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BlackRock startet vier weitere iBonds-ETFs

BlackRock greift weiter den Markt der Anleihen-ETFs mit festen Laufzeiten an. Der US-Vermögensverwalter erweitert seine Palette der iBonds-ETFs um vier weitere Produkte auf nun 13 UCITS-ETFs.

Lange Zeit gab es in Deutschland keine Anleihen-ETFs mit einer festen Laufzeit – so, wie Anleihen eigentlich funktionieren. Doch im Sommer letzten Jahres blies BlackRock hierzulande zum Angriff und brachte ihre ersten iBonds-ETFs auf den Markt. Diese verhalten sich ähnlich zu Anleihen und werden zu einem bestimmten Datum fällig.

Jetzt erweitert der Asset-Manager seine Angebotspalette um vier weitere Produkte auf insgesamt 13 Fonds mit Endfälligkeiten von 2025 bis 2029. Die vier neuen iBonds-ETFs ermöglichen ein Exposure in Staatsanleihen. Sie bieten zusätzliche Laufzeiten zum bereits bestehenden iBonds-Angebot an US-Treasuries-ETF sowie ein neuartiges Produkt mit italienischen Staatsanleihen. Damit können zum ersten Mal iShares iBonds mit einem Exposure auf europäische Staatsanleihen erworben werden.

Höchste Rendite bei italienischen Staatsanleihen

Mit der Auflegung wird die iBonds-Palette um US-Staatsanleihen mit den Laufzeiten bis jeweils Dezember 2027 und 2029 respektive 2026 und 2028 für die italienischen Staatsanleihen erweitert, heißt es von BlackRock. Demnach weisen italienische Staatsanleihen derzeit die höchste Rendite unter den Anleihen der Eurozone auf.

Bei den neuen ETFs handelt es sich um den iShares iBonds Dec 2027 Term $ Treasury UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2029 Term $ Treasury UCITS ETF sowie den iShares iBonds Dec 2026 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF und den iShares iBonds Dec 2028 Term € Italy Govt Bond UCITS ETF.

Seit ihrer Auflegung im August 2023 haben die in Europa domizilierten iShares iBonds-ETFs über 3 Mrd. US-Dollar an Assets under Management gesammelt, meldet BlackRock (Stand: 05.04.2024). (mki)

Bild: © alexskopje – stock.adobe.com

 

So investieren 2024 die Versicherer

Der US-Vermögensverwalter Nuveen hat zum vierten Mal eine Umfrage unter Versicherern zu ihren Investmentportfolios durchgeführt. Die Untersuchung zeigt, dass die Unternehmen zunehmend taktische und strategische Anpassungen vornehmen würden.

In einem volatilen und schwer einzuschätzenden Umfeld müssen auch institutionelle Investoren sehen, welche Anlageentscheidungen sie treffen. Um von diesen ein Bild zu bekommen, hat der US-amerikanische Vermögensverwalter eine Umfrage unter 800 Unternehmen durchgeführt und zum vierten Mal unter dem Namen „Equilibrium“ veröffentlicht. Unter den Firmen befanden sich auch 224 Versicherer, die sich zu ihren Portfoliomanagements geäußert haben.

Portfoliomanagement der Versicherer

Im Vergleich zum Vorjahr nehmen Versicherer der Umfrage zufolge seltener wesentliche Änderungen an der Vermögensaufteilung vor (-10%), wohingegen es jedoch mehr Interesse gebe, taktische statt strategischer Anpassungen durchzuführen (+11%). Nach Auswertung der Umfrage würden sich Versicherer für Anleihen und außerbörsliche Kreditanlagen hoher Qualität interessieren.

Dabei würden sie ihre Möglichkeiten nutzen, um die Qualität ihrer Portfolios zu erhöhen, sich höhere Festzinsen zu sichern, die Duration zu verlängern und durch börsennotierte Anlagen die Liquidität zu erhöhen. In ihren Anleiheportfolios erhöht laut Equilibrium fast die Hälfte der Versicherer (47%) ihre Allokationen in Investment-Grade-Anleihen. 30% reduzierten ihr Engagement in Anleihen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade.

Über alle Teilsektoren hinweg ist die Zahl der Versicherer, die ihre Allokationen erhöhen, größer als die derjenigen, die sie reduzieren. Die Top-3-Teilklassen sind dabei Private Credit, private Infrastruktur und Private Equity. Private Credit und private Infrastruktur sind Nuveen zufolge erste Wahl für Versicherer, die ihre Allokationen in alternative Investments erhöhen wollen.

Investments in Energiewende

Weiterhin investieren die Versicherer in die Energiewende. Die meisten Versicherer (84%) berücksichtigen die Energiewende bei ihren Anlageentscheidungen oder beabsichtigen, dies zu tun, und setzen ihr Kapital dementsprechend ein. Alternative Energie und neue Infrastrukturprojekte ziehen das größte Interesse auf sich. (mki)

Über die Studie

Es wurden 800 institutionelle Investoren aus aller Welt befragt, darunter 224 Versicherungsunternehmen. Befragt wurden im Zeitraum Oktober bis November 2023 Vertreter von Institutionen mit einem Vermögen von mindestens 500 Mio. US-Dollar. Es wurden nur Entscheidungsträger mit Verantwortung für Anlageentscheidungen befragt.

Bild: © ibreakstock – stock.adobe.com

 

Warum Versicherer flexibler werden müssen – und wie sie dies schaffen können

Hohe Zinsen sorgen für attraktive Bankprodukte, zugleich ist der Kapitalmarkt so zugänglich wie nie. Wie können die Versicherer hier konkurrenzfähig bleiben? Christian Eck leitet die Zusammenarbeit mit Versicherern bei BNP Paribas und erläutert, was diese im aktuellen Umfeld leisten müssen.

Interview mit Christian Eck, Leiter Versicherungen – Aktien und Cross-Asset-Lösungen bei BNP Paribas S.A., Niederlassung Deutschland
Herr Eck, Sie sind bei BNP Paribas für das Geschäft mit deutschen Versicherern verantwortlich. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage für Lebensversicherer ein?

