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Wie vertragen sich Donald Trump und nachhaltige Investments?

Donald Trump hat in den USA seine zweite Amtszeit als Präsident angetreten – und auch zum Thema Nachhaltigkeit schon klargemacht, welchen Kurs er die nächsten Jahre politisch fahren wird. Wie wirkt sich das kurz- und mittelfristig auf ESG-Investments aus?

Interview mit Walter Hatak, Head of Responsible Investments bei Erste AM
Herr Hatak, Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt, dass Nachhaltigkeit für ihn keine Priorität ist. Welche Auswirkungen erwarten Sie von seiner zweiten Amtszeit auf den globalen Markt und ESG-Investments?

Trump dominiert die Schlagzeilen wie kaum ein anderer Politiker. Er versteht es, die öffentliche Wahrnehmung zu steuern und sich als zentrale Figur zu inszenieren. Mit dem Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen hat er bereits zum zweiten Mal versucht, eine Gegenbewegung gegen internationale Klimapolitik zu schaffen. Allerdings ist dies nicht geglückt – kein bedeutender Staat ist seinem Beispiel gefolgt. Auch jetzt sehen wir, dass die Märkte sich nicht vollständig von Trumps Rhetorik beeinflussen lassen.

Für ESG-Investments bedeutet das, dass es zwar kurzfristig zu regulatorischen Veränderungen in den USA kommen könnte, die die insgesamt restriktiven Umweltauflagen und Nachhaltigkeitsvorgaben reduzieren. Doch langfristig gibt es starke ökonomische Argumente, die für nachhaltige Geldanlagen sprechen. Beispielsweise ist der Energiesektor bereits in einer tiefgreifenden Transformation. Die Kosten für erneuerbare Energien sinken stetig, während fossile Brennstoffe immer weniger wettbewerbsfähig sind. Europa und Asien treiben diesen Wandel weiter voran, und auch China ist mittlerweile der weltweit größte Investor in erneuerbare Energien. Nachhaltigkeit bleibt also ein globaler Trend, den Trump nicht aufhalten kann.

Und wie reagieren die Unternehmen in den USA? Folgen sie Trumps Kurs oder halten sie an nachhaltigen Strategien fest?

Es gibt hier zwei gegensätzliche Strömungen. Eine ist das sogenannte „Greenhushing“ – Unternehmen setzen weiterhin auf ESG-Strategien, kommunizieren das aber nicht mehr öffentlich, um politischer oder gesellschaftlicher Kritik zu entgehen. Die andere Bewegung ist ein regelrechter ESG-Backlash: Einige Unternehmen distanzieren sich aktiv von Nachhaltigkeitsstrategien, um sich als politisch neutral oder konform mit republikanischen Interessen zu positionieren.

Ein gutes Beispiel sind die Diversity Policies, die unter Trump stark eingeschränkt wurden. Unternehmen müssen sich überlegen, ob sie ihre Nachhaltigkeits- und Diversitätsziele weiterhin verfolgen oder ob sie sich aus Angst vor negativen Reaktionen zurückziehen. Langfristig zeigt sich jedoch, dass Nachhaltigkeitsstrategien wirtschaftliche Vorteile bieten – sei es durch effizientere Ressourcennutzung oder ein besseres Image bei Investoren und Konsumenten.

Also besteht für ESG-Investoren keine ernsthafte Gefahr durch Trumps zweite Amtszeit?

Nicht direkt. Natürlich können einzelne Maßnahmen wie die Deregulierung im Finanzsektor kurzfristige Unsicherheiten schaffen. Wenn beispielsweise Banken nicht mehr verpflichtet wären, ihre Klimarisiken offenzulegen, könnte das zu einer schlechteren Risikoeinschätzung für Investoren führen. Aber genau hier liegt auch ein Paradoxon: Wenn Transparenz fehlt, werden Anleger misstrauischer und bewerten Unternehmen mit potenziellen Risiken konservativer. Langfristig könnten Firmen also sogar einen Anreiz haben, ESG-relevante Informationen weiterhin freiwillig offenzulegen, um Investoren anzuziehen.

Zudem gibt es in den USA weiterhin eine starke Nachfrage nach nachhaltigen Investments, insbesondere aus dem institutionellen Bereich. Große Pensionsfonds und Asset-Manager haben erkannt, dass ESG-Kriterien langfristig eine bessere Performance bringen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die gesamte US-Wirtschaft auf einmal Nachhaltigkeitsstandards abschafft.

Heißt das, nachhaltige Investitionen verlagern sich verstärkt in andere Regionen wie Europa oder Asien?

Genau. Wir sehen bereits, dass Europa als stabiler Markt für nachhaltige Investitionen zunehmend attraktiver wird. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sind hier klarer definiert und es gibt eine langfristige Strategie, die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft voranzutreiben. Ein Beispiel ist der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), mit dem Importe aus Ländern mit niedrigeren Umwelt­standards mit zusätzlichen Kosten belegt werden. Solche Mechanismen zeigen, dass Europa Nachhaltigkeit nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch als wirtschaftliche Notwendigkeit betrachtet.

China ist ebenfalls ein wichtiger Player. In den letzten Jahren hat das Land massiv in erneuerbare Energien investiert und ist mittlerweile der weltweit größte Produzent von Solar- und Windkrafttechnologie. Das zeigt, dass nachhaltige Investitionen längst ein globaler Wettbewerbsvorteil sind – unabhängig von der Politik einzelner Staaten.

Was raten Sie nachhaltigen Investoren angesichts der aktuellen politischen Unsicherheiten?

Ruhig bleiben und sich nicht von kurzfristigen Schlagzeilen beeinflussen lassen. Nachhaltige Investments sind langfristige Strategien, die sich über Jahre hinweg auszahlen. Politische Zyklen ändern sich, doch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Geschäftsmodelle bleiben bestehen. Investoren sollten daher weiterhin auf Unternehmen setzen, die in langfristige Trends wie erneuerbare Energien, Ressourceneffizienz und nachhaltige Geschäftsmodelle investieren.

Letztlich zeigt die Erfahrung: Der Markt lässt sich nicht dauerhaft von Politik diktieren. Selbst in den USA haben wir unter Trump einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien gesehen – weil es sich wirtschaftlich gelohnt hat. Wer diesen Grundsatz versteht, wird auch in Zeiten politischer Unsicherheiten die richtigen Investitionsentscheidungen treffen.

Die Generation Z gilt gemeinhin als nachhaltigkeitsbewusster. Welche Rolle spielt sie für ESG-Investments?

