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Nach Trump-Attentat: So reagieren die Märkte

Am 13.07.2024 wurde im US-Bundesstaat Pennsylvania ein Attentat auf Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA und erneuter Kandidat bei der US-Präsidentschaftswahl 2024, verübt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Wahlen, sondern auch auf die Märkte.

Die Wahl des „mächtigsten Mannes der Welt“, des Präsidenten der Vereinigten Staaten, ist in vielerlei Hinsicht eine wegweisende Entscheidung. Und wohl kaum eine war bisher so kontrovers wie die kommende im Jahr 2024 (abgesehen höchstens von der letzten… und der davor). Erneuter Kandidat der Republikaner bei dieser Wahl: Ex-Präsident Donald J. Trump. Auf ihn wurde am Wochenende ein Attentat verübt: Ein 20-jähriger Mann schoss mit einem Gewehr auf Trump, als er im US-Bundesstaat Pennsylvania eine Wahlrede hielt, und verletzte ihn dabei am Ohr.

Ein derartiges Ereignis trägt potenziell nicht nur weiter zur Spaltung der Gesellschaft bei und nimmt auch Einfluss auf den weiteren Verlauf der Wahl, sondern schlägt auch an anderer Stelle Wellen. Nicht nur der Kurs von Trumps eigenem Medienunternehmen „Trump Media & Technology Group“ (kurz: DJT), sondern generell der Kapitalmarkt mit seinen verschiedenen Anlageklassen reagierte am Montag auf den Trump-Anschlag – tendenziell mit der Kurve nach oben.

DJT-Aktie im Aufwind

Das Handelsblatt hat die Marktbewegungen nach dem Trump-Attentat aufgearbeitet. Blickt man zunächst auf Trumps eigenes Unternehmen, DJT, so konnte man am Montag eine starke Entwicklung nach oben beobachten. Am Montag verbuchte sie zum Handelsende ein Plus von 31% auf 40,58 US-Dollar – wenngleich sie am Dienstagnachmittag europäischer Zeit bei rund 36 US-Dollar rangiert und somit wieder ein paar Prozent einbüßen musste.

Wie das Handelsblatt berichtet, konnten auch einige Unternehmen, die Verbindungen zu Donald Trump haben, am Montag starke Kurszuwächse verbuchen, wie bspw. der Softwareentwickler Phunware. Er war 2020 bei Trumps Wahlkampagne beauftragt, eine Handy-App zu entwickeln. Auch die Video-Sharing-Plattform Rumble ging 20% nach oben.

Reaktion der Märkte

Die Veränderungen am Marktgeschehen liegen zu einem großen Teil darin begründet, dass ein Attentat auf einen Präsidentschaftskandidaten potenziell Einfluss auf den weiteren Verlauf der Wahl ausübt. Das Analysehaus Real Clear Politics, auf das sich das Handelsblatt bezieht, hat seine prognostizierten Siegchancen für Trump auf 64,8% erhöht, im Vergleich zu 56,3% vor dem Attentat.

Die größte Reaktion nach dem Anschlag gab es bei Anleihen, wo die Renditen von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit um in der Spitze 0,07 Prozentpunkte auf 4,26% gestiegen sind. US-Staatspapiere mit 30-jähriger Laufzeit stiegen laut Handelsblatt ähnlich stark. Hintergrund des Ganzen: Unter Trump könnten die USA nochmal deutlich mehr Schulden aufnehmen. Das Congressional Budget Office schätzt, dass die Staatsschuld bis 2034 von dieses Jahr 99% auf 122% steigen könnte. Und die Renditen von Schuldtiteln müssten somit steigen, um die Investoren zum Kauf anzuregen.

Auch bei den Aktien ging es bergauf. Am Montag ist der Dow Industrial Index auf ein Rekordhoch gestiegen, mit +0,7% zum Handelsstart. Der S&P 500 und der Nasdaq 100 gewannen ebenfalls an Wert. Der S&P 500 rangierte am Montagvormittag US-amerikanischer Zeit bei stolzen 5.656 Punkten, schloss abends jedoch „nur“ bei 5.631 Punkten. Gut für die Aktienmärkte sei, dass der Wahlausgang im November besser vorherzusagen sei und weniger Unsicherheit grundsätzlich gut für Risikoanlagen sei, zitiert das Handelsblatt den Investmentchef der Schweizer Banque SYZ.

Plus oder Minus beim Gold?

Adrian Ash, der Director of Research beim Edelmetallhändler BullionVault, hat außerdem seine Beobachtungen zu den Bewegungen am Goldmarkt nach dem Trump-Attentat geäußert. Laut der Mitteilung von BullionVault würden Privatanleger dem Wahlausgang wenig Einfluss auf die Entwicklung des Goldpreises zuschreiben: 40,7% sagen, dass das Ergebnis keinen Einfluss auf die langfristige Entwicklung des Edelmetalls haben werde. 29,1% glauben, dass der Goldpreis im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump kurzzeitig ansteigen würde, um dann wieder zu fallen, bevor er während seiner zweiten Präsidentschaft wieder steigt.

Nach dem Attentat auf Trump sei der Preis nicht in die Höhe geschnellt, sondern stetig weiter auf neue Allzeithochs gestiegen. Die Konsensprognose der Privatanleger besage, dass der Goldpreis bis Ende des Jahres um 6,1% gegenüber dem aktuellen Preis steigen wird und im Dezember bei 2.583 US-Dollar pro Feinunze liegen wird. Die Preistreiber in der zweiten Hälfte des Jahres seien in den Augen der Privatanleger in erster Linie in geopolitischen Konflikten wie dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Auseinandersetzungen im Nahen Osten und den Spannungen zwischen China und den USA (29,6%). Dagegen glaube jeder fünfte Anleger (20,0%), dass die hohe Nachfrage nach Gold – etwa durch Zentralbanken, die Schmuckindustrie oder chinesische Investoren – den Preis in die Höhe treiben würde.

Weiterhin Unsicherheit

Das Handelsblatt verweist abschließend auf Experten, die nach wie vor vor überstürzten Aktionen warnen. So weist bspw. Mark Haefele, Chefanlagestratege im Global-Wealth-Management der Schweizer Großbank UBS, darauf hin, dass Anleger keine größeren Portfolioumschichtungen als Reaktion auf Wahlkampfentwicklungen oder in Erwartung eines bestimmten Wahlergebnisses vornehmen sollten.

Und eine Anmerkung, die auch in der Schnelllebigkeit von Nachrichten in der heutigen Zeit begründet ist, gibt Frank Kelly, Geschäftsführer von Fulcrum Macro Advisors, zum Besten. Seine Firma spezialisiert sich auf politische Risiken. Laut seiner Aussage gebe es viele Unklarheiten, auf die sich Anleger in den kommenden Wochen einstellen müssten, denn: „Wir befinden uns in einer Phase, in der es quasi stündlich neue Informationen gibt“.