Es gibt Druck von verschiedenen Seiten, das Geschäftsmodell der Lebensversicherer zu hinterfragen und zu justieren. Ein Kernthema ist die Zinswende, die vor allem das Geschäft mit Einmalbeiträgen hart getroffen hat. Da kommt der Vertriebsmotor schon mal ins Stottern. Ich glaube, dass die Versicherer insgesamt ihre Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen und verändertes Nachfrageverhalten erhöhen müssen. Und das passt natürlich nicht so recht zum traditionell langfristigen Fokus der Lebensversicherung.

Nach der langen Niedrigzinsphase folgte ein „Zinshammer“ mit zehn Zinserhöhungen in Folge durch die Europäische Zentralbank. Was bedeutet solch eine Zinswende für die Lebensversicherer?

Während der Niedrigzinsphase hatten Versicherer gegenüber Bankenprodukten einen kompetitiven Vorteil, da sie in der Eigenanlage von hochrentierlichen Altbeständen im Anleihebereich profitierten. Durch den rasanten Anstieg der Zinsen sind derzeit einfache Bankprodukte wieder attraktiver als Versicherungslösungen. Darauf können die Versicherer nicht schnell genug reagieren. Auch wenn die Deklarationen bereits angezogen haben und eine Anpassung des Rechnungszinses absehbar ist, fehlen aktuell einige Argumente für einen Versicherungsabschluss.

Langfristig ist die Zinswende aber auch für die Versicherer gut – schließlich haben sich alle wieder höhere Zinsen erhofft – nur nicht so schnell, wie es dann geschehen ist. Das nebenbei entstehende Problem der stillen Lasten ist sicher bilanziell nicht so dramatisch, aber es zeigt, dass die langen Zyklen der Kapitalanlage der Versicherer einige Herausforderungen mit sich bringen.

Und wie sieht es fortlaufend mit der Zinsentwicklung aus? Wie geht es hier für die Versicherungsgesellschaften weiter?

Der Umbau der Sicherungsvermögen braucht Zeit, aber auf der Produktseite zeigt sich, dass Garantien – auch 100%-ige Kapitalgarantien in Riester-Produkten – wieder darstellbar werden. Damit können die Unternehmen auch ihre Unique Selling Proposition (USP) der Garantien wieder besser ausspielen und sich im Markt von den Bank- und Investmentprodukten differenzieren.

Offen ist, ob die Zinsentwicklung ihren Höhepunkt bereits erreicht hat bzw. wie lange das Zinsniveau auf dem aktuellen Level bleibt. Davon hängt ab, ob auch die Deklarationen weiter steigen und damit auch längerfristige Produkte wieder attraktiv werden.

Sie mahnen gerne an, dass Versicherer „flexibler werden müssen“. Was heißt das und woran liegt das?

Die Versicherer stehen im direkten Wettbewerb mit Banken und Asset-Managern, die mit ihren Produkten deutlich schneller auf Marktanforderungen reagieren können. Diese Lücke müssen die Unternehmen schließen. Das betrifft im Übrigen nicht nur die Renditefrage, sondern auch die Umsetzungsgeschwindigkeit von Nachhaltigkeitsaspekten in der Kapitalanlage – ein Deckungsstock kann nur sehr langfristig umgebaut werden. Wenn man aber die Nachfrage nach höheren Zinsen oder ESG-konformen Anlagen bedienen will, müssen auch die Versicherer Kapitalmarktkomponenten nutzen, die sie schnell in ihre Produkte integrieren können.

Es gibt noch ein weiteres relevantes Thema in diesem Zusammenhang: Die Versicherer sind tendenziell schwach in der systematischen Bearbeitung von Abläufen und dem Angebot von Wiederanlageprodukten, um Kunden auch für die Verrentungsphase zu halten. Auch hierfür braucht es flexible, an aktuelle Marktgegebenheiten angepasste Produkte, und die müssen zugleich auch dem Vertrieb schmecken – leicht verständlich, mit klarem Kundennutzen und idealerweise kampagnenfähig.

Was können die Versicherer hier denn Ihrer Meinung nach tun, speziell bei Lebensversicherungen? Ist es schlichtweg eine Frage des Produktangebots?

Ein wettbewerbsfähiges Produkt – also mit Rendite auf Marktniveau und idealerweise Garantien als USP – ist nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig kommt es aber auch auf die Vertriebsfähigkeit an. Zielgruppengerechte Konzepte, die in klar definierten (zeitlichen) Tranchen angeboten werden können, erlauben eine bessere Vertriebssteuerung und reduzieren gleichzeitig Risiken.

Mit dem Fokus auf den Kundenbedarf beschäftigen sich die Versicherer zudem auch mit neuen Kombinationen von Teilgarantien und Renditechancen, die über Kapitalmarktbausteine abgedeckt werden. Das ist unser Spezialgebiet, in dem wir über viele Jahre Know-how und Umsetzungskapazität aufgebaut haben. Um schnell genug zu agieren, braucht es ein eingespieltes Team, das alle Aufgaben aus einer Hand umsetzen kann.

Inwiefern spielt Nachhaltigkeit bei dieser Problematik eine Rolle – oder wird sie spielen?

Die regulatorischen Anforderungen nehmen massiv zu. Ab dem Berichtsjahr 2024 müssen Versicherer nach CSRD und ESRS über ihre Kapitalanlagen Auskunft geben. Zugleich wächst die Sensibilität für Greenwashing sowohl bei den Nachfragern als auch bei den Anbietern. Zwar ist kundenseitig das Interesse an nachhaltigen Produkten aktuell noch eher gering, aber das entbindet die Versicherer nicht davon, die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Dafür braucht es auch Produktkonzepte, die eine zügige Unterlegung mit nachhaltigen Anlagen ermöglichen. Und damit sind wir schon wieder bei den Kapitalmarktkomponenten als Lösung.

Wie viel Spielraum haben die Versicherer denn überhaupt – Stichwort Regulatorik?

