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die Bayerische verkauft Tochtergesellschaft iS2 an teckpro

Die Versicherungsgruppe die Bayerische hat ihre Tochter iS2 AG veräußert. Der IT-Dienstleister geht an die teckpro AG, die Analyse-, Vertriebs- und Beratungslösungen für die Finanz- und Versicherungsbranche anbietet. Mit dem Verkauf erfolgt auch ein Wechsel im Management von iS2.

Die Versicherungsgruppe die Bayerische hat ihre langjährige Tochtergesellschaft, das Software- und IT-Beratungsunternehmen iS2 Intelligent Solution Services AG, verkauft. Der IT-Dienstleister wird von der teckpro AG übernommen, die Vertriebs-, Analyse- und Beratungslösungen für alle Sparten sowohl für Privat- als auch Firmenkunden und zum Einsatz in allen Vertriebswegen anbietet.

Bündelung der Kräfte

Wie die Bayerische mitteilt, sollen mit dem Verkauf die Kräfte gebündelt werden. Die neue Konstellation biete eine optimale Ausgangsposition für den Ausbau der Unternehmen. Die fachliche und technologische Expertise der iS2 AG und der teckpro AG würden so zusammengeführt. „Mit dem Verkauf der iS2 AG ist es uns gelungen, zwei absolute Technologiepioniere der Branche zusammenzuführen“, betont Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen. „Mit zusammen fast 100 Experten, einem starken Partnernetzwerk im Finanzdienstleistungsmarkt und in der Forschung sehen wir uns gemeinsam hervorragend für aktuelle und zukünftige Herausforderungen aufgestellt. Auch die gestiegenen fachlichen und technologischen Anforderungen des Marktes sowie die hohen regulatorischen Erfordernisse an Anbieter waren Treiber unserer Verbindung mit der iS2“, ergänzt Michael Littig, Vorstand der teckpro AG.

Änderung im Management von iS2

Im Zuge der Transaktion erfolgt auch ein Wechsel im Management der iS2 AG. Der bisherige Vorstand Felix Kugelmann scheidet einvernehmlich aus dem Unternehmen aus. Dr. Andreas Wandelt bleibt Vorstand der iS2 AG und übernimmt die Aufgaben von Kugelmann.

Die auf digitalisierte Prozesse spezialisierte sinopsis AG bleibt ein Tochterunternehmen der Bayerischen. (tk)

Im Bild v. l. n. r.: Michael Littig, Judith Lechermann, Stefan Forster, Dr. Jutta Krienke, Dr. Andreas Wandelt, Christoph Haack, Stefan Hegedusch

Bild: © die Bayerische

 

„Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System“

Die Digitalisierung schreitet voran, flankiert vom Einsatz von KI. Zugleich kämpfen Versicherer teils noch mit alten IT-Systemen und Datenmassen. Interview über Trends im Bereich Schaden und Unfall, die Bedeutung von KI in der Schadenregulierung und das Zusammenspiel mehrerer Beteiligter bei digitalen Prozessen.

Interview mit René Schoenauer, Director of EMEA Product Marketing bei Guidewire Software
Herr Schoenauer, Sie feierten vor Kurzem das 15-jährige Jubiläum des Münchner Standorts. Welche Bedeutung hat denn der deutsche Markt für Guidewire?

Deutschland ist ein strategischer Markt für Guidewire. Für unsere globale Wachstumsstrategie ist der Standort in München ein zentraler Baustein, von welchem wir unsere zwölf Kunden in der DACH-Region optimal bedienen können. Wir haben im deutschen Markt eine sehr aktive lokale Nutzergruppe. Im Hinblick auf unsere Produktstrategie ist dieser Austausch sehr wertvoll, da wir diese ständig global im engen Austausch mit unseren Kunden weiterentwickeln.

Der Hauptsitz von Guidewire befindet sich im kalifornischen San Mateo. Worin liegen die größten Unterschiede zwischen dem Versicherungsmarkt in den USA und in Deutschland?

Die Unterschiede zwischen beiden Märkten sind relativ stark ausgeprägt. Mit Bezug auf die Versicherungsdichte, also die Prämien pro Kopf, liegt die USA vor Deutschland, das heißt, die Verbraucher geben pro Kopf mehr Geld für Versicherungen aus. Außerdem gibt es regulatorische Hintergründe, die Gesetzgebung ist schlichtweg anders – zumal in Deutschland auch die europäische Rechtsprechung berücksichtigt werden muss.

Es gibt auch Unterschiede im Bereich der Versicherungsprodukte und internen Abläufe, aber eben auch global sehr viele Gemeinsamkeiten. Dies ist einer der Gründe, weshalb wir unsere Position als globaler Marktführer mit über 500 Versicherern in mehr als 37 Ländern als unsere Kunden stetig ausbauen können. Unsere Kunden profitieren dabei vom globalen Austausch untereinander im Bereich Standardisierung, Innovation und Best Practices.

Clouds und Datenschutz werden in Deutschland anders gesehen. Welche Erfahrungen machen Sie hier?

In Deutschland ist in Sachen Datenschutz und Cloud die Gesetzgebung strikt – aber marktspezifische Anforderungen an Technologie und Datenverarbeitung sind für Versicherer nichts Neues. Jedoch zeichnet sich langsam ab, dass im Rahmen der digitalen Transformation der einzig logische nächste Schritt für Versicherer in die Cloud führt.

