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Assekuranz Sach allgemein

„Ich bin der Meinung, dass man jedes Boot versichern kann“

Immer mehr Menschen erfüllen sich den Traum vom eigenen Boot. Ob nun Katamaran oder Yacht: Auf einen passgenauen Versicherungsschutz kommt es an. Welche Risiken es abzusichern gilt und was darüber hinaus zu beachten ist, erläutert der Spezialmakler und Jetski-Fan Norman Nammert.

Interview mit Norman Nammert, Inhaber der NAMMERT Versicherungen
Herr Nammert, Sie sind auf Boots- und Yacht­versicherungen spezialisiert. Sind Sie selbst auch ein Wassersportfan?

Und wie! Ich bin in Mecklenburg geboren und in Brandenburg aufgewachsen. Das Wasser gehört also zu meinem Leben dazu. In der Schule habe ich Segeln gelernt und 2005 hat es mich das erste Mal auf einen Jetski gezogen. Seitdem bin ich dem Jetskisport verfallen und war auf vielen Rennen am Start und wurde mit meinem Rennteam 2016 Europameister. Durch meine Mutter war ich auch immer in Kontakt mit der Versicherungsbranche, sie selbst war sehr erfolgreiche Versicherungsagentin. Mit dem Einzug des eigenen Jetski entstand auch die Idee, Wassersportversicherungen zu verkaufen und damit Hobby und Beruf zu vereinen.

Welche Versicherungen zählen denn zu Ihrem Portfolio?

Angefangen hat es bei mir mit der Jetskiversicherung, schnell stieg die Nachfrage nach weiteren Versicherungsprodukten für Wassersportfahrzeuge. Wir bieten das klassische Versicherungspaket für Boote und mittlerweile auch Schutz für E-Foils, Elektroboote und Rennboote. Dazu gehören selbstverständlich die Haftpflicht, aber auch Kasko, Rechtsschutz und die Insassenunfallversicherung. Auch für Charterfahrzeuge haben wir die passenden Produkte.

Was sollte eine Bootsversicherung denn umfassen?

Es wundert mich nach wie vor, dass es keine Pflichtversicherung auf deutschen Gewässern gibt. Daher gehört eine Haftpflichtversicherung für mich zur Grundausstattung. Jeder Bootseigner sollte für sein Fahrzeug eine Haftpflicht abschließen, die eine höchstmögliche Deckungssumme anbietet. Bei uns beträgt sie 50 Mio. Euro. So sind neben den gängigen Sachschäden bei Personenschäden auch die resultierenden finanziellen Folgeschäden weiträumig abgedeckt. Daneben ist der Schutz des eigenen Bootes wichtig. Mitversichert sollten auf jeden Fall die Elementarschäden sein. Die zunehmenden klimatischen Änderungen treffen nicht nur Gebäudeeigentümer: Gerade 2023 gab es viele beschädigte Boote durch die Ostsee-Sturmflut. Zudem nehmen Diebstahlschäden wieder zu. Dabei ist es wichtig, nicht nur den Diebstahl des kompletten Bootes zu versichern. Auch das Entwenden von Motoren ist nach wie vor ein Hauptaugenmerk der Diebe. Hier bietet nur die Vollkasko Versicherungsschutz. Mit enthalten sind hier auch jegliche Kollisionsschäden am Rumpf. Selbst der erfahrenste Bootsfahrer hat schon mal eine Grund­berührung gehabt. Schäden an der Schraube gehören gerade zur Hauptsaison zu unserem Arbeitsalltag.

Und gegen welche Risiken sollten sich Bootsbesitzer darüber hinaus zusätzlich absichern?

Darüber hinaus ist es sinnvoll, auch eine Rechtsschutz- und Insassenunfallversicherung abzuschließen. Nicht jeder gängige Rechtsschutz bietet eine Deckung für Wassersportfahrzeuge, immer härter werden aber die Sanktionen auf dem Wasser. Hier bieten wir eine Lösung und kompetenten Rechtsbeistand über unsere Partner. Die Unfallversicherung tritt ein, wenn der Besatzung an Bord etwas zustößt. Normalerweise muss man hier ganz differenziert und umständlich versicherte Personen angeben. Mit unserem Premium-Tarif sind alle Insassen des Bootes mitversichert, egal ob Familienangehörige oder gute Freunde.

Wo lauern Ihrer Erfahrung nach Deckungslücken?

Wie bei allen Versicherungen ist der Kunde derjenige, der über seinen Schutz bestimmt. Wir als Versicherungsexperten können ihm beratend beistehen und bei der Entscheidungsfindung helfen. Wir bearbeiten täglich Schadenfälle, die verschiedenste Ursachen haben. Diese Praxiserfahrung bringen mein Team und ich bei unseren Beratungsgesprächen mit ein. Viele Kunden kommen zu uns und wünschen sich eine Diebstahlversicherung, die grundsätzlich in der Teilkaskoversicherung abgesichert ist. Oft wird jedoch vergessen, dass der Teildiebstahl wie z. B. der Verlust des Außenborders, dort nicht mitenthalten ist. Hier bietet ausschließlich die Vollkaskoversicherung einen passenden Schutz. Das öffnet regelmäßig die Augen des Kunden. Auch sollte immer darauf geachtet werden, dass nicht nur der Zeitwert versichert ist, sondern es sich um eine feste Taxe handelt. Sprich: Das, was selbst mal bezahlt wurde, soll im Worst Case auch von der Versicherung getragen werden. Am besten ist diese feste Taxe dann auch zeitlich unbegrenzt, auch hier gibt es Unterschiede in den einzelnen Tarifen.

Für welche Boote gibt es Policen, welche lassen sich dagegen nicht oder nur schwer versichern?

Ich bin der Meinung, dass man jedes Boot versichern kann. Das sehen viele Mitbewerber und auch Versicherungsgesellschaften nicht zwingend genauso. Gerne wird der Vergleich zum Auto genommen, aber ganz so einfach ist es mit der Bootsversicherung dann doch nicht. Die Boote sind viel individueller und die vorhandene Stückzahl viel geringer, als man es mit der Kfz-Branche vergleichen kann. Daraus resultiert vor allem, dass Versicherer ihre Aufmerksamkeit sehr viel lieber potenziell risikoärmeren Booten widmen. Das erschwert vorrangig Eignern von sehr alten Booten, sehr schnellen Booten, Jetskis und Eigenbauten, eine gescheite Versicherung zu finden. Vor ebenjenem Problem stand ich 2013 mit meinem Jetski auch und habe mich daher entschieden, unsere Produkte grundsätzlich auch für diese Fahrzeuge anzubieten.

Wie beurteilen Sie das Angebot auf dem Markt?

Der Markt hat sich in den letzten vier Jahren breiter aufgestellt. Die Bootsversicherung ist immer noch eine Nische und wird nicht von allen Gesellschaften angeboten. Die Unterschiede bestehen zumeist in den angebotenen Produkten. Die Tarifspanne ist meist begrenzt, sodass z. B. die Staffelung zwischen Teil- und Vollkasko nicht überall angeboten wird. Die Deckungssummen in der Haftpflicht haben eine breite Spanne, von 7,5 Mio. Euro bis zu 50 Mio. Euro. Hinzu kommt, dass nicht jedes Fahrzeug bei jedem Versicherer den passenden Schutz erhält. Eine Grenze bilden hier unter anderem Boote, die älter als 20 Jahre sind, eine PS-Leistung von über 250 oder den Wert von 250.000 Euro übersteigen.

Ein Highlight, das vermehrt durch die Kunden angefragt wird, ist das weltweite Fahrtgebiet. Hier gelangen viele Versicherungsanbieter nicht nur an geografische Grenzen. Die Hurrikan-Zeit stellt ein großes Problem dar. Große Versicherer, die weltweiten Schutz in der Kasko anbieten, haben einen zeitlichen Ausschluss von einem halben Jahr. Ansonsten sind die Produkte in den letzten vier Jahren immer ähnlicher geworden. So können Beiboot und Trailer nahezu immer mitversichert werden.

Wie haben sich denn die Prämien zuletzt entwickelt?

Wie in allen Versicherungsbereichen sind auch die Prämien in der Bootsversicherung gestiegen. Prozentual fiel der Anstieg in der Kaskoversicherung höher aus als etwa im Bereich Kfz. Wenn man hier ein Verhältnis ziehen möchte, ist schnell erkennbar, dass es weniger Boote gibt. Jedoch sind die zu versichernden Werte entsprechend höher. Weniger Risiken zu höheren Versicherungssummen ergeben entsprechende Zahlungen bei Schadenfällen.

