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Im Merzen richtig

Friedrich Merz hat in den letzten Tagen für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Wenige Tage vor der Abstimmung über den neuen CDU-Vorsitz forderte er, dass der Staat die Altersversorgung mit Aktien fördert. Der Vorstoß ist zwar politisch unklug. Das ändert aber nichts an seiner Richtigkeit.

Kommentar von Michael Herrmann, AssCompact

Friedrich Merz hat es geschafft. Der Comeback-Politiker der CDU hat gezeigt, dass die alten Aktien-Beißreflexe nichts an ihrer Wirkung verloren haben. Landauf, landab empören sich Politiker über seine Forderung, dass der Staat den Aktienkauf zur Altersvorsorge fördern soll. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sieht in Merz' Vorstoß einen „milliardenschweren Gefallen für Reiche“. Fabio De Masi, Finanzpolitiker der Linken, keift, dass er von einer „billigen Schnorrer-Mentalität der BlackRock-Gruftis“ zeuge. Kurzum: Merz wolle nur seine Millionärsfreunde beglücken.

In der breiten Öffentlichkeit kommt die Entrüstung gut an. Falsch ist sie dennoch. Durch die im internationalen Vergleich viel zu niedrige Aktienquote verschenken die Bundesbürger jedes Jahr Milliarden. Milliarden, die sie angesichts des mehr als zehnjährigen Zinsdilemmas dringend benötigen würden. Ob ein Freibetrag das beste Mittel der Aktienförderung ist, darüber kann man diskutieren. Dass die Deutschen ihre Altersvorsorge durch ihre Aktienphobie massiv erschweren, ist hingegen Fakt.

Statt Aktien als Spielzeug für Millionäre zu diskreditieren, wird es Zeit, die Aktienphobie zu bekämpfen. Hierzu muss in der breiten Öffentlichkeit endlich über den tatsächlichen Zweck der Aktie gesprochen werden: die Beteiligung am volkswirtschaftlichen Produktionskapital. Oder einfach gesagt: mit Aktien können sich normale Arbeiter oder Angestellte an den Rekordgewinnen und dem langfristigen Wachstum der Unternehmen beteiligen. Das scheinbar böse marktliberale Instrument ist damit im Grunde ein sehr soziales. Es verteilt das Kapital und die Gewinne der Unternehmen auf die breite Masse.

Auch das Argument, dass vielen Bürgern das Geld fehlt, um nennenswert Aktien zu kaufen, ist wohlfeil. Schließlich sind Sparpläne schon ab 25 Euro pro Monat möglich und sogar flexibel aussetzbar und änderbar. Gerade mithilfe einer staatlichen Förderung könnte man zudem gezielt die einkommensschwachen Haushalte beim Aktienkauf unterstützen. Um über konkrete Maßnahmen zu diskutieren, bräuchte die Politik aber zunächst den Mut, das jahrzehntelange Feindbild der Aktienanlage über Bord zu werfen – so wie es Friedrich Merz im Übrigen schon lange vor seiner Zeit bei BlackRock getan hat.

 
Ein Artikel von
Michael Herrmann

Sachkundige Anleger gehen höhere Risiken ein

Sachkundige Investoren aus der ganzen Welt legen knapp ein Viertel ihrer Portfolios in risikoreiche Kapitalanlagen an. Zudem legen sie weniger Wert auf Barmittel als Anfänger ohne viel Erfahrung am Kapitalmarkt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Schroders Global Investor Study 2018.

Anleger, die sich selbst als „fortgeschritten/sachkundig” bezeichnen, gehen höhere Risiken ein. Sie investieren daher durchschnittlich rund ein Viertel ihrer Portfolios in risikoreiche Kapitalanlagen. Dagegen legen laut der Schroders Global Investor Study 2018 „Anfänger/Anleger mit rudimentären Kenntnissen” nur 14% ihrer Ersparnisse in solche Instrumente an.

Weniger Barmittel

Sachkundige Anleger halten zudem ein Drittel weniger Barmittel als Anfänger. Insgesamt machen solche liquiden Instrumente 21% ihrer Portfolios aus, verglichen mit 32% bei Anlegern mit geringeren Kenntnissen. Im Schnitt investieren sachkundige Anleger 34% ihrer Gelder in Aktien, 19% in Anleihen, 13% in Immobilien und 12% in Alternative Investments. Jeder dritte Sachkundige hält sein Portfolio daher auch für breit diversifiziert. Bei den Anfängern sind es nur 9%.

Reagieren statt ignorieren

Bei erfahrenen Anlegern besteht auch eine größere Wahrscheinlichkeit, dass sie rascher auf einen Kursrückgang an den Aktienmärkten reagieren, indem sie die Portfolio-Anteile von Aktien, Anleihen, Immobilien und Barmitteln anpassen. Bei den Anlegern mit geringeren Kenntnissen gaben dagegen 58% an, dass sie nichts unternehmen, wenn die Märkte fallen. 17% der Anfänger räumten sogar ein, dass sie gar nicht auf das Marktgeschehen achten. (mh)

 

Friedrich Merz fordert Steuervorteile für Altersvorsorge mit Aktien

Friedrich Merz kämpft derzeit zusammen mit Jens Spahn und Annegret Kram-Karrenbauer um den Parteivorsitz der CDU. Im Vorfeld der Wahlen auf dem CDU-Parteitag hat er sich nun für neue Regeln zur Besteuerung der aktienbasierten Altersvorsorge ausgesprochen.

Friedrich Merz hat sich bereits in der Vergangenheit für die steuerliche Begünstigung der Altersvorsorge mit Aktien stark gemacht. Daran hat sich auch nach seinem Comeback und der Kandidatur für die Nachfolge von Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag Ende der Woche in Hamburg nichts geändert. In der ARD-Sendung Bericht aus Berlin hat er sich erneut klar für eine solche Steueränderung ausgesprochen.