Die Generation Z ist eine Schlüsseldemografie für nachhaltige Geldanlagen. Sie wächst mit einem ausgeprägten Bewusstsein für Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und ethische Unternehmensführung auf. Dabei zeigt sich, dass junge Anleger nicht nur an finanziellen Erträgen interessiert sind, sondern gezielt in Unternehmen investieren möchten, die ihre Werte vertreten. Dies spiegelt sich auch in der Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten wider.

Ein großes Problem ist jedoch die mangelnde Finanzbildung. In vielen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, wird finanzielle Allgemeinbildung kaum in den Schulen vermittelt. Viele junge Menschen wissen daher nicht, wie sie mit Geld umgehen, investieren oder sich für die Zukunft absichern können. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Erste Group auf gezielte Bildungsinitiativen. Beispielsweise betreiben wir den „Financial Life Park“, eine interaktive Bildungsplattform, die jungen Menschen spielerisch den Umgang mit Geld und Investitionen näherbringt – einschließlich nachhaltiger Geldanlagen.

Besteht bei der Gen Z ein verstärktes Interesse an Impact Investing?

Ja, in der Tat. Sie möchten mit ihrem Kapital eine messbare Veränderung bewirken. Neben klassischen nachhaltigen Fonds suchen sie gezielt nach Investments, die ökologische oder soziale Projekte direkt unterstützen. In diesem Zusammenhang sind sogenannte Artikel-9-Fonds besonders beliebt, da sie strengen Nachhaltigkeits­kriterien unterliegen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das aktive Engagement. Junge Anleger wollen Unternehmen nicht nur passiv finanzieren, sondern dass Fondsgesellschaften Einfluss nehmen – etwa durch die Ausübung der Stimmrechte bei Hauptversammlungen oder durch Investorenallianzen, die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit drängen. Wir sehen, dass das Interesse daran innerhalb der Gen Z stetig wächst. Deshalb üben wir für alle Fonds die Stimmrechte entsprechend unserer nachhaltigen Voting Policy aus und berichten transparent darüber.

Zusätzlich haben wir uns auf fokussierte Impactfonds wie den Erste WWF Stock Environment spezialisiert, einen nachhaltigen Umweltfonds, der in Zusammenarbeit mit der WWF entwickelt wurde und bei dem ein Teil der Managementgebühren direkt in Naturschutzprojekte fließt. Solche Konzepte sprechen besonders junge Anleger an, die ihr Kapital gezielt für positive Veränderungen einsetzen möchten.

Bild: © Walter Hatak, Erste AM

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Walter Hatak

Börsenabsturz: So sieht Thorsten Schrieber die aktuelle Lage

An der Börse herrscht Chaos. Die Kurse lassen ordentlich Federn – hauptsächlich zeigt die Kurve nach unten. Das Ganze geschieht vor dem Hintergrund der Handelszölle, initiiert durch den US-Präsidenten Donald Trump. Thorsten Schrieber von DJE analysiert die derzeitige Marktlage.

Interview mit Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand der DJE Kapital AG
Herr Schrieber, die Börsen haben in den vergangenen Tagen massiv nachgegeben – schwerwiegend ausgelöst durch die Handelszölle aus den USA. Bitte ordnen Sie das Ausmaß des „Absturzes“ ein.

Der Crash am Montag und das Vorgeplänkel am Freitag zuvor haben schon ein auffällig identisches Muster zum Crash von 1987. Nur die Ursachen sind natürlich völlig anders und vorrangig politisch bedingt. Dazu kommt eine etwas labile ökonomische Situation in europäischen Kernmärkten wie Deutschland.

Ist der Tiefpunkt schon erreicht?

Das ist eine äußerst diffizile Frage. Denn der Unsicherheitsfaktor Trump kann das Weltbild innerhalb von 24 Stunden komplett verändern. Man muss sicher auch unterscheiden, ob man über US-Aktien oder andere Regionen wie Europa oder China spricht. Europäische Aktien haben auch korrigiert, sind aber wesentlich günstiger bewertet als US-Titel, und China wird sich monetär wie fiskalisch auf das Trump-Dilemma einstellen. China könnte daher besser aus der Krise kommen als die USA selbst.

Unterscheidet sich dieser Crash aufgrund der geopolitischen Zusammenhänge von anderen Crashs?

Der aktuelle Crash ist eben von politischen und geopolitischen Faktoren getrieben und nicht wie in anderen Krisen mit monetären Ursachen zu erklären. Trump möchte, dass die FED die Zinsen zurücknimmt, um das Konjunkturszenario zu unterstützen, das er selber mit seiner Zollpolitik ins Taumeln gebracht hat.

Haben die aktuellen Kursverluste schon Auswirkungen auf die Kundenportfolios?

Natürlich wirken sich solche Kursverluste auch auf Kundenportfolios aus. Wir bei DJE haben auf Basis der FMM-Methode die Verluste begrenzen können und es ist sicher auch kein guter Rat, den Kursverlusten mit Verkäufen hinterher zu laufen. Statistisch gesehen waren die Crashs von 1987, die Finanzkrise 11/2008 und die COVID-Krise 03/2020 nach zwölf Monaten mit zweistellig positiven Returns wieder mehr als kompensiert.

Viele Kunden reagieren angesichts der Verluste verunsichert und nervös. Was würden Sie Beratern im Umgang mit solchen emotionalen Reaktionen raten?

Die Berater sind qua ihrer Ausbildung sicher sowieso in der Lage, ihre Kunden im Sinne der Risikotragfähigkeit und Haltedauer eines Investments adäquat zu beraten. Aber sicher ist, mal Ruhe zu bewahren und, wo Liquidität vorhanden ist, diese unter den vorgenannten Prämissen zu investieren. Da eine solche Krise aber auch höhere Volatilität über längere Zeiträume bedeuten kann, kann der gute alte Cost-Average Effekt eines Sparplans hier seine Stärken ausspielen.

„Buy and hold“ ist der Klassiker. Gibt es einen Moment, wo auch der Berater dann doch eher zur Umschichtung raten sollte?

Jeder Kunde befindet sich in einem gewissen altersbedingten Zyklus hinsichtlich seiner Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Das muss man sicher genau beachten und neben dem Aktien(fonds)-Anteil ist sicher auch zwischen defensiven und teuren Aktien zu unterscheiden. Aber dafür hat es ja uns als Asset-Manager.

Birgt ein solcher Kursverlust auch Chancen, die Berater aktiv an ihre Kunden herantragen können?