Wie sieht es mit dem Thema Schadenregulierung aus?

Die Schadenregulierung ist umfangreicher geworden. Vor allem die Meldungen an Haftpflichtschäden ist in den letzten Jahren gestiegen. Erhöhte Schadenleistungen fallen in den letzten Jahren bei Jetskis an. Diese bestehen aus einer Hülle, die umständlich zu reparieren ist. Der einfache Kollisionsschaden wird dadurch schnell zum wirtschaftlichen Totalschaden.

Dazu kommt, dass mit steigender Schadenhäufigkeit die internen Prüfphasen von Rechnungen etc. länger werden. Wir selbst haben viel Handhabe in der Schadenbearbeitung, sodass die vorrangige Korrespondenz über mein Büro läuft. Hier arbeiten nicht nur Versicherungsexperten, sondern auch eine ausgebildete Bootsgutachterin. Jeder Schadenfall ist sehr individuell und bedarf eines strukturierten Handlings. Eine Dunkelverarbeitung kann bei unserer Sparte nicht angewandt werden.

Können Sie sich an kuriose Schadenfälle erinnern?

Kuriose Fälle erreichen uns immer wieder. Vorrangig handelt es sich um Diebstähle, bei denen die Täter entweder unheimlich dreist oder sehr versiert vorgegangen sind. So wurde 2023 aus einer Ostsee­marina eine komplette Jeanneau Prestige entwendet. Niemand vor Ort hat den Diebstahl mitbekommen. Die Yacht ist weg und ward nie mehr gesehen. Im Nachhinein teilte uns das Kompetenz­zentrum Bootskriminalität aus Konstanz mit, dass gerade komplette Yachten als Transportmittel für den internationalen Drogenschmuggel nach Nordeuropa eingesetzt werden.

Kooperieren Sie auch mit anderen Maklern?

Wir kooperieren mit mehr als 2.000 Maklerhäusern. Die meisten Pools sind mit uns verbunden. Einen unverbindlichen Zugang erhalten Sie am schnellsten über unsere Website.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2025 und in unserem ePaper.

Bild: © NAMMERT

 
Ein Interview mit
Norman Nammert

Die Kompositversicherer mit den zufriedensten Kunden

Wie zufrieden sind Kunden mit ihren Versicherern? Eine Studie von ServiceValue in Kooperation mit dem Tagesspiegel gibt u. a. Aufschluss darüber, welche Kompositversicherer Kunden derzeit besonders überzeugen. Untersucht wurden zudem noch 16 weitere Kategorien in Sachen „Beste Finanzdienstleister“.

Basierend auf über 53.000 Verbraucherurteilen zu insgesamt 415 Unternehmen und Anbietern aus 17 Kategorien hat ServiceValue in Kooperation mit dem Tagesspiegel untersucht, mit welchen Geldinstituten und Versicherern Kundinnen und Kunden besonders zufrieden sind. Denn Gründe, den Finanzdienstleister zu wechseln, gibt es viele: hohe Kontoführungsgebühren, ungünstige Versicherungskonditionen oder ein unbefriedigender Service.

Zunächst ein Blick auf den Gesamtsieger: Die bestbewerteten Anbieter der gesamten Studie stammen aus der Kategorie „Krankenkassen“. Hier darf sich die TK – Die Techniker mit einem Mittelwert von 2,42 Sieger nennen, gefolgt von VIACTIV (2,43), BARMER und SBK (jeweils 2,44).

Besonders interessant dürfte für Maklerinnen und Makler etwa auch die Kategorie der „Kompositversicherer“ sein. Wer hat es laut der nun zum zweiten Mal durchgeführten Studie „Deutschland-Monitor – Finanzdienstleister“ in dieses Ranking geschafft?

Diese Kompositversicherer bewerten die Kunden am besten

Folgend finden sich die neun Anbieter mit den fünf besten Unternehmensmittelwerten laut Studie. Spitzenreiter in der Kategorie „Kompositversicherer“ ist die Allianz (2,50). Es folgen ARAG (2,51) sowie CosmosDirekt (2,51) und dann ADAC Versicherungen (2,52).

Mit einem Wert von 2,53 finden sich auch DEVK, R+V sowie GEV Grundeigentümer-Versicherung im Ranking. Den fünftbesten Wert dürfen ERGO (2,54) und HUK-COBURG (2,54) für sich verbuchen.

Weitere Anbieter aus dieser Kategorie, weitere Informationen und die vollständigen Rankings der anderen Kategorien aus der Studie „Deutschland-Monitor – Finanzdienstleister“ gibt es unter servicevalue.de/ranking/beste-finanzdienstleister.

Zur Auswertung der Studie

Der Studie basiert ServiceValue zufolge auf einer eigeninitiierten und unabhängigen Verbraucherbefragung. Gefragt wurde: „Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Angeboten und Leistungen von [Finanzdienstleister XY] als [Kategorie XY]?“

Anhand einer fünfstufigen Antwortskala ergibt sich aus allen abgegebenen Urteilen und für jeden untersuchten Finanzdienstleister ein individueller, ungewichteter Mittelwert. Das innerhalb seiner Kategorie bestbewertete Drittel der Anbieter erhält die Auszeichnung „Beste Finanzdienstleister“. Die Anzahl der ausgezeichneten Unternehmen je Kategorie entspricht aber nicht zwingend dem Drittel aller Unternehmen und Anbieter einer Kategorie. Denn ausgezeichnet werden die Finanzdienstleister, deren empirischer Mittelwert niedriger als der beste empirische Mittelwert zzgl. des Drittels der Differenz zwischen dem besten und dem schlechtesten Mittelwert innerhalb einer Kategorie liegt. (lg)

 

GDV peilt für 2025 „schwarze Null“ in der Kfz-Versicherung an

Die Beitragseinnahmen der deutschen Versicherungswirtschaft sind im Jahr 2024 um 5,3% gewachsen. Auch für 2025 Jahr prognostiziert der GDV ein Beitragsplus von 5%. Beim „Sorgenkind“ Kfz-Versicherung erhofft sich der Branchenverband für das laufende Jahr eine schwarze Null.

„Überwiegend erfreulich“ – das ist das Fazit des Präsidenten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), Norbert Rollinger, für das Geschäftsjahr 2024. Am Donnerstag, den 13.02.2025, stellte der Branchenverband während seiner Jahresmedienkonferenz die wichtigsten Zahlen des vergangenen Jahres vor. „Über alle Sparten hinweg rechnen wir mit einem Plus von 5,3%“, erklärt Rollinger. Insgesamt verzeichnete die Versicherungswirtschaft einen Beitragszuwachs von 238 Mrd. Euro. Man sei zuversichtlich, dass die „Talsohle“ der letzten schwierigen Jahre nun überwunden sei.

Kfz-Versicherung mit rund 2 Mrd. Euro Defizit im Jahr 2024

Im Schaden- und Unfallgeschäft kletterten die Beitragseinnahmen infolge der Inflationsentwicklung der Vorjahre um 7,8% auf 92 Mrd. Euro. Anders als im Vorjahr seien die Schäden im Jahr 2024 jedoch langsamer gestiegen als die Beitragseinnahmen, was darin resultierte, dass die Schaden- und Unfallsparte insgesamt einen versicherungstechnischen Gewinn von rund 1,9 Mrd. Euro eingefahren hat.

Dabei konnte der Rest der Sparte das Ergebnis im Kfz-Bereich ausgleichen. „In der Kfz-Versicherung haben wir immer noch einen versicherungstechnischen Verlust von rund 2 Mrd. Euro, das ist aber eine Verbesserung vom Vorjahr“, kommentierte Rollinger. Die Schaden-Kosten-Quote, oder Combined Ratio, lag für die gesamte Kfz-Versicherung im Jahr 2024 bei 106% – das bedeutet, für jeden eingenommenen Euro gaben die deutschen Kfz-Versicherer 1,06 Euro aus. Im Jahr 2023 lag die Combined Ratio bei 111,3%.

„Trotzdem erwarten wir für das Jahr 2025 ein Wachstum von 7,5% [in der Schaden- und Unfallversicherung]“, so Rollinger. „Das liegt vor allem daran, dass wir in der Kfz-Versicherung ein weiteres Wachstum von Beitragseinnahmen im zweistelligen Bereich prognostizieren.“

Sollten keine unvorhergesehenen Großschadensereignisse eintreten, erwarte der Branchenverband, dass das „Sorgenkind“ der Versicherungsbranche, die Kfz-Versicherung, im laufenden Jahr wieder eine schwarze Null einfahren könnte.