Die Regeln bzw. Kriterien für die ESG-Qualifizierung werden zunehmend klarer, aber auch komplexer. Damit sinkt zwar das Risiko von „Fehlgriffen“ bei der Berichterstattung bzw. ESG-Deklaration, dafür steigt das Risiko, dass ältere Produkte mit neuen Maßstäben gemessen werden und es dann zu Problemen kommt.

Passen sich einige Versicherer denn schon an, bspw. im Fondspolicengeschäft oder auch woanders? Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ja, einige Versicherer setzen Kombiprodukte bereits um, meist mit Indexlösungen oder Garantiefonds. Mit zeitlich oder volumenmäßig befristeten Tranchenlösungen, die speziell auf die aktuelle Marktsituation zugeschnitten und mit einem klaren Vertriebskonzept ausgestattet sind, haben sich viele noch nicht beschäftigt. Das Interesse daran ist aber da. Solche Lösungen entstehen aber sehr individuell und im beratenden Dialog.

Wie positioniert sich denn Ihr Unternehmen, BNP Paribas, dazu?

Wir haben in diesem Segment einen langen Track Record und mit unserem Team eine eigene Kompetenz aufgebaut. Damit können wir alle notwendigen Leistungen aus einer Hand anbieten: die Konzeptionsleistung, Garantiekomponenten auf Basis der Bilanz einer Großbank und das laufende Management der unterliegenden Kapitalanlagen.

Können Berater bei dem Thema eine Rolle mitspielen? Diese sind ja stark abhängig von den Produkten, die die Gesellschaften liefern.

Tranchenprodukte sollen zum Kundenbedarf passen. Deshalb ist der Input der Berater wichtig, weil sie regelmäßig mit den Kunden sprechen. Und auch in der organisatorischen Umsetzung kommt es darauf an, dass die Lösungen ins vertriebliche Konzept passen. Schließlich sind unsere Angebote auch noch differenzierend, das heißt, die involvierten Berater können exklusive Konzepte anbieten, die es sonst am Markt nicht gibt. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die eingangs beschriebene Wettbewerbs­fähigkeit zu sichern.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Christian Eck, BNP Paribas S.A bzw. Nuthawut – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Christian Eck

So entwickeln sich die Märkte in den nächsten zehn Jahren

Der Asset-Manager Amundi hat seinen jährlichen Zehnjahresausblick veröffentlicht, in dem ein Blick auf die Renditen und möglichen Szenarien für das nächste Jahrzehnt geworfen wird. Die Erwartungen an die Renditen sind im Vergleich zur Vorjahresprognose leicht gesunken.

Kapitalmarktausblicke sind häufig eher kurz- bis mittelfristig angelegte Spekulationen – doch gelegentlich wagen sich Asset-Manager auch an eine langfristige Prognose. So auch die Experten von Amundi, einem der größten Vermögensverwalter der Welt, die Anfang der Woche ihren jährlichen Zehnjahresausblick veröffentlicht haben.

In dem Ausblick versuchen die Experten, die Zehnjahresrenditen verschiedener Anlageklassen und Regionen sowie denkbare makroökonomische Szenarien herauszuarbeiten. Die Kapitalmarktprognose beinhaltet aktualisierte Einschätzungen für 40 Anlageklassen. Die makroökonomischen Annahmen berücksichtigen auch Veränderungen bei der Energiewende und die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf das Produktivitätswachstum. Weiterhin bilden, so Amundi, die Zehnjahresrenditeerwartungen die Grundlage für die strategische Vermögensallokation, die einen besonderen Fokus auf wichtige Veränderungen bei den Risiko-Rendite-Erwartungen und der Rolle der verschiedenen Anlageklassen bei der Portfoliokonstruktion legt.

Verzögerungen bei Klimapolitik

Das überarbeitete, zentrale Szenario für 2024 im Zehnjahresausblick von Amundi bezieht Entwicklungen aufgrund des Klimawandels, geopolitische Spannungen und die möglichen Auswirkungen von KI auf die Weltwirtschaft ein. Auch sind die höhere Wahrscheinlichkeit von Verzögerungen in der Klimapolitik und die schrumpfenden Aussichten auf das Erreichen des 1,5 bis 2-Grad-Ziels bis 2050 berücksichtigt. Diese Anpassungen haben, so der Vermögensverwalter, wichtige makroökonomische Auswirkungen für das nächste Jahrzehnt.

Die Zentralbanken werden ihre geldpolitischen Ziele, die hohe Verschuldung und die Notwendigkeit relativ niedriger langfristiger Zinsen zur Finanzierung des Übergangs miteinander in Einklang bringen müssen.

Die kurzfristigen Inflationsprognosen liegen bei Amundi im Vergleich zum letzten Jahr niedriger, da sich die Kosten der Energiewende über einen längeren Zeitraum verteilen. Mittel- bis langfristig würden der Produktivitätsanstieg, der durch KI ausgelöst wird, und allgemeine Kostensenkungen die Inflation in die Nähe der Zentralbankenziele drücken.

Mehr Wachstum erwartet

Die Zehnjahreswachstumsraten in den entwickelten Märkten korrigiert Amundi nach oben, da sich die Klimapolitik verzögert und die verstärkte Nutzung von KI positive Auswirkungen hat. Dies werde Schritt für Schritt erfolgen, da die sozialen Kosten und die Energiekosten der KI bewertet werden müssen. Bis 20250 dürften höhere physische Risiken durch extreme Wetterereignisse und die nachlassenden Auswirkungen der KI das Wachstum verringern.

Mehr Wachstum als die Industrieländer dürften laut Amundi die Schwellenländer verzeichnen – nämlich im Durchschnitt 2,3% mehr. In den beiden darauffolgenden Jahrzehnten dürfte sich dieser Wachstumsvorteil jedoch wieder verringern, da der Weg zum Netto-Nullwachstum viele Schwellenländer vor große Herausforderungen stellt. Einige Schwellenländer wie Chile oder Indonesien würden jedoch von der Umstellung profitieren, insbesondere also die Länder, die große Vorkommen an seltenen Erden haben.

