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Vermögensverwalter müssen Gewinnrückgänge hinnehmen

Die Vermögensverwalter in Europa stehen vor großen Herausforderungen: sinkende Gewinne, ein wachsendes Gefälle zwischen den besten und den weniger erfolgreichen Unternehmen sowie die zunehmende Bedeutung passiver Fonds. Das zeigt eine Auswertung von McKinsey.

Die europäische Vermögensverwaltungsbranche durchlebt derzeit eine Phase starker Veränderungen. Laut dem 26. jährlichen McKinsey Asset Management Survey aus dem Jahr 2023 sind die Gewinne rückläufig und die Lücke zwischen den erfolgreichsten und den weniger erfolgreichen Vermögensverwaltern wächst. McKinsey legt in einer Unternehmensmitteilung zur Umfrage neun interessante Beobachtungen aus den Ergebnissen dar.

Profiteinbruch und divergente Wachstumsdynamiken

Die Gewinne der Branche sind um ein Drittel gegenüber ihrem Höchststand zurückgegangen. Trotz einer Erholung der verwalteten Vermögen (AUM) um etwa 9% im vierten Quartal 2023 zeigen sich tiefere strukturelle Probleme: Die Gewinne bei den europäischen Asset-Managern sind im zweiten Jahr in Folge gesunken und liegen nun 32 % unter dem Allzeithoch von 2021.

Das Profitabilitätsgefälle zwischen den besten und den restlichen Vermögensverwaltern hat sich außerdem weiter vergrößert. Während die Top-Quartile ihre Einnahmen steigern und Kosten effektiv managen konnten, mussten die weniger erfolgreichen Quartile Einbußen hinnehmen. Der Unterschied in den Gewinnmargen beträgt nun 28 Prozentpunkte, zehn Punkte mehr als 2018.

Passive Fonds und Marktvolatilität

Passive Fonds haben in den letzten Jahren deutlich schneller als aktive Fonds zugelegt, insbesondere in Zeiten hoher Marktvolatilität. Seit 2014 wuchsen die verwalteten Vermögen passiver Fonds jährlich um durchschnittlich 11 % schneller als die aktiver Fonds. In volatilen Jahren wie 2018, 2022 und 2023 betrug der Unterschied in den Nettozuflüssen rund 470 Mrd. Euro.

Entwicklungen in den Privatmärkten

Die Privatmärkte erleben aufgrund makroökonomischer Gegenwinde eine Verlangsamung. Die Mittelbeschaffung in Europa blieb 2023 mit 243 Mrd. US-Dollar nahezu stabil, lag jedoch 27% unter dem Höchststand von 2021. Einzig Private Equity konnte das Fundraising um 57% steigern und einen neuen Rekord verzeichnen.

Trotz der Herausforderungen zeigt eine McKinsey-Umfrage unter über 300 globalen LPs, dass 43% der Befragten planen, ihre Allokationen in private Märkte in den nächsten drei Jahren zu erhöhen.

Preisgestaltung und Leistung

Die Preisgestaltung kann bei aktiv verwalteten Anleihenfonds eine schwache Leistung teilweise kompensieren. Seit 2021 verzeichneten Fonds mit hohen Gebühren Zuflüsse von 83 Mrd. Euro, während Fonds mit geringeren Gebühren Abflüsse von 59 Mrd. Euro hinnehmen mussten. Im Gegensatz dazu ist bei aktiv verwalteten Aktienfonds vor allem die Performance entscheidend: Fonds mit hoher Performance konnten Zuflüsse von 83 Mrd. Euro verzeichnen, während andere Fonds Abflüsse von 127 Mrd. Euro erlitten.

ESG-Investments: Chancen und Herausforderungen

Obwohl die Region EMEA bei den in ESG investierten AUM führend ist, hat das Wachstum in diesem Bereich nachgelassen. Seit 2021 sind die ESG-Fonds in der EMEA-Region jährlich nur um 1% gewachsen. In den Privatmärkten hingegen ziehen Impact- und Dekarbonisierungsfonds weiterhin starke Zuflüsse an.

Trotz der allgemeinen Stagnation bieten sich für Anbieter mit einem differenzierten Angebot weiterhin attraktive Möglichkeiten, insbesondere angesichts des Bedarfs an Kapital zur Erreichung der Netto-Null-Ziele.

Unverwaltete Vermögenswerte und KI-Potenziale

Die Zinsanstiege und die Marktvolatilität haben den Anteil unverwalteter finanzieller Vermögenswerte erhöht. Mit etwa 70 Bio. Euro machen sie nun 73% der gesamten finanziellen Vermögenswerte aus. Wenn die Zentralbanken die Zinsen senken, könnte das derzeit auf der Seitenlinie stehende Kapital von rund 22 Bio. Euro eine große Chance bieten.

Generative KI könnte der Branche einen erheblichen Produktivitätsschub verleihen. Der kombinierte globale Wert durch traditionelle und generative KI wird auf etwa 60 Mrd. US-Dollar geschätzt. Asset-Manager sollten die Potenziale in den Bereichen Inhaltssynthese, Kodierung, Erstellung kreativer Inhalte und Kundenengagement nutzen, wobei Produktivitätsgewinne von bis zu 80% möglich sind.

Konsolidierungsdruck und M&A-Aktivitäten

Der Konsolidierungsdruck in der Branche wächst angesichts geringer Effizienz. Die durchschnittliche Kosten-Ertrags-Quote europäischer Vermögensverwalter ist seit 2021 um neun Prozentpunkte auf 65% gestiegen. Trotz eines Rückgangs der M&A-Aktivitäten im Jahr 2023 könnte eine Verbesserung des mittelfristigen Wirtschaftsausblicks zu einer Wiederbelebung führen.