Steuerliche Begünstigungen neu ausrichten

„Ich spreche über eine ergänzende Altersvorsorge, die neben die gesetzliche Rentenversicherung treten muss”, so der frühere Unionsfraktionschef in der ARD. Merz verwies darauf, dass es bereits eine ganze Reihe an steuerlichen Begünstigungen gebe. Diese würde der CDU-Politiker gerne bündeln und vor allem auf die Altersversorgung ausrichten.

Jährlicher Freibetrag

Konkretisiert hat Merz seine Pläne im Gespräch mit der Welt am Sonntag. „Denkbar wäre ein jährlicher Freibetrag, unter dem man einen auf Aktien basierten Spar- oder Vorsorgeplan aufbaut“, erläuterte Merz der Zeitung. „Dieser dürfte im Alter nicht mehr nachversteuert werden. Zentral ist, dass dieses Aktienpaket ausschließlich der Alterssicherung dient und erst dann abschlagsfrei aufgemacht werden darf, wenn die gesetzliche Altersgrenze erreicht worden ist.“

Kein Interessenskonflikt wegen BlackRock

Die Forderung nach Steuervorteilen für Aktieninvestments steht laut Merz nicht im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock Deutschland. Schließlich habe er schon lange vor seinem Engagement für den Vermögensverwalter für die private Altersvorsorge ausgesprochen. „Ich musste meine Meinung da nie ändern und werde sie auch nicht ändern“, so Merz im Bericht aus Berlin. Die „langfristige Beteiligung am Produktivkapital der Unternehmen” sei zudem eine verlässliche Form der Vorsorge, vor allem wenn man schon in jungen Jahren mit kleinen Beträgen anfange. (mh)

 

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Das Flossbach von Storch Research Institute hat in Zusammenarbeit mit der Marktforschung GfK eine große deutsche Anlegerstudie erstellt. Deutsche Geldanleger haben demnach nicht nur ein Umsetzungsproblem, sondern vor allem ein Erkenntnisproblem – und eine verhängnisvolle Vorliebe.

Deutsche Geldanleger haben laut einer aktuellen Studie des Flossbach von Storch Research Institutes eine verhängnisvolle Vorliebe: Nominalwerte. An der Vorliebe für Sparbücher, Girokonten & Co. hat sich auch im 10. Jahr der Niedrigzinspolitik nicht wesentlich etwas verändert. Nur etwa jeder 3. der insgesamt mehr als 10.000 befragten Sparer hat der Anlegerstudie zufolge sein Sparverhalten in den vergangenen Jahren geändert. Die meisten Anleger sehen daher auch in der Volatilität das größte Anlagerisiko.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger
Keine Änderung in Sicht

Selbst bei einem langfristigen Sparplan würde nicht einmal jeder vierte Deutsche sein Geld langfristig und kontinuierlich in Aktien und Aktienfonds anlegen. Sechs von zehn Befragten würden stattdessen trotz niedriger Zinsen weiter in Nominalwerte investieren. Das Flossbach von Storch Research Institute folgert daraus, dass vielen Menschen das notwendige Wissen über grundsätzliche Zusammenhänge fehlt. Eine Geldanlage in Nominalwerte könne in einem Umfeld niedriger Zinsen und steigender Inflation schließlich keinen nachhaltigen Erfolg erzielen.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger
Falsche Renditeerwartungen

Vor allem bei der Rendite haben die Deutschen falsche Erwartungen. Während in der aktuellen Situation der Zinssatz für Nominalwerte wie Sparbuch, Festgeld oder Bundesanleihe in der Regel bei 0,5% liegt, erwarten drei Viertel der Befragten eine jährliche Rendite auf ihre Ersparnisse von über 2%. Davon wollen zwei Drittel sogar eine Rendite von über 3%. Das entspricht mehr als der Hälfte aller Sparer.

Altersvorsorge wichtigstes Sparziel

Die Erwartung von Renditen ist nachvollziehbar, vor allem weil für die meisten Befragten die Altersvorsorge der wichtigste Zweck des Sparens ist, gefolgt von Rücklagen für Schadensfälle und Konsumvorhaben. Etwas abgeschlagen an 4. Stelle steht das Immobiliensparen. Die Altersvorsorge gewinnt aber erst in höherem Alter an Priorität und erreicht in der Alterskohorte 50 bis 59 seinen Höchststand mit 40%. Die Forscher sehen darin ein Indiz dafür, dass die Wichtigkeit der Altersvorsorge häufig zu spät erkannt wird.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger
Auch die Jugend setzt aufs Sparbuch

Selbst bei den Sparern, die noch einen besonders langen Anlagehorizont hätten, bleiben Sparbuch und Girokonto die erste Wahl. Müssten sie 18 Jahre lang jeden Monat 100 Euro zur Seite legen, würden über 55% der Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren dieses Geld am liebsten auf ein Sparbuch oder Girokonto einzahlen. „Die Ergebnisse sind auch deswegen so alarmierend, weil vor allem diejenigen Anleger renditeschwache Anlageklassen bevorzugen, die eigentlich auf die Erträge aus ihren Ersparnissen angewiesen wären“, warnt daher Thomas Mayer, Gründer des Flossbach von Storch Research Institutes.

Prägende Faktoren

Besonders stark ist die Abneigung gegenüber Aktien und Fonds unter Frauen ausgeprägt. Das Einkommen und der Bildungsgrad spielen bei der Einstellung zur Geldanlage ebenfalls eine wichtige Rolle. Je niedriger das Einkommen, desto eher bevorzugen Anleger das Sparbuch oder Girokonto. Menschen mit abgeschlossenem Studium neigen hingegen eher zu Aktien und Aktienfonds als Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss bzw. Abitur. (mh)

 

„Der Vanguard-Effekt wird die Preise künftig weiter senken“

Der US-amerikanische ETF-Anbieter Vanguard Asset Management Limited ist seit gut einem Jahr auf dem deutschen Markt aktiv und belebt den Wettbewerb im ETF-Segment. Sebastian Külps, Head of Germany and Austria, und Markus Weis Deputy Head of Germany and Austria, sprechen im Interview über den Markt in Deutschland, den Wettbewerb, Vertriebswege und den Nutzen der ETFs für den Endanleger.