Demografie macht sich bei laufendem Beitrag in der LV bemerkbar

In der Lebensversicherung erwartet der GDV, dass sich im laufenden Jahr steigende Löhne, rückläufige Inflationsraten und die aktuelle Zinsentwicklung positiv bemerkbar machen, und rechnet mit einem Beitragswachstum von 1,3% auf knapp 96 Mrd. Euro. Vor allem das Einmalgeschäft ist Treiber für das Wachstum. Hier prognostiziert der Verband ein Plus von 4,8%.

Das vergangene Jahr war „eine Wende zum Besseren“ in der Lebensversicherung, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen während des Pressegesprächs. So stiegen die Beitragseinnahmen um 2,6% auf rund 94 Mrd. Euro an. Das Einmalgeschäft verbesserte sich um rund 10% gegenüber dem Vorjahr, während die Beitragseinnahmen beim laufenden Beitrag um 0,2% zurückgingen. Das ist vor allem demografiebedingt, so Asmussen. Es laufen mehr Verträge aus, als neue hinzukommen.

Für die private Krankenversicherung prognostiziert der GDV ein Beitragsplus von 7,5% auf 56 Mrd. Euro im laufenden Jahr. Für das Jahr 2024 verzeichnete die Sparte Zuwachs von 6,3% mit Beitragseinnahmen von knapp 52 Mrd. Euro.

Das fordert der GDV von einer neuen Bundesregierung

Neben den wichtigsten Zahlen des vergangenen Jahres und Prognosen für das laufende Jahr präsentierte der Branchenverband auch seine dringlichsten Forderungen an die Politik, angesichts der kürzlich anstehenden Bundestagswahl.

Vor allem in der Altersvorsorge seien Reformen dringend notwendig. Doch ein Blick in die Wahlprogramme der einzelnen Parteien zeige, dass die Ambitionen hier eher „gering“ seien, so Asmussen – anscheinend um ältere Wahlberechtigte, die die Hälfte der wahlberechtigten Bundesbürger darstellen, nicht zu verprellen. Der Branchenverband bekräftigte seine Forderung nach einer umfassenden Reform, sowohl in der gesetzlichen Rentenversicherung als auch in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. „Die Last des demografischen Wandels muss klug auf alle drei Säulen verteilt werden“, so Asmussen. Die Reformvorschläge, die im letzten Jahr auf dem Tisch waren, enthielten „vielversprechende“ Ideen, die nun von einer künftigen Regierung schnell aufgegriffen werden müssen.

Auch des Themas Elementarschutz muss sich eine neue Bundesregierung so schnell wie möglich annehmen, so der Verband. Vor allem Präventionsmaßnahmen müssen hier in den Vordergrund gestellt werden. Nur so können Elementarrisiken auf lange Zeit versicherbar bleiben. Der Verband betonte erneut, dass eine Pflichtversicherung aus Sicht des GDV nicht zielführend sei.

GDV will deutsche Wirtschaft besser vor Cyberrisiken schützen

Als besorgniserregend sieht der Branchenverband die Cyberrisiken, denen Unternehmen in Deutschland ausgesetzt sind. Cyberrisiken bestimmen die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland maßgeblich mit. Viele Unternehmen sind schlecht gegen Cyberangriffe geschützt, unter kleinen und mittleren Unternehmen sind zwei Drittel sogar so schlecht auf eventuelle Cyberangriffe vorbereitet, dass die „kaum versicherbar“ seien, so der Verband.

Gleichzeitig seien Versicherer aufgrund hoher potenzieller Schäden zurückhaltend bei der Zeichnung. Die Sparte wächst weniger schnell als prognostiziert, im Jahr 2024 dürften die Einnahmen nur noch einstellig gewachsen sein.

Der Branchenverband fordert eine zentrale Stelle, wo ein Expertengremium kontinuierlich Cyberrisiken bewertet, Krisen früh erkennt und schnell reagiert. Außerdem seien Notfallpläne und Reaktionsstrategien vonnöten, damit eine Cyberpandemie die deutsche Wirtschaft nicht unvorbereitet trifft. „Cybersicherheit ist kein Randthema, sie gehört in die Chefetage“, betont Rollinger. Der Verband fordert hierfür ein Public-Private-Partnership-Modell, um auch systemische Risiken im Falle einer groß angelegten Cyberattacke besser abzufedern. (js)

 

 

Welche Sachversicherer punkten bei digitalen Maklerservices?

Versicherungsmakler bewerten bei der Wahl eines Versicherers viele Faktoren – in der privaten Schaden-/Unfallversicherung gewinnen digitale Services zunehmend an Bedeutung. Effiziente Tools und digitale Unterstützung können den Unterschied machen. Doch welche Anbieter überzeugen?

Kompositversicherer haben in den vergangenen Jahren gezielt daran gearbeitet, ihre Prozesse in der Zusammenarbeit mit Versicherungsmaklern zu modernisieren und effizienter zu gestalten. Ziel ist es, mit möglichst nahtlosen digitalen Prozessen sowie neuen IT-Plattformen oder sogar Neugründungen die Arbeit auf beiden Seiten zu erleichtern und Kosten zu reduzieren. Die digitale Kompetenz gerade in einem Breitengeschäft wie es die private Schaden-/Unfallversicherung ist, wird damit zu einem zentralen Differenzierungsmerkmal, das nicht unwesentlichen Einfluss darauf haben kann, mit wem ein Maklerunternehmen oder aber auch ein Maklerpool die Zusammenarbeit sucht.

Zufriedenheit mit den digitalen Services der Schaden-/Unfallversicherer

Aufgrund der stetigen Weiterentwicklung dürften sich Versicherungsmakler zunehmend zufrieden mit den digitalen Maklerservices der Versicherer zeigen. Manchen Versicherern gelingt es aber mehr als anderen, die ungebundenen Vertriebspartner von der Qualität ihrer digitalen Angebote zu überzeugen. Wer dies ist, zeigt die AssCompact Studie „Maklerservice 2024“.

In der Studie werden die Favoriten der Versicherungsmakler in verschiedenen Sparten nach Geschäftsanteilen und Zufriedenheitsplatzierungen in einer Gesamtwertung als auch in verschiedenen Leistungskriterien ermittelt. Vier davon drehen sich um die Zufriedenheit der Versicherungsmakler mit digitalen Services. Diese betreffen die Qualität der digitalen Unterstützung / Prozesse / Tools, des Vermittlerportals, der Beratungs-, Tarif- und Angebotsrechner sowie der digitalen Vertriebsunterstützung / Weiterbildung. Nachstehend fällt der Blick allein auf das Abschneiden der Versicherer in der Schaden-/Unfallversicherung.

Schaden/Unfall: Konzept & Marketing überzeugt in drei digitalen Leistungskriterien

Insbesondere bei den Services kann der Assekuradeur Konzept & Marketing, der im November mit Oakley Capital einen Private-Equity-Investor für sich gewinnen konnte, die Versicherungsmakler überzeugen. Er erreichte in drei digitalen Leistungskriterien die höchste Punktzahl, wenn auch teilweise auf einer Ebene mit anderen Anbietern. Konzept & Marketing war dann auch aufgrund hoher Bewertungen anderer Kriterien der Maklerfavorit in der Sparte Kompositversicherer. Bei der Qualität von Beratungs- und Tariftools rangiert der Assekuradeur auf Platz 7.

Dreimal auf Rang 1 schaffte es auch die VHV. Der Versicherer aus Hannover hatte nur im Bereich der digitalen Vertriebsunterstützung das Nachsehen und landete dort aus Sicht der Befragten auf Platz 9. Wer es des Weiteren jeweils unter die Top 5 geschafft hat, zeigt die nebenstehende Tabelle.

 

Welche Sachversicherer punkten bei digitalen Maklerservices?

 

Ein Großteil der Versicherer, deren digitale Kompetenz von den befragten Versicherungsmaklern besonders geschätzt wird, finden sich auch unter den Top-Favoriten, was die Gesamtzufriedenheit angeht. Allerdings zeigt die Studie auch, dass insbesondere ein Faktor noch mehr zählt als die digitalen Services. Die Kompetenz der persönlichen Ansprechpartner schlägt in der Bedeutung weiterhin die digitalen Angebote – gut also, wer in allen Bereichen bzw. im Gesamtangebot überzeugen kann. (bh)

Zur Studie

Die Online-Befragung zur Studie „AssCompact AWARD – Maklerservice 2024“ wurde vom 10.09.2024 bis 24.09.2024 durchgeführt. Nach einer Qualitätsprüfung flossen die Stimmen von 418 Vermittlern aus der Finanz- und Versicherungsbranche in die Stichprobe ein, die ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur darstellt. Die Studie kann zum Einzelpreis von 3.400 Euro zzgl. MwSt. hier erworben werden.