Fazit

Die europäische Vermögensverwaltungsbranche sieht sich mit erheblichen Herausforderungen wie Gewinnrückgängen, einer aufklaffenden Schere zwischen den stärksten und schwächsten Unternehmen und unterschiedlichen Wachstumsdynamiken konfrontiert. Doch mit gezielten Investitionen und einer Anpassung an die neuen Marktbedingungen können Vermögensverwalter diese Herausforderungen in Chancen verwandeln und in einem sich radikal verändernden Umfeld erfolgreich bestehen, erläutert McKinsey. (mki)

Bild: © 78art – stock.adobe.com

 

Was ist die Zukunft der Kapitalanlage?

Am 18. und 19.06.2024 fand auf Schloss Bensberg bei Köln wieder die FinPro-Fachtagung der V.E.R.S. Leipzig GmbH statt. Auf der Veranstaltung konnten sich knapp 300 Investoren austauschen und über aktuelle Trends und Herausforderungen in der Kapitalanlage diskutieren.

Bereits zum elften Mal veranstaltete die V.E.R.S. Leipzig Gmbh auf Schloss Bensberg bei Köln die FinPro-Fachtagung für innovative Finanzprodukte. Teil nahmen 290 Expertinnen und Experten und institutionelle Investoren aus Versicherungen, Versorgungswerken sowie Pensions- und Sterbekassen. Im Fokus stand der Austausch über aktuelle Trends und Herausforderungen in der Kapitalanlage.

Schwerpunkte und brennende Fragen in der Kapitalanlage

Die diesjährige Agenda spiegelte die aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen wider, die institutionelle Investoren beschäftigen, so die V.E.R.S. Leipzig in einer Unternehmensmitteilung zur Veranstaltung. In den verschiedenen Vorträgen und Diskussionsrunden wurden insbesondere die Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen, die Inflationsdynamik sowie nachhaltige Investmentstrategien beleuchtet. Die Teilnehmenden hatten zudem die Gelegenheit, sich in Networking-Pausen intensiv auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

Zu den Highlights der Veranstaltung gehörte z. B. die Keynote von Gerald Weber, Chief Investment Officer der Vienna Insurance Group, mit dem Thema „Geopolitische Dynamik und volatile Märkte – die Renaissance der Diversifikation“. Darin ging es insbesondere darum, wie führende institutionelle Investoren ihre Portfolios anpassen und auf Veränderungen reagieren können, in Zeiten geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Auch die US-Wahl 2024 stand im Mittelpunkt, nämlich beim Vortrag „US-Wahl ‚24 – Demokratie und Weltwirtschaft in Gefahr?“ von Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios Washington, der die möglichen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der bevorstehenden US-Wahl auf die globalen Märkte beleuchtete.

Podiumsdiskussion zu Fußball als Geldanlage

Passend zur aktuell stattfindenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland gab es auch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fußball als Investmentobjekt?!“, an der u. a. Ex-DFB-Sportmanager und Ex-Bayern-München-Vorstand Matthias Sammer teilnahm. Die Diskussion beleuchtete verschiedene Aspekte von Investitionen in Fußballvereine und -infrastruktur. Die Teilnehmer betonten, dass es einen Unterschied zwischen strategischen und finanziellen Investitionen gibt. Während die Renditeerwartungen geringer als bei anderen Asset-Klassen sind, wurde hervorgehoben, dass langfristige Kurssteigerungen durch fundierte, sportliche Expertise erreicht werden kann.

Die Diskutantinnen und Diskutanten betonten, dass Investitionen in Fußballligen gegenüber Investitionen in einzelne Vereine oder Spieler vorzuziehen seien, da diese weniger vom sportlichen Erfolg abhingen. Zudem erforderten Investitionen in den Fußball immer auch fundierte sportliche Beratung und nicht nur reines Kapital. Langfristige Partnerschaften und Vertrauen seien deshalb entscheidend, auch wenn der Einfluss auf ESG-Aspekte oft begrenzt sei. (mki)

Bild: © VRVIRUS – stock.adobe.com

 

Sind die hohen US-Aktienkurse Grund zur Sorge?

Möglicherweise unterschätzen die Märkte, was höhere Zinsen für die Bewertungen von Aktien bedeuten. Eine Expertin des Vermögensverwalters Vanguard gibt ihre Einschätzung ab, wie die derzeitige Lage am US-Aktienmarkt zu bewerten ist.

Ein Artikel von Qian Wang, Chief Economist Asia-Pacific und Global Head of the Vanguard Capital Markets Model

Höhere Zinsen können die Kurse an den Finanzmärkten unter Druck setzen. Der US-Anleihemarkt hat das Hochzinsumfeld inzwischen weitgehend eingepreist, wie die deutlichen Kursrückgänge an den Anleihemärkten in den letzten zwei Jahren zeigen. Anders die Lage am Aktienmarkt, wo die Kurse neue Rekordstände erreicht haben. Möglicherweise blicken Anlegerinnen und Anleger zu sorglos auf die steigenden Bewertungen.

US-Aktienbewertungen: Stand der Lage

Aktienbewertungen zeigen an, wie die Märkte den Wert eines Unternehmens einschätzen – und wirken im Moment etwas schwindelerregend. Das nachstehende Diagramm bildet eine gängige Kennzahl für die Bewertung von US-Aktien ab: das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE). Um die Auswirkungen von Konjunkturzyklen zu glätten, setzt das CAPE die aktuellen Aktienkurse in Relation zu den inflationsbereinigten 10-Jahres-Gewinnen je Aktie. Im Januar 2024 lag das CAPE für US-Aktien nun bei über 30 und damit auf einem der höchsten Stände der letzten 70 Jahre.

Was wir jedoch als Fair Value einer Aktie ansehen, hängt zum Teil vom wirtschaftlichen Umfeld ab, zu dem neben Zinsen und Inflation auch die Marktvolatilität gehört. In Zeiten niedriger Zinsen, niedriger Inflation und geringer Volatilität können höhere Aktienbewertungen durchaus gerechtfertigt sein. Warum? Weil niedrige Zinssätze auch niedrigere Abzinsungssätze bedeuten – und damit niedrigere Kosten für eine heutige Beteiligung an den künftigen Gewinnen eines Unternehmens.