Diversifikation mit neuen Vermögensklassen

Im Durchschnitt sind die erwarteten Zehnjahresrenditen etwas niedriger als im letzten Jahr. Amundi sieht allerdings eine Veränderung in den relativen Präferenzen der Anlageklassen. Die Renditen und die höhere Volatilität würden auch richtige Auswirkungen auf die strategische Vermögensallokation haben.

Positiver Blick auf Anleihen

Nach der starken Rückkehr im letzten Jahr bleibt Amundis langfristige Sicht auf Anleihen mit hoher Qualität positiv. Schwellenländeranleihen, Hedgefonds und Private Debts seien die Anlageklassen mit dem attraktivsten Renditepotenzial bei mittlerem Risiko. Bei den Aktien der Industrieländer dürfte der US-Markt aufgrund der bereits hohen Bewertungen insgesamt zurückbleiben (5,6% erwartete Renditen auf Jahresbasis für die nächsten zehn Jahre), während Aktien aus dem pazifischen Raum ohne Japan und Europa bessere Renditen bieten könnten (rund 6,5%). Indische Aktien, Schwellenländer ex China und Private Equity sind die Anlageklassen mit dem höchsten Renditepotenzial (mehr als 7%). Die Sektoren Gesundheitswesen, IT- und Kommunikationsdienste sowie Finanzwerte werden laut Amundi voraussichtlich zu den globalen Gewinnern gehören.

Die Portfolios müssen noch stärker diversifiziert werden, um die erwartete höhere Volatilität bei risikoreichen Anlagen zu bewältigen und das Renditepotenzial zu erhöhen, findet der Asset-Manager aus Frankreich. Festverzinsliche Anlagen bleiben weiterhin ein wichtiger Portfoliotreiber, hier insbesondere hochwertige Anlagen. Wegen der höheren Aktienvolatilität werden Anleger aber nach zusätzlichen Diversifizierungsquellen suchen, wie z. B. Anleihen aus Schwellenländern.

Sachwerte und Alternative Assets

Sachwerte und Alternative Assets könnten Amundi zufolge dazu beitragen, das langfristige Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios zu verbessern und sollten eine Allokation von rund 20% haben. Hedgefonds und Private Debt würden von Anlegern mit moderatem Risikoappetit bevorzugt, während Private Equity auch für Anleger mit einer höheren Risikobereitschaft sei. Infrastrukturthemen eignen sich für die Diversifikation, da sie von den erheblichen Investitionen in den Klimaschutz und die Klimaanpassung profitieren könnten. (mki)

Bild: © Olivier Bradette – stock.adobe.com

 

Rekorddividenden am Dax – trotz sinkender Gewinne

Wie eine aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsprüfers EY zeigt, sind die Dividendenausschüttungen der Dax-Konzerne auf Rekordniveau unterwegs – und das trotz einer negativen Gewinnentwicklung der am Dax gelisteten Unternehmen.

Die Investoren der Dax-Konzerne können sich freuen. Denn die am Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen schütten in Summe höhere Dividenden aus als je zuvor, so eine Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Die Angaben zu den Dividenden für das Geschäftsjahr 2023 gelten bei den meisten Unternehmen noch vorbehaltlich der Zustimmung der anstehenden Hauptversammlungen.

Insgesamt 53,8 Mrd. Euro zahlen die 40 Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr – 2,4% mehr als im Vorjahr. Die Hälfte der Dax-Konzerne schütte so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor, so EY.

Die großzügigsten Dividendenzahler

Größter Dividendenzahler Deutschlands ist mit 5,5 Mrd. Euro auch in diesem Jahr Mercedes-Benz. Allerdings ist hier die Dividendenausschüttung um 0,7% leicht zurückgegangen. Knapp dahinter folgt der Versicherungskonzern Allianz mit 5,4 Mrd. Euro (+18%). Volkswagen steigert die Ausschüttungssumme um 3% und belegt die 4,5 Mrd. Euro den 3. Rang.

Das stärkste Plus fahren die Aktionäre der Porsche AG ein: Der Autobauer erhöht seine Ausschüttung um 129% auf 2,1 Mrd. Euro. 23 Unternehmen zahlen in diesem Jahr mehr Geld an ihre Aktionäre, neun Unternehmen kürzen die Ausschüttung. Acht Unternehmen halten die Ausschüttungssumme auf dem Vorjahresniveau. Bei fünf Dax-Konzernen gehen die Aktionäre dieses Jahr leer aus.

Sinkende Gewinne am Dax

EY weist darauf hin, dass, während die Dividendenausschüttungen in Summe zwar leicht stiegen, die Gewinnentwicklung im vergangenen Jahr in die entgegengesetzte Richtung zeigte. Die Konzernergebnisse der Dax-Unternehmen (Jahresüberschuss nach Steuern) sanken in Summe um 6% auf 120,9 Mrd. Euro.

Mathieu Meyer, Partner bei EY, erläutert diesen Umstand: „Gewinne und Dividenden haben sich zuletzt leicht auseinanderentwickelt – die Unternehmen schütten für das vergangene Jahr mehr an ihre Aktionäre aus, obwohl sie unterm Strich weniger verdient haben. Allerdings liegt die Ausschüttungsquote – also der Anteil der Dividendenzahlungen am gesamten Gewinn – mit 44,5% immer noch unterhalb des Fünfjahresdurchschnitts von 47,6% und damit auf einem soliden und vertretbaren Niveau.“

Der Trend zeige längst nicht mehr bei allen Unternehmen nach oben: „Einige große Dividendenzahler haben in diesem Jahr ihre Zahlungen an die Aktionäre reduziert und damit der zunehmend schwierigen Geschäftsentwicklung und dem hohen Investitionsbedarf Tribut gezollt. Andererseits konnten etliche Unternehmen trotz der eingetrübten Konjunktur erneut Rekordergebnisse vorlegen – da ist es nur folgerichtig, die Aktionäre angemessen zu beteiligen“, sagt Meyer. Die Dax-Konzerne würden mit ihrer Dividendenpolitik versuchen, ihre Attraktivität als Investitionsziele zu untermauern. „Alte Tugenden“ wie berechenbare und angemessene Dividendenzahlungen würden aus Sicht der Aktionäre wieder stärker in den Fokus geraten, angesichts der hohen Volatilität in den vergangenen Jahren auch in Bezug auf die Aktienkursentwicklung. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 stieg laut EY die Ausschüttungssumme der Dax-Konzerne um 54% – und damit deutlich stärker als die Inflation.

