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Finanzpolitische Wende: Chancen und Risiken für die Märkte

In Deutschland könnte es bald eine Wende in der Finanzpolitik geben – wie schwerwiegend sie auch immer sein mag. Das dürfte einiges an frischem Wind in die Kapitalmärkte bringen. Doch welche Chancen und Risiken birgt dies? Und werden die Märkte in Zukunft stärker von der Politik beeinflusst?

Die Neuwahlen befinden sich seit gut zwei Wochen hinter der Nation und die Pläne der (zum aktuellen Zeitpunkt mutmaßlichen) regierungsbildenden Parteien sorgen für viel Diskussion. Die derzeit brennendsten Themen dürften das von Union und SPD vorgeschlagene Sondervermögen für zukünftige Verteidigungsausgaben sowie die Reform der Schuldenbremse sein. Kein Wunder: Die „GroKo“ befindet sich noch nicht im Amt, kündigt aber bereits an, die Verfassung ändern zu wollen. Zum Montagabend verkündeten auch schon die Grünen, dass sie dem Paket von Union und SPD nicht zustimmen werde.

Nichtsdestotrotz: Eine gewisse finanzpolitische Wende in Deutschland ist zum aktuellen Zeitpunkt absehbar, und diese dürfte auch an den Märkten ihre Spuren hinterlassen. Mit dem Thema beschäftigen sich nun auch diverse Kapitalmarktexperten, so z. B. Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income.

Europäische Wirtschaftspolitik am Wendepunkt

Für Neiss markiert jene finanzpolitische Wende in Deutschland einen potenziellen Umbruch in der europäischen Wirtschaftspolitik – einen „Alles-oder-Nichts-Moment“, denn die deutsche Schuldenbremse habe das Wirtschaftswachstum eher gebremst als gefördert. Die Entscheidung, zusätzliche Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben zu finanzieren, signalisiere eine neu entdeckte Bereitschaft, das Wachstum anzukurbeln und strukturelle Herausforderungen anzugehen. Es bestünden Neiss zufolge allerdings nach wie vor erhebliche Risiken, die von Inflationsdruck bis zu Unsicherheiten bei der Umsetzung reichen.

Eine der größten Herausforderungen sei, dass höhere öffentliche Ausgaben nicht automatisch zu einer schnelleren Umsetzung führen würden. In Deutschland scheitern Infrastrukturprojekte oft nicht an fehlenden finanziellen Mitteln, sondern an Bürokratie und Regulierung, so Neiss. Der Erfolg der neuen Strategie hänge von Reformen ab, die Investitionsprozesse straffen – ohne solche Reformen bestehe die Gefahr, dass höhere Ausgaben nur marginalen wirtschaftlichen Nutzen bringen und gleichzeitig die Schuldenlast erhöhen.

Europäischer Ansatz notwendig

Eine weitere wichtige Frage sei, welche Länder der Eurozone dem deutschen Beispiel folgen könnten, ohne ihre finanzielle Stabilität zu gefährden. Frankreich befinde sich derzeit in einer etwas prekären Lage. Wenn die Märkte negativ auf zusätzliche französische Ausgaben reagieren sollten, könnten Neiss zufolge die Kreditkosten weiter steigen. Dies unterstreiche die Notwendigkeit eines koordinierten europäischen Ansatzes, der sicherstelle, dass Investitionen das Wirtschaftswachstum strategisch unterstützen, ohne neue Schuldenkrisen auszulösen.

Der Plan Deutschlands gehe über die reinen Verteidigungsausgaben hinaus. Die Schaffung getrennter Fonds für Verteidigung und Infrastruktur deute auf eine umfassendere wirtschaftliche Vision hin. Denn man könne nicht einfach die Verteidigungsausgaben erhöhen, ohne die Wirtschaft insgesamt zu stärken. Dies deute auf einen strategischen Politikwechsel hin, bei dem Deutschland über eine strikte Haushaltsdisziplin hinausgeht und gezielt Investitionen tätigt, um die langfristige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit herzustellen.

„Politik bestimmt Richtung an den Finanzmärkten“

Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, ist außerdem der Meinung, dass die Politik zunehmend die Richtung an den Finanzmärkten bestimme, wie er in einem Kommentar schildert. „Immer mehr Staaten sind bereit, mehr Schulden zu machen und damit mehr Wachstum zu ermöglichen. Mit den neuen deutschen Finanzierungsplänen in Sachen Verteidigung und Infrastruktur wird auch das von der Union angestrebte zweiprozentige Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren deutlich realistischer als bisher. Nach den USA bestimmt nun auch in Europa zunehmend die Politik die Richtung an den Finanzmärkten – mit gleichzeitig zunehmender Volatilität.“ (mki)

 

Welche Vorteile bieten aktive ETFs in Fondspolicen?

Aktive ETFs sollen die Vorteile passiver ETFs mit denen aktiv gemanagter Fonds vereinen. J.P. Morgan AM hat auch in Deutschland schon diverse aktive ETFs aufgelegt und geht immer mehr auf Versicherer zu, um sie auch in Fondspolicen zu platzieren. Holger Schröm und Stefan Wörfel erklären, was dahintersteckt.

Interview mit Holger Schröm, Leiter Vertrieb für unabhängige Finanzberater und Versicherungen, und Stefan Wörfel, Internal Client Advisor bei J.P. Morgan AM
Herr Schröm, Herr Wörfel, J.P. Morgan AM ist in Deutschland einer der stärksten Anbieter von aktiven ETFs. Wie wird das Geschäft bislang angenommen?

