein darf, wird angehoben. Bislang lag das Maximum bei 10%, was dem Dax Anfang 2023 zum Verhängnis wurde, als der Gaskonzern Linde ausgestiegen war – dieser hatte zum wiederholten Male die Marke geknackt und daraufhin die Frankfurter Börse links liegen gelassen.</p><p>Im Vorfeld der Entscheidung hatte Stoxx vom 11.10. bis zum 08.11.2023 eine Umfrage unter Marktteilnehmern durchgeführt, ob die Kappungsgrenze um 5 Prozentpunkte auf 15% angehoben werden soll (AssCompact berichtete). So richtig einig war man sich in der Branche nicht (AssCompact berichtete) und auch eine 2022 durchgeführte Umfrage fiel nicht zugunsten der Erhöhung aus. Doch das Blatt hat sich gewendet.</p><h5>Mehrheit für Erhöhung der Kappungsgrenze</h5><p>Fazit der Umfrage, wie die Deutsche Börse nun meldet: Von den 61 Umfrageteilnehmern, die sich zur Frage nach der Erhöhung der Kappungsgrenze geäußert hatten, stimmten 62,8% dafür und gingen mit der Meinung einher, dass die Erhöhung die Fähigkeit des Dax, den deutschen Aktienmarkt zu repräsentieren, bestärken würde.</p><p>Die Kappungsgrenze von 15% wird erstmals in der Indexüberprüfung im März 2024 gelten, die ab dem 18.03.2024 wirksam wird. Betroffen sind sowohl der Dax selbst als auch die Subindizes TecDax, MDax und SDax. Die Kappungsgrenze von 10% habe laut Deutsche Börse im Dax in den letzten zehn Jahren zu insgesamt 38 Kappungen bei vier Unternehmen geführt. Im selben Zeitraum habe allerdings kein Unternehmen die 15% erreicht. (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Spectral-Design – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/6BC34595-4268-4704-9063-2C65C6A20D78"></div>

 

Oliver Bierhoff steigt ins Sport-Investmentgeschäft ein

Zusammen mit dem Frankfurter Vermögensverwalter FINVIA gründet der ehemalige Profifußballer und DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff die FINVIA Sports GmbH. Sie soll Investmentmöglichkeiten im globalen Sports-Business bieten und die Betreuung vermögender Profisportler ausbauen.

Mit der FINVIA Sports GmbH erweitert die FINVIA-Gruppe ihr Unternehmenssortiment um einen weiteren Vermögensverwalter, der sich auf die Sportwelt fokussieren soll. Dahinter steckt eine Partnerschaft aus FINVIA Family Office und Oliver Bierhoff, dem ehemaligen Fußballnationalspieler und Geschäftsführer der deutschen Fußballnationalmannschaft. 

FINVIA Sports soll zum einen attraktive Investmentmöglichkeiten im globalen Sports-Business für bestehende und künftige FINVIA-Kunden erschließen, so heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Zum anderen soll die neue FINVIA-Einheit die Zielgruppe der vermögenden Spitzensportler in Deutschland und in ausgewählten europäischen Märkten mit speziell zugeschnittenen Family-Office-Services ansprechen.

Asset-Klasse „Sports“

Die FINVIA Sports GmbH bietet zu Beginn ihren Kunden erstmalig die Möglichkeit, direkt in die Asset-Klasse „Sports“ zu investieren. Gemeinsam mit der Score Capital AG, welche einer der führenden Spezialfinanzierer für Fußballclubs der europäischen Top-Ligen sei, hat FINVIA ein Portfolio aus Spielertransferforderungen zusammengestellt, das die Forderungen gegenüber Clubs der europäischen Top-Ligen verbrieft und in Form eines Schuldscheindarlehens für seine Kunden investierbar macht.

Bisher richtete sich das Angebot ausschließlich an institutionelle Investoren, jetzt bietet es FINVIA erstmalig auch sogenannten „semi-professionellen Privatkunden“ an. Der europäische Fußballmarkt wachse laut FINVIA seit mehr als einer Dekade und die Transferausgaben der Top-5-Ligen hätten im Sommer 2023 mit 5,8 Mrd. Euro einen neuen Rekord erreicht.

Zielgruppe vermögende Spitzensportler

Neben der Ergänzung der Angebotspalette soll die neue FINVIA-Einheit die Zielgruppe der vermögenden Spitzensportler auch international ansprechen. Schon jetzt betreue FINVIA viele nationale und internationale Top-Athleten und Trainer, so Mitgründer und CEO Mathias Jauch.

