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Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH

110276

„Private und betriebliche Vorsorge darf nicht im schwarzen Loch der Grundsicherung verschwinden“

CDU/CSU haben am 23.06.2013 ihr Wahlprogramm verabschiedet. Auf ein Rentenkonzept hatten sich die Parteien bereits vorab verständigt. Unter anderem sollen Mütter besser gestellt werden und die Erwerbsminderungsrente verbessert werden. Wie sind die einzelnen Maßnahmen zu bewerten? Nachgefragt bei Prof. Dr. Thomas Dommermuth, FH Amberg-Weiden (Teil 1).

<p>CDU/CSU haben am 23.06.2013 ihr Wahlprogramm verabschiedet. Auf ein Rentenkonzept hatten sich die Parteien bereits vorab verständigt. Unter anderem sollen Mütter besser gestellt werden und die Erwerbsminderungsrente verbessert werden. Wie sind die einzelnen Maßnahmen zu bewerten? Nachgefragt bei Prof. Dr. Thomas Dommermuth, FH Amberg-Weiden (Teil 1)</p><p/><p>AC: Angela Merkel will in einer möglichen weiteren Legislaturperiode die Renten von Müttern verbessern. In der Sache spricht kaum jemand dagegen, allerdings wird die Finanzierbarkeit angezweifelt. Was halten Sie von dem Vorschlag der CDU/CSU?</p><p/><p>Prof. Dr. Thomas Dommermuth: Ich halte diese Maßnahmen grundsätzlich für sinnvoll, hier herrscht meiner Meinung nach Handlungsbedarf. Ich empfand es schon immer als diskriminierend, dass Mütter, deren Kinder ab 1992 geboren worden sind, pro Kind drei Jahre Kindererziehungszeit für die Rente angerechnet bekommen, während die Mütter, deren Kinder vor 1992 das Licht der Welt erblickt haben, lediglich ein Jahr bekommen. Das ist in meinen Augen auch verfassungsrechtlich nicht begründbar. Natürlich kostet das sehr viel Geld, aber es allein an einem solchen Stichtag festzumachen, halte ich für falsch. Das Wahlprogramm der CDU/CSU sieht daher einen Kompromiss vor: Steigerung von einem auf zwei Jahre. Das ist noch immer diskriminierend, jedoch ein Kompromiss zwischen Notwendigkeit und Finanzierbarkeit und ein Schritt in die richtige Richtung. Daher würde ich es begrüßen, wenn Frau Merkel das, was nun beschlossen wurde, im Falle einer Wiederwahl auch tatsächlich wahrmachen würde.</p><p/><p>AC: Nächster Punkt ist die Verbesserung der Erwerbsminderungsrente. Wie bewerten Sie die Maßnahmen?</p><p/><p>TD: 2001 wurde die gesetzliche Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeitsrente in die gesetzliche Erwerbsminderungsrente überführt, was den gesetzlichen Versicherungsschutz reduzierte. Die von mehreren Parteien beabsichtigte Heraufsetzung der Zurechnungszeit von 60 auf 62 würde die Leistungshöhe der Erwerbsminderungsrente verbessern. Das Wahlprogramm der CDU/CSU spricht weitere Verbesserungen an („spürbare Erhöhung der Rentenansprüche“), ohne diese jedoch im Detail auszuführen. Angesichts der aufgezeigten historischen Entwicklung ist das Vorhaben zu begrüßen, jedoch kann eine fundierte Stellungnahme erst erfolgen, wenn die politischen Absichten konkretisiert worden sind.</p><p/><p>AC: Heftig umstritten ist die Einführung einer Lebensleistungsrente. Ist sie gerecht?</p><p/><p>TD: Die Zuschuss- bzw. Lebensleistungsrente soll das Problem abmildern, dass jemand 40 oder mehr Jahre gearbeitet und Beiträge gezahlt hat und trotzdem vor einem Scherbenhaufen steht. Man hatte ja vor ca. einem dreiviertel Jahr vonseiten des zuständigen Ministeriums Zahlen veröffentlicht, die sehr alarmierend waren: Jemand, der gegenwärtig 2.500 Euro brutto verdient und bei späterem Altersrentenbeginn 40 Jahre gearbeitet hätte, würde trotzdem in der Grundsicherung landen (gegenwärtig: 382 Euro im Monat, für ein Ehepaar 690 Euro plus angemessene Kosten für die Wohnung). Das können wir nicht bestätigen. Wir haben die Zahlen ebenfalls berechnet und kommen bei dem genannten Einkommen auf einen höheren Betrag als die Grundsicherung. Allerdings erhalten Menschen mit deutlich geringerem Einkommen bzw. einer gebrochenen Erwerbsbiographie naturgemäß eine geringe gesetzliche Rente, die in vielen Fällen jene 690 Euro plus nicht selten unterschreiten wird (gegenwärtig rd. 2,5% der