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Unternehmensmeldungen

Baloise „refokussiert“ sich mit neuer Wachstumsstrategie

Der Schweizer Versicherer Baloise hat bei seinem „Investorenupdate“ ein Strategiepapier mit einer „Refokussierungsstrategie“ vorgestellt. Darin zeigt das Unternehmen diverse Pläne auf, um in der Zukunft weiter zu wachsen – darunter Aktienrückkäufe, eine höhere Ausschüttungsquote und ein geplanter Stellenabbau.

Das wirtschaftliche Umfeld ist derzeit nicht nur für den Verbraucher, sondern auch in vielen Branchen für die Unternehmen schwierig. Gerade wenn eine Firma nicht nur die schwarze Null stehen haben will, sondern der Wert am Jahresende positiv sein soll (und im Kapitalismus muss ja bekanntlich diese Zahl jedes Jahr größer werden), muss sie strategisch zielgerichtet und sinnvoll aufgestellt sein, um diese Ziele zu erreichen.

Einige der Schritte, die die Baloise Holding AG in Zukunft für ihre Ziele gehen will, stellte der Schweizer Versicherer vergangene Woche vor. Anlass war das „Investorenupdate“, in dem ein Strategiepapier mit einer „Refokussierungsstrategie“ erläutert wurde.

Weniger Kosten, mehr Gewinn

Ein wichtiger Punkt der Refokussierungsstrategie scheint gar nicht so kompliziert zu sein: Kosten sparen und dafür überdurchschnittlich wachsen. Das Unternehmen sehe „substanzielles Effizienzsteigerungspotenzial mit einhergehenden Kosteneinsparungen sowie Wachstumsmöglichkeiten in allen unseren Geschäftseinheiten“, so wird CEO Michael Müller in der Mitteilung zum Investorenupdate zitiert. Schwerpunkte setzen will man hierbei auf der Leistungs- und Wertgenerierungsfähigkeit des Kerngeschäfts.

Das neue Strategieprogramm löst „per sofort“ das jetzt veraltete Programm „Simply Safe“ ab und beinhaltet neue Finanzziele, behält aber die bestehende Ambition einer Generierung von 2 Mrd. Schweizer Franken (rund 2,1 Mrd. Euro) an Barmitteln bis 2025 und zusätzlich 1 Mrd. Schweizer Franken (rund 1,1 Mrd. Euro) bis 2027 bei. Die Ausschüttungsquote dieser generierten Barmittel soll auf 80% oder mehr erhöht werden. Um diese Ziele zu erreichen, setzt man auf „Effizienzsteigerungs- und Kostenmaßnahmen, kontinuierliche Portfolio-Optimierungen und gezieltes Wachstum“, heißt es weiter.

Dass es sich bei der Vorstellung der Strategie um ein Investorenupdate handelt, erkennt man auch daran, dass diese Aussage umrahmt wird von der Begründung, dass dies die „Grundlage für die Weiterführung der attraktiven Aktionärspolitik von Baloise“ sei. Man plane außerdem, die Dividendenausschüttung um eine neue „Ausschüttungslogik für Aktienrückkäufe“ zu ergänzen. Im nächsten Frühling werde Baloise prüfen, ein erstes Aktienrückkaufprogramm zu starten.

Zielsetzung Eigenkapitalrendite

Mithilfe der Refokussierungsstrategie will Baloise durch die Steigerung der technischen Profitabilität, der Verbesserung der Kostenbasis, das Wachstum in seinen Zielsegmenten und einem stärkeren Fokus auf Kapitaleffizienz mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von 12 bis 15% erzielen. Dazu würden alle Geschäftseinheiten beitragen. Welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden müssen, werde im Rahmen „kontinuierlicher Portfolioanalysen“ geprüft. Das Unternehmen werde sich außerdem vorbehalten, Portfolios zu akquirieren, zu sanieren oder sich davon zu trennen.

Das Versicherungsjournal weist vor dem Hintergrund der Kosteneffizienz und der nun im Strategiepapier auffindbaren Fokus auf die Stärken des Unternehmens auf Berichte, dass die Cevian Capital AB kürzlich zum größten Baloise-Aktionär aufgestiegen sei – und versucht habe, Einfluss auf die Geschäftsführung zu nehmen. Die Financial Times und das Handelsblatt berichteten demnach, dass Cevian von Baloise gefordert habe, den Fokus auf die Länder zu richten, in denen es über einen hohen Marktanteil verfüge. In der Baloise-Mitteilung heißt es wörtlich: „Baloise will in der Schweiz, Belgien, Deutschland und Luxemburg zu den führenden Versicherungen in ihren attraktiven Zielsegmenten gehören.“