Vanguard ist der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. In Deutschland war der Name bisher kaum ein Begriff. Warum kommt Vanguard erst jetzt auf den deutschen Markt?

Sebastian Külps Unsere Expansionspläne wägen wir grundsätzlich sehr sorgfältig ab. Deutschland ist ein spannender Markt, den wir schon lange beobachtet haben und in dem das Interesse an ETFs schnell voranschreitet. Und gerade weil wir den ETF als das Instrument sehen, das den Investmentmarkt für den Endinvestor demokratisiert, haben wir uns im vergangenen Jahr nicht nur dafür entschieden, ein Frankfurter Büro zu eröffnen, sondern gleichzeitig auch die gesamte UCITS-ETF-Serie von Vanguard an der Deutschen Börse zu listen. Dadurch bieten wir mit unserer globalen Erfahrung sowie den damit einhergehenden Skaleneffekten unseren Anlegern das Preis-Leistungs-Verhältnis, das sie verdienen.

Auf welche Weise gehen Sie in den Markt? Welche Vertriebswege sind für Sie von Bedeutung?

Markus Weis Neben den institutionellen Kunden werden wir uns in Zukunft besonders auf Intermediäre wie etwa Dachfonds, Vermögensverwalter, Versicherungen, Banken, Pools und unabhängige Berater konzentrieren. Sehr wichtig bei der Beratung ist uns, dass die Gebühren hierfür sauber und transparent und nicht zum Beispiel in der Fondsgebühr versteckt sind. Eine transparente Vergütung von Vertriebsservice und Asset-Management schafft nicht nur Transparenz, sondern ermöglicht auf diese Weise auch einen fairen Wettbewerb.

Auf welche Produkte beziehungsweise Produktkategorien setzten Sie Ihre Schwerpunkte?

SK Wir arbeiten auf der Grundlage von vier Prinzipien: klare und realistische Ziele setzen, das Anlagevermögen auf breit diversifizierte Fonds verteilen, Kosten minimieren und langfristig planen, um das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Wir haben diese Philosophie seit über 40 Jahren angewandt und werden sie auch in Zukunft nutzen, um den Anlegern das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.

Als Schwerpunkt sehen wir dabei ETFs, denn diese bieten Anlegern in Deutschland einen Zugang zum Kapitalmarkt in Form von breit aufgestellten Portfolios, und dies zu Konditionen, die in der Vergangenheit häufig nur institutionellen Anlegern zugänglich waren. Die Anlage an den Kapitalmärkten ist ein wichtiger Baustein im langfristigen Vermögensaufbau. Vor Kurzem haben wir unser Produktangebot in Deutschland mit unserem Vanguard DAX UCITS ETF ergänzt. Dieses Produkt bietet Zugang zu 30 der größten und liquidesten Unternehmen in Deutschland und zahlt vierteljährlich die Dividendenerträge der Dax-Unternehmen aus.

Wie wollen sie sich von der ETF-Konkurrenz abheben, die bereits seit Längerem im Markt aktiv ist?

SK Unsere Philosophie, die durch unsere genossenschaftliche Struktur ermöglicht wird, gibt vor, dass wir Skaleneffekte in Form von Gebührensenkungen immer an den Endinvestor weitergeben. Dieses Prinzip verfolgen wir seit unserer Gründung und wir werden auch in Zukunft durch diesen „Vanguard-Effekt“ die Preise weiter senken. Genau dieser Effekt führt dann auch bei unseren Mitbewerbern zu geringeren Preisen. Somit erreichen wir unser Ziel der kosteneffizienten Anlagen, denn letztlich zählen geringere Kosten und bessere Konditionen für den Endinvestor zu den wichtigsten Faktoren für den langfristigen Erfolg bei der Kapitalanlage. Die Wachstumsrate bei Privatanlegern im ETF-Bereich steigt stetig an, da Privatanleger mehr und mehr die Vorteile der ETFs entdecken. Gleichzeitig realisieren Anleger, dass teure, oft aktiv gemanagte Fonds erhebliche Schwierigkeiten haben, den Index über lange Zeit zu schlagen. Wir sehen ETFs aufgrund ihrer Vorteile als eine große Bereicherung: niedrige Kosten, breite Diversifizierung, Transparenz und Liquidität.

Wie wichtig sind die Kosten nicht nur innerhalb der Fondswelt insgesamt, sondern gerade auch innerhalb der ETF-Welt?

MW Das aktive Fondsmanagement ist in die Kritik geraten. Das Geschäft ist hart umkämpft, doch die Gebühren bleiben konstant. Die Anleger erkennen zunehmend, dass kaum ein aktiver Manager langfristig den Index schlagen kann. Und so richtet sich das Interesse auf den ETF. Hier gibt es keine versteckten Produktkosten. Wir müssen einen Punkt deutlich feststellen: Europäische Anleger zahlen zu viel Gebühren. Ihnen können wir helfen, denn das ist eine Frage der Größe. Allein Vanguard verwaltet global 5,2 Bio. US-Dollar an Kundengeldern. Daher können die Gebühren für die Verwaltung natürlich viel geringer sein, denn der Aufwand für den Fondsmanager steigt ja mit wachsendem Volumen kaum.

Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass ETFs in der nächsten Krise an den Märkten Probleme bekommen werden?

MW ETFs sind relativ neu und im Gegensatz zur „guten alten Aktie“ noch nicht voll etabliert. Mit wachsendem Interesse an der Kapitalanlage über ETFs und damit auch wachsendem ETF-Kapital ist es doch verständlich, dass Anleger und auch Regulatoren diesen Bereich genau beobachten. Aber letztendlich bringen diese Produkte dem Anleger viele Vorteile: Risikostreuung, Transparenz, geringe Kosten. Obwohl sie manchmal als besondere Instrumente dargestellt werden, sind sie doch mit traditionellen Investmentfonds und Aktien vergleichbar.