Die US-Aktienkurse haben neue Höchststände erreicht, gleichzeitig sind unsere Fair-Value-Schätzungen aufgrund der steigenden Zinsen jedoch gesunken. Die wachsende Kluft zwischen den Aktienkursen und den Ergebnissen unserer Analyse hat dazu geführt, dass die Bewertungen heute etwa 30% über unserer Fair-Value-Schätzung liegt.

Dazu muss man wissen: US-Aktien waren selten so teuer wie heute. Die Bewertungen liegen aktuell im 99. Perzentil und wurden seit 1950 nur von der Dotcom-Blase und der Phase nach dem Ende der Covid-Lockdowns übertroffen (siehe nachstehende Grafik).

Wie sich die Bewertungslücke bei US-Aktien schließen könnte

Sinkende Zinsen könnten dazu beitragen, die Bewertungslücke zu schließen. Bei der Eindämmung der Inflation ist die Fed allerdings bisher hinter ihren Zielen zurückgeblieben, weshalb wir einen schnellen Kurswechsel für unwahrscheinlich halten. Denkbar ist sogar, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr überhaupt nicht mehr senkt, und wenn doch, dann wahrscheinlich nicht in einem Ausmaß, das unsere Fair-Value-Schätzungen deutlich verschieben würde. Jedenfalls halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Fair-Value-Spanne ab 2025 wieder auf das Niveau des Jahres 2020 steigt. Die Ära der Nullzinsen ist Geschichte.

Wahrscheinlicher ist daher, dass sich die Lücke durch sinkende Aktienkurse schließen wird.

Hohe Bewertungen, steigende Risiken

Sind die hohen US-Aktienkurse Grund zur Sorge?

Das von Vanguard berechnete Fair-Value-CAPE von US-Aktien beruht auf einem statistischen Modell, welches das CAPE um Zinseffekte und Inflation bereinigt. Die statistische Modellspezifizierung ist eine Vektor-Fehlerkorrektur (VEC) mit drei Variablen: Gewinnrenditen von Aktien, nachlaufende 10-Jahres-Inflation und 10-Jahres-Treasury-Renditen, geschätzt über einen Zeitraum von Dezember 1940 bis Januar 2024. Für weitere Informationen siehe As US Stock Prices Rise, the Risk-Return Trade-Off Gets Tricky aus der Vanguard Serie Global Macro Matters (2017). Sinkt das Fair-Value-CAPE, muss die Aktienrisikoprämie (ERP) steigen; steigt das Fair-Value-CAPE, sollte die Aktienrisikoprämie sinken.

Was Aktienbewertungen aussagen – und was nicht

Bewertungen sind ein guter Indikator für langfristige Aktienrenditen. Für die weitere Entwicklung der US-Aktienmärkte sind die hohen Bewertungen dieser Tage daher ein schlechtes Zeichen.

Doch auch wenn die Bewertungen aktuell zweifellos hoch sind, ist kurzfristig ein weiterer Anstieg durchaus möglich. Für Timing-Strategien sind Bewertungen ungeeignet, und selbst über längere Zeiträume sind Bewertungen keine unfehlbaren Indikatoren für Mehr- oder Minderrenditen.

Trotz unserer eher mageren 10-Jahres-Prognosen für den US-Aktienmarkt raten wir Anlegerinnen und Anlegern daher von drastischen Veränderungen ihrer Asset-Allokation ab.

Ein Mittel gegen hohe Aktienbewertungen: Diversifizierung

Unabhängig von unseren US-Aktienprognosen trägt eine Mischung aus nicht perfekt korrelierten Anlagen dazu bei, das Portfoliorisiko zu reduzieren. Genau wie ausgewogene Ernährung die Gesundheit fördert, bietet ein ausgewogenes Portfolio Anlegerinnen und Anlegern eine gute Chance, ihre langfristigen finanziellen Ziele zu erreichen.

Da der Übergang zu höheren Zinsen noch nicht abgeschlossen ist, ist auch in diesem Jahr weitere Volatilität denkbar. Multi-Asset-Anlegerinnen und -Anleger mit einer strategischen Asset-Allokation aus globalen Aktien und Anleihen sollten jedoch langfristig für Geduld und Disziplin belohnt werden. Da Timing-Strategien in der Praxis selten erfolgreich sind, empfehlen wir Anlegerinnen und Anlegern, Kurs zu halten und sich auf langfristige Ergebnisse zu konzentrieren, denn so haben sie aus unserer Sicht langfristig die besten Erfolgschancen.

Bild: © Vanguard; Grafik: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Daten der Webseite von Robert Shiller sowie dem US Bureau of Labor Statistics, dem Federal Reserve Board, Refinitiv und Global Financial Data.

 
Ein Artikel von
Qian Wang

Amundi senkt Verwaltungskosten für zahlreiche ETFs

Amundi, der größte europäische Vermögensverwalter, hat im Rahmen des Preiskampfs im Fondsgeschäft seine Verwaltungskosten für einige seiner ETFs gesenkt. Das Unternehmen will dadurch Kosteneinsparungen an seine Kunden weitergeben.

Der französische Asset-Manager Amundi reduziert für einige seiner ETFs die Verwaltungskosten. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Hintergrund sei demnach, Kunden von Skaleneffekten profitieren lassen zu wollen.

Amundi-ETFs werden günstiger

Insgesamt 22 der über 300 börsengehandelten Indexfonds werden im Rahmen der Gebührensenkung günstiger, so Amundi. Sie gilt u. a. für ETFs auf US- und Euro-Aktien bspw. den S&P 500 und den EURO STOXX 50, mit und ohne ESG-Komponente, sowie US-Staats- und Euro-Unternehmensanleihen. Die stärkste Reduktion dürfte der Amundi MSCI Japan ESG Climate Net Zero Ambition CTB UCITS ETF EUR Acc erfahren. Dieser hatte vorher eine TER von 0,45% p. a., jetzt nur noch 0,15% p. a.