In Deutschland sind viele Unternehmen verständlicherweise verunsichert, die Anforderungen an den Datenschutz sind hoch und Richtlinien und Gesetzgebung kommen gleich von mehreren Quellen: BaFin, deutsche Gesetzgebung und Gesetzgebung der EU. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Servicepartnern hat hier den klaren Vorteil, dass ein Versicherer die Verantwortung, die nicht unbedingt seinen Kernaufgaben entspricht, in die Hände eines spezialisierten Anbieters legen kann – vom Betrieb des Systems über Updates und Compliance bis hin zum Thema Datensicherheit.

Sie sind auf den Bereich Schaden und Unfall spezialisiert. Was sind für Sie aktuell die Hauptthemen?

Die Themen Embedded Insurance und Nachhaltigkeit begleiten uns schon seit Jahren und werden uns auch allzu schnell nicht wieder loslassen, was unsere jährliche Guidewire-Verbraucherumfrage bislang bestätigt. Abseits davon sind es aber die schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation, aber auch eine sich verändernde Risikolandschaft wie z. B. vermehrt Cyberrisiken oder die Folgen des Klimawandels, die Schaden- und Unfallversicherer derzeit viel beschäftigen. Die Inflation erhöht die Schadenkosten und häufigere, größere Umweltkatastrophen wie die Flut im Ahrtal führen zu einer langfristig erhöhten Elementarschadenbelastung. Wie man mit dieser Entwicklung umgeht, ist derzeit ein großes Thema für Schaden- und Unfallversicherer.

Gerade die Schadenregulierung gilt als Einsatzgebiet von KI. Welche Rolle spielt sie schon und wie setzen Sie diese ein?

KI und Machine Learning sind bei Versicherern schon seit Jahren im Einsatz. Zum Beispiel wären Telematik-Tarife wie bei manchen Kfz-Versicherungen ohne KI gar nicht möglich. Der Einsatz von Data Analytics wurde durch KI revolutioniert und wesentlich beschleunigt. Heute ist dieser Bereich schon so weit ausgereift, dass sogenannte Predictive Analytics genutzt werden können – diese Methodik beinhaltet eine KI, die auf Basis der Analyse historischer Daten konkrete Handlungsschritte für die Zukunft empfiehlt. In Bezug auf das Schadenmanagement lässt sich sagen, dass intelligente, cloudbasierte Kernsysteme die Automation der Schadenbearbeitung unterstützen und sich somit die Effizienz des ganzen Prozesses, aber auch am Ende die Kundenzufriedenheit durch Geschwindigkeit und Transparenz steigern lassen.

Die Realität bei den Versicherern sieht aber auch so aus: Verschiedene IT-Systeme, ungeordnete Datenfülle, hemmende Regulierung – klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit nicht oft auseinander?

Aufgrund von Übernahmen und anderen Faktoren haben Versicherer häufig eine historisch gewachsene, heterogene IT-Landschaft. Das ist oftmals ein Umstand, an dem sich die Versicherer selbst stören, denn Altsysteme und deren Wartung lösen oft hohe Kosten aus. Aber die Zusammenarbeit mit einem Softwarepartner und dessen Cloud-­Lösungen, Plattformen und Ökosystemen können Wartungskosten und -aufwand sowie Komplexität reduzieren, während sich Versicherer auf diese Weise mehr auf ihr Kerngeschäft und vor allem kontinuierliche Innovation fokussieren können.

Auch die BaFin hat Versicherer mit mangelhaften IT-Systemen zunehmend im Visier und in gravierenden Fällen mit Kapitalzuschlägen gedroht. Können Sie dies nachvollziehen und sind Unternehmen wie Guidewire hier auch gefordert?

Dass regulatorisch sichergestellt werden muss, dass Versicherer Schwachstellen im eigenen IT-System schließen und Kundendaten dadurch schützen, ist nachvollziehbar. Als SaaS-Anbieter mit Lösungen zur digitalen Transformation unterstützen wir bei Guidewire unsere Kunden dabei, den BaFin-Anforderungen zu entsprechen.

Nun sind immer mehr Player in die Abläufe der Versicherer digital eingebunden, zum Beispiel Werkstätten oder Wetterdienste, aber natürlich auch Makler. Wie geht es denn hier voran?

Prinzipiell stärkt eine bessere Vernetzung das ganze System. Mehr Daten machen Risikoanalysen und Data Analytics insgesamt genauer. Für Versicherer gibt es keine bessere Entscheidungsgrundlage als datengestützte Erkenntnisse. Und die Eingliederung mehrerer Beteiligter in digitale Abläufe kann die Schadenbearbeitung weiter beschleunigen. Daher sind diese Entwicklungen zu begrüßen. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass die allgemeine Integrationsfähigkeit von Versicherern in allen Belangen gesteigert werden muss, idealerweise über offene API-Architekturen.

Und wie sehr werden eigentlich Sie von fortschrittlichen Technologien getrieben? Können Sie mit den Start-ups mithalten und auch schnell reagieren?

Seitdem Guidewire 2001 gegründet wurde, war es immer unsere Mission, Versicherungsinnovation voranzutreiben. Wir haben die erste Welle der Evolution von Versicherungskernsystemen angeführt, weg von selbst entwickelten Systemen hin zu Standardsoftware.

Wir führen nun auch maßgeblich die nächste Evolution dieser Systeme an, von Standardsoftware, die von Versicherern selbst betrieben wird, hin zu Standardsystemen, die wir für unsere Kunden im SaaS-­Betriebsmodell betreiben. Durch dieses Modell beschleunigen wir die Fähigkeit von Versicherern, schnell zu innovieren, da wir sicherstellen, dass unsere Kunden immer auf dem aktuellsten Stand der Software sind. Zusätzlich haben wir unseren Versionszyklus extrem beschleunigt und liefern im Moment drei Versionen pro Jahr automatisiert an unsere Kunden aus. Zusätzlich mit unserem Guidewire Marketplace, wo wir über 100 vorintegrierte InsurTech-Lösungen für unsere Plattform zusammen mit unseren Partnern anbieten, und mit unserem Ursprung im Silicon Valley sind wir bestens positioniert, um als Innovationstreiber für die Versicherungs­industrie global zu agieren.

