AssCompact suche
Home

Investment

Amundi senkt Verwaltungskosten für zahlreiche ETFs

Amundi, der größte europäische Vermögensverwalter, hat im Rahmen des Preiskampfs im Fondsgeschäft seine Verwaltungskosten für einige seiner ETFs gesenkt. Das Unternehmen will dadurch Kosteneinsparungen an seine Kunden weitergeben.

Der französische Asset-Manager Amundi reduziert für einige seiner ETFs die Verwaltungskosten. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Hintergrund sei demnach, Kunden von Skaleneffekten profitieren lassen zu wollen.

Amundi-ETFs werden günstiger

Insgesamt 22 der über 300 börsengehandelten Indexfonds werden im Rahmen der Gebührensenkung günstiger, so Amundi. Sie gilt u. a. für ETFs auf US- und Euro-Aktien bspw. den S&P 500 und den EURO STOXX 50, mit und ohne ESG-Komponente, sowie US-Staats- und Euro-Unternehmensanleihen. Die stärkste Reduktion dürfte der Amundi MSCI Japan ESG Climate Net Zero Ambition CTB UCITS ETF EUR Acc erfahren. Dieser hatte vorher eine TER von 0,45% p. a., jetzt nur noch 0,15% p. a.

Amundi senkt Verwaltungskosten für zahlreiche ETFs

Möglich seien die Senkungen durch die Größenvorteile von Amundi, wodurch das Unternehmen Kosteneinsparungen an seine Kunden weitergeben könne. „Wir wissen, wie wichtig Kosteneffizienz bei Investitionen ist. Daher werden die Gebührensenkungen Anlegern helfen, ihre Anlageziele zu erreichen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen“ erläutert Benoit Sorel, Global Head of Amundi ETF, Indexing & Smart Beta die Kostensenkungen. (mki)

Grafik: © Amundi Asset Management; Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com

 

Viele VL-Berechtigte wissen nicht, dass sie förderberechtigt sind

Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die im Auftrag von Union Investment durchgeführt wurde, weiß eine beachtliche Anzahl an Menschen, die beim Sparen mit vermögenswirksamen Leistungen förderberechtigt sind, nichts von ihrem Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage.

Im Zuge des Zukunftsfinanzierungsgesetz wurde die Förderung bei vermögenswirksamen Leistungen (VL) zum Jahresbeginn 2024 deutlich ausgeweitet. Die Grenze für die Förderung verdoppelte sich auf ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 40.000 Euro für Alleinstehende und 80.000 Euro für Verheiratete/Lebenspartnerschaften.

Allerdings sei diese massive Ausweitung weitgehend unbekannt, wie nun eine aktuelle, repräsentative Forsa-Umfrage zeigt, die ursprünglich Union Investment in Auftrag gegeben hatte. Dementsprechend war vielen förderberechtigten Befragten nicht bekannt, dass sie eigentlich einen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage hätten.

Ausweitung der Förderung bei VL weitgehend unbekannt

85% der Befragten wussten laut der Mitteilung von Union Investment zur Umfrage nichts von der Ausweitung der Förderung. Entsprechend gaben rund 60% der VL-Berechtigten an, keinen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage zu haben. Dies dürfte allerdings bei den meisten eine Fehleinschätzung sein, denn durch die Gesetzesänderung stieg die Zahl der anspruchsberechtigten Personen laut einer Berechnung von empirica von knapp 8 Millionen auf nun rund 21 Millionen Arbeitnehmer, so Union Investment.

Kerstin Knoefel, Leiterin Privatkunden bei Union Investment, schätzt, dass nun 70% aller Arbeitnehmer einen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage hätten. Die Tatsache, dass die Ausweitung der Fördergrenzen nahezu unbekannt sei, sei „fatal“, da die Menschen dadurch bis zu 480 Euro verschenken würden.

Steigendes Einkommen zieht häufigeres VL-Angebot nach sich

Erfreulich sei der hohe Bekanntheitsgrad vermögenswirksamer Leistungen. Bei der Befragung gaben nahezu alle Befragten (95%) an, diese Sparform zu kennen. Bei 72% der Menschen bot der Arbeitgeber VL an. Auffällig war hierbei der Unterschied zwischen den Einkommen. Bei Beschäftigten mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 3.500 Euro boten 67% der Arbeitgeber VL an. Bei den Befragten mit einem Einkommen von mehr als 5.000 Euro im Monat waren es hingegen 89% der Arbeitgeber.

Jeder dritte Arbeitnehmer nutzt die vom Arbeitgeber angebotenen VL nicht

Fragte man die Umfrageteilnehmer, deren Arbeitgeber VL anbietet, ob sie einen entsprechenden VL-Vertrag besitzen, bejahten dies 63%. 3% gaben sogar an, mehrere Verträge abgeschlossen zu haben. Dies bedeute laut Knoefel jedoch im Umkehrschluss, dass knapp jeder dritte Arbeitnehmer die angebotene Leistung nicht in Anspruch nehme. Vermutlich liege dies an der Unkenntnis über die Funktionsweise von VL oder nicht ausreichender Finanzbildung. Arbeitgeber und Banken müssten hier die Beratung intensivieren. (mki)

Zur Umfrage

Das Marktforschungsinstitut Forsa hat im April 2024 im Auftrag von Union Investment 1.002 Menschen im Alter von 16 bis 67 Jahren befragt (VL-Berechtigte, ohne Selbständige/Freiberufler). Die Befragten nahmen an einer Online-Umfrage teil und konnten sich Zeit und Umgebung der Bearbeitung selbst aussuchen. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100% addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.

Bild: © peshkova – stock.adobe.com

 

Diese Chancen und Risiken bietet KI in der Finanzbranche

Künstliche Intelligenz ist auch in der Investmentbranche eine anhaltend dominante Thematik. Der Online-Asset-Manager Mintos hat zusammengetragen, welche Chancen und Herausforderungen KI für die Investmentbranche birgt – vom einzelnen Anleger bis zu Finanzunternehmen.