Amundi senkt Verwaltungskosten für zahlreiche ETFs

Möglich seien die Senkungen durch die Größenvorteile von Amundi, wodurch das Unternehmen Kosteneinsparungen an seine Kunden weitergeben könne. „Wir wissen, wie wichtig Kosteneffizienz bei Investitionen ist. Daher werden die Gebührensenkungen Anlegern helfen, ihre Anlageziele zu erreichen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen“ erläutert Benoit Sorel, Global Head of Amundi ETF, Indexing & Smart Beta die Kostensenkungen. (mki)

Grafik: © Amundi Asset Management; Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com

 

Viele VL-Berechtigte wissen nicht, dass sie förderberechtigt sind

Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die im Auftrag von Union Investment durchgeführt wurde, weiß eine beachtliche Anzahl an Menschen, die beim Sparen mit vermögenswirksamen Leistungen förderberechtigt sind, nichts von ihrem Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage.

Im Zuge des Zukunftsfinanzierungsgesetz wurde die Förderung bei vermögenswirksamen Leistungen (VL) zum Jahresbeginn 2024 deutlich ausgeweitet. Die Grenze für die Förderung verdoppelte sich auf ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 40.000 Euro für Alleinstehende und 80.000 Euro für Verheiratete/Lebenspartnerschaften.

Allerdings sei diese massive Ausweitung weitgehend unbekannt, wie nun eine aktuelle, repräsentative Forsa-Umfrage zeigt, die ursprünglich Union Investment in Auftrag gegeben hatte. Dementsprechend war vielen förderberechtigten Befragten nicht bekannt, dass sie eigentlich einen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage hätten.

Ausweitung der Förderung bei VL weitgehend unbekannt

85% der Befragten wussten laut der Mitteilung von Union Investment zur Umfrage nichts von der Ausweitung der Förderung. Entsprechend gaben rund 60% der VL-Berechtigten an, keinen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage zu haben. Dies dürfte allerdings bei den meisten eine Fehleinschätzung sein, denn durch die Gesetzesänderung stieg die Zahl der anspruchsberechtigten Personen laut einer Berechnung von empirica von knapp 8 Millionen auf nun rund 21 Millionen Arbeitnehmer, so Union Investment.

Kerstin Knoefel, Leiterin Privatkunden bei Union Investment, schätzt, dass nun 70% aller Arbeitnehmer einen Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage hätten. Die Tatsache, dass die Ausweitung der Fördergrenzen nahezu unbekannt sei, sei „fatal“, da die Menschen dadurch bis zu 480 Euro verschenken würden.

Steigendes Einkommen zieht häufigeres VL-Angebot nach sich

Erfreulich sei der hohe Bekanntheitsgrad vermögenswirksamer Leistungen. Bei der Befragung gaben nahezu alle Befragten (95%) an, diese Sparform zu kennen. Bei 72% der Menschen bot der Arbeitgeber VL an. Auffällig war hierbei der Unterschied zwischen den Einkommen. Bei Beschäftigten mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 3.500 Euro boten 67% der Arbeitgeber VL an. Bei den Befragten mit einem Einkommen von mehr als 5.000 Euro im Monat waren es hingegen 89% der Arbeitgeber.

Jeder dritte Arbeitnehmer nutzt die vom Arbeitgeber angebotenen VL nicht

Fragte man die Umfrageteilnehmer, deren Arbeitgeber VL anbietet, ob sie einen entsprechenden VL-Vertrag besitzen, bejahten dies 63%. 3% gaben sogar an, mehrere Verträge abgeschlossen zu haben. Dies bedeute laut Knoefel jedoch im Umkehrschluss, dass knapp jeder dritte Arbeitnehmer die angebotene Leistung nicht in Anspruch nehme. Vermutlich liege dies an der Unkenntnis über die Funktionsweise von VL oder nicht ausreichender Finanzbildung. Arbeitgeber und Banken müssten hier die Beratung intensivieren. (mki)

Zur Umfrage

Das Marktforschungsinstitut Forsa hat im April 2024 im Auftrag von Union Investment 1.002 Menschen im Alter von 16 bis 67 Jahren befragt (VL-Berechtigte, ohne Selbständige/Freiberufler). Die Befragten nahmen an einer Online-Umfrage teil und konnten sich Zeit und Umgebung der Bearbeitung selbst aussuchen. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100% addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.

Bild: © peshkova – stock.adobe.com

 

Diese Chancen und Risiken bietet KI in der Finanzbranche

Künstliche Intelligenz ist auch in der Investmentbranche eine anhaltend dominante Thematik. Der Online-Asset-Manager Mintos hat zusammengetragen, welche Chancen und Herausforderungen KI für die Investmentbranche birgt – vom einzelnen Anleger bis zu Finanzunternehmen.

Was verändert sich durch die neuen, intelligenten Anwendungen, die im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) derzeit entstehen? Welche Chancen und Herausforderungen stehen für einzelne Anleger, in der täglichen Arbeit des Portfoliomanagements sowie für Finanzunternehmen generell ins Haus?

Orientierung bei diesen Fragen soll ein Überblick über die Vor- und Nachteile von KI-Anwendungen für die Investmentbranche liefern, zusammengestellt von Martins Sulte, CEO und Mitgründer der Multi-Asset-Plattform Mintos.