Welche Arten von ETFs sind für den deutschen Kundenmarkt besonders spannend?

MW ETFs öffnen generell und damit auch den deutschen Kunden den Zugang zum Kapitalmarkt. Anleger erhalten breit aufgestellte Portfolios zu Kondi­tionen, die bislang häufig nur Investoren aus dem institutionellen Bereich zur Verfügung standen. In vielen Fällen ist es auch möglich, die hohen Vertriebskosten traditioneller Investmentfonds zu umgehen. Die Renditen auf Fest- und Tagesgeld sind über die Jahre stark geschrumpft. Die Anlage an den Kapitalmärkten ist daher ein immer wichtiger werdender Baustein im langfristigen Vermögensaufbau. Unsere sehr breit gestreuten Aktien- und Renten-ETFs bieten dabei mit ihrer physischen Replikation ein sehr gutes Index-Tracking.

Werden Sie auch mit Pools oder direkt mit Beratern und Vermittlern zusammenarbeiten?

SK Wir wollen das Leistungsangebot kontinuierlich weiter­entwickeln und Beziehungen zu Vertriebspartnern aufbauen. Allerdings ist es uns wichtig, dass unsere Vertriebspartner unsere Werte teilen. Vanguard hat beispielsweise noch nie Vertriebsprovisionen gezahlt, denn derartige Vereinbarungen stehen aus unserer Sicht im Widerspruch zu den Interessen unserer Fondsanleger. Daher sind für uns die Partner, die Vertriebs- und Servicekosten klar trennen und ausweisen, die Präferenz.

Wie wollen Sie die Zusammenarbeit gestalten? Werden Sie vertriebliche Anreize für die Vermittlung von ETFs bieten?

MW Die Anreize für unsere Partner liegen in unserem Service und unserer Unterstützung, nicht aber im finanziellen Bereich.

Mit Blick auf die Versicherungsbranche: Welche Rolle spielen Fondspolicen in Ihren Deutschlandplänen?

MW Fondspolicen sind ein wichtiges und in Deutschland etabliertes Produkt der privaten Altersvorsorge. Da viele Anbieter in ihren Tarifen die Fondskosten sauber von den Produkt- und Vertriebskosten trennen, können ETFs hier ein guter Baustein sein. Wir wollen daher in Zukunft unser Fondsangebot im Versicherungsmantel deutlich ausbauen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 70 f.

 
Ein Artikel von
Sebastian Külps
Markus Weis

Fidelity International legt nachhaltigen Wasser- und Abfallfonds auf

Fidelity International (Fidelity) hat die Auflegung des Fidelity Funds – Sustainable Water and Waste Fund bekannt gegeben. Der neue Fonds fokussiert sich auf nachhaltige Investments im Wasser- und Abfallsektor.

Bis 2050 werden voraussichtlich über 70% der Weltbevölkerung in Städten leben. In Entwicklungsländern setzt sich die rasante Urbanisierung fort, während Industrieländer zunehmend mit veralteter Infrastruktur zu kämpfen haben. Städte, die das Wasser- und Abfallmanagement nicht ausbauen, drohen zu kollabieren. Unternehmen, die an Lösungen für die damit verbundenen Herausforderungen arbeiten, stehen im Fokus des neu aufgelegten Fidelity Funds – Sustainable Water and Waste Fund.

Gesamte Wertschöpfungskette abbilden

Der Fonds strebt starke risikobereinigte Renditen über einen Marktzyklus an. Dazu investiert er weltweit in Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen rund um den Wasser- und Abfallsektor entwickeln, herstellen oder vertreiben. Zudem kann der Fonds entlang der kompletten Wertschöpfungskette der Wasser- und Abfallwirtschaft anlegen – auch in Unternehmen, die neue Technologien als Reaktion auf die stetig wachsende Nachfrage entwickeln.

Unteranalysierte Sektoren

Fondsmanager Bertrand Lecourt will die attraktivsten Anlagechancen in diesen unteranalysierten Sektoren aufspüren. Vor seinem Wechsel zu Fidelity International war er bei Polar Capital tätig. Er bringt über 18 Jahre Erfahrung in der Analyse von Wasser- und Entsorgungsunternehmen mit. Laut Lecourt sind die Themen Wasser und Abfall so alt wie unsere Zivilisation. Trotzdem fänden in diesen Sektoren tätige Unternehmen bei Anlegern immer noch wenig Beachtung. Dabei sorge die kontinuierlich steigende Nachfrage nach sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen für interessante Anlagechancen. Die Kombination von Investments im Wasser- und Abfallsektor und die globale Ausrichtung sollen derweil eine hohe Diversifizierung ermöglichen. (mh)

 

Carmignac schließt Erfolgsfonds für neue Anleger

Die französische Fondsboutique Carmignac Gestion hat den Long-Short European Equities Fonds vorübergehend für neue Anleger gesperrt. Grund für die Schließung des ehemals Carmignac Euro Patrimoine genannten Fonds sind zu hohe Mittelzuflüsse im bisherigen Jahresverlauf.

Der Long-Short European Equities Fonds, der bis Ende Februar noch unter dem Namen Carmignac Euro Patrimoine firmierte, steht ab sofort unter einem Soft Close. Neue Anleger können somit keine Anteilscheine mehr erwerben. Das teilte die französische Fondsboutique Carmignac Gestion in einer offiziellen Meldung mit.

Fondsvolumen fast verdoppelt

Hintergrund der Schließung ist, dass das Fondsvolumen allein seit März 2018 von 280 auf 528 Mio. Euro gestiegen ist. Durch das nun erreichte Volumen bestehe die Gefahr, dass die Anlagestrategie des Fonds nicht mehr angemessen umgesetzt werden kann. Mit der Schließung für neue Anleger werde gewährleistet, dass ein angemessener Bestand für die aktive und flexible Verwaltung des Fondsvermögens gewahrt bleibt.