Das Unternehmen setze sich deshalb die Ambition, „unsere Kosteffizienz weiter zu verbessern, indem wir unsere Kostenquote im Nichtlebengeschäft zwischen 2 und 3 Prozentpunkten senken“. Eine damit verbundene Maßnahme werde ein über die Gruppe verteilter Abbau von 250 Stellen sein, auch Sachkosten-Optimierungen sowie Verbesserungen durch die Nutzung neuer Technologien seien geplant. (mki)

Bild: MasterSergeant © – stock.adobe.com

 

Flossbach von Storch wird europäisch und plant Nachfolge

Flossbach von Storch wird im Zuge seiner Internationalisierung und Nachfolgeplanung im vierten Quartal 2024 die Rechtsform wechseln – von einer AG zu einer SE, einer europäischen Gesellschaft. Das Unternehmen könne somit auch eine generationenübergreifende Institution schaffen.

Der größte unabhängige Vermögensverwalter Deutschlands, Flossbach von Storch, wechselt seine Rechtsform. Aus der Aktiengesellschaft (AG) wird die Europäische Gesellschaft, die „Societas Europaea“ (SE). Damit lautet der vollständige Name des Kölner Unternehmens Flossbach von Storch SE. Vollzogen werden soll der Wechsel im vierten Quartal dieses Jahres, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Nachhaltige Ausrichtung der Firma

Durch den Wechsel der Rechtsform will Flossbach von Storch mehrere strategische Prozesse unterstützen. Zum einen sei eine frühzeitige Nachfolgeregelung ein essenzielles Thema, so Gründer und Eigentümer Kurt von Storch. Die SE gebe ihnen die Möglichkeit, „eine generationenübergreifende Institution zu schaffen“. Der größere Gestaltungsraum, den der Verwaltungsrat einer SE im Vergleich zum Aufsichtsrat der AG habe, helfe mittelständischen Unternehmen bei einer nachhaltigen Ausrichtung der Firma.

In den Verwaltungsrat werden die beiden Unternehmensgründer Dr. Bert Flossbach und Kurt von Storch einziehen sowie Prof. Dr. Johanna Hey, die bislang Aufsichtsrätin war. Die bisherigen Vorstände Dr. Tobias Schafföner, Dr. Till Schmidt und Marcus Stollenwerk bilden die Geschäftsführung.

Zukunftsplanung bei Flossbach von Storch

Weiterhin weist das Unternehmen darauf hin, dass man in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen habe, um sich zukunftstauglich zu machen. Beispielsweise wurde ein Partnerschaftsmodell implementiert, das Führungskräfte langfristig an das Unternehmen bindet. Auch wurde der Vorstand um jüngere Kollegen erweitert und gewachsene Verantwortung auf mehreren Schultern verurteilt.

Hinzu komme, dass Flossbach von Storch in den vergangenen Jahren „sehr erfreulich gewachsen“ und immer europäischer geworden sei. Mittlerweile arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Italien, Spanien, der Schweiz, in Österreich, Luxemburg und Belgien für Flossbach von Storch. Der Rechtsformwechsel spiegle nicht zuletzt die zunehmende Internationalisierung des Unternehmens wider, die sich künftig fortsetzen dürfte, so die Mitteilung von Flossbach von Storch.

Der Sitz und die Hauptverwaltung werden in Köln verbleiben. (mki)

Bild: © ty – stock.adobe.com

 

MRH Trowe übernimmt Reisespezialisten von ERGO

MRH Trowe hat die TAS Touristik Assekuranz-Service GmbH der ERGO Reiseversicherung AG gekauft. Mit dem Erwerb von TAS baut der Gewerbe- und Industriemakler das Kompetenzfeld als Assekuradeur in der Reisebranche weiter aus. Die Kooperation von TAS und ERGO soll fortgesetzt werden.

MRH Trowe hat 100% der Anteile an der TAS Touristik Assekuranz-Service GmbH von der ERGO Reiseversicherung AG erworben. Damit erweitert der Gewerbe- und Industriemakler das Kompetenzfeld als Assekuradeur in der Reisebranche. Mit der mdt travel underwriting GmbH verfügt MRH Trowe bereits über Expertise im Touristikbereich. „Mit den neuen Kolleginnen und Kollegen der TAS werden wir vielfältige Synergieeffekte heben und das Leistungsspektrum wechselseitig ausbauen“, erklärt Maximilian Trowe, Vorstand von MRH Trowe.