Ende des Dividendenbooms?

Meyer ist skeptisch, ob sich der Dividendenboom im nächsten Jahr fortsetzen wird. Hintergrund hierfür ist die konjunkturelle Lage und die Tatsache, dass sowohl die wirtschaftlichen als auch die politischen Risiken eher größer als kleiner würden. „Immer mehr Dax-Konzerne kündigen daher ambitionierte Sparprogramme an – sollte der Druck auf die Gewinne in diesem Jahr anhalten, werden wohl auch die Dividendenausschüttungen auf den Prüfstand gestellt werden. Denn während die Gewinne unter Druck geraten, bleibt der Investitionsbedarf sehr hoch: Der Umbau der Geschäftsmodelle und neue technologische Entwicklungen wie etwa der Trend zu Elektromobilität erfordern hohe Investitionen“, prognostiziert Meyer. (mki)

Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com

 

Angriff auf Israel: Märkte reagieren unsicher

Am vergangenen Wochenende griff der Iran Israel großflächig aus der Luft an. Wie reagieren hierauf die Kapitalmärkte? Die DZ Bank sieht in einem Kommentar zur Situation eine unsichere Reaktion – und Potenzial für eine Korrektur.

Es war die Nacht von Samstag, den 13., auf Sonntag, den 14.04.2024, als der Iran den Lfutangriff auf Israel startete, was eine weitere Verschärfung der Lage im Nahen Osten bedeutete. Weitere Angriffe sind laut der iranischen Regierung nicht geplant. Dies, und die Tatsache, dass keine der beiden Seiten ein Interesse an einem offenen Krieg zwischen Israel und dem Iran zu haben scheinen, machten Hoffnung, so die DZ Bank in einem aktuellen Kommentar zu der Eskalation. Wie sich die Lage nun weiterentwickelt, hänge von der Reaktions Israels ab.

Einfluss auf die Märkte

Solch ein Angriff hat auch eine Auswirkung auf die Märkte. Laut Dr. Jan Holthusen, Leiter Research und Volkswirtschaft bei der DZ Bank, dürfte der Rohölpreis in diesem Umfeld weiter zulegen. Preise von 100 US-Dollar und mehr je Barrel seien bei einer Beeinträchtigung der Handelsrouten in der Region nicht auszuschließen. Die ohnehin schon fragile konjunkturelle Lage in Europa könnte darunter ebenfalls leiden, wenn ein solcher Ölpreisanstieg länger andauern sollte.

Für die Kapitalmärkte bedeuten die Ereignisse des Wochenendes kurzfristig eine erneute Phase erhöhter Unsicherheit. Profitieren dürften laut Holthusen als sicher eingeschätzte Anlagen wie das ohnehin schon boomende. Und auch der US-Dollar sollte wie häufig bei zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten Rückenwind bekommen.

Differenzierter stelle sich das Bild bei den klassischen sicheren Häfen, den US-Treasuries und den Bundesanleihen, dar. Ein steigender Ölpreis könnte den Trend der sinkenden Inflationsraten aufhalten oder aber auch umkehren – zumindest für die kommenden Monate. Für die Zentralbanken stelle sich dann die Frage, ob sie wie in der Vergangenheit durch den Inflationseffekt steigender Ölpreise „hindurchschaut“ und somit den mit höheren Energiepreisen verbundenen Konjunkturrisiken Rechnung trägt. Wahrscheinlicher wäre es aber, dass die jüngsten Erfolge bei der Inflationsbekämpfung nicht aufs Spiel gesetzt werden sollen und die Notenbanken mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik zurückhaltender agieren, als das sonst der Fall wäre. Kurzum also: Es steht wieder zur Debatte, ob die erste Zinssenkung weiter auf sich warten lässt.

Anlass zur Korrektur?

Für die Aktienmärkte könnte eine andauernde Eskalation im Nahen Osten wiederum Anlass für eine Korrektur sein. Die Rallye der letzten Monate ließ die Aktienindizes bekanntlich stark in die Höhe steigen. Doch wie tief diese Korrektur ausfällt und wie lange sie anhält, wird von der weiteren politischen Entwicklung abhängen, so Holthusen. (mki)

Bild: © Feydzhet Shabanov – stock.adobe.com

 

Maximieren Sie Ihre Einnahmen durch Vermögenswirksame Leistungen!

Das Jahr 2024 hat mit einem Paukenschlag begonnen: Die Fördergrenzen für Vermögenswirksame Leistungen wurden verdoppelt. Mehr als 25 Millionen Arbeitnehmer haben nun Anspruch auf bis zu 20% staatliche Förderung (17 Millionen Arbeitnehmer zusätzlich).

Durch diese Neuerungen hat sich eine einzigartige Chance für Ihr Unternehmen ergeben. Das Thema VL eignet sich hervorragend, um ungenutzte Potenziale aus Ihrem Kundenbestand zu heben und Neukunden einfach und effektiv zu gewinnen.

Die mehrfach ausgezeichnete Vermögensverwaltung der Sutor Bank bringt Ihre Kunden an den Kapitalmarkt und begleitet sie dabei, Vermögen aufzubauen, zu erhalten und langfristig zu mehren – eine Tradition seit über 100 Jahren.

Normalerweise muss ein Anleger über viel Kapital verfügen, damit sein Depot von der Vermögensverwaltung einer Privatbank gemanagt wird. Bei der Sutor Bank ist das anders, bereits ab 34 Euro VL ist Ihr Kunde herzlich Willkommen.