Holger Schröm Wir bieten die aktiven ETFs in Deutschland bereits seit 2018 an und in den letzten ein bis zwei Jahren hat die Nachfrage sehr stark zugenommen. Das liegt unter anderem daran, dass ein Teil der aktiven ETFs nun einen Track Record von sechs Jahren vorweisen kann, aber auch, dass die Vorteile von aktiv gemanagten Strategien im ETF-Mantel nach und nach verstanden und von immer mehr Kundengruppen genutzt werden. Und nun haben wir ein sehr breites Angebot von 33 aktiven ETFs für unterschiedliche Investmentbedürfnisse, das hilft sicherlich auch. Zahlreiche Awards – zuletzt ein Scope-Award für Finanzinnovationen – und immer mehr Aufmerksamkeit auch von Medienseite helfen natürlich ebenfalls.

Die Nachfrage wird sicher weiter wachsen. Werden aktive ETFs die passiven Lösungen irgendwann überholen?

HS Wenn wir uns die USA anschauen, die in der Entwicklung ja bereits ein paar Jahre vor uns liegen, könnte man zumindest vermuten, dass die aktiven ETFs den passiven noch einige Marktanteile streitig machen werden. Aktuell liegt ihr Marktanteil bei 3% – da ist also noch einiges an Luft.

Klassische passive ETFs gelten als sehr transparent. Gilt das denn für aktive ETFs genauso?

HS Aktive ETFs bieten tatsächlich die gleichen Vorteile wie die passiven, also beispielsweise die tägliche Transparenz des gesamten Portfolios. Das hat ja damals in der Finanzkrise auch den Siegeszug der ETFs eingeläutet, als wichtig wurde, zu wissen, welche Risiken in den Fondsportfolios enthalten sind.

Nutzen Sie bei Ihren aktiven ETFs auch künstliche Intelligenz für die Analyse?

Stefan Wörfel Wir haben inzwischen eine ganze Reihe hausintern entwickelter Tools in unsere Investmentplattform „Spectrum“ integriert, die die Vorteile der künstlichen Intelligenz nutzen und dem Fondsma­nagement das Leben leichter machen. Sei es bei der Analyse großer Datenmengen, wenn wir etwa auf Analystenresearch der letzten rund 40 Jahre zugreifen, oder aber wenn es darum geht, Fehler bei der Bewertung zu identifizieren. Unsere Datenbasis ist ein ganz wichtiger Aspekt unseres aktiven Managements. Denn letztendlich bietet sie eine Unterstützung – so ähnlich wie ein Navigationssystem im Auto – für unsere Analysten und Fondsmanager.

HS Unsere mehr als 80 weltweit arbeitenden Research-Analysten sammeln seit fast vier Jahrzehnten täglich ihre Prognosen. Das sind rund 25 bis 30 Millionen Datenpunkte – ein echter Informationsvorteil. Mit künstlicher Intelligenz können wir diese Daten heute viel besser ausnutzen und die Differenz zwischen den aus unserer Sicht unter- und überbewerteten Aktien noch viel feiner analysieren – die Möglichkeiten sind praktisch endlos.

Ihre aktiven ETFs finden sich mittlerweile auch in Fondspolicen. Welche Vorteile bieten solche Produkte im Versicherungsmantel?

SW Neben der genannten Transparenz bietet der ETF-Mantel auch eine sehr große Flexibilität bei der Handelbarkeit, die börsentäglich und auch „intraday“ erfolgen kann. Und auch kostenseitig sind die aktiven ETFs sehr attraktiv.

Wie ist denn die Nachfrage vonseiten der Versicherer nach aktiven ETFs für deren Fondspolicen? Müssen Sie hier noch viel Eigeninitiative zeigen?

SW Einige Versicherungspartner haben die aktiven ETFs bereits aufgenommen, bei den anderen führen wir interessante Gespräche.

Wie bekommt man als Fondsgesellschaft eigentlich seine Produkte in Fondspolicen? Wie funktioniert hier die Zusammenarbeit mit dem Versicherer?

HS Grundsätzlich stehen wir in engem Austausch mit den verschiedenen Versicherungsgesellschaften und stellen ihnen regelmäßig neue, innovative Produktideen vor. Für die Versicherer haben diese Entscheidungen eine langfristige Tragweite, daher muss das Produkt langfristig aussichtsreich sein, um auch vom Vertrieb akzeptiert zu werden. Dies erleben wir gerade mit unseren aktiven ETFs. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder einen Anbieter fällt die jeweilige Gesellschaft dann auf Basis ihrer hausinternen Researchprozesse. Unsere langjährige, häufig sogar über Jahrzehnte andauernde gute Zusammenarbeit mit vielen Versicherern bildet auf jeden Fall eine solide Grundlage für das Wissen, dass Innovationen aus unserem Haus Hand und Fuß haben.

Wie sieht es bei Fondspolicen mit aktiven ETFs mit der Rendite aus? Gerade wegen der steigenden Popularität von ETFs wird ja heute verstärkt auf die Kosten geblickt.

SW Die aktiven ETFs haben das Ziel, mittel- bis langfristig den Index zu übertreffen. Nehmen wir z. B. den JPM Global Research Enhanced Index Equity UCITS ETF. Dessen Ziel ist, aktienspezifische Erkenntnisse auf das globale Research-Enhanced-Index-(kurz: REI-)Portfolio zu übertragen, während die Struktur der Portfolios indexähnlich bleibt. Dies wird erreicht durch die Kombination unseres fundamentalen Researchs mit einem robusten Risikomanagement. Diese Erkenntnisse unseres globalen Analystenteams werden in ein indexähnliches Portfolio verpackt, in dem wir bestimmte Aktien leicht über- oder untergewichten. Das Endergebnis ist ein stilneutrales, sektorneutrales und regional neutrales ETF-Portfolio, das aus der Vogelperspektive dem MSCI-World-Index gleicht, gleichzeitig sehr diversifiziert ist und die Chance auf kleinen Mehrertrag bietet.