Was verändert sich durch die neuen, intelligenten Anwendungen, die im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) derzeit entstehen? Welche Chancen und Herausforderungen stehen für einzelne Anleger, in der täglichen Arbeit des Portfoliomanagements sowie für Finanzunternehmen generell ins Haus?

Orientierung bei diesen Fragen soll ein Überblick über die Vor- und Nachteile von KI-Anwendungen für die Investmentbranche liefern, zusammengestellt von Martins Sulte, CEO und Mitgründer der Multi-Asset-Plattform Mintos.

Fünf Vorteile von KI-Einsatz in Investment und Finanzen

Zum einen könne KI große Datenmengen aus verschiedenen Datenquellen analysieren, darunter Finanznachrichten, Marktdaten, Wirtschaftsdaten und mehr. Diese Analyse könne Anlegern dabei helfen, Muster, Trends und Anlagemöglichkeiten zu erkennen, die mit einer manuellen Analyse so nicht möglich wären. Im Portfoliomanagement eröffne die KI damit neue Möglichkeiten durch höhere Effizienz, Genauigkeit und Zugänglichkeit.

Weiterhin könne die KI mithilfe fortschrittlicher Algorithmen historische Daten und Echtzeitdaten verarbeiten, um Bewegungen auf den Finanzmärkten vorherzusagen. Obwohl sie keine perfekten Vorhersagen garantieren könne, so Mintos, könne sie Portfoliomanagern und Anlegern wertvolle Informationen liefern, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Eine weitere Chance durch KI: Die Systeme könnten zur automatischen Verwaltung von Anlageportfolios auf der Grundlage der Ziele eines Anlegers, seines Risikoprofils und der Marktbedingungen eingesetzt werden. Dies könne die Auswahl von Anlagen, den Ausgleich des Portfolios und eine Neuausrichtung als Reaktion auf Marktveränderungen umfassen.

Weiterhin würden Algorithmen den Handel beschleunigen. KI könne mithilfe komplexer Algorithmen Hochfrequenzgeschäfte durchführen, um Arbitragemöglichkeiten zu erkennen und kleine Preisbewegungen auf den Finanzmärkten auszunutzen. Diese Art des Handels könne schneller und effizienter durchgeführt werden als der manuelle Handel.

Zu guter Letzt könne KI zur Aufdeckung und Verhinderung von Finanzbetrug eingesetzt werden, indem sie Anomalien in Daten oder Verhaltensmustern identifiziert, die auf betrügerische Aktivitäten hindeuten könnten.

Diese Herausforderungen birgt der Einsatz von KI

Eine der größten Herausforderungen sei Mintos zufolge der Schutz der persönlichen Daten der Kunden. Der Einsatz von KI-Systemen zur Kundenbewertung und zum Angebot personalisierter Dienstleistungen erfordere Transparenz und Kontrolle über die Datenverarbeitung. Ohne angemessene Transparenzmechanismen verstünden die Kunden möglicherweise nicht vollständig, wie ihre Daten verwendet werden und welche Entscheidungen auf dieser Grundlage getroffen werden.

Auch könnten Algorithmen Fehler verursachen. Die Verwendung von Algorithmen zur Erstellung von Kundenprofilen könne das Risiko der Diskriminierung mit sich bringen. Wenn die Daten, die zum Trainieren der Algorithmen verwendet werden, nicht repräsentativ sind oder wenn die Algorithmen selbst nicht richtig kalibriert sind, könne es laut Mintos zu unfairen Ungleichheiten bei Finanzentscheidungen kommen, etwa bei der Bewilligung von Krediten oder beim Angebot von Finanzprodukten.

Ein weiteres Risiko ist die Cybersicherheit. KI-Systeme, die zur Analyse großer Mengen von Finanzdaten eingesetzt werden, müssen vor externen Bedrohungen wie Hackern und Sicherheitsverstößen geschützt werden. Darüber hinaus müsse die Integrität der Algorithmen selbst sichergestellt werden, um Manipulationen oder Eingriffe zu vermeiden, die die Verlässlichkeit von KI-gestützten Finanzentscheidungen beeinträchtigen könnten.

Und schließlich könnte die breite Einführung von KI-Systemen zu plötzlichen und unvorhergesehenen Veränderungen der Finanzmarktdynamik führen – mit dem Risiko von Destabilisierung und Systemkrisen. (mki)

Bild: © MangKangMangMee – stock.adobe.com

 

Forum Nachhaltige Geldanlagen sorgt sich um Rechtsruck

Seit 2005 analysiert der alljährlich erscheinende Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen die Trends nachhaltigkeitsbezogener Investitionen in Deutschland und Österreich. Am Donnerstag hat das FNG seine aktuelle Fassung veröffentlicht – und befürchtet eine Anti-ESG-Bewegung.

542,6 Mrd. Euro – so viel Volumen nachhaltiger Geldanlagen erfasst der diesjährige Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) für Deutschland. 89,2 Mrd. Euro wurden derweil für Österreich erhoben. Seit 2005 erscheint der Marktbericht, der die Trends nachhaltigkeitsbezogener Investitionen in den beiden Ländern untersucht.

Zentrale Erkenntnisse gibt es dieses Jahr mehrere. U. a. wurde in diesem Jahr erstmalig die Berücksichtigung von Biodiversität erfasst. Dabei zeigte sich, dass ein Drittel der befragten Finanzunternehmen derzeit Biodiversitätsrisiken in ihre Investmentprozesse integriert. Zahlreiche Studien, u. a. der OECD, warnen laut FNG-Mitteilung, dass sich der Rückgang von Biodiversität und der damit verbundenen Ökosystemleistungen negativ auf die Wertentwicklung von Finanzprodukten auswirken könne. Unter Biodiversität wird nicht nur die Vielfalt von Arten und Genen, sondern auch die Vielfalt von Ökosystemen verstanden.

