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Fort- & Weiterbildung

Geringes Finanzwissen kostet Deutschland Geld

Eine neue Studie der Allianz stellt in konkreten Zahlen dar, wie viel Geld Wissenslücken zum Thema Finanzen kosten können. Allerdings zeigt die Studie auch: Nicht nur die Finanzkompetenz, sondern auch das Vertrauen in die eigenen Kenntnisse haben Auswirkungen.

Eine aktuelle Studie der Allianz zeigt auf, wie viel Geld aufgrund von geringer Finanzkompetenz in Deutschland „verloren“ gehen könnte. Der Studie zufolge könnte dieses geringe Wissen über Finanzen einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland pro Jahr rund 2.300 Euro kosten. Auf zehn Jahre läge der Betrag dann schon bei bis zu 36.663 Euro im Vergleich zu durchschnittlicher Finanzkompetenz. Für die Studie wurden über 1.000 Personen in Deutschland und in sechs weiteren Ländern befragt, um ihr Wissen über finanzielle Grundlagen wie Zinssätze, Inflation sowie Anlagerisiken und -erträge zu testen.

28% der Deutschen haben nur „geringe Finanzkompetenz“

Ergebnis für Deutschland: 28% kann nur eine „geringe Finanzkompetenz“ bescheinigt werden. Heißt: Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten reichen nicht, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen. 56% verfügen der Allianz-Studie gemäß über durchschnittliches Finanzwissen. Ein hohes Finanzwissen zeigten 16% der Befragten. Dies entspricht auch ungefähr den Ergebnissen in den anderen untersuchten Ländern. Übrigens: 66% der global Befragten schätzen ihr Wissen über Finanzmärkte und Investieren geringer ein als das des Durchschnitts.

Die Allianz hat auch berechnet, wie sehr sich Finanzwissen lohnt: Eine Person mit hoher Finanzkompetenz etwa könne damit rechnen, 2.690 Euro jährlich zusätzlich zu verdienen. Im Laufe von 30 Jahren summiere sich das dann zu einer Summe von 196.502 Euro.

„Kluge Finanzentscheidungen zu treffen, ist keine Raketenwissenschaft“

Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz, meint: „Geringe Finanzkompetenz tut richtig weh. Über lange Anlagezeiträume, z. B. beim Sparen für den Ruhestand, kann es Sie buchstäblich ein Vermögen kosten.“ Die gute Nachricht aber sei: „Kluge Finanzentscheidungen zu treffen, ist keine Raketenwissenschaft“, so Subran. Wenn man sich grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten aneigne, könne man bereits von einer geringen zu einer durchschnittlichen Finanzkompetenz gelangen und deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben, sagt der Allianz-Chefökonom.

Zinsbasierte Geldanlagen verursachen hohen Kaufkraftverlust

Union Investment meldete zuletzt, dass die meisten Sparer in Deutschland von weiter steigenden Preisen und Zinsen ausgehen würden. Deshalb befassten sich viele nun mit der eigenen Geldanlage und zögen auch Konsequenzen. Der Anteil derjenigen, die ihre Geldanlage nun häufiger überprüfen, klettert demnach auf 26%. Eine große Mehrheit, und zwar 70%, überprüft die eigene Geldanlage allerdings trotz allem nicht öfter als bisher. 55% möchten bei ihrer Geldanlage alles so belassen, wie es ist. Und ein Viertel wird Umschichtungen vornehmen. 15% möchten sich zunächst bei ihrer Bank beraten lassen. Laut Union Investment hat sich der Anteil an zinsbasierten Geldanlageformen am Gesamtvermögen 2022 weiter erhöht. Damit verdreifache sich der Kaufkraftverlust aus Zinsprodukten durch den negativen Realzins für 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf 324 Mrd. Euro.

Erwartungen in Bezug auf finanzielle Zukunft

Die Teilnehmer der Allianz-Studie wurden außerdem nach ihren Erwartungen in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft gefragt. Sechs von zehn Befragten schätzen die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland als eher schlecht bis sehr schlecht ein. Der Anteil derjenigen mit geringer Finanzkompetenz, die das Gleiche über ihre eigenen wirtschaftlichen Aussichten sagen, beträgt 66%. Rund 14% der Befragten mit hoher Finanzkompetenz geben an, sehr zuversichtlich zu sein, was ihre eigene finanzielle Situation betrifft.

Frauen verfügen in Deutschland im Schnitt über mehr Finanzwissen als Männer

Dieser Mangel an Selbstvertrauen ist laut der Studie in den meisten der betrachteten Länder vor allem bei den Frauen beachtenswert. Jedoch ist das in Deutschland etwas anders: Hier sind es eher die Männer, denen es an Vertrauen in Finanzangelegenheiten fehlt, hat die Studie ergeben. 62% von ihnen sind nicht sicher, was ihre finanzielle Situation angeht. Auch interessant: In Deutschland haben mehr Männer als Frauen ein geringes Finanzwissen, nämlich 37% der Männer gegenüber 20% der Frauen. Frauen antworteten allerdings häufiger auf eine oder mehrere Fragen des Quiz zum Finanzwissen mit „Weiß nicht“. Dies führt die Allianz auch auf ein geringes Vertrauen in das eigene Finanzwissen und die Entscheidungsfähigkeit zurück.

Generation Gap beim Finanzwissen

Auch zwischen den Generationen zeigt die Studie Unterschiede auf. Demnach wachsen die Finanzkenntnisse und -fähigkeiten mit dem Alter. Hier fällt auf, dass der Anteil der Personen mit hoher Finanzkompetenz bei den Babyboomern mit 21% höher ist als bei der Gen Z (6%) und den Millennials (11%) zusammen. 