Bierhoff selbst habe sich in seiner Karriere immer sehr für Wirtschaft, Finanzen und die Vermögensanlage interessiert und habe über die Jahre nach seinem Karriereende als Spieler einen umfangreichen Überblick über die wichtigsten Asset-Manager bekommen. Ihm sei es ein persönliches Anliegen, dass Sportler auch im Alter abgesichert sind und nach dem Karriereende den richtigen Ansprechpartner haben. Bierhoff fungiert als Chairman von FINVIA Sports und ist dementsprechend auch an der FINVIA-Gruppe beteiligt. (mki)

Bild: © FINVIA

 

Stammaktionäre der ÖKOWORLD AG starten Stiftungsgründung

Die Gründer der auf nachhaltige Geldanlagen ausgerichteten Fondsgesellschaft ÖKOWORLD werden ihre Stammaktien in eine neu zu errichtende Stiftung einbringen. Ziel dieser soll es sein, die Ausrichtung des Unternehmens dauerhaft zu erhalten.

Im August 2023 trennte sich der Vermögensverwalter ÖKOWORLD AG aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen über die Entwicklung des Unternehmens vom Gründer Alfred Platow (AssCompact berichtete: Änderungen in der Führungsspitze von Ökoworld). Doch ganz ausscheiden aus der zukünftigen Entwicklung wird dieser wohl nicht. Denn Platow und sein Co-Gründer Klaus Odenthal sowie weitere Stammaktionäre haben laut einer Unternehmensmitteilung dem Aufsichtsrat nun mitgeteilt, dass sie ihre Stammaktien in eine neu zu errichtende Stiftung einbringen werden. Entsprechend würden beide nun die inhaltlichen und juristischen Schritte einleiten, um sämtliche Stammaktionäre für die Stiftung zu gewinnen.

Der Aufsichtsrat und der Vorstand begrüßen der Mitteilung zufolge die Initiative der Gründungsgesellschafter und weiterer Stammaktionäre sehr. Dieser Schritt gebe der ÖKOWORLD AG in ihrer „bewährten Unabhängigkeit“ eine sichere Perspektive mit Blick auf die Nachhaltigkeitsstrategie und sei damit ganz im Interesse der Kunden und Mitarbeitenden.

Werteorientierung soll sichergestellt werden

Mit der Stiftung wollen Platow und Odenthal sicherstellen, dass die Werteorientierung des von ihnen im Jahre 1975 gegründeten Unternehmens dauerhaft erhalten bleibt, so die Mitteilung von ÖKOWORLD. In der Präambel der Satzung des Unternehmens ist diese mit folgendem Wortlaut verankert: „Die ÖKOWORLD AG ist ein Dienstleistungsunternehmen der Versicherungs- und Finanzdienstbranche dessen verantwortlich handelnde Personen sich einer ganzheitlichen Denkweise verpflichtet fühlen. Ökologische und soziale Verantwortung sind wesentliche Unternehmensziele und integraler Bestandteil der auf langfristige Wertsteigerung ausgerichteten Unternehmensstrategie.“

Platow sei es „unendlich wichtig, dass allen wirtschaftlichen Herausforderungen zum Trotz Gewinnstreben niemals dazu führen darf, die Grundsätze der Menschlichkeit hintenanzustellen“. Ziel der Stiftung sei es, dies als Verpflichtung allen Akteuren immer wieder nahe zu bringen.

Andrea Machost aus dem Vorstand von ÖKOWORLD blickt positiv auf die Initiative der Stammaktionäre: „Wir wollen die Bedeutung von ÖKOWORLD als führenden Anbieter nachhaltiger Anlagen in Deutschland bei privaten und institutionellen Kunden weiter ausbauen und freuen uns über die Unterstützung durch die Gründungsgesellschafter und die kommende Stammaktionärsstiftung.“ Sie fügt außerdem hinzu: „Differenzen in der Vergangenheit über die Unternehmensausrichtung verlieren mit dieser gemeinsamen Perspektive ihre Bedeutung.“ (mki)

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Das sind die besten Fonds und Anlagegesellschaften

Das Analysehaus Scope Fund Analysis verleiht zum 18. Mal die Scope Awards für herausragende Leistungen in den Bereichen liquide und alternative Investments. Insgesamt wurden 12.000 Fonds und knapp 1.900 Asset-Manager und Zertifikatanbieter untersucht.