HS Die aktiven ETFs haben eine attraktive Preisstruktur, z. B. für den gerade genannten Global REI ETF 0,25% p. a. Seit Auflage 2018 haben wir die Benchmark, auch nach Abzug der Kosten, übertroffen – der echte Mehrwert in Form von Zusatzerträgen liegt bei 0,86% p. a. über fünf Jahre.

Inwiefern bilden Fondspolicen mit aktiven ETFs im Portfolio eine neue Chance für Versicherungsmakler und Anlageberater?

HS Eine Fondspolice – also Investments in Fonds oder ETFs auf der Basis von Versicherungslösungen – ist seit Jahren ein etabliertes und beliebtes Investment für den Vermögensaufbau und insbesondere die Altersvorsorge. Denn die steuerlichen Vorteile der Fondspolice, verbunden mit der Flexibilität von ETF-Investments, stellen eine attraktive Kombination dar. Ähnlich wie bei einem klassischen Fonds- oder ETF-Sparplan legen Anleger bei einer Fondspolice ihr Geld in Aktien oder Anleihen an, um von den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu profitieren und damit für ihren Ruhestand vorzusorgen. Je nach Versicherungsanbieter gibt es inzwischen eine große Auswahl an verschiedenen Investmentfonds und zunehmend auch ETFs. Obwohl das Segment der aktiven ETFs überdurchschnittlich wächst, sind diese ETFs noch wenig bekannt. Die Vorstellung dieser neuen Produktwelt bietet einen guten Anknüpfungspunkt für das Kundengespräch.

SW Die Botschaft ist ja sehr einleuchtend: Aktive ETFs bieten die Möglichkeit, „cleverer als der Index“ zu investieren und das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Wer wird da nicht neugierig?

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Holger Schröm
Stefan Wörfel

DWS steigt in den MDax auf

Der größte deutsche Asset-Manager, die DWS, schafft es in den Mid-Cap-Ableger des Deutschen Aktienindex, der die 50 größten deutschen Unternehmen unterhalb des Dax beinhaltet. Ab 24.03.2025 ist die Deutsche-Bank-Tochter im MDAX angesiedelt.

STOXX Ltd, Teil der Unternehmensgruppe ISS STOXX und Anbieter von Benchmark- und Indexlösungen für globale institutionelle Investoren, hat vergangene Woche die neue Zusammensetzung der Dax Blue-Chip-Indizes, also Dax, MDax, SDax und TecDax, bekannt gegeben. Der Dax bildet die 40 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung und Handelsvolumen im deutschen Aktienmarkt ab. Im MDax befinden sich die 50 größten Unternehmen, die den im Dax gelisteten Unternehmen folgen, er fungiert also als deutscher „Mid-Cap-Index“. Der SDax bildet dann die 70 größten Unternehmen nach den im MDax gelisteten Unternehmen ab, bei denen es sich somit um Small Caps handelt.

Die Indizes werden alle drei Monate überprüft. Bei der planmäßigen März-Überprüfung wechseln je drei Unternehmen vom MDax in den SDax und umgekehrt. Eines der drei Unternehmen, welche in den MDax aufsteigen, ist der größte deutsche Vermögensverwalter, die DWS. Ebenso steigen die flatexDEGIRO AG und die RENK Group AG auf. Vom MDax in den SDax wandern die Siltronic AG, Schott Pharma AG & Co. KGaA sowie die Hypoport SE.

„Ergebnis harter Arbeit“

Stefan Hoops, Vorsitzender der DWS-Geschäftsführung, kommentiert den Aufstieg in den MDax wie folgt: „Der Aufstieg in den MDax ist das Ergebnis harter Arbeit und einer disziplinierten Leistung der gesamten DWS-Mannschaft weltweit. Die DWS ist in den vergangenen Jahren zu einem der am schnellsten organisch wachsende internationale Vermögensverwalter geworden.“

Der Einzug in den MDax dürfte, so das Unternehmen, dazu führen, dass weitere Fonds und Indizes die DWS in ihr Portfolio aufnehmen werden, was erfahrungsgemäß noch mehr Aufmerksamkeit auf die Aktie lenken dürfte.

Der erste Handelstag der DWS-Aktie im MDax wird der 24.03.2025 sein. (mki)

 

Warum sich Qualität bei der Aktienanlage gerade jetzt lohnt

In der aktuellen geopolitischen Lage gilt es, noch bedachter bei der Wahl der Geldanlage zu sein als sonst – denn die Sachlage kann sich jederzeit ändern. Der Wiener Vermögensverwalter Impact AM sieht aktuell große Stärken bei Qualitätsaktien. Was sich dahinter verbirgt, erläutert Experte Daniel Feix.

Ein Artikel von Daniel Feix, Geschäftsführer und Head of Portfolio Management bei Impact Asset Management GmbH

Das vergangene Jahr war von einer positiven Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten geprägt. Besonders der marktbreite US-Index S&P 500 ist mit einem Plus von rund 23% signifikant gestiegen und erreichte ein neues Rekordhoch. Neben der US-Zinspolitik, positiven Geschäftsergebnissen vieler US-Unternehmen und der Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik des neuen Präsidenten Donald Trump trug der KI-Boom maßgeblich zur guten Entwicklung bei. In diesem Jahr deutet sich jedoch eine veränderte Marktlage an. Der Launch des effizienten R1-Modells durch den chinesischen KI-Anbieter DeepSeek löste im Januar bei den Techwerten – allen voran Nvidia – kurzzeitig ein Börsenbeben aus. Die niedrigen Kosten der DeepSeek-Lösung stellten die hohen Ausgaben der amerikanischen Techgiganten für teure IT-Infrastruktur in Frage. Zwar legten die Techwerte über den Monat insgesamt zu, aber die Musik im Markt spielt zunehmend woanders. Europäische Aktien blieben von den Zolldrohungen Trumps unbeeindruckt und legten zu. Die uneingeschränkte Dominanz der Magnificent Seven scheint gebrochen. Ein buntes Potpourri aus defensiven und zyklischen Segmenten, aus Marktführern und Nachzüglern, aus europäischen und US-Werten, bestimmten die globale Kursentwicklung. Ein diversifiziertes Portfolio und Stockpicking haben merklich an Bedeutung gewonnen.