Und was wird Ihr nächstes großes Projekt?

Grundsätzlich schauen wir uns in enger Absprache mit unseren Kunden die aktuellen Themen an, die letztendlich zu kontinuierlicher Innovation der Versicherungsindustrie führen. Über die aktuellen Herausforderungen der Industrie haben wir schon gesprochen. Die Themen, die zurzeit am meisten diskutiert werden, sind die Anwendungen von KI und Genera­tive AI in der gesamten Wertschöpfungskette, um etwa Automatisierung, Prozesseffizienz oder aber auch Kundenzufriedenheit erhöhen zu können. Es gibt zum Beispiel viele Ideen rund um das Thema Risikoprävention und proaktive Warnungen vor Risiko­ereignissen, die ich persönlich sehr spannend finde, da hier sowohl Versicherungskunden als auch Versicherungen selbst in hohem Maße von den Vorteilen profitieren können.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem ePaper.

Bild: © René Schoenauer, Guidewire Software

 
Interview mit
René Schoenauer

Data Analytics und KI kommen nicht ohne menschliche Expertise aus

Schnellere Schadenbearbeitung, effiziente Nutzung von Datenschätzen und dann zufriedenere Kunden – durch die Kollaboration von Mensch und KI können Versicherer deutliche Mehrwerte im Schadenprozess schaffen. KI wird dabei organisch, in Form einer Augmented Intelligence, in den Arbeitsalltag integriert.

<h5>Ein Artikel von Dr. Wolff Graulich, Geschäftsführer der Eucon Digital GmbH</h5><p>Wenn Versicherer den Einsatz von KI und Data Analytics planen, geht es um mehr, als Prozesse zu automatisieren. Ziel ist es auch, Wissen und Expertise im Unternehmen zu bewahren. Zudem ist es wichtig, dass Fachleute ihre Kapazitäten nicht an Routineaufgaben verschwenden, sondern sich komplexen Tätigkeiten widmen können. Diesen Freiraum verschafft ihnen KI, wenn sie immer mehr zeitraubende Routinearbeiten automatisch für sie ausführt.</p><h5>Warum KI nicht ohne Experten arbeiten kann</h5><p>Dass Mensch und Maschine nicht miteinander konkurrieren, sondern durch Kollaboration effizienter arbeiten, zeigt das Modell der Augmented Intelligence. Der Mensch wird nicht von der Entscheidungsfindung ausgeschlossen. Er trifft sie gezielt, sobald ein Schadenfall über einfache Routinebearbeitung hinausgeht. Die KI gibt ihm lediglich unterstützende Handlungsempfehlungen auf Basis durchgeführter Analysen.</p><p>Bereits bei der Einführung von KI-Tools müssen Versicherer entscheiden, wo der menschliche Verstand den größten Mehrwert bietet und wo „Kollege KI“ die Aufgaben effizienter erledigen kann. Mitarbeitende wollen mit ihrer Arbeit einen sinnvollen Mehrwert stiften und ihre Erfahrungen und Skills einbringen. KI ist hingegen effizienter, wenn es um repetitive Routineaufgaben und die Vorbereitung guter Entscheidungen von Menschen geht.</p><p>Auch wenn KI in Zukunft immer effektiver arbeiten wird, bleibt der Mensch im Prozess wichtig, nicht nur in der Anwendung. KI ist wie eine Maschine, die handwerklich gewartet werden muss. Sie braucht aktuelle Daten, Feedback und Training. Wer vor der Anwendung eine professionelle Qualitätssicherung macht, kann Probleme wie Overfitting vermeiden. In der Diskussion um generative KI zeigt sich, dass ein Qualitätsmonitoring unerlässlich ist. Dieses ist in Augmented Intelligence schon eingebaut.</p><h5>Kontinuierliches Feedback verbessert die Technologie</h5><p>Wie interaktives Machine Learning funktioniert, lässt sich mit einem Praxisbeispiel am besten erklären. Beim Prüfen eines Kfz-Schadenfalls analysiert die KI auf Basis gelernter Modelle Datenpunkte, die bei Dubiosfällen häufiger vorliegen. Hinweise auf zu überprüfende Auffälligkeiten können z. B. Alter und Kilometerstand des Kfz oder das Vorliegen bestimmter Schadenarten geben. Auch die Information, wie lange sich das Fahrzeug bereits in der Hand des aktuellen Eigentümers befindet, hilft beim Einordnen. Zeitgleich erklärt die KI andere Punkte für unbedenklich. Die Ergebnisse bereitet sie transparent und übersichtlich auf, sodass der Schadenmanager diese nach eigenem Ermessen und Erfahrungsschatz prüfen kann. Er kann entweder nur die auffälligen Punkte eingehender analysieren oder alle Sachverhalte gleichermaßen prüfen. Bei guter Leistung der KI kann der Schadenmanager irgendwann sicher sein, dass die als unbedenklich geprüften Punkte mit hoher Wahrscheinlichkeit keine eingehende Betrachtung erfordern. Dann hat er mehr Zeit, sich den bedenklichen Punkten zu widmen und etwaigen Dubiosfällen effizienter auf die Spur zu kommen.</p><p>Zusätzlich zum normalen „Re-Training“ der KI ist es wichtig, dass Schadenmanager Feedback zum Prozessverlauf geben. Gab es Fehlschlüsse der KI? Hätten weitere Daten einbezogen werden sollen? Dadurch wird die KI verbessert und der Datenanalyseprozess weiterentwickelt, um langfristig präzisere Ergebnisse zu erzielen.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Transparente Datenprozesse als Grundlage für richtlinienkonformes Arbeiten--><h5>Transparente Datenprozesse als Grundlage für richtlinienkonformes Arbeiten</h5><p>Wo strenge Compliance-Richtlinien herrschen, ist transparentes Arbeiten unerlässlich. Das gilt besonders für Data-Analytics-Prozesse, die Entscheidungen unterstützen. Eine KI im Versicherungsumfeld darf nicht in der Blackbox arbeiten, wo sie autonom Entscheidungen trifft, die von außen nicht nachvollziehbar sind. Die Schadenbearbeitung muss für menschliche Gutachter logisch begründbar sein, schon für den Fall, dass Geschädigte die Entscheidung anfechten. Fehler im Prozess müssen im Ernstfall rückverfolgbar sein. Versicherer sollten daher unbedingt auf die genannten Kriterien achten, wenn sie Tools und Dienstleister auswählen.</p><p>Zudem müssen Versicherer, die Data Analytics einsetzen, sicherstellen, dass sie die Kontrolle über ihre Daten behalten. Das gilt bei der internen Verwertung wie auch bei der Zusammenarbeit mit Partnern und Dienstleistern. Um Compliance-Anforderungen zu erfüllen, muss qualitativ und konzeptionell nachvollziehbar sein, wie der Data-Analytics-Prozess abgelaufen ist. Das heißt, Versicherer müssen aufzeigen, wer wann und wie mit den Daten gearbeitet hat und welche Maßnahmen ergriffen wurden, um z. B. Datenschutzverletzungen zu vermeiden. </p><h5>Ausblick: Welche technischen Herausforderungen kommen auf Versicherer zu?</h5><p>Versicherer sind heute technisch schon sehr gut aufgestellt. Allerdings flachen Produktivitätssteigerungen durch Workflow-Support-Software ab. Effektive Datennutzung bietet ihnen hier Wettbewerbsvorteile, da sie bestehende Workflows aufwertet und neue Prozessschritte durch frühes Routing und Vorgangssteuerung ermöglicht.</p><p>Die größte Herausforderung für Versicherer ist das Bereitstellen eigener und externer Daten in Echtzeit und diese innerhalb von Prozessen – also an den Schnittstellen – zu verschieben und zu analysieren. Daten müssen in verwertbarer Form an den richtigen Stellen verfügbar sein, sowohl intern als auch bei Partnern und Dienstleistern. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, sowohl bei Legacy-Systemen als auch in modernen IT-Umgebungen.</p><p>Versicherer werden nicht daran vorbeikommen, ihr Geschäft künftig stärker mit Data Analytics und KI zu unterstützen. Sie können durch die Kollaboration von Mensch und Maschine effizienter werden, die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Kunden erhöhen und neue Wertschöpfungpotenziale erschließen.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 08/2023 und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/de/profiles/53e4066999da-asscompact/editio…; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Angelov – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/29A0DFA5-81DF-47F6-AC3D-19FE7849A891"></div>