Die europäische Ratingagentur Scope hat gemeinsam mit ihrem Medienpartner Handelsblatt die besten Fonds, Anlagegesellschaften und Zertifikatanbieter in 54 Kategorien ausgezeichnet. Am 16.11.2023 wurden in Frankfurt die Preise verliehen, Barbara Schöneberger führte durch die Veranstaltung.

Die Scope-Analysten suchten sich aus rund 12.000 Fonds und etwa 1.900 Asset-Managern und Zertifikatanbietern die besten heraus.

Scope Awards für Investmentfonds (UCITS)

Im Bereich UCITS-Fonds wurden Asset-Manager und Fonds in insgesamt 30 Kategorien gewürdigt. Gleich zwei Preise konnte sich z. B. Deka Investment in den Kategorien „Rentenfonds“ und „Aktien Dividende“ sichern. Bei „Multi Asset“ wurde die Deutsche-Bank-Tochter DWS ausgezeichnet. Ebenfalls zweimal ausgezeichnet wurde Robeco in den Bereichen „Aktien Emerging Markets (AM)“ und „ESG Aktienfonds“. Als besten Universalanbieter identifizierte die Jury J.P. Morgan AM aufgrund seiner sehr breiten Produktpalette. Der Award für den besten Spezialanbieter ging in diesem Jahr an drei Gewinner: Lupus alpha (für Deutschland), Flossbach von Storch (Österreich) und die Luzerner Kantonalbank (Schweiz).

Der beste ESG Universalanbieter ist Carmignac. Die nachhaltigen Fonds des Unternehmens machen beachtliche 90% seines verwalteten Vermögens aus. Und den Award für den besten ESG Spezialanbieter nahm Metzler AM in Empfang. Als einer der ersten deutschen Vermögensverwalter unterzeichnete er bereits 2012 die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen. Ebenfalls nennenswert ist der Award im Bereich „Innovations“, den dieses Jahr BlackRock für seine iBonds-ETFs erhielt.

Scope Awards für Alternative Investmentfonds (AIF)

Bei den Alternativen Investmentfonds wurden Asset-Manager in insgesamt 20 Kategorien ausgezeichnet. In gleich drei dieser Kategorien heißt der Gewinner Deka Immobilien: Real Estate Global, Retail Real Estate Europe und Real Estate Logistics. Union Investment Real Estate erhielt den Award in der Kategorie Retail Real Estate Germany. Ihr breit diversifizierter Publikumsfonds übertrifft in puncto Rendite, die anhaltend hoch ist, seine Konkurrenten in der Vergleichsgruppe.

Die DWS nahm den Preis für das Segment Infrastructure Equity entgegen. Auch sie konnte die Jury mit der Performance ihrer Infrastrukturinvestments überzeugen. Darüber hat die DWS im April 2023 den ersten europäischen offenen Infrastrukturfonds für Privatkunden erfolgreich gestartet.

Scope Awards für die besten Zertifikatanbieter

An die Anbieter von Investmentzertifikaten vergab Scope Auszeichnungen in vier Kategorien: Bester Primärmarktanbieter ist die DekaBank, im Bereich Sekundärmarkt hat Societé Générale die Jury überzeugt. Der Trading Award ging dieses Jahr an BNP Paribas. Den ESG Award im Bereich Zertifikate sicherte sich die Landesbank Baden-Württemberg. (mki)

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„Sehen Trend hin zu Serviceentgelten“

Seit Juni dieses Jahres ist Jan Schepanek Geschäftsführer der FIL Fondsbank (FFB), einem der größten Fondsanbieter in Deutschland. Es sind schwierige Zeiten, um solch ein Unternehmen zu lenken. Im Interview verrät er unter anderem, wie sich die FFB im Markt schlägt und was für die Zukunft geplant ist.

Interview mit Jan Schepanek, Geschäftsführer der FIL Fondsbank
Herr Schepanek, die FIL Fondsbank zählt zu den größten deutschen Fondsplattformen. Wie schlagen Sie sich in dem volatilen Marktumfeld? Und welche Kennzahlen können Sie uns dazu geben?

Die FFB schafft es, sicher und erfolgreich durch das aktuelle Umfeld zu navigieren und schlägt sich sehr gut. In den vergangenen Jahren ist unser Geschäft erfreulich stark gewachsen. Nach zwei Rekordjahren (2021 und 2022) im Nettomittelaufkommen, in denen wir verglichen mit dem Markt überdurchschnittlich gewachsen sind, steuern wir 2023 auf unser drittbestes Ergebnis zu. Mit dieser Entwicklung sind wir mehr als zufrieden. Zum Ende des dritten Quartals administrieren und verwalten wir bei der FFB ein Vermögen von über 35Mrd. Euro in mehr als 650.000 Kundendepots.