„Finanzwissen ist mehr als Mathematik“

Patricia Pelayo Romero, Senior Economist bei der Allianz und Mitautorin der Studie weist auf Folgendes hin: „Typischerweise konzentrieren sich Programme zur Vermittlung von Finanzwissen auf die Förderung von Rechenfertigkeiten. Dabei ist Finanzwissen mehr als Mathematik. Jede erfolgreiche Maßnahme zur Vermittlung von Finanzwissen, insbesondere solche, die sich an Frauen und junge Menschen richten, sollte mit der Stärkung des Selbstvertrauens beginnen.“ (lg)

Lesen Sie auch: „German Angst“: Sicherheit steht für die Deutschen vor Rendite

Bild: © Destrosvet – stock.adobe.com

 

Versicherungsdeutsch auf dem Prüfstand

Im Bericht „Von ERGO bis Gothaer – Versichern statt verwirren“ von WORTLIGA wird untersucht, wie Versicherern kundenfreundliche und rechtssichere Sprache gelingt. Trotz bereits erfolgter Verbesserungen werden noch einige Probleme ausgemacht. Auch Handlungsempfehlungen enthält der Bericht.

<p>Wie Versicherer zu einer kundenfreundlichen und dennoch rechtssicheren Sprache kommen, hat der Münchner Hersteller von Textanalyse-Software WORTLIGA nun in einem Expertenbericht festgehalten.</p><h5>„Von ERGO bis Gothaer – Versichern statt verwirren“</h5><p>Der Bericht „Von ERGO bis Gothaer – Versichern statt verwirren“ soll Erkenntnisse aus hunderten Texten strategisch nutzbar machen und enthält zudem Handlungsempfehlungen. Im Mai hatte WORTLIGA bereits die <a href="https://www.asscompact.de/nachrichten/produkttexte-von-versicherern-zu-…; target="_blank" >Verständlichkeit deutscher Versicherungen</a> gerankt. </p><h5>Nicht nur Versicherungsdeutsch ist Problem</h5><p>„Unser Bericht zeigt, dass Probleme weit über das oft kritisierte Versicherungsdeutsch hinaus gehen“, sagt der Studienleiter und Geschäftsführer von WORTLIGA, Gidon Wagner. Im Bericht wird daher ein Vier-Punkte-Plan als Kompass zur Verständlichkeit vorgestellt.</p><h5>„Was ist eine Hausratversicherung?“ sollte einfach beantwortet werden</h5><p>An Erfolgsbeispielen der Gewinner aus dem Versicherungsranking macht der Bericht Unterschiede und Potenziale deutlich. Etwa bereitet laut WORTLIGA eine einfache und unbürokratische Antwort auf die Frage „Was ist eine Hausratversicherung?“ einigen Versicherern Schwierigkeiten. Als Beispiel wird die Lösung der ERGO herangezogen. Aus Vergleichen unter den Versicherern leitet der Bericht schließlich Maßnahmen für Verbesserungen ab.</p><h5>Wenig Konzepte für barrierefreie Sprache, FAQs nachgerüstet</h5><p>Meist fehle es den Unternehmen an einem Konzept für barrierefreie Sprache, nicht am Willen oder an Kompetenz zu klarer Sprache, meint Wagner. „Zum Beispiel haben fast alle Unternehmen mit ausführlichen FAQ-Bereichen nachgerüstet. Leider werfen aber gerade diese zur Hilfe bestimmten Inhalte oft mehr Fragen auf, als sie beantworten. Unsere Handlungsempfehlungen helfen, den Dialog mit Kunden zu verbessern.“ (lg)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Matthew C/peopleimages.com – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/7EAD3332-0EFB-45E6-8323-D9FED410AEF7"></div>

 

Digitalkongress Haus & Wohnen am 27.07.2023

Rund ums Thema Immobilien geht es auf dem Digitalkongress Haus & Wohnen am 27.07.2023. U. a. aufgrund der Zinswende hat sich in der letzten Zeit viel getan. Daher befasst sich der Digitalkongress mit Finanzierung und Absicherung, bietet viele Infos und die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ein Haus ist eine Investition fürs Leben. Daher sind die Absicherung und Finanzierung von Immobilien auch besonders wichtig und müssen gut durchdacht sein. Der Digitalkongress Haus & Wohnen befasst sich am Donnerstag, den 27.07.2023, mit dem Thema Immobilien in all seinen Facetten. Der Treffpunkt ist die digitale Plattform DKM365.

Die eigene Immobilie finanzieren und absichern

Mit der Zinswende durch die EZB werden Baufinanzierungen aktuell deutlich teurer. Bausparprodukte können jedoch vom Zinsanstieg profitieren. Denn sie haben aufgrund der Zinssicherung im Vergleich eine stabilere Kalkulationsbasis. Auch staatliche Fördermöglichkeiten gibt es weiterhin, allerdings wurden deren Bedingungen verschärft.

Steht das neue Heim erst einmal, sollte es umfassend gegen diverse Gefahren abgesichert sein. Einen passenden Versicherungsschutz in der sehr komplexen Tariflandschaft zu finden, ist daher essenziell. Auch die technischen Entwicklungen beispielsweise im Bereich Smart Home und alternative Energiequellen spielen heutzutage eine immer größere Rolle.

Das Programm zum Digitalkongress Haus & Wohnen

Auf dkm365.de erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgendes Programm:

  • 10:00 – 10:30 Uhr: Das DOMCURA Mehrfamilienhauskonzept; Referent: Norbert Fink, DOMCURA AG
  • 11:00 – 11:30 Uhr: Wohngebäude nachhaltig und leistungsstark versichern; Referent: Jens van der Wardt, GEV Grundeigentümer Versicherung VVaG
  • 12:00 – 13:00 Uhr: Mittagspause
  • 13:00 – 13:30 Uhr: Kundengewinnung in der Baufinanzierung – Erfolgreich in schwierigen Zeiten; Referent: Kai Senfleben, Baufi-Lab
Gelegenheit für Fragen und Gespräche

Zwischen den Vorträgen besteht für die Teilnehmenden die Möglichkeit, über die angebotenen Kommunikationswege, und zwar Videotelefonie und Chat sowie Breakout-Rooms, weitere Informationen zu bekommen und natürlich auch mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen.