Vor diesem Hintergrund also sollte man also wahrscheinlich als Anleger, wie eigentlich immer angepriesen wird: beobachten und die Füße stillhalten. (mki)

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Ausblick auf Zinsmärkte: Höheres Renditeniveau hilft Anleihen

Die EZB hat im Juni den ersten Zinsschritt nach unten gewagt. Tilmann Galler von J.P. Morgan AM erläutert, wie er die aktuelle Zinslage einschätzt. Im Mittelpunkt steht dabei, wie festverzinsliche Wertpapiere nun endlich wieder ihrer Bestimmung nachkommen können: Zins und Portfoliostabilität liefern.

Ein Beitrag von Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management

Für die Rentenmärkte war 2024 bisher ein eher durchwachsenes Jahr. Der Optimismus des Jahresbeginns mit der Erwartung zügiger Zinssenkungen ist der Erkenntnis gewichen, dass das Zinsniveau über einen längeren Zeitraum erhöht bleiben dürfte. Daran ändert auch die erste Zinssenkung der EZB im Juni nichts. Denn hartnäckige Inflation und eine robuste Konjunktur schränken zurzeit die Möglichkeiten der Zentralbanken ein, ihre Geldpolitik zu lockern. Die Anpassung der Zinserwartungen hat zu einem Renditeanstieg an den Anleihemärkten geführt und damit zu eher enttäuschenden Ergebnissen festverzinslicher Wertpapiere. Doch wie steht es um das zukünftige Potenzial von Anleihen und was bedeutet ein Umfeld strukturell höherer Zinsen für die Attraktivität der Anlageklasse?

Investoren erwarten von Anleihen traditionell zwei Dinge: eine verlässliche Ertragsquelle und Stabilisierung des Aktienportfolios im Falle von Wachstumsschocks. Doch in der Niedrigzinsphase ist der Einkommensaspekt fast vollkommen verloren gegangen. Nach dem dramatischen Zinsanstieg der letzten zwei Jahre sind die Couponzahlungen nun wieder eine dominierende Größe für den Gesamtertrag von festverzinslichen Investments.

Am Beispiel historischer Erträge von US-Anleihen wird dieser Zusammenhang deutlich. Auf dem aktuellen Renditeniveau von 5% haben US-Anleihen hoher Bonität in der Vergangenheit annualisierte Renditen zwischen 4,5% und 6,2% in den darauffolgenden fünf Jahren geliefert. Dies liegt daran, dass der höhere Coupon selbst in Zeiten steigender Renditen einen gesunden Puffer gegen etwaige Kursverluste bot. Die strategischen Argumente für festverzinsliche Wertpapiere sind also nach wie vor überzeugend. Wer seine Rendite durch taktische Allokation steigern möchten, sollte für die nächsten zwölf Monate allerdings zwei Dinge berücksichtigen: eine angemessene Laufzeit und eine Allokation in Unternehmensanleihen.

Wir sind davon überzeugt, dass die Phase höherer Kurzfristzinsen im Zuge der schrittweisen Lockerung der Geldpolitik der Zentralbanken langsam zu Ende geht und die Zinsstrukturkurve sich normalisiert. Doch der Weg zur Normalisierung wird nach unserer Ansicht nicht so reibungslos verlaufen wie die derzeit geringe Marktvolatilität vermuten lässt. Es bleibt ein nicht unerhebliches Restrisiko eines deflationären Wachstumsschocks aufgrund finanzieller Verwerfungen, wodurch die Zinsen deutlich schneller fallen könnten als bisher erwartet. Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass eine anhaltend expansive Fiskalpolitik und hohe Lohnsteigerungen zu einem erneuten Anstieg der Inflation führen. In diesem für Anleihen ungünstigen Szenario würde die Normalisierung der Zinsstrukturkurve durch einen starken Anstieg zehnjähriger Renditen hervorgerufen. Angesichts der aktuell symmetrischen Inflationsrisiken bieten mittlere Laufzeiten für die nächsten sechs bis zwölf Monate bessere Risiko-Rendite-Aussichten.

Ausblick auf die Zinsmärkte: Höheres Renditeniveau hilft Anleihen
Einpreisung von Risiken

So stellt sich aufgrund der aktuellen niedrigen Risikoprämien (Spreads) bei Unternehmensanleihen die Frage, ob Ausfallrisiken noch angemessen eingepreist sind. Hier gibt uns die Historie der letzten 25 Jahre ein paar nützliche Hinweise.

In einem Jahr mit steigenden Unternehmensgewinnen lag die durchschnittliche Ausfallrate von US-Hochzinsanleihen bei 1,62%. Das liegt sehr nahe an der aktuellen Ausfallrate von 1,7%. In Jahren fallender Unternehmensgewinne hingegen steigt die durchschnittliche Ausfallrate auf 4,8%. Die Konsensprognosen für das Gewinnwachstum von US-Aktien liegen für 2024 bei 11%, was bei einem erwarteten Wirtschaftswachstum von über 2% nicht unrealistisch erscheint. Die europäische Konjunktur zeigt sogar immer mehr Anzeichen einer Belebung gegenüber dem Vorjahr. Das heißt, solange sich die Ertragslage der Unternehmen nicht verschlechtert und die Ausfallquoten stabil sind, bleiben Unternehmensanleihen trotz niedrigen Risikoprämien attraktiver als Staatsanleihen.

Staatsanleihen aus der europäischen Peripherie sehen nach den Turbulenzen um die Wahlen in Frankreich attraktiv aus, da sinkende Leitzinsen der EZB in der Vergangenheit eine wichtige Voraussetzung dafür waren, dass Peripherie-Anleihen in Europa besser abschneiden. Die stärkeren Wachstumsaussichten, die Einführung des Transmission Protection Instrument (TPI) der EZB und die Finanztransfers aus dem EU-Konjunkturfonds sollten die Stabilität der Staatshaushalte in Italien und Spanien, insbesondere im Verhältnis zu Kerneuropa, unterstützen.

Frankreichs Verschuldung hingegen ist in den letzten fünf Jahren erheblich gestiegen, und die neuen Mehrheitsverhältnisse sind ein Risiko für den Fortbestand der Reformen von Präsident Macron. Auch die Position Deutschlands als Vorbild für haushaltspolitische Sparsamkeit wird durch die Umgehung der Schuldenbremse mit Sonderfinanzierungsmitteln und durch das Ignorieren von EU-Verbindlichkeiten untergraben. Diese Faktoren haben bereits zu einer Niveaukorrektur bei den Spreads beigetragen, und könnten der Peripherie ermöglichen weiterhin eine Outperformance zu erzielen.