Rentenbezieher). Diese wird nach gegenwärtiger Rechtslage auf die Grundsicherung aufgestockt. </p><p/><p>Das ist natürlich sehr wenig und auch für unsere Volkswirtschaft ein Problem, wenn es immer weniger junge Menschen gibt und gleichzeitig mehr ältere mit zu wenig Geld in der Tasche. Ich halte es daher für notwendig und gerecht, wenn Menschen, die mehr als 40 Jahre Wartezeiten bei der gesetzlichen Rentenversicherung aufweisen mindestens 850 Euro erhalten. Die Finanzierung tut weh, ist aber angesichts der erwähnten volkswirtschaftlichen Dimension unbedingt erforderlich; allein durch Beiträge wird man sie auf Dauer wohl nicht stemmen können, sodass der Bundeszuschuss herhalten muss.</p><p/><p>Es darf auch die private und betriebliche Vorsorge für denjenigen, der sie vertrauensvoll abgeschlossen haben, nicht im „Schwarzen Loch der Grundsicherung“ verschwinden; das gilt insbesondere für die Riester-Versorgung, da sie besonders auf die Geringverdiener abzielt. Beispiel: Jemand kommt später mit seiner gesetzlichen Rente nicht auf das Grundsicherungsniveau der erwähnten rund 700 Euro, sondern nur auf 500 Euro. Und gleichzeitig hat er noch einen Riestervertrag abgeschlossen, der ihm im Monat 100 Euro Rente bringen würde. Da er die rund 700 Euro ohnehin erhält, verpufft die Riester-Rente vollkommen. Das heißt, er hat den Riestervertrag – und das betrifft übrigens auch alle anderen Formen privater und betrieblicher Altersleistungen – völlig umsonst abgeschlossen. Das kann nicht sein. Es kann nicht sein, dass derjenige noch bestraft wird, dafür, dass er auf Konsum verzichtet und der Politik vertraut hat. Darüber sind sich auch viele Experten einig, hier muss etwas geschehen. </p><p/><p>AC: Was ist im Gegenzug von der von der SPD proklamierten steuerfinanzierten Solidarrente von 850 Euro zu halten? </p><p/><p>TD: Nach meiner Interpretation besteht der Unterschied zum Vorschlag der CDU/CSU in der Finanzierung der Aufstockung auf jene 850 Euro. Die SPD will dieses Plus als Solidarrente ausgestalten und daher nicht über die Beiträge, sondern rein über den Bundeszuschuss und daher aus dem Steueraufkommen finanzieren. Das ist zwar eine teilweise Abkehr vom Versicherungsprinzip, ich halte es aber für geschickt, denn dadurch verteilt man die Finanzierung auf mehr Schultern und nimmt den insbesondere aus der jungen Generation der Beitragszahler kommenden Kritikern des CDU-Vorschlags, der ja bereits Teil des 2012 geplanten Rentenreformpaktes war, Wind aus den Segeln. Der SPD-Vorschlag fordert neben den mindestens 40 Jahren Wartezeit auch noch mindestens 30 Jahre Beitragszahlung; auch ich halte eine Mindestdauer der Beitragszahlung für Empfänger einer derartigen Aufstockung für richtig, da wir von jenen Menschen auch eine finanzielle Eigenbeteiligung verlangen müssen.</p><p/><p>AC: Glauben Sie, dass das umsetzbar ist? </p><p/><p>TD: Die Aufstockung auf 850 Euro war im Rentenreformpaket von 2012 bereits vorgesehen und Sie wissen, was damit passiert ist; der politische Widerstand war selbst in den eigenen Reihen der Bundesregierung groß. Außer der FDP, die ausschließlich auf Stärkung der privaten und betrieblichen Altersversorgung setzt, sind aber alle anderen Parteien für eine derartige Mindestrente, die Linken wollen sie gar bei 1.050 Euro ansetzen. Letzteres halte ich für nicht umsetzbar, die 850 Euro steuerfinanziert erachte ich hingegen für machbar.</p><p>Im morgigen Newsletter: </p><p>Prof. Dr. Thomas Dommermuth erklärt, was davon zu halten ist, dass der Deutsche Rentenversicherung Bund eine private Zuschussrente anbieten will und was nach der Wahl aus der Riester-Rente wird.</p><p/><p>Mehr zum Thema „Vorsorge“ im AssCompact TV Expertentalk <a href="http://www.asscompact.de/article/und-riester-lohnt-sich-doch/experten-t…; target="_blank" >&quot;Und Riester lohnt sich doch&quot;</a> mit Prof. Dr. Thomas Dommermuth </p><p/><p>Foto: AssCompact Redakteurin Adele Dietl im Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Dommermuth</p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/4898698F-8762-49DE-BA93-B4B7FA6AE5E3"></div>