Der DeepSeek-Schock hat verdeutlicht, dass der Wind an den Börsen schnell drehen und die KI-Euphorie sich in Panik umwandeln kann. Die Dominanz der US-Tech-Werte in vielen führenden Börsenindizes wie im MSCI World kann sich demnach zu einem veritablen Anlagerisiko entwickeln. Um sich gegen solche Kursrückschläge zu wappnen, empfiehlt sich aus unserer Sicht ein aktiv gemanagtes, breit aufgestelltes Portfolio, das den Fokus auf Qualität legt. Denn Qualitätsaktien verfügen über das Potenzial, durch stabile Erträge langfristig an Wert zu gewinnen.

Was bedeutet Qualität?

Qualität ist nach unseren Standards dann gegeben, wenn ein Unternehmen eine dominante Marktstellung und nachhaltige Wettbewerbsvorteile hat. Diese ergeben sich aus einzigartigen Produkten oder Dienstleistungen, die nur schwer ersetzbar sind. Eine hohe Service- und Produktinnovationsfähigkeit sorgen dafür, dass diese Marktstellung durch entsprechende Burggräben gut verteidigt und sogar noch weiter ausgebaut werden kann. Außerdem ermöglicht die Marktführerschaft eine hohe Preissetzungsmacht. Qualitätsunternehmen generieren oft stabile und wiederkehrende Einnahmen – sei es durch Lizenzen, Patente oder Abo-Modelle. In den Finanzkennzahlen manifestiert sich Qualität in hohen Margen, starken Bilanzen, geringer Kapitalintensität und niedriger Zinslast. Ein starker Free Cashflow ermöglicht Investitionen in Innovationen, Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe.

Ein Beispiel für ein Qualitätsunternehmen ist der französische Konsumgüterkonzern L‘Oréal, der weltweit größte Kosmetikhersteller. L‘Oréal bietet eine breite Palette an Marken an, die von günstigen Produkten bis hin zu Luxusartikeln reicht. Der Konzern konnte in den vergangenen 20 Jahren seinen Marktanteil kontinuierlich ausbauen – von 10% im Jahr 2001 auf aktuell 15%. Dabei wächst das Unternehmen mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 6,4% (CAGR) stärker als die Branche. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass L’Oréal laufend kleinere, attraktive Marken akquiriert und diese sehr schnell ihrem globalen Distributionsnetz zuführt. Seit der Gründung im Jahr 1909 haben gerade einmal sechs CEOs das Unternehmen geführt. Das ist sehr überschaubar und unterstreicht, dass der Konzern über ein Management verfügt, das den langfristigen Erfolg des Unternehmens gegenüber kurzfristigen Gewinnen priorisiert.

Auch die Tech-Branche verfügt über einige Qualitätschampions. Ein Beispiel dafür ist Microsoft. Das Unternehmen dominiert 50 Jahre nach der Gründung weiterhin den Tech-Markt mit seinem Windows-Produkt. Durch gezielte Akquisitionen und Expansionen – sei es mit Internet Explorer, Azure-Cloud oder KI-Investitionen – hat Microsoft sein Produktportfolio intelligent ausgebaut, diversifiziert und modernisiert.

In unserem Mischfonds I-AM GreenStars Opportunities (ISIN RZ Tranche: AT0000A1YH49 R Tranche: AT0000A1YH23) ergibt sich durch die Fokussierung auf Qualität bei der Aktienselektion tendenziell ein Überhang in den Branchen Technologie, Konsumgüter und Gesundheit. Im vergangenen Monat haben wir aufgrund der zunehmenden Volatilität des Tech-Sektors das Übergewicht von Tech reduziert. Stattdessen haben wir defensive Titel wie Versorger hinzugenommen und streben eine weitere Diversifizierung an.

Qualität wirkt sich auch positiv auf andere Bereiche wie Nachhaltigkeit aus

Durch die marktbeherrschende Stellung, stabile Einnahmen und ein umsichtiges Management schneiden Qualitätsunternehmen oft auch überdurchschnittlich im Hinblick auf Innovation und Nachhaltigkeit ab. Diese Unternehmen investieren langfristig in ihr eigenes Geschäftsmodell. Dadurch entsteht eine „Optimierung von innen“, die vor Disruption von außen schützt und so langfristige Wettbewerbsvorteile sichert. Zum Beispiel kann durch ein exzellentes Mitarbeitermanagement führendes Know-how aufgebaut werden, das zum langfristigen Erfolg des Unternehmens beisteuert. Dies trägt zur sozialen Nachhaltigkeit bei und stärkt das Vertrauen bei allen Stakeholdern.

Investoren, die einen langfristigen Wertzuwachs anstreben, sind mit Qualitätsaktien gut aufgestellt. Ein aktives Asset-Management überprüft das Portfolio laufend und schichtet gegebenenfalls um, falls sich bei einem Unternehmen oder einer Branche die Lage verändert. Eine flexible Aktienquote ermöglicht ebenso eine Risikoreduktion, falls die Märkte allgemein kurzfristig ins Negative drehen. Auf lange Sicht entwickeln sich Qualitätsunternehmen in der Regel positiv und sollten dem Investor somit stabile Erträge bringen.

 
Ein Artikel von
Daniel Feix

Wie werden sich Rüstungsaktien entwickeln?

Rüstungsunternehmen geraten ob des Ukraine-Kriegs und der steigenden Spannungen zwischen den USA und Europa immer mehr ins Rampenlicht. Welche Auswirkungen hat das auf die Marktentwicklung der entsprechenden Aktien?