Die langjährige Zusammenarbeit zwischen TAS und ERGO soll auch künftig bestehen bleiben. Die Geschäftsführer Andreas Zollner und Tim Vittinghoff bleiben an Bord. Für die Mitarbeiter von TAS Touristik Assekuranz-Service GmbH soll sich nichts ändern. Die Kooperation zwischen MRH Trowe und ERGO soll in den Bereichen Reiseversicherungen und Veranstalter-Haftpflichtversicherungen vertieft werden.

„Mit MRH Trowe haben wir nicht nur einen exzellenten Käufer für die TAS gefunden, sondern auch einen strategischen Partner, mit dem wir profitables Wachstum generieren können“, sagt Torsten Haase, Mitglied des Vorstands der ERGO Reiseversicherung AG.

Der Abschluss der Transaktion soll Ende des vierten Quartals 2024 realisiert werden – vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen. Die Übernahme erfolgt dann mit Wirkung zum 01.01.2025. Über Einzelheiten der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. (tik)

Bild: © Franz Pfluegl – stock.adobe.com

 

Halbjahresbilanz: Viele Versicherer melden Rekordzahlen

Die Versicherer legen in diesen Tagen ihre Halbjahresbilanz für 2024 vor. Trotz des weiterhin schwierigen Marktumfelds und hohen Unwetterschäden ziehen die meisten eine positive Bilanz für die ersten sechs Monate des Jahres – einige unter ihnen befinden sich sogar auf Rekordkurs.

Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Das ist der Zeitpunkt im Jahr, an dem viele Versicherer ihre Halbjahresbilanzen vorlegen. Und die können sich in vielen Fällen sehen lassen. Trotz hoher Schadenbelastungen durch Unwetter im ersten Halbjahr und einem immer noch herausfordernden Marktumfeld vermelden einige der Unternehmen Rekordzahlen.

Allianz mit Rekordgewinn für erstes Halbjahr

So beispielsweise die Allianz: Der Münchner Versicherer konnte sein operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,3% auf 7,9 Mrd. Euro steigern – damit erreicht das Unternehmen einen Rekordgewinn für das erste Halbjahr. Das Ziel für das operative Ergebnis für das laufende Jahr in Höhe von 14,8 Mrd. Euro, plus oder minus 1 Mrd. Euro, bestätigt das Unternehmen mit diesen Zahlen.

Talanx erreicht erstmals zum Halbjahr die Marke von 1 Mrd. Euro

Auch die Talanx Gruppe, zu der unter anderem HDI und Hannover Rück gehören, freut sich über Rekordzahlen. Mit einem Konzernergebnis von 1,09 Mrd. Euro überschreitet das Halbjahresergebnis der Gruppe damit erstmals die Marke von 1 Mrd. Euro. Der Versicherungsumsatz stieg um 13% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 23,6 Mrd. Euro an.

„Trotz höherer Großschäden im zweiten Quartal haben wir Puffer für die Hurrikan-Saison im dritten Quartal, die laut Expertenprognosen außergewöhnlich stark werden soll“, so Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx AG. Das Ziel für das Gesamtjahr von 1,7 Mrd. Euro sollte somit „deutlich“ übertroffen werden. Man werde die Prognose nach dem dritten Quartal allerdings noch einmal überprüfen.

Zurich: Operativer Gewinn auf Rekordwert

Auch bei der Zurich-Gruppe wurden neue Rekorde gebrochen. Der operative Gewinn im ersten Halbjahr belief sich mit einem Zuwachs von 7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 4 Mrd. US-Dollar. Auch im Lebengeschäft erreichte der Konzern mit einem operativen Gewinn von 1,0 Mrd. US-Dollar einen Rekordwert, getrieben von starkem Wachstum im europäischen Markt. Man sieht sich bei Zurich auf einem guten Weg, die Ziele, die sich der Konzern bis zum Jahr 2025 gesetzt hat, zu übertreffen.

Generali: Leben und Schaden- sowie Unfallversicherung als Wachstumstreiber

Die Generali meldet ein deutliches Plus bei den gebuchten Bruttobeiträgen. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20,4% auf 50,1 Mrd. Euro. Wesentlich zu dem Wachstum beigetragen haben dabei die Segmente Leben (+26,6%) sowie die Schaden- und Unfallversicherung (+10,5%). Das operative Ergebnis legte um 1,6% auf 3,7 Mrd. Euro zu.