 

AssCompact TV Expertentalk: Und Riestern lohnt sich doch

Der Bedarf an Altersvorsorge ist riesig, jedoch stellt die Postbank-Studie seit 2008 ein gesunkenes Vertrauen der Menschen zu diesem Thema fest. Prof. Dr. Thomas Dommermuth präsentiert im AssCompact TV Expertentalk Fakten zum Thema Riestern und erklärt warum sich diese Form der Altersvorsorge doch noch lohnt.

<p></p><p/><p>Zum AssCompact TV Expertentalk gelangen Sie <a href="http://www.asscompact.de/article/und-riester-lohnt-sich-doch/experten-t…; target="_blank" >hier</a>.</p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/BF32E6F1-A6D4-461C-999C-0F860ADA0A05"></div>

 

Und Riester lohnt sich doch

Prof.Dr. Thomas Dommermuth, Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH, erläutert im Experten-Talk, warum sich gerade Wohn-Riester mehr denn je lohnen kann.

<p>Prof.Dr. Thomas Dommermuth, Institut für Vorsorge und Finanzplanung, erläutert im Experten-Talk, warum sich gerade Wohn-Riester mehr denn je lohnen kann.</p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/F460FC35-216E-4265-AD51-652B22B57F9B"></div>

 

Riester-Rating 2012 ermittelt Kostentransparenz

Rund 15,5 Millionen Bundesbürger sorgen fürs Alter mit einer Riester-Rente vor. Der Großteil davon entfällt auf Versicherungen. Auch wenn zehn Jahre nach Einführung dieser Vorsorgeart der Ansturm darauf nachgelassen hat, ist die Riester-Rente noch immer die wichtigste Form staatlich geförderter Altersvorsorge.