Weitere Einschränkungen möglich

Sollte das Fondsvolumen trotz dieser Beschränkungen die Marke von 1,3 Mrd. Euro übersteigen, will Carmignac weitere Maßnahmen umsetzen. So sollen Kunden dann maximal 500.000 Euro investieren dürfen. Zum Erfolg des Fonds hat unter anderem seine Performance beigetragen. 2016 erzielte er eine Wertsteigerung von 8,9%, ein Jahr später waren es sogar 14,6%. Im bisher alles andere als einfachen Verlauf des aktuellen Jahres beträgt das Plus rund 3%. (mh)

 

Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen: CTA oder Pensionsfonds?

Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen ist gängige Praxis, um insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen von den Folgen der andauernden Niedrigzinsphase zu entlasten. Mögliche Auslagerungsformen sind Pensionsfonds und CTA, sagt Michael Hoppstädter, Geschäftsführer der Longial GmbH.

In der Praxis hat sich die Auslagerung der Verpflichtungen auf einen nicht-versicherungsförmig kalkulierten Pensionsfonds durchgesetzt. Dieser hat mehrere Vorteile. Unter anderem ist die für die Auslagerung zu zahlende Einmalprämie deutlich günstiger als bei versicherungsförmigen Lösungen. Das liegt zum einen an den Kalkulationsvorgaben. Nicht-versicherungsförmige Lösungen sind in der Auswahl wesentlich freier. Anstatt am aktuellen Höchstrechnungszins, orientiert sich der Zins zur Beitragskalkulation an der zu erwartenden Wertentwicklung der vereinbarten Kapitalanlage. Für die Lebenserwartung wird nicht die Sterbetafel der Versicherer (aktuell DAV 2004R) verwendet, sondern meist die Tafel, mit der auch die Bewertung der Pensionsverpflichtungen erfolgt.

Zum anderen müssen nicht-versicherungsförmige Lösungen nicht jedes versicherte Risiko in der Kalkulation berücksichtigen, wie das bei versicherungsförmigen Lösungen der Fall ist. Meist wird nur die zugesagte Altersleistung bei Auslagerung betrachtet. Alle übrigen Versorgungleistungen bleiben in der Kalkulation zunächst unberücksichtigt. Die Folge: Die für die Auslagerung erforderliche Einmalprämie einer nicht-versicherungsförmigen Lösung beträgt häufig weniger als die Hälfte der Prämie bei der versicherungsförmigen Variante. Natürlich birgt dies auch Risiken. Während die versicherungsförmige Lösung eine Garantie aller versicherten Leistungen zusagt, liegen bei der nicht-versicherungsförmigen Auslagerung Chancen und Risiken beim Unternehmen – Stichwort „Nachschussverpflichtung“.

Das zweite Modell: CTA – die Treuhandlösung

Große Unternehmen nutzen zur Finanzierung bestehender Pensionsverpflichtungen häufig ein CTA (Contractual Trust Arrangement). Hier werden Vermögenswerte auf einen Treuhänder (Trust) übertragen. Er wacht unter anderem darüber, dass die Mittel ausschließlich zur Finanzierung der Pensionsverpflichtungen verwendet werden. Bei Insolvenz des Trägerunternehmens haben die Versorgungsberechtigten einen direkten Anspruch gegen den Treuhänder.

Ein CTA ist keine Auslagerung im klassischen Sinne, denn es ist kein Durchführungsweg der bAV. Es ist eine Methode, Vermögensmittel zweckgebunden aus dem Unternehmen zu separieren, und wird daher nur zur ganzen oder teilweisen Finanzierung der Verpflichtungen genutzt. Dabei wird der Treuhänder rechtlicher Eigentümer des Vermögens (sogenanntes Treugut), das Unternehmen bleibt wirtschaftlicher Eigentümer. Ohne Vereinbarung eines festen Ausfinanzierungsgrades mit dem Treuhänder entfällt die Verpflichtung, Nachschüsse zu leisten, wenn sich die Realität beispielsweise von den angenommenen Wertentwicklungen unterscheidet.

Die Dotierungshöhe eines CTA orientiert sich häufig an den in der Bilanz ausgewiesenen Pensionsrückstellungen. Legt man die Erfüllungsbeträge nach Handelsgesetzbuch (HGB) zugrunde, werden Rechnungsgrundlagen verwendet, die denen einer nicht-versicherungsförmigen Pensionsfondslösung sehr ähneln: Heubeck-Richttafel RT 2005G und ein an der Kapitalanlage orientierter Zins. Abgesehen von den Kosten des Pensionsfonds bzw. des CTAs ist die Prämie in eine nicht-versicherungsförmige Pensionsfondslösung gleich der Dotierung in ein CTA.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen CTA und Pensionsfonds

Zwischen den beiden Modellen CTA und Pensionsfonds gibt es einige Unterschiede, wie nachstehend beschrieben:

Aufsicht und VAG

Pensionsfonds unterliegen der BaFin- Aufsicht und den Bestimmungen des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG). In der Regel werden zur Kapitalanlage Spezialfonds angeboten. Diese können meist miteinander kombiniert werden, andere Lösungen stehen aber nicht zur Verfügung. Ein CTA ist weder von der BaFin beaufsichtigt noch gelten VAG-Bestimmungen und es ist daher in der Ausgestaltung der Kapitalanlage vollkommen frei. Einzel-CTAs können mit jedwedem Vermögensmittel dotiert werden (Wertpapiere, Immobilien, Edelmetalle usw.). Über sogenannte Gruppen-CTAs, das heißt von Dienstleistern gegründete und am Markt verfügbare CTAs, können in der Regel alle in Deutschland handelbaren Publikumsfonds genutzt werden. Sowohl in Pensionsfonds als auch in CTAs können bereits bestehende Rückdeckungsversicherungen meistens eingebracht werden.