Wir bei DJE stellen unseren Vertriebspartnern immer zeitnah eine Menge Informationen zur Verfügung und der Berater sollte die Chance ergreifen, in solchen volatilen Zeiten in den Dialog mit dem Kunden einzutreten, auch wenn die Hemmschwelle bei bereits entstandenen Verlusten groß sein mag. Aber am Ende wird es sich für den Kunden und den Berater auszahlen.

 

Anleger schlecht auf längeres Leben im Ruhestand vorbereitet

Ein großer Teil der professionellen Anleger fühlt sich nicht umfassend auf ein längeres Leben im Ruhestand vorbereitet. Das zeigt die „Professional Investor DNA-Survey“ von Fidelity International. Demnach seien mehr Anlagelösungen speziell für längere Lebenszyklen gefordert.

Nur 60% der professionellen Anleger fühlen sich umfassend auf ein längeres Leben im Ruhestand vorbereitet. Dagegen geben 40% an, schlecht darauf vorbereitet zu sein. Das ist der „Professional Investor DNA-Survey“ von Fidelity International zu entnehmen.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Crisil Coalition Greenwich angefertigt. Darin wurden über 120 institutionelle und professionelle Anleger in Europa und Asien befragt. Die Studie kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung eine signifikante demografische Verschiebung hin zu einer höheren Altersstruktur erlebt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wird sich die Zahl der Menschen im Alter von 80 Jahren oder älter demnach zwischen 2020 und 2050 auf voraussichtlich 426 Millionen verdreifachen.

 

Studie: Anleger schlecht auf längeres Leben im Ruhestand vorbereitet
Mehr als jeder Dritte fühlt sich schlecht vorbereitet

Christof Quiring, Leiter Workplace Investing bei Fidelity International in Deutschland, erklärt, dass die globale Rentenherausforderung und die Finanzierungslücke der Rentensysteme nicht neu seien, die Probleme aber dennoch zunähmen, denn Menschen würden im Durchschnitt länger, gesünder und aktiver im Ruhestand leben.

„Während die Herausforderungen in der Altersvorsorge nationale Lösungen erfordern, ist klar, dass die staatliche Unterstützung weltweit in Zukunft insgesamt eher geringer ausfallen dürfte und Menschen mehr Verantwortung für ihre Rente übernehmen müssen“, erläutert Quiring. „Professionelle Anleger übernehmen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, ihren Kunden langfristige Lösungen für einen längeren Ruhestand anzubieten – sei es durch eine betriebliche Altersvorsorge oder eine maßgeschneiderte private Vorsorge.“

Mehr Anlagelösungen für längere Lebenszyklen

Nur 57% der professionellen Anleger sind laut Studie der Ansicht, dass es derzeit genügend Produkte und Lösungen auf dem Markt gibt, die den Bedürfnissen einer steigenden Lebenserwartung gerecht werden. Die Mehrheit der Befragten ist zwar mit der Anzahl der verfügbaren Lösungen zufrieden, unterstreicht aber die Notwendigkeit, das Angebot für die Herausforderungen der Langlebigkeit auszubauen.

Aktien und Private Assets im Fokus

In Bezug auf die Asset-Allokation zeigt die Studie, dass professionelle Anleger zu Aktien und Private Assets tendieren, um das Risiko-Rendite-Profil ihrer Portfolios in Erwartung einer längeren Lebenserwartung zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Anleger (55%) bestätigte, dass sie ein höheres Engagement in Aktien erwarten, dicht gefolgt von Private Assets (52%). Unterdessen plant mehr als jeder Vierte (28%), das Engagement in Mischfonds zu reduzieren, ebenso bei Bargeld (26%) sowie festverzinslichen Wertpapieren und Rohstoffen (je 21%). (mki)

 

ELTIF-Markt nimmt Fahrt auf: Volumen legte 2024 deutlich zu

Das Volumen der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) hat 2024 um 38% zugelegt. Eine Rekordzahl an neuen Produkten wurde aufgelegt – und die Reise soll stark weitergehen, so stellt das Analysehaus Scope in seiner aktuellen ELTIF-Studie vor.

Scope Fund Analysis hat eine große Studie zum wachsenden ELTIF-Markt durchgeführt – mit Ergebnissen, die den Markt optimistisch stimmen dürften. Das Volumen der European Long-Term Investment Funds ist 2024 deutlich gestiegen, nämlich um 38%. Bis Ende 2027 könnte es auf 65 bis 70 Mrd. Euro anwachsen. Außerdem rechnet Scope in den kommenden zwölf Monaten mit mindestens 80 Neuauflegungen bei ELTTIFs. Für die jährliche Studie wurden Marktdaten in ganz Europa erhoben und Anbieter sowie Vertriebe befragt.

Aktuell sind europaweit 150 ELTIFs von 74 unterschiedlichen Asset-Managern registriert, so Scope. Im vergangenen Jahr wurden 55 Produkte aufgelegt – ein neuer Rekord. Die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2021 (27 neue ELTIFs) wurde weit übertroffen.

Geld eingesammelt haben von den 150 ELTIFs bisher 133. Das aggregierte Volumen dieser Fonds beziffert Scope für Ende 2024 auf 20,5 Mrd. Euro. Gegenüber Ende 2023 ist das verwaltete Vermögen damit um rund 5,7 Mrd. Euro gestiegen, was einem Zuwachs von 38% entspricht. Die 5,7 Mrd. Euro setzen sich zusammen aus 4,4 Mrd. Euro platziertem Kapital und 1,3 Mrd. Euro aus der Umwandlung von drei bereits zuvor stehenden Produkten in ELTIFs.

Die drei größten Fonds – klimaVest, Meridiam Infrastructure Europe III SLP und GF Infrastructures Durables SLP – vereinen rund ein Sechstel des gesamten Fondsvolumens. Die zehn größten ELTIFs repräsentieren 41%. Die Konzentration auf große Produkte ist weiterhin hoch, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeschwächt.

Frankreich ganz vorne

Französische Investoren haben bisher am meisten Kapital in ELTIFs investiert (7,5 Mrd. Euro per Ende 2024). Es folgen Anleger aus Italien (3,5 Mrd. Euro), Deutschland (2,8 Mrd. Euro) und Spanien (1,4 Mrd. Euro). Bei ELTIFs, die für Privatkunden zugänglich sind, dominieren Italien und Deutschland: 25% des Volumens aller ELTIFs, die Privatanlegern offenstehen, entfällt auf Italien, 21% auf Deutschland.