<p>So reißt die öffentliche Debatte um Pro und Contra der Riester-Rente ebenfalls nicht ab. Vor allem der Kostenaspekt steht im Mittelpunkt der Kritik. Mit entsprechenden Maßnahmen etwa der Deckelung der Kosten im Falle eines Anbieterwechsels, der einheitlichen verpflichtenden Gestaltung eines Produktinformationsblattes oder der besseren Beteiligung der Riester-Kunden, wenn Versicherer Risikoüberschüsse erzielen, zielt das Bundeministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) darauf ab, Riester verbraucherfreundlicher zu gestalten. </p><p>Rating überprüft 78 Tarife von 58 Versicherungsunternehmen</p><p>Grund genug auch für das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) den Anbietern von Riester-Renten-Versicherungen wieder intensiv auf die Finger zu schauen und die Tarife umfassend unter die Lupe zu nehmen. In diesem Jahr hat das IVFP 78 Tarife von 58 Versicherungsunternehmen anhand von 82 Kriterien geprüft. Die Einteilung der Tarife erfolgte wie bereits im Vorjahr in klassische und fondsgebundene Produkte mit Beitragserhaltsgarantie sowie in Comfort-Tarife. Thematischer Schwerpunkt sind in diesem Jahr die Kosten bei einem Anbieterwechsel, die nach den Plänen des BMAS künftig 150 Euro nicht übersteigen dürfen. </p><p>Riester-Rating 2012: Ergebnisse und Erkenntnisse </p><p>Die diesjährigen Spitzenreiter in der Kategorie „klassisch„ sind laut IVFP Riester-Rating R+V und Allianz. Die Allianz überzeugt auch im Bereich fondsgebunden mit Garantie. Weit oben stehen hier zudem HDI-Gerling, Alte Leipziger, Stuttgarter, Volkswohl Bund sowie Continentale. Wie bereits im vergangenen Jahr befinden sich Swiss Life, PBV und Zurich Deutscher Herold wieder auf den vorderen Plätzen in der Kategorie „Comfort“. „Keine Veränderungen gab es im Hinblick auf die Transparenz für Kosten bei einer Zuzahlung. Wie im Vorjahr weisen rund 55% der Anbieter diese konkret aus“, sagt Prof. Michael Hauer, IVFP-Geschäftsführer. Verbesserungen gab es jedoch bei der Darstellung von Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten. Während 2011 gerade mal ein Viertel diese klar in Euro aufführten, sind es in diesem Jahr bereits knapp 58%. Bei fünf Tarifen sind die Kosten idealerweise sogar anhand einer Tabelle abgebildet. Bei den restlichen Produkten lassen sich diese nur mühsam ausfindig machen. Eine kleine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr gab es auch in der Darstellung der monatlichen Abschluss- und Vertriebskosten bezogen auf die monatliche Sparrate. Im aktuellen Rating sind diese bei 26% aller Tarife klar ersichtlich. Erfreulich ist, dass inzwischen 64 Produkte die Stornokosten als genauen Betrag angeben, sofern hierfür überhaupt Gebühren anfallen. Alles in allem überzeugen in diesem Jahr im Teilbereich Transparenz neben HUK Coburg, Bayern-Versicherung und R + V Versicherung auch HDI-Gerling und Allianz. </p><p>Was kostet ein Anbieterwechsel bei Riester? </p><p>Versicherungen unterliegen in der Regel einer langen Laufzeit. Daher kann es durchaus vorkommen, dass Versicherungsnehmer – aus welchen Gründen auch immer – den Anbieter wechseln (möchten). Je nachdem von welchem Versicherungsnehmer aus man wechselt, kann in diesem Moment das böse Erwachen erfolgen: mit 866 Euro ist der Volkswohl Bund trauriger Spitzenreiter im Bereich klassischer Policen. Dass es aber auch anders geht, zeigen Cosmos, Hannoversche, HanseMerkur und Alte Leipziger – bei diesen Anbietern ist der Wechsel kostenfrei. Maximal 50 Euro verlangen Heidelberger und Nürnberger. Der Großteil der Versicherer bewegt sich zwischen 50 und 100 Euro – liegt also auch immer noch unter dem von Regierungsebene geforderten Höchstbeitrag. Die Ergebnisse aus dieser Schwerpunktuntersuchung fließen in den Teilbereich Rendite ein. Im Vergleich zu 2011 haben sich die Renditewerte im klassischen Bereich um 0,2 verschlechtert – nicht zuletzt aufgrund der Senkung des Höchstrechnungszinses zu Beginn des Jahres. </p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/9358500A-6258-48AF-9339-7D12CA59A98E"></div>