R+V erwartet Wachstum auf Marktniveau

Bei der R+V sieht man sich nach den ersten sechs Monaten des Jahres auf Wachstumskurs. Im ersten Halbjahr konnte die R+V Gruppe ihren Umsatz in der deutschen Erstversicherung auf 9,3 Mrd. Euro steigern. Die Beitragseinnahmen kletterten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,9%. Auf Basis dieser Zahlen sieht R+V Vorstandsvorsitzender Norbert Rollinger verhalten optimistisch auf die Entwicklung für das Gesamtjahresergebnis. „Angesichts sich abzeichnender wirtschaftlichen Erholung und günstigerer Marktbedingungen gehen wir davon aus, auch in der Lebensversicherung wieder auf unseren gewohnten Wachstumspfad zurückzukehren. Auf dieser Grundlage erwarten wir für 2024 über alle Sparten ein Wachstum ungefähr auf Marktniveau“, kommentiert Rollinger die Zahlen.

Licht und Schatten bei der W&W Gruppe

Bei der Wüstenrot & Württembergische Gruppe (W&W) fällt die Bilanz zum ersten Halbjahr 2024 gemischt aus. So konnte der Konzern laut eigenen Angaben sein Wachstum in wichtigen Bereichen fortsetzen und wesentliche Bestandsgrößen nochmals ausbauen, beispielsweise im Segment Wohnen, wo das Kreditneugeschäft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,4% auf 2,17 Mrd., und damit branchenüberdurchschnittlich, wuchs. Auch in der Schaden- und Unfallversicherung steigen die gebuchten Bruttobeiträge um 7,7% auf 1,82 Mrd. Euro an. Allerdings bestätigte die W&W Gruppe, dass der Konzern für das Gesamtjahr 2024 einen Jahresüberschuss nach der internationalen Rechnungslegung IFRS deutlich unter dem Vorjahreswert von 141 Mio. Euro erwartet. Das hatte der Konzern bereits im Juli angekündigt. Grund dafür sind teilweise massive Schäden im regionalen Kernversicherungsgebiet der W&W Gruppe verursacht durch Sturmtief Orinoco. (js)

Bild: © IRStone – stock.adobe.com

 

Aventus Maklergruppe mit weiterer Übernahme

Das Versicherungsmaklerbüro Heinz Bittermann in Lichtenfels wird Teil der Maklergruppe Aventus – ehemals Policen Direkt. Das Team um den Gründer Heinz Bittermann mit seiner Expertise vor allem in den Bereichen bAV und bKV als auch der Standort sollen erhalten und ausgebaut werden.

Vor wenigen Wochen hat die Policen Direkt Maklergruppe bekannt gegeben, dass sie künftig unter dem neuen Namen „Aventus Maklergruppe“ auftreten wird. Zwischenzeitlich hat die Gruppe die Volk Versicherungsmakler GmbH und die OVM GmbH übernommen. Nun folgt eine weitere Transaktion: Das Versicherungsmaklerbüro Heinz Bittermann aus Lichtenfels gehört künftig zu Aventus. Das Team des Maklerbüros Bittermann besteht aus drei Versicherungsexperten, einschließlich des Gründers Heinz Bittermann, sowie zwei Vertriebspartnern. Das gesamte Team wie auch der Standort werden erhalten und zukünftig weiter ausgebaut.

Zum Portfolio von Bittermann zählen die Bereiche Vorsorge- und Ruhestandsplanung für Privat- und Unternehmerkunden, insbesondere in den Bereichen betriebliche Altersvorsorge und betriebliche Krankenversicherung. Als Teil der Aventus Maklergruppe werde Bittermann auf ein stetig wachsendes Netzwerk von Experten für verschiedene Branchen und Sparten zugreifen können, wie das Unternehmen mitteilt.

„Die neu hinzugewonnene Expertise in den Bereichen bAV und bKV eröffnet uns zusätzliche Möglichkeiten in der gesamten Gruppe, von denen unsere Kunden profitieren werden“, betont Dr. Ernesto Knein, Geschäftsführer der Aventus Maklergruppe.

„Ich freue mich sehr über den Zusammenschluss mit der Aventus Maklergruppe. Diese Fusion steht für Wachstum und die Erweiterung unserer Fähigkeiten, und eröffnet unseren Kunden Zugang zu einem breiteren Spektrum an Versicherungslösungen und Expertise. Wir sind überzeugt, dass diese neue Konstellation uns ermöglicht, unsere Kunden noch besser zu betreuen. Die Kombination aus lokaler Vertrautheit und der Stärke eines großen Netzwerks verspricht das Beste aus beiden Welten“, erklärt Heinz Bittermann. (tik)

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Bild: © Mikael Damkier – stock.adobe.com

 

Wetterextreme: So bleiben Sachversicherer profitabel

Die deutschen Versicherer rechnen 2024 mit einer hohen Schadenbilanz durch Naturgefahren. Doch das sei kein statistischer Ausreißer, sondern neue Realität, meint das Beratungsunternehmen Simon-Kucher. Wie schaffen es Sachversicherer, dennoch profitabel zu wirtschaften?