Woher kommt das meiste Geschäft? Und welche Rolle spielen Pools?

Der Großteil unseres Geschäfts stammt aus dem sogenannten Advisory-Bereich, also aus der Zusammenarbeit mit freien Vermittlern. Diese betreuen rund 600.000 Endkundinnen und -kunden mit einem Fondsdepot bei der FFB. Pools spielen hierbei eine maßgebliche Rolle, da viele Vermittler einem Pool angeschlossen sind. Folglich zählen Pools zu unseren wichtigsten Geschäftspartnern, mit denen wir die Kooperation noch weiter ausbauen wollen, u. a. über die Optimierung der vertikalen Integration mit unseren Partnern durch passende Schnittstellen. Zudem planen wir, vermehrt auf Co-Kreation zu setzen und Produktlösungen für Finanzanlagenberater und Endkundinnen und -kunden gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern zu entwickeln.

Die Kleinanlegerstrategie der EU-Kommission ist immer wieder in aller Munde, auch wenn ein Provisionsverbot vorerst wohl nicht geplant ist. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?

Zuallererst möchte ich darauf hinweisen, dass Provisionen seit der Einführung von MiFID II nur noch unter bestimmten Qualitätskriterien erhoben werden dürfen. Im Rahmen der Kleinanlegerstrategie der EU-Kommission ging es darum, ob ein komplettes Provisionsverbot, unabhängig von Qualitätskriterien, umgesetzt werden soll. Hiervon sollte lediglich die Anlageberatung ausgeschlossen werden. Ob dieses generelle Verbot provisionsabhängiger Vergütung kommt, ist meiner Meinung nach noch nicht endgültig entschieden. Die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness hat ihre Pläne eines Verbots „vorerst“ zurückgenommen, wie sie sagt. Im Laufe des Gesetzgebungsprozesses wird hierüber sicherlich noch diskutiert werden. Aber selbst wenn es kein direktes Verbot geben wird, sehen wir einen Trend hin zu Service­entgelten. Dieser Trend wird durch das steigende Bedürfnis der Endanlegerinnen und -anleger nach Transparenz getrieben. Ich persönlich glaube, dass Vermittler von der höheren Transparenz und folglich auch von einem möglichen Provisionsverbot profitieren würden.

Ist die Branche – Fondsplattformen, Berater, Fondsgesellschaften – heute überhaupt noch abhängig von Provisionen?

Es gibt durchaus alternative Vergütungsmodelle, sodass weder Fondsplattformen noch Finanzberater oder Fondsgesellschaften von Provisionen abhängig sind. Unseren Beobachtungen zufolge befinden wir uns bereits in einer Übergangsphase von Provisionen hin zu Serviceentgelten. Unsere Daten stützen dies: Heute wird knapp jedes zweite neue Depot auf unserer Plattform mit einem Serviceentgelt-Modell eröffnet. Vor fünf Jahren war es noch etwa jedes fünfte Depot.

Da es Stand heute kein generelles Provisionsverbot in Deutschland gibt, sind auch Kombinationsmodelle aus Serviceentgelten und Provisionen denkbar. Wichtig ist für Finanzberater meines Erachtens, dass sie sich Gedanken über ihr Preismodell machen und auf Rückfragen der Kundinnen und Kunden vorbereitet sind. Denn diese legen, wie schon erwähnt, einen hohen Wert auf Transparenz. Wir als Depotbank begleiten unsere angeschlossenen Finanzberater gerne bei diesem Prozess, indem wir ihnen Aufträge über Serviceentgelte bereitstellen und auch die Abrechnung übernehmen.

Auch die Fondsplattformen trifft eine Konsolidierungswelle. Mit FNZ entsteht gerade eine große Gruppe und auch über den potenziellen Verkauf der FIL Fondsbank wurde schon gesprochen. Käme dies für Sie infrage?