Seit etwa sechs Wochen befindet sich US-Präsident Donald Trump nun im Amt. Und eine seiner größten Schlagzeilen dürfte der Disput mit Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj gewesen sein, als die beiden Staatsoberhäupter am vergangenen Freitag, 28.02.2025 vor laufenden Kameras zu streiten begannen und Selenskyjs Besuch im Weißen Haus vorzeitig abgebrochen wurde. Es braucht wohl nach einer solchen Auseinandersetzung keinen Experten, um zu erkennen, dass Trump beim Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht uneingeschränkt auf der Seite Selenskyjs steht.

Am darauf folgenden Montag, 03.03.2025, stieg die Rheinmetall-Aktie deutlich im Wert – von etwa 1.000 Euro am Freitag auf rund 1.150 Euro am Montag. Am Mittwoch, 05.03.2025, notiert sie bei 1.170 Euro. Um einen Zufall dürfte es sich bei dieser Wertentwicklung wohl nicht handeln, denn das Thema Aufrüstung steht bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 immer wieder im Mittelpunkt. Und somit blickt auch die Investmentbranche verstärkt auf die zugehörigen Unternehmen im Rüstungsmarkt, so z. B. Steffen Gruschka, ehemaliger Fondsmanager und nun Co-Geschäftsführer beim Finanzanlagenvermittler Envestor. Er hat einen Blick auf Rüstungsaktien geworfen und seine Ergebnisse in einem Blogpost auf der Website des Unternehmens veröffentlicht.

Trumps Pläne und die geopolitischen Konsequenzen

Trump möchte, so stellte es sich Anfang der Woche heraus, keine weiteren Milliarden für die Ukraine bereitstellen, sondern den Ukraine-Krieg schnell lösen möchte – wenn auch mit russischen Gebietsgewinnen. Europa müsse, so Gruschka, also lernen, verteidigungspolitisch auf eigenen Beinen zu stehen, unabhängig von der Frage, wie der Krieg in der Ukraine ausgehen wird.

Gruschka erläutert außerdem, dass selbst ESG-konforme Fonds sich immer mehr vom Ausschluss von Rüstungsaktien verabschieden. Laut einem Bericht der Financial Times ist die Zahl der ESG-Fonds, die Rüstungskonzerne ausschließen, seit Ende 2023 von 1.850 auf 1.610 gesunken. Auch der Norwegische Ölfonds erwägt laut Gruschka, in Rüstungsaktien zu investieren.

Sollte Trump bei seiner Linie bleiben und müssten die Europäer den Verteidigungskrieg der Ukraine ohne US-Unterstützung fortsetzen, würde dies die finanzielle Belastung der EU-Staaten massiv erhöhen, heißt es von Gruschka. Die Zukunft der NATO stünde ebenfalls auf dem Spiel, insbesondere wenn Trump die Rolle der USA als Schutzmacht für Europa weiter infrage stellt. Angesichts der transatlantischen Spaltung erscheine es unwahrscheinlich, dass die europäischen Staaten die US-Rüstungsindustrie in bisherigem Ausmaß bei Rüstungsaufträgen bedenken werden, was den Blick auf europäische Rüstungskonzerne lenke. Die wichtigsten seien dabei Rheinmetall (KGV 34,8), welches von neuen Munitionsfabriken und Investitionen in Panzertechnologie profitiere, Leonardo (KGV 23,7) mit einer Spezialisierung auf Drohnen- und Luftabwehrsysteme, Thales (KGV 23), stark im Bereich Cybersicherheit und Satellitenkommunikation, sowie BAE Systems (KGV 18,9), bei dem die Nachfrage nach Kampfjets und Luftabwehrsystemen steigt.

Finanzierung größte Herausforderung

Europa plant, aufzurüsten, was einige finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Optionen sind eine höhere Neuverschuldung, die Nutzung bestehender EU-Fonds oder Umschichtungen im Haushalt. Zusätzlich wird über die Verwendung eingefrorener russischer Vermögenswerte diskutiert, wobei hier rechtliche und politische Hürden bestehen, schildert Gruschka.

Höhere Militärausgaben stellen zwar kurzfristig eine Belastung für die Haushalte dar, doch Investitionen in Forschung und Entwicklung könnten langfristig positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum haben. Laut einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft legt bspw. nahe, dass eine Erhöhung der europäischen Verteidigungsausgaben von 2% auf 3,5% des BIP das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 bis 1,5% pro Jahr steigern könnte.

Wachstumsaussichten kontra Bewertungsprämie

Unabhängig davon, ob Trumps Friedensinitiative angenommen oder der Ukraine-Krieg auf eigene Kosten fortgeführt wird, steht eine massive Aufrüstung bevor, was wiederum steigende Umsätze für Rüstungsunternehmen und Technologieanbieter bedeutet. Für Investoren stellt sich laut Gruschka jedoch die Frage, inwieweit dieses Wachstum bereits eingepreist ist. Viele europäische Rüstungswerte, allen voran Rheinmetall, haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Mit einem KGV von knapp 35 ist das Unternehmen zwar profitabel, aber kein Schnäppchen mehr, und ähnlich sieht es bei Thales und Leonardo aus. Diese profitieren zwar von steigenden Verteidigungsausgaben, haben aber mittlerweile „sportliche“ Bewertungsniveaus erreicht.

Die langfristigen Aussichten für die Branche bleiben zwar positiv, doch kurzfristige Rücksetzer sind angesichts der starken Rally nicht auszuschließen, findet Gruschka. Kurzfristig bleibt die Bewertung vieler Rüstungstitel eine Herausforderung, langfristig könnte der Sektor jedoch eine Schlüsselrolle in Europas wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Zukunft spielen. (mki)

 

Private Altersvorsorge: Über zwei Drittel wünschen sich Neustart

Laut einer von der Geldanlage-Plattform growney beauftragten Umfrage will eine Mehrheit der Deutschen eine Neuaufstellung der privaten Altersvorsorge. Besonders hoch ist demnach das Interesse bei Haushalten ab 3.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat.