 
Ein Artikel von
Dr. Wolff Graulich

bAV digital verwalten: blau direkt integriert Penseo in MVP

blau direkt hat Penseo in das MVP Ameise eingebunden. Penseo bietet Vermittlern eine digitale Komplettlösung für die Verwaltung betrieblicher Versorgungssysteme. Die Anwendung vernetzt Makler mit ihren Firmenkunden mittels standardisierter Verwaltungsvorgänge.

Der Lübecker Infrastrukturdienstleister blau direkt integriert Penseo in das Maklerverwaltungsprogramm Ameise. Penseo stellt Vermittlern eine digitale Komplettlösung für die Beratung und Verwaltung betrieblicher Versorgungssysteme bereit. Bei dem integrierten Penseo Portal handelt es sich um eine Anwendung, die Makler, die sich auf die Betreuung von Firmenkunden im Bereich bAV spezialisiert haben, mit den Unternehmen (Personalabteilung und Lohnbuchhaltung) und deren Mitarbeitern vernetzt. Hierfür stellt Penseo standardisierte Verwaltungsvorgänge zur Verfügung. Penseo arbeitet mit namhaften Versicherern zusammen, deren Tarife in den Abschlussstrecken für die persönliche und digitale Beratung kalkuliert und abgeschlossen werden können.

Neben der Verarbeitung auch von Detaildaten wie der versicherten Person, dem Durchführungsweg, der garantierten Rente, dem Stichtagswert oder dem aktuellen Rückkaufswert können an blau direkt angebundene Makler auch im Rahmen dieser Integration bestehende Tools für Privatkunden nutzen, so zum Beispiel die Endkunden-App simplr.

Wie blau direkt weiter mitteilt, lassen sich mit der Einbindung des Penseo Portals Kunden- und Vertragsdaten ohne Doppeleingaben in beiden Systemen stets aktuell halten. Die Integration funktioniert dabei sowohl für Geschäft, das über blau direkt eingereicht wird, als auch für Direktvereinbarungen der Makler. Neue Geschäftsvorfälle können datenschutzkonform und versichererunabhängig vom Firmenkunden an den betreuenden Vermittlerbetrieb gemeldet werden. Angebotserstellung und Dokumentation erfolgen über digitale Schnittstellen, was den Prozessaufwand reduziert.