Die merkliche Konsolidierung auf dem Markt für Fondsplattformen liegt darin begründet, dass es sich um ein Skalengeschäft handelt. Auch wir waren seinerzeit mit der Übernahme von Depots vom Bankhaus Metzler erfolgreich an der Konsolidierung beteiligt. Wir können uns aktuell über starkes Wachstum freuen, das auf unseren engen Beziehungen zu unseren Geschäftspartnern beruht. Unserer Meinung nach ist der Bedarf an Unterstützung und Beratung bei Privatkundinnen und -kunden immens, da wir eine erhebliche finanzielle Bildungslücke in Deutschland beobachten und gleichzeitig die Komplexität bei den Anlagemöglichkeiten zunimmt. Folglich sind die Fundamentaldaten für Fondsplattformen sehr gut. Da wir sowohl einen steigenden Beratungsbedarf seitens Endkundinnen und -kunden als auch eine erhöhte Nachfrage nach Anlagen in Publikumsfonds erwarten, sehen wir auch für unser Geschäft weiteres Wachstumspotenzial. Derzeit evaluieren wir, wie wir unsere Möglichkeiten, weiter zu wachsen, beschleunigen können.

Werden derartige Veränderungen oder auch die neuen Player wie Neobroker mehr Menschen den Zugang zu Vermögensaufbau und Altersvorsorge erleichtern?

Kundinnen oder Kunden haben einen bestimmten Bedarf. Diesen müssen Anbieter erkennen und konkret adressieren. Will eine Privatperson zum Beispiel fürs Alter vorsorgen oder kontinuierlich Vermögensaufbau betreiben, eignen sich Fonds oft als Lösung. Wir gehen davon aus, dass sich der Anteil von Fonds am Haushaltsvermögen in den kommenden Jahren noch deutlich erhöhen wird.

Die Fundamentaldaten für Fondsplattformen sind also gut. Wir dürfen allerdings nicht isoliert auf die Lösungen schauen, sondern müssen auch andere Faktoren wie die Digitalisierung im Auge behalten. Jüngere Anlegerinnen und Anleger erwarten eine digitale Lösung, um fürs Alter vorzusorgen oder Vermögen aufzubauen. Das ist auch einer der Gründe, warum sich Neobroker insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe großer Beliebtheit erfreuen. Ich bin allerdings der Meinung, dass Finanzberater aufgrund der gering ausgeprägten Finanzbildung in Deutschland weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden.

Die FFB bietet nun volldigitale Vermögensverwaltung an. Wie wichtig ist dieser Schritt und Digitalisierung allgemein für Ihr Geschäft?

Wie bereits erwähnt, ist es wichtig die Kundenbedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, um relevante Services anbieten zu können. Mit der VermögensverwaltungPlus haben wir eine Lösung lanciert, die wir gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern entwickelt haben. Sie ermöglicht es Finanzberatern aufgrund der attraktiven Kostenstruktur, eine neue Zielgruppe zu erschließen, und eignet sich folglich auch für Anlegerinnen und Anleger mit kleineren Anlagevolumina und für Sparpläne.

Die Digitalisierung ist aber auch wichtig, um Skaleneffekte zu erzielen. Denn diese erreicht man nur mit hochautomatisierten und -digitalisierten Prozessen. Folglich ist die Transformation hin zu einem digitalen Geschäftsmodell eine unserer höchsten Prioritäten. Hier haben wir bereits einige relevante Schritte unternommen und im vergangenen Jahr beispielsweise einen Chatbot für unser Direktgeschäft eingeführt.

Die Reform der Altersvorsorge geht schleppend voran, wird aber so langsam angeschoben. Wie sehen Sie mögliche Reformschritte?

Unserer Meinung nach war es höchste Zeit, eine zusätzliche kapitalmarktorientierte Finanzierungskomponente wie das Generationenkapital in die gesetzliche Rentenversicherung einzuführen. Um eine nachhaltige Entlastung zu ermöglichen, müssen regelmäßige Mittelzuweisungen stattfinden. Grund­sätzlich sollten wir meiner Meinung nach jedoch noch weit mehr Anreize zur privaten Altersvorsorge am Kapitalmarkt im Sinne einer gerechten Partizipation schaffen. Ebenso sollte Deutschland die finanzielle Bildung verbessern, um informierte Anlageentscheidungen zu ermöglichen.

Welche Unterstützung bieten Sie Vermittlern als weiterführende Services und Tipps an?

Wir arbeiten sehr eng mit den uns angeschlossenen Vermittlern zusammen und bieten ihnen schon lange in unterschiedlichsten Formaten Informationen zu relevanten Themen an. So initiieren wir beispielsweise einmal pro Jahr eine Roadshow, bei der wir in verschiedenen Städten haltmachen und im direkten Kontakt in einen intensiven Austausch mit unseren Partnern gehen. Ebenso publizieren wir seit diesem Jahr einmal pro Quartal das Print-Magazin „Insights“. Darin beleuchten wir pro Ausgabe ein Thema, das für das tägliche Geschäft relevant ist. Natürlich sind wir auch digital unterwegs und stellen auf dem Infoportal „FFB Fondsgespräche online“ Marktanalysen, Neuigkeiten, Praxistipps oder auch die Anlagestrategien unserer Fondspartner vor.