Aufteilung der Asset-Klassen

Bei den Asset-Klassen verteilt sich das bestehende Fondsvolumen relativ gleichmäßig auf Private Debt (33%), Infrastruktur (26%) und Private Equity (26%). Immobilien und gemischte Strategien stellen den restlichen Anteil. Das Gewicht der Asset-Klasse Immobilien hat durch die Umwandlung von zwei bereits zuvor bestehenden Produkten in ELTIFs gegenüber 2023 deutlich zugenommen.

Trotz des leichten Vorsprungs des Private-Debt-Segments sehen die meisten befragten Anbieter und Vertriebe das größte Interesse der Anleger bei den Asset-Klassen Private Equity und Infrastruktur. Als Grund nennen sie bei Private Equity die hohen Renditeerwartungen, bei Infrastruktur die Anschaulichkeit der Investments. Auch gemischte Produkte gewinnen an Aufmerksamkeit. Zu den aktivsten Anbietern gehören Azimut, BNP Paribas, Amundi, BlackRock, Commerz Real, Eurazeo, Partners Group, Generali Investments, Muzinich, Neuberger Berman und Turenne Capital. Die meisten ELTIFs (98) sind bei der Luxemburger Aufsichtsbehörde (CSSF) registriert.

Klarheit bei Regulierung sorgt für Schwung

Der starke Anstieg der Produktanzahl im vergangenen Jahr hängt Scope zufolge mit der ELTIF-2.0-Regulierung zusammen, das seit dem 10.01.2024 angewendet wird. Sie bringt eine Reihe von Erleichterungen sowohl für Anbieter als auch für den Vertrieb. Für weiteren Schwung hat das Inkrafttreten der technischen Regulierungsstandards am 26.10.2024 gesorgt. Sie legen Details der ELTIF-2.0-Verordnung fest, etwa zur Liquiditätssteuerung.

Die neuen Regeln ermöglichen ELTIFs, die als Evergreen-Struktur aufgelegt werden, unter bestimmten Bedingungen regelmäßig einen Ein- und Ausstieg von Anlegern. Evergreen-ELTIFs sind laut Scope ein wesentlicher Grund dafür, dass sich in diesem Jahr deutlich mehr Banken in konkreten Planungen zum Vertrieb von ELTIFs befinden als im Vorjahr. Zahlreiche Marktakteure sind den Ergebnissen der Studie zufolge zuversichtlich, dass die Zukunft von Privatmarktanlagen für breite Anlegerschichten dem ELTIF gehört. (mki)

 

Spar- und Investitionsunion der EU: Branchenverbände äußern sich

Die EU-Kommission hat ihre Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgestellt. Davon sollen in Zukunft europäische Sparer und Unternehmen profitieren. Der GDV und der AfW haben bereits Statements zu den Plänen abgegeben.

In Brüssel gibt es Pläne zur Vertiefung der Kapitalmärkte in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – und zwar schon seit gut zehn Jahren, nämlich mit der sogenannten Kapitalmarktunion. Jetzt hat die EU-Kommission eine Art Nachfolgekonzept vorgestellt, die „Spar- und Investitionsunion“. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht darin die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürgern „einerseits eine größere Auswahl“ zu bieten, damit sie ihr Erspartes optimal nutzen können, und „gleichzeitig Investitionen in den ökologischen und digitalen Wandel, die Verteidigung und andere wichtige Wachstumssektoren“ voranzutreiben. Es würden alle gewinnen, wenn Erspartes möglichst produktiv eingesetzt wird und stetig Investitionen über integrierte EU-Kapitalmärkte fließen.

Neben der Förderung des Wohlstands der Bürger soll also gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der EU gesteigert werden. Laut dem September 2024 veröffentlichten Report des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU könnten sich die Investitionen zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen bis 2030 auf zusätzliche 750 bis 800 Mrd. Euro belaufen.

Sparer sollen profitieren

Die EU verfüge über talentierte Arbeitskräfte, innovative Unternehmen und erhebliches Sparvermögen in Form von Bankeinlagen in Höhe von rund 10 Bio. Euro, heißt es in der Mitteilung der EU-Kommission. Bankeinlagen seien sicher und leicht zugänglich, würfen aber in der Regel weniger Rendite ab als Investitionen an den Kapitalmärkten. Die Spar- und Investitionsunion könne „zum Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger beitragen“, indem sie es ihnen ermöglicht, durch die Anlage ihres Sparvermögens an den Kapitalmärkten bessere Konditionen und Renditen zu erzielen.

Vier Arbeitsbereiche

Die Spar- und Investitionsunion umfasst vier Arbeitsbereiche:

  • Bürger und Sparvermögen: Privatkunden spielen mit ihren Sparvermögen bereits eine zentrale Rolle bei der Finanzierung der EU-Wirtschaft über Bankeinlagen. Sie sollten aber auch die Möglichkeit haben, einen größeren Teil ihres Ersparten, auch zur Altersvorsorge, in Kapitalmarktinstrumenten anzulegen, so die EU-Kommission.
  • Investitionen und Finanzierung: Um Investitionen in kritischen Sektoren anzuregen, plant die Kommission Initiativen, die die Verfügbarkeit von Kapital und den Zugang für alle Unternehmen, einschließlich kleiner und mittlerer Unternehmen, verbessern sollen.
  • Integration und Größe: Dieser Arbeitsbereich umfasst Bemühungen zur Beseitigung regulatorischer, aufsichtlicher oder politischer Hindernisse für grenzüberschreitende Transaktionen von Marktinfrastrukturen, Vermögensverwaltung und Mittelverteilung, damit Unternehmen in der gesamten EU effizient skalieren können.
  • Effiziente Aufsicht im Binnenmarkt: Die Kommission plant außerdem Maßnahmen, um sicherzustellen, dass alle Finanzmarktteilnehmer unabhängig von ihrem Standort in der EU von den Aufsichtsbehörden gleichbehandelt werden.
Das sagen GDV und AfW

Aus der Finanzbranche regten sich schnell einige Kommentare, so auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für diesen greifen die Pläne für die „Savings and Investment Union“ zu kurz und bleiben „deutlich“ hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Angesichts der enormen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen seien Milliardeninvestitionen in Wirtschaft, Infrastruktur und Sicherheit nötig.

„Als größter institutioneller Investor Deutschlands spielen die Versicherer eine Schlüsselrolle, um den Investitionsstau in Europa aufzulösen. Sie verwalten schon heute über 1,9 Bio. Euro, finanzieren Straßen, Energieversorgung, Unternehmen und öffentliche Haushalte. Nur, während die Branche bereitsteht, tritt Brüssel auf die Bremse. Die vorgestellten Maßnahmen wirken wie ein Geschenk mit schöner Schleife – doch wer es öffnet, findet wenig Inhalt. Die Kommission muss endlich aufwachen und größer denken, um den notwendigen Kapitalbedarf zu decken“, so der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer, Moritz Schumann.