Zustimmung Versorgungsberechtigte

Die Auslagerung auf einen Pensionsfonds ist ein Wechsel des Durchführungsweges. In den meisten Fällen ändert sich deshalb die Besteuerung der Versorgungsleistungen: Während die Direktzusage im Rentenalter Einkünfte nach § 19 EStG darstellt, handelt es sich bei Renten aus Pensionsfonds um „Sonstige Einkünfte“ nach § 22 Nr. 5 EStG. Nicht zuletzt deshalb ist bei einer Pensionsfondsauslagerung die Zustimmung des Versorgungsberechtigten erforderlich. Das CTA ändert den Durchführungsweg nicht. Es bleibt bei der Direktzusage, denn es werden lediglich Vermögenswerte auf den Treuhänder übertragen. Die Zustimmung ist daher nicht nötig.

Steuerliche Flankierung

Die Auslagerung auf einen Pensionsfonds ist steuerlich flankiert. Die Unternehmen können die zu zahlende Prämie nach § 4e EStG in Verbindung mit § 3 Nr. 66 EStG steuerlich geltend machen. Auch wenn ein steuerlicher Effekt nicht sofort, sondern über die zehn der Auslagerung folgenden Wirtschaftsjahre erzielt wird, ergibt sich meist ein positiver steuerlicher Effekt. Die Dotierung eines CTAs ist keine steuerliche Betriebsausgabe, da das Unternehmen wirtschaftlich Eigentümer des Vermögens bleibt.

PSVaG und andere Kosten

Die Auslagerung auf einen Pensionsfonds reduziert in der Regel laufende Kosten, die im Zusammenhang mit Pensionsverpflichtungen anfallen, insbesondere die Bemessungsgrundlage für den Beitrag an den Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) auf ein Fünftel. Darüber hinaus übernimmt der Pensionsfonds in der Regel die Verwaltung der Zusagen und entlastet damit die Personalabteilung des Unternehmens. Durch die Dotierung eines CTAs ändert sich die Bemessungsgrundlage des PSVaG nicht. Die Zusagenverwaltung übernimmt bei einem unternehmenseigenen CTA meist weiterhin die Personalabteilung. Nur bei einem Gruppen-CTA wird die Pensionsverwaltung häufig mitangeboten.

Insolvenzsicher

Als insolvenzsicherungspflichtiger bAV-Durchführungsweg unterliegt der Pensionsfonds den Höchsthaftungsgrenzen des PSVaG. Über ein CTA können dagegen auch Versorgungszusagen insolvenzsicher ausfinanziert werden, die die monatliche Grenze von aktuell 9.135 Euro (West) bzw. 8.085 Euro (Ost) übersteigen.

Kosten für Pensionsfonds und CTA

Pensionsfonds haben die Kalkulation der BaFin zur Genehmigung der Pensionspläne vorzulegen. Der für die Auslagerung zu zahlende Einmalbeitrag beinhaltet neben der eigentlichen Prämie die Einrichtungs- und Abschlusskosten, die Verwaltungskosten sowie die Gewinnmarge. Die Kosten für die Fonds-Gründung zahlt der Kunde anteilig mit den anfallenden Einrichtungskosten. Ein CTA kann von jedem Unternehmen gegründet werden, in der Regel in der Rechtsform „eingetragener Verein“ (e.V.), womit die für die Vereinsgründung entstehenden Kosten zu vernachlässigen sind. Anders sieht es bei Satzung und Treuhandvertrag aus: Hier fallen Kosten für spezialisierte Rechtsanwälte oder Beratungsdienstleister an, die diese Unterlagen individuell für den Auftraggeber erstellen. Wird ein CTA als Gruppen-CTA angeboten, wird ein KMU Trägerunternehmen der Treuhandlösung. Statt Gründungskosten fallen hier meist Einrichtungskosten sowie laufende Verwaltungskosten an. Bei beiden Auslagerungsmethoden sind darüber hinaus die Kosten für die Kapitalanlage zu berücksichtigen.

Fazit: Pensionsfonds und CTA sind für KMU geeignete Lösungen zur Auslagerung/Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen. Welche Lösung sich am besten eignet, hängt wie so oft von den individuellen Ausgangssituationen sowie den Zielen und Wünschen des Unternehmens ab.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 58 f.

 
Ein Artikel von
Michael Hoppstädter

Bleibt die Jahresendrallye bei Dax & Co. in diesem Jahr aus?

Wenn sich das Kalenderjahr dem Ende zuneigt, ist das im Allgemeinen eine positive Zeit an den Aktienmärkten. In diesem Jahr ist die Jahresendrallye bisher dagegen ausgeblieben, weil gleich mehrere politische Unruhen die Anleger verunsichern. Wird sich daran im Schlussspurt noch etwas ändern?

Der deutsche Leitindex ist derzeit von einer Jahresendrallye weit entfernt. Auch insgesamt war das Börsenjahr 2018 kein einfaches für Anleger. Der Dax hat seit Jahresbeginn mehr als 10% eingebüßt. Die traditionelle Jahresendrally müsste mittlerweile schon historisch ausfallen, damit der Leitindex den ersten Jahresverlust seit 2011 noch abwendet. Zuletzt musste er stattdessen sogar mehrfach die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Punkten verteidigen.

Weiteres Abwärtspotenzial bei Fall unter 11.000 Punkte

Damit der Schlussspurt am deutschen Aktienmarkt in diesem Jahr nicht ausfällt, ist es wichtig, dass diese Marke hält. „Falls der Dax die 11.000-Punkte-Marke nach unten durchbricht, könnte die Jahresendrallye ausfallen und weiteres Abwärtspotenzial bestehen“, sagte Jens Stumpp, Bereichsleiter Asset Management bei der Südwestbank. Schließlich würden auf fundamentaler Seite der Brexit und der italienische Haushaltsstreit weiter belasten. Und auch die amerikanischen Börsen durchlaufen erstmals seit langer Zeit einer länger anhaltenden Schwächephase.