Fünf Vorteile von KI-Einsatz in Investment und Finanzen

Zum einen könne KI große Datenmengen aus verschiedenen Datenquellen analysieren, darunter Finanznachrichten, Marktdaten, Wirtschaftsdaten und mehr. Diese Analyse könne Anlegern dabei helfen, Muster, Trends und Anlagemöglichkeiten zu erkennen, die mit einer manuellen Analyse so nicht möglich wären. Im Portfoliomanagement eröffne die KI damit neue Möglichkeiten durch höhere Effizienz, Genauigkeit und Zugänglichkeit.

Weiterhin könne die KI mithilfe fortschrittlicher Algorithmen historische Daten und Echtzeitdaten verarbeiten, um Bewegungen auf den Finanzmärkten vorherzusagen. Obwohl sie keine perfekten Vorhersagen garantieren könne, so Mintos, könne sie Portfoliomanagern und Anlegern wertvolle Informationen liefern, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Eine weitere Chance durch KI: Die Systeme könnten zur automatischen Verwaltung von Anlageportfolios auf der Grundlage der Ziele eines Anlegers, seines Risikoprofils und der Marktbedingungen eingesetzt werden. Dies könne die Auswahl von Anlagen, den Ausgleich des Portfolios und eine Neuausrichtung als Reaktion auf Marktveränderungen umfassen.

Weiterhin würden Algorithmen den Handel beschleunigen. KI könne mithilfe komplexer Algorithmen Hochfrequenzgeschäfte durchführen, um Arbitragemöglichkeiten zu erkennen und kleine Preisbewegungen auf den Finanzmärkten auszunutzen. Diese Art des Handels könne schneller und effizienter durchgeführt werden als der manuelle Handel.

Zu guter Letzt könne KI zur Aufdeckung und Verhinderung von Finanzbetrug eingesetzt werden, indem sie Anomalien in Daten oder Verhaltensmustern identifiziert, die auf betrügerische Aktivitäten hindeuten könnten.

Diese Herausforderungen birgt der Einsatz von KI

Eine der größten Herausforderungen sei Mintos zufolge der Schutz der persönlichen Daten der Kunden. Der Einsatz von KI-Systemen zur Kundenbewertung und zum Angebot personalisierter Dienstleistungen erfordere Transparenz und Kontrolle über die Datenverarbeitung. Ohne angemessene Transparenzmechanismen verstünden die Kunden möglicherweise nicht vollständig, wie ihre Daten verwendet werden und welche Entscheidungen auf dieser Grundlage getroffen werden.

Auch könnten Algorithmen Fehler verursachen. Die Verwendung von Algorithmen zur Erstellung von Kundenprofilen könne das Risiko der Diskriminierung mit sich bringen. Wenn die Daten, die zum Trainieren der Algorithmen verwendet werden, nicht repräsentativ sind oder wenn die Algorithmen selbst nicht richtig kalibriert sind, könne es laut Mintos zu unfairen Ungleichheiten bei Finanzentscheidungen kommen, etwa bei der Bewilligung von Krediten oder beim Angebot von Finanzprodukten.

Ein weiteres Risiko ist die Cybersicherheit. KI-Systeme, die zur Analyse großer Mengen von Finanzdaten eingesetzt werden, müssen vor externen Bedrohungen wie Hackern und Sicherheitsverstößen geschützt werden. Darüber hinaus müsse die Integrität der Algorithmen selbst sichergestellt werden, um Manipulationen oder Eingriffe zu vermeiden, die die Verlässlichkeit von KI-gestützten Finanzentscheidungen beeinträchtigen könnten.

Und schließlich könnte die breite Einführung von KI-Systemen zu plötzlichen und unvorhergesehenen Veränderungen der Finanzmarktdynamik führen – mit dem Risiko von Destabilisierung und Systemkrisen. (mki)

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Forum Nachhaltige Geldanlagen sorgt sich um Rechtsruck

Seit 2005 analysiert der alljährlich erscheinende Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen die Trends nachhaltigkeitsbezogener Investitionen in Deutschland und Österreich. Am Donnerstag hat das FNG seine aktuelle Fassung veröffentlicht – und befürchtet eine Anti-ESG-Bewegung.

542,6 Mrd. Euro – so viel Volumen nachhaltiger Geldanlagen erfasst der diesjährige Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) für Deutschland. 89,2 Mrd. Euro wurden derweil für Österreich erhoben. Seit 2005 erscheint der Marktbericht, der die Trends nachhaltigkeitsbezogener Investitionen in den beiden Ländern untersucht.

Zentrale Erkenntnisse gibt es dieses Jahr mehrere. U. a. wurde in diesem Jahr erstmalig die Berücksichtigung von Biodiversität erfasst. Dabei zeigte sich, dass ein Drittel der befragten Finanzunternehmen derzeit Biodiversitätsrisiken in ihre Investmentprozesse integriert. Zahlreiche Studien, u. a. der OECD, warnen laut FNG-Mitteilung, dass sich der Rückgang von Biodiversität und der damit verbundenen Ökosystemleistungen negativ auf die Wertentwicklung von Finanzprodukten auswirken könne. Unter Biodiversität wird nicht nur die Vielfalt von Arten und Genen, sondern auch die Vielfalt von Ökosystemen verstanden.

Soziale Themen vermehrt im Fokus

Auch soziale Themen rücken vermehrt in den Fokus bei Finanzunternehmen, so das FNG. Bisher werde vor allem in der EU-Regulierung vorrangig das „E“ in ESG adressiert. Der diesjährige Marktbericht zeigt, dass Finanzmarktteilnehmende sich zum Teil bereits mit Sozialthemen auseinandergesetzt haben. Sie geben an, bei der nachhaltigen Kreditvergabe soziale Schwerpunkte zu setzen, wobei 54% der Befragten die Datenlage im Bereich Soziales als unzureichend bis völlig unzureichend empfinden. Dies spreche für die Entwicklung eines Social Investment Frameworks.