Die jüngsten Schätzungen der Schadenbilanz durch Naturgefahren verheißen nichts Gutes. Denn nach einem schadenreichen ersten Halbjahr rechnen die deutschen Versicherer für das gesamte Jahr 2024 mit Naturgefahrenschäden von mindestens 7 Mrd. Euro. Für die ersten sechs Monate 2024 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) bereits Naturgefahrenschäden in Höhe von 3,9 Mrd. Euro erfasst. Die meisten Schäden davon, nämlich rund 2,7 Mrd. Euro, entfielen auf die Naturgefahren Überschwemmungen und Starkregen.

„Die Schadenstatistiken der Versicherer belegen es: Die steigenden Kosten für Kfz-Versicherungen, Wohngebäude- und Hausratversicherungen sind keine statistischen Ausreißer. Aufgrund zunehmender Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse handelt es sich vielmehr um langfristige Trends. Versicherer sollten jetzt aktiv werden“, sagt Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher, eine globale Unternehmensberatung mit über 2.000 Mitarbeitern in 30 Ländern weltweit.

Beitragsanpassungen richtig angehen

Doch wie können Versicherer angesichts zunehmender Wetterextreme profitabler werden? Zunächst läge es laut Schmidt-Gallas nahe, an der Beitragsschraube zu drehen, um die Wirtschaftlichkeit der Sparte abzusichern. „Versicherer sollten aber Folgendes beachten: Die Schäden steigen sprunghaft an – und zwar nicht einmalig, sondern wiederkehrend. Bei Beitragsanpassungen heißt es deshalb: Immer wieder grüßt das Murmeltier – natürlich nicht täglich, aber in den betroffenen Sparten künftig mindestens einmal pro Jahr. Die notwendigen Beitragsanpassungen müssen austariert werden mit der Tragfähigkeit beim Kunden“, rät der Experte. Denn die Beiträge könnten nicht unendlich oft erhöht werden. Irgendwann sei das Potenzial ausgeschöpft und das Ceiling erreicht. Beim Pricing komme es daher auf eine clevere Strategie an – um auf der einen Seite den profitabelsten Preis zu treffen und auf der anderen Seite Storno zu vermeiden. „Ein vorsichtiges Vorgehen sei vor allem dann gefragt, wenn wie im Fall der Sparte Wohngebäudeversicherung Beitragsanpassungen zu selten durchgeführt wurden und zu gering ausgefallen seien“, so Schmidt-Gallas.

Innovatives Produktdesign entwickeln

Neben richtig umgesetzten Beitragsanpassungen ist ein innovatives Produktdesign ein Schlüssel dafür, die Profitabilität zu sichern, empfiehlt der Versicherungsexperte weiter. Das richtige Produktdesign könne Versicherern helfen, die verschiedenen Zahlungsbereitschaften der unterschiedlichen Kundengruppen gezielt zu nutzen. „Um mit dieser Strategie erfolgreich zu sein, sollten die Versicherer allerdings bestimmte Faktoren beachten. Dazu gehört ein Omnichannel-Ansatz, genauso wie einfache Entscheidungsoptionen, zum Beispiel in Form von automatischen Anpassungen, individuell anpassbaren Zusatzbausteinen und Selbstbehalten, die unter anderem die unterschiedlichen Risikopräferenzen der Kunden berücksichtigen, oder der smarte Einsatz von Limite. Außerdem kann der Bestand mit cleveren Produktdesigns auf neue, vorteilhafte Produkte umgestellt werden“, erklärt Schmidt-Gallas. 

Auf den Wertverkauf setzen 

„Aus unseren Kundenprojekten wissen wir, dass eine wertorientierte Kundensegmentierung die Combined Ratio verbessern und die Profitabilität erhöhen kann“, sagt Schmidt-Gallas. Versicherer sollten im Rahmen dieser Strategie eine segmentspezifische Kundenansprache und -betreuung einführen. Verkaufstools könnten helfen, die Kunden entsprechend ihrer Zahlungsbereitschaft anzusprechen – und durch umfassendes Value-Selling und Verhandlungsschulungen kann der Vertrieb gezielt unterstützt werden. Und das übergeordnete Ziel sollte dabei stets sein, den Wert des Produkts und nicht den Preis in den Mittelpunkt zu stellen, schließt Simon-Kucher. (as)

Bild: © BIB-Bilder – stock.adobe.com

 

Haftpflichtkasse verkündet Rekordergebnis für Jubiläumsjahr

Die Haftpflichtkasse hat ihr Geschäftsergebnis für das vergangene Jahr präsentiert. Demnach konnte der Maklerversicherer das Jahr 2023 mit einem Rekordergebnis beenden. Der scheidende Vorstandsvorsitzende Roland Roider sieht angesichts der Zahlen das Haus als „gut bestellt“ an.