Anmeldung und Weiterbildungszeit

Bei dieser Veranstaltung kann Weiterbildungszeit erworben werden. Eine separate Anmeldung ist nicht erforderlich. Sie benötigen lediglich einen Zugang zur Plattform DKM365.

 

DKM-News: Meet-up – die neue Abendveranstaltung

Was wäre die DKM ohne ein Event am Abend? Bei der DKM 2023, die am 24. und 25.10.2023 in Dortmund stattfindet, werden aus bisher zwei Abendveranstaltungen eine. Beim Meet-up können Aussteller und Besucher den ersten Messetag ausklingen lassen.

Meet-up – so heißt die neue Abendveranstaltung der DKM. Mit dem geänderten Öffnungskonzept der DKM 2023 wird aus zwei Abendveranstaltungen diesmal eine. Der Benefit dabei: Der Eintritt ist für die Messeteilnehmer im Ticket enthalten und die Abendveranstaltung schließt sich direkt an den Fachteil am Dienstag an. So können Aussteller sowie Besucherinnen und Besucher den ersten Messetag bei gutem Essen und weiterführenden Gesprächen ausklingen lassen. Wer noch Kraft in den Beinen und Luft in den Lungen hat, geht in Halle 6 auf den Dancefloor bei guter Musik von Groovin Affairs und DJ André.

Und so sieht der Abend aus

Wann?

24.10.2023, 18:30 bis 01:00 Uhr

Was?

  • Networking und Catering in Halle 5 und Foyer Eingang Nord
  • Weinbar im Foyer Eingang Nord
  • Dancefloor in Halle 6

Wie?

Anmeldung im Rahmen der DKM-Anmeldung erforderlich: die-leitmesse.de/anmeldung

Aktuelle Informationen rund um die DKM 2023 gibt es ab jetzt wieder regelmäßig auf asscompact.de und auf die-leitmesse.de.

Lesen Sie auch: DKM-News: Vier Themenparks – hier treffen sich Experten

 

Jungmakler Award 2023: Jury für DigitalCastings steht fest

Bis Ende Juni waren die Bewerbungen für den Jungmakler Award, den Nachwuchswettbewerb der Finanz-, Immobilien- und Versicherungsbranche, möglich. Jetzt steht die Jury für die DigitalCastings fest und sichtet die Bewerbungen.

Zum 13. Mal wird in diesem Jahr der Nachwuchspreis der Versicherungs-, Finanz- und Immobilienbranche verliehen – der Jungmakler Award. Bis zum 30.06.2023 konnten sich junge Unternehmer bewerben. Bis zum Gewinn und der Verleihung des Preises auf der diesjährigen DKM am 24. und 25.10. in Dortmund gibt es noch ein paar Herausforderungen für die Bewerber zu meistern, u. a. die DigitalCastings vom 31.07. bis zum 02.08.

Für diese DigitalCastings steht nun die Jury fest, wie vom Veranstalter und Organisator bbg Betriebsberatungs GmbH in Bayreuth mitgeteilt wird.

Das ist die Jury bei den DigitalCastings des Jungmakler Awards

Die Jury besteht aus renommierten Persönlichkeiten und Experten aus der Versicherungsbranche, die nun die Bewerbungen sichten und entscheiden, wer zum Casting Ende Juli bzw. Anfang August erscheinen darf. In der Jury engagieren sich:

  • Michael Albrecht, Barmenia Krankenversicherung
  • Sascha Beck, Concordia Versicherungen
  • Benjamin Börner, Gothaer
  • Marcel Brahmstaedt, Martens & Prahl
  • Sven Burkhart, WIFO
  • Beate Dantele, Markel
  • Bernd Einmold, Baloise
  • Simona Eschweiler, Interrisk
  • Julian Grauer, AdamRiese
  • Laura Greiner, Allianz
  • Jörg Illing, Hannoversche
  • Oliver Kossert, Nürnberger Versicherung
  • Uwe Lätsch, Vinlivt
  • Nico Locker, INTER Versicherungsgruppe
  • Heidi Lorenz, HDI AG
  • André Meissner, Canada Life Assurance
  • Karoline Viktoria Mielken, Münchener Verein
  • Stefan Musat, ACE Auto Club Europa
  • Ulrich Neumann, Charta
  • Fabian Ober, VK Versicherungsmakler
  • Frank Ortloff, Ideal
  • Marcus Pfanzelt, Dialog Lebensversicherungen
  • Sebastian Plaza, Blau Direkt GmbH
  • Daniel Pytiak, Dela Lebensversicherung
  • Stephanie Richter, LV 1871
  • Julika Roose, OCC Assekuradeur GmbH
  • Markus von Rotberg, Swiss Life
  • Jennifer Sals, Itzehoer
  • Christian Schattenhofer, VHV
  • Stefan Schlett, Die Bayerische
  • Andrea Ullrich, Rhion.Digital
  • Matthias Vormbrock, Haftpflichtkasse
  • Stephen Voss, Neodigital Versicherung AG
  • Christopher Wintrich, ING-Diba AG
Das ist beim Jungmakler Award geboten

Auf der einen Seite geht es beim Jungmakler Award um das Netzwerk. Während des Auswahlverfahrens gibt es die Möglichkeit, an exklusiven Seminaren und Coachings mit Steffen Ritter teilzunehmen. Das Feedback durch die Gruppe und die Jury soll zur Selbstreflexion beitragen und Stellschrauben für den Unternehmenserfolg zutage fördern.

Zum anderen gibt es Bildungsgutscheine für Fachwirt-, Bachelor- oder Master-Studiengänge in Höhe von 1.000 Euro für die Finalistinnen und Finalisten zu gewinnen sowie u. a. ein Jahresabo der IVFP-Softwarelösungen jeweils im Wert von 590 Euro. Außerdem erhalten die Top 3 die Möglichkeit, auf dem Titelblatt der November-Ausgabe von AssCompact zu erscheinen. Die Bestplatzierten erhalten weiterhin ein Preisgeld von 18.000 Euro.