Des Weiteren bieten wir auch Web-Seminare mit Fondspartnern, Video-Tutorials zu unserem FFB Frontend und Experten-Trainings an. Da wir hier eine sehr positive Resonanz hatten, wollen wir diese interaktiven Maßnahmen zukünftig weiter ausbauen. Unser Ziel ist, den Beratern in ihrem Berufsalltag mit wertvollen Informationen zur Seite zu stehen und sie beim Geschäftsausbau zu unterstützen.

Frauen werden immer mehr als Zielgruppe genannt und angesprochen. Es gibt weiterhin ein Gender Pension Gap. Sehen Sie dies auch als eine Ihrer Aufgaben, hierauf aufmerksam zu machen?

Die Altersvorsorge und Finanzbildung sind zwei zentrale Themen für uns. Wir sehen es als eine unserer zentralen Aufgaben, die Menschen zu befähigen, ihr Vermögen langfristig sinnvoll zu verwalten und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man am besten für den Ruhestand vorsorgt.

Es ist wahr, dass Frauen andere finanzielle Bedürfnisse haben. Das belegt unsere jährliche Umfrage zu Frauen und Finanzen. So haben Frauen beispielsweise oft weniger Rente zur Verfügung als Männer. Wir machen unsere Kundinnen auf diesen Umstand aufmerksam, damit sie diese Rentenlücke mit langfristigen Investitionen bestmöglich schließen können. Ebenso haben wir anhand unserer Umfragen herausgefunden, dass Frauen eine persönliche Beratung wichtiger ist als Männern. Diese und weitere Informationen aus unserer Umfrage haben wir an unsere Vermittler weitergegeben, damit sie Frauen zielführend beraten können.

Entfernt damit verbunden ist die Frage, ob Diversität in Fondsmanager-Teams bessere Ergebnisse erzielt und vielleicht auch Kundinnen mehr anspricht, weil die Titelauswahl dann anders ausfallen würde?

Uns liegen Diversität und Inklusion sehr am Herzen und auch ich setze mich persönlich stark für dieses Thema ein. Hierzu gehört jedoch viel mehr als nur die Geschlechtervielfalt, sondern beispielsweise auch die Vielfalt in Bezug auf Alter, geografische Herkunft, sexuelle Orientierung oder Weltanschauung. Wir sind der Überzeugung, dass eine vielfältige Belegschaft für unseren Geschäftserfolg von zentraler Bedeutung ist. Auch Studien belegen, dass gemischte Teams einen größeren unternehmerischen Erfolg erzielen. Dies gilt sicherlich auch im Fondsmanagement.

Ihre nächsten großen Schritte und Pläne sind?

Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Partnerschaften mit unseren Vertriebspartnern weiter zu stärken. Aus diesem Grund haben wir unser Vertriebsteam ausgebaut und entwickeln unsere Produkte stetig weiter. Ein weiteres übergeordnetes Ziel ist, ein noch besseres Erlebnis zu kreieren. Um dies zu erreichen, fokussieren wir uns auf die vertikale Integration mit unseren Partnern und verbessern die Schnittstellen. Außerdem wollen wir unser Angebot für Sparerinnen und Sparer ausbauen und ein eigenes Angebot für Tagesgeld auf den Markt bringen. Dieses soll unsere bestehenden Lösungen ergänzen. Insgesamt haben wir uns viel vorgenommen und freuen uns darauf, neue Lösungen für Finanzberater und Endkundinnen und -kunden einzuführen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © Jan Schepanek, FIL Fondsbank

 
Ein Interview mit
Jan Schepanek

Flossbach von Storch bietet bAV-Lösung für Unternehmen an

Der Vermögensverwalter Flossbach von Storch erweitert sein Dienstleistungsangebot für Unternehmen. Diese können zukünftig die Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung ihrer Mitarbeiter über die FvS-Vermögensverwaltung investieren.