Informationen zu allen weiteren AssCompact Studien sind unter asscompact.de/studien zu finden.

 

MORGEN & MORGEN analysiert Überschussbeteiligungen 2025

Das unabhängige Analysehaus MORGEN & MORGEN hat die Überschussbeteiligungen von 49 Versicherungsgesellschaften untersucht. Es gab weitere Erhöhungen in diesem Jahr, wenngleich sich die Kennzahl beim Großteil der Versicherer etwa auf dem Niveau des Vorjahres hält.

Bereits Anfang 2023 deuteten erstmals seit langer Zeit erhöhte Überschussdeklarationen auf eine mögliche Trendwende hin, die 2024 dann auch einsetzte, begünstigt durch den anhaltenden Zinsanstieg im Kapitalmarkt. Und auch dieses Jahr gab es weitere Erhöhungen zu verzeichnen, wenngleich auch nicht in der Breite des Vorjahres. So schreibt es das Analysehaus MORGEN & MORGEN in seiner aktuellen Untersuchung zu den Überschussbeteiligungen von 49 Versicherern im Jahr 2025.

Neue Tarifgeneration

Für 2025 hat weniger als die Hälfte der 49 betrachteten Versicherer ihre Überschussbeteiligung erhöht, während ein Unternehmen nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr die Beteiligung leicht gesenkt hat. Der Großteil der Versicherer hält die Überschussbeteiligung auf dem Niveau des Vorjahres. Bei einzelnen Tarifen gibt es abweichende Deklarationen, insbesondere bei neuen Produkten wie Indexpolicen und der „Neuen Klassik“. Hier sind MORGEN & MORGEN zufolge teils höhere Beteiligungen zu verzeichnen.

Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, erläutert zu den Zahlen: „Unabhängig von einer Erhöhung der Deklarationen liegt die Verzinsung bei fast allen Versicherern mittlerweile bei mindestens 2%, während rund ein Fünftel sogar 3% oder mehr erreicht. Das ist eine insgesamt sehr kundenfreundliche Entwicklung.“

Laufende Verzinsung 2025

Im vergangenen Jahr haben 37 Versicherer zum Jahreswechsel ihre Überschussbeteiligung angehoben – dieses Jahr sind es nur noch 18 Gesellschaften. 30 Versicherer halten die Beteiligung an ihren Überschüssen aktuell konstant. Das Niveau der Deklarationen erhöht sich insgesamt minimal.

Die einzelnen Erhöhungen je Versicherer in der Differenz zum Vorjahr variieren von 0,10 bis 0,80 Prozentpunkten. Vier Versicherer knacken mit ihren diesjährigen Erhöhungen die 2%-Marke. Insgesamt bieten damit bis auf drei Gesellschaften alle eine Überschussbeteiligung zwischen 2% und 3,25%. Knapp die Hälfte der Versicherer liegt mit ihren Überschüssen zwischen 2% und 2,5%. 13 Versicherer bieten über 2,5%, bleiben aber unter 3%. 10 Gesellschaften bieten 3% und mehr, zwei davon das Maximum von 3,25%.

Deklarationen im Zeitverlauf

Im Mittel liegen die laufenden Verzinsungen der 49 Gesellschaften 2025 bei 2,5%, im Vorjahr waren es 2,4%. Die höchste Beteiligung an den Überschüssen liegt weiterhin bei 3,25%. Diesen Wert erreichen inzwischen zwei Versicherer, im Vorjahr war es nur ein Versicherer. Die geringste Verzinsung bietet ein Versicherer mit 1,75%. Im Vorjahr war es ein anderer Versicherer mit 1,60%.

Kundenfreundliche Perspektive

Laut MORGEN & MORGEN bringt die stabilisierte Lage am Kapitalmarkt positive Veränderungen für Versicherungsnehmer. Neben höheren Überschussbeteiligungen dürfen Versicherer nun wieder mehr Garantien aussprechen. Erstmals seit über 30 Jahren wurde der Höchstrechnungszins 2025 wieder angehoben – von 0,25% auf 100%. Das bedeutet, dass Versicherer in ihren Tarifen einen Rechnungszins von 1,00% verwenden dürfen, wodurch höhere Garantien möglich werden. In den meisten Neugeschäftstarifen wird dieser Zins von 1,00% als Garantiezins genutzt. Dadurch können auch bestimmte Tarife wieder angeboten werden, die übergangsweise eingestellt werden mussten, da die erforderlichen Garantien zuvor nicht darstellbar waren, beispielsweise Riester-Tarife.

Anders als bei vergangenen Senkungen des Höchstrechnungszinses sind Versicherer jedoch nicht verpflichtet, die Erhöhung mitzugehen. Es kann, so MORGEN & MORGEN, auch Tarife geben, bei denen weiterhin niedrigere Rechnungszinsen verwendet werden. Dies kommt vereinzelt im Bereich der Biometrie-Produkte vor. In der Altersvorsorge hingegen steht das Ziel im Vordergrund, den Kunden möglichst hohe Garantien zu bieten.

Langfristig gesehen sind die gestiegenen Zinsen ein gutes Zeichen für Versicherungsnehmer, erläutert das Analysehaus. Der Kapitalmarkt biete bessere Möglichkeiten für die Neu- und Wiederanlage, wodurch eine höhere laufende Verzinsung der Kapitalanlagen erzielt werden könne. Gleichzeitig sinke die Garantiebelastung der Versicherer, da die Zuführungen zur Zinszusatzreserve nicht mehr erforderlich seien. Das schrittweise Abschmelzen dieser Reserve führe zudem zu zusätzlichen Erträgen, was mehr Spielraum für eine langfristig höhere Überschussbeteiligung schaffe.

Ob und in welchem Umfang Versicherer ihre Überschussbeteiligungen sowie die Rechnungszinsen im Neugeschäft anpassen, hänge jedoch von verschiedenen individuellen Faktoren wie der Garantiebelastung des Bestandes, der Struktur der Kapitalanlage und der Geschäftspolitik des Versicherers ab. „Die Festlegung der Überschussbeteiligung ist eine sehr individuelle Entscheidung. Derzeit beobachten wir einen stabilen Markt, der Versicherte an der positiven Entwicklung teilhaben lässt und wieder attraktive Produkte ermöglicht“, fasst Thorsten Saal die Untersuchung zusammen. (mki)

 

„Makler erwarten zu Recht passgenaue Infrastrukturen“

Der Provinzial Konzern hat sich mit dem Launch der Marke HFK1676 prominenter im Maklermarkt positioniert. Mit AssCompact spricht Nina Schmal über die Hintergründe der neuen Marke, wo die Reise hinführen soll und welche Schwerpunkte im ersten Geschäftsjahr gesetzt werden sollen.

Interview mit Nina Schmal, Vorständin Kundenmanagement und neue Geschäftsmodelle bei der Provinzial
Frau Schmal, im Oktober 2024 hat der Provinzial Konzern mit HFK1676 eine neue Maklermarke gelauncht. Welche Botschaft wollen Sie mit dem Markennamen senden?

Die Marke vereint Tradition und Moderne: die Tradition des ältesten aktiven Versicherers der Welt, der Hamburger Feuerkasse, welche ihren Ursprung im Jahr 1676 hat, und das technologische Know-how des Digitalversicherers andsafe. Zudem haben wir bereits langjährige Erfahrung in der Servicierung von Maklern.

Warum hat sich der Konzern zu diesem Schritt entschlossen? Welche Lücke wollen Sie damit auf dem Markt schließen?

Die grundsätzliche Konsolidierung und insbesondere die Relevanz von Pools, Verbünden und Plattformen nimmt im Maklermarkt kontinuierlich zu – vor allem im standardisierten Privat- und Gewerbekundensegment. Auf diesen Plattformen war die Provinzial mit ihren Regionalversicherern bisher nicht vollumfänglich vertreten. Mit der neuen Maklermarke HFK1676 haben wir hierfür wichtige Weichen gestellt.

Wollen Sie mit HFK1676 eine bestimmte Gruppe von Vermittlern ansprechen?