Soziale Themen vermehrt im Fokus

Auch soziale Themen rücken vermehrt in den Fokus bei Finanzunternehmen, so das FNG. Bisher werde vor allem in der EU-Regulierung vorrangig das „E“ in ESG adressiert. Der diesjährige Marktbericht zeigt, dass Finanzmarktteilnehmende sich zum Teil bereits mit Sozialthemen auseinandergesetzt haben. Sie geben an, bei der nachhaltigen Kreditvergabe soziale Schwerpunkte zu setzen, wobei 54% der Befragten die Datenlage im Bereich Soziales als unzureichend bis völlig unzureichend empfinden. Dies spreche für die Entwicklung eines Social Investment Frameworks.

Sorgen vor Rechtsruck und Anti-ESG-Bewegungen

Eine Vielzahl der Befragten gab laut FNG in der aktuellen Umfrage mit Blick auf die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen auch politische Sorgen an. Die Befragten befürchten hauptsächlich einen möglichen Rechtsruck und Anti-ESG-Bewegungen, die eine Abkehr von nachhaltigen Geldanlagen zur Folge haben könnten. Die im Frühjahr befragten Teilnehmenden der Erhebung äußerten die Sorge, dass die Wahlen in der EU im Juni und den USA im November die politischen Mehrheiten zugunsten rechter Parteien verschieben könnten. Vor allem seien es diese Parteien, die sich als politische Anti-ESG-Bewegungen verstehen und den menschengemachten Klimawandel verleugnen.

Laut FNG-Vorstandsvorsitzendem Marian Klemm stellen diese politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eine Herausforderung für die nachhaltige Investmentbranche dar. Dem gelte es einen aufklärenden, auf Augenhöhe angesiedelten Diskurs entgegenzusetzen, um wissenschaftliche Fakten angemessen zu vermitteln und populistischen Bewegungen sowie Desinformationskampagnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, so Klemm.

 

Forum Nachhaltige Geldanlagen sorgt sich um Rechtsruck

 

Wachstumsprognose für nachhaltige Geldanlagen

Auf das Jahr 2024 blicken die Befragten allerdings trotz regulatorischer und politisch-gesellschaftlicher Unsicherheit positiv: 82% der Befragten erwarten demnach ein Wachstum nachhaltiger Geldanlagen für 2024. Diese positive Prognose verdeutliche das anhaltende Vertrauen in die Bedeutung und Rentabilität nachhaltiger Investments.

Weitere Trends: Fokus auf Europa und Ausschluss von Rüstungsunternehmen

Ein weiteres Ergebnis des diesjährigen FNG-Marktberichts: Rüstungsunternehmen stehen auf der Liste der Ausschlusskriterien an vorderster Stelle, gefolgt von Verstößen gegen Menschen- und Arbeitsrechte sowie fossiler Energie. Damit habe sich ein Wandel in den letzten Jahren vollzogen. Vor fünf Jahren lag der Fokus bei den Ausschlusskriterien noch auf Governance-Aspekten. Der Ausschluss von fossilen Energien rangierte im vergangenen Jahr noch auf Platz 9.

In der Erhebung zeigt sich zudem, dass deutsche Investorinnen und Investoren einen starken Fokus auf eine europäische Titelauswahl legen. Mehr als zwei Drittel (72%) machten europäische Assets in den Finanzprodukten bei den Befragten in Deutschland im Jahr 2023 aus. Dies spiegle laut FNG die geografischen Präferenzen, das Vertrauen in die europäischen Märkte, aber auch die eventuell noch unzureichende Datenabdeckung in den Emerging Markets wider.

Bild: © Yuliia – stock.adobe.com

 

Private Equity: Wichtige Alternative zu den öffentlichen Märkten

Diversifikation ist eine essenzielle Komponente bei der Geldanlage. Doch welche Anlageklassen greift man sich? Möglichkeiten gibt es viele, auch abseits der Börse. Eine davon könnte künftig u. a. durch die neue ELTIF-Regulierung einen Aufwind erfahren: Private Equity. Was sind die Vor- und Nachteile?

Ein Beitrag von Stefan Becker, Senior Vice President und Relationship Manager Intermediaries bei Neuberger Berman

Private Equity („PE“) ist eine Investition in ein Unternehmen, das sich in Privatbesitz befindet. Private Unternehmen gibt es in allen Branchen, in nicht-­zyklischen wie der Industrie, zyklischen wie Verbrauchsgüter oder aufstrebenden wie Technologie. Auch gibt es sie in allen Größen, von Start-ups und Risikokapital bis hin zu kleinen, mittelgroßen und sogar großen, etablierten Unternehmen.

Private Equity etabliert sich in den Portfolios

In der Vergangenheit wurde Private Equity hauptsächlich für institutionelle Anleger oder sehr wohlhabende, vermögende Privatpersonen eingesetzt. Dies war vor allem auf hohe Mindestinvestitionen und strenge Zulassungsvoraussetzungen zurückzuführen.

Da sich Private Equity weiterentwickelt und sich die Regulierung geändert hat, ist die Anlageklasse mittlerweile zugänglicher geworden. Heute ist PE in den Portfolios von Institutionen, Intermediären und Privatpersonen weltweit zu finden. Die Gesamtallokationen in PE-Anlagen sind ebenfalls gestiegen. Der Sektor hat sich von einer kleinen, spezialisierten Allokation innerhalb eines Portfolios zu einer Kernbeteiligung für alle Anlegertypen entwickelt.

Die zunehmende Akzeptanz von Privatmärkten ist weitgehend auf ein wachsendes Verständnis der Anlageklasse und des Gesamtwerts, den sie für ein Portfolio bringt, zurückzuführen. Weitere wachstumsfördernde Faktoren sind die Zunahme von Produktanbietern, die regulierte und liquidere Anlagevehikel entwickeln, sowie neue Technologien, die Investitionen erleichtert haben. Ein Hauptgrund für das Wachstum der Anlageklasse ist ihre Funktion, die sie in ein Portfolio einbringen kann. Zum Beispiel:

Diversifikation

Das Anlageuniversum für Private-Equity-Anlagen ist groß und nicht über die öffentlichen Märkte zugänglich. Das macht PE zu einer guten Ergänzung zu einer öffentlichen Allokation. Es bietet Anlegern Zugang zu mehr Unternehmen als den öffentlichen Märkten, und das ohne Überschneidungen. In den USA beispielsweise machte PE im Jahr 2023 fast zwei Drittel des investierbaren Universums aus, gemessen an der Anzahl der Unternehmen. Um sich in der breiteren US-Wirtschaft zu engagieren, muss man sich in PE engagieren, da die öffentlichen Märkte nur einen kleinen Teil des gesamten US-Unternehmensuniversums ausmachen.