Die Geldanlage-Plattform growney hat von YouGov zum Thema private Altersvorsorge in Deutschland durchführen lassen. Die Daten der Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels. Für die Befragung wurden im Zeitraum vom 07.02. bis 10.02.2025 insgesamt 2.098 Personen befragt. Die Ergebnisse sind growney zufolge repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.

Wunsch nach besseren Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge

70,7% der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die nächste Bundesregierung neue steueroptimierte Möglichkeiten der Altersvorsorge schaffen soll. Bei den Männern waren es 69,8%, bei den Frauen 71,8%.

 

Private Altersvorsorge: Über zwei Drittel wünschen sich Neustart

 

growney zufolge sei das Interesse insbesondere bei Haushalten ab 3.000 Euro Nettoeinkommen pro Monat. Hier stimmten 74,9% der Befragten dem Wunsch nach neuen Möglichkeiten der steueroptimierten Altersvorsorge zu. Bei mehr als 5.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen pro Monat waren es sogar 81,2%. Bei den Haushalten zwischen 1.500 und 3.000 Euro waren es aber ebenso nicht zu verachtende 69,1%.

Im Herbst hatte die Bundesregierung ein Altersvorsorgedepot angekündigt – vornehmlich angeschoben von der FDP. Mit einem solchen Depot hätte man steuerbegünstigt für die eigene Alterssicherung sparen können. Doch seit dem Ampel-Aus liegen diese Pläne auf Eis. Im kommenden Bundestag und somit auch in der kommenden Regierung wird die FDP nicht vertreten sein. Und ob die nächste Regierung das Thema Altersvorsorgedepot wieder aufnimmt, ist unklar, denn weder die CDU/CSU noch die SPD hatten diese Forderung in ihrem Wahlprogramm stehen. (mki)

 

Munich Private Equity legt ersten deutschen ELTIF auf

Der Oberhachinger Private-Equity-Spezialist Munich Private Equity hat den ersten von der BaFin zugelassenen ELTIF in Deutschland aufgelegt. Privatanleger können sich damit ab 5.000 Euro an der Anlageklasse Private Equity beteiligen.

Munich Private Equity, der Spezialist für Private Equity im Kundensegment, kündigt den Start seines ersten European Long-Term Investment Funds (ELTIF) an und verbreitert damit sein Angebot im Privatkundensegment, wie der Vermögensverwalter in einer Unternehmensmitteilung meldet.

Der „MPE Mid Market Private Equity ELTIF“ ist der erste von der BaFin in Deutschland zugelassene ELTIF. Privatanleger können sich damit ab 5.000 Euro an der Anlageklasse Private Equity beteiligen. Der Investitionsfokus liegt auf dem mittleren Marktsegment (Lower Mid-Market) und konzentriert sich ausschließlich auf Zielfonds bzw. Unternehmen in der Europäischen Union.

Investitionen bis Ende 2025

Der MPE Mid Market Private Equity ELTIF ist nach dem sicherheitsorientierten Dachfondsprinzip von Munich Private Equity konzipiert. Dabei beteiligen sich Privatanleger an einem ganzen Portfolio verschiedener institutioneller Private-Equity-Zielfonds mit Fokus auf den Lower Mid-Market und somit an zahlreichen mittelständischen Unternehmen verschiedener Branchen und EU-Länder. Zwei Zielfondsinvestitionen wurden bereits für den ELTIF getätigt. Ebenso befinden sich die ersten Unternehmen im Portfolio.

Zunächst startet Munich Private Equity mit dem Vertrieb in Österreich, dann in Deutschland. Perspektivisch will das Unternehmen die Möglichkeiten des ELTIF nutzen, um neue Märkte und Länder in der EU zu erschließen, so Vorstand Nico Auel.

Der geplante Platzierungszeitraum läuft bis 31.12.2025, die Grundlaufzeit bis zum 31.12.2037. Die Auszahlungsphase beginnt am 01.01.2030. Beim MPE Mid Market Private Equity ELTIF handelt es sich um einen Private-Equity-Dachfonds, der als Feeder-ELTIF mindestens 85% seines Kapitals dauerhaft in das Sondervermögen Munich Private Equity Mid Market ELTIF (Master-ELTIF) investiert. Die Zeichnungssumme liegt bei mindestens 5.000 Euro, darüber hinaus ohne Rest teilbar durch 100.

Das Unternehmen weist darauf hin, dass der ELTIF aufgrund seiner langen Laufzeit von über zehn Jahren sich „möglicherweise“ nicht für Kleinanleger eignet, die eine solch langfristige und illiquide Verpflichtung nicht eingehen können. (mki)

 

Unter welchen Parteien lief der Dax am besten?

Es gibt Parteien, denen die Wählerinnen und Wähler eine höhere Wirtschaftskompetenz beimessen. In Umfragen landen CDU/CSU sowie FDP hier zumeist vor den anderen. Doch wie akkurat ist diese Einschätzung? Ein Experte des Vermögensverwalters HQ Trust hat sich mit dieser Frage beschäftigt.

Pascal Kielkopf, Analyst bei HQ Trust, ist in einer aktuellen Untersuchung der Frage auf den Grund gegangen, unter welchen Parteien bzw. welchen Regierungskoalitionen der Deutsche Aktienindex am besten lief. Dazu untersuchte er im ersten Schritt die durchschnittliche jährliche Rendite des Dax in Abhängigkeit davon, wer die deutsche Regierung stellte. Dies verglich er mit der Rendite über den Gesamtzeitraum. Im zweiten Schritt ging es dann um die relative Rendite: Unter welcher Partei bzw. welcher Regierungskoalition schnitt der Dax besser oder schlechter ab als der marktbreite globale Aktienindex MSCI ACWI?