Da sich unser Angebot vor allem, wie eingangs erwähnt, auf Pools, Verbünde und Plattformen fokussiert, sprechen wir mit HFK1676 vor allem Makler an, die ihr Geschäft mindestens in Teilen über diese Plattformen platzieren. Uns ist jedoch die Direktanbindung der Einzelvermittler ebenso recht. Das heißt, Makler können sich entsprechend ihrer Präferenz für die Direktanbindung oder für den Weg über die Plattformen entscheiden.

Warum sollten sich Makler an die neue Marke binden?

Wir sind als Provinzial Konzern bereits heute eine relevante Größe im Maklerkanal. Dies aber überwiegend in den nichtstandardisierten Segmenten jenseits von Privat und Gewerbe. Mit HFK1676 schließen wir somit eine Lücke, um dem Makler segmentgerechte bzw. -spezifische Antworten zu geben. Der Makler erwartet zu Recht passgenaue Infrastrukturen je Kundensegment. Hierauf reagieren wir mit HFK1676.

Womit kann die HFK1676 im Bereich Maklerservice punkten?

Unser Ziel ist, vor allem in drei Bereichen zu Punkten: Produktqualität, Serviceexzellenz und technologischer Vorsprung. Mit Ersterem wollen wir das Haftungsrisiko des Maklers auf ein Minimum reduzieren und zugleich Bestnoten bei etablierten Ratingagenturen erzielen. Die Top-Produkte ergänzen wir um die Serviceleistungen des „Kompetenzzentrums Makler“ der Provinzial, welches den Maklern und Partnern persön­lichen Service über die Maklerbetreuerinnen und -betreuer sowie einen Maklerservice bietet. Die Technologie ist die Basis des Ganzen. Den wachsenden Herausforderungen, denen sich insbesondere kleinere Makler gegenübersehen, begegnen wir mit einfachen Prozessen, die einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Dazu passend können sich Makler über unsere Website hfk1676.de mit wenigen Klicks anbinden und unmittelbar über unsere Antragsstrecken im Maklerportal Geschäft platzieren.

Und wie sieht es im Bereich Digitalisierung und KI aus? Wie sieht ihre digitale Antragsstrecke aus und in welchem Ausmaß nutzen Sie Dunkelverarbeitung?

Beides spielt für uns eine zentrale Rolle. Heute ist für den Makler vor allem der hohe Grad der Dunkelverarbeitung in der Anbindung und nach Antragseinreichung spürbar. In beiden Fällen erreichen wir eine Dunkelverarbeitung von nahezu 100%. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit Anwendungsfällen im Kontext KI, die unseren Partnern und Kunden zugutekommen. Derzeit profitieren primär unsere Mitarbeitenden von KI, um die eigene Effizienz zu steigern, so beispielsweise bei der Code-Generierung in der Softwareentwicklung.

Mit welchen Produkten startet die Marke zunächst in den Vertrieb?

Gestartet sind wir mit den Produkten Privathaftpflicht- und Hausratversicherung.

Sind perspektivisch Ausweitungen der Produktpalette geplant? Vielleicht sogar in andere Sparten?

Ein klares Ja! Wir planen ein umfangreiches Angebot im standardisierten Privat- und Gewerbekundensegment über alle Kompositsparten hinweg.

Werden Makler in die Produktentwicklung mit einbezogen und wenn ja, wie?

Auch hier ein klares Ja! Das Feedback aus dem Markt ist für uns ein wesentlicher Bestandteil – nicht nur in der Produktentwicklung. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, aus Sicht des Maklers zu denken. Dafür ist es essenziell, direktes Feedback zu erhalten. Das schaffen wir zum einen durch die Nähe in der alltäglichen Zusammenarbeit. Zum anderen arbeiten wir seit Beginn der Reise von HFK1676 mit einer Gruppe von Maklern zusammen, die wir regelmäßig in die Produktentwicklung, aber auch in die Weiterentwicklung von Prozessen und Portalen einbeziehen. Jedes Feedback ist an dieser Stelle wertvoll!

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2025 und in unserem ePaper.

Bild: © Provinzial

 

Naturkatastrophen und Extremwetter: So hoch waren die Schäden 2024

Sowohl der GDV als auch der Rückversicherer Munich Re haben jüngst ihre Reports zu den Schäden veröffentlicht, die 2024 durch Naturgefahren entstanden sind. Klar ist, dass die Schäden enorm hoch geblieben sind, oder anders gesagt: Der Klimawandel zeigt Krallen. Das sind die wichtigsten Zahlen.

Extremwetter, Hurrikans, Hochwasser und andere Naturkatastrophen – wenngleich manche die Augen davor verschließen (was für das Gemüt manchmal vielleicht auch gesünder ist), dominieren derartige Ereignisse immer wieder die Nachrichten. So auch aktuell durch die schweren Waldbrände um Los Angeles in Kalifornien, bei denen Existenzen in schwerste Mitleidenschaft gezogen werden.

Dass solche Naturgefahren immer öfter „ihre Krallen zeigen“, bestätigen auch die jüngst veröffentlichten Naturgefahrenreports des Rückversicherers Munich Re und des Gessamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV), die aufschlüsseln, wie hoch die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden im Jahr 2024 waren und wodurch genau die Schäden verursacht wurden – in Deutschland wie auch weltweit.

Insgesamt hohe Schadenbilanz durch Wetterextreme in Deutschland

Wie der GDV mitteilt, haben 2024 Sturm, Hagel und Überschwemmungen etwas weniger Schäden verursacht als im Vorjahr, es gebe allerdings Unterschiede bei den Sacharten. Die vorläufigen Zahlen würden zeigen, dass die versicherten Schäden zwar um 100 Mio. Euro auf 5,5 Mrd. Euro zurückgegangen sind, die Schadenbilanz jedoch insgesamt hoch bleibe, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Gerade bei Elementarschäden wie bspw. durch Überschwemmungen liegen die Zahlen weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

In der Sachversicherung wurden 2024 versicherte Schäden von insgesamt 4,5 Mrd. Euro verzeichnet, so der GDV. Davon entfallen 2 Mrd. Euro für Schäden durch Sturm und Hagel und 2,5 Mrd. Euro auf Schäden durch weitere Naturgefahren wie Überschwemmungen aufgrund von Starkregen. Mit Leistungen von gut 1 Mrd. Euro fällt die Bilanz für die Kraftfahrtversicherer 2024 leicht unterdurchschnittlich aus. Der langjährige Durchschnitt liege hier bei 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro

Hochwasser im Mai und Juni mit den höchsten Schäden

Große Schäden durch Winter- und Herbststürme seien im Jahr 2024 zwar ausgeblieben, dafür aber hätten die Hochwasser im Mai und Juni erhebliche Überschwemmungsschäden verursacht. Insbesondere im Saarland und Rheinland-Pfalz seien über Pfingsten versicherte Schäden in Höhe von rund 200 Mio. Euro entstanden. Das Juni-Hochwasser traf vor allem Bayern und Baden-Württemberg. Insgesamt zahlten die Sach- und Kraftfahrtversicherer 2 Mrd. Euro dafür.

So hoch waren die Schäden weltweit

Der Naturgefahrenreport des Rückversicherers Munich Re gibt seinerseits einen weltweiten Überblick über die durch Naturgefahren entstandenen Schäden. Diese lagen 2024 bei 320 Mrd. US-Dollar (2023 inflationsbereinigt: 268 Mrd. US-Dollar), etwa 140 Mrd. US-Dollar waren davon versichert. Die Gesamtschäden und noch stärker die versicherten Schäden liegen laut Munich Re erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen 10 und 30 Jahre (Gesamtschäden: 236 bzw. 181 Mrd. US-Dollar, versichert davon: 94 bzw. 61 Mrd. US-Dollar). Gemessen an den versicherten Schäden war es das drittteuerste Jahr, bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf Rang 5 der Kostenskala seit 1980.

Wetterkatastrophen verursachten 93% der versicherten Schäden des Jahres. Etwa 11.000 Menschen kamen 2024 durch Naturkatastrophen ums Leben – deutlich weniger als im Durchschnitt früherer Jahre. Die Schäden durch sogenannte Non-Peak Perils wie Hochwasser, Schwergewitter oder Waldbrände waren erneut sehr hoch. Sie verursachten Gesamtschäden von 136 Mrd. US-Dollar, wovon etwa 67 Mrd. US-Dollar versichert waren. Damit lagen sie zwar etwas unter den Werten des Vorjahres (143 Mrd. US-Dollar davon versicherte Schäden im Rekordwert von 82 Mrd. US-Dollar), aber deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn Jahre (inflationsbereinigt 110 Mrd. US-Dollar bzw. 48 Mrd. US-Dollar). Auffällig, so die Munich Re, ist, dass bei langfristiger Betrachtung die Non-Peak Perils den Trend zu steigenden Schäden befeuern, während die Spitzenrisiken wie tropische Wirbelstürme oder Erdbeben für schwankende Schadenhöhen sorgen.