Bereits viel Negatives eingepreist

Henning Gebhardt, Leiter Wealth and Asset Management bei Berenberg, und Dr. Bernd Meyer, Leiter Multi Asset und Chefanlagestratege, sind hingegen optimistisch für den weiteren Börsenverlauf in diesem Jahr. Nach einem stürmischen Herbst dürfte es laut dem Expertenduo zu einer Bodenbildung kommen, und zwar sowohl an den Aktienmärkten als auch bei den Konjunkturfrühindikatoren. Der mittlerweile deutlich höhere Anteil an Pessimisten als an Optimisten im Markt signalisiere, dass bereits viele negative Nachrichten an den Märkten eingepreist scheinen. Laut der jüngsten Sentimenterhebung der American Association of Individual Investors (AAII) ist der Anteil der Pessimisten unter Privatanlegern auf gut 47% gestiegen.

Tina droht Scheidung

Auch Frank Fischer von der Shareholder Value Management AG kann dem negativen Markt-Sentiment Positives abgewinnen. Die niedrigen Erwartungen hinsichtlich der Unternehmensmargen sowie die sehr gedämpften weltweiten Konjunkturerwartungen bieten für ihn Raum für positive Überraschungen: Über das Jahr hinaus sollte derweil die Zinsentwicklung im Auge behalten werden. „Bei Aktien galt bisher: ‚There Is No Alternative’, kurz Tina. Das ändert sich gerade, denn mit rund 2,6% ist der Libor mittlerweile durchaus wieder eine Alternative“, so Fischer. „Umfragen unter institutionellen Investoren zeigen, dass bei einem Zins von 3,7% die Scheidung von Tina droht.“

Wo Probleme sind, gibt es auch Lösungen

Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, sieht zwar ebenfalls die Vielzahl der aktuellen Krisenherde. Doch „bei so vielen Problemen gibt es vielleicht auch Lösungen“, meint Halver. So sei der aktuelle Brexit-Kompromiss gar nicht so schlecht. Und auch über die Italien-Krise muss der Kapitalmarktexperte schmunzeln. Italien sei nie ein finanzpolitisch vorbildliches Land gewesen. Das Defizit könne daher niemanden überraschen. Nun gehe es darum, das Beste aus dieser erwartbaren Lage zu machen. „Man wird einen Schuldenkompromiss finden“, ist sich Halver sicher. Gleiches gelte auch für den Handelskrieg zwischen China und den USA. Und wenn es auch nur ein bisschen Licht in der aktuellen Dunkelheit gebe, ist nach Ansicht Halvers noch immer eine Jahresendrallye möglich. (mh)

 

Altersvorsorge: „Kosten sind nicht das einzige gute Argument für ETFs“

Kosten gewinnen bei der Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung. Auf der Produktseite punkten in dieser Hinsicht naturgemäß passive Investments wie Indexfonds. Doch für den Finanzexperten Thomas Lau sind die Kosten längst nicht der einzige Punkt, der für den Einsatz von ETFs in der privaten Altersvorsorge spricht.

Interview mit Thomas Lau, Buchautor und Inhaber der Aixpertio Honorarberatung GmbH & Co. KG.
Herr Lau, sind ETFs nur wegen der Kosten interessant für die Altersvorsorge?

Die im Vergleich zu anderen Anlageprodukten niedrigen Kosten sind ein gutes Argument für ETFs, aber keineswegs das einzige. Mindestens genauso spricht für Indexfonds, dass sie die Idee vom wissenschaftlichen Investieren nahezu idealtypisch umsetzen. Rein passives Investieren bedeutet nicht, schlechter zu performen als aktive Fonds. Vier von fünf aktiven Fonds schneiden nach Kosten nicht besser ab als ihr Vergleichsindex. Gerade Aktien-ETFs bieten eine gute Möglichkeit, breit gestreut und systematisch Vermögen aufzubauen und so fürs Alter vorzusorgen. Die Renditeperspektiven sind nachweislich besser als bei verzinslichen Anlagen oder klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen. Beide Anlageformen leiden unter der anhaltenden Niedrigzinssituation und ermöglichen derzeit kaum einen realen Kapitalerhalt, geschweige denn eine Vermögensmehrung.

Sind sie auch in der bAV einsetzbar?

Im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge (baV) gibt es inzwischen ebenfalls einige sehr exklusive ETF-basierte Lösungen. Dabei werden Honorartarife, auch Nettotarife genannt, angeboten. Das sind Tarife, die ohne die üblichen Abschlusskosten und Bestandsprovisionen kalkuliert sind und die üblicherweise nur über Honorarberater erhältlich sind. Es handelt sich um einen überschaubaren Markt. Beispiele für Netto-Direktversicherungen sind etwa InterRisk myIndex Police, MyLife, ALTE LEIPZIGER oder Condor.

Direktversicherungen mit Nettotarif-ETF-Policen bieten einen doppelten Kostenvorteil: durch den Provisionsverzicht, günstigere Verwaltungskosten und die niedrigen laufenden ETF-Kosten. Auch für Unternehmen mit Pensionszusagen existieren ETF-basierte Lösungen als Alternative zur klassischen Rückdeckungsversicherung. Mittlerweile gibt es viele mittelständische Unternehmen, die bereit sind, in ihre Mit­arbeiter zu investieren, und die bAV über Honorarberatung mit Nettotariflösungen anbieten.

Welche ETFs eignen sich besonders gut zur langfristigen Kapitalanlage?

Generell eignen sich solche ETFs besonders gut für einen langfristigen Vermögensaufbau, die eine Anlageklasse möglichst breit abdecken und daher ein besonders gutes Verhältnis von Rendite und Risiko bieten. Ein Dax-ETF bezieht sich zum Beispiel nur auf den deutschen Aktienmarkt, ein EuroStoxx 50-ETF nur auf die 50 größten europäischen Werte. Besser ist hier ein ETF mit MSCI-World-Bezug. Beim MSCI World werden mehr als 1.600 Titel aus 23 Industriestaaten berücksichtigt. Analog gilt dieses Prinzip unter anderem auch bei ETFs für Staats- oder Unternehmensanleihen. Für Vermögensaufbau sollten ETFs „in Reinform“ genutzt werden. Innovative ETF-Lösungen wie Smart-Beta-ETFs enthalten ein spekulatives Element und sind daher weniger geeignet.