CDU/CSU, FDP und Ampel schneiden gut ab

Pascal Kielkopfs Berechnung umfasst den Zeitraum seit 1960 und damit vier verschiedene Parteien sowie fünf unterschiedliche Koalitionen. Der Startzeitpunkt ist der jeweilige Amtsantritt der Regierung. Globale Entwicklungen wurden in dieser Analyse genauso wenig berücksichtigt wie die konkrete wirtschaftliche Situation, die einer Regierung vorausging oder die Wirtschaft während der Regierungszeit beeinflussten.

Wie die Untersuchung zeigt, liefen auf den ersten Blick die Märkte in den Phasen der stärker marktwirtschaftlich orientierten Parteien CDU/CSU und FDP tatsächlich besser, was sich auch an den Koalitionen zeigt. Am besten lief der Dax in der Vergangenheit, wenn CDU/CSU und FDP die Regierung stellten. In diesen Fällen kam der Dax im Schnitt auf einen Zuwachs von 10,6% pro Jahr. Der Index legte im gesamten Analysezeitraum mit einem jährlichen Plus von 6,4% deutlich weniger stark zu.

Allerdings gab es zwei weitere Koalitionsregierungen, unter denen der Dax überdurchschnittlich gut lief: unter der großen Koalition und der Ampel. Blickt man auf einzelne Parteien, gelang es nur der CDU/CSU, den Index zu übertreffen. Im Schnitt am schlechtesten lief der Dax bei einer Regierungsbeteiligung der SPD.

 

Unter welchen Parteien lief der Dax am besten?

 

Vergleich zum MSCI ACWI

Ganz anders sieht Bild Kielkopf zufolge allerdings aus, wenn man die Renditen des Dax mit denen des weltweiten MSCI ACWI vergleicht. Denn im Schnitt konnte der Dax die restliche Welt in der Vergangenheit nur outperformen, wenn es in Deutschland eine große Koalition aus CDU/CSU und SPD gab. Relativ am schlechtesten entwickelte sich der deutsche Leitindex bei einer Regierung aus SPD und FDP. Bei den einzelnen Parteien liegt erneut die CDU/CSU ganz vorne, unter den Grünen lief es für Investoren aus relativer Sicht am schlechtesten.

Kielkopf betont allerdings auch, dass trotz dieser eindeutig ausfallenden Unterschiede der Anleger nicht alleine wegen der Regierungsbeteiligung einer Partei in Aktien investieren sollte. Zumindest mittel- bis langfristig hängen die Unternehmen des Dax stärker von der globalen Wirtschaftsentwicklung als von der deutschen Politik ab. Für einen Boom an den Weltbörsen ist es demnach kaum relevant, welche Partei den deutschen Kanzler stellt. (mki)

 

Das sagen DWS, BlackRock und Co. zur Wahl

Die Bundestagswahl wird auch von den Investmentunternehmen gespannt verfolgt. Und auch wenn es noch etwas dauern dürfte, bis es handfeste Pläne gibt, haben die Asset-Manager Einschätzungen zu den Ergebnissen veröffentlicht. AssCompact hat einige der wichtigsten zusammengetragen.

Wie die politische Landschaft in einigen Wochen und Monaten konkret aussehen wird, steht derzeit noch in den Sternen – dementsprechend lässt sich derzeit auch über die wirtschaftlichen Unterfangen aus Berlin und die weitere Entwicklung Deutschlands als Wirtschaftsstandort nur spekulieren. Die CDU konnte am Sonntag, 23.02.2025, bei der Bundestagswahl die meisten Stimmen für sich zählen, gefolgt von der AfD und der SPD. Wegweisend für die deutsche Wirtschaft dürfte auch sein, dass die Freien Demokraten es dieses Mal nicht in den Bundestag geschafft haben – eine Partei, die in der Vergangenheit ein gern gesehener Koalitionspartner für die Union war.

So gibt es derzeit also viel Spekulation darum, wie es in Deutschland politisch und wirtschaftlich weiter geht. Und auch die Investmentbranche blickt auf diese Frage gespannt. So haben sich kurz nach Verkündung der Stimmenauszählung vom Sonntag auch viele namhafte Asset-Manager gemeldet. Das sind die Eindrücke der Unternehmen von den Wahlergebnissen.

DWS: Auswirkungen auf Märkte und Anlageklassen

Die DWS sieht drei Punkte hervorstechen, die einen Einfluss auf die wirtschaftspolitischen Folgen der Wahl haben. Zum einen dürfte es für die neue Regierung schwierig werden, Verfassungsänderungen durch beide Kammern des Parlaments zu bringen. Das liegt daran, dass die politische Mitte (Union, SPD und Grüne) zusammen nicht über die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Bundestag verfügen werden, was zumindest kurzfristig den Spielraum an den selbst auferlegten fiskalischen Regeln Deutschlands, der sogenannten Schuldenbremse, einschränkt. Längerfristig könnte die Notwendigkeit, DIE Linke in solche Diskussionen einzubeziehen, jedoch die Tür für radikalere Reformen öffnen, als SPD und Grüne gefordert hatten, so die DWS.

Auch werde die Notwendigkeit von Kompromissen während der Koalitionsverhandlungen und darüber hinaus die Möglichkeiten von Merz einschränken, in Bereichen wie Steuersenkungen und Bürokratieabbau „spektakuläre Fortschritte“ zu erreichen, was die Bewältigung der großen strukturellen Wirtschaftsprobleme Deutschlands weiterhin schwieriger gestaltet.

Jedoch herrsche unter den etablierten politischen Entscheidungsträgern mittlerweile ein spürbares Gefühl der Dringlichkeit, nicht zuletzt aufgrund des internationalen Drucks. Eine lange Phase der Unsicherheit sollte sicherlich noch nicht ausgeschlossen werden, findet der Vermögensverwalter. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass es zu einer „vergleichsweise reibungslosen Koalitionsbildung“ kommt, was für die Märkte vielleicht eine „bescheidene positive Überraschung“ wäre, wie es die DWS formuliert.