Eine weitere Möglichkeit, wie PE zur Diversifizierung beitragen kann, ist das Engagement in Unternehmen unterschiedlicher Größe. Das durchschnittliche Private-Equity-Unternehmen ist kleiner als der Median der börsennotierten Unternehmen. Mit anderen Worten: Die öffentlichen Märkte bieten ein Engagement in Large-Cap-Unternehmen, aber nicht so sehr in Small-Cap-Unternehmen, bei denen der größte Teil des Zugangs nur durch PE-Investitionen erreichbar ist. Auch bleiben Unternehmen länger privat, gehen nie an die Börse oder nehmen mehr privates Vermögen auf, um zu wachsen. Wenn Unternehmen länger privat bleiben, sind die Bewertungen tendenziell viel höher, wenn sie später an die Börse gehen. Als solches kann PE potenziell Zugang zu erfolgreichen Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Lebenszyklus bieten.

Die Fähigkeit, Werte freizusetzen

PE hat die Fähigkeit, Veränderungen in den zugrunde liegenden Portfoliounternehmen zu beeinflussen, die den Wert der Investition und damit die Rendite für die Anleger steigern können. Die erste Gelegenheit bietet sich beim Kauf – auf den öffentlichen Märkten hat jeder den gleichen Zugang zu Chancen und Informationen. Für PE ist der Markt weniger effizient – wenn Sie einen Informationsvorsprung haben, können Sie bessere Entscheidungen darüber treffen, was Sie kaufen, wie viel Sie bezahlen und wie Sie dafür bezahlen. Während der Haltedauer haben öffentliche Anleger nur begrenzte Möglichkeiten, Änderungen vorzunehmen.

PE-Investoren hingegen haben die Kontrolle über die Unternehmen, in die sie investieren, was es ihnen ermöglicht, operative und strukturelle Verbesserungen in den Unternehmen vorzunehmen. Das steigert die Erträge und macht diese Unternehmen grundsätzlich wertvoller. Es gibt auch relativ gesehen weniger Bürokratie, wenn es darum geht, diese Änderungen umzusetzen. Beispiele für Wertschöpfung können die Implementierung eines neuen Managements sein, Software und Technologie, Partner in der Lieferkette oder ein vollständiger Turnaround des Unternehmens. Private-Equity-Firmen schaffen einen greifbaren Wert, der das Unternehmen dann wertvoller macht. Die Langfristigkeit von PE-Strukturen ermöglicht es Managern, nicht nur den Zeitpunkt des Kaufs, sondern auch den Zeitpunkt des Verkaufs zu planen, um das Renditepotenzial zu maximieren. Sie können auch wählen, wie sie verkaufen möchten – zum Beispiel über einen Börsengang oder einen strategischen Verkauf.

Starke relative Performance

Private-Equity-Anlagen stellen über Marktzyklen hinweg eine attraktive Anlagemöglichkeit dar und haben sich langfristig im Durchschnitt um mehrere Hundert Basispunkte besser entwickelt als die öffentlichen Märkte. Fonds des ersten Quartils weisen eine noch stärkere Outperformance auf. Insgesamt gesehen kann das Gesamtrisiko-Rendite-Profil des Portfolios durch die Aufnahme von Privatmärkten verbessert werden.

ELTIF-Regulierung

Wie bei den meisten Anlagen gibt es auch bei Investitionen in Privatmärkte Risiken. Die Anlageklasse ist in der Regel illiquide und es gibt eine gewisse Ungenauigkeit bei den Bewertungen, die oft nur vierteljährlich und mit Verzögerung verfügbar sind. Auch das Cash-­Management kann für manche eine Herausforderung sein, da PE das Kapital in der Regel nicht sofort investiert, sondern es im Laufe der Zeit „abruft“ und Ausschüttungen unvorhersehbar sein können.

Neuere Strukturen haben jedoch versucht, diese Herausforderungen zu reduzieren. So ist beispielsweise der European Long-Term Investment Fund („ELTIF“) ein europaweites System, das einem breiteren Spektrum von Anlegern, einschließlich Kleinanlegern, den Zugang zu Private Equity ermöglicht. Dies erfolgt über eine regulierte und transparente Struktur, die über ausgewählte Banken verfügbar ist. Zu den Vorteilen von ELTIF-Vehikeln gehören eine niedrige Mindestzeichnung, vereinfachte Zeichnungsprozesse sowie kürzere Anlagezeiträume und -laufzeiten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Egor – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Neuberger Berman

 
Ein Artikel von
Stefan Becker

Flossbach von Storch: So sollte man die Asset-Klassen aufteilen

Die Consilium Vermögensmanagement GmbH hat zum dritten Mal das „Consilium Investment Barbecue“ veranstaltet. Dabei war auch Philipp Vorndran, langjähriger Investment-Experte bei Flossbach von Storch. Er gab einige Tipps zur Portfoliozusammenstellung.

Bei den Fondsgesellschaften rückt Multi-Asset wieder stärker in den Fokus. Denn gerade in solch volatilen Zeiten wie den aktuellen kann es empfehlenswert sein, etwas über den Tellerrand zu schauen und sich nicht nur auf Aktien zu konzentrieren – auch wenn diese einen großen Anteil im Portfolio haben sollten.