Die Anlage Vermögenswirksamer Leistungen nach dem 5. Vermögensbildungsgesetz wird Ihre Kunden begeistern. Im Idealfall hat der VL-Vertrag 3 „Sponsoren“: Zuschuss vom Arbeitgeber, 20% Förderung vom Staat und eine ansprechende Wertentwicklung vom Vermögensverwalter. So kann Ihr Kunde ohne eigenen Aufwand bis zu 29.000,00 Euro Vermögen aufbauen.

Wir helfen Ihnen, die PS auf die Straße zu bringen. Unser VL-Produkt auf ETF-Basis (auch mit Edelmetallen) können Sie zulassungsfrei (ohne § 34f) mit schlanker Protokollierung verkaufen. Sie erhalten eine attraktive Abschluss- und Bestandsprovision. So können Sie bis zu 10.137,60 Euro Provisionseinnahmen bis Jahresende erzielen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir Sie bei der VL-Kampagne mit fertigen Marketingpaketen (Mailings, Beratungshilfen, Kundenfilme) unterstützen.

Wir haben Ihr Interesse geweckt?

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ODDO BHF AM startet ELTIF 2.0 Fonds

Die Asset-Management-Sparte der Frankfurter Privatbank ODDO BHF legt ihren ersten ELTIF 2.0 Fonds auf. Er soll Privatanlegern den Zugang zu Private Equity erleichtern und sich auf Investitionen im Bereich der Energiespeicherung und Wasseraufbereitung konzentrieren.

Immer mehr Fondsgesellschaften steigen ins ELTIF-Geschäft ein. Der „European Long-Term Investment Fund“ ist eine langfristige ausgelegte Anlagemöglichkeit in die Anlageklasse Private Equity, deren Vertriebs- und Investmentauflagen in der EU Anfang 2024 deutlich einfacher gestaltet wurden – ELTIF 2.0 also.

Jetzt startet auch ODDO BHF AM seinen ersten ELTIF 2.0 Fonds mit dem „ODDO BHF Commit for Tomorrow ELTIF“, wie das Unternehmen mitteilt. Die Fondsstruktur entspreche dabei der neuen ELTIF-Verordnung, die einem breiteren Kreis von Privatanlegern den Zugang zu Private Equity, also privaten Kapitalbeteiligungen, erleichtern soll.

Investitionen in Energie und Wasser

Der Fonds wird laut ODDO nach einer bisher professionellen Kunden vorbehaltenen Strategie verwaltet. Das Ziel bestehe darin, Lösungen für die Herausforderungen von morgen in Bereichen wie Energiespeicherung und Wasseraufbereitung zu finanzieren. Der ELTIF ist gemäß der Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor als Artikel-8-Produkt eingestuft.

Die vom Investmentteam angestrebte Allokation sieht einen Mix aus Sekundärmarkttransaktionen zur Optimierung des Diversifikations- und Liquiditätsprofils des Portfolios sowie aus Primärmarktinvestments und erstklassigen Co-Investments vor. Durch gemeinsame Investitionen mit institutionellen Fonds sollten Anleger mehr Investitionsmöglichkeiten nutzen und ihr Kapital schneller investieren können, so ODDO. Der „Commit for Tomorrow ELTIF“ ist für den Vertrieb in Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Italien und Luxemburg bestimmt.

Die Anlage in den Fonds ist für die Dauer der Laufzeit gebunden, d. h. zehn Jahre. Diese Sperrfrist kann auf Beschluss des Verwaltungsrats des Fonds um maximal zwei Jahre verlängert werden. (mki)

Bild: © Sebastian Boblist/Wirestock – stock.adobe.com

 

„Am Ende zählt: ‚Produktwahrheit, Produktklarheit‘“

ESG, SRI, PAB ... was ist wirklich nachhaltig? Wie vermeidet man nicht nur Greenwashing, sondern erzielt mit seinen Investitionen auch eine tatsächlich nachhaltige Wirkung? Niklas Krämer, selbst Anlageberater und 2023 auch Teilnehmer des Jungmakler Awards, hat sich auf genau diese Fragen spezialisiert.

Interview mit Niklas Krämer, Partner bei WertWende und Gründer von Finance 4Future
Niklas, du hast dich mit Finance 4Future und auch mit deinem Engagement bei WertWende der nachhaltigen Anlageberatung verschrieben. Was genau sind da deine Schwerpunkte und deine Ziele?

Mein Ziel ist, dass das Thema der persönlichen Finanzen von jedem als der Hebel erkannt wird, der es ist. Ob bei unserer eigenen Geldanlage oder Versicherungen – mit der Wahl unserer Finanzprodukte haben wir eine Wirkung auf die Welt und die Gesellschaft.

Dafür sensibilisiere ich in meiner Beratung, versuche aber auch, mich darüber hinaus zu multiplizieren: durch den Finance-4Future-Podcast, Vorträge an Universitäten und Schulen und für Finanzberatende zur Weiterbildung. Bei unserer Beratungsfirma WertWende verantworte ich den Aktienteil unserer Anlagestrategien und das Nachhaltigkeitsreporting.

Einfach in nachhaltig gebrandete, „grüne“ Fonds zu investieren, reicht deiner Meinung nach nicht. Warum?

Im Bereich Nachhaltigkeit gibt es für mich zwei grundlegende Dimensionen: Das Exposure zu Kontroversen und die (positive) Wirkung durch das Investment. Beides sind berechtigte Perspektiven. Aber es sollte Anleger:innen bewusst sein, dass es diese voneinander unterschiedlichen Perspektiven gibt. Es ist sehr wohl möglich, ohne eine tatsächliche Wirkung „dunkelgrün“ zu investieren. Im Gegenteil ist es sogar möglich, „braun“ zu investieren mit einer positiven Wirkung. Beispiel hierfür sind Aktionärsinitiativen bei Unternehmen wie dem Ölkonzern Exxon – so schaffte es der amerikanische Anbieter „Engine No. 1“ im Jahr 2020, drei Plätze im Aufsichtsrat neu zu besetzen, damit sich das Unternehmen besser gegen Klimarisiken wappnet.