Während das absolute Renditeniveau US-Staatsanleihen gegenüber europäischen Staatsanleihen oder britischen Gilts favorisiert, birgt die größere Wahrscheinlichkeit eines fiskalischen Fehltritts in den USA höhere Risiken im Zusammenhang mit unserem Basisszenario. Wir erwarten nicht, dass sich die europäischen oder britischen Anleihemärkte vollständig von den US- Renditebewegungen abkoppeln, aber unsere höhere Überzeugung vom Verhalten der Zentralbanken auf dieser Seite des Atlantiks bedeutet, dass wir die Duration in Europa und Großbritannien auf relativer Basis bevorzugen.

Bild: © Thomas Reimer – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Tilmann Galler

Junge Menschen blicken optimistisch auf finanzielle Zukunft

Laut dem aktuellen Anlegerbarometer von Union Investment sind die 20– bis 29-Jährigen wohl eher optimistisch eingestellt, was ihre finanzielle Zukunft betrifft. Sie seien demnach renditeorientiert und hätten vor allem finanzielle Unabhängigkeit als Sparziel im Blick.

Union Investment hat zusammen mit Forsa eine repräsentative Online-Befragung unter 1.004 Menschen in Deutschland, die in privaten Haushalten über Finanzen entscheiden, durchgeführt. Dabei kam u. a. heraus, dass die 20– bis 29-Jährigen sich wohl nicht allzu viele Sorgen um ihre Finanzen machen.

Optimismus macht sich breit

47% gehen nämlich von einer besseren Lage bei den eigenen Finanzen im Zeitraum eines Jahres aus (Durchschnitt aller Befragten: 28%). 42% der jungen Befragten glauben, dass alles beim Alten bleibt (Durchschnitt: 58%), teilt Union Investment mit. Und nur 10% blicken pessimistisch in die Zukunft (Durchschnitt: 14%). Wenn sich die jungen Menschen mit Blick auf die wirtschaftliche Situation in Deutschland Sorgen machen, dann liegt das vor allem an den gestiegenen Energiepreisen und der Inflation (jeweils 66%). Nichtsdestotrotz finden die meisten Befragten zwischen 20 und 29 Jahren, dass Sparen Spaß macht: 89% von ihnen sagen, dass es ein schönes Gefühl ist, wenn man sich durch Sparen etwas leisten kann. Dies ist ein generationenübergreifendes Ergebnis, der Durchschnitt aller Befragten liegt hier nämlich bei 87%.

Ziel: Finanzielle Unabhängigkeit

Unterschiede gibt es allerdings bei den Prioritäten beim Sparen. Bei der Altersgruppe der 20– bis 29-Jährigen steht die finanzielle Unabhängigkeit ganz oben auf der Liste, gefolgt von Altersvorsorge (85%) und Rücklagen für Notfälle (84%). Im Durchschnitt aller Befragten hingegen liegt das Sparziel Altersvorsorge vorn, mit 85%. Auf Platz 2 folgt die Rücklage für Notfälle und das Sparen für finanzielle Unabhängigkeit mit je 78%. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen sparen Jüngere deutlich häufiger für die eigene Immobilie. 62% der jüngeren Befragten sagen, dass sie für den Traum von eigenen vier Wänden Geld zurücklegen (Durchschnitt aller Befragten: 38%).

Junge Anleger sind renditeorientiert

Analog zu ihren Sparzielen ist für junge Menschen eine Geldanlage in Immobilien überdurchschnittlich attraktiv, so Union Investment. Fast drei Viertel äußern sich entsprechend (72%). Der Durchschnitt aller Befragten liegt bei 64%. Auf Rang 2 der attraktivsten Geldanlagen landen bei den 20– bis 29-Jährigen Aktien mit 61% (Durchschnitt: 46%), danach folgen Investmentfonds (56%, Durchschnitt: 49%). Unter den jüngeren Befragten sind zudem 66% der Meinung, dass aktienbasierte Anlagen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die höchsten Erträge bieten. Über alle Altersgruppen hinweg sagen dies durchschnittlich 60%.

Wenig überraschend ist es nach der Rückkehr des Zinses, dass Tagesgeld an Attraktivität gewinnt, allerdings spielt es bei jungen Leuten eine vergleichsweise kleine Rolle. In dieser Altersgruppe halten Tagesgeld nur 38% für attraktiv. Der Durchschnitt aller Befragten liegt bei 46%. Kerstin Knoefel, Leiterin des Segments Privatkunden bei Union Investment, gibt an der Stelle zu bedenken, dass diejenigen, die zinsbasiert sparen, aktuell trotz der Rückkehr der Zinsen eine negative Realrendite einfahren würden. 2021 und 2022 seien ihnen dadurch 430 Mrd. Euro an Kaufkraft verloren gegangen, 2023 seien nochmal 192 Mrd. Euro oben drauf gekommen.

Fondssparpläne für langfristigen Vermögensaufbau

Die Attraktivität von Investmentfonds wiederum spiegle sich auch im Besitz von Fondssparplänen wider. Unter den 20– bis 29-Jährigen besitzen mit 56% überdurchschnittlich viele einen (Durchschnitt: 49%). Und dabei haben sie auch den langfristigen Anlagehorizont im Blick, so Union Investment: 29% der jüngeren Befragten zahlen bereits seit zwei bis fünf Jahren in einen Fondssparplan ein. Zwei Drittel von ihnen (66%) wollen dies noch zehn Jahre und länger tun. (mki)

Über die Studie

Das Marktforschungsinstitut Forsa hat im Mai 2024 im Auftrag von Union Investment 1.004 Menschen im Alter von 20 bis 59 Jahren befragt, die in privaten Haushalten über Finanzen entscheiden und mindestens eine Geldanlage besitzen. Die Befragten nahmen an einer Online-Umfrage teil und konnten sich Zeit und Umgebung der Bearbeitung selbst aussuchen. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100% addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.

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Nachfrage nach Gold steigt vor allem in Europa wieder

Der World Gold Council hat seinen Report für Investitionen in Gold im Juni 2024 veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Interesse im letzten Monat wieder nach oben gegangen ist. Vor allem in Europa wird Gold mehr nachgefragt – die USA dagegen ziehen den Markt nach unten.

Die Anleger fühlen sich wieder stärker zum Gold hingezogen. Das berichtet goldinvest unter Berufung auf den aktuellen Report des World Gold Council (WGC). Nach langer Zeit war demnach im Juni 2024 wieder eine steigende Nachfrage im Goldmarkt zu beobachten. Weltweit börsennotierte, mit physischem Gold hinterlegte Fonds konnten den zweiten Monat in Folge Mittelzuflüsse verbuchen.

Vor allem waren laut WGC in allen Regionen außer Nordamerika Mittelzuflüsse in Gold-ETFs zu verzeichnen. Die Goldbestände der ETFs stiegen um 17,5 Tonnen mit einem Wert von 1,4 Mrd. US-Dollar. In Nordamerika musste man, gegenläufig zum Trend, zum zweiten Mal in Folge „milde“ Mittelabflüsse erkennen. Ansonsten hätten niedrigere Renditen in wichtigen Regionen und die Schwäche vieler lokaler Währungen die Attraktivität des Goldes für heimische Anleger gesteigert. Jedoch befinde sich der Goldmarkt nach wie vor in einem tiefen Loch, aus dem er sich herauskämpfen müsse, so berichtet goldinvest aus dem WGC-Report. Denn in den ersten sechs Monaten hätten die Gold-ETFs Mittelabflüsse von 6,7 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gehabt – das schwächste Halbjahr seit 2013.