Die Haftpflichtkasse blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Nicht nur konnte der Sach- und Unfallversicherer im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Firmenjubiläum feiern – zusätzlich konnte das Geschäftsjahr auch noch mit einem Rekordergebnis beendet werden, wie der Versicherer aus Roßdorf bei Darmstadt meldet.

So stiegen die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr um 4,2% im Vergleich zum Vorjahr auf 256 Mio. Euro. Das versicherungstechnische Nettoergebnis weist einen Überschuss von 28,2 Mio. Euro auf, das Gesamtergebnis einen Jahresüberschuss nach Steuern von 24,9 Mio. Euro.

Auch die Zahl der Versicherungsverträge mit Laufzeit von mindestens einem Jahr hat sich erhöht. Sie wuchs von 2,36 Millionen im Vorjahr auf mehr als 2,4 Millionen Verträge. Die Combined Ratio unter Berücksichtigung der Abwicklung der Vorjahresrückstellungen stieg von 80,5% auf 87,4%.

Generationswechsel im Vorstand steht bevor

Der scheidende Vorstandsvorsitzende Roland Roider sieht das Unternehmen gut für die Zukunft aufgestellt. „Das Jahresergebnis stärkt die Substanz der Haftpflichtkasse und sichert die Finanzierbarkeit umfangreicher Investitionen in die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Das Haus ist gut bestellt“, kommentiert Roider.

Roider wird den Versicherer zum Ende des Jahres verlassen. Er hatte im Juni verkündet, sein Mandat vorzeitig abzugeben, um frühzeitig den Generationswechsel in der Führung des Versicherers anzustoßen. Zum 01.09.2024 wird Dr. Frank Welfens, der von der WGV Versicherung kommt, den Vorstandsvorsitz der Haftpflichtkasse übernehmen. (js)

Bild: © Die Haftpflichtkasse

 

Die neue Rangliste der Maklerpools

Die Zeitschrift Cash. hat ihre aktuelle Hitliste der Maklerpools für das Geschäftsjahr 2023 veröffentlicht. Wie die Zahlen zeigen, konnten sich fast alle Unternehmen über ein – häufig deutliches – Wachstum freuen. In diesem Jahr gibt es einen Neueinsteiger, der sich auf Platz 3 in den Top 10 einreiht.

Jedes Jahr präsentiert Cash. die Hitliste der Maklerpools anhand der Geschäftszahlen des Vorjahres. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren bildet der Rohertrag das Kriterium für die Platzierung. Der Rohertrag wird definiert als die Provisionserlöse aus Versicherungs- und Investmentgeschäft sowie sonstige Umsätze abzüglich der Provisionsweiterleitung an die Vertriebspartner. Daneben wurden weitere Kennzahlen inklusive der gesamten Provisionserlöse abgefragt, aber nicht als Rangkriterium herangezogen. In den Jahren davor basierte die Rangliste auf den Provisionserlösen.

Insgesamt 23 Unternehmen haben im Rahmen der aktuellen Erhebung Auskunft über ihre Zahlen gegeben – 21 davon auch im Hinblick auf den Rohertrag. Qualitypool und die vfm Gruppe haben hierzu keine Angaben gemacht und sind deshalb ohne Platzierung in der Tabelle aufgeführt. Einige Pools wie etwa blau direkt oder WIFO verzichteten auf eine Teilnahme.

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 für Pools

Konnten im Geschäftsjahr 2022 nur knapp die Hälfte der Pools und Servicegesellschaften zulegen, ist das Jahr 2023 für fast alle Unternehmen erfolgreich verlaufen – trotz der schwierigen allgemeinen Rahmenbedingungen insbesondere zu Jahresbeginn. So verzeichneten nahezu alle der befragten Pools 2023 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung des Rohertrags. Bei 40% der Unternehmen bewegte sich der Zuwachs sogar im zweistelligen Bereich. Lediglich die [pma:] und Midema verbuchten keine Steigerung des Rohertrags.