Philipp Vorndran, seit 2021 Partner bei Flossbach von Storch und langjähriger Experte des Vermögensverwalters, hielt jüngst einen Vortrag mit dem Titel „Bauchschmerzen?“ beim dritten Consilium Investment Barbecue, einer Grillveranstaltung der Consilium Vermögensmanagement GmbH für die Investmentbranche.

Anlagetipps von Flossbach von Storch

„An Aktien führt kein Weg vorbei“, so lautet die Kernaussage des Fachvortrags von Philipp Vorndran. Um den Wert seines Vermögens zu erhalten, empfiehlt der Experte, etwa 70% in Aktien und Immobilien zu investieren. Bezüglich Anleihen merkt Vorndran an, dass in Europa derzeit keine hohen Renditen zu erzielen seien, wohingegen die Situation in den USA etwas besser aussehe. Vorndran sieht Anleihen im Jahr 2024 als eine Alternative zu Aktien, insbesondere für diejenigen, die einen stabilen und prognostizierbaren Ertrag suchen.

Auch Gold sollte bei einer Multi-Asset-Strategie nicht fehlen. Vorndran empfiehlt je nach Risikoprofil eine Beimischung von 5 bis 10%.

Gastgeber Boris Fahle, Geschäftsführer der Consilium Vermögensmanagement GmbH, war mit dem Verlauf der Veranstaltung, auf der über 70 Gäste vertreten waren, sehr zufrieden. Auch der wohltätige Zweck stand im Fokus, die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, das „Schulranzen-Projekt“ der Stiftung Kinderglück zu unterstützen. (mki)

Bild: Philipp Vorndran (links), Boris Fahle (rechts); © Consilium Vermögensmanagement GmbH

 

Können Privatanleger den Markt besser vorhersagen als Experten?

Marktausblicke und -einschätzungen geben Börsenexperten tagtäglich ab – manchmal stimmen sie, manchmal nicht. Der Berliner Finanzdienstleister growney hat jetzt die Prognosen der Experten mit denen von Privatanlegern verglichen und festgestellt: Die Privatanleger haben keinen schlechten Blick.

Die Börsenprognosen der Experten für das Jahr 2024 hat der Deutsche Aktienindex (Dax) stellenweise schon überboten. Aktueller Höchststand, erreicht am 15. Mai: 18.892 Punkte. Ganz ähnlich sieht es beim S&P 500 und dem Nasdaq 100 aus.

Natürlich sind Prognosen immer ein Blick in die Glaskugel – und die sieht für gewöhnlich eher milchig und undurchsichtig aus. Nichtsdestotrotz erhofft man sich gerade bei Experten eine vielleicht etwas bessere Vorausschau. Doch auch diese muss nicht zwangsläufig „richtiger“ sein, wie eine neue Auswertung des Vermögensverwalters growney aus Berlin zeigt. Denn 340 Privatanleger mit einem growney-Account lagen 2023 mit ihrem Tipp näher an der tatsächlichen Börsenentwicklung als die Erwartungen der Analysten. Einem Hamburger Anleger gelang sogar fast ein Volltreffer. Sein Tipp lag nur um 0,64 Punkte vom Dax-Schlussstand 2023 entfernt (16.751,64 Punkte).

Aktienmärkte: Die Stimmung bei den Anlegern

Für 2024 und 2025 hat der Vermögensverwalter nun die Teilnehmer mit den besonders guten Tipps erneut um ihre Erwartungen für die weitere Kursentwicklung gebeten. Und die Stimmung scheint sehr positiv zu sein. Denn nur eine Minderheit erwartet, dass wichtige Aktienmärkte sich bis Ende 2025 negativ entwickeln. Für den Dax befürchten das 7,8% der Befragten, beim Technologieindex Nasdaq 100 sind es 3,9% und für den breiten US-Index S&P 500 sogar nur 2,1%.

Starker Anstieg der Börsenkurse erwartet

Im Durchschnitt erwarten die Befragten einen starken Anstieg in den Jahren 2024 und 2025. Für den Dax wird bis Ende Dezember 2025 ein Anstieg um 20,8% erwartet. Beim Nasdaq 100 sind es sogar 24,6%. Den stärksten Anstieg erwarten die Privatanleger beim S&P 500, nämlich knapp 30,7%. Auffällig dabei ist, dass der erwartete Anstieg der Börsenkurse 2024 deutlich stärker ist als im kommenden Jahr.

Prognosen fürs Jahresende 2024 und 2025

Daraus ergeben sich für die jeweiligen Schlussstände zum Jahresende folgende Durchschnittsprognosen: Für den Dax erwarten die Anleger zum Jahresende 2024 einen Endstand von rund 18.996 Punkten, ein Jahr später dann 20.233 Punkte. Beim S&P 500 wird bis Jahresende ein Anstieg auf 5.636 Punkte erwarten, zum Jahresende 2025 dann rund 6.232 Punkte. Und für den Nasdaq 100 rechnen die Befragten zum letzten Börsentag im Dezember 2024 mit 19.350 Punkten, bis Ende 2025 mit 20.959 Punkten.

Systematisch und entspannt zum Erfolg

Laut growney sei es „nicht ungewöhnlich“, dass es Privatanlegern gelingt, bessere Voraussagen zu treffen als Analysten. Für relativ kurze Zeiträume wie ein bis drei Jahren gelinge es selbst den Profis von Banken und Investmenthäusern deshalb nicht, bessere Vorhersagen zu treffen als eine Gruppe von Privatanlegern. Auch bei aktiven Aktienfonds lasse sich das immer wieder beobachten, deren Ziel es ist, eine bessere Investmententscheidung zu treffen als der Gesamtmarkt. Nur einem kleinen Teil der Fondsmanager gelinge es, eine Outperformance zu erzielen.