Starke Nachfrage in Europa

Laut den WGC-Experten investieren vor allem europäische Anleger wieder stärker in Gold, was wenig überraschend sei, da Banken der Region wie die Schweizer Nationalbank und die Europäische Zentralbank die Leitzinsen gesenkt haben. Abgesehen davon würden Beobachter auch bei der Bank of England mit einer Zinssenkung im August rechnen.

Förderlich für das Anlegerinteresse seien zudem die fallenden Aktienmärkte und politische Unsicherheiten, wenn man auf die Wahlen im Vereinigten Königreich und in Frankreich blickt. Diese hätten messbare Zuflüsse ausgelöst. Mittelzuflüsse bei in Europa börsennotierten Goldfonds: 17,9 Tonnen mit einem Wert von 1,42 Mrd. US-Dollar.

Wie geht’s in Nordamerika weiter?

Minuspunkte beim Goldmarkt verursacht dagegen die schwache Nachfrage aus Nordamerika, deren Gold-ETFs Mittelabflüsse von 8,2 Tonnen im Wert von 573 Mio. US-Dollar verzeichnen mussten. Mögliche Gründe seien dem WGC zufolge die Stärke der US-Währung und die anhaltende Rallye der Märkte in Nordamerika. Sporadische Mittelzuflüsse hätte es durch geopolitische Spannungen gegeben.

Dennoch zeigen sich die WGC-Experten hoffnungsvoll mit der Bemerkung, dass sich die schwache nordamerikanische Goldnachfrage jederzeit ins Positive wenden könnte, wenn die US-Notenbank Fed beginnen sollte, die Zinsen zu senken. Die Chance auf einen solchen Schritt sehen die Märkte im September aktuell bei 70%. (mki)

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Das wird beim ETF-Hype gerne vergessen

ETFs sind mittlerweile bei vielen Anlegern das präferierte Vehikel für die Geldanlage – vor allem bei der jüngeren Generation. Doch ein Anlagenvermittler aus Frankfurt erläutert in einer aktuellen Untersuchung, dass die Bilanz für ETFs lange nicht so positiv ist, wie man denkt, sondern eher „erschreckend schwach“.

Der börsengehandelte Indexfonds, kurz ETF, erfreut sich vor allem bei den jüngeren Anlegern immer größerer Beliebtheit. Einfach draufgeschaut sind die Vorteile recht klar: Der ETF ist als Möglichkeit der Geldanlage recht einfach nachzuvollziehen, ist breit diversifiziert und hat zudem niedrige Gebühren vorzuweisen. Da wundert es nicht, dass das verwaltete Volumen von ETFs auch in den nächsten Jahren weiter steigen soll, wie auch Oliver Wyman 2023 prognostizierte.

Hinzu kommt, dass der Ruf des klassischen aktiv gemanagten Fonds immer wieder in Mitleidenschaft gezogen wird, da viele ihr Ziel, den Markt zu schlagen, gerne verfehlen – trotz ihrer höheren Gebühren. Das zeigt z. B. die bekannte SPIVA-Statistik des Indexanbieters S&P regelmäßig. Demnach hätten bspw. in den vergangenen zehn Jahren nur 2% der aktiv verwalteten USA-Aktienfonds ihren Vergleichsindex übertroffen. Bei den global investierenden Aktienfonds sind es gerade einmal 4%.

Also alles in ETFs stecken? Nun, ganz so einfach ist es eben nicht. Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Finanzanlagenvermittlers envestor und früher Analyst beim Research-aus Morningstar, hat aktive Fonds und ETFs einmal mit Blick auf die „Todesquote“ und den „Survivorship Bias“ analysiert und dabei festgestellt: ETFs lassen durch diese Linse betrachtet ganz schön zu wünschen übrig.

Ohne die toten Fonds geht es nicht

Die schwache Bilanz von aktiv verwalteten Fonds geht der envestor-Untersuchung zufolge nicht immer auf eine schlechte Performance zurück. Denn viele Fonds werden außerplanmäßig liquidiert, was Investoren den Weg zum Anlageziel erschwert. Um die Bedeutung von Fondsliquidationen klarer zu machen, ein Beispiel: Wenn alle zehn aktiv verwalteten Fonds einer bestimmten Kategorie nach zehn Jahren ihren Vergleichsindex übertroffen haben, ergibt dies eine beeindruckende Erfolgsquote von 100%. Weniger beeindruckend erscheint die Erfolgsquote dagegen, wenn man weiß, dass die Fondskategorie zehn Jahre zuvor 100 Fonds umfasst hatte. Und weil 90% der startenden Fonds nicht den Weg zum Ziel erreicht haben, ergibt das eine Erfolgsquote von 10% und nicht 100%. Wird die Todesquote von Fonds nicht berücksichtigt, entsteht der sogenannte „Survivorship Bias“.

Der Clou an der Sache jedoch: Der Survivorship Bias finde envestor zufolge immer nur bei aktiv verwalteten Fonds Verwendung – so z. B. auch bei den Statistiken renommierter Vermögensverwalter. ETFs würden stattdessen oft mit Indizes gleichgesetzt, und die sind bekanntlich „unsterblich“.

„Erschreckende ETF-Bilanz“

Vor diesem Hintergrund hat envestor eine Survivorship-Bias-bereinigte ETF-Bilanz der letzten zehn Jahre erstellt, mit den ETFs in 30 Kategorien, die für Anleger in der Eurozone besonders wichtig sind, so envestor. Der Zeitraum ist von April 2014 bis März 2024 angesiedelt. Bei den üblichen Vergleichen fällt die Bilanz der meisten ETFs, eben ohne die liquidierten ETFs zu berücksichtigen, gut aus. Z. B. gelangen ETFs zwischen 2014 und 2024 bei der wichtigen Fondskategorie „Aktien Welt“ im Schnitt eine jährliche Outperformance von knapp drei Prozentpunkten. MSCI-World- oder FTSE-World-ETFs haben die durchschnittlichen Fonds der Kategorie regelrecht deklassiert.

Doch diese Auswertung sei eben laut envestor unvollständig. Denn zwischen 2014 und 2024 könne man in den 30 analysierten Kategorien getrost von einem „Massensterben“ sprechen. In der Kategorie Rentenfonds Euro Staatsanleihen gab es im April 2014 76 ETFs. Deren Zahl schmolz bis April 2024 auf 33 zusammen. Das ergibt eine Überlebensquote von 43%. Die höchste Mortalitätsrate haben ETFs für europäische Nebenwerte verzeichnet: Zwischen 2014 und 2024 wurden sieben der neun seinerzeit vorhandenen Produkte am Markt liquidiert, was zu einer Überlebensquote von 22% führt. Und auch bei Europa- und Euroland-Aktien-ETFs herrscht nur eine Überlebensquote von 55 bzw. 57% vor, bei der Kategorie USA Growth ETFs sind es nur 50%.