Fonds Finanz weiter an der Spitze

Die Rangliste der Pools wird abermals angeführt von der Fonds Finanz. Der Rohertrag des Münchener Maklerpools stieg im Vergleich zu 2022 um 16,9% auf 65,8 Mio. Euro. Die Provisionserlöse aus den Geschäften, die über Fonds Finanz abgewickelt wurden, beliefen sich im Jahr 2023 auf insgesamt 287,5 Mio. Euro. Im Jahr 2022 waren es noch 254,3 Mio. Euro. „Das Geschäftsjahr 2023 war für die Fonds Finanz ein Jahr des kontinuierlichen Wachstums“, wird Geschäftsführer Norbert Porazik von Cash. zitiert. Auch die Kooperation mit dem Deutschen Maklerverbund habe sich laut Porazik als wichtiger Schritt erwiesen.

Jung, DMS & Cie. auf Platz 2

Rang 2 belegt wie in der Hitliste des vergangenen Jahres Jung, DMS & Cie. aus München. Das Unternehmen erhöhte seinen Rohertrag um knapp 11% auf 52,9 Mio. Euro. „Insbesondere das erste Halbjahr 2023 war vor dem Hintergrund der Energiekrise, steigenden Zinsen und höheren Lebenshaltungskosten für den Finanz- und Versicherungsvertrieb sehr herausfordernd“, erklärte Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender von JDC, gegenüber Cash.

Neueinsteiger VEMA erklimmt Rang 3

Die Hamburger Netfonds Gruppe muss ihren 3. Platz aus dem Vorjahr an ein Unternehmen abtreten, das zum ersten Mal in der Hitliste der Maklerpools vertreten ist: die VEMA Versicherungsmakler Genossenschaft eG. Wie es von Cash. dazu heißt, habe die VEMA die Funktion eines Pools, hatte aber bislang nicht an der Erhebung teilgenommen, da ihr Geschäftsmodell bzw. der Abrechnungsweg von den klassischen Maklerpools abweiche und ihre Ergebnisse somit nur teilweise vergleichbar seien.

In diesem Jahr habe die VEMA aber ihre Zahlen gemeldet und wurde trotz der Besonderheiten in die Rangliste aufgenommen, da der Rohertrag als entscheidende Kennzahl durchaus mit den klassischen Pools vergleichbar sei, so die Begründung von Cash. „Im Wesentlichen erhalten die Versicherungsmakler bei unserem Geschäftsmodell die Courtage direkt von den Versicherern. Wir erhalten eine Anteilscourtage von den Versicherern im Schnitt von rund 10%, bezogen auf das Courtagevolumen des Maklers“, erläutert Hermann Hübner, Vorstandsvorsitzender der VEMA. Diese „Overhead-Courtagen“ würden wirtschaftlich dem Rohertrag entsprechen. Daneben betreibe die VEMA auch einen kleinen Pool und habe noch Erträge aus sonstigen Dienstleistungen. Die direkt vereinnahmten „Overhead-Courtagen“ der VEMA und der Provisionsüberschuss des Pools beläuft sich auf einen Rohertrag von rund 41 Mio. Euro.

Die weiteren Maklerpools in den Top 10

Netfonds reiht sich hinter der VEMA auf Platz 4 ein mit einem Rohertrag von 36,6 Mio. Euro vor der 1:1 Assekuranzservice auf Rang 5 mit einem Rohertrag von 17,75 Mio. Euro. Platz 6 geht an den Oberurseler Maklerpool BCA, der sich damit gegenüber dem Vorgänger-Ranking wieder vor Fondsnet schiebt, das auf Platz 7 landet. Rang 8 belegt FondsKonzept vor der Kerpener verticus Finanzmanagement AG auf Platz 9, die gegenüber dem Vorjahr einige Plätze aufholen kann. Rang 10 geht an die DEMV Deutsche Maklerverbund GmbH. Die DEMV verbuchte mit einem Zuwachs des Rohertrags um 59% gegenüber 2022 das größte Wachstum aller Pools der Rangliste.

Zuversicht mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr

Wie die Erhebung von Cash. weiter zeigt, blicken die Pools optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr. 86% der Unternehmen und damit fast zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr rechnen für 2024 mit einer Steigerung des Rohertrags. Kein Pool geht von einem rückläufigen Geschäft aus.

Die vollständige Cash. Hitliste der Maklerpools 2024 findet sich hier. (tik)

Bild: © MikeCS images – stock.adobe.com

 

MRH Trowe mit neuem Regionalleiter im Bereich Corporate

Der Industriemakler MRH Trowe hat einen neuen Leiter für das Corporate Geschäft in der Region West. Sven Dohlen wird die Position übernehmen und damit für die Bestandsentwicklung und Kundenbetreuung in der für das Unternehmen wichtigen Region zuständig sein. Er kommt von der Ecclesia-Gruppe.