Sorgen vor Rechtsruck und Anti-ESG-Bewegungen

Eine Vielzahl der Befragten gab laut FNG in der aktuellen Umfrage mit Blick auf die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen auch politische Sorgen an. Die Befragten befürchten hauptsächlich einen möglichen Rechtsruck und Anti-ESG-Bewegungen, die eine Abkehr von nachhaltigen Geldanlagen zur Folge haben könnten. Die im Frühjahr befragten Teilnehmenden der Erhebung äußerten die Sorge, dass die Wahlen in der EU im Juni und den USA im November die politischen Mehrheiten zugunsten rechter Parteien verschieben könnten. Vor allem seien es diese Parteien, die sich als politische Anti-ESG-Bewegungen verstehen und den menschengemachten Klimawandel verleugnen.

Laut FNG-Vorstandsvorsitzendem Marian Klemm stellen diese politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen eine Herausforderung für die nachhaltige Investmentbranche dar. Dem gelte es einen aufklärenden, auf Augenhöhe angesiedelten Diskurs entgegenzusetzen, um wissenschaftliche Fakten angemessen zu vermitteln und populistischen Bewegungen sowie Desinformationskampagnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, so Klemm.

 

Forum Nachhaltige Geldanlagen sorgt sich um Rechtsruck

 

Wachstumsprognose für nachhaltige Geldanlagen

Auf das Jahr 2024 blicken die Befragten allerdings trotz regulatorischer und politisch-gesellschaftlicher Unsicherheit positiv: 82% der Befragten erwarten demnach ein Wachstum nachhaltiger Geldanlagen für 2024. Diese positive Prognose verdeutliche das anhaltende Vertrauen in die Bedeutung und Rentabilität nachhaltiger Investments.

Weitere Trends: Fokus auf Europa und Ausschluss von Rüstungsunternehmen

Ein weiteres Ergebnis des diesjährigen FNG-Marktberichts: Rüstungsunternehmen stehen auf der Liste der Ausschlusskriterien an vorderster Stelle, gefolgt von Verstößen gegen Menschen- und Arbeitsrechte sowie fossiler Energie. Damit habe sich ein Wandel in den letzten Jahren vollzogen. Vor fünf Jahren lag der Fokus bei den Ausschlusskriterien noch auf Governance-Aspekten. Der Ausschluss von fossilen Energien rangierte im vergangenen Jahr noch auf Platz 9.

In der Erhebung zeigt sich zudem, dass deutsche Investorinnen und Investoren einen starken Fokus auf eine europäische Titelauswahl legen. Mehr als zwei Drittel (72%) machten europäische Assets in den Finanzprodukten bei den Befragten in Deutschland im Jahr 2023 aus. Dies spiegle laut FNG die geografischen Präferenzen, das Vertrauen in die europäischen Märkte, aber auch die eventuell noch unzureichende Datenabdeckung in den Emerging Markets wider.

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Private Equity: Wichtige Alternative zu den öffentlichen Märkten

Diversifikation ist eine essenzielle Komponente bei der Geldanlage. Doch welche Anlageklassen greift man sich? Möglichkeiten gibt es viele, auch abseits der Börse. Eine davon könnte künftig u. a. durch die neue ELTIF-Regulierung einen Aufwind erfahren: Private Equity. Was sind die Vor- und Nachteile?

Ein Beitrag von Stefan Becker, Senior Vice President und Relationship Manager Intermediaries bei Neuberger Berman

Private Equity („PE“) ist eine Investition in ein Unternehmen, das sich in Privatbesitz befindet. Private Unternehmen gibt es in allen Branchen, in nicht-­zyklischen wie der Industrie, zyklischen wie Verbrauchsgüter oder aufstrebenden wie Technologie. Auch gibt es sie in allen Größen, von Start-ups und Risikokapital bis hin zu kleinen, mittelgroßen und sogar großen, etablierten Unternehmen.

Private Equity etabliert sich in den Portfolios

In der Vergangenheit wurde Private Equity hauptsächlich für institutionelle Anleger oder sehr wohlhabende, vermögende Privatpersonen eingesetzt. Dies war vor allem auf hohe Mindestinvestitionen und strenge Zulassungsvoraussetzungen zurückzuführen.

Da sich Private Equity weiterentwickelt und sich die Regulierung geändert hat, ist die Anlageklasse mittlerweile zugänglicher geworden. Heute ist PE in den Portfolios von Institutionen, Intermediären und Privatpersonen weltweit zu finden. Die Gesamtallokationen in PE-Anlagen sind ebenfalls gestiegen. Der Sektor hat sich von einer kleinen, spezialisierten Allokation innerhalb eines Portfolios zu einer Kernbeteiligung für alle Anlegertypen entwickelt.

Die zunehmende Akzeptanz von Privatmärkten ist weitgehend auf ein wachsendes Verständnis der Anlageklasse und des Gesamtwerts, den sie für ein Portfolio bringt, zurückzuführen. Weitere wachstumsfördernde Faktoren sind die Zunahme von Produktanbietern, die regulierte und liquidere Anlagevehikel entwickeln, sowie neue Technologien, die Investitionen erleichtert haben. Ein Hauptgrund für das Wachstum der Anlageklasse ist ihre Funktion, die sie in ein Portfolio einbringen kann. Zum Beispiel:

Diversifikation

Das Anlageuniversum für Private-Equity-Anlagen ist groß und nicht über die öffentlichen Märkte zugänglich. Das macht PE zu einer guten Ergänzung zu einer öffentlichen Allokation. Es bietet Anlegern Zugang zu mehr Unternehmen als den öffentlichen Märkten, und das ohne Überschneidungen. In den USA beispielsweise machte PE im Jahr 2023 fast zwei Drittel des investierbaren Universums aus, gemessen an der Anzahl der Unternehmen. Um sich in der breiteren US-Wirtschaft zu engagieren, muss man sich in PE engagieren, da die öffentlichen Märkte nur einen kleinen Teil des gesamten US-Unternehmensuniversums ausmachen.