Somit liegt bei der Survivorship-Bias-freien ETF-Bilanz die Erfolgsquote insgesamt deutlich niedriger. Dass 98% der aktiv verwalteten USA-Aktienfonds die Benchmark verfehlen, bedeute nicht, dass 98% der Indexfonds ihre aktiven Pendants übertreffen, so envestor. Laut der bereinigten Bilanz seien es vielmehr nur 59%. Das ist der Anteil der USA-ETFs, die einmal die Zehnjahresperiode zwischen 2014 und 2024 überlebt und zum anderen den Durchschnitt der Fonds der Kategorie Aktien USA übertroffen haben. Die beliebten MSCI-World-ETFs hatten, zusammen mit Deutschland-ETFs, mit jeweils 63% die höchsten Erfolgsquoten aller Kategorien. Das sei ordentlich, aber „bei Weitem“ nicht berauschend. In den meisten Sektor-Kategorien liegt die Erfolgsquote bei zwischen 10 und 20%. China-Aktien-ETFs, die 2014 am Markt waren, bilden mit 0% das Schlusslicht.

Liquidationen trüben ETF-Bilanz

Für den Autor Masarwah ist es erstaunlich, dass die Folgen von ETF-Liquidiationen für die ETF-Bilanz bisher so wenig untersucht wurden. Es sei außerdem eine Binsenweisheit, dass Liquidationen ein wichtiger Grund für schwache Bilanz von aktiv verwalteten Fonds sind. Durch die Untersuchung möchte envestor einen Beitrag dazu leisten, die Einschätzung von ETFs „angemessen-realistisch“ zu machen. (mki)

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Asien: Der Kontinent der großen Zahlen

Die aktuellen politischen Geschehnisse rücken auch im Investment immer mehr in den Fokus – gerade in Zeiten des Superwahljahres. Auch in Asien tut sich dieses Jahr so einiges. Ein ETF-Experte beim Vermögensverwalter Franklin Templeton gibt einen Einblick, worauf Berater und Anleger achten sollten.

Interview mit Martin Bechtloff, ETF Distribution, Germany andAustria bei Franklin Templeton
Herr Bechtloff, zum Einstieg eine kurze Einschätzung zur aktuellen Lage in der Region Asien?

Sehr gerne, und vielen Dank für die Einladung zum Interview! Die aktuelle Lage am Asienmarkt hängt von vielen Faktoren ab wie geopolitischen Entwicklungen, von wirtschaftlichen Entwicklungen und auch von politischen Entscheidungen. Im Allgemeinen lässt sich aber sagen, dass wir mit Asien einen extrem vielfältigen und heterogenen Kontinent haben, der sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Wir finden dort die mit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften überhaupt, wenn sie auf China oder Indien blicken, in den kommenden Jahren aber auch Länder wie Indonesien. Auch wird Asien, wie schon im letzten Jahr, in diesem Jahr über die Hälfte zum globalen Wirtschaftswachstum beisteuern. Daher ist der Kontinent für mich persönlich immer eine Region der großen Zahlen. An den Aktienmärkten finden wir extrem heterogene Entwicklungen, sodass man z. B. Indien mit China oder Japan nur schlecht vergleichen kann. Wichtig für uns im Westen ist: Die Region Asien, genau wie Europa oder Amerika, ist extrem vielfältig, und das sieht man dann zum Beispiel auch an geopolitischen Entwicklungen und den wirtschaftlichen Entwicklungen.

Gefühlt ging der Fokus in den letzten Jahren etwas weg von Asien – wohl auch aufgrund einer etwas schwächeren Performance aus der Weltmacht China. Wie geht es hier weiter?

Sie sprechen vom chinesischen Bärenmarkt, den wir am Aktienmarkt insbesondere 2023 gesehen haben. China ist aber nicht gleich Asien und nicht gleich Emerging Markets, wenngleich ein wichtiger Baustein. Ja, taktisch kam der chinesische Aktienmarkt unter Druck. Wir bei Franklin Templeton sind jedoch der Überzeugung, dass es langfristig immer noch sehr gute Gründe gibt, ihn nicht aus dem Blick zu verlieren, wie beispielsweise die günstigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Man darf auch nicht vergessen, dass China in den Portfolios der Anleger auch in den letzten Jahren immer beliebter wurde, gerade weil es sich vorher ziemlich stark dynamisch entwickelt hatte. Die Frage nach der Einschätzung des chinesischen Marktes aber muss jeder Investor einzeln für sich beantworten.

Apropos China: Indien macht hier in vielerlei Hinsicht Konkurrenz und erlebt gerade einen Aufschwung. Spüren Sie dies auch bei Ihren Produkten?

In der Tat, ja, sowohl bei passiven als auch bei aktiven Investments. Die Gründe dafür sind vielfältig. Indische Aktien werden aus gutem Grund mit einer Prämie gegenüber den Schwellenländer-Aktien gehandelt. Die indische Wirtschaft entwickelt sich sehr dynamisch – bereits jetzt ist sie die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und wird laut dem Internationalen Währungsfonds bis Ende des Jahrzehnts zur drittgrößten aufsteigen. Dieser wirtschaftliche Aufschwung hat sich auch an den Aktienmärkten bemerkbar gemacht, wodurch er in den letzten 20 Jahren zu einem der attraktivsten Märkte geworden ist. Und auch geopolitisch findet man in Indien verhältnismäßig stabile Rahmenbedingungen mit einer gegenüber ausländischen Investoren offenen Regierung und immer mehr global operierenden Konzernen, die ihre Produktion nach Indien verlagern.

Dann gibt es da noch Taiwan und Südkorea, die gerade durch die Tech-Branche einen regelrechten Boom erleben – Stichwort Halbleiterindustrie. Wie beurteilen Sie hier den aktuellen Hype?

Über 90% der modernsten Halbleiter (mit Blick auf KI) werden in Taiwan hergestellt und Südkorea dominiert inzwischen den Markt für Hochleistungschips mit einem Anteil von fast zwei Dritteln an der weltweiten Produktion. Beide Nationen sind also im Tech-Bereich auch aus globaler Perspektive sehr wichtig und dürften volkswirtschaftlich von dem Aufschwung in der Halbleiterindustrie profitieren. Infolgedessen liegen die Wachstumsprognosen beider Länder für 2024 deutlich über den Werten aus 2023.

Interessant beim Thema Taiwan und Südkorea ist auch, dass wir die Entwicklung dort in Zyklen beobachten: Seit etwa 2000 folgen diese einem relativ vorhersehbaren Muster von etwa sechs Quartalen vom Höhepunkt zum Tiefpunkt. Demzufolge befinden wir uns aktuell in der Halbleiter-Branche in einer Phase der Expansion. Ein interessanter Zeitpunkt, einen Blick auf beide Märkte zu werfen.