Ab dem 01.09.2024 wird Sven Dohlen die Leitung des Corporate-Geschäfts in der Region West beim Industriemakler MRH Trowe übernehmen. Der 49-jährige erfahrene Manager wird für die Bestandsentwicklung und Kundenbetreuung unter anderem an den Standorten Düsseldorf, Solingen und Mönchengladbach verantwortlich sein. Ebenfalls zu Dohlens Aufgaben wird die Integration in der für MRH Trowe umsatzstarken Region tätigen Tochtergesellschaften und die aktive Weiterentwicklung des Geschäftsbereichs Corporate unter Führung des MRH Trowe Vorstands Max Trowe gehören.

Dohle, der seit fast zweieinhalb Jahrzehnten in der Versicherungsbranche tätig ist, wechselt zu MRH Trowe von der Ecclesia-Gruppe. Zuvor war er unter anderem Geschäftsführer in der Aventio-Gruppe. (js)

Bild: © MRH Trowe

 

BaFin gibt grünes Licht für Fusion von Barmenia und Gothaer

Die BaFin hat der Fusion der Versicherer Barmenia und Gothaer zugestimmt. Nun fehlt nur noch der Eintrag ins Handelsregister, damit der Zusammenschluss gültig ist. Das neue Unternehmen wird in die Top 10 der größten Versicherungsunternehmen hierzulande avancieren.

Die Finanzaufsicht BaFin hat die Fusion der Versicherer Barmenia und Gothaer zur BarmeniaGothaer genehmigt. Damit hat das Projekt beinahe alle Hürden genommen. Lediglich der Eintrag des gemeinsamen Unternehmens ins Handelsregister fehlt noch, um die Fusion abzuschließen. Dieser, und damit das sogenannte Closing, werden für Anfang September erwartet, wie die Gothaer bekannt gibt. Der Zusammenschluss wird dann rückwirkend zum 01.01.2024 gültig.

Neues Unternehmen in Top 10 der deutschen Versicherungskonzerne

Mit dem Zusammenschluss avanciert die BarmeniaGothaer zu einem Top-10-Versicherer mit einem jährlichen Prämienvolumen von rund 8 Mrd. Euro, heißt es in der Mitteilung. Die Gothaer liegt bisher mit 4,9 Mrd. Euro Prämieneinnahmen im Jahr auf Rang 15 der größten Versicherungsunternehmen in Deutschland. Die Barmenia kommt mit 3,1 Mrd. Euro im Jahr auf Platz 21.

Bekannt gegeben hatten die beiden Versicherer ihren geplanten Zusammenschluss Ende September letzten Jahres. Die Fusionsverträge unterzeichneten die Vorstände im Juli. Darin ist auch die Struktur der neuen Versicherungsgruppe festgelegt. Die Obergesellschaft der neuen Gruppe, die die aktiven Gesellschaften kontrollieren wird, ist die Barmenia Gothaer Finanzholding in Köln. Die Gothaer hält 64% der Anteile der neuen Holding, die Barmenia 35%. Trotzdem soll die kleinere Barmenia dadurch nicht benachteiligt werden. Die Parität ist in der Satzung der künftigen Finanzholding fest verankert, alle wichtigen Entscheidungen werden einstimmig getroffen, betont man in der Mitteilung.

Beschäftigungs- und Standortgarantie für Belegschaft

Mit dem Closing im September wird auch die Zusammenführung der Lebensversicherer vollzogen, heißt es vonseiten der Unternehmen. Damit wird der gesamte operative Geschäftsbetrieb, insbesondere der Bestand der Barmenia Lebensversicherung a.G., auf die Gothaer Lebensversicherung AG übertragen. Direkt im Anschluss wird die Barmenia Lebens a. G. auf die Barmenia Versicherung a. G. verschmolzen. Die Kunden werden über diese Änderung im September schriftlich informiert werden.

Zudem wird mit dem Closing auch die Verschmelzung der Gothaer Kranken auf die Barmenia Kranken angestoßen. Der Prozess werde bis zu drei Jahre dauern und keinerlei Auswirkungen auf den Versicherungsschutz oder die Prämien der Kunden haben.

Die Belegschaft erhält ab dem Closing eine dreijährige Beschäftigungsgarantie. Zudem sollen die beiden Standorte Wuppertal und Köln unverändert erhalten bleiben. (js)

Bild: © Gothaer/Barmenia, (v.l.n.r.) Dr. Andreas Eurich und Oliver Schoeller bei der Unterzeichnung der Fusionsverträge