Altersvorsorge als Chance zur Kapitalmobilisierung

Die Spar- und Investitionsunion laufe laut GDV Gefahr, das Potenzial der Altersvorsorge zur Entwicklung des EU-Kapitalmarktes zu verschenken. Aus Sicht der Versicherer sei ein gründlicher Review-Prozess des europäischen Altersvorsorgeprodukts überfällig. Es brauche eine echte Reform, die Kapital mobilisiert und Altersarmut wirksam bekämpft.

Steuervorteile könnten bei der Verbreitung europäischer Altersvorsorgeprodukte eine zentrale Rolle spielen. Das Problem hierbei sei, dass Steuererleichterungen auf europäischer Ebene kaum realisierbar seien. Der Verband spricht sich daher dafür aus, nationale Steueranreize besser in EU-Initiativen zu integrieren.

Vermittlerverband AfW fordert Gleichlauf von Regelungen zur Kleinanlegerstrategie

Und auch der Vermittlerverband AfW hat am Freitagnachmittag noch die Pläne zur Spar- und Investitionsunion kommentiert – auch vor dem Hintergrund der Trilog-Verhandlungen zur EU-Kleinanlegerstrategie (RIS). Die Initiative der Kommission, eine EU-weite Aufsicht über Kapitalmärkte zu etablieren, lasse nämlich Fragezeichen bei der Kleinanlegerstrategie nochmal größer werden. Bis Ende April will die Kommission konkrete Vorschläge unter anderem dazu vorlegen, wie die Regelungen zum Preis-Leistungs-Verhältnis (Value for Money) und den Berichtspflichten in der RIS besser ausgestaltet werden können.

AfW-Vorstand Frank Rottenbacher sieht dies als letzte Möglichkeit für die Kommission, die Kleinanlegerstrategie überhaupt noch über die Ziellinie zu bringen: „Wenn die Kommission es nicht schafft, hier einen echten Gleichlauf mit den übergeordneten Zielen der Spar- und Investitionsunion herzustellen, sollte das Projekt RIS ganz beerdigt werden. Niemandem – und schon gar nicht den Anlegern und Vermittlern – ist geholfen, wenn in fast planwirtschaftlicher Manier an Regulierungsprojekten festgehalten wird, die zu einer Zeit angeschoben wurden, als die Lage der Europäischen Union noch eine ganz andere war.“ (mki)

 

Depotbanken verwahren 5% mehr Geld als im Vorjahr

Die Depotbanken verwahrten am 31.12.2024 insgesamt knapp 3 Bio. Euro, was einem Anstieg von 5% im Vergleich zum Vorjahresende entspricht, meldet der Fondsverband BVI. Außerdem entfällt die Hälfte des Marktes auf die drei größten Anbieter.

Der Fondsverband BVI hat seine aktuelle Verwahrstellenstatistik veröffentlicht. Demnach verwahrten Depotbanken am 31.12.2024 2,904 Bio. Euro für in Deutschland aufgelegte Fonds. Das sind über 5% mehr als zum Ende des Vorjahres (2,749 Bio. Euro). Die Hälfte des verwahrten Vermögens (1,446 Bio. Euro) entfällt auf die drei größten Anbieter.

Die Statistik wird vom BVI in Zusammenarbeit mit dem Praxisforum Depotbanken erstellt und umfasst insgesamt 29 Verwahrstellen in Deutschland.

BNP Paribas an der Spitze

Die Liste führt BNP Paribas mit einem Vermögen von 694 Mrd. Euro an. BNP Paribas konnte das verwahrte Vermögen im Vergleich zu 2023 um rund 37 Mrd. Euro steigern. Es folgen die State Street Bank mit 382 Mrd. Euro und die DZ Bank mit 370 Mrd. Euro. Auf Platz 4 und 5 stehen HSBC und die DekaBank.

26 Verwahrstellen sind im Geschäft mit offenen Wertpapierfonds mit einem Vermögen von 2,543 Bio. Euro tätig. Neun Depotbanken verwahrten ein Nettovermögen von 308 Mrd. Euro für offene Immobilienfonds. Im Segment der geschlossenen Investmentfonds, die nach den Vorschriften des Kapitalanlagegesetzbuchs aufgelegt sind, betreuen elf Verwahrstellen ein Nettovermögen von 53 Mrd. Euro. (mki)

 

DWS steigert Konzerngewinn im Jahr 2024

Die DWS Group hat ihre endgültigen und testierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vorgelegt. Der Konzern konnte seine Gewinne steigern und plant somit, seinen Aktionären erneut eine höhere Dividende auszuschütten als im Vorjahr.

Wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht, konnte die DWS Group ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 hinlegen. Die endgültigen und testierten Zahlen liegen nun vor.

„Nach der Trendwende beim Nettomittelaufkommen im Jahr 2023 haben wir unsere langfristigen Nettomittelzuflüsse im Jahr 2024 auf 32,9 Mrd. Euro verdoppelt und damit unsere Stärke unter Beweis gestellt, organisch zu wachsen“, so Vorsitzender der Geschäftsführung, Stefan Hoops. Das verwaltete Vermögen könnte die Unternehmensgruppe um 115 Mrd. Euro steigern und somit die Schwelle von 1 Bio. Euro überschreiten – ein neuer Rekordwert für die DWS. „Auf dieser Grundlage konnten wir höhere Managementgebühren erzielen. Zusammen mit höheren Performancegebühren führte dies zu einem neuen Rekord bei den Erträgen in Höhe von 2,765 Mrd. Euro. Trotz des deutlichen Wachstums sowohl beim verwalteten Vermögen als auch bei den Erträgen konnten wir unsere Kosten 1,814 Mrd. Euro senken. Auf dieser Basis konnten wir den Gewinnen vor Steuern um 22% auf 951 Mio. Euro und den Konzerngewinn um 18% auf 649 Mio. Euro im Jahr 2024 steigern“, erklärt Hoops.

Ausblick für 2025

Auf der Grundlage des Finanzergebnisses und der Fortschritte, die das Unternehmen im vergangenen Jahr mit seiner Strategie erzielte, bekräftigt die DWS ihre Finanzziele für 2025: ein Ergebnis je Aktie von 4,50 Euro, eine bereinigte Aufwand-Ertrag-Relation von unter 59% und eine Dividendenausschüttungsquote von etwa 65%. Für 2025 erwartet die DWS laut Unternehmensmitteilung außerdem, dass die ausgewiesenen Erträge höher ausfallen und die ausgewiesenen Kosten im Vergleich zu 2024 im Wesentlichen unverändert bleiben werden.