Dr. Christian Durchholz, Geschäftsführer der bbg, freut sich jedes Jahr auf die Award-Verleihung und die Begegnungen mit den Jungmaklerinnen und Jungmaklern: „Es ist immer wieder eine tolle Erfahrung, wie sich der Eindruck zur jeweiligen Persönlichkeit im Laufe der Zeit vervollständigt – von dem schriftlichen Bewerbungsfragebogen über die DigitalCastings bis zum Bundesfinale.“ (mki)

 

Neue Arbeitswelt? Ja bitte! – Ein Versicherungsmakler berichtet

Wenige Themen beschäftigen ganze Wirtschaftszweige so wie der Mangel an Fachkräften. Michael Richthammer hat das Problem erlebt. Der Versicherungsmakler erklärt, wie er Nachwuchs mit Benefits und dualem Studium gewinnt, warum er dafür gerne investiert und wozu er Auszubildende in die Wüste schickt.

Ein Beitrag von Michael Richthammer, Geschäftsführer bei Richthammer Versicherungsmakler GmbH & Co. KG

Anzug, Krawatte, Aktenkoffer. Der Versicherungsmitarbeiter aus dem Bilderbuch. Es war eine andere Zeit damals in den 1980er-Jahren, als unser Unternehmen gegründet wurde. Wer bei einem Versicherer eine Stelle antrat – meist waren es Männer –, wurde Teil einer Branche, die noch weniger veränderlich erschien als die Prinzipien der Arbeitswelt an sich. Vier Jahrzehnte und eine Pandemie später sieht vieles anders aus. Polo und Sneaker sind das neue Outfit zum Tablet. Und das sind nur die äußerlichen Zeichen dessen, was sich in den Köpfen vieler im Land verändert hat: die Einstellung zum Arbeiten. Die Vollzeitstelle im Büro mit gutem Auskommen ist nicht mehr alles. Insbesondere junge Frauen und Männer erwarten mehr vom (Arbeits-)Leben. Und das mit Recht.

„Mitarbeiter müssen gewonnen werden.“ Das ist das Mantra der HR-Profis. Und doch wirkt es so, als täten sich Unternehmen quer durch alle Branchen immer noch schwer damit, neue Wege zu gehen, um für Fachkräfte und den Nachwuchs attraktiv zu sein. Wir haben frühzeitig den Schalter umgelegt und vor allem damit aufgehört, über die Situation zu jammern. Das liegt vielleicht an unserer Mentalität als Oberpfälzer. Man sagt uns nach, dass wir nicht viel reden, sondern die Dinge einfach in die Tat umsetzen.

Studienangebot vor der Haustür

Auf der Suche nach Lösungen kamen wir zum Angebot eines dualen Studiums – und zwar am Ort, nicht irgendwo in der Republik. Die kleine, feine Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) in Weiden ermöglicht ein dreijähriges Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre bzw. Digital Business Management, begleitend zu unserer betrieblichen Ausbildung der Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen. Für die jungen Menschen liegen die Vorteile auf der Hand, wie es einer unserer dualen Studenten ausdrückt: „Es wollen immer mehr Leute studieren, trotzdem wollen oder müssen die meisten Geld verdienen. Mit einem dualen Studium vereint man beide Aspekte.“

Apropos Geld. Ich höre aus Unternehmen, duale Studenten kosteten nur Geld: während der frühen Ausbildungsphase, zu der auch die Berufsschulzeit gehört, und vor allem dann während der Semester an der Hochschule. Aber ich rechne da anders: Die dualen Studenten sind das Geld wert, das sie kosten. Zunächst einmal sind sie in der Ausbildung auch im Betrieb und leisten wertvolle Arbeit. Sobald sie fertig ausgebildet sind, haben wir perfekt auf unsere Bedürfnisse ausgebildete Fachkräfte, die wir sofort überall einsetzen können; sei es im Innendienst, sei es im Außendienst. Diesen Typ bei uns gewachsener und loyaler Mitarbeiter, eingearbeitet und mit besten Kenntnissen, würden wir auf dem Arbeitsmarkt kaum bekommen.

Konferenz aus dem Camper

Wir haben gelernt, wie wir erfolgreich unsere eigenen neuen Leute nachziehen können. Es ist davon auszugehen, dass wir diese dann langfristig an uns binden können. Wir haben uns aber zusätzlich einiges einfallen lassen, um alle Mitarbeiter zu halten und zudem attraktiv auf dem Arbeitsmarkt zu sein. Priorität hat für uns dabei die Flexibilität, die die neue Arbeitswelt, das sogenannte New Work, heute schon prägt und in Zukunft noch viel deutlicher prägen wird. Ich sehe keine zwingenden Gründe, warum im Jahr 2023 das Büro bei uns in der Firma der feste Arbeitsplatz für alle unsere Beschäftigten sein soll. Mobiles Arbeiten und Home-Office sind auch nach Corona für alle geblieben, die es wollen und können. Für ein klassisches Unternehmen noch vor Jahren undenkbar, haben wir heute kein Problem damit, dass ein Teil der Belegschaft aus Co-Working-Spaces, aus Business-Hotels oder von Campingplätzen aus den Job macht – wo er oder sie sich gerade eben aufhält, spielt keine Rolle mehr.

Wir sehen in all dem keine Mode, die wieder verschwinden wird. Das Arbeiten, das Erwerbsleben, hat sich stetig entwickelt, nur eben seit einigen Jahren beschleunigt. Unsere Gesellschaft – übrigens auch die Kundinnen und Kunden – besteht nicht mehr aus Steinzeit-Sammlern und Akkord-Malochern des Frühkapitalismus. Selbst die geregelte 40-Stunden-Woche im Büro sehen Teile der Jugend nicht mehr als erstrebenswert an. Junge Leute fragen, warum sie 40 Stunden arbeiten sollen. Und wofür und für wen.