Tropische Wirbelstürme steuerten allein 135 Mrd. US-Dollar zu den Gesamtschäden und 52 Mrd. US-Dollar zu den versicherten Schäden bei. Der Löwenanteil davon entfiel auf starke Hurrikane in den USA (105 Mrd. US-Dollar, davon waren 47 Mrd. US-Dollar versichert).

Hier entstanden die höchsten Schäden

Die höchsten Schäden verursachte der Doppelschlag im September/Oktober mit den beiden Hurrikanen Helene und Milton. Den größten volkswirtschaftlichen Schaden aus Naturkatastrophen im Jahr 2024 hinterließ Helene mit 56 Mrd. US-Dollar, davon entfielen 16 Mrd. US-Dollar auf Versicherer. Für Schäden sorgte nicht nur die hohe Windgeschwindigkeit von 225 km/h, sondern auch die im weiteren Zug des Sturms verursachten Schäden durch Starkregen und Sturzfluten in North Carolina und Georgia. Den höchsten Schaden für Versicherer verursachte Hurrikan Milton mit 25 Mrd. US-Dollar.

Die drittteuerste Naturkatastrophe des Jahres gemessen an den Gesamtschäden war ein Erdbeben in Japan am Neujahrstag 2024, als mit einer Magnitude von 7,5 die japanische Westküste nahe der weniger stark besiedelten Noto-Halbinsel erschüttert wurde. Geschätzt betrug der Gesamtschaden rund 15 Mrd. US-Dollar, der versicherte Schaden rund 2,5 Mrd. US-Dollar. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben.

Prävention und Klimawandel

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen weist in der Mitteilung zum Naturgefahrenreport erneut darauf hin, dass Hochwasserschutz und intakte Dämme und Deiche angesichts der Hochwasserschäden enorm wichtig seien. Die Versicherer fordern, Prävention und Klimafolgenanpassung endlich weiter in den Vordergrund zu rücken, um den zunehmenden Schäden durch Wetterextreme entgegenzuwirken. „Damit Schäden versicherbar bleiben, müssen effektive und nachhaltig wirksame Präventionsmaßnahmen umgesetzt werden“, so Asmussen. Eine Pflichtversicherung allein könne dieses Problem nicht lösen.

Munich Re rückt in seinem Fazit den Klimawandel deutlich in den Fokus und in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich derartige Naturkatastrophen in Zukunft immer mehr ereignen würden. „Der Einfluss des Klimawandels auf Wetterkatastrophen ist von der Forschung vielfach belegt: In vielen Regionen werden Schwergewitter und Starkniederschläge häufiger und extremer. Tropische Wirbelstürme nehmen tendenziell zwar nicht in der Anzahl zu, aber der Anteil extremer Wirbelstürme wächst. Sie wiederum verstärken sich bei ihrer Entwicklung sehr rasch und haben extreme Niederschläge im Gepäck.“ Studien würden belegen, dass bspw. die Hurrikane Helene und Milton deutlich stärker ausfielen und viel extremere Regenfälle mitbrachten als in einer hypothetischen Welt ohne Klimawandel. (mki)

 

„Schadenfall ist der Moment der Wahrheit für jede Versicherung“

Die VHV Allgemeine Versicherung sieht sich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert wie viele andere Versicherer: ein deutlicher Kostenanstieg in der Kfz-Versicherung, zunehmende Schäden durch Elementarereignisse und die noch nicht abgeschlossene Digitalisierung. Wie reagiert das Unternehmen?

Interview mit Dr. Angelo O. Rohlfs, Vorstand Vertrieb und Marketing der VHV Allgemeine Versicherung AG
Herr Dr. Rohlfs, die diesjährige Kfz-Wechselsaison steht ins Haus. Wie sehr beschäftigt das die VHV?

Die VHV Allgemeine ist einer der größten Kfz-Versicherer und im Maklermarkt bekannt und beliebt. Neben dem Baugeschäft ist die Kfz-Versicherung einer unserer Kernmärkte. Somit stehen die letzten Monate eines jeden Jahres natürlich besonders im Zeichen des Jahreswechselgeschäfts.

Wie läuft es aktuell bei der VHV im Kfz-Geschäft? Hat sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahr ver­größert? Verringert?

Der Kfz-Versicherungsmarkt stand aufgrund von durch Schaden­inflation getriebenen Prämiensteigerungen in den letzten Jahren sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich unter Druck. Diese Entwicklungen gehen an uns als VHV nicht vorbei. Jedoch ist es uns trotz der Herausforderungen gelungen, 2023 die Zahl der Verträge um 0,7% auf rund acht Millionen zu steigern. Auf einem vergleichbaren Niveau befinden wir uns aktuell für 2024. Zum Vergleich: 2022 hatten wir 7,97 Millionen Verträge. Mit Blick auf das kommende Jahreswechselgeschäft lässt sich sagen: Auch dieses Jahr wird es von den aktuellen Rahmenbedingungen, wie den Inflationsfolgen, geprägt sein.

Viele Versicherer versuchen aktuell, mit verschiedenen Maßnahmen im Kfz-Geschäft wieder auf einen grünen Zweig zu kommen, etwa mit dramatischen Beitragssteigerungen oder Bereinigung ihrer Bestände. Auch die VHV hat während ihrer Bilanzpressekonferenz gesagt, dass sie an „ihrer Profitabilität arbeiten“ muss. Was bedeutet das konkret?

Die Kraftfahrtversicherung ist momentan marktweit nicht profitabel, und auch wir haben in dieser Hinsicht noch einiges zu tun. Konkret bedeutet das, dass wir dem Kostenanstieg entgegenwirken müssen. Das tun wir zum einen durch ein aktives Schadenmanagement. So arbeiten wir unter anderem kontinuierlich an unseren Schadenprozessen, die wir weiter konsequent automatisieren und digitalisieren, beispielsweise durch das automatische Auslesen von Daten und digitale Begutachtungs- und Meldeprozesse.

Zum anderen haben wir, wie alle Versicherer, im vergangenen Jahr die Prämien im Neugeschäft sukzessive erhöht. Auch im Bestand wurde das Prämienniveau risikogerecht angepasst. Mit einer Schaden-Kosten-Quote von 106,2% schnitt die VHV Allgemeine im Vergleich zum Markt – hier lag die Schaden-Kosten-Quote bei 110% – im vergangenen Jahr besser ab. Eine Quote von über 100% ist aber nicht nachhaltig wirtschaftlich. Weitere Prämienanpassungen im Neugeschäft und Bestand sind daher auch im Sinne unserer Versichertengemeinschaft unumgänglich. Nicht zuletzt, weil wir auch weiterhin eine erhöhte Schadeninflationsrate deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate beobachten. Unser grundsätzliches Zeichnungsverhalten ändern wir deshalb aber nicht.

Ist Kfz für Versicherer im Allgemeinen noch ein profitables Geschäft?

Der Kraftfahrtversicherungsmarkt ist seit jeher sehr wettbewerbsintensiv. Auch in der aktuellen Situation bleibt es für alle Marktteilnehmer weiterhin ein hochkompetitiver und intensiver Wettbewerb um jeden einzelnen Kunden. Wir sind der Überzeugung, dass für das erfolgreiche Bestehen in diesem herausfordernden Umfeld ein hoher Grad der Spezialisierung erforderlich ist. Wir als VHV Allgemeine sind dabei gut aufgestellt mit unserem Fokus auf den Maklervertrieb, der soliden Kostenstruktur und unserer Expertise im Schadenmanagement.

In der Gunst der Makler steht die VHV im Bereich Kfz laut der AssCompact Studie ganz oben. Was tun Sie dafür, dass es so bleibt?

Per DNA sind wir in den Sparten Kfz, Sach, Haftpflicht und Unfall – privat sowie gewerblich – ein Maklerversicherer. Um diesem Versprechen gerecht zu werden, haben wir unser Ohr am Vermittlermarkt. Wir gehen in den regelmäßigen Dialog, nicht nur auf Fachmessen wie der DKM, sondern auch beispielsweise durch Roundtables, mit dem Ziel, schnellstmöglich auf neue Anforderungen der Vermittlerinnen und Vermittler zu reagieren. Durch unsere technologischen Möglichkeiten bieten wir ihnen viele Services, die stetig verbessert und ausgebaut werden. Erst wenn sie und die Kundinnen und Kunden zufrieden sind, sind auch wir zufrieden. Auszeichnungen wie die AssCompact Awards dienen uns dabei als ständiger Feedback-Kanal, um unser Servicelevel auch zukünftig zu halten und auszubauen.