Eine weitere Möglichkeit, wie PE zur Diversifizierung beitragen kann, ist das Engagement in Unternehmen unterschiedlicher Größe. Das durchschnittliche Private-Equity-Unternehmen ist kleiner als der Median der börsennotierten Unternehmen. Mit anderen Worten: Die öffentlichen Märkte bieten ein Engagement in Large-Cap-Unternehmen, aber nicht so sehr in Small-Cap-Unternehmen, bei denen der größte Teil des Zugangs nur durch PE-Investitionen erreichbar ist. Auch bleiben Unternehmen länger privat, gehen nie an die Börse oder nehmen mehr privates Vermögen auf, um zu wachsen. Wenn Unternehmen länger privat bleiben, sind die Bewertungen tendenziell viel höher, wenn sie später an die Börse gehen. Als solches kann PE potenziell Zugang zu erfolgreichen Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Lebenszyklus bieten.

Die Fähigkeit, Werte freizusetzen

PE hat die Fähigkeit, Veränderungen in den zugrunde liegenden Portfoliounternehmen zu beeinflussen, die den Wert der Investition und damit die Rendite für die Anleger steigern können. Die erste Gelegenheit bietet sich beim Kauf – auf den öffentlichen Märkten hat jeder den gleichen Zugang zu Chancen und Informationen. Für PE ist der Markt weniger effizient – wenn Sie einen Informationsvorsprung haben, können Sie bessere Entscheidungen darüber treffen, was Sie kaufen, wie viel Sie bezahlen und wie Sie dafür bezahlen. Während der Haltedauer haben öffentliche Anleger nur begrenzte Möglichkeiten, Änderungen vorzunehmen.

PE-Investoren hingegen haben die Kontrolle über die Unternehmen, in die sie investieren, was es ihnen ermöglicht, operative und strukturelle Verbesserungen in den Unternehmen vorzunehmen. Das steigert die Erträge und macht diese Unternehmen grundsätzlich wertvoller. Es gibt auch relativ gesehen weniger Bürokratie, wenn es darum geht, diese Änderungen umzusetzen. Beispiele für Wertschöpfung können die Implementierung eines neuen Managements sein, Software und Technologie, Partner in der Lieferkette oder ein vollständiger Turnaround des Unternehmens. Private-Equity-Firmen schaffen einen greifbaren Wert, der das Unternehmen dann wertvoller macht. Die Langfristigkeit von PE-Strukturen ermöglicht es Managern, nicht nur den Zeitpunkt des Kaufs, sondern auch den Zeitpunkt des Verkaufs zu planen, um das Renditepotenzial zu maximieren. Sie können auch wählen, wie sie verkaufen möchten – zum Beispiel über einen Börsengang oder einen strategischen Verkauf.

Starke relative Performance

Private-Equity-Anlagen stellen über Marktzyklen hinweg eine attraktive Anlagemöglichkeit dar und haben sich langfristig im Durchschnitt um mehrere Hundert Basispunkte besser entwickelt als die öffentlichen Märkte. Fonds des ersten Quartils weisen eine noch stärkere Outperformance auf. Insgesamt gesehen kann das Gesamtrisiko-Rendite-Profil des Portfolios durch die Aufnahme von Privatmärkten verbessert werden.

ELTIF-Regulierung

Wie bei den meisten Anlagen gibt es auch bei Investitionen in Privatmärkte Risiken. Die Anlageklasse ist in der Regel illiquide und es gibt eine gewisse Ungenauigkeit bei den Bewertungen, die oft nur vierteljährlich und mit Verzögerung verfügbar sind. Auch das Cash-­Management kann für manche eine Herausforderung sein, da PE das Kapital in der Regel nicht sofort investiert, sondern es im Laufe der Zeit „abruft“ und Ausschüttungen unvorhersehbar sein können.

Neuere Strukturen haben jedoch versucht, diese Herausforderungen zu reduzieren. So ist beispielsweise der European Long-Term Investment Fund („ELTIF“) ein europaweites System, das einem breiteren Spektrum von Anlegern, einschließlich Kleinanlegern, den Zugang zu Private Equity ermöglicht. Dies erfolgt über eine regulierte und transparente Struktur, die über ausgewählte Banken verfügbar ist. Zu den Vorteilen von ELTIF-Vehikeln gehören eine niedrige Mindestzeichnung, vereinfachte Zeichnungsprozesse sowie kürzere Anlagezeiträume und -laufzeiten.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Egor – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Neuberger Berman

 
Ein Artikel von
Stefan Becker

Flossbach von Storch: So sollte man die Asset-Klassen aufteilen

Die Consilium Vermögensmanagement GmbH hat zum dritten Mal das „Consilium Investment Barbecue“ veranstaltet. Dabei war auch Philipp Vorndran, langjähriger Investment-Experte bei Flossbach von Storch. Er gab einige Tipps zur Portfoliozusammenstellung.

Bei den Fondsgesellschaften rückt Multi-Asset wieder stärker in den Fokus. Denn gerade in solch volatilen Zeiten wie den aktuellen kann es empfehlenswert sein, etwas über den Tellerrand zu schauen und sich nicht nur auf Aktien zu konzentrieren – auch wenn diese einen großen Anteil im Portfolio haben sollten.

Philipp Vorndran, seit 2021 Partner bei Flossbach von Storch und langjähriger Experte des Vermögensverwalters, hielt jüngst einen Vortrag mit dem Titel „Bauchschmerzen?“ beim dritten Consilium Investment Barbecue, einer Grillveranstaltung der Consilium Vermögensmanagement GmbH für die Investmentbranche.