Als Arbeitgeber bald auch Sinngeber

Die Rolle des Arbeitgebers wird automatisch eine andere, wenn Mitarbeiter eine Arbeit als sinnstiftend ansehen. Für uns könnte die Antwort darauf sein, dass wir noch mehr darüber reden werden müssen, welchen Stellenwert für die Kollegen die Bezahlung hat und welche Rolle andere Faktoren wie etwa zusätzliche Freizeit oder Altersvorsorge dabei einnehmen werden. Wir setzen als familiär geprägter Mittelständler gezielt auf Benefits, so wie wir sie eher von den Großbetrieben her kennen. Unsere Betriebsfeiern und vor allem die teambildenden Ausflüge in den Hochseilgarten oder zum Wildwasserrafting bleiben im kollektiven Gedächtnis unserer Mitarbeiter.

Lerneffekte im ländlichen Afrika

Seit einigen Jahren schicken wir junge Leute auch in die Wüste. Nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz direkt ins ländliche Namibia. Das südwestafrikanische Land ist mir seit Langem ans Herz gewachsen; ich bin beruflich und privat regelmäßig dort. Der persönliche Eindruck von dieser fernen Welt ist durch nichts zu ersetzen, auch wenn ich gerne und viel darüber erzähle. Unsere dualen Auszubildenden dürfen nach Namibia und von dort arbeiten, aber eben mit all den Erlebnissen, die sie nur vor Ort im ländlichen Afrika bekommen können.

 

Neue Arbeitswelt? Ja bitte! – Ein Versicherungsmakler berichtet

 

Das Maklerhaus Richthammer bietet seinen dualen Studenten Aufenthalte in Namibia an. Hier sind die Unterkunft (links) und das Büro (Bild oben) für die Arbeit vor Ort abgebildet.

Drei duale Studenten waren bereits in Afrika und wir werden es weiteren anbieten. Der Trip ist mehr als ein klassisches Benefit. Er soll ein prägendes Erlebnis sein. Reisen bildet, das ist ein alter Hut. Aber mir geht es darum, dass die jungen Leute, die unser aller Zukunft – und die meines Unternehmens – mitgestalten werden, eine wichtige Erkenntnis mit nach Hause bringen: Selbst im ländlichen Namibia verändert sich das Leben mindestens in einer Geschwindigkeit wie hier bei uns. Die Welt bleibt nicht stehen. Nirgends.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2023, S. 82 f., und in unserem ePaper.

Bilder: © Richthammer

 
Ein Beitrag von
Michael Richthammer

Impulse und Inspiration beim AssCompact Gewerbe-Symposium

Das AssCompact Gewerbe-Symposium gastierte dieses Jahr in München und Hoffenheim. Dank praxisnaher Vorträger konnten sich die Teilnehmer über die neuesten Produkte und Innovationen in der Gewerbeversicherung informieren. Auch der Austausch mit Branchenkollegen und Produktgebern kam nicht zu kurz.

<p>Unternehmen haben es derzeit nicht leicht: die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, hohe Inflation, Zinsanstieg und Lieferkettenprobleme stellen Herausforderungen für Firmen jeder Größe und Branche dar. Das wirkt sich auch auf die Makler und Maklerinnen aus, die diese Unternehmen hinsichtlich finanzieller Risikoabsicherung und geeignetem Versicherungsschutz beraten. </p><p>Das AssCompact Wissen Gewerbe-Symposium 2023 bot diesbezüglich die ideale Gelegenheit, das Wissen rund um das komplexe Thema Gewerbeversicherung auf den neuesten Stand zu bringen und die Produktlösungen der Versicherer näher kennenzulernen. Das Weiterbildungsevent machte letzte Woche zuerst in der PreZero Arena in Hoffenheim und anschließend in der Allianz Arena in München Halt. </p><h5>Kooperationspartner Thinksurance</h5><p>Technologieunternehmen und Gewerbespezialist Thinksurance trat dieses Jahr wieder als Kooperationspartner der Veranstaltungsreihe auf. In seinem Eröffnungsvortrag „Versicherungssummen-Bewertung in Zeiten von Inflation und Krisen“ appellierte Matthias Christ, Head of Sales der Thinksurance GmbH, an die Teilnehmer, die Verträge ihrer Gewerbekunden zu prüfen. Die Gefahr der Unterversicherung sei im Moment aufgrund der gestiegenen Kosten allgemein und dem hohen Zinsumfeld so groß wie selten zuvor, so Christ.</p><h5>Versicherer stellten neueste Produktlösungen vor</h5><p>Im Anschluss ging es weiter mit den Fachvorträgen. Vertreter namhafter Versicherer stellten den Teilnehmern während praxisnaher Vorträge ihre Produktlösungen vor und demonstrierten deren Vorteile und Leistungen anhand von echten Schadensbeispielen, was die Anwesenden zu schätzen wussten. Der Ansatz, dass der Kunde voll im Fokus steht, war sehr erfreulich zu beobachten, kommentierte etwa einer der teilnehmenden Makler, Klaus-Dieter Rommeiß von Die Ruhestandsplanung.</p><p>An den Ständen der ausstellenden Versicherer konnten die Anwesenden im Nachhinein Fragen stellen und weitere Impulse für die tägliche Beratungspraxis mitnehmen, was auch mit großem Interesse wahrgenommen wurde. Die mitwirkenden Gesellschaften in diesem Jahr waren die Allianz, Alte Leipziger, die Bayerische, BGV Badischen Versicherungen, Helvetia, rhion.digital, R+V und die Württembergische. </p><h5>Abschlussvorträge boten Einblick in die Welt der künstlichen Intelligenz</h5><p>Den Abschlussvortrag in Hoffenheim übernahm Yannick Leipold, Geschäftsführer von yannick.digital, der einen praxisorientierten Vortrag zum derzeit überall präsenten Thema Künstliche Intelligenz und ChatGPT hielt und erläuterte, wo Maklerbetriebe diese sinnvoll und arbeitserleichternd einsetzen können. Er ermutigte die Teilnehmer, die Technologie auszuprobieren und zu testen, wo der größte Nutzen für das eigene Geschäftsmodell liegt. </p><p>In München referierte CyberDirekt-Geschäftsführer Ole Sieverding ebenfalls über Künstliche Intelligenz und legte den Fokus darauf, wie diese den Berufsalltag von Maklern und Maklerinnen verändern kann. Auch er nannte konkrete Praxisbeispiele, wo KI tagtäglich eingesetzt werden könne, um Prozesse schneller und effizienter zu machen und riet den Anwesenden, neugierig zu sein und die Technologie spielerisch auszuprobieren. </p><h5>Networking und Stadiontouren </h5><p>Neben den fachlichen Vorträgen kamen auch der persönliche Austausch und das Networken nicht zu kurz. Während der Kaffeepausen und dem Mittagessen wurden rege Diskussionen geführt – ein unverkennbarer Vorteil von Präsenzveranstaltungen, den die Anwesenden auch auskosteten. Aufgrund der Veranstaltungsorte wurde neben Versicherungsprodukten und Beratungspraxis natürlich auch etwas über Fußball gefachsimpelt. </p><p>Die Stadiontouren, die im Anschluss an die Veranstaltung stattfanden, stießen auf reges Interesse bei den Teilnehmern und rundeten die gelungenen Events auf interessante Art und Weise ab.</p><p>Die Bildergalerie vom Gewerbe-Symposium 2023 kann <a target="_blank" href="https://www.asscompact.de/nachrichten/eindr%C3%BCcke-vom-gewerbe-sympos…; target="_blank" >hier</a> eingesehen werden.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Alex Muchnik</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/43F941E8-0A1C-4DEA-802D-E91B613F3CDD"></div>