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) wird in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger, um Mitarbeiter an Unternehmen zu binden. So bietet auch der Vermögensverwalter Flossbach von Storch seinen Mitarbeitern eine solche Lösung – und erweitert damit jetzt auch sein Dienstleistungsangebot nach außen. Das geht aus einer Pressemitteilung sowie einem auf der Homepage des Unternehmens veröffentlichten Interview mit Gründer und Vorstand Kurt von Storch hervor.

bAV-Lösung für mittelständische Unternehmen

Demnach können Unternehmen künftig die Beiträge zur bAV ihrer Mitarbeiter in Form einer wertpapiergebundenen Direktzusage über die FvS-Vermögensverwaltung investieren. Dabei stehe ihnen der gleiche Zugang offen, den auch die Flossbach von Storch AG für die bAV ihrer eigenen Mitarbeiter nutzt. Die jeweiligen Portfolios werden aktiv gemanagt und global diversifiziert und orientieren sich dabei an den Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens.

Ziel ist es, so Flossbach von Storch, langfristig attraktive Renditen für die Vorsorgesparer zu erwirtschaften. Das bAV-Angebot richte sich nicht nur an die Mitarbeiter, sondern könne auch für Gesellschafter-Geschäftsführer eine sinnvolle Lösung sein.

Partnerschaft mit adesso

Flossbach von Storch lege bei seinem bAV-Angebot besonderen Wert auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit, weswegen die bAV jederzeit über einen digitalen Zugang einsehbar sei, verkündet Kurt von Storch in dem Interview auf der Flossbach-von-Storch-Homepage. Hier könne nachverfolgt werden, in welche Anlageklassen und Einzeltitel und in welchen Weltregionen investiert wird. Transparenz gelte auch bei der Vergütung: Wesentliche Bestandteile der Dienstleistung würden mit einer fixen All-in-Gebühr abgegolten.

Besonders eigne sich die bAV von Flossbach von Storch für mittelständische Unternehmen, und es können bestehende, aber noch nicht rückgedeckte, Zusagen in die bAV-Lösung übertragen werden.

Die digitale Plattform für die Verwaltung der bAV wird von adesso benefit solutions gestellt, welches auch die bAV administriert und als Aktuar und Rechtsberater agieren kann. (mki)

Bild: © Flossbach von Storch AG

 

Wie Vermögensverwalter in schwierigem Terrain Geld verdienen

Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums sind Vermögensverwalter mit einem herausfordernden Marktumfeld konfrontiert. Das überwiegend provisionsbasierte Geschäftsmodell wird stark unter Druck gesetzt. Philipp Bulis von Oliver Wyman klärt auf, wie Asset-Manager die Herausforderungen bewältigen können.

Ein Artikel von Philipp Bulis, Principal der Financial Services Practice von Oliver Wyman

Mit mehr als 2 Bio. Euro Assets under Management (AuM) an liquidem Finanzvermögen und mehr als 12 Mrd. Euro Erträgen p. a. zählt die Industrie der Vermögensverwalter zu den wichtigsten Finanzbranchen Deutschlands. Trotz ihrer Größe und Bedeutung ist der Durchdringungsgrad digitaler Angreifer, der FinTechs, mit unter 5% Marktanteil bis dato aber gering. Digitale Lösungen tragen meist zu einem verbesserten Kundenerlebnis bei, ersetzen aber noch nicht die Beratungsleistung an sich – die persönliche und zugeschnittene Beratung und der damit verbundene Zugang zum Kunden nehmen weiterhin einen festen Platz im Vermögensverwaltungsangebot ein und generieren signifikante Erträge.

„Goldenes Jahrzehnt“ im Rücken – mit schlechteren Rahmenbedingungen nach vorne

Getrieben von jahrelang niedrigen Zinssätzen und damit steigenden Marktpreisen sind die Assets under Management deutscher Vermögensverwalter zwischen 2017 und 2022 um 6% p. a. gestiegen. Obwohl die Ertragsmargen in den letzten Jahren durch Wettbewerbsdruck bereits stagnierten oder sogar leicht rückläufig waren, überkompensierten die steigenden Volumina den negativen Margeneffekt. Allerdings trübten schon vorher zwei Faktoren das Bild der Branche: Zum einen leiden insbesondere die größeren Institute und Privatbanken oft unter schwächerer Profitabilität mit einer Cost-Income-Ratio von deutlich über 80%. Zum anderen beträgt die Kreditpenetration und damit verbunden der Anteil des Zinseinkommens an den Erträgen häufig weniger als 20%. Die Erträge sind zumeist noch an das verwaltete Vermögen gekoppelt – sinkt dieses bei rückläufigen Finanzmärkten, fallen auch die Erträge der Vermögensverwalter schwächer aus.