Vor allem beim Thema Dauer der Schadenbearbeitung im Bereich Kfz gab es von Maklern in den vergangenen Jahren branchenweit Kritik. Wie geht die VHV das Thema an?

Der Schadenfall ist tatsächlich der Moment der Wahrheit für jede Versicherung. Hier entscheidet sich, ob ein Kunde das Unternehmen als verlässlichen Partner wahrnimmt oder nicht. Lange Bearbeitungszeiten bei Kfz-Schadenfällen haben jedoch verschiedene Ursachen. Häufig ist eine komplexe Schadenbewertung notwendig. Hinzu kommen Engpässe in der Werkstattkapazität sowie Verzögerungen durch die Kommunikation zwischen Versicherer, Werkstatt und Kunde.

Eine weitere Hürde entsteht durch die noch nicht vollumfänglich abgeschlossene Digitalisierung. In unseren traditionellen Systemen müssen viele Schritte noch manuell bearbeitet werden. Je weiter unsere umfassende Transformation der digitalen Plattformen fortschreitet, desto besser schaffen wir es, alle beteiligten Parteien zu vernetzen und so die Bearbeitungszeiten signifikant zu verkürzen.

Zuletzt führen die zunehmenden Extremwetterereignisse zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen. So war beispielsweise 2023 ein äußerst hagelintensives Jahr.

Das Thema Elementarschäden ist auch im laufenden Jahr aufgrund von sich häufenden Extremwetterereignissen sehr präsent. Welche Bedeutung spielen diese beim Gesamtergebnis in der Kfz-Sparte und gibt es Möglichkeiten, Schäden zu reduzieren?

Durch die zunehmenden Extremwetterereignisse stehen wir in der Kfz-Versicherung immer öfter vor der Herausforderung von Kumulschadenereignissen, beispielsweise in Form von Hagelschäden. Um unseren Kunden einen schnellen Schadenservice vor Ort zu bieten, haben wir bei der VHV ein innovatives Kumulschadenmanangement aufgesetzt. Dazu zählen wir schnelle Sammelbesichtigungen mit digitaler Selbstterminierung und einem professionellen Auftritt unserer Schadenexperten, begleitet durch digitale Prozesse und Kommunikation im Besichtigungsprozess. Außerdem setzen wir seit 2023 auf modernste KI-basierte Technik und haben einen der besten Hagelscanner zur digitalen Erkennung von Hagelschäden im Einsatz. Dieses umfassende Kumulschadenkonzept hilft uns, deutlich schlanker und effizienter Elementarschäden zu bearbeiten.

Um weiter bei Elementarschäden zu bleiben: Die VHV versichert Überschwemmungen und Rückstau in der Elementarversicherung unabhängig von der ZÜRS-Zone, in der die Gebäude liegen. Was sind die Beweggründe dafür?

Das ist nur bedingt richtig. Die Wohngebäudeversicherung der VHV umfasst die Gefahren Feuer, Leitungswasser sowie Sturm/Hagel. Optional können weitere Elementargefahren versichert werden. Dafür bieten wir zwei Varianten an: Elementar I und II. Der Zusatzbaustein Elementar I beinhaltet Überschwemmungen durch Witterungsniederschläge und Rückstau, Erdsenkung, Erdrutsch, Vulkanausbruch, Schneedruck und Lawinen. Dieser Schutz gilt unabhängig von der ZÜRS-Zone, allerdings zählen Überschwemmung durch Ausuferung von Oberflächengewässern nicht dazu. Dieser Schutz ist erst mit dem zweiten Baustein, Elementar II, gewährleistet, der sich nach den ZÜRS-Zonen richtet. In besonders exponierten Lagen versichern wir nicht mit Elementar II.

Mehrere Versicherer bieten zu jeder Wohngebäudeversicherung immer Elementarabsicherung an, die Versicherungsnehmer dann abwählen können. Wie hält es die VHV? Nutzen Sie ebenfalls den Opt-out?

Eine systemseitige Vorauswahl nehmen wir nicht vor. Wir geben stattdessen unseren Vertriebspartnerinnen und -partnern umfangreiche Informationen zu den Elementarbausteinen an die Hand, die sie ihren Kunden nach den individuellen Absicherungsbedürfnissen anbieten können.

Was halten Sie von der Elementarpflichtversicherung?

Wie wir sehen, nehmen extreme Wetterereignisse stark zu. Daher bleiben Versicherungsprodukte weiterhin notwendig, jedoch nicht ohne eine verstärkte Aufklärung und Investition in Präventionsmaßnahmen. Beteiligte müssen vorab handlungsfähig gemacht werden, um Schadenereignissen bestmöglich vorzubeugen. Daher stimmen wir mit dem GDV überein, dass bei der Diskussion um eine Pflichtversicherung das Thema Gefahrenprävention durch Elementarrisiken in den Vordergrund gerückt werden sollte.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 10/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Dr. Angelo O. Rohlfs, VHV

 
Ein Interview mit
Dr. Angelo O. Rohlfs

Elementarversicherung: Pflicht oder freie Wahl?

Mit dem Klimawandel nehmen auch die Extremwetterereignisse zu. Das Bewusstsein um die Notwendigkeit einer Elementarversicherung ist aber noch nicht flächendeckend verbreitet. Daran hat auch die Debatte um eine Versicherungspflicht nichts geändert. Umso mehr braucht es eine risikoadäquate Beratung.

Ein Artikel von Halime Koppius, Vorstand der degenia AG

Die Forderung nach einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung ist keineswegs neu. Bereits 2002, nach dem sogenannten Jahrhunderthochwasser in Ostdeutschland, wurden erste Rufe nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden laut. Ähnliche Forderungen wurden nach den großen Schadenereignissen im Sommer 2021, Weihnachten 2023 und Juni 2024 erhoben, wobei die Häufung solcher Ereignisse in den letzten Jahren nicht mehr zu leugnen ist.

Im Jahr 2002 lag die Quote der Elementarschadenversicherungen bei Eigenheimbesitzern noch bei 32%. Laut GDV stieg dieser Wert bis 2024 auf 54%. Spitzenreiter ist Baden-­Württemberg mit einer Absicherungsquote von 94%, während Bremen mit nur 33% das Schlusslicht bildet – hier ist nur jedes dritte Haus gegen Elementarschäden versichert.

Angesichts einer laut GDV möglichen Absicherungsquote von 99% aller Häuser zeigt sich regional ein erhebliches Delta zwischen der tatsächlichen und der möglichen Versicherungsquote.

Realität des Vermittlers vor Ort

Ein häufiger Einwand in der Kundenberatung lautet: „Hier gab es noch nie Hochwasser oder Stark­regen!“ Auch wenn dies in vielen Regionen Deutschlands tatsächlich noch nie oder vor sehr langer Zeit passiert ist, haben die Unwetterereignisse der letzten Jahrzehnte, insbesondere der letzten drei bis vier Jahre, gezeigt, dass selbst städtische oder höher gelegene Gebiete nicht vor Schäden sicher sind. Eine zu 100% genaue Vorhersage solcher lokalen Ereignisse ist trotz aller technischen Fortschritte bisher nicht möglich.

Lehren aus der Flutkatastrophe im Ahrtal

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat schmerzhaft und zugleich sehr leidvoll aufgezeigt, welches Schadenpotenzial die Unwetterereignisse unserer Zeit anrichten können. Diejenigen ohne Versicherung konnten oder wollten sich die hohen Prämien nicht leisten oder hatten schlichtweg keinen Zugang zu einer adäquaten Absicherung. Die Folge war nicht nur menschliches Leid, sondern auch der Verlust von Hab und Gut – welches über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Dadurch waren viele Betroffene ohne Versicherungsschutz auf staatliche Unterstützung angewiesen, welche die Solidargemeinschaft des Sozialstaats zu tragen hat.

Debatte um eine verpflichtende Elementarschadenversicherung

Angesichts dieser Realität kam erneut die Diskussion über eine verpflichtende Elementarschadenversicherung auf, verstärkt nach einem einstimmigen Bundesratsbeschluss im März 2023. Dieser forderte die Bundesregierung auf, entsprechende Maßnahmen zu prüfen, wurde jedoch Ende desselben Jahres vorerst zurückgestellt, nachdem Bundesjustizminister Marco Buschmann weitreichende Bedenken geäußert hatte. Die jüngsten Überflutungen in Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland führten zu weiteren Debatten, aber bisher ohne Einigung auf Länder- oder Bundesebene.