Zudem sind die Einstiegsbarrieren in der Halbleiterindustrie hoch. Denn neue Produktionsanlagen erfordern erhebliche Investitionen und lange Planungs- und Bauzeiten.

2024 ist Superwahljahr – auch in Asien. Inwiefern spielt das für uns im Westen als Anleger bzw. als Berater eine Rolle?

Wir haben sehr wichtige Wahlen in Asien schon gesehen und es kommen noch weitere wichtige. Diese Wahlen können aus Sicht der Anleger mit politischen Unsicherheiten verbunden sein, insbesondere natürlich, wenn es dort Machtverschiebungen gibt, aber auch bei Themen wie der Wirtschaftspolitik, Steuerpolitik, Regulierung und Handelspolitik. Das kann zu kurzfristigen Volatilitäten im Markt beitragen, auf die Investoren potenziell reagieren.

Wo, würden Sie anhand ihrer Anlageprodukte sagen, liegt derzeit der Investitionsschwerpunkt bei Asien? Was wären gute Ansätze?

Wir beobachten seit letztem Jahr, dass die Investoren in den Schwellenländern und in Asien immer granularer vorgehen. Vor allem beliebter werden Aktieninvestments in Schwellenländern und Asien „ex Japan“, und neuerdings eben auch „ex China“.

Auch stellen wir seit etwa eineinhalb Jahren eine sehr starke Nachfrage nach indischen Aktienlösungen fest – und zwar anhaltend. Derart durchweg positives Investoreninteresse ist für einen Aktienmarkt durchaus bemerkenswert.

Vergessen werden sollte aber auch nicht, dass auch China in jüngster Zeit wieder mehr nachgefragt wird. Peking hatte vor einigen Wochen ein größeres Stützungspaket zur Stärkung und Stabilisierung des heimischen Aktienmarkts veröffentlich, und das war auch im Interesse der Anleger reflektiert.

Wie sieht das in den Fondspolicen aus?

Ursprünglich war das Interesse an asiatischen Anlageprodukten gestartet durch Aktienfonds mit Schwerpunkt auf „Asian Growth“, also das asiatische Wachstum, welches eben langfristig mit hohen Wachstumszahlen, auch verglichen mit denen in Europa, überzeugt. Daher möchten die Anleger gerne auch dort investiert sein, wo künftig das Wachstum stattfindet, gerade wenn sie in ihren Fondspolicen so einen langen Anlagehorizont haben.

Wir merken aber gleichzeitig, dass die Anleger die Asien-Investments noch nicht so griffig finden, weil die Märkte der Anlegerschaft weniger vertraut sind. Deswegen ist dann bei Versicherungsnehmern und Investoren auch im Fondspolicen-Bereich und bei Beratern der Informationsbedarf groß. Wir als Asset-Manager betreiben da gerne Aufklärung.

Eine Frage an den ETF-Experten: Vor welchem Hintergrund sind ETFs mittlerweile in Fondspolicen so stark vertreten?

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen sind die Fondspolicen-Anbieter durch die deutsche Aufsicht gefragt, den Kunden „Value for Money“ zu liefern, wodurch natürlich die Kosten in den Vordergrund gerückt sind. ETFs bieten davon tendenziell geringere.

Gleichzeitig sollen die Kunden breit aufgestellt sein, und diese breite Diversifizierung bieten ETFs. Auch bei den Versicherern bemerken wir eine steigende Nachfrage nach kompletten ETF-Modellportfolios, die dann von Anlegern auch in Fondspolicen genutzt werden können.

Als dritter Aspekt ist hier die steigende Nachfrage bei Versicherungsnehmern und Maklerinnen und Maklern zu nennen. Diese fragen immer öfter explizit ETF-Lösungen nach.

Sollte man Asien zukünftig stärker im Auge behalten?

Wichtig ist, Asien als heterogenen Kontinent wahrzunehmen und dementsprechend die Länder stärker einzeln zu bewerten. So können Anleger auch immer granularer in Asien investieren.

In Zukunft sollten wir in Asien auch weiterhin ein enormes Wirtschaftswachstum sehen. Und wenn wir Marktentwicklung eng ans Wirtschaftswachstum gekoppelt betrachten, dann wird an Asien kein Weg vorbeiführen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Martin Bechtloff, Franklin Templeton

 
Ein Interview mit
Martin Bechtloff

Franklin Templeton und Amundi kooperieren mit Neobrokern

Gleich zwei namhafte Fondsgesellschaften haben ihre Zusammenarbeit mit großen Neobrokern bekannt gegeben. Franklin Templeton und Amundi arbeiten bei ihren ETF-Angeboten nun mit diesen zusammen und bringen ihre Produkte auf die Plattformen.

Geldanlage über Neobroker wird immer populärer. Primär die junge Generation wagt den Schritt an die Börse über die Investments per App. Auch das Angebot wird dabei immer größer – Trade Republic, finanzen.net zero, Scalable Capital, N26, Traders Place, um nur einige bekannte Vertreter zu nennen. Und auch die Anzahl der angebotenen Produkte auf den Plattformen steigt.

Zu diesen Angeboten gesellen sich, je nach Broker, nun auch einige von Franklin Templeton und Amundi, die beide eine Kooperation mit Neobrokern verkündeten.

Amundi kooperiert mit Scalable Capital

Der französische Vermögensverwalter Amundi, der größte in Europa, startet eine neue Partnerschaft mit Scalable Capital. Scalable Capital ist als zweitgrößter Neobroker der größte Konkurrent zu Trade Republic und verfügt über eines der größten ETF-Angebote unter den europäischen Brokern. Mit der Partnerschaft haben die Kunden von Scalable Capital nun Zugang zu einer Auswahl von ETFs aus dem Hause Amundi. Insgesamt umfasst die Produktpalette mehr als 300 ETFs auf verschiedene Anlageklassen, Regionen und Sektoren.

Franklin Templeton kooperiert mit Trade Republic und justTRADE

Der Asset-Manager Franklin Templeton, der mit etwa 1,4 Bio. US-Dollar verwaltetem Vermögen ebenfalls zu den großen Unternehmen seiner Branche zählt, geht seinerseits eine Partnerschaft mit Trade Republic und justTRADE ein. Kunden dieser beiden Plattformen in Deutschland und Österreich können darüber nun in alle ETFs der Franklin Templeton ICAV-Palette investieren, wie es in der Unternehmensmitteilung heißt. Bei ICAV handelt es sich um den französischen Namen der „Collective Investment in Transferable Securities“-Verordnung, kurz „UCITS“, unter der ETFs in Europa operieren müssen. Franklin Templeton geht diesen Schritt, um seine Vertriebsaktivitäten in Deutschland und Österreich über die jeweiligen digitalen Plattformen auszubauen.