„Für Arbeitgeber ist eine digitale Verwaltung von bAV, bKV und BU mittlerweile die Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit. Mit Penseo steht Vermittler/innen deshalb eine digitale Komplettlösung zur Verfügung, mit der sie die bAV aus einem Tool verwalten und beraten können“, erklärt Dr. Johannes Georg, CEO bei der Penseo GmbH. (tk)

Bild: © Murrstock – stock.adobe.com

 

Neue Funktionen auf der IVFP Plattform

Die Softwareangebote des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung haben zum Monatsende einige Updates bekommen. Dadurch kommen diverse Neuerungen auf die Beratungsplattform fairadvisor.net und die Tarifvergleichssoftware fairgleichen.net.

Die Beratungssoftware fairadvisor.net und die Tarifvergleichssoftware fairgleichen.net, beides Angebote des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), haben zum 31.07.2023 mehrere Software-Updates erhalten, um die Plattformen an neue Gesetze anzupassen und außerdem einige neue Funktionen mit auf den Weg zu geben.

Neuerungen auf fairadvisor.net

Zum einen wird fairadvisor.net nun auch das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) berücksichtigen. Dieses ist seit Juli 2023 gültig. Darin wird zum einen der allgemeine Pflegeversicherungsbeitragssatz auf 3,4% und der Zuschlag für Kinderlose auf 0,6% erhöht. Außerdem gibt es Beitragsabschläge bei zwei oder mehr Kindern unter 25 Jahren und die Lohnsteuerberechnung wird infolge des PUEG angepasst. All diese Änderungen sind nun bei fairadvisor.net im System implementiert und werden entsprechend berücksichtigt.

Im bAV BERATER gibt es nun außerdem die Möglichkeit, einen VL-Erstbezug, also eine noch nicht in Anspruch genommene vermögenswirksame Leistung, in bAV umzuwandeln. Des Weiteren hat man einige Neuerungen im AltersvorsorgePLANER eingeführt. So gibt es beim Marktdurchschnittstarif erweiterte Tarifoptionen: den Normal-, Kollektiv- und Honorartarif, eine Beitragsdynamik und konstante, teildynamische und dynamische Rente. Die Bruttowertentwicklung wird jetzt auch entsprechend der Beitragsgarantie vorbelegt: bei 80% und 70% Beitragsgarantie mit 5% Bruttowertentwicklung und bei 60% oder weniger Beitragsgarantie mit 6% Bruttowertentwicklung. Weiterhin erfolgt die Steuerberechnung nun unter Berücksichtigung einer eventuellen Kirchensteuerpflicht und es gibt jetzt eine detaillierte Darstellung der gesetzlichen Beitragsberechnung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung im Alter.

Neue berechenbare Tarife in fairgleichen.net

Das Update in fairgleichen.net beinhaltet seit dem 31.07. neue berechenbare Tarife der Alte Leipziger, Barmenia, LV1871, Nürnberger und HDI. Zukünftig sollen laut IVFP noch Berechnungsmöglichkeiten für VOLKSWOHL BUND, SIGNAL IDUNA, InterRisk, Württembergische, Baloise und Axa kommen sowie zwei neue Vergleichsmodule, nämlich die Integration der Grundfähigkeitentarife und der Risikolebentarife. (mki)

Bild: © Wanan – stock.adobe.com

 

Corvus in Cyber Fast Lane von Finlex aufgenommen

Die Online-Plattform für Cyberversicherungen Finlex hat mit Corvus einen weiteren Versicherer in die Cyber Fast Lane aufgenommen. Makler haben somit mehr Möglichkeiten, über die Plattform die passende Absicherung für kleine und mittelständische Firmen zu finden.

Die Online-Versicherungsplattform für Gewerbe- und Industriekunden Finlex hat ihren Fokus auf Financial Lines wie D&O, Cyber-, Strafrechtsschutz- und PI-Versicherungen. Mit der Cyber Fast Lane bietet das 2015 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt einen digitalen Prozess, der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) eine schnelle und effiziente Absicherung gegen Cyberrisiken ermöglichen soll.

Mit der Aufnahme von Corvus als fünftem Versicherer wird das Angebot seiner Cyber Fast Lane nun erweitert. Corvus Insurance bietet digitale Versicherungsprodukte und -tools, mit denen die Resilienz von Versicherungsnehmern gestärkt und das Risiko, Opfer von Cyberangriffen zu werden, verringert werden soll. Das US-amerikanische Unternehmen, das 2017 gegründet wurde, hat seinen Hauptsitz in Boston und Niederlassungen in Großbritannien und Deutschland.

Makler haben mit einem weiteren Versicherer in der Cyber Fast Lane nun weitere Möglichkeiten, eine Cyberversicherung für die individuellen Bedürfnisse ihrer KMU-Kunden mit Umsätzen von bis zu 50 Mio. Euro pro Jahr zu finden. Mit nur drei Angaben aus einer Vielzahl von Ergebnissen können Vermittler die passende Absicherung auswählen. Lediglich einige IT-sicherheitstechnische Mindestanforderungen sind zu erfüllen, um die Police dann direkt online zu erhalten.

„Wir begrüßen einen neuen Anbieter im europäischen Markt, der die sich verändernden Kundenbedürfnisse mit einem innovativen Angebot bedient“, erklärt Sebastian Klapper, Gründer und CEO von Finlex. „Bei einem so dynamischen Risiko wie Cyber brauchen wir innovative Ansätze und neue Kapazitäten, die es den Kunden ermöglichen, ihr Risiko genau zu verstehen und den passenden Schutz fortlaufend zu gewährleisten. Genau hier setzt das datengestützte Underwriting von Corvus an, das direkt mit unserer Plattform verbunden ist.“

Corvus Scan Report deckt Sicherheitslücken auf

Corvus bietet Cyberabsicherung für KMU mit verschiedenen optionalen Deckungselementen, zum Beispiel bei Cyberkriminalität, Social Engineering und Phishing-Schäden. Zudem verzichtet Corvus auf technische Obliegenheiten in den AVB und stellt auf Anfrage jedem Versicherungsnehmer eine Kopie eines individuellen Scan-Berichts bereit. Dieser Corvus Scan Report zeigt von außen erkennbare individuelle Schwachstellen auf sowie Maßnahmen, um diese zu beheben.