Im Januar 2025 hat die DWS zudem ihr finanzielles Ziel für das Ergebnis je Aktie mit zusätzlichen Prognosen für die Jahre 2026 und 2027 bekräftigt. Für 2026 und 2027 strebt das Unternehmen ein Wachstum des Ergebnisses je Aktie von 10% pro Jahr an. Die erwarteten Treiber für dieses Wachstum sind steigende Erträge und kontinuierliches Kostenmanagement. Die DWS erwartet, dass sich die berichtete Aufwand-Ertrag-Relation weiter verbessern und daher im Jahr 2027 unter 59% liegen wird. Darüber hinaus strebt die DWS weiterhin eine Ausschüttungsquote der Dividende von etwa 65% an.

Die Nettomittelzuflüsse sollen in Zukunft weiter steigern. Für die Jahre 2025, 2026 und 29027 strebt die DWS Langfrist-Nettomittelzuflüsse von kumulativ 150 Mrd. Euro an. Angesichts der anhaltenden Trends zu passiven Anlagen erwartet das Unternehmen dabei, dass das Xtrackers-Geschäft ein wichtiger Treiber sein wird. Aufgrund der erwarteten Markterholung im Immobilienbereich, der starken Dynamik im Infrastrukturbereich sowie dem neuen Angebot im Bereich „Private Credit“ geht die DWS auch von einem Anstieg beim Nettomittelaufkommen in alternativen Anlagen aus. (mki)

 

Dax hui, USA pfui? Das steckt hinter den Marktunruhen

Die US-Märkte leiden kräftig – und bei den europäischen Börsen beobachtet man derzeit eher eine optimistische Stimmung. Woran liegt das? Helen Windischbauer ist Multi-Asset-Expertin beim Vermögensverwalter Amundi und erläutert für AssCompact die aktuellen Marktbewegungen.

Interview mit Helen Windischbauer, Head of Multi Asset Solutions bei Amundi Deutschland
Frau Windischbauer, der Dax hat Anfang März die 23.000 Punkte geknackt – und das, obwohl die Lage weltweit aktuell immer unruhiger wird, siehe Trump-Zölle und die Spannungen mit der Ukraine. Woran liegt’s?

Die europäischen Aktienmärkte zeigen seit Jahresanfang eine beachtliche Kursentwicklung, auch im Vergleich zu den US-amerikanischen Märkten. Führend ist der Dax, der die Hoffnung der Investoren auf ein großes europäisches und deutsches Konjunkturprogramm widerspiegelt. Ein starker Impuls, der von diesen Programmen auf das Wirtschaftswachstum und damit auch die Aussicht auf höhere Unternehmensgewinne ausgehen kann, sind hierfür die Gründe. Branchen wie bspw. die Baubranche werden von dem zu erwartenden Fiskalimpuls und Infrastrukturvorhaben profitieren können. Insgesamt ist der Dax aufgrund seiner relativ niedrigen Bewertung sehr interessant. Es besteht noch viel Aufholpotenzial im deutschen Leitindex.

Wie stark treiben die Rüstungsaktien die Kurse nach oben? Und wie schätzen Sie die Entwicklung von Rüstungsaktien mittelfristig ein?

Die Aktien von Verteidigungsunternehmen haben erneut von der geopolitischen Entwicklung profitiert und damit zur Kursentwicklung beigetragen. Es ist davon auszugehen, dass zunächst US-Unternehmen von den steigenden Verteidigungsausgaben profitieren werden. Erst mit zeitlicher Verzögerung werden europäische Unternehmen davon profitieren.

Am US-Markt sieht es aktuell ganz anders aus – dort gehen die Kurse stark nach unten. Sind die von Präsident Trump verhängten Handelszölle dafür hauptverantwortlich?

Das Hin und Her bei den US-amerikanischen Zollplänen belastet den US-Aktienmarkt. Die damit einhergehende Unsicherheit ist nie ein gutes Umfeld für anstehende Investitionen. In der aktuellen Gemengelage erscheinen die Aktienmärkte in Europa und Asien daher interessanter. Neben den Unsicherheiten der US-Zollpolitik belastet auch das Vorgehen der DOGE (Department of Government Efficiency) – Stellungskürzungen im öffentlichen Dienst – sowie die zuletzt schwächeren US-Konjunkturindikatoren den US Wachstumsausblick.

Auch Amazon, Apple und Co. lassen derzeit nach anfänglicher „Trump-Euphorie“ Federn. War’s das mit dem starken Antrieb der „Magnificent Seven“ (Mag7)?

Seit Jahresanfang hat der S&P493 die Mag7 deutlich outperformt. Wir setzen schon seit einer Weile auf eine Beimischung im Portfolio des gleichgewichteten Index. Denn der breite Markt wird hinsichtlich Gewinndynamik langsam an die Mag7 aufschließen. Grundsätzlich sind wir strukturell positiv auf den Megatrend IT-Entwicklung, sind jedoch selektiv bei einzelnen Unternehmen und vorsichtig bei der extrem hohen Bewertung.

Kann man Aussagen über mittel- bis langfristige Folgen der Handelszölle für den (vorwiegend deutschen) Markt treffen?

Da die Dax-Unternehmen einen relativ hohen Exportanteil haben, würden US-Zölle einen großen Teil der Ausfuhren betreffen. Natürlich wäre die angedrohte Verschlechterung der Handelsbeziehungen schwierig für deutsche Unternehmen, vor allem für Branchen, die gerade einen strukturellen Wandel vollziehen müssen. Allerdings ist nach wie vor Deutschlands wichtigster Handelspartner die Europäische Union. Zudem bieten die aufstrebenden Volkswirtschaften weltweit ein großes Handels- und Nachfragepotenzial und damit positive Chancen.

Was würden Sie Anlegern bei ihren Investitionsentscheidungen derzeit raten?

Bei derzeitigen Investitionsentscheidungen ist darauf zu achten, wie sich die schwächeren US-Konjunkturdaten und Handelspolitik weiter entwickeln werden. Europäische Aktien mit niedrigeren Bewertungen und von Binnen- bzw. EU-orientierten Unternehmen erscheinen derzeit interessanter. Angesichts der geopolitischen Entwicklung ist es angeraten, das Portfolio breit in allen Asset-Klassen aufzustellen und natürliche Hedges wie Gold mit aufzunehmen.