Martin Bechtloff, der für den ETF-Vertrieb für Deutschland und Österreich bei Franklin Templeton verantwortlich zeichnet, erläutert, dass es für ETFs im Retail-Bereich in Europa ein großes ungenutztes Potenzial gebe und dies in Zukunft ein wichtiger Wachstumsbereich sein werde. Bei deutschen und österreichischen Privatanlegern seien Sparpläne sehr beliebt, und durch die Zusammenarbeit mit Neobrokern erhöhe Franklin Templeton den Zugang und die Sichtbarkeit bei jüngeren Anlegern. (mki)

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NAO ermöglicht Investments in Infrastruktur-ELTIF per App

Das Berliner FinTech NAO, ein Broker mit Fokus auf spezielleren Geldanlagen wie Aktienanleihen, Private Equity oder Private Debt, bietet seinen Nutzern nun die Möglichkeit, in einen neuen Infrastruktur-ELTIF von UBS Asset Management zu investieren. Die Mindestanlagesumme liegt bei 1.000 Euro.

Der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) wird so langsam salonfähiger. Seit Anfang des Jahres sind aufgrund der ELTIF-2.0-Verordnung der Europäischen Union die Vertriebsauflagen und die Investitionsauflagen für Anleger deutlich weniger streng, wodurch sich die Angebote an ELTIFs bei den Fondsgesellschaften langsam häufen. Häufig werden ELTIFs als Vehikel für die Anlageklasse Private Equity gesehen.

Investments in Infrastruktur-ELTIF bei NAO

Auch die Asset-Management-Sparte der Schweizer Großbank UBS hat kürzlich einen ELTIF aufgelegt, der in Infrastruktur investiert, was das Berliner FinTech NAO nun als Gelegenheit nutzt, diesen in sein Angebot aufzunehmen. Bei NAO lässt sich per Smartphone in alternative Anlageklassen wie Private Debt, Private Equity, Commercial Real Estate oder Hedgefonds investieren – und jetzt eben auch in den Infrastruktur-ELTIF von UBS AM namens UBS (Lux) Infrastructure Opportunities.

Die Mindestanlagesumme bei dem ELTIF liegt dank des Co-Investment-Ansatzes von NAO, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt, lediglich bei 1.000 Euro. Der Fonds verfolgt eine Zielrendite von 8 bis 10% p. a. nach Kosten und Gebühren.

Darin investiert der UBS-ELTIF

Ann-Katrin Kaiser, Investment Specialist bei USB Asset Management Real Estate & Private Markets, erläutert in der NAO-Mitteilung, dass Sachwerte schon immer eine geringe Korrelation zu börsennotierten Aktien aufwiesen, was in Zeiten der Marktvolatilität besonders attraktiv sei. Insbesondere Infrastrukturanlagen seien widerstandsfähiger gegenüber makroökonomischer Volatilität und profitieren von politischem und strukturellem Rückenwind.

Laut NAO-Gründer und CEO Robin Binder investieren Anleger damit in konkrete Projekte, die Teil unserer unmittelbaren Umwelt und der Welt sind, wie man sie kennt, was bspw. Investitionen in Windparks, Solaranlagen oder Glasfasernetze sein könnten. (mki)

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Finanzberater erwarten mehr ESG-Geschäft

Nachhaltigkeit und ESG sind in der näheren Vergangenheit nicht mehr so im Fokus – doch das könnte sich in den nächsten Jahren wieder ändern. Eine Umfrage von Vontobel zeigt: Finanzberater glauben, dass ESG-Themen beim Beratungsgeschäft wieder eine größere Rolle spielen wird.

Eine neue globale Studie von Vontobel hat ergeben, dass immer mehr Finanzberater, nämlich 62%, ESG-Aspekte in die Beratung ihrer Kunden integrieren. 2021 waren es noch 53%. Das Ergebnis, so Vontobel, zeigt, dass nachhaltige Angebote in der Beratung weiter an Bedeutung gewinnen – trotz des Gegenwinds und des politischen Rückschlags, den nachhaltige Anlagen in den letzten zwei Jahren erfahren haben.

Bei diesen Erkenntnissen handelt es sich um Ergebnisse aus der Vontobel Advisor ESG-Studie 2024. Sie befragte 300 Finanzberater und Vermögensverwalter in 15 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie im asiatisch-pazifischen Raum nach ihren Ansichten zu verschiedenen Aspekten und Herausforderungen von ESG-Investitionen.

ESG-Themen gewinnen an Dynamik

Auf die Frage, wieviel Prozent ihres gesamten Geschäftsvolumens aktuell in ESG investiert ist, gaben 54% der Berater weltweit an, dass derzeit weniger als 10% in diesen Bereich investiert sind. In Europa ist die Wahrscheinlichkeit der Umfrage zufolge am größten, dass ein größerer Teil des Geschäfts in diesem Bereich investiert ist: 24% investieren mindestens ein Viertel ihres Gesamtgeschäfts in Produkte mit ESG-Bezug, verglichen mit 16% in APAC und 11% in Amerika.

Es wird erwartet, dass diese Zahl in den kommenden Jahren steigen wird, da ESG-Themen in allen untersuchten Regionen weiter an Dynamik gewinnen, so Vontobel. Berater in allen drei Märkten gehen davon aus, dass dieser Bereich in den nächsten drei Jahren wachsen wird, wobei mehr als 63% erwarten, dass sie am Ende dieses Zeitraums 10% oder mehr in Produkte mit ESG-Bezug investiert haben werden. Diese Dynamik ist jedoch nicht übergreifend. Bei den Beratern, die nur begrenzt oder gar nicht in ESG investieren, war der überwiegende Grund (80%), dass sie ESG einfach für einen Trend halten.

Bedenken über Auswirkungen von ESG auf Erträge schwinden

Eine bemerkenswerte Entwicklung sind Vontobel zufolge auch die schwindenden Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von ESG-Kriterien auf die Finanzerträge. Die meisten Berater sind nämlich nun der Meinung, dass ESG-Investitionen einen neutralen bis positiven Einfluss auf die Anlageperformance haben, wobei 65% glauben, dass sie die Performance überhaupt nicht beeinträchtigen. Am stärksten ist dies in Europa der Fall, wo 76% der Berater der Meinung sind, dass sie neutrale bis positive Auswirkungen haben.

Trotz dieses wachsenden Vertrauens allerdings stehen die Berater bei der Empfehlung von ESG-Investitionen weiterhin vor mehreren Herausforderungen. Die größten Hindernisse sind dabei uneinheitliche Standards, Metriken und Taxonomien. 88% der Berater geben an, dass diese eine gewisse oder sehr große Herausforderung darstellen. Als weitere Gründe nannten sie das unzureichende Angebot an nachhaltigen Produkten in allen Anlageklassen (82%), die sich entwickelnden ESG-Vorschriften (81%) und den Mangel an ESG-Daten, Research und Informationen (80%).

