BarmeniaGothaer: So sehen die Zahlen im Fusionsjahr aus
Gerade mal etwas über ein Jahr ist es her, als die Barmenia und Gothaer Versicherungen – ebenfalls an einem Freitag – bekannt gegeben haben, dass sie einen Zusammenschluss planen. Ende letzter Woche standen die beiden Co-Chefs der frisch fusionierten BarmeniaGothaer, Dr. Andreas Eurich und Oliver Schöller, gemeinsam mit Chief Financial Officer Harald Epple und den Spartenchefs Thomas Bischof (Komposit), Christian Ritz (Kranken) und Alina vom Bruck (Leben), gemeinsam vor der Kamera und präsentierten ihre erste gemeinsame Zwischenbilanz. Seit dem Closing, also dem endgültigen Abschluss des Zusammenschlusses, sind rund drei Monate vergangen, den ersten größeren Auftritt als gemeinsame Marke gab es im Oktober auf der DKM in Dortmund.
Beitragseinnahmen sollen bis 2028 auf 10 Mrd. Euro wachsen
Es sei ein herausfordernder, intensiver Prozess gewesen, kommentiert Eurich. Schließlich war die Zeitleiste des Zusammenschlusses von Anfang an extrem kurz. Aber: Man habe exakt zum angedachten Zieltermin geclosed und sei nun mitten im Postmerger-Integrationsprozess.
Auch hiermit wolle man sich so kurz wie nötig aufhalten. Würde dieser Prozess zu lange dauern, würde dies den „ganzen Laden lähmen“, so Eurich. Daher wolle man sich auch beim Postmerger-Prozess auf einen sehr knappen Zeitraum beschränken. In den nächsten neun Monaten, also bis etwa Mitte nächsten Jahres, möchte der Versicherer eine gemeinsame Konzern- und Unternehmensstrategie formulieren. Man wolle ein gemeinsames Unternehmen werden – und das konsequent, betont Eurich.
Dafür hat sich der neue Versicherer auch bereits hohe Ziele gesetzt. Bis zum Jahr 2028 sollen die Beitragseinnahmen von den aktuell rund 8,5 Mrd. Euro auf 10 Mrd. Euro wachsen. Zudem will man die Solvency-II-Quote auf über 200% steigern und „mit Hochdruck“ an der Modernisierung arbeiten.
Beitragseinnahmen klettern um 6%
Neben einem Resümee des Zusammenschlusses präsentierten die Anwesenden auch die vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2024. Und die können sich sehen lassen. Trotz der teilweise „giftigen“ Rahmenbedingungen wächst die BarmeniaGothaer stärker als der Markt. Man rechnet mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen von 6,1% auf 8,52 Mrd. Euro. Im Markt wird dagegen ein durchschnittliches Wachstum der Beitragseinnahmen von etwa 3,7% erwartet. Mit dem Zusammenschluss ist der Versicherer in die Top 10 hierzulande aufgestiegen, mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Mrd. Euro und 8 Millionen Kunden.
Komposit wächst am stärksten
Im Bereich Komposit kann der Versicherer das deutlichste Wachstum verzeichnen. Hier werden die Beitragseinnahmen der beiden Sachversicherer Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG und der Gothaer Allgemeine Versicherung AG im Vergleich zum Vorjahr um voraussichtlich 9,9% steigen. Wachstumstreiber sind hier sowohl das Privatkunden- als auch das Firmenkundengeschäft.
Krankenversicherer sollen in den nächsten drei Jahren verschmolzen werden
Mit dem Zusammenschluss gehört die BarmeniaGothaer nunmehr zu den Top-5-Anbietern von privaten Krankenversicherungen hierzulande. Konsolidiert werden die gebuchten Bruttobeiträge der Barmenia Krankenversicherung AG und der Gothaer Krankenversicherung AG voraussichtlich marktdurchschnittlich um etwa 4,5% auf 3,51 Mrd. Euro anwachsen. Verantwortlich für das Wachstum ist dabei vor allem der Krankenversicherer der Barmenia, mit einem Plus von 5,6% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stolz sei man auf die Tatsache, dass man im Jahr des Zusammenschlusses ein Plus von 8% beim Bestand der PKV-Vollversicherung erzielen konnte, etwa 6.000 Personen, so Ritz. Die durchschnittlichen Beitragssteigerungen in der PKV werden bei rund 15% liegen.
Die beiden Krankenversicherer werden im Zuge der Fusion zusammengeführt werden. In den nächsten drei Jahren soll demnach die Gothaer Kranken auf die Barmenia Kranken verschmolzen werden.
Erstes gemeinsames Produkt erfolgreich gelauncht
In der Lebensversicherung ist dies bereits passiert. Mit Zusammenschluss ist der Bestand der Barmenia auf den Bestand der Gothaer übergegangen, so dass in diesem Segment nur noch ein Risikoträger vorhanden ist. Hier erwartet das Unternehmen eine Steigerung der gebuchten Bruttobeiträge von etwa 1,7%, im Gegensatz zum Markt, der vermutlich um etwa -0,4% schrumpfen wird. Das Neugeschäft wird vermutlich um etwa 18% gegenüber dem Vorjahr wachsen. Ein wesentlicher Faktor dabei ist das erste gemeinsame Produkt der BarmeniaGothaer, eine fondsgebundene Rentenversicherung, die seit ihrem Launch Mitte September bereits rund 170 Mio. Euro in Bruttobeitragseinnahmen verbuchen und 3.000 Verträge policieren konnte. (js)
Bild: © DKM