Corvus und Finlex haben eine direkte Schnittstelle zu ihren Plattformen eingerichtet, die ein dynamisches Pricing ermöglicht und wettbewerbsfähige Angebote auf Knopfdruck produziert.

„Für uns ist die Zusammenarbeit ein wichtiger Meilenstein und der Beginn einer neuen Ära für die Cyberversicherung im deutschsprachigen Markt“, erklärt Oliver Delvos, Head of International Corvus. In den vergangenen Wochen hätten Ingenieure "auf beiden Seiten des Atlantiks eine neue, vollautomatisierte Form der digitalen Zusammenarbeit umgesetzt“, so Delvos weiter. (tk)

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Cyberschutz: So will Finlex Absicherung für KMU vereinfachen (Interview)
US-InsurTech Corvus Insurance eröffnet Büro in Deutschland

Bild: © Michael Traitov – stock.adobe.com

 

Smart InsurTech: Volumen migrierter Bestände gestiegen

Wie die Smart InsurTech AG mitteilt, legte das auf ihre Versicherungsplattform SMART INSUR migrierte Prämienvolumen der Versicherungsbestände im zweiten Quartal 2023 weiter zu. Inzwischen hat es die Marke von 4 Mrd. Euro Jahresnettoprämie geknackt.

Die Smart InsurTech AG treibt die Migration der Versicherungsbestände aus den Einzellösungen der erworbenen Unternehmen auf ihrer Plattform SMART INSUR weiter voran. Das auf die Versicherungsplattform SMART INSUR migrierte Prämienvolumen betrug zum 30.06.2023 knapp über vier Mrd. Euro Jahresnettoprämie. Das bedeutet einen Zuwachs von 4,4% gegenüber dem Vorquartal.

Zum Anstieg erklärt André Männicke, Vorstand der Smart InsurTech AG: „Das ist entscheidend für die Skalierung unseres Geschäftsmodells und die Etablierung einer prämienbasierten Vergütung.“ Darüber hinaus steigere die zunehmende Bündelung der Bestände auf der Plattform die Transparenz auch im Hinblick auf die Gewichtung der einzelnen Sparten. „Das bietet wiederum viel Potenzial für unsere Produktentwicklung“, so Männicke weiter.

Validiertes Bestandsvolumen

Auch die Qualität der Bestandsdaten ist laut Smart InsurTech zum Ende des ersten Halbjahres 2023 weiter gestiegen. So lag das validierte Bestandsvolumen Ende Juni bei 1,28 Mrd. Euro Jahresnettoprämie. Somit erhöht sich auch die Validierungsquote auf aktuell 32%. „Den Abgleich der gelieferten Vertragsdaten angebundener Maklerbüros mit denen der Versicherer treiben wir parallel zur Migration der Versicherungsbestände voran“, betont Männicke. „Denn auf diese Weise gewinnen wir valide, korrekte Daten. Diese aktuellen Daten sind der Schlüssel für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.“ (tk)

Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com

 

Neues bei Software Vinlivt: Aktivitäten der Kunden im Blick

Die Vertriebssoftware Vinlivt hat eine neue Lösung auf ihrer Plattform gestartet: Mit dem Aktivitäten-Hub können Vermittler sehen, ob und welche Aktualisierungen Kunden in der App vorgenommen haben, und werden somit über Veränderungen im Leben des Kunden sofort informiert.

Von wichtigen Ereignissen im Leben der Kunden wie Umzug, einem neuen Arbeitsplatz oder Hochzeit erfahren Versicherungsvermittler oft erst spät. Dabei sind diese Informationen für Vermittler sehr wichtig. Das Start-up Vinlivt hat nun eine Lösung auf ihrer Plattform eingerichtet. Mit dem Aktivitäten-Hub sieht der Vermittler, ob und welche Aktualisierungen Kunden in der App vorgenommen haben. Im Vinlivt-Beratersystem „Sales-Hub“, das sich hinter der Kunden-App verbirgt, sind alle Parteien miteinander verbunden. Es macht es für Vermittler möglich, über Veränderungen bei Kunden sofort informiert zu werden, wenn beispielsweise in der App ein Vertrag hinzugefügt, ein Dokument hochgeladen wurde, wenn eine Schadenmeldung eingegangen ist, ein Umzug erfolgt ist oder ein Kündigungsalarm eingestellt wurde.

Kunden und Vermittler auf Plattform verbunden

„Wir haben in Nutzerinterviews mit Finanzvertrieben die Rückmeldung erhalten, dass wichtige Informationen von ihren Kunden nicht aktualisiert werden. Im Ernstfall kann da viel schief gehen für den Kunden. Deshalb haben wir den Aktivitäten-Hub in unserer Beratersoftware integriert, in Anlehnung an die erfolgreichen Social-Media-Plattformen. Morgens noch mit dem Kaffee in der Hand erhält der Berater eine Übersicht, worum er sich heute kümmern sollte – und wem er zum Geburtstag gratulieren muss“, erläutert Uwe Lätsch, Co-Founder und CEO von Vinlivt.