 

Finanzpolitische Wende: Chancen und Risiken für die Märkte

In Deutschland könnte es bald eine Wende in der Finanzpolitik geben – wie schwerwiegend sie auch immer sein mag. Das dürfte einiges an frischem Wind in die Kapitalmärkte bringen. Doch welche Chancen und Risiken birgt dies? Und werden die Märkte in Zukunft stärker von der Politik beeinflusst?

Die Neuwahlen befinden sich seit gut zwei Wochen hinter der Nation und die Pläne der (zum aktuellen Zeitpunkt mutmaßlichen) regierungsbildenden Parteien sorgen für viel Diskussion. Die derzeit brennendsten Themen dürften das von Union und SPD vorgeschlagene Sondervermögen für zukünftige Verteidigungsausgaben sowie die Reform der Schuldenbremse sein. Kein Wunder: Die „GroKo“ befindet sich noch nicht im Amt, kündigt aber bereits an, die Verfassung ändern zu wollen. Zum Montagabend verkündeten auch schon die Grünen, dass sie dem Paket von Union und SPD nicht zustimmen werde.

Nichtsdestotrotz: Eine gewisse finanzpolitische Wende in Deutschland ist zum aktuellen Zeitpunkt absehbar, und diese dürfte auch an den Märkten ihre Spuren hinterlassen. Mit dem Thema beschäftigen sich nun auch diverse Kapitalmarktexperten, so z. B. Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income.

Europäische Wirtschaftspolitik am Wendepunkt

Für Neiss markiert jene finanzpolitische Wende in Deutschland einen potenziellen Umbruch in der europäischen Wirtschaftspolitik – einen „Alles-oder-Nichts-Moment“, denn die deutsche Schuldenbremse habe das Wirtschaftswachstum eher gebremst als gefördert. Die Entscheidung, zusätzliche Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben zu finanzieren, signalisiere eine neu entdeckte Bereitschaft, das Wachstum anzukurbeln und strukturelle Herausforderungen anzugehen. Es bestünden Neiss zufolge allerdings nach wie vor erhebliche Risiken, die von Inflationsdruck bis zu Unsicherheiten bei der Umsetzung reichen.

Eine der größten Herausforderungen sei, dass höhere öffentliche Ausgaben nicht automatisch zu einer schnelleren Umsetzung führen würden. In Deutschland scheitern Infrastrukturprojekte oft nicht an fehlenden finanziellen Mitteln, sondern an Bürokratie und Regulierung, so Neiss. Der Erfolg der neuen Strategie hänge von Reformen ab, die Investitionsprozesse straffen – ohne solche Reformen bestehe die Gefahr, dass höhere Ausgaben nur marginalen wirtschaftlichen Nutzen bringen und gleichzeitig die Schuldenlast erhöhen.

Europäischer Ansatz notwendig

Eine weitere wichtige Frage sei, welche Länder der Eurozone dem deutschen Beispiel folgen könnten, ohne ihre finanzielle Stabilität zu gefährden. Frankreich befinde sich derzeit in einer etwas prekären Lage. Wenn die Märkte negativ auf zusätzliche französische Ausgaben reagieren sollten, könnten Neiss zufolge die Kreditkosten weiter steigen. Dies unterstreiche die Notwendigkeit eines koordinierten europäischen Ansatzes, der sicherstelle, dass Investitionen das Wirtschaftswachstum strategisch unterstützen, ohne neue Schuldenkrisen auszulösen.

Der Plan Deutschlands gehe über die reinen Verteidigungsausgaben hinaus. Die Schaffung getrennter Fonds für Verteidigung und Infrastruktur deute auf eine umfassendere wirtschaftliche Vision hin. Denn man könne nicht einfach die Verteidigungsausgaben erhöhen, ohne die Wirtschaft insgesamt zu stärken. Dies deute auf einen strategischen Politikwechsel hin, bei dem Deutschland über eine strikte Haushaltsdisziplin hinausgeht und gezielt Investitionen tätigt, um die langfristige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit herzustellen.

„Politik bestimmt Richtung an den Finanzmärkten“

Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, ist außerdem der Meinung, dass die Politik zunehmend die Richtung an den Finanzmärkten bestimme, wie er in einem Kommentar schildert. „Immer mehr Staaten sind bereit, mehr Schulden zu machen und damit mehr Wachstum zu ermöglichen. Mit den neuen deutschen Finanzierungsplänen in Sachen Verteidigung und Infrastruktur wird auch das von der Union angestrebte zweiprozentige Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren deutlich realistischer als bisher. Nach den USA bestimmt nun auch in Europa zunehmend die Politik die Richtung an den Finanzmärkten – mit gleichzeitig zunehmender Volatilität.“ (mki)

 

Welche Vorteile bieten aktive ETFs in Fondspolicen?

Aktive ETFs sollen die Vorteile passiver ETFs mit denen aktiv gemanagter Fonds vereinen. J.P. Morgan AM hat auch in Deutschland schon diverse aktive ETFs aufgelegt und geht immer mehr auf Versicherer zu, um sie auch in Fondspolicen zu platzieren. Holger Schröm und Stefan Wörfel erklären, was dahintersteckt.

Interview mit Holger Schröm, Leiter Vertrieb für unabhängige Finanzberater und Versicherungen, und Stefan Wörfel, Internal Client Advisor bei J.P. Morgan AM
Herr Schröm, Herr Wörfel, J.P. Morgan AM ist in Deutschland einer der stärksten Anbieter von aktiven ETFs. Wie wird das Geschäft bislang angenommen?

Holger Schröm Wir bieten die aktiven ETFs in Deutschland bereits seit 2018 an und in den letzten ein bis zwei Jahren hat die Nachfrage sehr stark zugenommen. Das liegt unter anderem daran, dass ein Teil der aktiven ETFs nun einen Track Record von sechs Jahren vorweisen kann, aber auch, dass die Vorteile von aktiv gemanagten Strategien im ETF-Mantel nach und nach verstanden und von immer mehr Kundengruppen genutzt werden. Und nun haben wir ein sehr breites Angebot von 33 aktiven ETFs für unterschiedliche Investmentbedürfnisse, das hilft sicherlich auch. Zahlreiche Awards – zuletzt ein Scope-Award für Finanzinnovationen – und immer mehr Aufmerksamkeit auch von Medienseite helfen natürlich ebenfalls.

Die Nachfrage wird sicher weiter wachsen. Werden aktive ETFs die passiven Lösungen irgendwann überholen?

HS Wenn wir uns die USA anschauen, die in der Entwicklung ja bereits ein paar Jahre vor uns liegen, könnte man zumindest vermuten, dass die aktiven ETFs den passiven noch einige Marktanteile streitig machen werden. Aktuell liegt ihr Marktanteil bei 3% – da ist also noch einiges an Luft.