 

KI und Maklermarkt – Verdrängung oder Symbiose?

Der Wandel der Finanz- und Versicherungswirtschaft betrifft auch Maklerunternehmen. Doch wie kann dort die Transformation gelingen? Welche Strategien sind nachhaltig und sichern den künftigen Erfolg? Denkanstöße und Lösungen für die notwendigen Veränderungsprozesse sind Inhalt dieser Serie.

Ein Artikel von Prof. Dr. Jürgen Hilp, Leiter des Studiengangs BWL-Versicherung an der DHBW Heidenheim, und Maximilian Schroll, Geschäftsführer der yumata Consulting GmbH

Künstliche Intelligenz (KI) prägt die gegenwärtige Debatte – auch in der Versicherungs- und Finanzwirtschaft. Flexperto demonstrierte auf der insureNXT, dass eine KI mit den richtigen Anweisungen (Prompts) in der Lage ist, eine gewerbliche Drohnenversicherung hochqualitativ zu beraten und ebenso zu verkaufen. Dennoch stellen sich viele Menschen die Frage, ob es sich bei KI nun um einen Hype oder eine wegweisende Innovation handelt.

Deshalb möchten wir in dieser Kolumne diskutieren, welche Rolle die KI im Versicherungs- und Finanzvertrieb zukünftig einnehmen und wie sich dies auf die Maklerschaft auswirken könnte.

Erklärungen zu KI

Vorab wollen wir definieren, was wir meinen, wenn wir von KI sprechen: KI bezieht sich auf Systeme oder Programme, die menschenähnliche Intelligenz imitieren oder simulieren. KI-Systeme nutzen verschiedene Algorithmen und Methoden, um Aufgaben zu erlernen, Muster zu erkennen, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dabei spielt Statistik eine wichtige Rolle, da sie die Grundlage für viele Algorithmen und Modelle bildet, die in den Systemen verwendet werden.

Sie werden dafür verwendet, um Muster in den vorhandenen Daten zu identifizieren und um Vorhersagen und Entscheidungen basierend auf Wahrscheinlichkeiten zu treffen.

KI hat im vergangenen Jahrzehnt große Fortschritte gemacht, jedoch existieren weiter klare Limitierungen. KI ist stark datenabhängig und benötigt hochqualitative Daten, um gute Ergebnisse zu erzielen. Die Systeme haben Schwierigkeiten, gelernte Fähigkeiten auf neue Situationen zu übertragen. Ihnen fehlt Kreativität, kritisches Denken, Ethik und Verständnis von Kontext. Neben der Komplexität der Erklärbarkeit sorgt ebenso der Aspekt des Datenschutzes für gewisse Vorbehalte in der öffentlichen Debatte. Es lässt sich sagen, dass KI für die Anwender neue Möglichkeiten eröffnet, Daten und Informationen zu analysieren und Muster zu erkennen.

Unterstützung bei der Risikoermittlung

Für Makler ist dies besonders interessant, wenn es um die Analyse von Risiken geht. Hier können künstliche Intelligenzen mächtige Werkzeuge sein, um die finanziellen und nicht-finanziellen Risiken der Versicherungsnehmer ganzheitlich zu erfassen und zu bewerten. Dies kann für Makler eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, die optimale Absicherungslösung zu finden.

Hier wird bereits ein wesentlicher Punkt deutlich, den wir betonen möchten: KI ist aufgrund ihrer Limitierungen nicht in der Lage, die Empathie, Verantwortung und Reflexionsfähigkeit eines guten Beraters zu ersetzen. Sie kann ihn jedoch dabei unterstützen, seine Arbeit qualitativ zu steigern und darüber hinaus enorme Effizienzgewinne zu erzielen.

Vorteile und Herausforderungen

Die Digitalisierung hat den Versicherungsmaklern bereits zahlreiche Vorteile gebracht. Durch den Einsatz von CRM-Systemen, Terminbuchungsportalen oder digitalen Unterschriften kann bereits eine Vielzahl von Aufgaben vereinfacht oder automatisiert werden. Auch in der Kommunikation ergeben sich durch Videoberatung, Chatbots oder Messenger zusätzliche Zeitgewinne. Die Verfügbarkeit von Online-Daten ermöglicht eine schnellere und genauere Terminvorbereitung. Darüber hinaus eröffnet die Digitalisierung neue Geschäftsmöglichkeiten wie die Erschließung neuer Zielgruppen über Online-Marketing und die Kooperation mit anderen Dienstleistern oder Produktanbietern.