Anlagetipps von Flossbach von Storch

„An Aktien führt kein Weg vorbei“, so lautet die Kernaussage des Fachvortrags von Philipp Vorndran. Um den Wert seines Vermögens zu erhalten, empfiehlt der Experte, etwa 70% in Aktien und Immobilien zu investieren. Bezüglich Anleihen merkt Vorndran an, dass in Europa derzeit keine hohen Renditen zu erzielen seien, wohingegen die Situation in den USA etwas besser aussehe. Vorndran sieht Anleihen im Jahr 2024 als eine Alternative zu Aktien, insbesondere für diejenigen, die einen stabilen und prognostizierbaren Ertrag suchen.

Auch Gold sollte bei einer Multi-Asset-Strategie nicht fehlen. Vorndran empfiehlt je nach Risikoprofil eine Beimischung von 5 bis 10%.

Gastgeber Boris Fahle, Geschäftsführer der Consilium Vermögensmanagement GmbH, war mit dem Verlauf der Veranstaltung, auf der über 70 Gäste vertreten waren, sehr zufrieden. Auch der wohltätige Zweck stand im Fokus, die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, das „Schulranzen-Projekt“ der Stiftung Kinderglück zu unterstützen. (mki)

Bild: Philipp Vorndran (links), Boris Fahle (rechts); © Consilium Vermögensmanagement GmbH

 

Können Privatanleger den Markt besser vorhersagen als Experten?

Marktausblicke und -einschätzungen geben Börsenexperten tagtäglich ab – manchmal stimmen sie, manchmal nicht. Der Berliner Finanzdienstleister growney hat jetzt die Prognosen der Experten mit denen von Privatanlegern verglichen und festgestellt: Die Privatanleger haben keinen schlechten Blick.

Die Börsenprognosen der Experten für das Jahr 2024 hat der Deutsche Aktienindex (Dax) stellenweise schon überboten. Aktueller Höchststand, erreicht am 15. Mai: 18.892 Punkte. Ganz ähnlich sieht es beim S&P 500 und dem Nasdaq 100 aus.

Natürlich sind Prognosen immer ein Blick in die Glaskugel – und die sieht für gewöhnlich eher milchig und undurchsichtig aus. Nichtsdestotrotz erhofft man sich gerade bei Experten eine vielleicht etwas bessere Vorausschau. Doch auch diese muss nicht zwangsläufig „richtiger“ sein, wie eine neue Auswertung des Vermögensverwalters growney aus Berlin zeigt. Denn 340 Privatanleger mit einem growney-Account lagen 2023 mit ihrem Tipp näher an der tatsächlichen Börsenentwicklung als die Erwartungen der Analysten. Einem Hamburger Anleger gelang sogar fast ein Volltreffer. Sein Tipp lag nur um 0,64 Punkte vom Dax-Schlussstand 2023 entfernt (16.751,64 Punkte).

Aktienmärkte: Die Stimmung bei den Anlegern

Für 2024 und 2025 hat der Vermögensverwalter nun die Teilnehmer mit den besonders guten Tipps erneut um ihre Erwartungen für die weitere Kursentwicklung gebeten. Und die Stimmung scheint sehr positiv zu sein. Denn nur eine Minderheit erwartet, dass wichtige Aktienmärkte sich bis Ende 2025 negativ entwickeln. Für den Dax befürchten das 7,8% der Befragten, beim Technologieindex Nasdaq 100 sind es 3,9% und für den breiten US-Index S&P 500 sogar nur 2,1%.

Starker Anstieg der Börsenkurse erwartet

Im Durchschnitt erwarten die Befragten einen starken Anstieg in den Jahren 2024 und 2025. Für den Dax wird bis Ende Dezember 2025 ein Anstieg um 20,8% erwartet. Beim Nasdaq 100 sind es sogar 24,6%. Den stärksten Anstieg erwarten die Privatanleger beim S&P 500, nämlich knapp 30,7%. Auffällig dabei ist, dass der erwartete Anstieg der Börsenkurse 2024 deutlich stärker ist als im kommenden Jahr.

Prognosen fürs Jahresende 2024 und 2025

Daraus ergeben sich für die jeweiligen Schlussstände zum Jahresende folgende Durchschnittsprognosen: Für den Dax erwarten die Anleger zum Jahresende 2024 einen Endstand von rund 18.996 Punkten, ein Jahr später dann 20.233 Punkte. Beim S&P 500 wird bis Jahresende ein Anstieg auf 5.636 Punkte erwarten, zum Jahresende 2025 dann rund 6.232 Punkte. Und für den Nasdaq 100 rechnen die Befragten zum letzten Börsentag im Dezember 2024 mit 19.350 Punkten, bis Ende 2025 mit 20.959 Punkten.

Systematisch und entspannt zum Erfolg

Laut growney sei es „nicht ungewöhnlich“, dass es Privatanlegern gelingt, bessere Voraussagen zu treffen als Analysten. Für relativ kurze Zeiträume wie ein bis drei Jahren gelinge es selbst den Profis von Banken und Investmenthäusern deshalb nicht, bessere Vorhersagen zu treffen als eine Gruppe von Privatanlegern. Auch bei aktiven Aktienfonds lasse sich das immer wieder beobachten, deren Ziel es ist, eine bessere Investmententscheidung zu treffen als der Gesamtmarkt. Nur einem kleinen Teil der Fondsmanager gelinge es, eine Outperformance zu erzielen.

Wer systematisch ein finanzielles Ziel verfolgt, der muss sich um kurzfristige Kursschwankungen keine Sorgen machen, so growney, denn an den Aktienmärkten zeige sich immer wieder, dass auf Schwächephasen schnell wieder ein Anstieg folge, von dem Anleger entsprechend profitieren können. Dementsprechend zahle sich konstantes Investieren also aus. Auch die aktuelle Phase sei hierfür ein gutes Beispiel: Dass die Börsenentwicklung aktuell neue Rekordstände erreicht, hätte vor rund zwei Jahren kaum jemand gedacht. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 prägten die Sorge vor hohen Energiepreisen, Inflation, einer Wirtschaftskrise und einer Ausweitung der Angriffe die Stimmung an den Aktienmärkten. (mki)

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