Wer systematisch ein finanzielles Ziel verfolgt, der muss sich um kurzfristige Kursschwankungen keine Sorgen machen, so growney, denn an den Aktienmärkten zeige sich immer wieder, dass auf Schwächephasen schnell wieder ein Anstieg folge, von dem Anleger entsprechend profitieren können. Dementsprechend zahle sich konstantes Investieren also aus. Auch die aktuelle Phase sei hierfür ein gutes Beispiel: Dass die Börsenentwicklung aktuell neue Rekordstände erreicht, hätte vor rund zwei Jahren kaum jemand gedacht. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 prägten die Sorge vor hohen Energiepreisen, Inflation, einer Wirtschaftskrise und einer Ausweitung der Angriffe die Stimmung an den Aktienmärkten. (mki)

Bild: © fizkes – stock.adobe.com

 

Trend zum passiven Investieren: Experten sind besorgt

Das passive Investieren in börsengehandelte Indexfonds wird zunehmend beliebter. Doch damit sind nicht alle zufrieden – manch einer ist sogar besorgt, wie beispielsweise die „Investment Professionals“ der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management.

Die Volumina passiver Aktienfonds steigen. Vor allem in den jüngeren Generationen erfreuen sich börsengehandelte Indexfonds (ETFs) immer größerer Beliebtheit, auch durch das Aufkommen der Neobroker wie Scalable Capital und Trade Republic. In den USA beispielsweise hatten die ETFs Ende 2023 ein größeres Volumen als aktiv verwaltete. Und auch der Fondsverband BVI meldete für das erste Quartal 2024 in Deutschland bei ETFs Zuflüsse von 5,4 Mrd. Euro, während bei aktiv gemanagten Fonds 1,6 Mrd. Euro abgeflossen waren.

ETFs bieten zugegebenermaßen diverse Vorteile, allen voran aber die sehr breite Streuung in tausende Aktien bei zugleich geringen Gebühren. Ziel ist dabei, den über Jahrzehnte hinweg stetig wachsenden Markt zu kaufen – nicht, ihn zu schlagen, wie aktive Fondsmanager es versuchen. Ob dies im großen Maße auch wirklich zum Erfolg führt und auch gut für die Wirtschaft ist, daran scheiden sich die Geister. Zweifel haben offenbar auch die Experten der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). In der „Monatsfrage“ im Mai geben diese ihre Einschätzung zu den Auswirkungen der steigenden Popularität des passiven Investierens.

Negative Liquiditätswirkungen befürchtet

Seit mehr als zehn Jahren gilt laut DVFA das Augenmerk auch von Aufsehern wie dem Financial Stability Board (FSB), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) besonders den Liquiditätswirkungen passiver Anlageformen, gerade in Krisenzeiten. Auch über 40% der DVFA Investment Professionals erwarten negative Folgen für die Marktliquidität infolge des weltweit gestiegenen passiv verwalteten Vermögens. Immerhin 32% jedoch nehmen positive Effekte an, 28% sehen keine Auswirkungen. Skeptisch gesehen werden vor allem getriggerte „Herdeneffekte“ passiver Fonds, sobald Kauf- und Verkaufsschwellen überschritten werden.

Erhöhte Korrelation und Konzentration bei Einzeltiteln erwartet

Folgerichtig wurde auch nach den Wirkungen auf Korrelationen und Konzentrationen bei Einzeltiteln gefragt. Hier war das Ergebnis eindeutig: Zwei Drittel (67%) der Teilnehmer sehen erhöhte Korrelationen, vor allem aber Konzentrationen als Folge der immer höheren passiv verwalteten Vermögen. Viele Teilnehmer sehen diese Entwicklung vor allem für dominante, im Index „schwere“ Werte sehen und weniger für die kleineren Titel.

Höheres Marktrisiko?

Infolgedessen sehen 59% ein erhöhtes Gesamtrisiko, d. h. vor allem eine größere Marktvolatilität, insbesondere in Abschwungphasen. Keine bzw. sich gegenseitig ausgleichende Effekte erwartet ein Drittel der Investment Professionals. Eine gewisse Tendenz zur Überbewertung könne allein schon durch stetige Nachfrage passiv verwalteter Fonds entstehen. Und umgekehrt kann durch passive Fonds in Krisenzeiten der bekannte „Drehtüreffekt“ deutlich verstärkt werden, so bei negativen Meldungen, plötzlich gehäuften Anteilsrückgaben respektive Portfolioumschichtungen. Das gelte laut DVFA für auf Spezialthemen gerichtete Indexprodukte. Als während der griechischen Staatsschuldenkrise die Athener Börse Mitte 2015 vorübergehend geschlossen war, warnten auch bekannte Investoren wie Carl Icahn und Bill Gross vehement vor den Folgen der ETFs, insbesondere vor einer „Liquiditätsillusion“ und dem plötzlichen Austrocknen der Märkte.

Deutlich entspannter sehen die Teilnehmer einen möglichen direkten (generischen) Effekt der passiv verwalteten Vermögen auf die Attraktivität von Börsengängen. 59% erkennen hier keine Auswirkungen, eher negativen Folgen für IPOs erwarten indessen 28%, positive Wirkungen nur 13%. Dies ist der DVFA zufolge insofern interessant, als frisch börsennotierte Aktien in der Regel noch in keinem Index enthalten und somit von Indexprodukten ausgeschlossen sind. Insbesondere Small Caps könnten daher bei zunehmend passiv verwalteten Vermögen tendenziell Nachteile haben.

„Unverzichtbar“

Für Ingo R. Mainert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA, sei es zu befürchten gewesen, dass eine Mehrheit der Investment Professionals die Zunahme passiv gemanagter Fonds eher mit negativen Folgen – höhere Konzentration und Volatilität – verbindet. „Das gilt vor allem für schwierige, krisenhafte Marktsituationen, und wenn man die Sache extrem denkt“, kommentiert er die Umfrage. Denn würden sämtliche Anlagegelder in passiven Indexprodukten liegen, gäbe es keine fakten- und datengetriebene mikroökonomische Preisbildung mehr. Die Asset-Preise könnten durch die Zuflüsse immer nur steigen. Für eine funktionierende Marktwirtschaft seien daher Research, Datenanalyse, menschliche Erfahrung und vorausschauendes, aktives und wirkungsorientiertes Fondsmanagement „unverzichtbar“.