Insgesamt würde ich sagen, dass der Aspekt der Aktionärsrechte und Stimmrechtsnutzung absolut vernachlässigt wird. Vielen Anlegenden und Anlageberatern ist nicht bewusst, dass sie bei der Wahl von Fonds und ETFs von BlackRock/iShares, Vanguard oder Dimensional ihre Stimmrechte an Institutionen übertragen, die diese, wie in Studien belegt, gegen Klimaschutz und Menschenrechte nutzen.

Siehst du Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Ratings folglich eher kritisch?

Ratings sind gut, sofern sie als Datengrundlage verstanden werden, nicht als fertige Filter, nach denen man gedankenlos Entscheidungen treffen kann. Hier ist es genauso wie mit klassischen finanziellen Ratings. Kein kompetenter Anlageberater würde einen Fonds ausschließlich anhand eines Morningstar-­Ratings auswählen.

Leider beziehen sich die meisten Nachhaltigkeitsratings auf die erste der beiden vorhin genannten Dimensionen – das Exposure zu Kontroversen. Die Wirkung von nachhaltigen Geldanlagen ist auch weniger greifbar und selbst in der Forschung noch diskutiert. Nichtsdestotrotz gibt es dort Grundlagen, auf denen ein kompetenter Berater für nachhaltige Geldanlagen aufbauen sollte.

Vor allem aber gilt es das wohl größte Missverständnis in diesem Themenfeld zu vermeiden: Der Begriff „ESG“ bezeichnet einen Risikomanagement-Ansatz, in dem es im Wesentlichen um die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf die finanzielle Performance eines Unternehmens geht, nicht darum, wie grün ein Unternehmen ist.

Wie stellst du dann sicher, dass die Anlagen, die du vermittelst, auch wirklich nachhaltig sind?

Am Ende zählt der Grundsatz „Produktwahrheit, Produktklarheit“. Anleger:innen müssen verstehen, worin sie eigentlich investieren. Dazu nutze ich diverse Quellen. Zur Stimmrechtnutzung kann ich die jährlich aktualisierte Studie „Voting Matters“ der britischen NGO „ShareAction“ empfehlen. Dort werden zumindest die 69 größten Vermögensverwalter der Welt anhand ihrer Stimmrechtsnutzung zu Nachhaltigkeitsthemen ausgewertet.

Darüber hinaus bin ich mit Fondsgesellschaften direkt im Kontakt – mindestens einmal im Jahr, wenn ich im April/Mai den „Investor Impact-Report“ für die Anleger:innen unserer wirkungsorientierten Anlagestrategie schreibe. Da lasse ich einen Datenerhebungsbogen ausfüllen, in dem ich die theoretischen Grundlagen für die Wirkung unserer Strategie mit Daten aus der Praxis füllen lasse. Wer das genauer sehen möchte, kann diesen Report kostenfrei auf der WertWende-Website abrufen.

Da ist die Frage nach dem „Greenwashing“ nicht weit. Viele Fondsgesellschaften, aber auch Berater klagen über unklare Standards und Definitionen beim Thema Nachhaltigkeit. Wie siehst du das?

Gibt es denn in der finanziellen Perspektive klare Standards? In meinen Augen ist die Aufgabe der Regulatorik lediglich, Transparenz sicherzustellen. Wird die Taxonomie eines Tages tatsächlich mit den realwirtschaftlichen Daten befüllt, sind Taxonomie-Quoten sicher großartige Informationen. Aber es gibt auch jetzt schon zahlreiche Informationen wie die bereits erwähnte Studie zur Stimmrechtsnutzung.

Zu Beratern würde ich sagen: Arbeiten Sie mit dem, was Sie haben. Der Ecoreporter bietet eine super Weiterbildung, wenn man sich dazu schulen lassen möchte. Ansonsten kann man natürlich auch in den Finance-4Future-Podcast reinhören. Wir als WertWende überlegen sogar, auch einen Kurs zu entwickeln – aus der Praxis für die Praxis.

Kann man denn auch bei der Anlage in ETFs eine nachhaltige Wirkung erzielen? Haben hier nicht die Fondsanbieter, also BlackRock, Vanguard und Co. die Stimmrechte in den Unternehmen?

Natürlich und ja, bei der Wahl eines Fonds wandert das eigene Stimmrecht an den Fondsanbieter. Aber warum nicht einfach die Fondsanbieter wählen, die die Stimmrechte nachweislich positiv nutzen? BlackRock hat in 2023 in 92% aller Fälle der untersuchten Stichproben im Voting-Matters-­Report von ShareAction gegen Nachhaltigkeit gestimmt; Vanguard sogar in 97 % aller Fälle. Für mich ist das ein klares Kriterium zum Ausschluss dieser Gesellschaften. Im Gegensatz dazu nutzen z. B. Amundi und BNP Paribas ihre Stimmrechte sehr positiv – und bieten ja oft die gleichen Anlageprodukte an.

Direkt gefragt: Unterscheidet sich eine Anlageauswahl anhand deiner Kriterien auch wirklich von denen, die sich an ESG-Siegeln orientieren?

Absolut. Ein ESG-Siegel gibt es in der Form ja nicht. Wer z. B. ein maximales ESG-Rating von 30 nach dem Rating von MSCI in seinem Anlageprodukt fordert, kann leicht bei einem Fonds von BlackRock landen, der in den Ölkonzern TotalEnergies investiert (ESG-Score 27,1/100, Stand 10.02.2024).

Wer sich am geläufigen FNG-Siegel orientiert, dem wird zumindest das nicht passieren. Aber auch dort plädiere ich dafür, das Siegel nicht als finale Entscheidungsmetrik zu nutzen, sondern auch in die umfassenderen FNG-Nachhaltigkeitsprofile hineinzuschauen. Dort ist Stimmrechtnutzung rudimentär ebenfalls ein Teil.

Gibt es für dich als Berater im Bereich Impact Investing besondere Pflichten?