Trotz der Vorteile gibt es auch Herausforderungen für Makler im Zeitalter der Digitalisierung. Der Wettbewerb hat sich intensiviert, da digitale Vertriebswege den Markteintritt erleichtern. Kunden haben Zugang zu einer Vielzahl von Vergleichs- und Direktversicherungsportalen, was den Druck auf die Preise erhöht. Zudem besteht die Gefahr, dass Makler von den technologischen Entwicklungen abgehängt werden, wenn sie nicht in entsprechende Schulungen und Technologien investieren. Es ist wichtig, den richtigen Umgang mit den neuen digitalen Werkzeugen zu erlernen und dabei den persönlichen Nutzen zu erkennen.

Symbiose zwischen KI und Maklern

Eine Symbiose zwischen KI und Maklern kann das Beste aus beiden Welten kombinieren. KI kann Maklern dabei helfen, effizientere Prozesse zu entwickeln und ihre Bedarfsanalyse zu optimieren. Makler können ihre Expertise und ihre menschliche Intuition einbringen, um Kunden individuell zu beraten und auf komplexe Situationen einzugehen. Der Nutzen liegt in einer optimalen Balance zwischen Automatisierung und persönlicher Betreuung, was zu besseren Kundenerfahrungen führt. Zudem können Makler ihre Position als Vertrauenspersonen stärken, indem sie KI-gestützte Analysen transparent erklären und in den Beratungsprozess integrieren.

Risiken und Chancen

Die Nutzung von KI bringt jedoch auch Risiken mit sich. Ein wichtiger Aspekt ist die Datensicherheit und der Schutz der Privatsphäre der Kunden. Zudem besteht die Gefahr von Vertrauensverlust bei den Versicherungsnehmern, wenn die Mehrwerte, die durch diese neue Arbeitsweise für sie entstehen, nicht transparent und verständlich kommuniziert werden. Außerdem sollten Makler sicherstellen, dass sie über das nötige Know-how verfügen, um die KI-­gestützten Systeme zu verstehen und zu überwachen, anstatt ihnen blind zu vertrauen und sich von ihnen abhängig zu machen.

Makler sollten die digitale Transformation als Chance begreifen und sich aktiv darauf vorbereiten. Dazu gehört, in die eigene Weiterbildung und Technologie zu investieren. Die Fähigkeit, KI-gestützte Analysewerkzeuge zu verstehen und zu nutzen, wird immer wichtiger. Gleichzeitig sollten Makler ihre Kernkompetenzen wie persönliche Beratung und Beziehungsmanagement weiterentwickeln und betonen. Es geht darum, sich als vertrauenswürdige und kompetente Experten und Problemlöser zu positionieren, die die Kundenbedürfnisse verstehen und individuelle Lösungen anbieten können. An dieser Stelle möchten wir auf unsere Kolumne aus dem April verweisen, die diskutiert, inwiefern Kooperation ein wegweisender Erfolgsfaktor für Makler sein kann.

Eine offene Haltung gegenüber KI und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit technologischen Lösungen sind dabei von entscheidender Bedeutung.

Fazit: großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft

Die Kombination von künst­licher Intelligenz und Maklern bietet großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft. Durch eine kluge strategische Positionierung können Makler auch in einer KI-gesteuerten Welt Wettbewerbsvorteile erzielen und ihre Rolle als Vermittler und Berater weiterhin erfolgreich ausfüllen. Der Faktor Mensch wird auch in Zukunft nicht zu ersetzen sein.

Lesen Sie auch: 

Kooperation als Erfolgsfaktor für Makler

Demografischer Wandel als Drohszenario für Makler

Wie begeistert man junge Menschen für die Maklerschaft

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2023, S. 96 f., und in unserem ePaper.

Bild: © patiwat – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Prof. Dr. Jürgen Hilp
Maximilian Schroll

Deutschland will fürs Alter sparen, aber wenige planen Vorsorge

Viele haben Sorgen, dass das Geld im Alter nicht reicht. Daher ist der Sparwille in Deutschland aktuell groß, wie eine Umfrage von Civey und Canada Life zeigt. Allerdings: Insgesamt befassen sich wenige Menschen mit ihrer Altersvorsorge – und das, obwohl sie ihre Rentenlücke ziemlich konkret beziffern können.

70,6% der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life sind wegen der aktuellen Inflationsrate besorgt, dass ihre Altersvorsorge nicht ausreicht. Insgesamt beeinflussen laut dieser Umfrage die Inflation und die Krisenereignisse der letzten Jahre das Vorsorgebewusstsein der Menschen in Deutschland.

Viele wollen sparen

Und Sparen ist wichtiger geworden. Angesichts der Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg und der hohen Energiepreise ist es für deutlich mehr Menschen sogar wichtiger geworden (41,3%) als das Konsumieren (16%). Bei den 18- bis 29-Jährigen setzen 44,5% das Sparen an erste Stelle, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 52,6% und bei den 40- bis 49-Jährigen 44,1%.

Wenige können sparen

Trotzdem können laut Umfrage aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage nur wenige Menschen mehr fürs Alter sparen. Lediglich 12,7% sagen, jetzt mehr für die private Altersvorsorge zu sparen als vor drei Jahren. Knapp 30% sparen sogar weniger. Unter den 18- bis 29-Jährigen beträgt der Anteil derjenigen, die weniger auf die hohe Kante legen als vor drei Jahren, sogar mehr als 40%. Mit zunehmendem Alter sinkt der Prozentsatz. Nichts geändert an ihren Spargewohnheiten haben 45,7% der Befragten.