Mainerts Fazit: „Der Begriff ‚passiv gemanagtes Produkt‘ ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Natürlich sind diese Instrumente nützliche Elemente des Kapitalmarktes, bringen den Anlegern durch Skalierungseffekte Vorteile hinsichtlich der Kosten und erleichtern die Diversifizierung. Aber ich sehe durch die jetzt erreichten Größenordnungen doch ein paar Risse im Ökosystem der Märkte und auch Gefahren für die Kapitalallokation.“ Mainert verweist außerdem auf mehrere Studien, u. a. kürzlich von der Frankfurter Goethe-Universität, die darauf hindeuten, dass Preise einer Asset-Klasse oder eines Einzelwerts durch den Passivtrend stärker von der Gewichtung in einem Index abhängen. Unternehmensspezifische Fundamentaldaten und dadurch generierte Preissignale würden tendenziell an Bedeutung verlieren, so Mainert, was volkswirtschaftlich problematisch und am Ende „vielleicht sogar nachteilig für die Finanzstabilität“ sei. (mki)

Bild: © Vanz Studio – stock.adobe.com

 

So relevant ist die Europawahl für die Märkte

Die Wahl zum Europäischen Parlament steht vor der Tür. Derartige Entscheidungen haben oft weitreichende Konsequenzen – nicht nur rein politische, sondern auch wirtschaftliche. Die DWS hat dies zum Anlass genommen, die möglichen Auswirkungen der Wahl auf die Märkte auszuarbeiten.

Schon bald, am zweiten Juniwochenende, werden die Kreuzchen gesetzt – das Europäische Parlament lädt ein zur Wahl. Ein wegweisendes Ereignis in mehrfacher Hinsicht, weswegen auch die Weltwirtschaft gespannt auf die Ergebnisse und vor allem deren Auswirkungen blickt. So z. B. auch die DWS, Asset-Manager-Tochter der Deutschen Bank, die in einer Pressemitteilung versucht, aufzuzeigen, mit welchen Auswirkungen bei der Europawahl am 09.06.2024 zu rechnen sein könnte.

Eher lang- als kurzfristig

Ganz generell dürfte die Wahl der Einschätzung der DWS zufolge keinen „merklichen Einfluss“ auf den Finanzmarkt haben. Das leite sich aus dem ab, was im Nachgang der Europawahlen der vergangenen Dekaden zu beobachten gewesen sei. Weder habe im Zeitraum um die jeweiligen Wahlen der Economic Policy Uncertainty Index, als Maßstab für die zu messende Unsicherheit, merkliche Ausschläge aufgewiesen, die Volatilität von Dax und EuroStoxx habe sich ebenfalls wenig auffällig verhalten. Und auch in diesem Jahr, so die DWS, scheine der Fokus der Marktteilnehmer eher auf anderen geopolitischen und konjunkturellen Problemfeldern zu liegen als auf Straßburg und Brüssel, den Sitzen des Europaparlaments.

Dabei liege in der Weiterentwicklung bzw. der Stärkung insbesondere des Finanz- und Bankensektors in der EU der Einschätzung der DWS nach eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre, um die Finanzierung der in der Priorisierungsliste ganz oben stehenden Transformationen, sei die grüne, die digitale oder die zu mehr Wehrhaftigkeit, zu gewährleisten und darüber hinaus die europäische Wettbewerbsfähigkeit zukünftig sicherzustellen. Der Vertiefung der Kapitalmarktunion komme dabei eine sehr hohe Relevanz zu.

Wahl als Trendspiegel

Die DWS geht davon aus, dass der Wahlausgang Ausdruck allgemein zu beobachtender Tendenzen und Veränderungen sein wird. Ob beispielsweise das Vorantreiben der Energiewende auch nach der Wahl ganz oben auf der Prioritätenliste steht, bleibe abzuwarten. Aber auch protektionistische Entwicklungen, die bereits in unterschiedlichen EU-Mitgliedsstaaten zu beobachten sind, dürften ihren Weg in die europäische Ebene finden. Laut dem Vermögensverwalter dürfte die so dringend benötigte politische Integration Europas auch weiterhin auf sich warten lassen.

Andererseits jedoch sei es auch so, dass die politischen Kräfte auf europäischer Ebene wohl auch zukünftig nicht die Treiber der eigentlich gewollten Entwicklung sein dürften. So sei beispielsweise zwar das europäische Parlament das einzige direkt demokratisch gewählte Organ innerhalb der EU. Im Gegensatz zu den meisten Parlamenten habe es jedoch kein formelles Initiativrecht, welches fast ausschließlich bei den Exekutivorganen der EU, der Kommission und – in begrenztem, aber zunehmendem Maße – beim Europäischen Rat liege. Folglich werde das EU-Parlament weiterhin seine bestehenden Befugnisse nutzen – die Prüfung und Abstimmung bei der Ernennung von EU-Kommissaren, das Ändern und Überprüfen jeglicher Kommissionsvorschläge für neue EU-Gesetzgebungen sowie das Anspornen der Kommission zu Handlungen bei Themen, die es als entscheidend ansieht. Das sei letztendlich das, was die Bedeutung der diesjährigen Europawahlen in die richtige Perspektive rücke. (mki)

Bild: © Pedro – stock.adobe.com

 

Wie politisch sind die Kapitalmärkte?

Was beeinflusst die Kurse an den Kapitalmärkten? Im Makro-Blick gibt es zahlreiche Wechselbeziehungen, z. B. Regulatorik, Geld-, Fiskal- und Geopolitik, die Einfluss auf Märkte und Kurse nehmen. Einige politische Faktoren bleiben ein kurzes Rauschen, andere bringen schleichende, aber nachhaltige Verschiebungen.

Ein Artikel von Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A.

Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt es unter Börsianern. Gemeint ist damit, dass Marktentwicklungen hauptsächlich durch sich längerfristig verändernde Fundamentaldaten und nicht durch kurzfristigen „Lärm“ auf der politischen Bühne beeinflusst werden. Grundsätzlich hat dieser Gedanke nicht nur Charme, sondern natürlich seine Berechtigung. Aber: Die Beziehung zwischen Politik und Kapitalmärkten ist tatsächlich komplizierter und vielschichtiger. Sie ist durch ein komplexes Zusammenspiel von Geld-, Fiskal- und Geopolitik, Regulatorik und wirtschaftlichen Faktoren gekennzeichnet. Die Kapitalmärkte – das heißt die Gesamtheit an Aktien-, Anleihen-, Rohstoff- und Währungsmärkten – werden nicht unbeträchtlich durch politische Entscheidungen und Maßnahmen gesteuert. Politische Entwicklungen wiederum werden häufig durch wirtschaftliche Bedingungen und die Dynamik der Finanzmärkte gelenkt. Diese Wechselwirkungen sind für Anleger, politische Entscheidungsträger und Analysten gleichermaßen wichtig.

Fiskalpolitik

Gerade in einem Jahr wie 2024, in dem fast die Hälfte der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgefordert wird, gewinnt die Frage nach der Relevanz von Fiskalpolitik für die Börsen an Bedeutung. Staatsausgaben, Steuern und Haushaltsentscheidungen beeinflussen nicht nur die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die daraus abgeleiteten Markterwartungen und nicht zuletzt die Stimmung der Anleger. So kann eine expansive Finanzpolitik in Form von Infrastrukturausgaben oder Steueranreizen das Wirtschaftswachstum ankurbeln und den Optimismus an den Märkten steigern. Sparmaßnahmen hingegen können einen gegenteiligen Effekt haben. Gewonnenes oder auch verlorenes Vertrauen der Anleger führt zu Kapitalbewegungen zwischen Asset-Klassen oder Währungen und verursacht Kursverschiebungen.

Geldpolitik

Veränderungen in der Verfügbarkeit von Liquidität und des zugehörigen Preises dafür, also der Zinsen, haben eine ähnliche Wirkung. Sowohl Staaten – in der Regel über die Aufnahme von Schulden – als auch Notenbanken im Rahmen ihrer Geldpolitik können steuernd eingreifen. Insbesondere aber die Zentralbanken spielen durch ihre geldpolitischen Entscheidungen eine zentrale Rolle bei der Liquiditätsversorgung der Real- und Kapitalmärkte – und damit auch bei der Steuerung von Inflationserwartungen. Durch ihre Maßnahmen wie Zinsanpassungen und quantitative Lockerung oder Straffung beeinflussen sie direkt die Refinanzierungskosten für Unternehmen, die Verfügbarkeit von Investitions- bzw. Spekulationskapital und damit indirekt die Preisveränderungen von Vermögenswerten – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Fiskal- und Geldpolitik haben damit entscheidenden Einfluss auf Wohl und Wehe der Märkte.

Regulatorik und politische Rahmenbedingungen

Prägenden und meistens sogar nachhaltigeren Einfluss besitzt der erweiterte Komplex aus Regulatorik und Gesetzgebung. Denn Gesetze und Vorschriften, die die Finanzmärkte regulieren, die für grundsätzliche Rechtssicherheit sorgen, die den Arbeitsmarkt steuern, die die Energieversorgung sicherstellen, die Innovationen und Investitionen unterstützen, haben deutlich längerfristige Auswirkungen. Da sie sich in der Regel nicht sofort merklich auswirken, dienen sie Politikern weniger im Rennen um wahlkampfrelevante Stimmen – anders als die von Legislaturperiode zu Legislaturperiode veränderliche Fiskal- und Geldpolitik. Für einen funktionierenden und prosperierenden Kapitalmarkt ist jedoch ein verlässlicher politischer Rahmen eine unerlässliche Grundlage.

Geopolitik

Geopolitische Spannungen können erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben, was sich auf das Anlegerverhalten, die Preise von Vermögenswerten und die politischen Reaktionen auswirken kann. Sie erhöhen tendenziell die Risikowahrnehmung der Anleger, was dazu führt, dass Risiken neu bewertet werden. In der Folge kann es sowohl zur Flucht in sichere Anlagen wie Gold, Staatsanleihen oder in Währungen von als sicher eingestuften Ländern kommen als auch zur Preisanpassung bei sonstigen Vermögenswerten. Geopolitischer Stress kann politische Entscheidungsträger Maßnahmen ergreifen lassen, die sich direkt oder indirekt auf die Kapitalmärkte auswirken. Änderungen in der Geldpolitik, der Handelspolitik oder durch fiskalische Anreize könnten Versuche sein, wirtschaftliche Auswirkungen geopolitischer Ereignisse zu mildern. Anhaltende geopolitische Auseinandersetzungen können aber auch längerfristige Anlageentscheidungen beeinflussen. Sowohl durch die Anpassung der strategischen Asset-Allokation als auch durch das Überdenken von Investitionszielen kann der Geopolitik Rechnung getragen werden, indem beispielsweise Regionen oder Branchen über- oder untergewichtet werden.

Dynamische Wechselbeziehungen

Die Beziehung zwischen Politik und Kapitalmärkten ist kompliziert und dynamisch. Sie ist gekennzeichnet durch einen stetigen Austausch von Einflüssen zwischen politischen Entscheidungen, geopolitischen Ereignissen und Marktdynamiken. Anleger und politische Entscheidungsträger müssen sich in dieser komplexen Beziehung zurechtfinden, um das Marktverhalten zu verstehen, Risiken zu antizipieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Als Investoren müssen wir entsprechende Entscheidungen für unsere zu betreuenden Portfolios treffen. Für einen nachhaltigen Vermögensaufbau kommt es weniger darauf an, jede politische Entscheidung oder Entwicklung in eine Transaktion umzumünzen. Trotz der Liebe zum Detail und der vermeintlichen Sicherheit, die ein hochfrequentes Umschichten suggeriert, ist es von viel größerer Bedeutung, die großen politischen Veränderungen im Auge zu behalten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Pairat – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Michael Blümke