Aktueller Stand der Elementarversicherung in Deutschland

Eine verpflichtende Versicherung per Gesetz könnte eine umfassendere Lösung bieten, unterstützt durch die Versicherungswirtschaft, um in erster Linie für jedermann zugängliche Tarife anzubieten. Ein Teil der staatlichen Ausgaben für Betroffene könnte künftig in andere Bereiche investiert werden. Doch die Realität zeigt, dass eine solche Pflichtversicherung vorerst nicht kommen wird.

Vergleicht man die Bereitschaft zur Absicherung in verschiedenen Versicherungszweigen wie beispielsweise der Kfz-Versicherung, zeigt sich eine deutlich höhere Bereitschaft, für ein nicht existenzielles Risiko vorzusorgen. Für mehrere hundert Euro wird oft eine Voll- und/oder Teilkaskoversicherung abgeschlossen, um ein Auto im Wert von ein paar Tausend Euro abzusichern. Demgegenüber stehen bei der Gebäudeversicherung Werte, deren Verlust die jetzige und zukünftige Existenz der Kunden gefährden kann, insbesondere für junge Familien mit hoher Restschuld auf ihrem Eigenheim. Um einen bedarfsgerechten, zeitgemäßen Schutz zu gewährleisten und solchen Risiken vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken, ist es notwendig, den Versicherungsschutz der Gebäudeversicherung durch die Hinzunahme einer Elementardeckung zu vervollständigen.

Trotz der jüngsten Hochwasserereignisse scheint das Bewusstsein für das Thema Elementarversicherung noch nicht flächendeckend in Deutschland angekommen zu sein. Elementarabsicherung ist keineswegs eine Luxusabsicherung, sondern vielmehr eine Existenzabsicherung.

Verantwortung der Versicherungsvermittler

Für eine höhere Durchdringung der Elementarschadenversicherung bedarf es neben der Bereitschaft und des Verständnisses der Kunden auch einer risikoadäquaten Beratung durch Versicherungsvermittler. Angesichts des Klimawandels und der steigenden Extremwetterereignisse müssen sie Immobilienbesitzer proaktiv über die existenziellen Gefahren von Elementarschadenereignissen beraten. Diese können nicht nur den Kunden schützen, sondern auch zur positiven Kundenbindung beitragen – während falsche oder fehlende Beratung zu rechtlichen Konsequenzen für den Vermittler führen kann.

Fazit: Elementarversicherung ist Existenzabsicherung

Die klimatischen Veränderungen, einhergehend mit zunehmenden Extremwetterereignissen, stellen Kunden und Vermittler vor einen erhöhten Absicherungs- und Beratungsbedarf. Manche Kunden mögen sich bei der Entscheidung über den Abschluss oder die Notwendigkeit einer Elementarschadenversicherung schwertun. Die Nutzung von Schadenbeispielen und praktischen Tools wie dem „Hochwasser-Check“ auf www.dieversicherer.de können helfen, das Thema greifbarer zu machen und Kunden über ein für sie existenzielles Risiko hin zu beraten. So trägt jeder Vermittler seinen Teil dazu bei, dass mehr Menschen in Deutschland gegen die wachsenden Risiken des Klimawandels geschützt sind.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 09/2024 und in unserem ePaper.

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Ein Artikel von
Halime Koppius

Welche Versicherer Marktanteile gewonnen oder verloren haben

Die Allianz bleibt weiterhin unangefochtener Marktführer im deutschen Erstversicherungsmarkt. In den restlichen Top 10 gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer. Mit der Fusion von Gothaer und Barmenia könnte es weiter Bewegung im Markt geben.

Das Kölner Institut für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste (KIVI GmbH) hat seine aktuelle Auswertung zur Marktanteilsentwicklung im deutschen Erstversicherungsmarkt vorgelegt. In der Analyse werden Unternehmen mit einem Prämienumsatz von über 50 Mio. Euro jährlich untersucht. Insgesamt wurden die Zahlen von 265 Gesellschaften, darunter 149 Schaden- und Unfallversicherer, 80 Lebensversicherer und 36 Krankenversicherer, untersucht. Zusammen decken diese etwa 98% des deutschen Versicherungsmarktes ab, so KIVI. Der Beobachtungszeitraum ist das Jahr 2023.

Allianz bleibt mit deutlichem Abstand Marktführer

Wer hält also die größten Anteile im deutschen Versicherungsmarkt? Auf dem Spitzenplatz bleibt unangefochten die Allianz. Der Gesamtmarktanteil des Versicherungsriesen aus München beträgt 17,15%, ein Plus von 0,20 Prozentpunkten – die größte Zunahme im Markt. Zurückzuführen ist der Zuwachs insbesondere auf das Wachstum im Schaden- und Unfallgeschäft, wo der Marktanteil der Allianz um 0,39 Prozentpunkte stieg. Die Allianz Direkt allein verzeichnete ein Beitragsplus von 300 Mio. Euro.

Auf Rang 2 landet die R+V mit einem Anteil von 6,36, gefolgt von der Generali mit 6,17%. Auf dem 4. Platz liegt die ERGO (5,77%), vor der Debeka mit 5,35%.

Wer gewinnt und verliert Marktanteile?

Ihre Marktanteile ausbauen konnten neben der Allianz auch die HUK-Coburg und die AXA. Sie verzeichnen einen Zuwachs von 0,16 bzw. 0,08 Prozentpunkten.

Der größte Verlierer war die Versicherungskammer Bayern, die insgesamt 0,16 Prozentpunkte verlor. Auch die Debeka und R+V mussten einen Verlust hinnehmen, mit einem Minus von jeweils 0,15 Prozentpunkten.

Hier sei anzumerken, dass für die Analyse die Union Krankenversicherung und die Bayerische Beamtenkrankenkasse vollständig der Versicherungskammer Bayern zugerechnet wurden. „Die Versicherungskammer Bayern hält jedoch nur 70,11% der Anteile, während der Rest bei anderen öffentlich-rechtlichen Versicherern liegt, deren genaue Anteile nicht bekannt sind“, erklärt Reiner Will, Geschäftsführer der KIVI GmbH.

Das sind die Top 10 (Marktanteil in Klammern)
  • Allianz (17,15%)
  • R+V (6,36%)
  • Generali (6,17%)
  • ERGO (5,77%)
  • Debeka (5,35%)
  • AXA (4,91%)
  • Talanx (4,18%)
  • HUK Coburg (3,80%)
  • Versicherungskammer Bayern (3,60%)
  • Provinzial (2,70%)
Öffentlich-rechtliche Versicherer landen auf Platz 2

Betrachtet man alle öffentlich-rechtlichen Versicherer zusammen, belegt das Bündnis den 2. Platz mit einem Marktanteil von 9,70%. In der Grafik hat das Institut dieses Jahr auf die Darstellung der öffentlich-rechtlichen Versicherer verzichtet, um „aufzuzeigen, dass sich sowohl die Provinzial, als auch die Versicherungskammer Bayern, die zu diesem Konglomerat gehören, als Einzelunternehmen in die Top 10 einreihen“. Das teilt die KIVI GmbH auf Anfrage von AssCompact mit.

Allerdings mussten die öffentlich-rechtlichen Versicherer im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Verlust hinnehmen. Im Vorjahr betrug der Marktanteil noch 9,99%. Verantwortlich für den Rückgang ist insbesondere das Geschäft im Bereich Lebensversicherung. Hier verloren die öffentlich-rechtlichen Versicherer 1,06 Prozentpunkte und liegen nun bei einem Marktanteil von 7,97% (Vorjahr: 9,03%). „Die steigenden Zinsen wirken sich negativ auf das Einmalbeitragsgeschäft aus, das vor allem über die Sparkassen läuft, und beeinträchtigen das Wachstum der öffentlich-rechtlichen Versicherer“, kommentiert Will.

Barmenia-Gothaer wird nach Zusammenschluss in Top 10 rutschen

Der Zusammenschluss von Barmenia und Gothaer wird zudem weitere Bewegung in das Ranking bringen. Mit einem gemeinsamen Prämienvolumen von 7,62 Mrd. Euro – und damit einem Marktanteil von 3,21% – wird die Barmenia-Gothaer perspektivisch die Provinzial vom 10. Rang verdrängen. (js)

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