Am Markt bildet sich nun ein solches Negativszenario: Eine hohe Inflation hat die Zentralbanken zu starken Zinserhöhungen gezwungen, die Finanzmärkte werden herausfordernder und für Vermögensverwalter wird es somit noch schwieriger, künftig Geld zu verdienen. Hinzu kommt, dass sie aufgrund des bislang limitierten Kreditgeschäftes ertragsseitig nur wenig am steigenden Zins partizipieren.

Da die Kosten zugleich meist zu mehr als zwei Dritteln aus Fixkosten bestehen und nicht im selben Maße flexibel an das verwaltete Vermögen gekoppelt sind, ist die Profitabilität vieler Vermögensverwalter nachhaltig bedroht.

Die gute Nachricht: Vermögensverwaltung bleibt relevant

Für Kunden besitzt die Vermögensberatung und -verwaltung nach wie vor eine sehr hohe Bedeutung und das Vertrauen wie die persönliche Beratung spielen eine entscheidende Rolle. Die entsprechende Expertise und Fähigkeiten, den Kunden zu beraten und anzuleiten, werden auch in Zukunft vergütet werden. Bemerkenswert sind hier die unabhängigen Vermögensverwalter, die mit einer sehr persönlichen Beratung und Beziehung punkten und so höhere Preise und Ertragsmargen durchsetzen können. Der Fokus sollte daher darauf liegen, mit den Bestandskunden mehr von diesem Wert zu generieren und andererseits mehr wertvolle Neukunden anzuziehen.

Wie sieht der erste Schritt konkret aus?

In der Praxis haben sich zur Steigerung der Erlöskraft Initiativen entlang von drei Stoßrichtungen bewährt, die zum Teil miteinander verlinkt und in weniger als zwölf Monaten auch kurzfristig realisierbar sind. Die Maßnahmen unterteilen sich in:

  • Steigerung der Erlöse mit Bestandskunden: Dies beinhaltet u. a. das Anpassen der eigenen Preisstrukturen und der gewährten Sonderkonditionen bzw. die Steigerung der Mandats- oder Kreditquote. Oft sind diese Aktivitäten jahrelang nicht überprüft worden, sodass Anpassungen zügig einen signifikanten Mehrwert erzielen können.
  • Steigerung der Erlöse mit Neukunden: Dies beinhaltet u. a. das systematischere Ansprechen von Neukunden (z. B. auch über das systematische Aufsetzen eines Empfehlungsmanagements) sowie die proaktive Analyse und Vermeidung von Abflüssen oder Kundenabwanderungen.
  • Steigerung der Erlöse mit anorganischen Aktivitäten: Dies beinhaltet u. a. das Abwerben von Assets, einzelnen Kundenbetreuern oder ganzen Teams. Viele Vermögensverwalter praktizieren dies schon heute, die Realisierung birgt aber oftmals die größten Unsicherheiten und dauert am längsten.

Unsere Erfahrung zeigt, dass es empfehlenswert ist, nach kurzer Diagnose die Initiativen im Bereich der Bestandskunden oder der Neukunden zuerst anzugehen. Hier lassen sich innerhalb von sechs bis zwölf Monaten erste Erfolge erzielen, bevor andere Initiativen ausgeweitet werden. Ebenfalls ratsam ist es, die Incentivierung der eigenen Kundenbetreuer kritisch zu prüfen, was unserer Erfahrung nach aber zumeist eine komplexere Anpassung erfordert.

Ergebnisse für einen dauer­haften Wettbewerbsvorsprung

Die genannten Investitionen zahlen sich aus Sicht von Oliver Wyman schon für kleine Institute zügig und nachhaltig aus. Folgende Ergebnisse haben wir beispielsweise erfolgreich umgesetzt:

  • Anpassung der heutigen Preis- und Sonderkonditionsstruktur auf ein marktübliches Niveau
  • Eine Erhöhung der provisionsbasierten Erträge um +15% durch Bereinigung der Sonderkonditionen bei gleichzeitig unter 0,5% Kundenabwanderung
  • Eine Erhöhung der provisionsbasierten Erträge um +20% durch Konzeption neuartiger Angebote

Allen genannten Ergebnissen gemein ist, dass sie sowohl die Ertragsbasis als auch mittelfristig die Stimmung unter den Mitarbeitern nachhaltig verbessern und zugleich die zukünftige Investitionsfähigkeit des Hauses sicherstellen. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es unabdingbar, dass die Geschäftsleitung diese Strategie unterstützt, mitträgt und im eigenen Haus priorisiert.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © Manoj – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Philipp Bulis