Wie Vinlivt unterstreicht, sei der Überblick über Ereignisse und Veränderungen beim Kunden auch von großer Bedeutung im Berateralltag, denn es würden täglich in Vertrieben wertvolle Kundenkontaktpunkte verloren gehen. Auf der Vinlivt-Plattform sind Kunden und Vermittler in Echtzeit miteinander verbunden. „Ein extremer Vorteil auf Kunden- und Beraterebene, denn in der Vinlivt-App spiegelt sich das Kundenleben“, so Lätsch. (tk)

In der Vinlivt-App können Kunden neben Versicherungsverträgen auch Verträge und Abos managen und ihr Vermögen überblicken.

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Münchener Start-up Vinlivt mit Vorsorge-App

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

 

KI und Maklermarkt – Verdrängung oder Symbiose?

Der Wandel der Finanz- und Versicherungswirtschaft betrifft auch Maklerunternehmen. Doch wie kann dort die Transformation gelingen? Welche Strategien sind nachhaltig und sichern den künftigen Erfolg? Denkanstöße und Lösungen für die notwendigen Veränderungsprozesse sind Inhalt dieser Serie.

Ein Artikel von Prof. Dr. Jürgen Hilp, Leiter des Studiengangs BWL-Versicherung an der DHBW Heidenheim, und Maximilian Schroll, Geschäftsführer der yumata Consulting GmbH

Künstliche Intelligenz (KI) prägt die gegenwärtige Debatte – auch in der Versicherungs- und Finanzwirtschaft. Flexperto demonstrierte auf der insureNXT, dass eine KI mit den richtigen Anweisungen (Prompts) in der Lage ist, eine gewerbliche Drohnenversicherung hochqualitativ zu beraten und ebenso zu verkaufen. Dennoch stellen sich viele Menschen die Frage, ob es sich bei KI nun um einen Hype oder eine wegweisende Innovation handelt.

Deshalb möchten wir in dieser Kolumne diskutieren, welche Rolle die KI im Versicherungs- und Finanzvertrieb zukünftig einnehmen und wie sich dies auf die Maklerschaft auswirken könnte.

Erklärungen zu KI

Vorab wollen wir definieren, was wir meinen, wenn wir von KI sprechen: KI bezieht sich auf Systeme oder Programme, die menschenähnliche Intelligenz imitieren oder simulieren. KI-Systeme nutzen verschiedene Algorithmen und Methoden, um Aufgaben zu erlernen, Muster zu erkennen, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dabei spielt Statistik eine wichtige Rolle, da sie die Grundlage für viele Algorithmen und Modelle bildet, die in den Systemen verwendet werden.

Sie werden dafür verwendet, um Muster in den vorhandenen Daten zu identifizieren und um Vorhersagen und Entscheidungen basierend auf Wahrscheinlichkeiten zu treffen.

KI hat im vergangenen Jahrzehnt große Fortschritte gemacht, jedoch existieren weiter klare Limitierungen. KI ist stark datenabhängig und benötigt hochqualitative Daten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Die Systeme haben Schwierigkeiten, gelernte Fähigkeiten auf neue Situationen zu übertragen. Ihnen fehlt Kreativität, kritisches Denken, Ethik und Verständnis von Kontext. Neben der Komplexität der Erklärbarkeit sorgt ebenso der Aspekt des Datenschutzes für gewisse Vorbehalte in der öffentlichen Debatte. Es lässt sich sagen, dass KI für die Anwender neue Möglichkeiten eröffnet, Daten und Informationen zu analysieren und Muster zu erkennen.

Unterstützung bei der Risikoermittlung

Für Makler ist dies besonders interessant, wenn es um die Analyse von Risiken geht. Hier können künstliche Intelligenzen mächtige Werkzeuge sein, um die finanziellen und nicht-finanziellen Risiken der Versicherungsnehmer ganzheitlich zu erfassen und zu bewerten. Dies kann für Makler eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, die optimale Absicherungslösung zu finden.

Hier wird bereits ein wesentlicher Punkt deutlich, den wir betonen möchten: KI ist aufgrund ihrer Limitierungen nicht in der Lage, die Empathie, Verantwortung und Reflexionsfähigkeit eines guten Beraters zu ersetzen. Sie kann ihn jedoch dabei unterstützen, seine Arbeit qualitativ zu steigern und darüber hinaus enorme Effizienzgewinne zu erzielen.

Vorteile und Herausforderungen

Die Digitalisierung hat den Versicherungsmaklern bereits zahlreiche Vorteile gebracht. Durch den Einsatz von CRM-Systemen, Terminbuchungsportalen oder digitalen Unterschriften kann bereits eine Vielzahl von Aufgaben vereinfacht oder automatisiert werden. Auch in der Kommunikation ergeben sich durch Videoberatung, Chatbots oder Messenger zusätzliche Zeitgewinne. Die Verfügbarkeit von Online-Daten ermöglicht eine schnellere und genauere Terminvorbereitung. Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung neue Geschäftsmöglichkeiten wie die Erschließung neuer Zielgruppen über Online-Marketing und die Kooperation mit anderen Dienstleistern oder Produktanbietern.

Trotz der Vorteile gibt es auch Herausforderungen für Makler im Zeitalter der Digitalisierung. Der Wettbewerb hat sich intensiviert, da digitale Vertriebswege den Markteintritt erleichtern. Kunden haben Zugang zu einer Vielzahl von Vergleichs- und Direktversicherungsportalen, was den Druck auf die Preise erhöht. Zudem besteht die Gefahr, dass Makler von den technologischen Entwicklungen abgehängt werden, wenn sie nicht in entsprechende Schulungen und Technologien investieren. Es ist wichtig, den richtigen Umgang mit den neuen digitalen Werkzeugen zu erlernen und dabei den persönlichen Nutzen zu erkennen.