Im Endeffekt verspreche und verkaufe ich neben finanzieller Rendite noch eine positive Wirkung der Geldanlage. Damit geht einher, dass ich ehrlich und seriös bleiben muss. Nicht jede Aktionärsinitiative wird direkten Erfolg haben – und wenn, ist der schwierig zu erfassen, erst recht quantitativ.

Ebenso muss ich sicherstellen, dass unsere Anlageempfehlungen dauerhaft unseren Ansprüchen gerecht werden. Das Angebot nachhaltiger Anlagemöglichkeiten wächst stark. Da wir unsere Anlagestrategien nach moderner Portfolio-Theorie aufbauen, arbeiten wir in manchen Segmenten auch mit unperfekten Lösungen – gerade wenn wir im Rentenversicherungsmantel eingeschränkte Fonds­auswahl haben. Um diese laufende Pflege sicherstellen zu können, arbeiten wir mit Musterportfolios, die wir zentral für alle investierten Mandant:innen pflegen können.

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Feld. Würdest du mit deinem jetzigen Wissen in deiner bisherigen Laufbahn etwas anders machen?

1. Gar nicht erst Fonds von Anbietern wie den oben genannten anfassen, die ihre Stimmrechte so destruktiv einsetzen. Gerade von Dimensional habe ich anfänglich viel gehalten aufgrund ihres empirisch fundierten Ansatzes mit Value- und Small-Cap-Prämien.

2. Keinen Alleingang machen. Entweder direkt die Weiterbildung zum Eco-Anlageberater vom Ecoreporter machen, die ich anfangs gar nicht kannte, oder mich von Anfang an in meiner täglichen Arbeit mit entsprechender Kompetenz umgeben. Leider kann ich die Beratungsfirmen und Solo-Beratenden, die das bieten, an einer Hand abzählen. Wir von der WertWende freuen uns natürlich über Zuwachs, ansonsten kann ich auch den Verein Ökofinanz-21 empfehlen. Dort kommen zweimal im Jahr unabhängige Beratende zusammen, um sich auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Niklas Krämer, Finance 4Future

 
Ein Interview mit
Niklas Krämer

Bert Flossbach „irritiert“ von Goldpreisanstieg

Beim Goldpreis gibt es nach wie vor auf Tagesbasis nur eine Richtung: nach oben. Bert Flossbach, Gründer von Flossbach von Storch, zeigt sich im aktuellen Kapitalmarktbericht des Vermögensverwalters „irritiert“ ob der so extremen Preisentwicklung.

Die Goldrallye kennt schon seit Wochen kaum Grenzen. Im Tagestakt gibt es neue Preisrekorde. Gegen 15:30 Uhr am Donnerstagnachmittag steht der Preis für die Feinunze bei über 2.181 Euro. Es gibt bereits einige Erklärungsversuche gibt, wie es zu diesem enormen Anstieg, der Ende Februar Fahrt aufnahm, kommt, – eine davon hat diese Woche Bert Flossbach, der Gründer und Eigentümer der Flossbach von Storch AG, in einem auf dem Youtube-Kanal des Unternehmens veröffentlichten Videointerview aufgestellt. Dabei ließ er jedoch auch, trotz seiner üblicherweise positiven Einstellung zu Gold als Anlageklasse, verlauten: Der Anstieg sei nicht nur „beachtlich“, sondern „im Grunde genommen irritierend“.

Preisrallye beim Gold trotz ungünstiger Bedingungen

Konkret ist der Goldpreis seit Jahresbeginn in Euro gerechnet um stolze 10,5% gestiegen. Beeindruckend sei diese Entwicklung u. a. deshalb, weil sie in einem Umfeld stattfindet, das „denkbar ungünstig“ für Gold sei, so Flossbach. Insbesondere: Die Realzinsen in den USA sind leicht angestiegen, wodurch die Haltekosten teurer werden, und die Goldnachfrage, gemessen an den Tonnen, die in Gold-ETFs stecken, sei zurückgegangen. Kurzum: Die Nachfrage von privaten Investoren am Aurum lässt nach. In so einer Phase sei ein starker Anstieg des Goldpreises „extrem ungewöhnlich“.

Erklärungsversuche wie geopolitische Risiken spielen bei dieser Goldpreisentwicklung laut Flossbach ebenso keine Rolle, denn die würden sich vor allem auch in den ETF-Zahlen niederschlagen.

Woran liegt’s?

Auch Flossbach von Storch habe gerätselt, was die Gründe für den rapiden Anstieg des Goldpreises sein könnten – und wer ein Interesse daran haben könnte, den Preis so hochzuziehen. Flossbach verweist hier auf China bzw. die chinesische Zentralbank als bekannten Käufer von Gold hin, die derzeit knapp 2.300 Tonnen in ihrem Besitz habe. Im Interview mit AssCompact nannte auch Adrian Ash vom Online-Edelmetallhändler BullionVault China als möglichen Treiber. Es gebe jedoch auch andere staatliche Stellen und möglicherweise andere Länder, die nicht über ihre Käufe berichten müssen und daher für die Entwicklung mitverantwortlich sein könnten.

Flossbach denke auch an den chinesischen Privatinvestor, der aus Mangel an Attraktivität von u. a. Aktien und Immobilien als Goldinvestor in Frage kommen könnte.

Gold als Wertspeicher

Von einer weiteren Preissteigerung auszugehen und vor diesem Hintergrund in Gold zu investieren, sei für Flossbach Spekulation. Für gewöhnlich setzte beim Gold die Nachfrage ein, wenn der Goldpreis gestiegen ist, doch dieses Mal sehe die Situation völlig anders aus. Auf den zusätzlichen Nachfrageschub noch zu hoffen, sei daher müßig. Für den Experten sei Gold auch kein Spekulationsobjekt, sondern ein Wertspeicher, der eine sinnvolle Absicherung im Portfolio darstelle. Für Flossbachs Anlageverhalten ändere sich also trotz der starken Preisentwicklung beim Gold „grundsätzlich nichts“. (mki).

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