Gleicht sich der Kostenvorteil nicht durch Servicegebühren oder Beratungshonorare aus?

Honorarberatung verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem nicht das Produkt, sondern die Zielsetzung und der Vorsorgebedarf des Anlegers im Fokus stehen. Sie ist dadurch per se zielgerichteter und effizienter als eine produktorientierte Beratung. Das Honorar-Modell rechnet sich für sehr viele Anleger – auch bereits bei niedrigeren Anlagesummen. Gerade die Nettotarife im Rahmen einer privaten Altersvorsorge können dazu beitragen, dass sich Honorarberatung rentiert. Grundsätzlich sollten Beratungshonorare nicht als „sunk costs“ verstanden werden, sondern als Kosten, denen ein echter Mehrwert gegenübersteht. Und provisionsbasierte Beratung ist nicht dadurch kostenlos, dass die Kosten nicht sichtbar sind.

Sind ETFs nur für Honorarberater geeignet oder gibt es auch Provisionsmodelle?

Natürlich kommen ETFs nicht nur im Rahmen der Honorarberatung zum Einsatz. Auch Banken und andere Finanzdienstleister bieten Vermögensverwaltung und -beratung mit ETFs an – allerdings auf Provisionsbasis, das heißt ohne den Einsatz von Nettotarifen. In vielen Fällen kommt dies unter dem Strich deutlich teurer.

Wie oft sollte die grundlegende Altersvorsorgestrategie überdacht werden?

Keine Anlage- oder Altersvorsorgestrategie sollte statisch und „für alle Zeit festgeschrieben“ sein. Denn die Rahmenbedingungen, unter denen Vermögensbildung stattfindet, können sich im Zeitablauf ebenso ändern wie die persönlichen Zielsetzungen. Deshalb empfiehlt es sich, die eigene Strategie in gewissen Zeitabständen einer Revision zu unterziehen. Dabei ist zu prüfen, ob die ursprünglichen Zielsetzungen weiter Bestand haben und ob die Voraussetzungen, unter denen die Strategie einst entwickelt wurde, noch stimmen. Bei Abweichungen sollte eine Strategieanpassung erfolgen. Natürlich ist es nicht notwendig, sich permanent damit zu befassen. Es reicht, einmal im Jahr eine Revision durchzuführen. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Häufigkeit.

Braucht es für passgenaue Altersvorsorge nicht flexible aktive Lösungen?

Dass es viele gute Gründe für ETFs gibt, bedeutet nicht, vollständig und immer auf aktive Fonds zu verzichten. Tatsächlich können aktive Lösungen in interessanten Teilmärkten durchaus besondere Chancen bieten. Dabei kommt es auch auf die „Marktlage“ an. In volatileren Zeiten können aktive Fonds tendenziell besser performen als bei einer stabilen Aufwärtsentwicklung. Die sogenannte Core-Satellite-Strategie hat sich auch im Hinblick auf die Altersvorsorge bewährt. Dabei besteht das Gros der Vermögensanlagen aus ETFs und ein kleinerer Teil aus aktiven Fonds, um überdurchschnittliche Chancen in Marktnischen zu nutzen. Solche Nischen können zum Beispiel Small und Mid Caps, Value-Titel oder bestimmte regionale Märkte sein. Beim Einsatz aktiver Fonds sind natürlich stets die Risikoeinstellung und die Präferenzen der Anleger ausschlaggebend.

Wie wichtig ist, dass ETFs das Portfolio real und nicht synthetisch nachbilden?

„Echte“ ETFs mit realer Index-Nachbildung sind für Anleger transparent und gut nachzuvollziehen. Synthetisch replizierte ETFs erreichen den Indexbezug dagegen sozusagen auf Umwegen. Trotzdem ist die synthetische Nachbildung manchmal die technisch elegantere und auch kostengünstigere Lösung. Allerdings besteht hier ein gewisses Kontrahentenrisiko, das aber auch nicht überschätzt werden sollte. Der Trend ging in den letzten Jahren mehr in Richtung echter ETFs. Für das Vorsorgevermögen ist die Frage „real oder synthetisch“ eher von untergeordneter Bedeutung. Ich persönlich würde aber tatsächlich voll replizierende ETFs bevorzugen, damit ich auch die Wertpapiere bekomme, die ich haben möchte.

Wie viele ETFs sind für eine gute Streuung notwendig?

ETFs basieren wie Investmentfonds generell per se auf dem Prinzip der Risikostreuung. Ein breit gestreutes Vermögensportfolio sollte mehrere Anlageklassen umfassen. Wie viele ETFs dafür erforderlich sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das hängt natürlich wesentlich von der Auswahl der jeweiligen ETFs ab. Wer zum Beispiel die Anlageklasse Aktien breit gestreut abbilden will, kann das unter anderem mit einem ETF realisieren, der sich auf den MSCI World bezieht, oder mit mehreren ETFs, die die wichtigsten Aktienmärkte auf dem Globus abbilden. Grundsätzlich ist es möglich, bereits mit einem Portfolio von einem Dutzend geeigneter ETFs – oder sogar weniger – eine gute Streuung zu erzielen.

Inwiefern sind ETFs auch in der Auszahlphase attraktiv?

Im Prinzip lassen sich auch Auszahlpläne mit ETFs gestalten. Dies kann gerade bei Aktien-ETFs wegen der höheren Renditeerwartung attraktiv sein, weil dann mehr Geld für Entnahmen zur Verfügung steht. Das Problem sind mögliche Wertschwankungen im Zeitablauf, sodass sich ein solcher ETF-basierter Auszahlplan nicht so exakt kalkulieren lässt wie bei verzinslichen Anlagen. Es gibt aber „Näherungslösungen“ wie Stufenpläne, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das bieten, was erreicht werden soll. Hier ist eine gute Finanzberatung besonders gefordert.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 56 f.

 
Ein Artikel von
Thomas Lau