Generation Z setzt auf nachhaltige Geldanlagen

Passend zu den in der Vontobel-Studie ermittelten Erwartungen der Finanzberater gibt es auch eine anlegerfokussierte Untersuchung zu nachhaltigen Investitionen, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut forsa und in Auftrag gegeben von der Gothaer. Diese hat nämlich ergeben, dass die Generation Z bei der Geldanlage großen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Für 55% der Befragten aus dieser Altersgruppe ist der Nachhaltigkeitsaspekt eher wichtig oder sehr wichtig. Bei der Frage, welcher Aspekt ihnen hierbei am wichtigsten ist, nennen 41% der Umfrageteilnehmer aus der Generation Z Umwelt- und Klimaschutz. Und 54% der Teilnehmer aus der Generation Z würden sogar eine geringere Rendite in Kauf nehmen, um nachhaltig zu investieren. (mki)

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Wie turbulent werden die Märkte im Superwahljahr noch?

Das Superwahljahr mit zahlreichen politischen Wahlen ist in vollem Gange. Das hat auch einen Einfluss auf den Kapitalmarkt. Doch wie volatil ist er angesichts der so wichtigen Ereignisse? Die EU-Finanzmarktaufsicht ESMA und auch mehrere Investmentgesellschaften äußern sich.

Politik, Wirtschaft und die Märkte – wie sich diese drei Phänomene entwickeln, lässt sich nur schwer vorhersagen. Aber dass sie irgendwie zusammen- und auch voneinander abhängen, ist wohl klar ersichtlich. Da ist ein Jahr wie dieses mit zahlreichen Wahlen ein besonders spannendes. Das wissen auch die Experten und äußern sich dementsprechend mit an die Anleger gerichteten Prognosen.

U. a. dabei sind an der Stelle Janus Henderson Investors, Principal Asset Management, Amundi und auch, in einem Handelsblatt-Interview, die Präsidentin der European Securities and Markets Authority (ESMA), Verena Ross.

Märkte werden nervös

In dem Interview vermeldet die ESMA-Chefin Unruhen an den Anleihe- und Aktienmärkten, die seit der Europawahl zugenommen hätten. Die politische Lage in Europa sei neben den geopolitischen Konflikten und der Zinswende nun also wieder Thema bei den Investoren. Für Nervosität sorgen Ross zufolge dementsprechend die anstehenden Wahlen in Frankreich, anderen EU-Staaten, aber auch den USA im November.

Trotzdem aber, so Ross, seien die Risiken durch die Zinswende und durch geopolitische Konflikte weiter da. Ein relativ kleines Ereignis könne ausreichen, um eine Marktkorrektur auszulösen.

Doch sollten sie das?

Seema Shah, Global Chief Strategist bei Principal Asset Management, warnt seinerseits in einem Marktkommentar, sich in irgendeiner Weise auf Prognosen zu Wahlen einzulassen und diese als Anlass zu Portfoliokorrekturen herzunehmen. Die jüngsten Wahlüberraschungen in Mexiko, Indien und der EU hätten die Volatilität deutlich gemacht, die durch unvorhergesehene politische Ergebnisse verursacht werden kann. Diese Ereignisse würden die Risiken verdeutlichen, die entstehen, wenn man sich bei Anlageentscheidungen auf Umfragen vor den Wahlen verlässt, da unerwartete Ergebnisse die Aktienmärkte und Währungen schnell erschüttern könnten. Angesichts der bevorstehenden kritischen Wahlen in Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA sollten Anleger also Resilienz priorisieren und es vermeiden, übereilt Portfolioanpassungen auf Grundlage prognostizierter Wahlergebnisse vorzunehmen.

Viel auf dem Spiel

Auch Mahmood Pradhan, Head of Global Macro Economics, Anna Rosenberg, Head of Geopolitics, und Paresh Upadhyaya, Director of Fixed Income and Currency Strategies am Amundi Investment Institute haben sich vor allem mit Fokus auf die US-Wahlen im November geäußert. Das Team hat die aktuellen Aussagen der beiden Kandidaten Donald Trump und Joe Biden analysiert. Eine Fortsetzung der Politik der letzten vier Jahre könnte demnach auf den Anleihemärkten zu höheren langfristigen Renditen führen, insbesondere angesichts der Verschlechterung der US-Finanzlage, die keine der beiden Parteien in Angriff nehmen will. Eine Trump-Regierung hingegen dürfte wesentlich höhere Zölle einführen, die Abschiebung von Einwanderern ohne Papiere vorantreiben und versuchen, den Inflation Reduction Act (IRA) zu verwässern. Solche Maßnahmen könnten laut Amundi Inflation und Renditen in die Höhe treiben.

Und wie lief es sonst?

Mark Pinto, Head of Americas Equities, und Chris Benway, Director of Research bei Janus Henderson Investors, haben sich ihrerseits u. a. die Frage gestellt, wie die Kurse in vergangenen Wahljahren, vornehmlich in US-Wahljahren, verliefen. Und die gute Nachricht hierbei: Aktien hätten historisch gesehen trotz Wahlsorgen zugelegt. Die Experten untersuchten die Marktrenditen in US-Präsidentschaftswahljahren von 1937 bis 2024 und haben festgestellt, dass auch in diesen die Marktrenditen durchschnittlich um 10,1% gewachsen seien. Bislang spiegle der Markt 2024 diesen Trend auch wider, denn der S&P 500 ist im bisherigen Jahresverlauf bis zum 13.06.2024 um 14,6% gewachsen. Hauptverantwortlich dafür seien starke Unternehmensgewinne und langfristige Wachstumstrends.

Ein Risiko für die Märkte in Wahljahren allerdings sei ein angefochtenes und/oder verzögertes Wahlergebnis. Denn schließlich hasst der Markt Unsicherheit. Jeder Kommentar, der darauf hindeutet, dass diese Gefahr tatsächlich besteht, könnte also in den kommenden Monaten für Volatilität sorgen – und zwar bis ein Wahlsieger bekannt gegeben wird.

Tatsache sei laut Janus Henderson, vielleicht beruhigenderweise, aber auch: Abgesehen von der Gefahr eines umstrittenen Ergebnisses dürfte die Wahlrhetorik die Stimmung an den Märkten kaum belasten, da beide Hauptkandidaten bekannte politische Konzepte anbieten und in diesem Jahr andere wichtige Trends im Vordergrund stehen. Diese Markttreiber sind u. a. die Zinsentwicklung, das Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Unternehmensgewinne, aber auch starke säkulare Trends wie die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz und der wachsende Markt für Medikamente gegen Fettleibigkeit. Diese Faktoren und nicht das politische Rennen selbst würden laut Janus Henderson wahrscheinlich eine größere Rolle dabei spielen, ob Anleger in den kommenden Monaten weiter in Aktien investieren oder eine defensive Haltung einnehmen. (mki)

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