BlackRock: Schuldenbremse im Fokus

Der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, sieht für den Moment die Schuldenbremse als das Element, das die größte Rolle bei der kommenden Marktentwicklung spielt – vor allem die Frage, ob die neue Koalition die verfassungsmäßige Schuldenbremse lockert, die regelt, wie viel Schulden die Regierung machen darf. Merz will bis Ostern eine Koalition bilden, doch eine Lockerung der Schuldenbremse erfordert Verhandlungen und Verfassungsänderungen. Die Bundesbank arbeitet an Vorschlägen zu einer Reform der Schuldenbremse. BlackRock erwartet diese Ende März oder Anfang April.

Derzeit darf das staatliche Haushaltsdefizit 0,35% des BIP nicht überschreiten, was weitaus strenger ist als die 3%, die nach den Haushaltsregeln der Europäischen Union zulässig sind. Eine Lockerung dieser Regel könnte mehr staatliche Investitionen auslösen und das lahmende Wirtschaftswachstum ankurbeln, so BlackRock. Die CDU/CSU möchte ihrerseits Investitionen erleichtern. Mögliche Kürzungen bei Sozialleistungen und anderen staatlichen Subventionen werden auf Widerstand bei der SPD stoßen – und die Grünen werden ihre Unterstützung wahrscheinlich an Klimaschutzzusagen knüpfen. Die Linke, die mit 8,8% der Stimmen deutlich besser abgeschnitten hat als die Umfragen es haben erwarten lassen, wird laut BlackRock ebenfalls gebraucht, um die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Parlament zu erreichen – und könnte einen hohen politischen Preis verlangen.

AllianzGI erhofft sich stärkeres Deutschland

Christoph Berger, CIO Equity Europe bei Allianz Global Investors, hofft auf eine neue deutsche Regierung mit einem wirtschaftsfreundlichen Kurs – denn eine solche könnte „dringend benötigte neue Impulse“ für die angeschlagene deutsche Wirtschaft setzen. Insbesondere wenn diese tatsächlich deregulierend agiert und steuerliche Entlastungen anstrebt. Dies würde auch den deutschen Konsum und damit das deutsche Wirtschaftswachstum wiederbeleben, so Berger.

AllianzGI erwartet, dass die neue Regierung auch eine stärkere Führungsrolle in der EU und der Welt übernehmen wird. Nicht zuletzt durch die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA braucht Europa neue Antworten auf offene Fragen, wie z. B. die Sicherheitsarchitektur sowie die Positionierung zum wichtigen Handelspartner China. In der EU, aber auch in Deutschland, so Berger, gibt es dringenden Reformbedarf, um Bürger und Unternehmen von Bürokratiekosten zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der EU und Deutschland zu stärken.

Aus Aktien-Sicht sollten sich für folgende Sektoren die Perspektiven verbessern:

  • Kleine und mittlere Unternehmen, bei denen sich die zum Teil fixen Bürokratiekosten über eine niedrigere Umsatzbasis verteilen und Bürokratieabbau entsprechend helfen würde
  • Nebenwerte, bei denen eine Belebung der Inlandsnachfrage stärkere positive Auswirkungen hätte
  • Unternehmen aus den Bereichen Digital- und Energieinfrastruktur sowie Investitionsgüter allgemein; Unternehmen, die von besseren Rahmenbedingungen für neue Technologien wie etwa KI profitieren sowie einen Fokus auf die Digitalisierung von Wertschöpfungsketten in den Bereichen Gesundheit, Bau, aber auch der öffentlichen Verwaltung haben, hier Dienstleistungen anbieten oder in ihren Segmenten bei der Digitalisierung gut positioniert sind
  • Unternehmen aus dem Bereich Verteidigung, aber auch Sicherheit allgemein – dazu gehört auch Cybersecurity – angetrieben durch steigende Budgets für Verteidigung. (mki)
 

WWK Investment bringt neuen KI-gestützten Aktienfonds

Die WWK Investment S.A. hat einen neuen Fonds für private Anleger lanciert. Es handelt sich dabei um einen global investierenden Aktienfonds, der vor allem auf das Potenzial von KI bei der Portfoliozusammenstellung setzt. Als Anlageberater fungiert die Ultramarin Capital GmbH.

Mit dem „WWK KI Alpha – Aktien Welt“ hat die WWK Investment S.A., die konzerneigene Kapitalverwaltungsgesellschaft der WWK Versicherungsgruppe mit Sitz in Luxemburg, Ende des Jahres 2024 einen neuen Fonds für private Anleger aufgelegt. Der global investierende Aktienfonds setzt auf KI bei der Portfoliozusammenstellung. Hierzu arbeiten die Kapitalmarktexperten der WWK mit dem externen Anlageberater Ultramarin Capital GmbH zusammen. Die KI-Plattform des Deep-Tech-Unternehmens ermöglicht eine tagesaktuelle Aktienanalyse von über 5.000 Unternehmen weltweit. Anlageziel des Fonds ist es, eine positive aktive Rendite gegenüber dem Vergleichsindex MSCI World zu erwirtschaften.

Alle von der WWK Investment S.A. angebotenen Fonds lassen sich sowohl im Rahmen der fondsgebundenen Versicherungen der WWK Lebensversicherung a. G. als auch in der Direktanlage besparen. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, ist der neue Fonds ab Mitte Februar als besonders kostengünstige Anteilsklasse in den verkaufsoffenen Fondspolicen der WWK erhältlich. Ab Anfang März soll er außerdem in den aktiven Anlagestrategien der WWK Fondspolicen aufgenommen werden. (tik)