Sicherheit vor Rendite

Eine Mehrheit von 54,7% setzt beim Sparen für die private Altersvorsorge zudem lieber auf Sicherheit als auf Renditechancen (12,3%). 22,8% machen beides. Mit 23,8% ist die Wertschätzung von Renditechancen bei den 18- bis 29-Jährigen im Vergleich zu allen Altersgruppen am größten und insgesamt doppelt so hoch wie beim Durchschnitt. Für 40,8% ist das Sicherheitsbedürfnis angesichts der Eindrücke der letzten Jahre gestiegen.

„Menschen zeigen viel Realitätssinn“

„Mit dem Sparimpuls in der Krise zeigen die Menschen sehr viel Realitätssinn. Bei einer erfolgreichen Altersvorsorge kommt aber es auch auf das ‚Wie‘ an,“ meint André Meissner, Head of Sales Canada Life. „Wer hier nur auf Nummer sicher geht, verschenkt oft Renditechancen.“ Denn in Zeiten der Inflation brauche es leistungsstarke Anlageklassen wie Aktien, die sich auf lange Sicht schon vielfach bewährt hätten.

Wenige planen Altersvorsorge

Allerdings hat das das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life auch herausgefunden, dass für die Menschen in Deutschland die Planung ihrer privaten Altersvorsorge eher selten auf der Agenda steht. Und das trotz der Vermutung, dass sie im Alter einen hohen Finanzbedarf haben werden.

Fast ein Viertel setzt sich nie mit Altersvorsorgeplanung auseinander

Fast ein Viertel der Befragten, nämlich 24,2%, setzt sich demnach nie mit Altersvorsorgeplanung auseinander. Bei 18,4% steht sie alle sechs bis zehn Jahre oder noch seltener auf dem Plan. Andererseits beschäftigt sich über ein Drittel der Umfrageteilnehmer mindestens einmal im Jahr mit dem Thema.

Altersvorsorgeplanung nicht im Fokus

Für die jüngeren Befragten (18 bis 29 Jahre) steht die Altersvorsorgeplanung nicht im Fokus. In dieser Altersgruppe befassen sich 38,4% nie damit. 22,1% haben mit „Weiß nicht“ bzw. “Keine Angabe” auf die Frage geantwortet. Unter den 40- bis 49-Jährigen befasst sich der Umfrage gemäß fast ein Drittel nie mit der privaten Altersvorsorge.

Aber: Mehrheit hat konkrete Vorstellung vom Ausmaß ihrer Rentenlücke

Was dabei allerdings interessant ist: 54,4% der Befragten haben eine konkrete Vorstellung vom Ausmaß ihrer Rentenlücke. Wer seine Rentenlücke konkret beziffert, sieht zukünftig erheblichen zusätzlichen Finanzbedarf: Über 25% schätzen die Lücke auf über 1.500 Euro pro Monat. Dies ist besonders bei jungen Menschen der Fall – hier gibt etwa die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen eine solche Einschätzung ab. 27,3% haben jedoch bisher in Sachen Altersvorsorge gar keine konkreten Vorsorgemaßnahmen ergriffen. Bei den Jüngeren sind es sogar zwei Drittel, die außer der gesetzlichen Rente nichts für den Ruhestand tun.

„Sinnvolle Maßnahme: Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge“

„Noch immer setzen sich zu wenige Menschen mit ihrer privaten Altersvorsorge auseinander“, sagt Florian Elert, Professor für Versicherungswissenschaften, der die Praxisstudie von Canada Life begleitet hat. „Und das, obwohl die Einschätzung der eigenen Rentenlücke im Alter teilweise sehr hoch ausfällt. Gerade bei den Jungen gibt es Handlungsbedarf. Die Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge, bereits in der Schule, wäre daher eine sinnvolle Maßnahme.“

bAV beliebtestes Vorsorgeprodukt

Bei den zusätzlichen Vorsorgemöglichkeiten sind die betriebliche Altersvorsorge (24,8%), die private Lebens- oder Rentenversicherung (24,3%) sowie die Anlage in Aktien inklusive Fonds und ETFs (23,3%) am beliebtesten.

Meinungen zu Aktienrente gespalten

Die staatlich organisierte Aktienrente sehen die Menschen eher kritisch: Zwar kennen 61,7% der Befragten den Vorschlag der Bundesregierung. Er überzeugt aber den Großteil bisher nicht. Bei der Frage nach seinem Nutzen gibt es etwas mehr Ablehner (39,1%) als Befürworter (37,9%).

„Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke!“

„Unsere Umfrage zeigt: Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke! Die meisten Menschen in Deutschland, vor allem die jungen, täten gut daran, die gesetzliche Rente nur als Grundstock für ihr Alterseinkommen zu sehen,” so Susan Gibson, CEO Canada Life. „Der Staat greift für die gesetzliche Rente ja schon renditeorientierte Ansätze auf. Wir glauben, die Menschen sollten dies auch für ihre individuelle Altersvorsorge tun. Wir möchten mehr Menschen ermutigen, sich von unabhängigen Maklern beraten zu lassen, um die richtige Mischung für ihre Altersvorsorge zu finden, ob mit oder ohne Garantien. Unabhängige Makler und Berater haben die Kompetenzen und das Fachwissen, um Menschen bei der Auswahl von Lösungen zu helfen, die ihren individuellen Umständen und Bedürfnissen entsprechen.“

Über die Befragung

Für die Umfrage wurden im Mai 2023 insgesamt 1.000 Bundesbürger über 18 Jahren befragt, die nicht in Rente oder Pension sind. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ. Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 5 bis 6%. (lg)

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Eindrücke vom Gewerbe-Symposium 2023

Das Gewerbe-Symposium aus der Reihe der AssCompact Wissen Veranstaltungen fand dieses Jahr an den Bundesliga-Spielstätten in München und Hoffenheim (Sinsheim) statt. Neben interessanten Vorträgen hatten Teilnehmer viel Gelegenheit, sich mit Kollegen und Produktgebern auszutauschen. Eindrücke hier in der Bildergalerie.

Bilder: © Alex Muchnik

 
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