Symbiose zwischen KI und Maklern

Eine Symbiose zwischen KI und Maklern kann das Beste aus beiden Welten kombinieren. KI kann Maklern dabei helfen, effizientere Prozesse zu entwickeln und ihre Bedarfsanalyse zu optimieren. Makler können ihre Expertise und ihre menschliche Intuition einbringen, um Kunden individuell zu beraten und auf komplexe Situationen einzugehen. Der Nutzen liegt in einer optimalen Balance zwischen Automatisierung und persönlicher Betreuung, was zu besseren Kundenerfahrungen führt. Zudem können Makler ihre Position als Vertrauenspersonen stärken, indem sie KI-gestützte Analysen transparent erklären und in den Beratungsprozess integrieren.

Risiken und Chancen

Die Nutzung von KI bringt jedoch auch Risiken mit sich. Ein wichtiger Aspekt ist die Datensicherheit und der Schutz der Privatsphäre der Kunden. Zudem besteht die Gefahr von Vertrauensverlust bei den Versicherungsnehmern, wenn die Mehrwerte, die durch diese neue Arbeitsweise für sie entstehen, nicht transparent und verständlich kommuniziert werden. Außerdem sollten Makler sicherstellen, dass sie über das nötige Know-how verfügen, um die KI-­gestützten Systeme zu verstehen und zu überwachen, anstatt ihnen blind zu vertrauen und sich von ihnen abhängig zu machen.

Makler sollten die digitale Transformation als Chance begreifen und sich aktiv darauf vorbereiten. Dazu gehört, in die eigene Weiterbildung und Technologie zu investieren. Die Fähigkeit, KI-gestützte Analysewerkzeuge zu verstehen und zu nutzen, wird immer wichtiger. Gleichzeitig sollten Makler ihre Kernkompetenzen wie persönliche Beratung und Beziehungsmanagement weiterentwickeln und betonen. Es geht darum, sich als vertrauenswürdige und kompetente Experten und Problemlöser zu positionieren, die die Kundenbedürfnisse verstehen und individuelle Lösungen anbieten können. An dieser Stelle möchten wir auf unsere Kolumne aus dem April verweisen, die diskutiert, inwiefern Kooperation ein wegweisender Erfolgsfaktor für Makler sein kann.

Eine offene Haltung gegenüber KI und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit technologischen Lösungen sind dabei von entscheidender Bedeutung.

Fazit: großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft

Die Kombination von künst­licher Intelligenz und Maklern bietet großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft. Durch eine kluge strategische Positionierung können Makler auch in einer KI-gesteuerten Welt Wettbewerbsvorteile erzielen und ihre Rolle als Vermittler und Berater weiterhin erfolgreich ausfüllen. Der Faktor Mensch wird auch in Zukunft nicht zu ersetzen sein.

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Demografischer Wandel als Drohszenario für Makler

Wie begeistert man junge Menschen für die Maklerschaft

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2023, S. 96 f., und in unserem ePaper.

Bild: © patiwat – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Prof. Dr. Jürgen Hilp
Maximilian Schroll

Gothaer und Xempus erweitern Zusammenarbeit

Die Gothaer Lebensversicherung und Xempus bauen ihre bereits bestehende Kooperation weiter aus. Ab sofort können Vermittler die Tarife der Gothaer über die XEMPUS Plattform nicht nur digital beraten, sondern auch abschließen und verwalten.

<p>Die unabhängige Software-as-a-Service-Plattform für den Vertrieb und die Verwaltung von betrieblichen Vorsorgelösungen Xempus und die Gothaer Lebensversicherung AG erweitern ihre Kooperation. Nun können Vermittler die Tarife der Gothaer nicht nur digital beraten, sondern auch komplett digital über die XEMPUS Plattform abschließen und verwalten. </p><p>Über den Gothaer Vorsorge-Manager haben Vermittler sowie ihre Unternehmerkunden die Möglichkeit, die Verträge der Gothaer Leben einfach online zu verwalten und Änderungsmitteilungen digital zu versenden. </p><p>Außerdem profitieren Vermittler von erweiterten Funktionalitäten im XEMPUS advisor, wie etwa der eSignatur inklusive der elektronischen Antragsstellung sowie der Serienberechnung. </p><p>Über einen Aktionscode der Gothaer besteht für Vermittler die Option, nicht nur den XEMPUS advisor kostenfrei mit dem Rechenkern der Gothaer zu nutzen, sondern auch ihren Unternehmerkunden Arbeitnehmer-Infoportale bereit zu stellen. </p><p>„Digitale Prozesse werden immer entscheidender. Daher war es für uns wichtig, den Vermittlerinnen und Vermittlern nicht nur die Online-Beratung zu ermöglichen, sondern auch den gesamten Prozess – von der Beratung über den Abschluss bis hin zur Verwaltung – komplett digital und ohne Medienbrüche anzubieten“, erklärt Stefan Opel, Leiter Leben Vertriebsunterstützung bei der Gothaer. </p><p>„Unser Ziel ist es, die betriebliche Vorsorge für alle einfach zu machen. Daher freuen wir uns sehr, die Gothaer bei der Digitalisierung ihrer bAV-Prozesse zu unterstützen. Dadurch reduziert sich der Verwaltungsaufwand, gleichzeitig wird auch die Beratung einfacher und transparenter. Funktioniert das alles medienbruchfrei, wird es für alle Beteiligten effizient“, betont Sebastian Fonken, Director Insurer Sales & Partnerships bei Xempus. (tk)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Suriya – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/53DCCE1D-EB26-4858-B649-B3481781508B"></div>