Klassische passive ETFs gelten als sehr transparent. Gilt das denn für aktive ETFs genauso?

HS Aktive ETFs bieten tatsächlich die gleichen Vorteile wie die passiven, also beispielsweise die tägliche Transparenz des gesamten Portfolios. Das hat ja damals in der Finanzkrise auch den Siegeszug der ETFs eingeläutet, als wichtig wurde, zu wissen, welche Risiken in den Fondsportfolios enthalten sind.

Nutzen Sie bei Ihren aktiven ETFs auch künstliche Intelligenz für die Analyse?

Stefan Wörfel Wir haben inzwischen eine ganze Reihe hausintern entwickelter Tools in unsere Investmentplattform „Spectrum“ integriert, die die Vorteile der künstlichen Intelligenz nutzen und dem Fondsma­nagement das Leben leichter machen. Sei es bei der Analyse großer Datenmengen, wenn wir etwa auf Analystenresearch der letzten rund 40 Jahre zugreifen, oder aber wenn es darum geht, Fehler bei der Bewertung zu identifizieren. Unsere Datenbasis ist ein ganz wichtiger Aspekt unseres aktiven Managements. Denn letztendlich bietet sie eine Unterstützung – so ähnlich wie ein Navigationssystem im Auto – für unsere Analysten und Fondsmanager.

HS Unsere mehr als 80 weltweit arbeitenden Research-Analysten sammeln seit fast vier Jahrzehnten täglich ihre Prognosen. Das sind rund 25 bis 30 Millionen Datenpunkte – ein echter Informationsvorteil. Mit künstlicher Intelligenz können wir diese Daten heute viel besser ausnutzen und die Differenz zwischen den aus unserer Sicht unter- und überbewerteten Aktien noch viel feiner analysieren – die Möglichkeiten sind praktisch endlos.

Ihre aktiven ETFs finden sich mittlerweile auch in Fondspolicen. Welche Vorteile bieten solche Produkte im Versicherungsmantel?

SW Neben der genannten Transparenz bietet der ETF-Mantel auch eine sehr große Flexibilität bei der Handelbarkeit, die börsentäglich und auch „intraday“ erfolgen kann. Und auch kostenseitig sind die aktiven ETFs sehr attraktiv.

Wie ist denn die Nachfrage vonseiten der Versicherer nach aktiven ETFs für deren Fondspolicen? Müssen Sie hier noch viel Eigeninitiative zeigen?

SW Einige Versicherungspartner haben die aktiven ETFs bereits aufgenommen, bei den anderen führen wir interessante Gespräche.

Wie bekommt man als Fondsgesellschaft eigentlich seine Produkte in Fondspolicen? Wie funktioniert hier die Zusammenarbeit mit dem Versicherer?

HS Grundsätzlich stehen wir in engem Austausch mit den verschiedenen Versicherungsgesellschaften und stellen ihnen regelmäßig neue, innovative Produktideen vor. Für die Versicherer haben diese Entscheidungen eine langfristige Tragweite, daher muss das Produkt langfristig aussichtsreich sein, um auch vom Vertrieb akzeptiert zu werden. Dies erleben wir gerade mit unseren aktiven ETFs. Die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt oder einen Anbieter fällt die jeweilige Gesellschaft dann auf Basis ihrer hausinternen Researchprozesse. Unsere langjährige, häufig sogar über Jahrzehnte andauernde gute Zusammenarbeit mit vielen Versicherern bildet auf jeden Fall eine solide Grundlage für das Wissen, dass Innovationen aus unserem Haus Hand und Fuß haben.

Wie sieht es bei Fondspolicen mit aktiven ETFs mit der Rendite aus? Gerade wegen der steigenden Popularität von ETFs wird ja heute verstärkt auf die Kosten geblickt.

SW Die aktiven ETFs haben das Ziel, mittel- bis langfristig den Index zu übertreffen. Nehmen wir z. B. den JPM Global Research Enhanced Index Equity UCITS ETF. Dessen Ziel ist, aktienspezifische Erkenntnisse auf das globale Research-Enhanced-Index-(kurz: REI-)Portfolio zu übertragen, während die Struktur der Portfolios indexähnlich bleibt. Dies wird erreicht durch die Kombination unseres fundamentalen Researchs mit einem robusten Risikomanagement. Diese Erkenntnisse unseres globalen Analystenteams werden in ein indexähnliches Portfolio verpackt, in dem wir bestimmte Aktien leicht über- oder untergewichten. Das Endergebnis ist ein stilneutrales, sektorneutrales und regional neutrales ETF-Portfolio, das aus der Vogelperspektive dem MSCI-World-Index gleicht, gleichzeitig sehr diversifiziert ist und die Chance auf kleinen Mehrertrag bietet.

HS Die aktiven ETFs haben eine attraktive Preisstruktur, z. B. für den gerade genannten Global REI ETF 0,25% p. a. Seit Auflage 2018 haben wir die Benchmark, auch nach Abzug der Kosten, übertroffen – der echte Mehrwert in Form von Zusatzerträgen liegt bei 0,86% p. a. über fünf Jahre.

Inwiefern bilden Fondspolicen mit aktiven ETFs im Portfolio eine neue Chance für Versicherungsmakler und Anlageberater?

HS Eine Fondspolice – also Investments in Fonds oder ETFs auf der Basis von Versicherungslösungen – ist seit Jahren ein etabliertes und beliebtes Investment für den Vermögensaufbau und insbesondere die Altersvorsorge. Denn die steuerlichen Vorteile der Fondspolice, verbunden mit der Flexibilität von ETF-Investments, stellen eine attraktive Kombination dar. Ähnlich wie bei einem klassischen Fonds- oder ETF-Sparplan legen Anleger bei einer Fondspolice ihr Geld in Aktien oder Anleihen an, um von den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu profitieren und damit für ihren Ruhestand vorzusorgen. Je nach Versicherungsanbieter gibt es inzwischen eine große Auswahl an verschiedenen Investmentfonds und zunehmend auch ETFs. Obwohl das Segment der aktiven ETFs überdurchschnittlich wächst, sind diese ETFs noch wenig bekannt. Die Vorstellung dieser neuen Produktwelt bietet einen guten Anknüpfungspunkt für das Kundengespräch.

SW Die Botschaft ist ja sehr einleuchtend: Aktive ETFs bieten die Möglichkeit, „cleverer als der Index“ zu investieren und das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. Wer wird da nicht neugierig?

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Ein Interview mit
Holger Schröm
Stefan Wörfel